Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Klimagipfel in Doha hat das Tor zur Zukunft geöffnet

BMU: Klimagipfel in Doha hat das Tor zur Zukunft geöffnet
www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/49570.php

Die Weltklimakonferenz in Doha hat nach schwierigen Verhandlungen eine zweite Verpflichtungsperiode unter dem Kyoto-Protokoll beschlossen. Zugleich wurde ein Arbeitsprogramm für das bis 2015 auszuhandelnde umfassende Klimaschutzabkommen verabschiedet. Bundesumweltminister Peter Altmaier: "Das ‚Doha Climate Gateway‘ hat das Tor in die Zukunft des internationalen Klimaschutzes geöffnet. Mit der zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls werden auch in Zukunft völkerrechtlich verbindliche Regeln gelten. Zugleich wurden mit einem klaren Fahrplan die Weichen für ein umfassendes Klimaschutzabkommen gestellt."

Die zweite Verpflichtungsperiode unter dem Kyoto-Protokoll bildet, auch wenn sie weniger als 15 % der globalen Emissionen abbildet, die Brücke für ein künftiges Klimaschutzabkommen mit robusten Anrechnungs- und Berichterstattungsregeln. Auch für Staaten, die keine Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls sind, konnten robustere Berichterstattungsregeln vereinbart werden.

Zugleich werden alle Staaten aufgefordert, bis 2020 mehr Ambition zu zeigen und ihre Minderungsanstrengungen zu erhöhen. 2014 soll es einen Klimagipfel der Staatschefs geben, der diese Aufforderung unterstützt.

Bundesumweltminister Altmaier: "Ab dem nächsten Jahr werden wir sowohl in der EU als auch international darüber sprechen, wie wir mehr Klimaschutz machen. Das Doha-Paket bildet dafür eine gute Grundlage. Von Doha geht ein Signal der Zuversicht aus, das sich auch auf die guten Beziehungen Deutschlands gerade mit den progressiven Entwicklungsländern stützt."

Altmaier präsentierte die Energiewende als praktisches Beispiel für die Transformation von Staaten zu Niedrigemissionswirtschaften. China, Südafrika und Marokko stellten ihre Strategien vor. Deutschland hat für 2013 ca. 1.8 Mrd. Euro für Klimaschutz in Entwicklungsländern angekündigt und so gemeinsam mit anderen großen Gebern eine robuste Grundlage für verstärkte Aktivitäten dieser Länder gelegt.

Bundesumweltminister Altmaier: "Doha hat gezeigt, dass multilaterale Verhandlungen auch bei komplexen Themen vorankommen. In sieben parallelen Foren wurden thematisch eng verbundene und teils technische Themen durch die 194 Staaten verhandelt. Trotz der überaus unterschiedlichen Erwartungen der Staaten und der Komplexität der Materie gelang es, ein ausgewogenes Paket zu verabschieden und den Verhandlungsprozess zu modernisieren. Deutschland hat die katarische Präsidentschaft dabei tatkräftig unterstützt."

 

Meeresspiegel: 25 Zentimeter Anstieg bis 2100

US-Forscher warnen vor unaufhaltsamer Klimakatastrophe


Washington (pte/18.03.2005/15:05) – Egal was passiert, der Meeresspiegel wird bis 2100 um bis zu 25 Zentimeter ansteigen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des US-National Center for Atmospheric Research http://www.ncar.ucar.edu. Die globale Erwärmung wird der Grund für diesen Anstieg sein. Dabei werden die Temperaturen mindestens um ein halbes Grad Celsius ansteigen, meint der Forscher Tom Wigley.


Auch wenn die CO2-Produktion auf der Welt ab sofort eingestellt wird, wird der Meeresspiegel um elf Zentimeter ansteigen. Wigley geht davon aus, dass seine Zahlen sogar noch relativ niedrig angesetzt sind. „Wahrscheinlich wird der Anstieg noch viel größer sein“, so der Experte. Das Worst-Case-Szenario spricht sogar davon, dass dieser Anstieg 30 Zentimeter betragen könnte. Der Temperaturanstieg könnte bis zu 3,5 Grad Celsius ausmachen. Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel um fünf Zentimeter gestiegen. Schuld an dem Klimawandel haben nach Angaben der Forscher vor allem die Treibhausgase wie Kohlendioxid, die vom Menschen in großen Mengen in die Atmosphäre geblasen wird.


Dass sich der Klimawandel und der Anstieg des Meeresspiegels nicht aufhalten lassen, ist für die Forscher eindeutig. Die Gründe dafür liegen in der Langlebigkeit des CO2 in der Atmosphäre. Die Wissenschaftler sehen für die meisten europäischen und nordamerikanischen Länder kein Problem, wenn der Meeresspiegel um 25 Zentimeter ansteigt. Zu gewaltigen Katastrophen wird aber ein solcher Meeresanstieg in den Entwicklungsländern führen. Länder wie Bangladesch oder die flachen Inselstaaten Tuvalu, Kiribati, die Malediven oder die Marschall-Inseln würden unter dem Meeresspiegel extrem in Mitleidenschaft gezogen. Neben einer Einschränkung des Siedlungsraumes gehen die Forscher auch von einer rapiden Zunahme von Wirbelstürmen aus. Bis 2400 könnte der Meeresspiegel sogar um einen Meter ansteigen. Die Folgen davon wären aber für die ganze Welt verheerend.

