Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Kleine Klimaretter entdeckt

Kleine Klimaretter entdeckt
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Spezielle Mikroorganismen können das Kohlendioxid (CO2) in Rauchgasen aus Braunkohlenkraftwerken direkt als "Futter" verwerten und selbst bei einer Temperatur von 60 Grad Celsius wachsen. Das ist das Zwischenergebnis der Forschungskooperation zwischen einem Stromproduzenten und einem Biotechnologieunternehmen im Kraftwerk Niederaußem nahe Köln.
Vor zwei Jahren haben RWE Power und die BRAIN AG eine Zusammenarbeit begonnen, um Kohlendioxid mit Mikroorganismen umzuwandeln – in Biomasse oder direkt zu Wertstoffen. Dabei sollen Mikroorganismen gezüchtet und mit ihnen neue Wege erforscht werden, CO2 zu verwerten. So könnten neben Biomasse auch industriell nutzbare Produkte wie Kunststoffe und chemische Zwischenprodukte entstehen. Für diese werden Anwendungsmöglichkeiten untersucht – zum Beispiel als Bau- und Dämmstoff sowie zur Herstellung von Fein- und Spezialchemikalien oder möglicherweise auch Massenchemikalien.

Das Unternehmen BRAIN zählt sich zur Weißen Biotechnologie, die die Bundesregierung seit 2010 mit 2,4 Milliarden Euro als „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ fördert. Die 99 Forscher von BRAIN haben sowohl im eigenen Archiv als auch bei Probennahmen direkt im Rauchgas-Kanal des Kraftwerks in Niederaußem nach Mikroorganismen gesucht, die unter den Bedingungen im Rauchgas unter Verwendung des CO2 wachsen können. Insgesamt wurden mehr als 3.000 Mikroorganismen darauf überprüft. Ein Drittel davon erfüllte das Anforderungsprofil. Im nächsten Schritt sind die produktivsten Verwerter des Treibhausgases identifiziert und charakterisiert worden. 29 Kandidaten, die besonders gute Wachstumseigenschaften aufzeigten, haben die Forscher inzwischen ausgewählt – davon waren zehn bisher noch nicht bekannt beziehungsweise beschrieben. Das hat die genetische Charakterisierung der Mikroorganismen ergeben.

Noch mehr als zehn Jahre forschen

„Unsere Pionierarbeit bei der Suche nach biotechnologischen Lösungen der CO2-Umwandlung trägt erste Früchte“, sagt Dr. Johannes Heithoff, Leiter Forschung und Entwicklung bei RWE Power. „Wir sind von den Resultaten, die das Forscherteam von BRAIN zusammen mit unseren  Kraftwerksexperten erarbeitet hat, so überzeugt, dass wir das Programm weiter ausbauen wollen.“ Bisher sind mehr als zwei Millionen Euro in das Forschungsvorhaben geflossen. Dazu ergänzt BRAIN-Forschungsvorstand Dr. Jürgen Eck: „Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur CO2-Nutzung in einem industriell skalierbaren System zu liefern. Dabei nutzen wir die vielfältigen Möglichkeiten, die die mikrobiellen Stoffwechselwege und die Synthetische Biologie bieten, um durch leistungsstarke Designer-Mikroorganismen eine möglichst effiziente CO2-Konversion zu erzielen“. Zwischen 10 und 15 Prozent des CO2 könnten zukünftig von Mikroorganismen gebunden werden, schätzt RWE gegenüber der Rheinischen Post. Allerdings stehe man noch in einem frühen Stadium der Forschung und rechne erst 2025 mit einer kommerziellen Nutzung.

RWE Power beabsichtigt, noch weitere kohlenstoffreiche Abfallströme mit in das Projekt einzubeziehen, wie sie zum Beispiel in Abwässern, bei der Produktion von Lebensmitteln oder in Raffinerien entstehen. Das Unternehmen will hierzu eine Innovationsallianz formieren, in der sich insgesamt 21 Industrieunternehmen, kleine, mittelständische Unternehmen sowie akademische Forschungseinrichtungen zusammenschließen, um im intensiven Austausch Projekte zur Nutzung dieser Abfallströme voranzutreiben. Im Innovationszentrum Kohle am Kraftwerksstandort Niederaußem betreibt RWE Power Deutschlands erste CO2-Wäsche und eine Prototypanlage zur Vortrocknung von Braunkohle (WTA). Außerdem erforscht ein REAplus-Hochleistungswäscher, wie Staub und Schwefeldioxid besser aus dem Rauchgas abgetrennt werden können. Alle Projekte, für die das Unternehmen mehr als 100 Millionen Euro aufbringt, arbeiten im Verbund mit dem zurzeit modernsten und effizientesten Braunkohlenkraftwerk der Welt (BoA 1).
Der Artikel "Vom Abgas zum Rohstoff" beschreibt weitere aktuelle Projekte zum Verwerten von CO2 (CCU).

