Archiv der Kategorie: Ernährung Genussmittel

Bisphenol A: Tolerierbare Aufnahme drastisch reduziert

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) unterstützt die Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu Bisphenol A (BPA). Diese hatte im Januar 2015 ein neues Gutachten zur Bewertung der gesundheitlichen Risiken in Lebensmitteln und aus anderen Expositionsquellen veröffentlicht. BPA stelle bei der derzeitigen Verbraucherexposition für keine Altersgruppe ein Gesundheitsrisiko dar, so die EFSA. Das gelte auch für ungeborene Kinder, Kleinkinder und Jugendliche.

Bisphenol A (BPA) ist eine Chemikalie, die bei der Herstellung von Polycarbonat verwendet wird. Es wird zur Herstellung von Mehrweg-Getränkeflaschen, Geschirrteilen (Teller und Becher) sowie Vorratsbehältern eingesetzt. Rückstände von BPA finden sich auch in
Beschichtungen von Konserven- und Getränkedosen. BPA kann in geringen
Mengen in Lebensmittel und Getränke übergehen.

Die neuen Daten und differenziertere Methoden haben die Sachverständigen der EFSA
dazu veranlasst, den Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von BPA drastisch herabzusetzen – von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag auf 4 Mikrogramm. Soweit die Einschätzung nach „dem heutigen Stand der Wissenschaft“; auf Ergebnisse von Langzeitversuchen in den USA wird noch gewartet.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen von BPA auf Brustdrüse, das Fortpflanzungs-, das Stoffwechsel- und das Immunsystem sowie auf neurologische Verhaltensstörungen seien analysiert und bei der Berechnung des TDI-Werts berücksichtigt worden.

Der Einsatz von Bisphenol A wird seit vielen Jahren von verschiedenen Seiten heftig
kritisiert. Nach einigen nationalen Verboten hatte die Europäische Kommission 2011 die Verwendung von Bisphenol A bei der Herstellung von Babyflaschen und das Inverkehrbringen von Babyflaschen, die mit Bisphenol A hergestellt wurden, in den EU-Mitgliedsstaaten untersagt.

Bei vielen Produkten haben Hersteller freiwillig auf BPA-freie Produktion umgestellt. Das betrifft Trinkflaschen für Kinder und Sportler genauso wie die Beschichtungen von Konservendosen. Hier haben große Lebensmittelhersteller schon vor Jahren BPA-freie Beschichtungen bzw. Materialien angekündigt. Auch bei Thermopapieren für Kassenbons und Etiketten sind inzwischen diverse BPA-freie Varianten verfügbar.
Britta Klein aid

aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.

Joghurtdrinks für heiße Tage

Lassi, Ayran, Dugh, Joghurtdrinks besonders beliebt im Sommer

Joghurtdrinks wie Lassi, Ayran und Dugh sorgen an heißen Sommertagen
für Erfrischung. Frisch zubereitet schmecken die – für uns – exotischen
Getränke am besten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man die Zutaten
selbst bestimmen kann. Denn im Handel erhältliche fertige Joghurtdrinks
enthalten oft viel Zucker oder Süßstoffe: In 250 ml Lassi stecken zum
Beispiel bis zu 10 Stück Zucker.

Lassi kommt ursprünglich aus Indien und hat eine lange Geschichte. In früheren Zeiten wurde es den Göttern geopfert, denn Milchprodukte waren damals sehr wertvolle
Lebensmittel. Die Adeligen ließen Lassi am Hof als Erfrischung oder in einer süßen Variante zum Nachtisch reichen.

Ayran dagegen wird in der Türkei und in arabischen Ländern meist zu scharfen Speisen serviert. Das Getränk wird aus zwei Teilen natursaurem Vollmilchjoghurt von Schaf
oder Kuh und einem Teil Mineralwasser zubereitet. Mit einer Prise Salz wird
die Mischung mit dem Schneebesen oder einem Milchaufschäumer schaumig
geschlagen und mit Pfeffer und frischen Kräutern verfeinert. Besonders
gut passt Minze, aber auch Zitronenmelisse, Dill oder Basilikum, je nach
Vorliebe.

