Hybrid-Autos in Europa kaum Chancen

In den USA der Hype – in Europa eher geduldet: der Markt bestimmt die Motoren

Wien (pte/13.09.2005/11:00) – Die hohen Spritpreise lassen erneut
Forderungen nach mehr alternativen Antriebssystemen aufkommen.
Hybrid-Autos sind in den USA keine Seltenheit mehr und auch in Europa
gibt es bereits einige wenige Modelle, die bei der Beschleunigung nicht
nur auf Verbrennungsmotoren zurückgreifen. Der Markt bestimmt aber
sowohl in Europa als auch jenseits des großen Teiches die
Produkt-Palette der Automobile. Was den Europäern der Diesel ist, das
ist den US-Amerikanern neuerdings ihr Hybrid-Auto. Für Europa sind sich
die Experten einig: Kurzfristig werden sich die Konsumenten nicht zum
Kauf von Prius & Co überreden lassen. Falls die Spritpreise
weiterhin noch oben klettern, dann wird der Misch-Antrieb jeodch an
zusätzlicher Relevanz gewinnen.

"Den Autofahrern in Europa fehlt der relative Vorteil eins
Hybrid-Antriebs. Diesel-betriebene Fahrzeuge sind nach wie vor
kostengünstig. In den USA gibt es kaum Diesel-Fahrzeuge und die
Hybrid-Autos decken hier dieses Segment ab", so Albrecht Denninghoff,
Autoanalyst der Hypo-Vereinsbank, im pressetext-Gespräch. Die
Hybrid-Mania in den Vereinigten-Staaten ist jedoch nur ein
Marketing-Gag, mit dem Honda und Toyota den US-Markt für sich gewinnen
wollen. In Europa kann sich laut Denninghoff der Hybrid-Antrieb als
Nischenprodukt etablieren, das mit möglichen steuerlichen Anreizen
durchaus überlebensfähig ist. Vor allem für Fahrer von SUVs
(Sport-Utility-Vehicles), die gerne auf leistungsstarke Motoren
zurückgreifen und mit Diesel-Aggregaten nichts anfangen können, sei
diese Motorisierung interessant.

Mittel- und längerfristig sieht der Autoexperte Eric Heymann von der
Deutschen Bank durchaus reale Chancen für eine weite Verbreitung von
Hybrid-Autos in Europa. Die japanischen Hersteller haben in diesem
Segment einen Vorsprung, da die europäischen Autobauer diesen Trend
verschlafen hätten, genauso wie die Hersteller in Fernost den
Diesel-Hype in Europa. "Die Japaner haben gegenüber den Europäern einen
technischen Vorsprung in diesem Segment. Da der Marktanteil dieser
neuen Technologien derzeit noch immer sehr gering ist – in den USA
wurden 2004 insgesamt nur 100.000 Hybrid-Autos verkauft -, ist noch
nichts entschieden. Die europäischen Hersteller können hier durchaus
noch aufholen", so Heymann gegenüber pressetext.

Die Europäer liegen aber auch in der technischen Entwicklung von
Hybrid-Aggregaten nicht so weit hinter den japanischen Autokonzernen,
wie generell vermutet wird. "Die deutschen Ingenieure haben auf der IAA
bereits vor 30 Jahren alternative Antriebsmodelle präsentiert. Diese
Konzepte den Kunden zu erklären, hat sich bis dato jedoch noch nicht
gelohnt, da der Markt kein Interesse gezeigt hat", meint Henning
Wallentowitz von der Technischen Hochschule in Aachen
http://www.rwth-aachen.de im pressetext-Interview. Zusätzlich sind
Hybrid-Modelle teurer. "Den Käufern von Alternativ-Autos bleibt meist
nur die soziale Anerkennung, dass sie die Luft für die anderen
schützen. Emissionsfreie, verbrauchsarme Fortbewegung wird künftig aber
weiterhin ein Thema sein und Hybrid-Autos werden über ihr
Nischen-Dasein hinauswachsen", so Wallentowitz abschließend.