Nachfolgeschiff des Forschungseisbrechers Polarstern

Meilenstein auf
dem
Weg zum Neubau eines Nachfolgeschiffes des Forschungseisbrechers
Polarstern: Reederei F. Laeisz als Partner

Bremerhaven, den 22.
Juli 2014. Die Reederei F. Laeisz G.m.b.H. erhielt in diesem Frühjahr
den Zuschlag für die Beratungsleistung zum Entwurf und Bau eines
zukünftigen deutschen Forschungseisbrechers. Am heutigen Dienstag, dem
22. Juli 2014, unterzeichneten Vertreter der Reederei und des
Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven zusätzlich einen Vertrag für
die
Bereederung des Schiffes.

Ein neues eisbrechendes Forschungs-
und Versorgungsschiff ist nach dem Bau des Tiefseeforschungsschiffes
Sonne das zweite prioritäre Neubauprojekt der Forschungsflotte unter
Leitung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Der
derzeitige Forschungseisbrecher Polarstern ist bereits seit Dezember
1982 im Dienst. In über 31 Jahren hat die Polarstern Menschen und
Material in den Arktischen und den Antarktischen Ozean gebracht und
dabei mehr als 1,5 Millionen Seemeilen zurückgelegt. Das entspricht
einer Strecke von über 2,7 Millionen Kilometern und somit mehr als 67
Umrundungen der Erde auf Höhe des Äquators.

Dank guter Wartung
und Pflege ist die Polarstern noch heute eines der leistungsstärksten
Polarforschungsschiffe der Welt und verbringt durchschnittlich 320 Tage
pro Jahr auf See. Seit über 18 Jahren ist die Reederei F. Laeisz
G.m.b.H. buchstäblich mit an Bord: Am 1. Januar 1996 übernahm sie die
Bereederung der Polarstern. „Wir freuen uns sehr, dass wir unser
erfolgreiches Engagement in der Forschungsschifffahrt fortsetzen
können“, sagt Roland Pallutz, kaufmännischer Geschäftsführer der
Reederei. Er und Nikolaus Schües (geschäftsführender Gesellschafter der
Reederei F. Laeisz) unterzeichneten heute gemeinsam mit Prof. Karin
Lochte (Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts) den Vertrag für die
Bereederung des Nachfolgeschiffes der Polarstern sowie der deutschen
Neumayer-Station III in der Antarktis für den Zeitraum 2019 bis 2025.

Doch auch schon bevor der Polarstern-Nachfolger in Dienst
gestellt wird, kommt der Reederei F. Laeisz eine besondere Rolle zu: Im
Rahmen eines europaweiten öffentlichen Ausschreibungsverfahrens durch
das BMBF wurde der Reederei Laeisz der Zuschlag für die
Beratungsleistung zum schiffbaulichen Entwurf erteilt. Die Erfahrung
der
Reederei im Betrieb von Eisbrechern war dabei aus Sicht des
Ministeriums
ein zentraler Faktor für den Zuschlag. Wie die derzeitige Polarstern
wird auch der Nachfolgebau als bundeseigenes Schiff konzipiert und
allein mit Mitteln des BMBF gebaut.

Der Betrieb des zukünftigen
Eisbrechers wird, wie bei der Polarstern, durch das
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung (AWI), erfolgen. Das AWI koordiniert die Polarforschung
in Deutschland und hat den Vorsitz im wissenschaftlich-technischen
Fachausschuss des Neubauprojektes. „In diesem Ausschuss bündeln wir die
Anforderungen der Wissenschaft an die Ausstattung des neuen Schiffes.
So
soll es ein leistungsfähiges, umweltschonendes Instrument für die
zukünftige Polarforschung werden“, sagt AWI-Direktorin Prof. Karin
Lochte. Die Planung des neuen Schiffes schreitet voran, und nach
gegenwärtigem Zeitplan soll es im Jahr 2019 an die Wissenschaft
übergeben werden. Nächster Meilenstein wird im Dezember des Jahres 2014
die Bekanntmachung der Ausschreibung des Teilnahmewettbewerbs für die
Bauwerft sein; der Wettbewerb selber soll Anfang 2015 beginnen.

Wissenschaftsjahr – Meere und Ozeane

Das
Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane bietet im Juli wieder viele
Mitmach-Aktionen für Jung und Alt. An der deutschen Nord- und
Ostseeküste können Kinder von 6 bis 12 Jahren mit einem
„Mobilen Küstenlabor" die Artenvielfalt der heimischen Strände entdecken. Ausgerüstet mit Becherlupe, Kescher und Forschungsanleitung, nehmen junge Entdeckerinnen und Entdecker den Lebensraum von Krebsen,
Muscheln und Algen genauer unter die Lupe. Die Forschersets erhalten sie
kostenfrei bei einem der vielen Partner des Wissenschaftsjahres
2016*17. Von Ende Juli bis Anfang August haben Mädchen und Jungen
darüber hinaus die Gelegenheit, an einem der Stopps der SommerTour des
„Mobilen Küstenlabors" an Ost- und Nordsee dabei zu sein. Vom 25. bis
zum 28. Juli macht sie Station in Zingst, Kühlungsborn, am Timmendorfer
Strand und in Laboe. In Kurzexpeditionen lernen die Kinder unter
fachkundiger Begleitung, welche vielfältige Flora und Fauna es vor Ort
zu entdecken gibt – natürlich unter Einsatz der mobilen Küstenlabore. In
der ersten Augustwoche wird die SommerTour entlang der Nordsee
unterwegs sein und in Schillig, Dangast, Cuxhaven und St. Peter Ording
Halt machen.