Lassi wird sehr ähnlich hergestellt, das Wasser kann jedoch durch fettarme Milch ersetzt werden. Dem süßen Lassi wird etwas Zucker oder Honig, Safran und ein Spritzer Zitronen- oder Limettensaft zugegeben. Hinzu kommen beispielsweise pürierte Beerenfrüchte, feine
Mango- oder Ananasstücke, Melone, Kokosmilch oder asiatische Gewürze. Der salzige Lassi wird mit Kreuzkümmel, Kardamom oder Ingwer abgeschmeckt.

Ein weiterer Exot ist Dugh, ein persisches Getränk aus Joghurt mit Molke und Mineralwasser. Es wird leicht gesalzen und gerne mit klein gehackter Minze, Dill, Petersilie oder Estragon verfeinert. Hinzu kommen Gewürze wie Muskat, Pfeffer oder Kardamom. Bei
der Verarbeitung sollten alle Zutaten kalt sein. An besonders heißen Tagen können Sie auch ein paar Eiswürfel ins Glas geben. Frisch zubereitet sollten Lassi, Ayran und Dugh innerhalb eines Tages getrunken werden. aid

aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.

Lakritze kann einen Krampf der Herzkranzgefäße auslösen

Süß, aber gefährlich: Lakritze kann einen Krampf der Herzkranzgefäße auslösen

fzm, Stuttgart, Mai 2015 – Der Verzehr einer
Tüte Lakritze hätte bei einer jungen Frau beinahe einen tödlichen
Herzinfarkt ausgelöst. Ärzte führen dies in der Fachzeitschrift „DMW
Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
2015) auf einen Krampf in den Herzkranzgefäßen zurück, ausgelöst durch
den in der Lakritze enthaltenen Süßstoff Glycyrrhizin.

Glycyrrhizin schmeckt 50 Mal süßer als Zucker, macht aber
nicht dick. Lakritzprodukte sind deshalb bei gewichtsbewussten Menschen
beliebt. Dass der vermehrte Verzehr schädlich sein kann, sei vielen
Menschen nicht bekannt, berichtet ein Team um Professor Ulrich Tebbe,
Chefarzt am Klinikum Lippe in Detmold. Bekannt sei, dass Lakritze den
Blutdruck erhöhen kann. Bei „Stark-Lakritze“, die mehr als 400 mg
Glycyrrhizin pro 100 Gramm enthält, müssen die Hersteller sogar einen
Warnhinweis auf der Verpackung anbringen. Das Bundesinstitut für
Risikobewertung empfiehlt den Verbrauchern, nicht mehr als 100 mg
Glycyrrhizin am Tag zu verzehren. Weniger bekannt ist laut Professor
Tebbe, dass Lakritze durch eine Verengung der Herzkranzgefäße eine akute
Durchblutungskrise im Herzmuskel auslösen kann.

Dies war bei einer 44-jährigen Frau der Fall, die innerhalb
von vier Monaten zweimal einen Herzanfall erlitt. Beide Male war es kurz
nach dem Aufwachen zu Luftnot und einem Vernichtungsschmerz im
Brustkorb gekommen, typischen Anzeichen eines Herzinfarkts. Die
Kardiologen führten beide Male eine Katheteruntersuchung der
Herzkranzarterien durch. Beide Male fanden sie keine Hinweise auf eine
Verengung oder einen Verschluss der Gefäße, die den Herzmuskel mit Blut
versorgen. Bei der zweiten Untersuchung konnten die Forscher jedoch
einen Krampf des Blutgefäßes nachweisen. Nach der Gabe von Nitroglycerin
in die Arterie weitete sich das Blutgefäß und die vorher beobachtete
Bewegungsstörung des Herzmuskels besserte sich. Die Kardiologen stellten
die Diagnose einer Prinzmetal-Angina, benannt nach dem amerikanischen
Kardiologen Myron Prinzmetal, der diese Sonderform der Angina pectoris,
der Herzenge, in den 1950er Jahren beschrieben hat.