Hybrid-Autos in Europa kaum Chancen

In den USA der Hype – in Europa eher geduldet: der Markt bestimmt die Motoren

Wien (pte/13.09.2005/11:00) – Die hohen Spritpreise lassen erneut
Forderungen nach mehr alternativen Antriebssystemen aufkommen.
Hybrid-Autos sind in den USA keine Seltenheit mehr und auch in Europa
gibt es bereits einige wenige Modelle, die bei der Beschleunigung nicht
nur auf Verbrennungsmotoren zurückgreifen. Der Markt bestimmt aber
sowohl in Europa als auch jenseits des großen Teiches die
Produkt-Palette der Automobile. Was den Europäern der Diesel ist, das
ist den US-Amerikanern neuerdings ihr Hybrid-Auto. Für Europa sind sich
die Experten einig: Kurzfristig werden sich die Konsumenten nicht zum
Kauf von Prius & Co überreden lassen. Falls die Spritpreise
weiterhin noch oben klettern, dann wird der Misch-Antrieb jeodch an
zusätzlicher Relevanz gewinnen.

"Den Autofahrern in Europa fehlt der relative Vorteil eins
Hybrid-Antriebs. Diesel-betriebene Fahrzeuge sind nach wie vor
kostengünstig. In den USA gibt es kaum Diesel-Fahrzeuge und die
Hybrid-Autos decken hier dieses Segment ab", so Albrecht Denninghoff,
Autoanalyst der Hypo-Vereinsbank, im pressetext-Gespräch. Die
Hybrid-Mania in den Vereinigten-Staaten ist jedoch nur ein
Marketing-Gag, mit dem Honda und Toyota den US-Markt für sich gewinnen
wollen. In Europa kann sich laut Denninghoff der Hybrid-Antrieb als
Nischenprodukt etablieren, das mit möglichen steuerlichen Anreizen
durchaus überlebensfähig ist. Vor allem für Fahrer von SUVs
(Sport-Utility-Vehicles), die gerne auf leistungsstarke Motoren
zurückgreifen und mit Diesel-Aggregaten nichts anfangen können, sei
diese Motorisierung interessant.

Mittel- und längerfristig sieht der Autoexperte Eric Heymann von der
Deutschen Bank durchaus reale Chancen für eine weite Verbreitung von
Hybrid-Autos in Europa. Die japanischen Hersteller haben in diesem
Segment einen Vorsprung, da die europäischen Autobauer diesen Trend
verschlafen hätten, genauso wie die Hersteller in Fernost den
Diesel-Hype in Europa. "Die Japaner haben gegenüber den Europäern einen
technischen Vorsprung in diesem Segment. Da der Marktanteil dieser
neuen Technologien derzeit noch immer sehr gering ist – in den USA
wurden 2004 insgesamt nur 100.000 Hybrid-Autos verkauft -, ist noch
nichts entschieden. Die europäischen Hersteller können hier durchaus
noch aufholen", so Heymann gegenüber pressetext.

Die Europäer liegen aber auch in der technischen Entwicklung von
Hybrid-Aggregaten nicht so weit hinter den japanischen Autokonzernen,
wie generell vermutet wird. "Die deutschen Ingenieure haben auf der IAA
bereits vor 30 Jahren alternative Antriebsmodelle präsentiert. Diese
Konzepte den Kunden zu erklären, hat sich bis dato jedoch noch nicht
gelohnt, da der Markt kein Interesse gezeigt hat", meint Henning
Wallentowitz von der Technischen Hochschule in Aachen
http://www.rwth-aachen.de im pressetext-Interview. Zusätzlich sind
Hybrid-Modelle teurer. "Den Käufern von Alternativ-Autos bleibt meist
nur die soziale Anerkennung, dass sie die Luft für die anderen
schützen. Emissionsfreie, verbrauchsarme Fortbewegung wird künftig aber
weiterhin ein Thema sein und Hybrid-Autos werden über ihr
Nischen-Dasein hinauswachsen", so Wallentowitz abschließend.

Mailand top bei Feuchtmüll-Recycling

Mailand in Sachen Feuchtmüll-Recycling führend

Branchenverband zählt rund 120.000 Tonnen Küchenabfälle pro Jahr

Küchenabfall: Mailand vorbildlich bei Mülltrennung (Foto: pixelio.de/Hartmut910)
Küchenabfall: Mailand vorbildlich bei Mülltrennung (Foto: pixelio.de/Hartmut910)

Mailand (pte003/17.11.2014/06:10) –

Mailand weist die international höchste Recyclingquote bei Feuchtmüll
auf, wie der Verband italienischer Kompost- und Biogashersteller
Consorzio Italiano Compostatori http://compost.it in seinem Jahresbericht schreibt. Fast 120.000 Tonnen Küchenabfälle
stellen die Mailänder in getrennten Behältern jährlich vor ihr Haustür.
Nahezu alle rund 1,3 Mio. Bewohner der lombardischen Metropole sind an
der getrennten Müllsammlung beteiligt. Das sind deutlich mehr als die
von dieser Dienstleistung erreichten 830.000 Bürger von San Francisco.