Das erste Drittel der Strecke haben die Teilnehmenden der Elbschwimmstaffel bereits geschafft, den größeren Teil der insgesamt 575 Kilometer haben
sie noch vor sich. Am 12. Juli wird die bisher größte
Freiwasser-Schwimmstaffel Deutschlands ihr Ziel in Geesthacht erreichen.
Während 250 Schwimmerinnen und Schwimmer die Elbe hinab schwimmen,
forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entlang der Strecke
und laden dazu ein, sich bei der Arbeit über die Schulter schauen zu
lassen. Besonders bei den Etappenzielen
Magdeburg am 4. Juli und Wittenberge am 9. Juli sowie zum Finale in Geesthacht können Besucherinnen und Besucher viel erleben. Neben einem
vielfältigen Bühnenprogramm mit Spielen und Musik können sie mehr über
die Forschungsprojekte erfahren, zum Beispiel bei einer Besichtigung des
wissenschaftlichen Begleitboots
.

Einen
Tag nach dem Abschluss der Elbschwimmstaffel in Geesthacht gibt es im
benachbarten Hamburg ein weiteres Highlight. Am 13. Juli erlebt der Film
„Die Wirbeljagd" seine feierliche Premiere im Großplanetarium. Im Juni 2016 machte sich
unter der Leitung des Helmholtz-Zentrums für Material- und
Küstenforschung Geesthacht ein internationales Forscherteam mit einem
Zeppelin auf die
Expedition Uhrwerk Ozean,
um bislang unbekannte Meereswirbel in der Ostsee aufzuspüren. Dabei
wurden die Wissenschaftler von einem Kamerateam begleitet. Durch die
innovative 360°-Aufnahmetechnik können nun auch die Zuschauerinnen und
Zuschauer die Suche und Erforschung der Meereswirbel aus der Perspektive
der Expeditionsteilnehmer erleben. Ab August wird der Film regelmäßig
in Hamburg und danach in weiteren deutschen Planetarien zu sehen sein.

Eine Übersicht aller Veranstaltungen im Juli gibt es unter www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/veranstaltungen.

Dialoge zwischen Meeresgrund und Wassersäule

Mit
der neuen Ausstellung des Fotografs und Filmschaffenden Armin Linke
können Besucherinnen und Besucher in die faszinierende Welt des offenen
Meeres abtauchen. Präsentiert in Form von Videoinstallationen, gibt
„Ozeane" einen Blick hinter die Kulissen von maßgeblichen Praktiken und
Verhandlungen zum Abbau mariner mineralischer Rohstoffe, zeigt die
unbekannte Welt der Tiefsee und macht komplexe wissenschaftliche
Arbeitsmethoden visuell verständlich. Die Ausstellung wird am 5. Juli im
Edith-Russ-Haus Oldenburg feierlich eröffnet und kann bis zum 24.
September besichtigt werden.

Die Stadt und das Meer

Das
NaturVision Festival, Deutschlands größtes Filmfestival zu Natur,
Umwelt und Nachhaltigkeit in Ludwigsburg, hat 2017 das Sonderthema
„Die Stadt und das Meer":
Das Meer ist für Städter ein scheinbar weit entfernter Sehnsuchtsort,
doch es wird immer offensichtlicher, wie unser alltägliches Verhalten
die Weltmeere beeinflusst und in Mitleidenschaft zieht. Vom 13. bis zum
17. Juli rücken das
Sonderfilm– und Kinderrahmenprogramm im Wissenschaftsjahr 2016*17 die Verletzlichkeit und Gefährdung des
komplexen Lebensraumes Ozean in den Mittelpunkt und machen zum anderen
auf seine Artenvielfalt und faszinierende Schönheit aufmerksam
.

Endstation Wissenschaft

Die ScienceStation ist 2017 wieder in deutschen Bahnhöfen unterwegs und gastiert ab dem 17. Juli in Lübeck.
Die Ausstellung steht ganz im Zeichen des Wissenschaftsjahres 2016*17 –
Meere und Ozeane. Zwischen ICE und Regionalbahn laden Mitmachexponate
im Hauptbahnhof zum Verweilen und Staunen ein. Interessierte können dort
bis zum 23. Juli bespielweise hören, wie das Wattenmeer klingt, einen
virtuellen Tauchgang in ein tropisches Korallenriff unternehmen und die
Geheimisse der Tiefsee entdecken.

Auf www.wissenschaftsjahr.de und in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und YouTube unter
#MeereundOzeane lädt das Wissenschaftsjahr 2016*17 zum Mitdiskutieren
ein.

