Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Klimaarchiv der Arktis geborgen

Köln, 28. Mai 2009. In den vergangenen sechs Monaten hat ein internationales Wissenschaftlerteam aus Russland, Deutschland, USA und Österreich ein Tiefbohrprogramm im äußersten Nordosten Russlands durchgeführt, um hunderte Meter Seesedimente, Impaktbrekzie und dauerhaft gefrorenen Boden zu bergen. Diese ermöglichen neue Einblicke in die Klimageschichte der Arktis, die Kraterbildung des Elgygytgynsees und in die Permafrostdynamik. Mit den ersten Ergebnissen der Bohrkampagne wurde Anfang Mai 2009 ein wichtiger Meilenstein erreicht. Die gewonnenen Bohrkerne werden in den nächsten zwei Jahren wesentliche offene Fragen der arktischen Erdgeschichte klären können.

Am äußersten Rand Nordostsibiriens, rund 900 Kilometer westlich der Beringstraße und 100 Kilometer nördlich des arktischen Polarkreises (67°30′ N, 172°05′ E) liegt der Elgygytgynsee, der vor 3,6 Mio. Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstand. Der See ist im Gegensatz zu den meisten anderen Gebieten dieser Breitengrade nie vergletschert gewesen ­ seine kontinuierlich am Grund des Sees abgelagerten Sedimente stellen somit ein unschätzbares Klimaarchiv der Arktis dar.

Internationale Wissenschaftler verschiedener Disziplinen haben sich zum Ziel gesetzt, dieses Archiv zu bergen. Nach einer Vorbereitungsdauer von elf Jahren begann Ende vergangenen Jahres eine groß angelegte Tiefbohrkampagne. Unter schwierigsten Bedingungen wurde an diesem abgelegenen Ort eine Infrastruktur für bis zu 40 Personen geschaffen ­ Unterkünfte, sanitäre Anlagen und Versorgungseinheiten.

“Bei Temperaturen bis zu -45°C benötigen Menschen und Technik ausreichend Energie, bspw. auch für die Lagerung der Bohrkerne bei konstanten positiven Temperaturen³, so Martin Melles von der Universität zu Köln, Projektleiter des El¹gygytgyn Drilling Projects auf deutscher Seite. Die für die Seebohrungen eingesetzte Bohrtechnik wiegt ca. 70 Tonnen, eine große Herausforderung für die sichere Positionierung auf dem Seeeis.

Ende vergangenen Jahres wurden zunächst mit Hilfe einer russischen Bohrfirma aus dem 260 Kilometer entfernten Pewek Permafrostbohrungen durchgeführt. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Trotz starker Schneestürme und tiefer Temperaturen erreichte das Team eine Bohrtiefe von 142 Metern. Die erbohrten Kerne enthalten Informationen zur Geschichte des Permafrostes und dessen Einfluss auf die Seesedimentation. “Man kann an den Bohrkernen auch Seespiegelschwankungen ablesen³, so Georg Schwamborn von der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts, der die Permafrostbohrungen leitete. Von großer Bedeutung ist auch die Installation einer Temperaturmesskette in dem Bohrloch durch die Wissenschaftler aus Potsdam. Sie dokumentiert die aktuell stattfindenden Veränderungen im Permafrostboden. Deren Verständnis ist für die Klimaforschung von hohem Wert, da eine Freisetzung der im Permafrost gebundenen Gase beim Auftauen den Treibhauseffekt weiter verstärken könnte.

Die gerade abgeschlossenen Seebohrungen sind nicht minder erfolgreich verlaufen: Bis in insgesamt 315 Metern unter dem Seeboden wurden Seesedimente erbohrt, davon die obersten 110 Meter überlappend, um die beim ersten Bohren verbliebenen Lücken im Archiv zu schließen. Erste Ergebnisse deuten an, dass in den Bohrkernen die Klima- und Umweltgeschichte der vergangenen 3,6 Mio. Jahre weitestgehend dokumentiert ist. So zeigen Messungen der magnetischen Eigenschaften im oberen Teil der Sedimentabfolge zahlreiche Warm- und Kaltzeiten, mit unterschiedlichen Intensitäten und Ausprägungen. “Aus detaillierten Untersuchungen der Übergänge von Kalt- zu Warmzeiten können wir lernen, wie die Arktis auf Klimaerwärmungen in der Vergangenheit reagiert hat, und damit prognostizieren, wie sie in Zukunft reagieren wird³, erläutert Catalina Gebhardt vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Mit den tiefsten Seesedimentkernen wurde dagegen bis in die Zeit des Pliozäns, vor mehr als 2,6 Mio. Jahren vorgestoßen. “Diese Sedimente sind von besonderer Bedeutung, da das Klima zur damaligen Zeit deutlich wärmer war als heute³, so Martin Melles. “Damit können die Erkenntnisse aus diesen Sedimenten als Modellfall für die Arktis in einigen Jahrzehnten dienen, wenn dort die besonders starke Klimaerwärmung, wie von Klimamodellen vorhergesagt, stattfinden wird³.

Wichtiges Ziel der Seebohrungen war auch die Erbohrung der Impaktbrekzie. Dieses beim Meteoriteneinschlag entstandene Trümmergestein wurde ab 315 Metern unterhalb des Seebodens angetroffen. Die mit Bohrungen bis 200 Meter in die Brekzie gewonnenen Kerne sind von unschätzbarem Wert. “Wir erwarten neue Erkenntnisse nicht nur zur Flugbahn und Zusammensetzung des Meteoriten, sondern insbesondere auch zu Reaktionen der dort verbreiteten vulkanischen Gesteine auf den Einschlag³, so Christian Koeberl von der Universität Wien, der die Bearbeitung der Impaktgesteine durch ein internationales Team koordiniert. Die Erkenntnisse dienen der Risikoabschätzung in anderen Gebieten mit entsprechenden Gesteinsformationen.