92 Kilo pro Bewohner

"Der für Mailand erzielte Durchschnittswert von 92
Kilogramm je Einwohner bedeutet zugleich ein weltweites Rekordergebnis",
so Leonardo Ghermandi, Vorsitzender des Consorzio Italiano
Compostatori. Die Mailänder Zahlen spiegeln sich auch in der Entwicklung
der landesweiten Statistik wider. Das Recycling von Feuchtmüll ist in
Italien seit 2004 um zehn Prozent im Schnitt auf 86 Kilogramm je
Bewohner gestiegen. Bei einem jährlichen Hausmüllaufkommen von 12,5 Mio.
Tonnen im Jahr macht der organische Anteil mittlerweile 42 Prozent aus.

Durch die unterschiedliche Angebotslage bei den
kommunalen Sammlungseinrichtungen sind starke regionale Unterschiede
beim Feuchtmüll-Recycling zu beobachten: Während der Mittelwert in
Norditalien bei 108 Kilogramm je Einwohner liegt, kommt Mittelitalien
nur auf 77 Kilogramm und Süditalien lediglich auf 62 Kilogramm je
Einwohner.

Industrielle Größe erreicht

Studien des Verbands nach hängt die getrennte Sammlung
von Feuchtmüll stark vom technischen Stand und der Verbreitung der
Kompostierbetriebe ab. Seit den auf das Jahr 1993 zurückgehenden
Anfängen, so Ghermandi, hat sich die Anlagenzahl auf 240 erhöht. Davon
weisen 130 Betriebe eine industrielle Größenordnung auf. Die Zahl der
Anlagen mit anaerobischer Vergärung ist in drei Jahren auf 43 gestiegen.

Schwangerschaft : Schädliche Chemikalien gelangen in den Fötus

Greenpeace und WWF fordern Verbot

Godalming/London (pte/08.09.2005/09:15) – Chemikalien, die in Parfüms
und Reinigungsmitteln enthalten sind, können über die Plazenta das Kind
im Mutterleib erreichen. Zu diesem Ergebnis ist eine Untersuchung von
WWF-UK http://www.wwf-uk.org und Greenpeace
http://www.greenpeace.org/international gekommen. Tests mit
Nabelschnurblut zeigten, dass viele Chemikalien, die unter anderem für
die Herstellung von Plastik und künstlichem Moschus eingesetzt werden,
nachweisbar sind. Die Umweltschutzorganisationen fordern Gesetze, die
diese Substanzen aus Alltagsprodukten verbannen. Gesundheitsexperten
wie Andrew Shennan erklärten laut BBC, dass schwangere Frauen durch
diese Forschungsergebnisse nicht beunruhigt sein sollten. Es gäbe keine
klaren Beweise dafür, dass diese Chemikalien das Ungeborene schädigten.

Für die Studie wurden Tests an Blutproben der Nabelschnüren von 27
Neugeborenen und von 42 frischgebackenen Müttern durchgeführt. Das Blut
wurde auf acht Gruppen von Chemikalien untersucht. Dazu gehörten jene
Substanzen, die in Reinigungsprodukten sowie in ein Ankleben
verhindernden und wasserfesten Beschichtungen enthalten sind. In allen
Proben konnten zumindest einige der 35 getesteten Chemikalien
nachgewiesen werden. Manche der Proben des Nabelschnurbluts enthielten
bis zu 14 Substanzen. Zwei der Mütter lieferten 17 positive
Testergebnisse. Die Wissenschafter zeigten sich aufgrund dieser
Ergebnisse besorgt. Helen Perivier von Greenpeace International
erklärte, dass es schockierend sei, dass sich diese Chemikalien zu
irgendeinem Zeitpunkt im menschlichen Körper befänden. Andrew Lee von
WWF-UK ergänzte, dass diese Chemikalien sich nicht in Produkten
befinden sollten und schon gar nicht in Babys nachweisbar sein dürften.
Die Europäische Union beschäftigt sich derzeit intensiv mit ihren den
Einsatz von Chemikalien betreffenden Richtlinien.

Schnelltest für Fluorid-Nachweis im Trinkwasser

BAM-Pressemitteilung 2/2014
21. März 2014

Neuer Schnelltest für Fluorid-Nachweis im Trinkwasser

Der Zusatz von Fluorid zum Trinkwasser oder
Zahncreme ist weit verbreitet und dient vor allem der Zahngesundheit und
als vorbeugende Maßnahme gegen Kno­chenkrankheiten.
Doch eine zu hohe Konzentration an Fluorid kann zu gesundheit­lichen
Problemen führen. Markantes Zeichen dieser Fluorose, die vor allem in
Ent­wicklungsländern auftritt, sind bräunlich-gelbe Flecken auf den
Zähnen. Nicht über­all ist das fluorierte Trinkwasser
auch unter ständiger Überwachung, so dass be­sonders Kinder zu viel
Fluorid zu sich nehmen können. Ein von der BAM Bundesan­stalt für
Materialforschung und -prüfung entwickelter sehr einfacher
Farbschnelltest kann in Zukunft helfen, die Fluoridkonzentration
leichter festzustellen.