Stroh als zukunftsreicher Treibstoff

Bis 2020 sieht die EU-Biokraftstoffrichtlinie einen Biosprit-Anteil von zehn Prozent vor. Bisher wurde Bioethanol in erster Linie aus Getreide, Mais oder Zuckerrohr bzw. Zuckerrüben hergestellt. Kritiker haben bei der Biosprit-Herstellung die Konkurrenz mit Nahrungsmitteln als ethisch bedenklich eingestuft. Seit einiger Zeit arbeiten Forscher allerdings daran, aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten wie etwa Schnittholz und Stroh Biosprit herzustellen. Forscher der FH OÖ Campus Wels http://www.fh-wels.at/ sind intensiv damit beschäftigt, Stroh als Grundlage für den begehrten Treibstoff zu verarbeiten.

"Schon vor einigen Jahren hat es bei der Voest-Alpine-Industrieanlagenbau Studien zur Machbarkeit der Bioethanol-Herstellung aus Stroh gegeben", erklärt Alexander Jäger, Fachbereichsleiter Bio- und Umwelttechnik an der FH OÖ Campus Wels im pressetext-Interview. Dafür habe er sich bereits seit der Jugend interessiert, meint Jäger. Viele der damaligen Versuche seien aber in Vergessenheit geraten. "Wir betreiben zunächst so etwas wie Wissenschaftsarchäologie", betont Jäger. Es sei gelungen die Versuche nachzustellen und dabei bereits neue Erkenntnisse zu gewinnen. "Bei dem Verfahren geht es im Prinzip darum, Zellulose aus Holz oder Stroh mit Hilfe von Enzymen in Zuckerbausteine aufzuspalten, die dann wie bei der normalen Bioethanol-Produktion zu Alkohol vergoren werden können", so Jäger. Konkret gehe es um die verbesserte Ausbeute des Strohs und dadurch auch um eine Kostensenkung, erklärt der Forscher.

Neue Enzyme haben die Forscher, die im Verbund mit der JKU Linz, der TU-Wien, der Universität Graz, dem Technologiezentrum Ennstal sowie der Lenzing AG und der Südchemie als Industriepartner arbeiten, bereits gefunden. "Neu ist auch, dass der Schritt der Verzuckerung und Vergärung, der früher nacheinander durchgeführt werden musste, nun parallel gemacht werden kann", so Jäger. Im Prinzip gehe es um die Optimierung der Verwertung jener Stoffe, die anfallen. Vom Anbau anderer Energie-Pflanzen wie etwa Eukalyptus hält Jäger nichts. "Wir wollen das nutzen, was da ist."

Auch die Menge an Zuckerrüben sei in Österreich nicht groß genug, um den Bedarf zu decken. "Das reicht bei weitem nicht aus", so Jäger. Die Menge an Biotreibstoffen, die man mit Stroh herstellen könne, mache zwischen fünf und zehn Prozent des gesamten Energiebedarfs aus. "Sie liegt irgendwo zwischen 60 und 100 Petajoule", schätzt Jäger. Vorstellbar wäre indessen eine zweite Fruchtfolge auf den Feldern. "Das hat es ja früher auch gegeben", meint der Forscher. "Bevor dieser Prozess industriellen Einsatz findet, besteht aber noch großer Forschungsbedarf, denn derzeit steht der Erzeugungsaufwand noch in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zur Alkoholausbeute", erklärt Jäger abschließend im pressetext-Interview.

Der FH OÖ Campus Wels hat mehrere Forschungsaufträge erhalten, um aus Stroh das begehrte Bioethanol herzustellen. Aus den Forschungsprogrammen "Fabrik der Zukunft", "Energiesysteme der Zukunft" sowie "FH Plus" und "Coin" wurden den Welser Wissenschaftlern und ihren Forschungspartnern mehr als zwei Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Ab Januar 2009 wird unter der Leitung von Jäger und Heike Kahr ein Team von fünf Wissenschaftlern am Welser FH-Campus am Projekt Strohbioraffinerie arbeiten.

 

Tunfisch auch im Pazifik bedroht

Umweltgruppen mahnen zu Fangquoten bei Tun

Noumea/Neukaledonien (pte/17.08.2005/12:25) – Nicht nur die Gewässer
rund um Europa und Nordamerika werden konsequent leergefischt. Nun sind
auch die nahezu unendlichen Weiten des Pazifischen Ozeans davon
betroffen: Umweltgruppen wie Greenpeace http://www.greenpeace.org
fordern daher Fangquoten für die wichtigsten Nahrungsmittel der lokalen
Bevölkerung, den Tunfisch, berichtet das Pacific Magazine
http://www.pacificmagazine.net . Betroffen vom Rückgang sind die
Regionen West- und Zentralpazifik.

