Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Klimakrise mit Vernunft lösen: Zusammenfassung aller Widersprüche in der Klimapolitik – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Einer meiner 82.000 Facebook-Abonnenten, Kai Ruhsert, hat mir interessante Informationen geliefert, die belegen, dass ich mit meiner Kritik an der populistischen Grünen-Ideologie, die ich seit mehr als zwei Jahren mit zunehmenden Befürchtungen verfolge, nicht allein bin.

Leider führen die derzeit beschlossenen Maßnahmen zur Klimarettung trotz Milliarden schwerer Subventionen des Staates in eine gefährliche Sackgasse. Politiker. Mangelnde naturwissenschaftliche Kenntnisse von Politikern und Entscheidern haben dazu erheblich beigetragen, dass die Vernunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Sie fühlen sich bestätigt durch die Zustimmung vieler Wissenschaftler und Institute, die allerdings sich wegen der staatlichen Finanzierung oft zum political correctness verpflichtet fühlen, denn alles, was in das Wunschdenken der Politiker und Lobbyisten passt wird mit Milliarden Euro gefördert. Das macht es den Kritikern immer schwerer mit ihren Mahnungen durchzukommen. Populistisch nenne ich das Verhalten der grünen Ideologen, weil sie fundamentale Naturgesetze und technologische Unmöglichkeiten aussparen. Die mangelnde naturwissenschaftliche Bildung der Bürger macht die Vorstellung hoffähig, dass die Wissenschaft und technische Intelligenz alles regeln wird. Der Rattenfänger von Hameln lässt grüßen. Dabei wird das wichtigste Prinzip der Naturwissenschaft, nämlich das von Ursache und Wirkung, völlig beiseite geschoben. Bisher beruhte die technische Kreativität auf der Suche nach dem geringsten Übel.  Eingriffe in die Natur basieren stets auch darauf, dass der Mensch die Natur stört. Dann kommt es darauf an, sie so wenig wie möglich und mit Hilfe technologischer Entwicklung nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit zu beeinträchtigen. Da helfen keine radikalen Verbote, sondern unter zu Hilfenahme der Logik z. B. die Artenvielfalt zu bewahren, die Klimaerwärmung zu bremsen, usw., ohne die technischen Errungenschaften, die der Mensch geschaffen hat, die für unseren Wohlstand verantwortlich sind, über die Maßen zu behindern. Was bringt das Verbot des Verbrennungsmotors, wenn er sogar helfen kann, Klimaprobleme zu lösen?

Gleiches gilt für das Wunschdenken, mit der in Deutschland gewonnenen regenerativen Energie, den enorm steigenden Bedarf an elektrischer Energie befriedigen zu können. Übrigens, die Elektrizität allein erfüllt nur einen Teil an der gesamten Energienachfrage, was völlig vergessen wird. Der Blick über die Grenzen und globales Denken bringt die Lösung. Um das zu begreifen reicht lineares Denken nicht aus. Dazu sei beispielsweise das schwergewichtige, Batterie getriebene Elektro-Auto genannt. Nur weil keine Abgase entstehen, muss das nicht klimagerecht sein. Warum sich dieses so eingefressen hat in die öffentliche Meinung, ist für das Land der Erfinder und Denker eine Schande. Wenn man in der Ökobilanz ein wenig komplexer nachdenkt, fällt jedem auf, dass das Auto das Klima nicht retten kann. Dabei gibt es Alternativen zu der Elektromobilität, die völlig verworfen werden, weil sinnlose Subventionen den Blick auf das Ganze verhindern.

Ich hoffe, dass meine Idee, die Zukunftsenergie Grüner Wasserstoff, der gebrauchsfreundlich in regeneratives Methanol verwandelt werden kann, Widerhall findet. Es hat sich noch nicht herum gesprochen, dass Methanol sämtliche fossilen Treib- und Brennstoffe ersetzen kann, das heißt sowohl Erdöl aber auch Kohle und Erdgas. Dabei wird Kohlensäure im Recycling-Verfahren zu einem Wertstoff, der die CO2-Neutralität ermöglicht.

Einen Riesenvorteil bringt Methanol zusätzlich, es ist als enorm energiehaltige Flüssigkeit ohne große Subventionen in Infrastruktur einsetzbar, und im Verbrennungsmotor erzeugt es sogar höhere Wirkungsgrade, als wenn er mit Benzin oder Diesel betrieben würde. Die Verbrennungsmotoren-Technologie ist seit 100 Jahren kontinuierlich optimiert worden. Deutschland war dabei weltweit führend. Warum dann auf Brennstoffzellen zu setzen, nur weil sich dabei nichts bewegt, bringt keinen Vorteil. Auch die Brennstoffzelle ist genauso wie der Verbrennungsmotor dem Gesetz des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik unterworfen. Die Brennstoffzelle viel teurer und hat seine Bewährungsprobe im Dauer- und Massenbetrieb noch vor sich.