Ähnlich wie der Lackmustest zur Bestimmung
des pH-Wertes sieht man auf einem Papierstreifen mittels
Farbveränderung, ob und wie viel Fluorid im Wasser gelöst
ist. Die Konzentration wird durch gelb-grüne Punkte angezeigt. Je
dunkler der Spot ist, desto mehr Fluorid liegt vor. Zum Einsatz kommt
ein von der BAM entwickelter Farbstoff. �Dieser
BODIPY-Amidothioharnstoff-Farbstoff wird als kleiner Punkt auf einen
Streifen
Nitrocellulose aufgebracht�, berichtet Pichandi Ashokkumar, der
zu­sammen mit Knut Rurack den Test entwickelt hat.

Der Papierstreifen wird dann zum Beispiel in
ein Wasserglas getaucht. Anhand der Veränderung des Farbeindrucks kann
der Tester die Konzentration ablesen.
Auf­grund des gewählten chemischen Farbstoffes ist der Teststreifen
auch wiederver­wendbar. Doch so einfach das klingt, so schwierig
gestaltete sich die Umsetzung. Denn das Fluorid lagert sich mittels
Wasserstoffbrückenbindung an den Thioharn­stoff an. Durch
die Bindung kommt es zu einem Elektronentransfer, der die Fluores­zenz
des Farbstoffs abschwächt, das heißt, der Farbstoff erscheint dann
dunkler. �Der Trick war nun, ein Verfahren zu entwickeln, dass trotz der
wässrigen Umge­bung das Fluorid immer noch an
den Thioharnstoff bindet und nicht der Sauerstoff des Wassers�, sagt
Projektleiter Knut Rurack. Wie Tests zeigen, ist dies den
Wissenschaftlern gelungen.  Um das Ablesen der Farbveränderung noch
besser als mit dem menschlichen Auge auswerten zu können, kann
der Teststreifen auch mit der eingebauten Kamera eines Mobiltelefons
erfasst werden.

Die Fluorierung von Trinkwasser ist eine
verbreitete Praxis. In Europa wird dies bei­spielsweise in
Großbritannien, Irland und der Schweiz praktiziert.
Auch die USA fluoriert ihr Trinkwasser. Erst im Jahr 2011 hatte die US
Environmental Protection Agency (EPA) den Richtwert für Fluorid in
Trinkwasser von 1 auf 0,7 Parts per Million (ppm) reduziert und sich
damit anderen Ländern angeschlossen. Die Nach­weisgrenze
des neuen Fluoridtests liegt bei 0,2 ppm. Der Test wurde mit
verschie­denen Wasserproben getestet, unter anderem mit Leitungs- und
Meerwasser. �Der Test wird durch andere Ionen, die im Leitungs- oder
Salzwasser vorkommen, nicht gestört�, berichtet Rurack.
Probleme können allerdings zu hohe Phosphatkonzent­rationen bereiten,
wie sie beispielsweise in einigen Zahncremes zu finden sind. Ein
mögliches Einsatzgebiet ihres Testes sehen die Wissenschaftler vor allem
in Asien und Afrika.

Kontakt:

Bioenergie – Bakterien in Batterien

Im Labor Ampere in Lyon arbeiten Wissenschaftler zurzeit an der Entwicklung eines zumindest
originellen Stromgenerators: einer mikrobiologischen Brennstoffzelle (BS-Zelle). Durch die intelligente
Nutzung der Eigenschaften vorhandener Mikroorganismen soll diese seit einem Jahr entwickelte
erstaunliche Anlage die Kosten der Abfallbehandlung senken.
Um sich zu ernahren, bauen bestimmte Bakterien die organischen Molekule ihrer Umwelt ab und setzen
dabei Elektronen und Protonen frei. Aus diesem Grund wurde bereits ofter theoretisch die Moglichkeit
untersucht, diese Partikel auf Elektroden zu ubertragen, um so Elektrizitat auf der Grundlage von
Brennstoffzellen zu produzieren. Diese "Biobatterien" konnten somit selbststandige oder abgelegene
Anlagen versorgen, zum Beispiel Baken in Berg- oder Wustenregionen, Ausrustungen fur die
Internationale Raumstation oder sogar Roboter. Derzeit ist die Leistung der Prototypen jedoch noch zu
gering, so dass das Team eine zusatzliche Brennstoffzelle fur die Abfallindustrie entwickelt hat. Diese
BS-Zelle, die in den Reaktoren von Klaranlagen installiert werden soll, wird kontinuierlich mit den
Haushaltsabwassern gespeist. In der Startphase des "Generators" bilden die im Schlamm vorkommenden
Bakterien einen Film auf der Oberflache einer Elektrode (Anode), die speziell konzipiert wurde, um die
leistungsfahigsten "elektroaktiven" Mikroorganismen auszuwahlen. Nach funf Tagen wird eine
Stromleistung von nicht einmal 1 Watt pro Quadratmeter Anode zwischen den Anschlussklemmen
erzeugt. Diese Leistung konnte dennoch ausreichen, um einen nicht unwesentlichen Teil des Bedarfs an
Elektrizitat einer Abfallaufbereitungsanlage zu decken. Um die Nutzflache der Anode – jedoch nicht die
Mase des Systems – zu vergrosern, konnte ein poroses Material verwendet werden. Die Ergebnisse dieser
vor Ort im Sommer durchgefuhrten Tests, werden in Kurze ihre Geheimnisse luften.