Die nahezu 3,5 Tonnen Kerne, die 2009 erbohrt wurden, werden Anfang Juni zunächst zum russischen Arktis- und Antarktisforschungsinstitut (AARI) nach St. Petersburg gebracht. Von dort aus werden die Kerne aus der gesamten Bohrkampagne nach Deutschland transportiert: Die Permafrostkerne an das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, die Seesedimente an die Universität zu Köln und die Impaktbrekzie nach Potsdam zum ICDP. In den kommenden zwei Jahren finden die Auswertungen statt. Insgesamt werden bis zu 30 Gastwissenschaftler neben den deutschen Forschern und zahlreicher Studenten an den Kernen arbeiten.

Informationen zum Projekt unter http://www.geologie.uni-koeln.de/elgygytgyn.html

Spritfresser – Autos bald außer Mode

Hybrid-Antriebstechnik laut Auto-Experten im Vormarsch

Berlin (pte/09.09.2005/14:20) – Automotive-Experten von
PricewaterhouseCoopers (PwC) http://www.pwcglobal.com bescheinigen dem
Hybridfahrzeugs-Markt größere Wachstumschancen als bisher angenommen.
Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass angesichts drohender
Energiekriesen und der verschärften Benzinpreisproblematik die
Nachfrage nach Hybridfahrzeugen mit integriertem Verbrennungs- und
Elektromotor vor allem in den USA und Asien, aber auch in Europa in die
Höhe treiben wird. "Für 2010 erwarten wir weltweit etwa 70 Modelle und
eine Gesamtverkaufszahl von 1,2 Mio. Fahrzeuge", so Paul McCarthy,
Leiter von PwC-AUTOFACTS Europa im Interview mit pressetext.

"Nordamerikanische und europäische Fahrzeughersteller werden sich
diesem Trend nicht verwehren können und arbeiten bereits intensiv
daran, die von japanischen Herstellern dominierte Nische mit eigenen
Entwicklungen zumindest teilweise zurückzuerobern", prophezeit
McCarthy, der davon ausgeht, dass die Hersteller das vor allem in den
USA positive Image der Hybridtechnologie nicht ungenutzt lassen wollen.
Mit China habe angesichts der angespannten Energielage außerdem ein
weiterer riesiger Markt Interesse angemeldet, was die Aufmerksamkeit
der Automobilhersteller weiter vergrößere.

Ausdruck dieses neuen Interesses scheint eine Kooperation der
Automobilhersteller BMW Group, DaimlerChrysler und General Motors zu
sein, die in einer gemeinsamen Erklärung vergangenen Mittwoch die
Entwicklung eines neuartigen Hybridantriebs bekannt gegeben haben.
"Ziel des angestrebten "Two-Mode"-Hybridantriebssystem ist es, eine
Verbrauchsreduzierung zu erreichen, ohne Kompromisse bei den
Fahreigenschaften eingehen zu müssen", erläutert Daniel Kammerer,
Leiter des Referates CleanEnergy/Mobilität der BWM Group im Interview
mit pressetext. Absatztechnische Probleme ergäben sich am europäischen
Markt vor allem durch die leistungsstarke Konkurrenz verbrauchsarmer
Dieselfahrzeuge. Darüber hinaus müssten vor der serienmäßigen
Produktion, die nicht vor 2008 zu erwarten sei, noch Fragen bezüglich
der Wertstabilität bzw. des Handlings auf der Straße geklärt werden, so
Kammerer abschließend.

Manfred Daun, Leiter der Produktionskommunikation von General Motors,
Adam Opel AG Deutschland, bestätigt im Gespräch mit pressetext die
genannten Problembereiche, ist aber zuversichtlich, dass die
Hybridtechnologie gerade für den amerikanischen Markt einiges Potenzial
bietet: "In Amerika setzt GM Hybrid-Antriebe bereits seit längerer Zeit
ein. Durch die Kooperation mit den anderen Automobilunternehmen wollen
wir diese Technologien noch weiter nach vorne bringen und auch für den
europäischen Markt tauglich machen." Die Weiterentwicklung des
Hybrid-Antriebs sei außerdem Teil eines größeren Programmes im Bereich
alternativer Antriebsmöglichkeiten bei General Motors. Neben den
bereits serienmäßig produzierten erdgasbetriebenen Modellen, investiere
das Unternehmen weiterhin in die Brennstoffzellentechnologie, deren
serienmäßige Umsetzung aufgrund zu hoher Produktionskosten allerdings
erst nach 2010 oder noch später zu erwarten sei.

Wachstum bei Erneuerbaren Energien

Europas Regierungen locken mit Investitionsanreizen und Fördergeldern

Frankfurt am Main (pte/03.03.2006/06:05) – Der jüngsten Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan http://energy.frost.com zufolge, sind Erneuerbare Energien in Europa weiterhin auf Wachstumskurs. Für zusätzliche Dynamik sorgt das EU-Vorhaben, zwölf Prozent des gesamten Energieverbrauchs bis 2010 aus Ökostrom zu gewinnen. Anreiz dazu bieten Steuererleichterungen, Investitionszuschüsse und günstige Exporttarife für Strom. Die Experten gehen von einer jährlichen Steigerung der Marktumsätze von durchschnittlich 8,9 Prozent aus.