Insbesondere hoffe ich, dass die Idee der Produktion von Methanol in klimageschädigten, aber von der Sonne verwöhnten  Entwicklungsländern an Ort und Stelle in großen Fabriken, gespeist durch die immer preiswertere moderne Fotovoltaik, politisch aufgegriffen wird. Sie ermöglicht in den ärmsten Ländern eine Arbeitsplatz schaffende Industrialisierung. Historisch gesehen geschah die industrielle Entwicklung in unseren Breiten auch immer dort, wo Energielagerstätten oder Wasserkraft vorhanden waren. Entwicklungshilfe auf Augenhöhe wird möglich, basierend auf dem Eigeninteresse der Industrieländer, ja sie schafft die Voraussetzung überall für CO2-neutrales, nachhaltiges wirtschaftliches  Wachstum – eine ideale Win-Win-Situation. Man darf sich fragen, warum das bisher noch nicht durchdacht worden ist. Es sollte zukünftig an erster Stelle aller Bemühungen stehen, die Klimaproblematik sozialverträglich zu lösen. Dann würde der von den Grünen immer gehegte Wunsch, aus Deutschland heraus die Welt zu retten, tatsächlich Wirklichkeit!! Um die Finanzierung mache ich mir keine Sorge. Alle bisher auf fossile Energie setzenden Staaten, vor allen Dingen die Erdölproduzenten und die Börsen aller Länder würden sich darauf stürzen, auch weil alle Infrastrukturen bereits vorhanden sind. Grünes Methanol machts möglich.

Jean Pütz

Die folgenden Links, enthalten  zwar noch nicht meine Vorschläge, aber sie belegen die Notwendigkeit des Umdenkens von grün-emotionalem Mainstreamdenken. Allerdings empfehle ich nur dann die Links zu verarbeiten, wenn Sie tief in das Thema einsteigen wollen, sonst ist das eine Strapaze.

Lieber Herr Pütz,

ganz ausgezeichnet, ich kann Ihnen da nur zustimmen:

https://derelektroautoschwindel.wordpress.com/2021/02/05/die-welt-durch-verzicht-retten/

https://derelektroautoschwindel.wordpress.com/2021/01/31/der-klimawandel-als-pseudobegrundung-fur-postwachstums-strategien/

https://derelektroautoschwindel.wordpress.com/2021/06/10/leitfaden-zur-erkennung-ideologischer-einfluesse-auf-stellungnahmen-zur-energiewende/

Und wenn Sie sich nicht auch noch selber die Mühe machen wollen, die angeblichen Klimavorteile von E-Autos zu sezieren, dann erlaube ich mir dazu diesen Hinweis:

https://derelektroautoschwindel.wordpress.com/das-buch/

Ein Leser schrieb mir dazu:

„Ich habe es in einem Zug gelesen. Chapeau! Das ist mit großer Akribie und Umsicht sowie beeindruckendem Sachverstand geschrieben. Immer dann, wenn ich gedacht habe, jetzt müsste das Buch aber auf das und das eingehen, folgte prompt eine passende Passage. Alles drin, und kein Gramm Fett zu viel. Las sich bei allem Faktenreichtum durchweg spannend und vor allem zum Schluss dann auch noch recht amüsant (armer Prof. Wietschel). Hier hätten es Presse und Rundfunk verdient, auch noch kritisch gewürdigt zu werden? Aber wahrscheinlich wollten Sie nicht, dass Ihre Emotionen dann doch noch in den Galopp übergehen. Beeindruckend und der Sache dienlich, dass der Text trotz des Reichtums an belegten Absurditäten so sachlich bleibt. …
Bleibt die Frage, warum es so gekommen ist. Vor allem eingangs nehmen Sie die Politik in Schutz („schlecht beraten durch die Wissenschaft“), um dann gegen Ende darzustellen, dass viele Wissenschaftler und Berater halt nach der Pfeife der Politik tanzen, um weiterhin an Projekte und Aufträge zu kommen. Nun, eine klare Antwort habe ich auch nicht, aber irre ist es schon, ein riesiges Programm zu pushen, das das Gegenteil dessen bewirkt, was erreicht werden soll. Eigentlich ein Fall für die Soziologen und Herdenforscher. Bleibt spannend. – Keep up the good work!“

Auch der Experte Dieter Teufel, Leiter des Umwelt- und Prognose-Instituts in Heidelberg, kam zu einer wohlwollenden Bewertung: „Seine Gedankengänge sind logisch, die Herleitungen sauber, die Quellen gut belegt.“

Mit freundlichem Gruß

Kai Ruhsert

Regenerative Kraftstoffe für den Verbrennungsmotor

(KIT) – reFuels umfassen erneuerbare Kraftstoffe, die über unterschiedliche Wege hergestellt werden können. Wenn diese so gemischt und aufbereitet werden, dass sie die bestehenden Kraftstoffnormen erfüllen, können damit alle verbrennungsmotorischen Anwendungen bedient werden. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Fahrzeug- und Flottentests im Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Im Vergleich zu rein fossilen Kraftstoffen ermöglichen die reFuels-Kraftstoffgemische eine mindestens 25-prozentige CO₂-Reduktion. Zusätzlich bieten sie leichte Vorteile bei den Schadstoffemissionen.