Der Energieausweis für Wohngebäude

Welche Ausweisvariante ist die richtige? / Was Hausbesitzer wissen müssen

München (pts/20.07.2007/11:27) – Am 1. Oktober 2007 tritt die neue Energie-Einsparverordnung (EnEV 2007) in Kraft. Ihr wichtigster Bestandteil ist die verbindliche Einführung von bundesweit einheitlichen Energieausweisen für Bestandsgebäude, wie sie für Neubauten seit 2002 Pflicht sind. Künftig müssen Eigentümer, die ihr Haus oder ihre Wohnung verkaufen oder neu vermieten, dem Käufer oder Mieter auf Anforderung einen Energieausweis vorlegen. Auch wer sein selbst genutztes Haus umfassend modernisiert oder ausbaut, muss das Dokument erstellen lassen. Für Gebäude, die bis 1965 errichtet wurden, ist der 1. Juli 2008 Stichtag für die Einführung, für später errichtete Gebäude der 1. Januar 2009.

"Die EnEv 2007 kennt zwei Arten von Energieausweisen: Sie unterscheidet zwischen dem Bedarfsausweis, der auf Grundlage des ingenieurmäßig berechneten Energiebedarfs des Gebäudes erstellt wird, sowie dem Verbrauchsausweis, der auf Grundlage des erfassten Energieverbrauchs des Gebäudes erstellt wird", erläutert Lothar Müller, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel e. V., München. Bis zum 1. Oktober 2008 gilt für alle Bestandsgebäude Wahlfreiheit zwischen Verbrauchs- und Bedarfsausweis. "Für Wohngebäude, die umfassend umgebaut oder erweitert werden, muss nach dem Stichtag zwingend ein Bedarfsausweis erstellt werden", weiß Müller. Auch für Wohngebäude mit bis zu vier Wohneinheiten, für die der Bauantrag vor November 1977 gestellt wurde, ist der Bedarfsausweis Pflicht. Ausnahme: Wenn das Gebäude bei der Fertigstellung die Anforderungen der Wärmeschutzverordnung von 1977 erreichte oder durch nachträgliche Sanierungsmaßnahmen inzwischen erreicht, besteht weiterhin Wahlfreiheit. "Die Höhe des Energieverbrauchs hängt wesentlich vom Nutzer ab. Damit ein objektiver Vergleich der energetischen Qualität verschiedener Gebäude möglich wird, sollte ein sinnvoller Energieausweis aber unabhängig vom Verhalten und Verbrauch einzelner Nutzer sein", gibt Lothar Müller zu bedenken. "Eigentümer haben daher gute Gründe, in jedem Fall schon heute auf den Bedarfsausweis zu setzen."

Die Gesamtenergieeffizienz entscheidet

Beim Bedarfsausweis wird anhand genormter Kriterien eine objektive Bewertung von Gebäude- und Heizungstechnik vorgenommen und rechnerisch der Primär- sowie der Endenergiebedarf des Gebäudes ermittelt. Der Endenergiebedarf gibt die jährlich benötigte Energiemenge für Heizung, Lüftung und Warmwasserbereitung an. In den Primärenergiebedarf fließt auch der Aufwand ein, der zum Beispiel für Gewinnung, Verteilung und Umwandlung des verwendeten Energieträgers notwendig ist; er gibt Auskunft über die Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes. "Je geringer der Primärenergiebedarf, desto effizienter und Umwelt schonender die Energienutzung", so Müller. Primär- und Endenergiebedarf werden in Kilowattstunden pro Quadratmeter Gebäudenutzfläche und Jahr, kurz kWh/(m²*a), angegeben.

Das Haus wird auf Herz und Nieren geprüft

Für den Bedarfsausweis werden allgemeine Gebäudedaten erfasst wie der Grundriss, das beheizte Gebäudevolumen, die Gebäudenutzfläche, der Flächenumfang von Außenwänden, Fenstern und Dach sowie die Dachform. Aber auch spezifische Daten zur Gebäudehülle, zur Qualität der verarbeiteten Baumaterialien, zum Aufbau der Bauteile, zur Wärmedämmung sowie zum Heizungssystem und zur Art der Warmwasserbereitung fließen in die Analyse ein. "Die Aufnahme der notwendigen Daten, die so genau wie möglich zu ermitteln sind, erfolgt am besten bei einer Gebäudebegehung durch den Energie-Fachberater im Baustoff-Fachhandel", rät Müller. Im Anschluss daran wird der Energieausweis vom Energie-Fachberater mit Hilfe einer speziellen Berechnungssoftware erstellt. Komfortabel und bundesweit einmalig: Der Energie-Fachberater im Baustoff-Fachhandel bietet dazu ein kostenfreies Erstgespräch vor Ort an. "Eine unverbindliche Beratungsanfrage an den Energie-Fachberater in ihrer Nähe können Hausbesitzer ganz einfach und bequem im Internet auf dem Ratgeberportal http://www.energie-fachberater.de stellen", empfiehlt Lothar Müller.