Wie die Analysten von Frost & Sullivan berichten, nutzen bereits jetzt zahlreiche Energieanbieter die Förderprogramme der EU. "Westeuropa setzt immer mehr auf Reserven aus erneuerbaren Energiequellen", so Research Analyst Rajat Kumar. "Dabei hat jedes Land individuelle Richtlinien und Anreize zur Förderung dieser Energiequellen. Auf europäischer Ebene unterstützt die Europäische Kommission entsprechende Förderprogramme." Schon 2001 hat die Kommission in ihrer Gesetzesvorlage angewiesen, den Anteil der umweltverträglichen Energiegewinnung am Bruttostromverbrauch von 14 Prozent im Jahr 1997 auf 22 Prozent im Jahr 2010 zu steigern. Rechtliche Grundlagen sind die in der Kyoto-Konferenz getroffenen Vereinbarungen. Umsetzbar werden diese allerdings nur, wenn die konventionellen Energiequellen ersetzt oder der Energieverbrauch verringert wird. Kumar hält eine anhaltende Steigerung der Marktumsätze von 8,99 Mrd. Dollar im Jahr 2005 auf 17,2 Mrd. Dollar im Jahr 2011 für realisierbar.

Von den Anreizen werden besonders solche Marktteilnehmer profitieren, die seit langem unter Preisverzerrungen leiden, attestiert der Experte. Bislang haben die staatlichen Regelungen herkömmliche Technologien übervorteilt, da die Betreiber konventioneller Kraftwerke wie Fossilbrennstoffanlagen nicht für Schäden aufkommen, die durch umweltbelastende Emissionen ihrer Anlagen entstanden sind. Das sei auch der Grund, warum sie bisher billiger Energie produzieren konnten. Eine Belohnung von Betreibern umweltfreundlicher Anlagen blieb bisher aus. "Zugunsten eines fairen Wettbewerbs sollten die Preise für konventionell erzeugte Energie die Kosten für entstandene Umweltschäden widerspiegeln" meint Kumar. Deshalb müssten umweltfreundliche Energieversorger Druck auf die Regierungen ausüben und durchsetzen, dass so genannte "Polluter-Pays"-Maßnahmen eingeführt werden. Eine weitere Hürde für die Erneuerbaren Energietechnologien sind bisher auch die hohen Anschaffungskosten, die Investoren und kleinere Betriebe häufig zögern lassen, auf die natürliche Kraft umzusatteln.

Analyst Kumar geht davon aus, dass trotz der Anlaufschwierigkeiten, erneuerbare Energien eine wichtige Rolle in der globalen Energieversorgung spielen werden. Bei der Windenergie könnten die von der EU vorgegebenen Ziele sogar überstiegen werden. Bis 2010 erwartet Kumar, dass die aus Windenergie gewonnene Leistung 79,3 Gigawatt (GW) erreichen wird. Das ist knapp doppelt so viel wie der von der EU vorgegebene Wert von 40 GW. Die Gesamtleistungen im Bereich der erneuerbaren Energien – Solarthermie ausgenommen – wird 2010 wahrscheinlich bei 127,3 GW liegen. (Ende)

HolzEnergie: 30 Prozent Wachstum

Die IHE HolzEnergie 2005 verzeichnet gemeinsam mit den Partnermessen
RENEXPO und reCONSTRUCT in diesem Jahr mit über 300 Ausstellern ein
Wachstum von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Knapp 20 Prozent der
Aussteller kommen aus dem Ausland. Vom 22. bis 25. September dreht sich
in der Messe Augsburg alles um Energieerzeugung aus Holz, erneuerbare
Energien sowie energieeffizientes Bauen und Sanieren.

Bioenergie ist der größte Wachstumsmarkt unter den erneuerbaren
Energien. In 2004 registrierte die Branche einen Umsatzwachstum von
22,8 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro, für 2005 ist nach Schätzung des
Bundesverbands BioEnergie e.V. (BBE) ein Wachstum von sogar 30 Prozent
zu erwarten. "Die Märkte für Bioenergie entwickeln sich durchweg
erfreulich" so Bernd Geisen, Geschäftsführer des BBE.

Ende 2004 gab es 28.000 Pelletsheizungen in Deutschland, bis Ende 2006
werden es voraussichtlich 50.000 sein. Heizen mit Pellets stellt eine
kostengünstige und preisstabile Alternative zum Öl dar, die dank
modernster Technik nicht auf höchsten Komfort verzichten muss. Zwar ist
eine Pelletsheizanlage in der Anschaffung etwas teurer als eine
Ölheizung, jedoch im Betrieb erheblich günstiger.

In der Messe Augsburg treffen sich vom 22.-25. September Entscheider
der Regenerativ- Branche aus der ganzen Welt. Als Gäste werden unter
anderem der Indische Minister für Nicht-Konventionelle Energien sowie
der Thailändische Energieminister erwartet. Darüber hinaus haben sich
Delegationen aus ganz Europa, aus Asien und aus Australien angemeldet.

Die Messen sind von Donnerstag bis Samstag von 9.00-18.00 Uhr geöffnet,
am Sonntag von 9.00-17.00 Uhr. Der Eintritt kostet am Donnerstag und
Freitag je zwölf Euro, am Samstag und Sonntag je acht Euro. Die
Eintrittskarte gilt für alle drei Messen. Weitere Informationen gibt es
unter www.renexpo.de und www.holz-energie.de.

Kontakt und Information:

erneuerbare energien Kommunikations- und Informationsservice GmbH

Unter den Linden 15, 72762 Reutlingen

Tel. 0049-71 21-30 16 – 0, Fax. 0049-71 21-30 16 – 100

redaktion@energie-server.de, www.energie-server.com

Energiesparen mit Passivhaustechnologie für alle

Hohe Energie- und Erhaltungskosten stellen Tag ein, Tag aus einen beträchtlichen finanziellen Aufwand für die heimische Bevölkerung dar. Deshalb stehen derzeit energieeffiziente Bauweisen hoch im Trend.