„Flüssige Kraftstoffe werden im Mobilitäts-Mix noch länger erforderlich sein, etwa im Bereich des Langstrecken-Schwerlastverkehrs, der Schiff- und Luftfahrt, aber auch in der Bestandsflotte der Pkw. Hier können synthetische Kraftstoffe eine komplementäre Lösungsmöglichkeit zur ‚Defossilisierung‘ des Verkehrs bieten“, so Dr. Uwe Wagner vom Institut für Kolbenmaschinen (IFKM) des KIT. „Dafür müssen sie nachhaltig erzeugt werden können und möglichst schnell verfügbar sein“, sagt Professor Nicolaus Dahmen, im reFuels-Projekt zuständig für die Bereitstellung der Kraftstoffe. Für alle Arten heute üblicher Kraftstoffe gibt es etablierte und neue Prozesse, die den jeweiligen Kraftstoff liefern. „Die derzeit erprobten reFuels-Kraftstoffgemische ermöglichen bereits jetzt eine mindestens 25-prozentige CO₂-Reduktion im Vergleich zu rein fossilen Kraftstoffen“, so Dahmen. Im Projekt reFuels konnte dies für einige Beispiele, für die das KIT Technologien betreibt oder – wie im Fall des Hydrotreated Vegetable Oil (HVO) – eine andere Quelle für die Kraftstoffe gefunden hat, gezeigt werden.

Praxistests zeigen positive Ergebnisse
„Die bisher bei uns untersuchten reFuels-Kraftstoffgemische halten bestehende Kraftstoffnormen für Benzin- und Dieselkraftstoffe ein. Bei Anwendungstests in Pkw der Bestandsflotte konnten wir bei reFuels keine nachteiligen Eigenschaften feststellen. In einzelnen Fällen zeigten sich hinsichtlich der Schadstoffemissionen sogar leichte Vorteile – sowohl bei den Diesel- als auch den Benzinfahrzeugen“, fasst Wagner die bisherigen Ergebnisse der RDE-Fahrten (Real Driving Emissions) mit kommerziell erhältlichem R33 und am KIT synthetisiertem G40 zusammen. Er und sein Team am IFKM untersuchten bei RDE-Fahrten in Karlsruhe und Umgebung, wie sich reFuels im realen Fahrbetrieb verhalten. Diese Fahrten fanden auf Streckenabschnitten in der Stadt, auf der Landstraße und der Autobahn statt, die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zur Zertifizierung von Neufahrzeugen entsprechen. Für die Testfahrten des KIT wurden vier verschiedene Pkw mit einem mobilen Emissionsmessgerät (Portable Emission Measurement System, PEMS) ausgerüstet. Mit diesem Gerät, das auch im europäischen Forschungsprojekt MetroPEMS zum Einsatz kommt, können Stickoxid-, Partikel- und CO₂-Emissionen während der Fahrt gemessen werden. Zudem wurden Flottentests mit sechs Lkw durchgeführt. Diese haben mit dem Kraftstoff C.A.R.E Diesel® aus 100 Prozent kommerziell verfügbarem HVO über 350 000 Kilometer zurückgelegt. „Auch hier zeigten die Ergebnisse keinerlei Probleme in der Anwendung“, sagt Wagner. Für weitere Tests ist eine Ausweitung der Flotte und eine Verlängerung des Dauerlaufs bis 2024 geplant. „Auch Versuche an einem Bahnmotor mit R33 und reinem HVO zeigten dieselben Ergebnisse wie die Straßenversuche“, so der Experte.

Umweltbilanzierung zeigt potenzielle Vorteile
Im Rahmen des ganzheitlichen Projektkonzeptes wurden die regenerativen Kraftstoffe einer Umweltbilanzierung unterzogen. Dazu wurden alle wesentlichen Energie- und Stoffströme im Zusammenhang mit der Bereitstellungs- und Nutzungskette der reFuels und ihrer fossilen Pendants erfasst und ausgewertet. „Die Ergebnisse zeigen, dass die reFuels nennenswertes CO₂-Einsparpotenzial besitzen“, sagt Dr. Andreas Patyk vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.  „Um die Treibhausgas-Reduktionspotenziale der auf Elektrolyse basierenden eFuels auszuschöpfen, muss der Strom zu 100 Prozent regenerativ erzeugt werden.“ Das für die Synthese notwendige CO₂ kann aus der Luft abgeschieden werden oder aus Abgasströmen von beispielsweise Biogas- und Kläranlagen oder auch Zementwerken stammen. „Für die Etablierung der Technologie müssen die PtX-Anlagen mit ausreichend hohen Volllaststundenzahl betrieben werden können“, so Patyk.