Verbrauchsdaten der letzten drei Jahre werden erfasst

Der Verbrauchsausweis erfasst den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasserbereitung. Dafür werden lediglich die Verbrauchsdaten aus Abrechnungen von Heizkosten nach der Heizkostenverordnung beziehungsweise von Energielieferanten benötigt. Aus dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten drei Jahre wird der Energieverbrauchskennwert festgestellt und in kWh/(m²*a) angegeben. Um den Einfluss außergewöhnlicher Wetterverhältnisse sowie regionale Unterschiede auszugleichen, werden Klima, Witterung und Leerstände berücksichtigt.

Energetische Qualität auf einen Blick vergleichbar

Beide Ausweisarten illustrieren die Energieeffizienz des Gebäudes anhand des so genannten Tachobands. "Die Einordnung in einen Farbverlauf von grün (gut) nach rot (schlecht) dient dem schnellen Überblick und ermöglicht den direkten Vergleich mit anderen Gebäuden", sagt Müller. Beim Bedarfsausweis zeigt das Tachoband den Primär- und Endenergiebedarf des Gebäudes. Diese Werte lassen Rückschlüsse auf die zu erwartenden Nebenkosten für Heizung und Warmwasser, den energetischen Zustand und die CO2-Emissionen zu, und bieten die Möglichkeit, die energetische Qualität unterschiedlicher Gebäude zu vergleichen. Im Unterschied dazu zeigt das Tachoband beim Verbrauchsausweis den Energieverbrauchskennwert. Dieser lässt nur Rückschlüsse auf den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser unterschiedlicher Gebäude zu. Das ist wenig aussagekräftig, denn der Wert hängt entscheidend vom Verhalten der Bewohner ab.

Alles eine Kostenfrage?

Bei allem Nutzen werden Hausbesitzer die Frage nach den Kosten für einen Energieausweis stellen. Diese lassen sich derzeit noch nicht endgültig beziffern. Das Bundesbauministerium geht im Minimum von 40 bis 60 Euro für den Verbrauchsausweis und von 80 bis 120 Euro für den aussagekräftigen Bedarfsausweis aus. Die Energie-Fachberater im Baustoff-Fachhandel beraten Hauseigentümer ausführlich, welcher Ausweis der richtige für sie ist und welche Kosten auf sie zukommen. Sie zeigen auch auf, wie mit ihren Modernisierungsempfehlungen Energie eingespart und damit gleichzeitig die Umwelt und der Geldbeutel geschont werden können. Den Energie-Fachberater in ihrer Nähe finden Hausbesitzer im Internet unter http://www.energie-fachberater.de.

Weitere Informationen bei:

"Energie-Fachberater im Baustoff-Fachhandel"
Lothar Müller, Edelsbergstraße 8, 80686 München
Tel. 0 89/57 83 67 -31, Fax 0 89/57 83 67 -34
bdb@BauNetz.de

Ab wann ist ein Gebäude energieeffizient?

Ab wann ist ein Gebäude energieeffizient?
Plus Energie Bürohaus an der TU Wien liefert Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Standards
Plus Energie Bürohaus,TU Wien/Infografik
Plus Energie Bürohaus,TU Wien/Infografik
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Wien (pts010/15.07.2016/10:00) – Der Energieverbrauch in Gebäuden ist mit einem Anteil von 40 Prozent neben der Mobilität einer der größten Brocken des europaweiten Energieverbrauchs. EU-Richtlinien und nationale Gesetze verpflichten zu einer Reduktion des Energieverbrauchs durch Steigerung der Energieeffizienz. So sind alle EU-Staaten gefordert, Mindestanforderungen für die Gesamt-Energieeffizienz aller Gebäude gesetzlich festzulegen, diese anzuwenden und mittels Energieausweis nachvollziehbar zu machen. Zudem müssen ab dem Jahr 2021 alle neuen Gebäude im Niedrigstenergie-Standard (= dt. Übersetzung von „Nearly Zero Energy Building“) errichtet werden. Doch eine genaue Definition von diesen „Nahe an Null Energie verbrauchenden“-Häusern gibt es bisher nicht.

Was heißt das konkret für die Praxis?

Wie können Bauherren und Planer sicher sein, dass sie die Energieeffizienz-Anforderungen auch optimal umsetzen und die energetischen Berechnungen für den Gebäude-Energieausweis korrekt durchführen, um den behördlichen Vorgaben und Kontrollen standzuhalten? Und wie können Konsumenten darauf vertrauen, dass ihr neues oder saniertes Niedrigenergie-, Niedrigstenergie- oder Plus-Energie-Gebäude auch das hält, was Planer oder Makler versprechen?

„Dafür braucht es genau definierte, einheitliche Standards, damit sich Bauherren, Planer, Fachplaner und ausführende Unternehmen richtig verstehen und vom selben Ziel reden“, betont Stefan Wagmeister, Vizedirektor Standards Development und Komitee-Manager bei Austrian Standards. Experten aus der Forschung und Praxis stimmen ihm zu. „Denn nicht immer ist dasselbe gemeint, wenn von energieeffizienten Gebäuden und Niedrigstenergie-Gebäuden geredet wird“, erklärt Universitätsprofessor Thomas Bednar vom Institut für Hochbau und Technologie an der TU Wien.