Auch die schönauerExpertentage greifen diese Aktualität auf und lassen das Passivhaus im Mittelpunkt stehen. Denn obwohl Österreich einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien hat und seine vorhandenen Ressourcen gut einsetzt, ist es doch viel einfacher, erst gar keine Energie zu verbrauchen!

Aus diesem Grund wird nun im Rahmen der 7. schönauerExpertentage die sofortige Umsetzung des Passivhausstandards in Neubau gefordert. Auch die Notwendigkeit des Einsatzes von Passivhaustechnologie in der Sanierung wird thematisiert. Existieren doch in Österreich 1,5 Mio. sanierungsbedürftige Gebäude mit einem Energie-Einsparungspotential von mehr als 50%.
Wohnen muss leistbar bleiben! Bei höchstem Wohnkomfort schafft das Passivhaus diese Zielsetzung optimal.

Ziel ist es einen entsprechenden Umdenkprozess in die Wege zu leiten, und vor allem die entsprechenden Taten folgen zu lassen. Dieser Fachkongress ist genau das richtige Werkzeug dazu. Hier werden Fachleute und Vertreter der Wirtschaft mit essentiellem Wissen und Know-How über Themen wie "Wirtschaftliche Perspektiven", "Energieeffiziente Althaussanierung" oder "Innovative Komponenten und Lösungen" versorgt.

"An dem Tag, an dem Sie diese Zeilen lesen, werden wieder 100 Millionen Tonnen Treibhausgase produziert!" (Zitat Franz Alt)

Hier ein Auszug aus dem hochwertigen Referententeam aus Österreich, Deutschland und Südtirol:
Arch. DI Heinrich Schuller, Ing. Reinhard Weiß (drexel und weiß), Arch. DI Dr. Burkhard Schule Darup, Mag. Andreas Reiter (Zukunfts- und Trendforschungsbüro), Ing. ZM Christof Müller (Weissenseer Holzbau), Dr. Herbert Greisberger (ÖGUT), uvm.

Die Moderation leitet erneut DI Peter Holzer aus dem Department für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems. Das Programm im Detail: http://www.sonnenplatz.at/data/media/Programm%2007%20rz%20II_klein.pdf

Wasserstofferzeugung aus Nanostrukturen

Forscher des Instituts für Nanotechnologie in Lyon (INL) haben ein Silizium-Pulver entwickelt, das als
neue ökologische Wasserstoff-Quelle dienen konnte. Das Pulver besteht aus stark wasserstoffhaltigen
Nanostrukturen porösen Siliziums (SiHx, mit x?2), die durch chemische oder elektrochemische
Auflosung von kristallinem Silizium gewonnen werden. Im Pulver sind zahlreiche vernetzte Nanokristalle
(1 bis 3 nm) zu sehen. In diesen Nanokristallen ist jedes Siliziumatom chemisch mit mindestens einem
Wasserstoffatom verbunden. Der Wasserstoff kann entweder durch Erhitzen des Nano-Pulvers oder durch
eine einfache Behandlung mit wässriger Losung bei Raumtemperatur und atmosphärischem Druck
erzeugt werden.
In Zusammenarbeit mit dem PaxiTech Unternehmen, hat das INL die Funktionsweise einer für mobile
Anwendungen bestimmten Brennstoffzelle vorgeführt. Diese wurde von dem in einer experimentellen
Patrone gespeicherten wasserstoffhaltigen Si-Nano-Pulver angetrieben. Dieser erste Versuch hat gezeigt,
dass mit solchen Systemen Energiedichten von 500 bis 600 Wh/kg erreicht werden können (im Vergleich
dazu erreichen Batterien eine Leistung von 150 bis 200 Wh/kg). In den kommenden Jahren sind durch
diese Partnerschaft noch höhere Energiedichten zu erwarten.
Solche neuen Brennstoffzellen-Konzepte eignen sich zunehmend für die Miniaturisierung von
Energieversorgungssystemen, und stellen demzufolge eine immer ernsthaftere Alternative zu Batterien
dar.

Energiewende in den Bundesländern

Neue
Publikation: Jahresreport beleuchtet Energiewende in den Bundesländern

Ministerinterviews, Infografiken, Texte und viele Zahlen und Statistiken
vermitteln ein detailliertes Bild des föderalen Ausbaus Erneuerbarer Energien

Berlin, 15. Mai 2015 – Die
Energiewende ist ein gesamtdeutsches Projekt, das jedoch vor Ort umgesetzt
werden muss. Die Bundesländer dienen hier als entscheidende Vermittlungsstelle,
da sie nicht nur die bundespolitischen Beschlüssen in einen dezentralen Ausbau
Erneuerbarer Energien umsetzen müssen, sondern auch durch eigene
energiepolitische Ziel- und Rahmensetzungen den Umbau des
Energieversorgungssystems enorm befördern oder bremsen können. Der aktuelle Jahresreport
Föderal Erneuerbar
porträtiert umfassend die jeweiligen Strategien,
Schwerpunkte und Erfolge der Länder im Energiewende-Prozess.

„Gleichgültig, welche politische
Farbenkombination die jeweilige Regierungskoalition hat – bei den prinzipiellen
Zielen der Energiewende, nämlich Ausbau Erneuerbarer Energien und Klimaschutz,
sind sich alle Landesregierungen einig“, betont Philipp Vohrer, Geschäftsführer
der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). „Allerdings gibt es trotz der
gemeinsamen Oberziele deutliche Unterschiede bei den konkreten Zielsetzungen
und Schwerpunkten der jeweiligen Landesenergiepolitik. Mit unserem Projekt
Föderal Erneuerbar, dem dazugehörigen Internetportal sowie dem nun frisch
erschienen Jahresreport versuchen wir, die föderale Energiewende transparent zu
machen.“ Die neue Publikation zeigt auf mehr als 200 Seiten viele Daten und
Statistiken, Grafiken und textliche Einordnungen zur Energiewende in den
Bundesländern. In Interviews mit den für Erneuerbare Energien zuständigen
Ministerinnen und Ministern wird deutlich, wo noch Diskussions- und
Harmonisierungspotenziale stecken.