reFuels werden am KIT hergestellt
Am KIT wurden zunächst mittels unterschiedlicher Prozesse verschiedene Kraftstoffmischungen aus regenerativ synthetisierten Kraftstoffkomponenten (reFuels) und fossilen Kraftstoffen hergestellt. Diese Kraftstoffmischungen erfüllen bestehende Normen. Für Dieselkraftstoffe gilt die Norm EN590, für Ottokraftstoffe die EN228. Diese Kraftstoffmischungen sind drop-in-fähig, das heißt sie können in bestehenden Verbrennungsmotoren eingesetzt werden. „Damit geben wir uns aber noch nicht zufrieden“, so Dahmen, „denn Ziel der Entwicklung müssen eigenständige Kraftstoffe ganz ohne fossile Anteile sein.“

Für die Herstellung von reFuels gibt es am KIT zwei Syntheseanlagen: In der bioliq®-Anlage auf dem Campus Nord des KIT wird beispielsweise Stroh verarbeitet, um synthetisches Benzin aus Biomasse der zweiten Generation, sogenannte advanced biofuels, zu produzieren. Anders als bei Biokraftstoffen der ersten Generation konkurriert die Synthese dieser fortschrittlichen Kraftstoffe aus Biomasse nicht mit dem Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln auf landwirtschaftlichen Flächen. „Wir müssen die Teller-oder-Tank-Diskussion vermeiden. Deshalb setzen wir auf Rohstoffe, die nicht in diesem Konflikt stehen“, sagt der Projektkoordinator, Dr. Olaf Toedter. Im benachbarten Energy Lab 2.0 des KIT entstehen eFuels aus der Elektrolyse von Wasser mithilfe von regenerativ gewonnenem Strom und CO₂. Ziel ist vor allem Kerosin, daneben entstehen auch Diesel- sowie Benzinfraktionen. Das bei der Verbrennung von eFuels entstehende CO₂ wird dadurch kompensiert, dass für ihre Herstellung CO₂ aus der Umgebungsluft oder aus biogenen Quellen verwendet wird.

Das Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“
Das Projekt betrachtet seit Januar 2019 Herstellung und Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen ganzheitlich. Solche Kraftstoffe können bestehende Verbrennungsmotoren zukünftig antreiben – in Pkw, Nutz- und Schienenfahrzeugen sowie in Flugzeugen. Sechs Institute des KIT arbeiten gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus Energiewirtschaft, Mineralöl-, Automobil- und Zulieferindustrie unter dem Dach des Strategiedialogs Automobilwirtschaft des Landes Baden-Württemberg an der Bereitstellung und Einführung von reFuels. Zwei Pilot- und weitere Technikumsanlagen des KIT lieferten regenerative Kraftstoffe, die aufbereitet, charakterisiert und in Versuchsmotoren getestet wurden. So konnten Syntheseverfahren für reFuels optimiert werden, um Rohemissionen zu reduzieren. (cko)

 

Was Erdgas wirklich kostet – Roadmap für den Gasausstieg – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Sehr geehrte Damen oder Herren,

ich habe früher Herrn Sladek sehr geschätzt, denn seine Initiativen habe ich immer unterstützt. Leider ist dem diese Diskussion überhaupt nicht gerecht geworden. Ich habe sie von Anfang bis zum Ende verfolgt und selten so unqualifizierte, ideologisch gefärbte, einseitige Diskussionen erlebt wie diese. Jetzt weiß ich auch, warum der Vertreter des Ministeriums mit Abwesenheit glänzte und die Bundestags-Abgeordnete der SPD nur Allgemeinplätze verkündete, ganz im Sinne des Mainstreams der glaubt, aus Deutschland heraus könnten wir die Welt retten. Das ärgert mich um so mehr, als dass ich Klimaschützer der ersten Stunde bin. Vielleicht hätte es Ihnen geholfen, wenn Sie meine damaligen Sendungen in der ARD-Reihe ‚Bilder aus der Wissenschaft‘ zwei Folgen mit dem Titel ‚Der Sonne eine Chance‘, ausgestrahlt 1990, sich einmal angeschaut hätten. Sie können sie bei YouTube runterladen.

Ich bedaure sehr, dass nicht nur Schönau, sondern vor allem die sogenannte FÖS sich mit ihrem wissenschaftlich verbrämten Rechnereien in die Sekte der Realitäts-Verweigerer verabschiedet hat.

Bitte streichen Sie mich aus Ihrem Abonnement-Kreis.

Jean Pütz

(EWS) – Die am heutigen Mittwoch veröffentlichte Studie «Was Erdgas wirklich kostet – Roadmap für den Gasausstieg im Wärmesektor» zeigt deutlich, dass die Klimakosten von Erdgas weit höher sind als bisher angenommen und in erheblichem Maße zu den Treibhausgas-Emissionen beitragen. Die vom Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der EWS Elektrizitätswerke Schönau durchgeführte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Verwendung von Erdgas im Wärmesektor in Deutschland jährliche Treibhausgas (THG)-Emissionen in Höhe von 91,5 bis 107,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten anfallen – wovon 87,1 Tonnen verbrennungsbedingt aus CO2-Emissionen stammen und rund 4,4 bis 20 Millionen Tonnen aus Methanleckagen entweichen. Zum Vergleich: die gesamten CO2-Emissionen des Landes Berlin betrugen im Jahr 2019 etwa 17 Millionen Tonnen CO2.