Photovoltaik am Dach macht noch kein Plus-Energie-Gebäude

„Wenn eine Photovoltaikanlage aufs Haus montiert und elektrische Energie gewonnen wird, heißt das noch lang nicht, dass das ein Plus-Energie-Gebäude ist“, erklärt Bednar. Derzeit klagen auch immer wieder Konsumenten, dass die vom Planer berechneten Energiewerte ihrer energieeffizienten Häuser nicht der Realität entsprechen. „Das kommt daher, dass derzeit in Europa ausschließlich eine standardisierte Nutzung und eine gründliche Ausführung für die Berechnung des Energieverbrauchs herangezogen werden“, führt Bednar weiter aus.

„Wichtig ist es aber, in der Beratung auch die tatsächliche Nutzung des Gebäudes – also auch den tatsächlich benötigten Strom für Elektrogeräte – einzubeziehen. Zudem beeinflusst der Gebäudenutzer auch durch sein Lüftungs-, Heiz- und Kühlverhalten die Energiebilanz maßgeblich. Solange es aber keine klaren Definitionen und Parameter zur Berechnung des Gesamtenergieverbrauchs von Gebäuden gibt, wird es Unklarheiten und Abweichungen von Messergebnisse geben“, bringt Bednar die Problematik auf den Punkt.

Nutzerverhalten beeinflusst Verbrauch

Ein Umstand, der sich vor allem für Planer und Architekten als Stolperstein erweisen kann. Denn wenn der Bauherr mit den energetischen Werten des Gebäudes nicht zufrieden ist, weil er glaubt, dass er nur so viel Energie verbrauchen sollte, wie im Energieausweis angegeben ist, wird er klagen wollen. Rechtssicherheit gibt es nur durch standardisierte Nachweisverfahren. Daher sind normierte Werte als Basis zur Berechnung der Werte für den Energieausweis und auch zur Energieverbrauchsprognose unumgänglich. Für den Energieausweis ist es eindeutig definiert, welche Werte jeder Planer als Basis heranzieht. Bei einer späteren Nutzung schwanken allein die Werte für die eingestellte (für den Bewohner behagliche) Raumtemperatur zwischen 19 und 25 Grad Celsius in den Wintermonaten und zwischen 23 und 26 Grad Celsius im Sommer. Diese Schwankungsbreite wirkt sich eklatant auf den daraus resultierenden Kühlenergie- bzw. Heizungsenergieverbrauch aus.

Paket an Standards wird überarbeitet

Mit der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie EPBD 1 sind neue Europäische Standards – so genannte EPB-Normen (= Energy Performance of Buildings) – entstanden. Dieses Paket dient als Grundlage für die Erstellung von Energieausweisen und wird derzeit überarbeitet, um sie mit den international gültigen ISO-Standards in Einklang zu bringen. Ziel ist es, eine größtmögliche Vergleichbarkeit innerhalb Europas betreffend der Energiekennzahlen (z. B. Primärenergiebedarf PEB, CO2-Emission) in Energieausweisen zu schaffen.

Wissenschaftlich abgesicherte Ergebnisse fließen in Standards ein

„Wichtig dabei ist es, dass durch Forschung abgesicherte Ergebnisse in die Normung einfließen“, betont Bednar. Der Universitätsprofessor weiß genau, wovon er spricht. Als wissenschaftlicher Projektleiter haben er und sein Team mit der Sanierung des Chemie-Hochhauses der TU Wien Österreichs erstes Plus-Energie-Bürohochhaus entwickelt, das im Vorjahr eröffnet wurde und nun als Demonstrationsobjekt für optimale Energieeffizienz dient. Ein Bürohochhaus als Plus-Energie-Gebäude, das mehr Energie ins Stromnetz liefert, als für Gebäudebetrieb und Nutzung benötigt wird, zu konzipieren, war eine echte Herausforderung und Premiere in Österreich.

Interdisziplinärer Planungsprozess beim Plus-Energie-Bürohaus der TU Wien

„Wir haben in unsere Berechnungen nicht nur Lüftung, Heizung und Kühlung, sondern die gesamte Nutzung miteinbezogen, bis hin zu den Computern und der Kaffeemaschine“, sagt Thomas Bednar. „Vielleicht sollte man also von einem Plus-Plus-Gebäude sprechen.“ Im Jahresmittel kann die gesamte Energie, die in den acht Bürogeschoßen benötigt wird, direkt am Haus gewonnen werden. Dazu ist die wärme-, sonnenschutz- und lichttechnisch optimierte Fassade mit Österreichs größter fassadenintegrierter Photovoltaikanlage versehen.

„Das Spannende an diesem Projekt war der interdisziplinäre Planungsprozess, an dem die Fachkompetenzen aus Wissenschaft und Industrie eng zusammengearbeitet haben. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus diesem Projekt geben wir nun an die Gesellschaft weiter, unter anderem, indem wir sie in die Entwicklung von Standards einfließen lassen“, resümiert Bednar. Für die TU Wien gilt das Projekt Plus-Energie-Bürohaus aber bereits jetzt als Standard für kommende Projekte und Bauvorhaben.