Die blutdrucksteigernde Wirkung von Lakritze beruht auf der
Hemmung des Enzyms 11-Beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2, kurz
11-BHSD2. Im Körper ist es verantwortlich Cortisol zu Cortison
abzubauen. Wird es gehemmt, kommt es zu einem Anstieg von Cortisol. Das
wirkt in hoher Konzentration wie das Hormon Aldosteron, das in den
Nieren Natrium und Wasser zurückhält. Das Blutvolumen und damit der
Blutdruck steigen an. Laut Professor Tebbe ist das Enzym 11-BHSD2 auch
in der Wand von Blutgefäßen vorhanden, wo es an der Regulierung des
Gefäßdurchmessers beteiligt ist. In Tierexperimenten konnte gezeigt
werden, dass die Hemmung von 11-BHSD2 einen Gefäßkrampf auslösen kann.

Die 44-jährige Frau wurde mit der Diagnose einer
Prinzmetal-Angina nach Hause entlassen. Die Ärzte verordneten ihr ein
Blutdruckmedikament und rieten ihr dringend, auf den Verzehr von
Lakritze zu verzichten. Seitdem ist sie nach Angaben der Autoren
beschwerdefrei.

U. Tebbe et al.:
Prinzmetal-Angina nach Lakritz-Konsum
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2015; 140 (8); S. 590-592

Geruchscode von Lebensmitteln entschlüsselt

Was für ein Aroma!

Jedes Lebensmittel hat einen einzigartigen Geruch, der von 3 bis 40
Schlüsselaromen bestimmt wird. Das hat eine Untersuchung der
Technischen Universität München gezeigt. Die Wissenschaftler hatten gemeinsam mit
der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie anhand von über
100 Veröffentlichungen die Geruchsstoffmuster von 227 Lebensmittelproben
analysiert. Dazu gehörten unter anderem Fleischerzeugnisse, Fisch und
Meeresfrüchte, Backwaren, Obst und Gemüse, Kräuter, Schokolade, Kaffee,
Tee und alkoholische Getränke.

Der sensorische Eindruck eines Lebensmittels wird durch den Geschmack mit den Qualitäten süß, sauer, salzig, bitter und umami und eben durch den Geruch bestimmt. Mehr als 10.000 flüchtige Stoffe kommen in Nahrungsmitteln vor. Laut Studie
werden die verschiedenen Lebensmittelaromen überraschenderweise aber
nur von rund 230 Geruchsstoffen geprägt, was einem Anteil von drei Prozent
entspricht. Jedes Produkt hat einen individuellen Geruchscode, der sich
aus lediglich 3 bis 40 dieser Schlüsselsubstanzen zusammensetzt. Sie
liegen in verschiedenen Konzentrationen vor und bestimmen auf diese
Weise die unverwechselbare Duftnote. So beruht zum Beispiel der Duft
von Sauerrahmbutter auf nur 3 Schlüsselmolekülen. Bei Buttermilch sind es
4, bei frischen Erdbeeren 12, bei Bier 18, bei Kaffee 23 und bei Cognac 36
Verbindungen, erklären die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“.

Beim Verzehr wird der chemische Geruchscode „übersetzt“. Dafür werden die flüchtigen Substanzen von einem oder mehreren der 400 Geruchsrezeptoren in der Nase wahrgenommen und im Gehirn verarbeitet. Die Aromakomponenten addieren sich nicht
einfach, sondern bilden ein einzigartiges Duftmuster. Somit ist die Zahl der wahrnehmbaren Geruchsqualitäten nahezu unbegrenzt.