Anders als in Europa sind Fische für die Bewohner der Region
lebensnotwendig. Sie sind seit Jahrtausenden eine Nahrungsquelle für
Polynesier, Mikronesier und Melanesier. Die beiden Arten, Großaugen-
und Yellowfin-Tuna, zählen nicht nur zu den wertvollsten Speisefischen,
sondern auch zu den bevorzugtesten. Nach Angaben von Lagi Toribau von
Greenpeace sind starke Rückgänge bei beiden Arten verzeichnet worden.
Wissenschaftler haben den Rückgang durch Überfischung bestätigt. Die
Umweltgruppe Greenpeace hat Beobachterstatus bei der Western and
Central Pacific Fisheries Commission, die Aktivitäten der Fischerei in
der Region reguliert. Beim ersten Treffen des Scientist Committee
wurden Schritte einer einheitlichen Fischereipolitik für die Region
bestätigt. Bis Dezember sollen genaue Fangquoten ausgearbeitet werden.
In den Richtlinien soll neben der Fangquote auch die Fangmethoden
festgelegt werden.

In den vergangenen Jahren hatte die Wirtschaft zahlreicher kleiner
Inselnationen unter den Zusammenbruch der Tunfischindustrie gelitten.
Tunfische gehören weltwirtschaftlich zu den wichtigsten Nutzfischen.
Wegen ihres hervorragend schmeckenden Fleisches sind sie sehr begehrt.
Allein in Japan werden jährlich ewa 65.000 Tonnen Tunfisch gefangen, in
den USA etwa 18.000 Tonnen. Dass fast alle kommerziell genutzten
Tunfische zu stark befischt werden und dadurch bedroht sind, wird
offensichtlich, wenn man die Preisentwicklung einer kleinen
Konservendose vergleicht. Im Jahr 1988 kostete diese etwa 0,35 Euro,
2005 nahezu das Dreifache.

Export Erneuerbarer Energien boomt

Berlin. Die deutsche Erneuerbare-Energien-Branche erlebt derzeit einen
immer stärker werdenden Exportboom. Seit dem Jahr 2000 ist das
Exportvolumen der Branche von einer halben Milliarde Euro auf heute
sechs Milliarden Euro angewachsen. Die Branche erwartet für das Jahr
2010 erneut mehr als eine Verdopplung auf dann 15 Milliarden Euro.

Weltweit wachsen die Investitionen in Wind- und Wasserkraft, Solar- und
Bioenergie sowie Erdwärme rasant an. Wichtige Wachstumsmärkte sind
neben China und Indien insbesondere die USA. In nur sieben Jahren hat
sich das Volumen des Weltmarkts für Erneuerbare Energien von 30 auf
jetzt 60 Milliarden verdoppelt. Im Jahr 2020 wird dieser Markt auf mehr
als 400 Milliarden Euro angewachsen sein.

Die deutsche Branche profitiert in besonderem Maße vom weltweiten Trend
zu den klimafreundlichen Erneuerbaren Energien. Hintergrund ist die
Technologieführerschaft in fast allen Teilbereichen der Branche.
Johannes Lackmann, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie:
"Jetzt zahlt sich aus, dass in Deutschland schon früh stabile
Rahmenbedingungen für den Ausbau Erneuerbarer Energien geschaffen
wurden." Das Erneuerbare-Energien-Gesetz und sein Vorläufer haben einen
breiten und stabilen Heimatmarkt für Anlagen zur Stromerzeugung aus
Erneuerbaren Energien ermöglicht. "Im Wärmemarkt fehlt ein solches
Instrument noch. Das regenerative Wärmegesetz kann hier riesige
Potenziale freisetzen", appelliert Lackmann an die Bundesregierung hier
schnell tätig zu werden.

Vor dem Hintergrund des weltweiten Trends zu Erneuerbaren Energien hat
sich die Deutsche Messe AG entschieden, eine Kooperation mit dem
Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und dem Bundesverband
WindEnergie (BWE) einzugehen. Auf der weltweit größten Industriemesse,
der HANNOVER MESSE, wird der Themenpark RENEWABLES den hohen
Stellenwert der Erneuerbaren Energien in den Fokus der Leitmesse ENERGY
rücken. Bei der Veranstaltung in diesem Jahr wird dabei die Windenergie
im Mittelpunkt stehen. Der Weltmarkt in diesem Segment der Erneuerbaren
Energien wird in diesem Jahr ein Volumen von 19 Milliarden Euro
erreichen. Die deutsche Windanlagenindustrie nimmt hiervon mit 6,3
Milliarden Euro fast ein Drittel ein. Bei stabiler Entwicklung des
Heimatmarktes gewinnt der Export auch hier einen immer größeren
Stellenwert. Für das Jahr 2007 wird das Exportgeschäft schon auf 5
Milliarden Euro geschätzt.

Noch schneller sind in den letzten Jahren die Sparten Photovoltaik und
Biodiesel gewachsen. Seit 2001 sind hier Wachstumsraten von 41 und 40
Prozent realisiert worden. Johannes Lackmann: "Damit die deutsche
Branche weiter weltweit an der Spitze bleibt, müssen wir in Deutschland
und Europa verlässliche Rahmenbedingungen für den weiteren
entschlossenen Ausbau Erneuerbarer Energien in den Bereichen Strom,
Wärme und Kraftstoffe garantieren."

Zu den Exportdaten hat die Informationskampagne "deutschland hat
unendlich viel energie" Pressegrafiken erstellt. Diese stehen unter
www.unendlich-viel-energie.de zum Download bereit. Ein pdf-Dokument zur
Ansicht zweier Grafiken hängt dieser Mail an.