Dr. Robert Habeck (GRÜNE),
Energiewendeminister des Landes Schleswig-Holstein, will beispielsweise bis
2025 „dreimal mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen, als hier im Land
verbraucht wird.“ So sollen der Atomausstieg aufgefangen und auch andere Länder
mit grünem Strom versorgt werden. Ilse Aigner (CSU), Energieministerin des
Freistaats Bayern, will dagegen keiner neuen Stromleitung zustimmen, die „nicht
für die Versorgung Bayerns, sondern zum Export von überschüssigem Windstrom
gedacht ist.“ Auch hinsichtlich der konventionellen Energieträger, die die
Erneuerbaren ergänzen, gibt es durchaus unterschiedliche Perspektiven: Albrecht
Gerber (SPD), Energieminister in Brandenburg, meint etwa, dass „wir die
Braunkohle noch für einen längeren Zeitraum brauchen werden“, während Johannes
Remmel (GRÜNE), Klimaschutzminister in Nordrhein-Westfalen, für eine „beherzte
Verkleinerung alter und klimaschädlicher Kapazitäten“ wirbt. 

(Alle Zitate entstammen den
Interviews, die in voller Länge im Jahresreport nachgelesen werden können.)

„Trotz der Differenzen im Detail, schieben
die Länder insgesamt die Energiewende sehr ambitioniert an. Die nach Fukushima
in allen Bundesländern entwickelten neuen Energiekonzepte und -strategien
stellen allerorten die Erneuerbaren in den Fokus des Versorgungssystems. Mit
unserem Projekt Föderal Erneuerbar wollen wir den Umsetzungsprozess begleiten
und die Länder bei ihrem Energiewende-Kurs ermutigen“, stellt Philipp Vohrer
den Bezug zur neuen AEE-Publikation her. 

Die Publikation
„Bundesländer mit neuer Energie- Jahresreport Föderal Erneuerbar 2014/15“ mit
Interviews, vielen Daten und Infografiken sowie weiteren einordnenden Texten
können Sie kostenlos im Shop der AEE
bestellen. Alle Daten und Statistiken zur Energiewende auf Länderebene finden
Sie auch online auf www.foederal-erneuerbar.de.

Mit Miniwespen gegen Schädlinge

Staubgroße Insekten bekämpfen schädliche Larven

Manhattan (pte/21.06.2005/15:48) – Im Supermarkt patrouillierende
Miniaturwespen könnten in etlichen Jahren dazu eingesetzt werden, um
Nahrungsmittel zu schützen. Was sich wie Science Fiction anhört, ist
das Ergebnis einer Studie des US-amerikanischen Agricultural Research
Service (ARS) http://www.ars.usda.gov/main/main.htm. Studienleiter Paul
Flinn hat harmlose und praktisch unsichtbare, parasitische Wespen
gezüchtet, die gezielt Schädlinge vernichten. Die Ergebnisse der Studie
sind auf der Homepage des US-Departments of Agriculture publiziert
worden.

http://www.ars.usda.gov/is/pr/2005/050617.htm .

Eines der problematischsten und am kostenintensivsten zu bekämpfenden
Insekten ist die Indianmeal-Motte, die vor allem in Lagerhäusern
vorkommt. Dort befällt sie die lagernden Lebensmittel, infiziert die
Produkte mit ihren Larven und frisst sich selbst durch das dickste
Verpackungsmaterial. In nur einer Woche kann ein Weibchen bis zu 300
Eier legen.

Derzeit wird dieser Schädling meist mit Chemikalien behandelt. Die
US-Forscher wollten jedoch den natürlichen Feind der Motte – eine
Wespe, die zur Familie der Trichogramma gehört – zur Bekämpfung nutzen.
Dabei entdeckten sie, dass die T.deion-Wespe, die kaum größer als ein
Staubkorn ist, die Fähigkeit besitzt, die Motteneier gezielt zu
entdecken, sie zu stechen und zu töten. Trichogramma-Wespen werden
schon seit Jahrzehnten bei der Schädlingsbekämpfung auf
Baumwollplantagen eingesetzt. Die neue Indoor-Nutzung würde einen
wesentlichen Fortschritt der Schädlingsbekämpfung bedeuten.

Klimaneutraler Kraftstoff für Flugzeuge, Lastfahrzeuge, Schiffe … möglich

Fliegen ist
energieintensiv, gleichzeitig nimmt der Luftverkehr stetig zu – mit
negativen Folgen für das Weltklima. Das Karlsruher Institut für
Technologie (KIT) und die Firma Ineratec, ein Spin-Off des KIT, erproben
jetzt gemeinsam mit weiteren Partnern aus Wirtschaft und Forschung die
Herstellung von synthetischen klimaneutralen Kraftstoffen für den Luft-,
Schwerlast- und Schiffsverkehr.