Bisher sind 42 Rezeptoren bekannt, die auf Lebensmittelaromen reagieren. Die
Studienergebnisse bieten interessante Möglichkeiten für die Züchtung von Nutzpflanzen und Früchten mit hoher sensorischer Qualität. In Zukunft könnten auch Geruchsnachrichten mit dem Smartphone verschickt werden, wenn die natürliche Nachbildung von Aromen mit zunehmender Präzision gelingt.

aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.

Lebensmittel kurzfristig lagern

Kühl lagern verzögert Verderb

Ein Haushalt ohne Kühlschrank ist bei uns kaum vorstellbar. Bei Temperaturen um 5°C verlangsamen sich der Zellstoffwechsel der Lebensmittel und das Wachstum der Mikroorganismen, so dass frische Nahrungsmittel nicht so schnell verderben.

Nach dem Einkauf kommt das Kühlgut am besten sofort in den Kühlschrank.
In abgedeckten oder verschlossenen Gefäßen, in Beuteln oder in Folie ist
es so vor dem Austrocknen, vor Farb-, Aroma- und Geschmacksveränderungen, Geruchsübertragung und Keimen geschützt. Für Obst und Gemüse sind – im Gemüsefach – luftdurchlässige Papiertüten oder gelochte Folienbeutel ideal. Warme Speisen müssen abgekühlt sein, bevor sie in den Kühlschrank gestellt werden, damit sich kein Kondenswasser bildet.

Die meisten Kühlgeräte arbeiten nach dem Kompressionsprinzip (=statische Kühlung). Dabei transportiert ein Kältemittel durch Änderung seines Aggregatzustands (gasförmig/flüssig) Wärme aus dem Kältegerät nach außen. Der Wärmeaustausch erfolgt, indem die Luft am Verdampfer, der zum Beispiel vollflächig in der Geräterückwand eingeschäumt ist, vorbeistreicht und einen Teil ihrer Wärme abgibt. Dabei kühlt sie sich
ab und sinkt entlang der Rückwand nach unten bis zur Glasplatte über dem Obst- und Gemüsefach. Die nachströmende kältere Luft bewirkt, dass sie an der Gerätevorderseite entlang als warme Luft wieder nach oben steigt. Es entsteht also eine natürliche Luftzirkulation. Ergo ist es unten nahe der Rückwand auf der Ablage über dem Ost- und Gemüsefach am kältesten.

In den Türfächern und auf der oberen Ablagefläche ist es deutlich wärmer. Wegen der Temperaturunterschiede im Innenraum können die Lebensmittel entsprechend ihrer Temperaturanforderungen einsortiert werden.

Käse und Backwaren vertragen etwas höhere Temperaturen und sind deshalb
auf der obersten Abstellfläche gut aufgehoben. Gleiches gilt für Milch und Milchprodukte, die zum Beispiel zusammen mit zubereiteten Speisen eine Etage darunter kommen. Auf der unteren Abstellfläche, meist einer Glasplatte über dem Obst- und Gemüsefach, ist der richtige Platz für die am meisten kühlbedürftigen Lebensmittel Fisch, Wurst und Fleisch.

Auf Höhe des Obst- und Gemüsefachs befindet sich in die Rückwand eingebaut in der Regel der Kompressor, so dass diese Fächer ihre Kälte nur von oben erhalten. Dort sind die Temperaturen etwas höher, weshalb Wurst, Fisch und Fleisch hier nichts verloren haben, sondern nur Obst und Gemüse zur kurzfristigen Aufbewahrung. Exotische Früchte und
Fruchtgemüse wie Auberginen, Zucchini, Paprika, Gurken und Tomaten aber auch Kartoffeln und Zwiebeln mögen lieber etwas wärmere Temperaturen. Sie lagern besser außerhalb des Kühlgeräts vorzugsweise in einem kühlen Kellerraum.

In den Türfächern ist es ebenfalls etwas wärmer als im übrigen Gerät. Getränke, Eier, Butter, Senf oder Ketchup sind typische Türsteher.