Pressekontakt für Rückfragen:

Milan Nitzschke, Geschäftsführer BEE

Tel.: 0174-2429918

milan.nitzschke@bee-ev.de

Alge repariert sich mit Superkleber selbst

Jena (pte/24.03.2005/12:00) – Das Geheimnis des Erfolges der Alge
Caulerpa taxifolia liegt darin, dass sie sich, wenn sie verletzt oder
zerrissen wird, mithilfe eines selbsthergestellten Superklebers wieder
heilt. Wissenschaftler des Max Planck Instituts für Chemische Ökologie
haben diesen Trick nun entdeckt. Sie haben damit auch die Achillesferse
im Kampf gegen die in Massen auftretenden Algen gefunden, denn Ökologen
versuchen, sie aus dem Mittelmeer zu verbannen, berichtet das
Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com.

Jede Alge ist eine einzelne, supergroße Zelle, die bis zu mehrere Meter
lang werden kann. Die Zelle sieht eigentlich aus wie ein Farn mit
zentral verlaufendem Stamm und Verästelungen. Wenn eine solche Zelle
auseinander bricht, entstehen zwei neue unabhängige Individuen. Dabei
entstehen kleine Verletzungen der Zellen, die einige Millimeter groß
sind. Diese Verletzungen können die Algen selber heilen wie das
Forscherteam um Georg Pohnert festgestellt hat. Wenn die Algen verletzt
sind, sorgt ein Enzym dafür, dass der chemische Stoff Caulerpenin
zerbricht. Ein hochaktives Molekül namens Oxytoxin2 wird dann
produziert. Dieses hat die Eigenschaft Proteine und ihre Komponenten zu
binden indem es ein Gel innerhalb der Zelle bildet, das in einer halben
Minute austritt. Eine Stunde später ist dieses Gel gehärtet und die
Alge ist damit wiederhergestellt.

"Wir haben noch niemals zuvor einen solchen Wundheilungsmechanismus in
einem einzelligen Organismus gesehen", so Pohnert im Fachmagazin
Angewandte Chemie. Oxytoxin2 ist allerdings so reaktiv, dass die Alge
den Stoff immer frisch produzieren muss. Außerdem greift er Proteine zu
sehr an, dass er in der Alge selbst gelagert wird. Unklar ist den
Wissenschaftlern aber noch, wo diese chemische Reaktion beginnt und
aufhört. Die Alge besteht zum größten Teil aus Wasser, aber der Stoff
Caulerpenin macht ungefähr zehn Prozent der Masse von C. taxifolia aus.
Die Substanz ist zwar nicht wirklich toxisch, schützt die Alge aber
dennoch vor Fressfeinden. Unklar ist den Forschern auch weiterhin diese
hohe Konzentration der Substanz.

Die Erkenntnisse sollen auch Licht dahinter bringen, warum seit 1984
die Alge C. taxifolia in solch rauen Mengen im Mittelmeer auftritt und
vor allem wie man der Algenpest entgegenwirken kann. In Kalifornien
hatten Wissenschaftler eine andere chemische Substanz verwendet, um der
Plage Herr zu werden. Mit dem Erfolg, dass die Algen zwar zurückgingen,
aber die restliche Fauna und Flora schwere Schäden erlitten.

SATELLITENRADAR ENTDECKT „NEUE“ FEUCHTGEBIETE

POLARGEBIET:

SMARTE NUTZUNG VON SATELLITENRADAR ENTDECKT „NEUE“ FEUCHTGEBIETE

Die Feuchtigkeit des Bodens in arktischen Polarregionen kann hervorragend durch die Vergleiche spezieller Radarmessungen erfasst werden. Dabei zeigt sich, dass der Umfang arktischer Feuchtgebiete deutlich größer sein dürfte als bisher angenommen. Die Entwicklung dieser für zahlreiche Klimamodelle wichtigen Methode gelang dem Team eines aktuellen Projekts des Wissenschaftsfonds FWF, das sich mit Fernerkundung durch Satelliten und Permafrostböden in der Tundra befasst.

Wer bestehende Klimamodelle verfeinern und die polaren Lebensräume von Wildtieren abschätzen möchte, der muss die Ausdehnung von Feuchtgebieten in der arktischen Region kennen. Aber selbst im 21. Jahrhundert ist das anspruchsvoller als man annehmen würde. Die Unwirtlichkeit und gigantische Dimension der Landmasse macht spezielle Methoden erforderlich. Dem Team eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF gelang es nun, eine besonders gut auflösende Methode zu entwickeln und im „International Journal of Remote Sensing“ vorzustellen.

