Malaria – Gezielte Angriffe auf den Erreger

fzm – In der Malariaforschung steht möglicherweise ein Durchbruch bevor. Seit vor fünf Jahren das Erbgut des Erregers entschlüsselt werden konnte, hat die Forschung große Fortschritte gemacht. Wir kennen jetzt seine biologischen Schwachstellen, schreibt ein Experte in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007). Mittelfristig könnten Impfstoffe oder Medikamente zur Verfügung stehen, die den Erreger gezielt bekämpfen.

Lange Zeit herrschte Pessimismus bei den Malariaforschern. Der Erreger, Einzeller von der Gattung Plasmodium, hatte sich im Verlauf der Evolution so gut an den Menschen angepasst, dass es kaum einen Ansatzpunkte für eine gezielte Therapie zu geben schien, berichtet Dr. rer. nat. Tim-Wolf Gilberger vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg: Plasmodien kennen eine Reihe von Tricks, um das menschliche Immunsystem zu umgehen. Dazu gehört auch die Vermehrung in den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Eine "ausgesprochen kluge Wahl", wie Dr. Gilberger findet: Denn die Erythrozyten haben keine Zellkerne. Sie können deshalb keine Signalproteine herstellen, um das Immunsystem zu warnen.

Die Entwicklung von Impfstoffen erschien deshalb aussichtslos. Dies hat sich geändert, sagt der Experte. Die Genforscher haben herausgefunden, dass die Eiweiße der Plasmodien sich zu 50 Prozent von denen des Menschen unterscheiden. Und jeder Unterschied biete im Prinzip einen Ansatzpunkt für eine Behandlung, die dem Erreger schadet, nicht aber dem Menschen.

Derzeit konzentriert sich die Forschung laut Dr. Gilberger auf die wenigen Sekunden, welche die Erreger benötigen, um in die Erythrozyten einzudringen. Dies geschieht in zwei Schritten. Im ersten bindet das Plasmodium an die Oberfläche des Erythrozyten. Dazu benötigt er Eiweiße, die vom Immunsystem erkannt werden können. Für Dr. Gilberger ein möglicher Ansatz für einen Impfstoff, der das Immunsystem auf diese Eiweiße aufmerksam machen könnte. Im zweiten Schritt muss der Erreger die enge Bindung zur Oberfläche des Erythrozyten wieder lösen, um in die Zelle eindringen zu können. Dazu bedient es sich spezieller Eiweiße, sogenannter Proteasen. Eine dieser Proteasen ist bekannt, schreibt Dr. Gilberger. Sie könnte durch ein Medikament gehemmt werden. Ähnlich wie bei HIV-Infektionen, wo Proteasehemmer heute zu den wirksamsten Medikamenten gehören.

Dr. Gilberger erwartet, dass es in den nächsten Jahren zur Entwicklung neuer Medikamente und wirksamer Impfstoffe kommt. Sie könnten für die Menschen in vielen Ländern der Tropen und Subtropen segensreich sein. Denn noch immer sterben jedes Jahr 1-5 Millionen Menschen an den Folgen des Wechselfiebers.
T. Spielmann, T.-W. Gilberger:
Neue Therapieansätze bei Malaria: molekulare Aspekte der Erythrozyteninvasion.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (45): S. 2383-2386