Jena (pte/24.03.2005/12:00) – Das Geheimnis des Erfolges der Alge
Caulerpa taxifolia liegt darin, dass sie sich, wenn sie verletzt oder
zerrissen wird, mithilfe eines selbsthergestellten Superklebers wieder
heilt. Wissenschaftler des Max Planck Instituts für Chemische Ökologie
haben diesen Trick nun entdeckt. Sie haben damit auch die Achillesferse
im Kampf gegen die in Massen auftretenden Algen gefunden, denn Ökologen
versuchen, sie aus dem Mittelmeer zu verbannen, berichtet das
Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com.
Jede Alge ist eine einzelne, supergroße Zelle, die bis zu mehrere Meter
lang werden kann. Die Zelle sieht eigentlich aus wie ein Farn mit
zentral verlaufendem Stamm und Verästelungen. Wenn eine solche Zelle
auseinander bricht, entstehen zwei neue unabhängige Individuen. Dabei
entstehen kleine Verletzungen der Zellen, die einige Millimeter groß
sind. Diese Verletzungen können die Algen selber heilen wie das
Forscherteam um Georg Pohnert festgestellt hat. Wenn die Algen verletzt
sind, sorgt ein Enzym dafür, dass der chemische Stoff Caulerpenin
zerbricht. Ein hochaktives Molekül namens Oxytoxin2 wird dann
produziert. Dieses hat die Eigenschaft Proteine und ihre Komponenten zu
binden indem es ein Gel innerhalb der Zelle bildet, das in einer halben
Minute austritt. Eine Stunde später ist dieses Gel gehärtet und die
Alge ist damit wiederhergestellt.
"Wir haben noch niemals zuvor einen solchen Wundheilungsmechanismus in
einem einzelligen Organismus gesehen", so Pohnert im Fachmagazin
Angewandte Chemie. Oxytoxin2 ist allerdings so reaktiv, dass die Alge
den Stoff immer frisch produzieren muss. Außerdem greift er Proteine zu
sehr an, dass er in der Alge selbst gelagert wird. Unklar ist den
Wissenschaftlern aber noch, wo diese chemische Reaktion beginnt und
aufhört. Die Alge besteht zum größten Teil aus Wasser, aber der Stoff
Caulerpenin macht ungefähr zehn Prozent der Masse von C. taxifolia aus.
Die Substanz ist zwar nicht wirklich toxisch, schützt die Alge aber
dennoch vor Fressfeinden. Unklar ist den Forschern auch weiterhin diese
hohe Konzentration der Substanz.
Die Erkenntnisse sollen auch Licht dahinter bringen, warum seit 1984
die Alge C. taxifolia in solch rauen Mengen im Mittelmeer auftritt und
vor allem wie man der Algenpest entgegenwirken kann. In Kalifornien
hatten Wissenschaftler eine andere chemische Substanz verwendet, um der
Plage Herr zu werden. Mit dem Erfolg, dass die Algen zwar zurückgingen,
aber die restliche Fauna und Flora schwere Schäden erlitten.