fzm – Eine Untersuchung im Kernspintomografen kann für Patienten mit Herzschrittmacher oder "Defis" lebensgefährlich sein. Die starken elektromagnetischen Felder können die Software der Geräte stören oder die Batterien schädigen, wie Experimente in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) zeigen. Die Mediziner warnen: Auch neuere Geräte sind nicht sicher.
Kernspintomografen erzeugen starke und schnell wechselnde Magnetfelder, was metallische Gegenstände erwärmt und in Bewegung versetzt. Berichte über Herzschrittmacher, die während der Untersuchung dem Körper einen Stoß versetzen, sind zwar übertrieben, so Dr. Peter Nordbeck von der Universität Würzburg. Eine starke Erwärmung sei jedoch möglich. In den Experimenten, die Nordbeck an menschlichen Phantomen aus Plexiglas durchführte, meldeten vier von acht Herzschrittmachern nach der Untersuchung einen Schaden in der Batterie. Die Geräte forderten einen Austausch, was beim Patienten mit einer Operation verbunden gewesen wäre. Bei drei Geräten kam es darüber hinaus zu einer Störung der Software. Die Geräte forderten einen Neustart ("Reset"). Beim Patienten könnte dies zu einem Ausfall oder auch zu einer Fehlprogrammierung führen, die Gesundheit und Leben der Patienten durchaus gefährden könnten, warnt Nordbeck.
Die Forscher testeten auch fünf "Defis", wie die implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) genannt werden. Sie versetzen dem Herzen im Notfall einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern) einen stärkeren Stromschlag. Erfolgt dieser zum falschen Zeitpunkt, kann ein "Defi" durchaus die Situation verschlimmern. Bei Nordbecks Experimenten traten bei keinem der fünf getesteten ICDs Fehler auf. Dies sei jedoch keine Garantie, dass die ICDs, wie überhaupt neuere Geräte, sicherer seien als ältere Herzschrittmacher, warnt der Mediziner. Es lägen Berichte von ICD-Störungen nach kernspintomografischen Aufnahmen vor. Bei Herzschrittmachern sei es sogar zu Todesfällen gekommen. Auch eine Umprogrammierungen auf den Wartungszustand ("V00-Modus") biete keine Sicherheit, glaubt Dr. Nordbeck. Es existiere derzeit kein nachweislich sicheres Schrittmacher- oder ICD-System, betont der Mediziner. Deshalb sollten die Träger auch nicht im Kernspintomografen untersucht werden. Ausnahmen sieht Nordbeck nur bei Patienten, bei denen eine Untersuchung unverzichtbar ist. Doch sollten auf jeden Fall Maßnahmen für den Notfall getroffen werden.
P. Nordbeck, W. R. Bauer:
Sicherheit von Herzschrittmachern und implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren im Magnetresonanztomographen.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (13): S. 624-628