Linktipp:
Weltweit erstes Plus-Energie-Bürohochhaus
http://www.univercity2015.at/standorte/getreidemarkt/plusenergiebuerohochhaus/ueberblick

Forschungsschiff Polarstern beendet 25. Arktisexpedition

Erfolgreiche Forschung in den Meeresgebieten zwischen Spitzbergen, Grönland und Kanada

Bremerhaven, den 11. Oktober 2010. Am Samstag, den 9. Oktober ist das Forschungsschiff Polarstern von einer viermonatigen Expedition nach Bremerhaven zurückgekehrt. Das Schiff hat auf seinem 25. Einsatz in der Arktis insgesamt etwa 16.620 Seemeilen (das entspricht rund 30.780 Kilometer) zurückgelegt. Auf drei Fahrtabschnitten standen ozeanographische, biologische und geowissenschaftliche Fragestellungen im Fokus. Über 120 Wissenschaftler und Techniker von Instituten aus sechs Nationen haben an der Expedition teilgenommen.

Von Bremerhaven aus startete die Polarstern am 10. Juni in Richtung Grönlandsee. Dies ist ein wichtiges Gebiet für die Bildung von Tiefenwasser, sorgt so für eine Durchmischung des Ozeans und treibt die globalen Meeresströmungen an. Die Besatzung um Fahrtleiter Dr. Gereon Budéus vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft hat Instrumente aufgenommen, die in 3,7 Kilometer Wassertiefe in der zentralen Grönlandsee verankert waren. Die Messgeräte an diesen Verankerungen haben über ein Jahr lang Temperatur und Salzgehalt des Wassers erfasst. „Diese hydrographischen Arbeiten bilden einen wichtigen Mosaikstein zu unseren über zehn Jahre bestehenden Langzeit-Messreihen, wie sie für die klimabezogene Forschung unverzichtbar sind“, erklärt Budéus.

Nach einem kurzen Personalwechsel in Longyearbyen (Spitzbergen) steuerte das Schiff in die Framstraße, dem Seegebiet zwischen Spitzbergen und Grönland, und zum sogenannten HAUSGARTEN, einem Tiefsee-Langzeitobservatorium am Kontinentalhang westlich von Spitzbergen, welches das Alfred-Wegener-Institut seit nunmehr über zehn Jahren betreibt. Die Forscher um Fahrtleiter Dr. Thomas Soltwedel dokumentierten hier, wie sich ändernde Klimabedingungen das marine arktische Ökosystem beeinflussen. Hier und im zweiten Untersuchungsgebiet der Expedition, einem hydrographischen Transekt über die Framstraße, bearbeiteten Biologen und Ozeanographen insgesamt über 160 Stationen. Eine Kette von Verankerungen quer über die Framstraße, die den Austausch zwischen dem Nordatlantik und dem Arktischen Ozean seit 15 Jahren überwacht, wurde ausgetauscht, so dass die Temperatur- und Salzgehaltsveränderungen im nächsten Jahr weiter verfolgt werden können. Ein Höhepunkt des zweiten Fahrtabschnitts war der erste Untereis-Einsatz des autonomen Unterwasserfahrzeugs der AWI-Tiefseegruppe. Das unbemannte Tauchboot ist mit unterschiedlicher Sensorik und verschiedenen Probenahmegeräten ausgestattet. Es liefert wertvolle Informationen über physikalisch-chemische und biologische Parameter im ökologisch wichtigen Übergangsbereich zwischen dem eisbedeckten Ozean und seinen eisfreien Randbereichen.

Auf dem dritten Fahrtabschnitt standen geowissenschaftliche Fragestellungen im Vordergrund. Aufgrund eines innerkanadischen Konflikts um das Verfahren für die Forschungsgenehmigung mussten die Arbeiten auf grönländische Gewässer beschränkt werden. Polarstern ist dazu bis über den 80. Breitengrad nach Norden gefahren. Das Team um Fahrtleiter Dr. Volkmar Damm von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe konnte dort Bereiche in der Nares-Straße erforschen, in denen die Datenlage aufgrund der Eissituation bisher sehr lückenhaft ist. „Die bislang vorliegenden Ergebnisse weisen den grönländischen Teil der Baffin Bay als typischen passiven Kontinentrand mit seewärts gerichteten Störungen und tiefen Beckenstrukturen mit mächtigen Sedimentfüllungen aus“, berichtet Damm. Die Geophysiker bringen neue Erkenntnisse über die Strukturen des tieferen Untergrundes der Baffin Bay und die Beschaffenheit der Sedimente und deren Gehalt an mikrobiellen Lebensgemeinschaften mit. Damit können die Forscher die geologische Vergangenheit der Baffin Bay und die Ablagerungsgeschichte der Sedimente in diesem arktischen Randmeer besser rekonstruieren.  Die Ergebnisse sind unter anderem wichtig für das Verständnis von Paläoklimaänderungen und die mikrobielle Zersetzung von organischem Material unter polaren Bedingungen. Für Kapitän Uwe Pahl war das Befahren von Nares-Straße und des Smith Sound ein Höhepunkt der Expedition: „Die relativ schmale Wasserstraße zwischen dem Nordosten Kanadas und der westlichsten Ausdehnung Grönlands erfordert konzentriertes Navigieren, um alle wissenschaftlichen Geräte sicher einzusetzen.“

Auch wenn die wissenschaftlichen Fragestellungen und damit die technischen Anforderungen der drei Abschnitte sehr unterschiedlich waren, in einem waren sich alle Fahrtleiter einig: Die Arbeitsbedingungen auf der Polarstern sind hervorragend, weil die Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Wissenschaft optimal funktioniert.

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der sechzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.