In Mehrzonengeräten können unterschiedliche Temperaturen eingestellt und so die Lagerbedingungen optimal an den Inhalt angepasst werden. Bei Geräten mit dynamischer Kühlung sorgt ein Ventilator dafür, dass im gesamten Innenraum nahezu eine gleichmäßige Temperatur herrscht. Aufgrund dessen dürften die Lebensmittel also beliebig eingeordnet werden. Dennoch empfiehlt es sich, eine ähnliche Ordnung wie bei Geräten
mit statischer Kühlung einzuhalten.

Auch aus hygienischen Gründen macht eine gezielte Ordnung im Kühlschrank Sinn: „Zubereitete Speisen oder Reste vom Vortag sollten über rohen Lebensmitteln lagern, um Kreuzkontaminationen durch Tropfsaft zu vermeiden“, sagt Harald Seitz, Ernährungswissenschaftler beim aid infodienst in Bonn. Außerdem empfiehlt es sich, gleiche oder gleichartige Lebensmittel gruppenweise immer an ein und denselben Platz
zu stellen. „Auf diese Weise hat man sie direkt im Blick und muss nicht lange herumsuchen und muss die Tür nicht so lange offen halten“, so Seitz. Und weil sich selbst bei Kühlschrank-Temperaturen bestimmte Mikroorganismen noch vermehren, sollte auch das Gerät etwa einmal monatlich gereinigt werden.

Seitz: „Am besten mit warmem Wasser und einem ph-neutrale  Allzweckreiniger. Scheuermittel oder säurehaltige Reiniger sind nicht empfehlenswert, weil sie den Kunststoff angreifen.“

Eva Neumann, Ute Gomm aid

aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.

EFSA braucht einen Neubeginn

EFSA braucht einen Neubeginn

Die Europäische Lebensmittelbehörde steht wegen enger Verbindungen zur Industrie in der Kritik

Brüssel/München, 11. Oktober 2011. Am 12. Oktober 2011 führt die europäische Lebensmittelbehörde EFSA in Brüssel einen Workshop zu den Themen Interessenkonflikte und wissenschaftliche Unabhängigkeit durch. Sie reagiert damit auf die Kritik an Verflechtungen der Behörde mit der Industrie. Teilnehmer sind unter anderem Mitglieder der EU-Kommission, der EU-Präsidentschaft, Experten der Mitgliedsländer und Nichtregierungsorganisationen wie Testbiotech und Corporate Europe Observatory.

Wissenschaftler, Mitglieder des Europäischen Parlamentes und andere Beobachter bezweifeln die Unabhängigkeit der EFSA seit einigen Jahren. Zahlreiche ihrer Experten und auch Mitglieder des Vorstands der EFSA haben enge Verbindungen zur Industrie oder zu Institutionen, die für die Industrie arbeiten. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass auch Personen, die für das International Life Sciences Institute (ILSI) tätig sind, für die EFSA arbeiten. ILSI wird unter anderem von Coca-Cola, Monsanto, Dow Chemical und Nestle gesponsert.

„Innerhalb der EFSA sind inzwischen mehr als ein Dutzend Experten bekannt, die unter anderem mit der Risikobewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen, Pestiziden und Lebensmittelzusatzstoffen betraut und gleichzeitig für ILSI tätig sind. Bisher hat die EFSA nichts unternommen, um ihre Gremien vor einer Beeinflussung durch diese Experten zu schützen“, sagt Nina Holland von Corporate Europe Observatory in Brüssel.

Interessenkonflikte gibt es auch auf höchster Ebene der Organisation: Etliche Mitglieder des Vorstands unterhalten enge Verbindungen zur Industrie und zu ILSI. Nichtregierungs­organisationen fordern jetzt gezielt die Interessen der Verbraucher sowie des Umwelt- und Tierschutzes zu stärken.