„Wir brauchen dringend CO2-freie
Mobilität“, sagt Professor Roland Dittmeyer, Leiter des Instituts für
Mikroverfahrenstechnik (IMVT) des KIT. In Deutschland stammt rund ein
Fünftel der klimaschädlichen Emissionen aus dem Verkehr. Abhilfe
schaffen könnten Elektroantriebe – sofern sie mit CO2-freiem
Strom gespeist würden. Das Problem: In der Luftfahrt oder im Seeverkehr
ist Elektromobilität nur bedingt tauglich. Die Lösung: Synthetische
Kraftstoffe aus dem Treibhausgas CO2 und erneuerbarem Strom. Geplant ist die Gewinnung von CO2 aus der Umgebungsluft mit einer Direct-Air-Capture-Anlage der Firma
Climeworks. Die Elektrolyse-Technologie, mit der durch Strom aus Wasser
der benötigte Wasserstoff erzeugt wird, stammt von Siemens.

Im Projekt PowerFuel wird am KIT in einer von Ineratec entwickelten Pilotanlage CO2 mit Wasserstoff schließlich in Synthesegas umgewandelt. „Aus letzterem
wird im Reaktor flüssiger Kraftstoff erzeugt“, sagt
Ineratec-Geschäftsführer Tim Böltken. Durch dieses
Power-to-Liquid-Verfahren lässt sich nahezu klimaneutraler Treibstoff
wirtschaftlich herstellen. Die Energieversorgung aus erneuerbaren
Quellen unterliegt naturbedingten Schwankungen. Durch den Einsatz der
kompakten chemischen Reaktoren von Ineratec direkt vor Ort soll auf
diese Schwankungen optimal reagiert werden und Strom, der bisher
ungenutzt blieb in flüssigen Krafstoffen gespeichert werden. „Zudem
haben unsere synthetischen Kraftstoffe im Vergleich zu konventionellem
Benzin, Diesel oder Kerosin sogar bessere Verbrennungseigenschaften“,
sagt Böltken. Die Qualität der synthetischen Treibstoffe sowie der
Einsatz in verschiedenen Verkehrssektoren werden vom Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Firma Aviation Fuel Projects
Consulting untersucht und beurteilt. In der Pilotphase soll die Anlage
200 bis 300 Liter Kraftstoff am Tag produzieren.

Parallel zum Betrieb
des Anlagenverbunds führen Siemens, Bauhaus Luftfahrt und die TU Hamburg
Energiesystemanalysen des gesamten Anlagenverbunds durch, welche durch
Simulationen basierend auf Strommarktmodellen unterstützt werden.
Zusätzlich soll analysiert werden, wie der synthetisch erzeugte
Kraftstoff in Verkehr gebracht werden kann.


Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Den Klimaskeptikern ins Gästebuch

Meine
persönliche Bemerkung:

Diesen
hervorragenden Artikel eines kompetenten Wissenschaftsjournalisten habe ich in
der Süddeutschen Zeitung gefunden. Ich möchte ihn Ihnen nicht vorenthalten,
weil bei meinem FaceBook-Posting öfters Beiträge von solchen Skeptiker erhalte,
die die ganze Klimaproblematik vernietlichen.

Zwar können
wir in Deutschland dieses Problem nicht alleine lösen, wir müssen aufpassen,
dass wir den Bogen nicht überspannen, denn selbst dann, wenn wir in unserem
Land alles auf regenerative Energien umstellen könnten, würde das den
weltweiten CO2-Ausstoß nur um 2% reduzieren. Diese Tatsache bedeutet, dass die
Politik alles versuchen muss, insbesondere die Skeptikerstaaten und die
Anhänger von ‚Nationalismus first‘ im eigenen Interesse mitzuziehen, ohne dass
wir die ökonomischen und globale Wettbewerbsbedingungen unserer industriellen
Produktion zu vernachlässigen. Es geht also nicht nur darum, dass wir sämtliche
Grenzwerte streng einhalten, sondern die Kreativität unserer Forscher und
Ingenieure fördern, um Konzepte und Methoden zu entwickeln, die Skeptikerländer
davon zu überzeugen, dass der Umstieg auf regenerative Energien wirtschaftlich
möglich ist und sich lohnt .Den Länder im Zuge der Entwicklung müsste das
kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Global gesehen wäre das erheblich
effizienter als unsere eigene Wirtschaft zu schwächen. Dass etwas geschehen
muss, ist nicht mehr weg zu diskutieren. Dazu dieser Artikel

Klimaskeptiker-Konferenz

Bericht
aus dem Zentrum des Zweifels

Treibhauseffekt und Erderwärmung – alles eine
riesige Lüge? Ein Besuch bei den Leugnern des Klimawandels zeigt: Hier geht es
nicht um Skepsis. Hier geht es um das kategorische Verneinen wissenschaftlicher
Erkenntnisse. Und um Wut.

Von
Patrick Illinger

Am
Morgen des zweiten Konferenztages wird es skurril. Da betritt ein schlanker,
lebhafter Brite namens Piers Corbyn die Bühne und überfällt das Publikum mit
einem Feuerwerk grotesker Thesen darüber, wie Sonne, Mond und das Erdmagnetfeld
das irdische Wettergeschehen bestimmen.

Eine
allumfassende Theorie habe er entwickelt, berichtet Corbyn, extreme Unwetter
könne er mit 85 Prozent Sicherheit vorhersagen – und das Monate im Voraus.
Listenweise präsentiert er Fluten, Starkregen, Blizzards und schwere Dürren,
die er alle mit seiner geheimnisvollen Theorie korrekt vorhergesagt habe.

Die Zuneigung des Publikums sichert er sich mit
Scherzen über etablierte Klimaforscher, denen er schon Paroli bot. Als sich der
selbsternannte Wetterguru schließlich in die Behauptung versteigt, seine
Theorie könne sogar Erdbeben und Vulkanausbrüche erklären, macht sich doch eine
gewisse Ratlosigkeit unter den Zuhörern breit.

Ob
er da nicht ein bisschen übertreibe, fragt höflich ein älterer Herr.
Keineswegs, kontert Corbyn, noch könne er seine Formeln zwar nicht öffentlich
enthüllen, aber das werde bald der Fall sein, "und es wird Sie
begeistern!"