STREUGEWINN

Wesentlich für die neue Methode ist der Einfluss der Vegetation und der Oberflächenstruktur auf die sogenannte Rückstreuung eines speziellen Radarsignals, das von Satelliten ausgesendet wird. Dazu Projektleiterin Annett Bartsch von der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Wir konnten zeigen, dass im Winter die Rückstreuung dieses Signals dort besonders niedrig ist, wo es eine für Feuchtgebiete typische Vegetation gibt. Dabei erlaubt die Auflösung des Signals sogar eine Unterscheidung in unterschiedliche Grade der Feuchtigkeit. Etwas, das bisher kaum möglich war.“

BEWEGTES RADAR

Das Radar, das für diese Messungen verwendet wurde, wird als Synthetic Aperture Radar (SAR) bezeichnet und erlaubt sogar eine zweidimensionale Geländeabbildung. „Wir konnten für unsere Analyse Daten des Envisat Satelliten der European Space Agency nutzen, die dieser in den Jahren von 2002 bis 2012 sammelte“, erläutert Bartsch die Grundlage der Arbeit ihres Teams. „Die räumliche Auflösung dieser Daten beträgt dabei zwischen 120 und 1.000 Meter. Diese liegt weit über der Auflösung von bisher verfügbaren Daten zur Bestimmung arktischer Feuchtgebiete.“

WINTER & SOMMER

Den Zusammenhang zwischen der besonders geringen Rückstreuung des Signals im Winter und der feuchtgebietstypischen Vegetation konnte das Team um Bartsch durch Vergleiche mit bekannten regionalen Landbedeckungskarten finden. Doch das Team identifizierte und lokalisierte nicht nur die niedrigsten Rückstreuungswerte der Wintermonate, sondern verglich auch Winter- mit Sommerwerten. Dazu Bartsch: „Tatsächlich zeigte sich, dass dort, wo eine besonders große Differenz zwischen diesen Werten gefunden wurde, die Bodenfeuchtigkeit auch sehr hoch war. Ein Effekt, der sogar unmittelbar durch die Feuchtigkeit – und nicht durch die Vegetation – verursacht wird.“ Doch obwohl diese Differenz somit viel geeigneter erschien, um Feuchtgebiete zu identifizieren, entpuppte sich die Messung der Minimalwerte der Wintermonate in der Folge als die bessere Wahl.

FORSCHUNG MIT KLASSE

„Eine weitere Auswertung zeigte, dass die Minimalwerte aus dem Winter sich deutlich besser mit verschiedenen Feuchtigkeitsgraden des Bodens korrelieren ließen als die Winter-Sommer-Differenz“, erläutert Barbara Widhalm, eine Mitarbeiterin im Projekt. „So lassen sich bis zu drei Feuchtigkeitsklassen unterscheiden.“ Das ist zwar vielversprechend, doch in seiner Publikation weist das Team auch darauf hin, dass es derzeit keine großflächigen Daten gibt, die eine unabhängige Validierung der Ergebnisse erlauben. Jedoch gibt es in zahlreichen Landbedeckungskarten Hinweise auf die Bodenfeuchtigkeit, sodass diese als Referenz genutzt werden konnten, um die Aussagekraft der SAR-Messungen zu bestätigen. „Analysieren wir die Messungen des gesamten arktischen Polargebiets auf dieser Grundlage“, fasst Wildhalm die Ergebnisse dieser Arbeit zusammen, „dann zeigt sich, dass bis zu 30 Prozent des Landes nördlich der Baumgrenze als Feuchtgebiet zu klassifizieren sind. Bisher ging man von einem bis zu sieben Prozent aus.“ Die mit FWF-Unterstützung neu entwickelte Methode scheint also deutlich sensibler zu sein als bisherige und könnte so einen wesentlichen Einfluss auf zukünftige Klimamodelle und Habitat-Studien haben.

Trennung von Atommüll

Neue Methode erleichtert Trennung von Atommüll

Plasma-basierte Zentrifuge sortiert stark verstrahlte Komponenten aus

Müll zum Abtransport: Neues Verfahren bringt Erleichterung (Foto: energy.gov)
Müll zum Abtransport: Neues Verfahren bringt Erleichterung (Foto: energy.gov)

Princeton (pte017/04.12.2015/12:30) –

Nukleare Abfallprodukte so zu entsorgen, dass sie ihre Radioaktivität
ohne Gefährdung der Menschheit abbauen können, ist schwierig und teuer –
ein neuer Forschungsansatz soll frischen Wind in diese Problematik
bringen. Mit der Plasma-Massenfilterung wurde am Princeton Plasma
Physics Laboratory (PPPL) http://www.pppl.gov ein Prozess genauer studiert, der die Entsorgung von Atommüll erleichtern soll.

Ökonomisch attraktiver Weg

"Die sichere Beseitigung von Atommüll ist ein
kolossales Problem", erklärt Renaud Gueroult, Hauptautor der jüngsten
Studie. "Ein Lösungsweg könnte es sein, existierende chemische
Trennungstechniken um Plasma-Trennungstechniken zu erweitern, was
ökonomisch attraktiv sein könnte und idealerweise zu einer Reevaluation
der gängigen Praxis wie Atommüll verarbeitet wird, führen würde."

Die Plasma-basierte Zentrifuge, die im PPPL
herangezogen wurde, half dabei, die radioaktiven von den nicht so stark
radioaktiven Komponenten zu trennen. So müssen nur die sehr stark
strahlenden Materialien im teuren Vitrifizierungsprozess, bei dem
Atommüll in Glas eingekapselt wird, unschädlich gemacht werden. Weniger
gefährliche Materialien können auch einfach mit Beton ummantelt werden.