„Es gibt viel zu tun, um die Unabhängigkeit der EFSA zu sichern. In einem ersten Schritt sollten die Vertreter der Industrie den Vorstand verlassen. Stattdessen müssen Organisationen ohne einseitige wirtschaftliche Interessen mehr Gewicht erhalten. Außerdem muss in den Gremien aufgeräumt werden. Experten, die zum Beispiel auch für ILSI tätig sind, können bei der EFSA nicht für die Risikobewertung zuständig sein“, sagt Christoph Then von Testbiotech in München.

Trotz des Workshops sind allerdings in der nächsten Zeit keine grundlegenden Änderungen zu erwarten. Das zeigt der Entwurf eines Strategiepapiers, das die EFSA zur Vorbereitung des Workshops veröffentlicht hat. Darin spricht sie die Interessenkonflikte nur indirekt an und auch die großen Defizite in der unabhängigen Risikoforschung werden nicht thematisiert.

Energiesparen beim Essen

(aid) – Wer den Teller leer isst, dem wird schönes Wetter versprochen – wenn man einer alten Volksweisheit Glauben schenkt. Doch nun haben US-amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, dass ein leer gegessener Teller auch erheblich zur Einsparung von Energie beitragen kann. Eine aktuelle Studie, die in der Zeitschrift "Environmental Science and Technology" vorgestellt wurde, schätzte den Energiegehalt der Gesamtheit aller Essensreste ein, die in den USA im Müll landen. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass nicht leer gegessene Teller eine riesige Energieverschwendung sind, denn sie machten rund 2 Prozent des gesamten jährlichen Energieverbrauchs der USA aus.
1995 warfen die Konsumenten in den USA etwa 27 Prozent essbare Lebensmittel in den Müll. Berücksichtigt wurden in der Studie auch die Energie aus der landwirtschaftlichen Erzeugung der Lebensmittel, der Energieverbrauch für Transport und Verpackung, wie auch für Vertrieb, Lagerung und Zubereitung. Unterschieden nach den einzelnen Lebensmittelgruppen sei zwar die Erzeugung von Fleisch, Geflügel und Fisch am energieintensivsten, jedoch finde die größte Energieverschwendung in der Gruppe "Milchprodukte" und "Gemüse" statt. Dieser Effekt sei darauf zurück zu führen, dass in Relation zu den anderen Lebensmittelgruppen mehr Milchprodukte- und Gemüsereste in der Tonne landeten als das bei Fleisch, Fisch und Geflügel der Fall sei.
Die Wissenschaftler weisen in ihrer Studie darauf hin, dass in der Vermeidung von Essensabfällen ein viel höheres Energieeinspar- bzw. gewinnungspotenzial liege als in manchen anderen Maßnahmen – wie beispielsweise die Gewinnung von Ethanol aus Getreide oder die Gewinnung von Erdöl durch Tiefseebohrungen.
Friederike Heidenhof, www.aid.de

Verbesserung der Verbraucherinformation

Verbesserung der Verbraucherinformation
Wieder ein neues Gesetz
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(aid) – Werden Missstände in der Lebensmittelproduktion festgestellt, wie jüngst der Nachweis nichtdeklarierten Pferdefleischs in Lasagne, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis Rufe nach strengeren Gesetzen – und besseren Kontrollen – laut werden. Rekordverdächtig ist in diesem Zusammenhang eine aktuelle Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB).

Bereits Anfang März 2013, gut zwei Wochen nachdem der "Pferdefleisch-Skandal" auch Deutschland erreichte, meldete das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), den Verbraucher auch bei besonders schweren Verstößen gegen Täuschungsvorschriften aktiv über die Behörden informieren zu wollen. Gesetzliche Regelungen gab es bis dato nur zu Veröffentlichungspflichten über gesundheitsschädliche Lebensmittel sowie bestimmten anderen lebensmittelrechtlichen Verstößen, etwa Höchstmengenüberschreitungen. Auf seiner Sitzung am 22. März 2012 stimmte nun auch der Bundesrat diesem neuen Vorstoß der Regierung zu. In seiner Pressemeldung vom selben Tag weist er allerdings darauf hin, dass die gesetzlichen Vorschriften zur Information der Öffentlichkeit überarbeitet und in eine gesetzliche Gesamtkonzeption eingebunden werden sollten.