Nach dem Schadenskostenansatz für 2021 bedeutet das: Durch die Nutzung von Erdgas im Gebäudesektor entstehen Klimakosten von rund 18 bis 21 Milliarden Euro, wobei auf die besonders klimawirksamen Methanleckagen rund 0,9 bis vier Milliarden Euro entfallen.

Klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2030 möglich

«Die Studie macht mehr als deutlich, dass wir einen baldigen Ausstieg aus dem Erdgas in der Wärmeerzeugung brauchen», sagt Sebastian Sladek, Vorstand der EWS Elektrizitätswerke Schönau. Vor dem Hintergrund, dass die Treibhausgas-Emissionen im Gebäudesektor ­- mit 16 Prozent für die Emissionen insgesamt in Deutschland verantwortlich – zu mehr als 60 Prozent auf die Erzeugung von Wärme auf Basis von Erdgas zurückgehen, betont Sladek: «Wir können und müssen in Deutschland schnellstmöglich klimaneutral werden und daher auch im Wärmesektor auf regenerative Lösungen setzen. Dass dies möglich ist, zeigt die Studie sehr eindrucksvoll.»

Isabel Schrems, Autorin der Studie und Wissenschaftliche Referentin beim FÖS, hob bei der Vorstellung ihrer Analyse hervor, dass das Potenzial aus Solarthermie, Biomasse, Geothermie, Umweltwärme und Abwärme aus der Industrie im Jahr 2030 bei 1.403 bis 2.183 Terrawattstunden liege. Damit sei es fast doppelt so hoch wie der heutige Endenergieverbrauch im Gebäudewärmesektor. Zusammen mit der erwarteten weiteren Zunahme der Energieeffizienz sei sehr wahrscheinlich, dass in Deutschland bis Ende des Jahrzehnts genügend erneuerbare Wärme erzeugt werden kann. Ein Ausstieg aus der Nutzung aller fossilen Energieträger im Gebäudebereich, inklusive Erdgas, machbar sei.

Klimakosten von Erdgas noch nicht eingepreist

«Die Studie zeigt, dass die wahren Klimakosten durch Erdgas weit höher sind als der aktuelle Preis», betonte Carolin Schenuit, geschäftsführende Vorständin des FÖS, «denn drei Viertel dieser Kosten sind bisher nicht im Preis berücksichtigt. Diese Kosten über den Brennstoffemissionshandel schnellstmöglich einzupreisen ist klimapolitisch dringend angezeigt und logische Konsequenz aus dem Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes. Wir brauchen auf dem Weg zum Erdgas-Ausstieg aber auch ordnungspolitische und planungsrechtliche Maßnahmen, um schnell voranzukommen. Mit kommunalen Wärmeplänen und einem Neubauverbot für Gasheizungen können dezentrale, nachhaltige Wärmenetze gefördert werden. Das wird z. B. in Dänemark bereits praktiziert.»

Verena Graichen, Stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, drängte bei der Podiumsdiskussion im Anschluss an die Studienvorstellung auf mehr Energieeffizienz bei der Umsetzung der Wärmewende. Ein großes und schnell ausbaubares Potenzial liege in der energetischen Gebäudesanierung. Die per Video zugeschaltete SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Scheer betonte, dass Erdgas allenfalls noch für eine kurze Übergangszeit als Brücke zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien dienen dürfe. Vor allem müsse der Ausbau der Erneuerbaren Energien – auch im Wärmesektor – deutlich beschleunigt werden. Dies müsse, so waren sich die Podiumsteilnehmer:innen weitestgehend einig, vor allem auch über eine grundsätzliche Reform des Systems der Steuern, Abgaben, Entgelte und Umlagen auf Energie geschehen.

 

Über das FÖS
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) e.V. ist ein unabhängiger politischer Think Tank für marktwirtschaftliche Instrumente in der Umwelt- und Klimapolitik. Das FÖS erstellt ökonomische Studien und politische Expertisen. Seit 1994 setzt es sich für die Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft zu einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft ein.

Über die EWS Elektrizitätswerke Schönau
Seit 2009 firmiert die heutige EWS Elektrizitätswerke Schönau eG als Genossenschaft mit ca. 9.000 Mitgliedern. Die EWS-Gruppe setzt sich für die Energiewende und eine vollständige, effiziente Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien ein. Bürgerliches Engagement, Mitbestimmung und Dezentralisierung gehören dabei zu den Grundpfeilern des unternehmerischen Handelns. Aktuell werden bundesweit ca. 220.000 Kunden mit Ökostrom und Biogas versorgt.