Auf
jeder ernsthaften Wissenschaftlertagung würde ein derartiger Auftritt entweder
Lachsalven provozieren oder einen Eklat. Aber nicht hier, nicht auf der
"4. Internationalen Konferenz über Klima und Energie", die am
vergangenen Wochenende in München stattfand. Zu ernst ist den Organisatoren und
Teilnehmern das höhere Ziel dieses Treffens.

Nicht
weniger als eine weltumspannende Verschwörung soll enthüllt werden. Den
Klimawandel gilt es als riesige Lüge zu entlarven, eine drohende
grün-sozialistische Weltdiktatur abzuwenden und die Menschheit von den düsteren
Szenarien des Weltklimarats IPCC zu erlösen. Wer dieses Ansinnen teilt, darf
hier vortragen. Offenbar ohne Rücksicht auf wissenschaftlichen Gehalt.

Klimaskeptiker"
nennen sich die Zweifler des Klimawandels gern selbst. Doch Ton und Inhalt der
meisten Vorträge zeigen: Hier geht es nicht um Skepsis, hier geht es um
knallhartes Leugnen, um das kategorische Verneinen jeder wissenschaftlichen
Erkenntnis, die menschengemachtes Treibhausgas mit der globalen Erwärmung in
Zusammenhang bringt. Auch ist spürbar viel Wut im Spiel. Wut auf den
Weltklimarat, auf Al Gore, auf die Politik und besonders auf die willfährigen
Medien.

Nicht
der Klimawandel sei die Katastrophe, "sondern die Berichterstattung in den
Medien", schimpft Klaus-Eckart Puls, der früher die Wetterämter von Essen
und Leipzig leitete. Bei der Münchner Tagung fällt ihm die Aufgabe zu, Berichte
über steigende Meeresspiegel als Panikmache zu entkräften.

Mehrmals beruft er sich dabei auf den von
Klimawandel-Leugnern gerne zitierten schwedischen Forscher Nils-Axel Mörner.
Unter Protest sei dieser einst aus dem Weltklimarat ausgeschieden, betont Puls.
Tatsächlich wurde Mörner lediglich im IPCC-Sachstandsbericht von 2001 einmal
zitiert und taucht im Anhang als Reviewer auf.

Reviewer
konnte aber jeder werden, der sich meldete. Mörners eigene Organisation, die
International Union for Quaternary Research, distanzierte sich 2004 von ihrem
Mitarbeiter und löste dessen Arbeitsgruppe auf. Was Puls auch unerwähnt lässt:
Zeitlebens war jener Mörner ein glühender Verfechter des Wünschelrutengehens.

Auch
dass Puls als pensionierter Diplom-Meteorologe kaum als wissenschaftliche
Instanz in Fragen des Meeresspiegelanstiegs gelten kann, stört niemanden. Seine
Seitenhiebe auf "diese Institute" – gemeint sind das
Alfred-Wegener-Institut und das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung –
quittiert das Auditorium mit freundlichem Gelächter. Die meisten der Zuhörer
sind pensionierte, grauhaarige Männer mit höflichen Umgangsformen. Viele kennen
sich offenbar gut, vielleicht kein Wunder, schließlich ist es bereits das
vierte Treffen dieser Art, und so mancher Redner trat schon bei früheren
Tagungen auf.

Viele Fragen sind tatsächlich ungeklärt

Nun
ist es nicht so, dass es über die Grundlagen des Klimageschehens nichts mehr zu
diskutieren gäbe. Viele Fragen sind ungeklärt, wie etwa die Details der
Wolkenbildung. Theoretisch könnte es sogar sein, dass die etablierte
Klimaforschung von der Nasa bis zum Alfred-Wegener-Institut, von der Harvard
University bis zur chinesischen Akademie der Wissenschaften, von
Max-Planck-Instituten bis zur britischen Royal Society, durchweg Unrecht hat.

Tatsächlich gehört es zum wissenschaftlichen
Erkenntnisprozess, im Fall überzeugender neuer Daten frühere Thesen über Bord
zu werfen. Theoretisch könnte es also sein, dass Jahrzehnte der Klimaforschung
von renommiertesten Instituten bis hin zu Nobelpreisträgern auf einen Irrweg
geführt haben, und die Wahrheit über den Klimawandel im Untergeschoss eines
Hotels am Münchner Hauptbahnhof enthüllt wird. Aber es braucht schon sehr viel
Phantasie, um eine Weltverschwörung niederträchtiger Ökokraten zu vermuten,
angetrieben von einem Kartell fördermittelgeiler Wissenschaftler.

So oder so ähnlich sehen
es aber viele Leugner des Klimawandels. Eine aus Kanada angereiste Bloggerin
vergleicht den Weltklimarat mit einem kriminell gewordenen Jugendlichen.

Ein
britischer Blogger extrahiert Indizien unwissenschaftlichen Verhaltens aus
E-Mails, die von einem Computer der University of East Anglia gestohlen und auf
einer russischen Website veröffentlicht wurden.

Nachdem
mehrere Untersuchungskommissionen diesen in Skeptikerkreisen
"Climategate" genannten Skandal bereits als Skandälchen entkräftet
haben, stellen die Kritiker nun die Unabhängigkeit der Kommissionen infrage.

Schwer
erträglich wird es am Morgen des zweiten Konferenztages, als der emeritierte
Leipziger Geographie-Professor Werner Kirstein seine Redezeit für pseudosoziologisches
Geschwurbel missbraucht. Die Klimadiskussion sei ähnlich wie das Christentum
von apokalyptischen Vorstellungen erfüllt.