Hohes Einsparungspotenzial

"Für nur circa zehn Dollar Energiekosten pro Kilogramm
können die Feststoffe im Müll ionisiert werden. In seiner ionisierten
Form kann der Müll dann in schwere und leichte Komponenten zerlegt
werden. Weil der Müll atomisiert ist, passiert der Trennungsprozess rein
auf Basis der Atommasse, ohne Chemie in Betracht zu ziehen", erklärt
Gueroult. Auf chemischen Prozessen basierende Trennungsmethoden können
bis zu 2.000 Dollar pro Kilo des Atommülls kosten – hier gibt es also
ein klares Einsparungspotenzial.

Seegras — vom ungeliebten Strandgut zum Rohstoff der Zukunft ?

Wissenschaftler der TU Dresden verwerten das ungeliebte Strandgut

Angeschwemmtes Seegras kann richtig teuer werden. Da es nur mit einer
teuren Vorbehandlung entsorgt werden darf und auch das Aufbringen auf
die Felder inzwischen verboten ist, haben viele Gemeinden
Mecklenburg-Vorpommerns ein Problem am Hals. Wohin mit dem ungeliebten
Strandgut? Wissenschaftler der TU Dresden haben jüngst mithilfe einer
Pilotanlage zeigen können, dass die Pflanzenreste sich nach der
Reinigung und Trocknung zur Weiterverarbeitung eignen. Der "Müll" wird
damit zum kostbaren Naturrohstoff.

Sören Tech, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Holz- und
Papiertechnik der TUD, trug die Idee zur stofflichen Nutzung von Seegras
schon eine Weile mit sich herum. Wie könnte man angeschwemmtes
Biomaterial, das die feinweißen Sandstrände verunziert, als Rohstoff
weiterverwerten? Vor sieben Jahren trat er an die Ostseegemeinde "Am
Klützer Winkel" heran: ob man dort nicht testen wolle, wie Seegras
eventuell als Bau- und Dämmstoff verwendet werden könnte, statt für eine
aufwändige Entsorgung zu bezahlen? Man wollte. Ein EU-Projekt mit neun
Partnern aus fünf Ländern wurde ins Leben gerufen, das sich
verschiedenen Teilaspekten des Problems gesondert widmete; etwa, welche
Inhaltsstoffe die verschiedenen Seegras-Sorten haben, wie es am
einfachsten getrocknet werden kann, und welche Vermarktungsstrategien
sich für das außergewöhnliche Material anbieten.

Das Institut für Holz- und Papiertechnik der TU Dresden beschäftigte
sich vor allem mit der Frage, welche Materialeigenschaften bei
verschiedenen Mischungsverhältnissen am besten zum Tragen kommen, und
wie der Faserwerkstoff Faserrohstoff in bestehende Produkte und Anlagen
integriert werden könnte. Durch seinen natürlichen Salzgehalt brennt
Seegras schlechter als andere gängige Dämmstoffe wie z.B. Flachs, und
lässt sich doch einfacher verarbeiten als Stein- oder Glaswolle.
Mitteldichten Faserplatten kann Seegras beigemischt werden und so
andere, wertvollere Rohstoffe ersetzen. Aber auch in Biogasanlagen kann
der Rohstoff verarbeitet werden.

Die Herausforderung, das Seegras kostengünstig so zu reinigen, dass es
anschließend weiterverwendet werden kann, wurde in einer Pilotanlage
untersucht. Eine LuftstromTrommeltrocknung trocknung hat sich dabei als
günstig erwiesen, und eine Marktstudie wies nach, dass das Material für
mittelgroße regionale Dämmstoffproduzenten trotz der relativen
Unberechenbarkeit des "Erntezeitpunkts" attraktiv sein kann. Darüber
hinaus denkt Tech daran, den weltweit steigenden Bedarf an Rohstoffen
durch die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffquellen aus See- und
Binnengewässern mit ähnlichen Zielstellungen anzugehen. das Problem der
Wasserhyazinthe in den Binnenseen mit ähnlichen Zielstellungen
anzugehen: Wenn da vernünftige Erntetechnologien direkt aus dem Wasser
entwickelt würden, erklärt der Wissenschaftler, hätte man Seegras in
hoher Qualität, das andere nachwachsende Rohstoffe ergänzen könnte.

In Zukunft ist die Verwertung von Seegras, das traditionell auch als
Füllstoff für Matratzen oder Sofas diente, eher auf hochwertige
Weiterverarbeitung gerichtet. So liegt bereits eine Anfrage des
Meeresmuseums Stralsund am Dresdner Institut vor: die neuen Vitrinen des
Museums sollen aus Seegrasfaserplatten hergestellt, die Leuchten mit
Seegrasschirmen veredelt werden.

Weitere Informationen: Dipl.-Ing. Sören Tech, Tel. 0351 463-38108
E-Mail: soeren.tech@tu-dresden.de
Fotos: TU Dresden

Dresden, 28. November 2007