 

Coronameldung über Abwasser

(DWA) – Wasser als zentraler Baustein der lebenswerten Zukunftsstadt und Coronamonitoring über den Abwasserpfad – mit zwei hochaktuellen Themen beteiligt sich die DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall an der vom Bundespräsidenten und der DBU Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgerichteten „Woche der Umwelt“. Unter dem Motto „So geht Zukunft!“ findet die Woche der Umwelt dieses Jahr am 10. und 11. Juni digital statt. „Wir bedauern, dass es dieses Jahr nicht möglich ist, den Bürgern die Themen der Wasserwirtschaft im direktem Kontakt im Park des Schloss Bellevue näher zu bringen. Gleichzeitig freuen wir uns aber, durch das digitale Format bundesweit Menschen für die wasserbewusste Zukunftsstadt begeistern und über die vielfältigen Möglichkeiten des Coronamonitorings über den Abwasserpfad informieren zu können“, betont Johannes Lohaus, Sprecher der DWA-Bundesgeschäftsführung. „Zudem sind wir sehr stolz, zum vierten Mal in Folge von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt als Aussteller für die Woche der Umwelt ausgewählt worden zu sein.“

Fachforum Corona auf der Spur
Genmaterial von Coronaviren – nicht das Virus selbst, das Coronavirus kann als behülltes Virus im Abwasser nicht überleben – ist im Abwasser nachweisbar. Dies bietet der Pandemiebekämpfung vielfältige Möglichkeiten. Über den Abwasserpfad können Änderungen im Infektionsgeschehen bereits fünf bis zehn Tage vor den offiziell ermitteln Fallzahlen erkannt werden. Auch asymptomatisch Infizierte werden über den Abwasserpfad erfasst, Mutationen des Virus können frühzeitig nachgewiesen werden. Zudem ist auch eine Rückverfolgung über das Kanalnetz zu Corona-Hot-Spots möglich. Aufgrund dieser Möglichkeiten hat die EU-Kommission bereits im Frühjahr allen Mitgliedsstaaten den Aufbau eines entsprechenden Monitoringsystems dringend empfohlen. In Deutschland laufen aktuell zahlreiche Pilotprojekte, um das System in der Praxis zu etablieren. Die DWA vernetzt die Forschung und Praxis im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt CoroMoni.
Diese umfassenden Möglichkeiten und konkrete Praxiserfahrungen stehen im Mittelpunkt des Fachforums „Corona auf der Spur“, das die DWA am 10. Juni von 14.00 bis 15.00 Uhr auf der Woche der Umwelt anbietet. Das Fachforum beginnt mit einem kurzen Filmbeitrag, der den gesamten Prozess des Abwassermonitorings darstellt und erläutert. Anschließend belegen zwei Vorträge, wie ein solches Überwachungssystem in der Pandemiebekämpfung eingesetzt werden kann. Prof. Jörg Drewes zeigt anhand des von ihm koordinierten Projektes „Berchtesgadener Land“, wie ein abwasserbasiertes Überwachungs- und Frühwarnsystem in ein pro-aktives Krisenmanagement münden kann – eine Blaupause für andere Kommunen in Deutschland! Welche Möglichkeiten das Coronamonitoring über den Abwasserpfad für das Aufspüren und den Nachweis von Virusmutationen bietet, analysiert Prof. Susanne Lackner, TU Darmstadt. Abschließend stehen die Experten für Fragen im Chat zur Verfügung.

Wasserbewusste Zukunftsstadt

Schöner Wohnen, mehr Grün in der Stadt, bestmöglich geschützt vor Starkregen – und gleichzeitig eine sichere Wasserversorgung der Grünanlagen sowie ein wesentlicher Beitrag zur Milderung des Hitzestresses an heißen Sommertagen. Die wasserbewusste Zukunftsstadt bietet viele Vorteile. Die DWA nutzt das Ausstellerforum der Woche der Umwelt, um die Bürger über die zahlreichen Vorteile einer wasserbewussten Zukunftsstadt zu informieren. Im Fokus stehen konkrete und einfach realisierbare Maßnahmen für Bürger und Kommunen. Grün auf dem Balkon, auf dem Dach, auf der Garage und vor dem Haus schafft nicht nur Lebensräume für Insekten und Kleinstlebewesen, sondern auf diesen Grünflächen versickert der Regen und die Verdunstung der Pflanzen bringt Kühlung. Die Fassadenbegrünung ist nicht nur etwas fürs Auge, sondern der Feinstaub wird durch die Vegetation merklich reduziert. Die DWA stellt Kommunen und Bürgern umfassendes Informationsmaterial zur wasserbewussten Zukunftsstadt zur Verfügung.