Mit
Angstinstrumenten und Schuldgefühlen werde agiert, der CO2-Emissionshandel sei
eine Art Ablasshandel, und das Gutmenschentum stilisiert der ehemalige
Fernerkundungsexperte zu einer modernen "Ersatzreligion".
"Vielleicht kommt es noch zur Hexenverbrennung", witzelt Kirstein.
Derlei Polemik goutiert das Publikum mit zustimmendem Gemurmel.

Deutlich
mehr wissenschaftlichen Gehalt liefert der Vortrag eines emeritierten
Gletscherforschers aus Innsbruck. Aus Baumring-Analysen schließt Gernot
Patzelt: Vor mehreren tausend Jahren waren manche Alpengletscher stärker
zurückgeschmolzen als heute, ein Anzeichen natürlicher Klimavariabilität. Doch
weiß auch er, dass die Gebirgsgletscher nur einen winzigen Bruchteil der
irdischen Eisflächen ausmachen. Unerwähnt lässt er zudem, dass der
Gletscherschwund auch in den Alpen wohl noch nie so schnell vonstatten ging wie
in den vergangenen Jahrzehnten.

Auch einige Physiker
lieferten interessante Diskussionsansätze, so zum Beispiel der ehemalige
Professor für Strömungslehre Horst-

Joachim
Lüdecke. In historischen Temperaturreihen sucht er nach Autokorrelationen,
ähnlich wie es Analysten mit Börsenkursen tun. In dem Bemühen, die
Erwärmungskurven der großen Forschungsinstitute wie der Nasa oder der
US-Atmosphärenbehörde kleinzurechnen, verschweigt Lüdecke jedoch, was
seriöserweise zu diesem Thema gesagt werden müsste: dass es kürzlich eine neue,
umfassende und unabhängige Untersuchung aller Temperaturdaten der vergangenen
200Jahre gab.

Aufgeschreckt
von "Climategate" hatte sich eine Gruppe anerkannter Physiker, unter
ihnen der Astrophysiker Richard Muller und der diesjährige Nobelpreisträger
Saul Perlmutter, darangemacht, die verfügbaren Rohdaten der Vergangenheit von
Grund auf zu analysieren. Wohl in der Hoffnung, dass hierdurch der Klimawandel
als Phantom entlarvt würde, finanzierte sogar die bekanntermaßen klimakritische
amerikanische Koch-Stiftung diese Studie mit 150.000 Dollar.

"Ich bin es gewohnt, dass mich Leute für irr
halten"

Doch
das Physikerteam, das sich den Namen Berkeley Earth Surface Temperature gab,
kam zu dem Schluss: Die Erdoberfläche hat sich in den vergangenen 50 Jahren um
0,911 Grad Celsius erwärmt, was nahezu exakt mit den Ergebnissen
vorangegangener Analysen übereinstimmt. Diese erst einen Monat alte Erkenntnis
fand keine Erwähnung in der Skeptiker-Versammlung. Für fachliche Objektivität
spricht das nicht.

Ebenfalls
unbeeindruckt von konkurrierenden Erkenntnissen präsentierten drei Physiker
Alternativen für die CO2-dominierten Klimamodelle. Der Slowake Jan Veizer hält
den CO2-Haushalt der Erdatmosphäre für unbeeinflussbar. Das vermeintliche
Klimagas folge schlicht dem weitaus dominanteren Wasserdampfkreislauf, sagt
Veizer.

Einen direkten
Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und dem Wettergeschehen sieht
hingegen der israelische Astrophysiker Nir Shaviv. Seiner Theorie zufolge
schwankt das Erdklima je nachdem, ob die Erde gerade einen Spiralarm der
Milchstraße

durchquert.
Dann prasseln mehr hochenergetische Partikel aus dem All in die Atmosphäre und
fördern die Wolkenbildung. Physikalisch ist das eine interessante Deutung.

Allerdings
ist sie bereits widerlegt. Die globale Erwärmung der vergangenen 100Jahre zeigt
keine Übereinstimmung mit Schwankungen der kosmischen Strahlung. Das stört
Shaviv nicht: "Ich bin es gewohnt, dass mich Leute für irr halten."

Dass
kosmische Partikel in der Tat wie Wolkenkeime wirken können, darüber freut sich
der dänische Physiker Henrik Svensmark. Diesen Mechanismus untersucht er seit
Jahren, und nun haben Teilchenphysiker am CERN mit einem künstlichen
Partikelstrahl und einer riesigen Atmosphärenluftkammer tatsächlich
nachgewiesen, dass schnelle Teilchen winzige Wolkenkeime herstellen.

Doch
verschweigt Svensmark vor den Klimawandelskeptikern eine entscheidende
Information: Dieser Mechanismus könne allenfalls einen Bruchteil der
Wolkenkeime erklären, die man auf der Erde beobachtet, sagen die CERN-Physiker.

An
derlei Kritik oder Diskussionsstoff war auf der Skeptiker-Konferenz niemand
interessiert. Auch störte sich kaum jemand an den Widersprüchen, die sich aus
den Referaten selbst ergaben. Da wurde einerseits die Erderwärmung bestritten,
andere Redner hingegen lieferten Theorien darüber, was die Erwärmung statt des
menschengemachten Kohlendioxids antreiben könnte. Und der eingangs genannte
Wetterguru Piers Corbyn nannte die Thesen seines Vorredners Nir Shaviv nebenbei
"geisteskrank".

Unter Skeptikern ist
es offenbar egal, welche These man bekämpft. Die von der Erderwärmung generell.
Oder die von der CO2-betriebenen Erwärmung. Oder die von der Erwärmung durch
menschengemachtes CO2. Egal. Hauptsache dagegen.