Damit spricht der Bundesrat ein großes Wort gelassen aus. Denn die mittlerweile zahlreichen Transparenzinstrumente für mehr Verbraucherschutz, die insbesondere in jüngster Zeit diskutiert und teils auch gesetzlich verankert wurden, bringen keineswegs den gewünschten Nutzen für den Markt.

Herausragendes Negativbeispiel sind etwa die behördlichen Pflichten gemäß § 40 Abs. 1a LFGB zur Veröffentlichung bestimmter lebensmittelrechtlicher Verstöße, die im September 2012 mit großen Vorschusslorbeeren als Gewinn für die Verbraucherinformation präsentiert wurden. Gut ein halbes Jahr später gibt es mehr als 20 verwaltungsgerichtliche Entscheidungen, die den überwiegenden Anteil der Veröffentlichung als rechtswidrig bewerten – nicht zuletzt, weil die Vorschrift als solche für eine einheitliche Anwendung zu unbestimmt ist. Baden-Württemberg und Bayern haben die behördlichen Veröffentlichungen nach § 40 Abs. 1a LFGB aus diesen Gründen vorerst ausgesetzt. Nicht unwahrscheinlich, dass andere Bundesländer diesem Vorstoß folgen werden.

Die Information des Verbrauchers liegt damit vorerst auf Eis. Dass Bund und Länder in Bezug auf die Einführung einer Art "Hygiene-Ampel" nach dänischem Vorbild auch nach Jahren keinen praktisch realisierbaren Kompromiss finden, ist ebenso wenig vertrauensfördernd. Doch zeigt gerade diese Diskussion, dass es in Bezug auf die amtliche Lebensmittelkontrolle noch an einer ganz anderen Stelle als auf Gesetzesebene hakt: Bei der Zahl der Kontrolleure – wie Martin Müller, Vorsitzender des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, zuletzt in der Süddeutschen Zeitung zum wiederholten Male bemängelte. Zwar stehe es in Deutschland vergleichsweise gut um die Lebensmittelsicherheit, eine Häufung von Betrugs- und Täuschungsvorfällen sei aber durchaus festzustellen. Ein Indiz, dass das Kontrollsystem so nicht richtig funktioniert, so Müller.
Dr. Christina Rempe, www.aid.de

Grünes Blattgemüse senkt Diabetes-Risiko

Antioxidantien und Magnesium als entscheidende Faktoren

Blumenkohl und Brokkoli: Deutlich reduziertes Diabetes-Risiko (Foto: hagir25/pixelio.de)
 
Leicester (pte/20.08.2010/11:00) – Grünes Blattgemüse kann das Risiko einer Diabetes-Erkrankung senken. Wissenschaftler der University of Leicester http://www2.le.ac.uk haben sechs Studien zu Obst und Gemüse ausgewertet. Es zeigte sich, dass nur Gemüse wie Spinat und Kraut deutlich positive Auswirkungen hat.

Diabetes-Risiko reduziert

Schon eineinhalb Portionen pro Tag reduzierten das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 14 Prozent, schreibt das Team um Melanie Davies im British Medical Journal. Die Wissenschaftler analysierten insgesamt die Daten von 220.000 Erwachsenen. Der Verzehr von mehr Obst und Gemüse bedeutete allerdings nicht grundsätzlich, dass sich das Diabetes-Risiko verringerte.

Ein allgemeiner Trend in diese Richtung besteht laut den Untersuchungen jedoch schon. Bei grünem Blattgemüse, dazu gehören auch Brokkoli und Blumenkohl, verringerte sich das Risiko deutlich. Die Wissenschaftler berechneten, dass eine tägliche Menge von 106 Gramm das Risiko um 14 Prozent senkte.