 

Meeresverschmutzung durch Kunststoffe und insbesondere Mikroplastik

(AWI) – Übersichtsartikel zeigt Folgen von Verwitterungs- und Abbauprozessen auf und warnt vor potentiell irreversibler Verschmutzung

Die gegenwärtigen Raten der globalen Plastikemissionen könnten Effekte auslösen, die wir nicht mehr rückgängig machen können, berichten Forschende aus Deutschland, Schweden und Norwegen in einer neuen Studie, die am 2. Juli im renommierten Wissenschaftsmagazin Science erscheint. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren ist die Plastikverschmutzung eine globale Bedrohung und Maßnahmen zur drastischen Reduzierung der Plastikemissionen in die Umwelt seien „die rationale politische Antwort“.

Plastik ist überall auf dem Planeten zu finden: von Wüsten und Berggipfeln bis zu tiefen Ozeanen und arktischem Schnee. Im Jahr 2016 reichten die Schätzungen der weltweiten Emissionen von Plastik in Seen, Flüsse und Ozeane von 9 bis 23 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei eine ähnliche Menge jährlich an Land emittiert wird. Es wird erwartet, dass sich diese Schätzungen bis zum Jahr 2025 fast verdoppeln werden, wenn die Weltbevölkerung weitermacht, wie bisher („Business-as-usual“-Szenario). Das berichtet Mine Tekman vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) gemeinsam mit drei weiteren Fachleuten in ihrem Übersichtsartikel im Wissenschaftsmagazin Science, das dem Thema Plastik in der aktuellen Ausgabe ein ganzes Kapitel widmet.

„Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, und es sickert überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit einer guten Infrastruktur für die Abfallbehandlung“, sagt Matthew MacLeod, Professor an der Universität Stockholm. Er führt aus, dass die Emissionen tendenziell steigen, obwohl das Bewusstsein für Plastikverschmutzung in Wissenschaft und Öffentlichkeit in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.

Für Mine Tekman, Doktorandin am Alfred-Wegener-Institut, ist diese Diskrepanz nicht überraschend, denn die Plastikverschmutzung ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch ein „politisches und wirtschaftliches“. Sie glaubt, dass die derzeit angebotenen Lösungen wie Recycling und Reinigungstechnologien (Clean-up) nicht ausreichen und dass wir das Problem an der Wurzel packen müssen.

„Die Welt fördert technologische Lösungen für das Recycling und um Plastik aus der Umwelt zu entfernen. Als Verbraucher und Verbraucherinnen glauben wir, dass alles auf magische Weise recycelt werden kann, wenn wir unseren Plastikmüll richtig trennen. Technologisch gesehen hat das Recycling von Plastik viele Einschränkungen, und Länder, die über eine gute Infrastruktur verfügen, exportieren ihren Plastikmüll in Länder mit schlechteren Einrichtungen. Zudem gibt es ein grundsätzliches Problem mit biologisch nicht abbaubaren Materialien, die sich auch als Feinstäube und Fasern aus vielen Prozessen in der Umwelt verteilen. Daher sind drastische Maßnahmen erforderlich, wie neue abbaubare Materialien zu entwickeln, Wege um den Wert von recyceltem Kunststoff zu erhöhen, und das Verbot des Exports von Kunststoffabfällen, es sei denn, er erfolgt in ein Land mit besserem Recycling“, sagt Mine Tekman, die das AWI-Online-Portal litterbase.org mit entwickelt hat, das die wissenschaftliche Literatur zu Müll im Meer und dessen Auswirkungen laufend aktualisiert zusammenfasst.

Eine schwer umkehrbare Verschmutzung von abgelegenen Bereichen der Umwelt

Kunststoff reichert sich in der Umwelt an, wenn die emittierten Mengen diejenigen übersteigen, die durch Reinigungsinitiativen und natürliche Umweltprozesse entfernt werden. Letzteres geht durch einen mehrstufigen Prozess vonstatten, der als Verwitterung bekannt ist. „Die Verwitterung von Plastik geschieht aufgrund vieler verschiedener Prozesse, und wir sind bereits weit gekommen, um sie zu verstehen. Aber die Verwitterung verändert ständig die Eigenschaften der Kunststoffverschmutzung, was neue Fragen aufwirft“, sagt Hans Peter Arp, Forscher am Norwegischen Geotechnischen Institut (NGI) und Professor an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU). „Der Abbau ist sehr langsam und kann die Akkumulation nicht stoppen, so dass die Belastung durch verwitterten Kunststoff nur zunehmen wird“, sagt Hans Peter Arp. Plastik ist daher ein „schlecht reversibler Schadstoff“, sowohl wegen seiner kontinuierlichen Emissionen als auch wegen seiner Umweltpersistenz.