Reich an Antioxidantien

Derzeit ist laut BBC nicht erforscht, warum grünes Blattgemüse eine schützende Wirkung hat. Ein Grund könnte sein, dass sie reich an Antioxidantien wie Vitamin C sind. Eine weitere Theorie geht davon aus, dass das reichlich enthaltene Magnesium eine Rolle spielen könnte. Davies bestätigte, dass fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag immer noch wichtig seien. Die Menschen brauchten jedoch genauere Informationen.

Die Forscher planen nun eine weitere Studie mit Menschen, die über ein hohes Diabetes-Risiko verfügen, um herauszufinden, ob Gemüse wie Spinat und Grünkohl wirklich eine Auswirkung haben kann. 2008/09 ergab die National Diet Nutrition Survey http://www.food.gov.uk/science/dietarysurveys/ndnsdocuments/ndns0809year1, dass die Menschen in den letzten zehn Jahren zwar mehr Obst und Gemüse essen. Nur ein Drittel hält sich jedoch an die empfohlenen fünf Portionen pro Tag.

Cholesterinsenkende Lebensmittel

(aid) – Mehr als jeder zehnte europäische Verbraucher greift im Supermarkt zu cholesterinsenkenden Lebensmitteln, denen Pflanzensterine zugesetzt sind. Aber nur die Wenigsten verstehen die speziellen Warnhinweise auf der Verpackung solcher Produkte. So lautet das Fazit einer Bewertung aktueller Untersuchungen durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Die Daten aus Deutschland stammten größtenteils aus einer Gemeinschaftsstudie der Verbraucherzentralen und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), die bereits im Sommer 2007 veröffentlicht wurde.
Für die Kennzeichnung von Nahrungsmitteln mit Pflanzensterinzusatz wie Margarine, Jogurt oder Käse gibt es besondere Vorschriften. Die Auswertung hat jedoch gezeigt, dass viele Verbraucher die Empfehlungen auf dem Etikett nicht lesen, verstehen oder bewusst wahrnehmen. So wussten beispielsweise nur vier Prozent der deutschen Konsumenten, dass sie vorsorglich nicht mehr als drei Gramm Phytosterine täglich über die Spezial-Produkte aufnehmen sollen. Denn die Pflanzensterine senken nicht nur den Cholesterinspiegel, sondern auch die Aufnahme von wertvollen Carotinoiden aus der Nahrung. Aus dem gleichen Grund sind solche Lebensmittel für Kinder unter fünf Jahren, Schwangere und Stillende nicht geeignet. Zudem wussten nur vier Prozent der Befragten, dass sie die verringerte Aufnahme an Carotinoiden durch einen gesteigerten Obst- und Gemüseverzehr ausgleichen sollten.
Im Vergleich zu dem großen Unwissen, was bezüglich cholesterinsenkender Lebensmittel herrscht, ist ein übermäßiger Konsum von Phytosterinen bislang relativ selten: In Deutschland verzehrten vermutlich knapp über zwei Prozent der Befragten mehr als drei Gramm Pflanzensterine pro Tag. Auf der anderen Seite nehmen manche sogar weniger als die für einen positiven Effekt erforderlichen 1,5 Gramm täglich auf. Wenn das europaweite Angebot an cholesterinsenkenden Lebensmitteln aber steigt und die Verbraucher mehrere Produkte gleichzeitig verzehren, könnte sich dies laut EFSA in Zukunft ändern.
aid, Heike Kreutz
 
Weitere Informationen:
aid PresseInfo, Ausgabe Nr. 27/07 vom 04.07.2007
www.was-wir-essen.de, Rubrik Verbraucherschutz, Novelfood
aid-CD-ROM "Funktionelle Lebensmittel", Bestell-Nr. 61-3816 unter www.aid-medienshop.de