Abgelegene Gegenden sind besonders bedroht, wie Annika Jahnke, Wissenschaftlerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und Professorin an der RWTH Aachen, erklärt: „In abgelegenen Umgebungen kann Plastikmüll nicht durch Aufräumarbeiten entfernt werden, und die Verwitterung großer Plastikteile führt unweigerlich zur Entstehung einer großen Anzahl von Mikro- und Nanoplastikpartikeln sowie zur Auswaschung von Chemikalien, die dem Plastik absichtlich zugesetzt wurden, und anderen Chemikalien, die das Polymerrückgrat des Plastiks abbauen. Kunststoff in der Umwelt ist also ein sich ständig bewegendes Ziel von zunehmender Komplexität und Mobilität. Wo es sich anreichert und welche Auswirkungen es verursachen kann, ist schwierig oder vielleicht sogar unmöglich vorherzusagen.“

Ein potenzieller Auslöser für irreversible Umweltschäden

Zusätzlich zu den Umweltschäden, die Plastikverschmutzung allein durch das Verheddern von Tieren und toxische Wirkungen verursachen kann, könnte sie auch in Verbindung mit anderen Umweltstressoren in abgelegenen Gebieten weitreichende oder sogar globale Auswirkungen auslösen. Die neue Studie führt eine Reihe von hypothetischen Beispielen für mögliche Auswirkungen auf, darunter die Verschärfung des Klimawandels aufgrund der Störung der globalen Kohlenstoffpumpe und der Verlust der Artenvielfalt im Meer. Dort wirkt die Plastikverschmutzung als zusätzlicher Stressor zur Überfischung und zum fortschreitenden Lebensraumverlust aufgrund von Veränderungen der Wassertemperaturen, der Nährstoffversorgung und der chemischen Belastung.

Alles zusammengenommen sieht das Forschungsteam die Bedrohung, dass Plastik, das heute emittiert wird, in der Zukunft Auswirkungen von globalem Ausmaß auslösen kann, die kaum reversibel sind, als „zwingende Motivation“ für maßgeschneiderte Maßnahmen zur starken Reduzierung der Emissionen.

„Im Moment belasten wir die Umwelt mit immer größeren Mengen an schwierig umkehrbarer Plastikverschmutzung. Bis jetzt sehen wir keine weit verbreiteten Beweise für schlimme Folgen, aber wenn die Verwitterung von Plastik einen wirklich schlimmen Effekt auslöst, werden wir wahrscheinlich nicht in der Lage sein, ihn rückgängig zu machen“, warnt Matthew MacLeod. „Die Kosten, die entstehen, wenn man die Anhäufung von langlebiger Plastikverschmutzung in der Umwelt ignoriert, könnten enorm sein. Das Vernünftigste, was wir tun können, ist, so schnell wie möglich zu handeln, um den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu reduzieren.“

Wasserstoff im Fokus der Politik

BMBF stellt für neue Kooperation zwischen Deutschland und Australien bis zu 50 Millionen Euro bereit

(BMBF) – Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sowie der australische Energieminister Angus Taylor haben kürzlich eine bilaterale Absichterklärung zum „Deutsch-Australischen Wasserstoff Akkord“ unterzeichnet. Die gemeinsame Erklärung wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem australischen Premierminister Scott Morrison auf dem G7-Gipfel in Cornwall als Element einer vertieften Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern hervorgehoben. Eine zentrale Initiative der Wasserstoffpartnerschaft ist der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geplante Innovations- und Technologie Inkubator „HyGATE“, der sowohl als Plattform Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammenführt als auch innovative Forschungs- und Demonstrationsvorhaben zu grünen Wasserstofftechnologien ermöglicht.

Hierzu erklärt Bundesforschungsministerin Karliczek:

„Die deutsch-australische Kooperation zu Innovationen für Grünen Wasserstoff bietet unserem Land große Chancen. Mit ihr können wir einen Import von Grünem Wasserstoff in relevanten Mengen ermöglichen – ein zentraler Faktor, um unsere verstärkten Klimaziele zu erreichen. Wir können so unsere Energieversorgung auf eine breitere Basis stellen und Australien kann künftig Grünen Wasserstoff exportieren, als Alternative zu den bisherigen Kohleexporten. Die Kooperation bietet gleichzeitig deutschen Unternehmen die Möglichkeit für Technologieexporte.

Um diese Potenziale zu heben, plant das BMBF zusammen mit den australischen Partnern den Inkubator ‚HyGATE‘ aufzusetzen. Mit HyGATE bringen wir Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft aus beiden Ländern zusammen, um grüne Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Erzeugung, über die Speicherung und den Transport bis hin zur Nutzung – zu entwickeln, zu demonstrieren und unter Realbedingungen zu erproben. So schaffen wir mit Forschung die Grundlage für eine deutsch-australische Lieferkette für Grünen Wasserstoff. Und so tragen wir einen weiteren wesentlichen Teil dazu bei, eine Grüne Wasserstoffwirtschaft wahr werden zu lassen – national und global.

Für die Kooperation wollen wir über einen Zeitraum von drei Jahren bis zu 50 Millionen Euro bereitstellen. Hierbei sind wir uns mit unseren australischen Partnern einig, dass wir HyGATE schnellstmöglich umsetzen wollen.“

Der Innovationsbeauftragte „Grüner Wasserstoff“ Dr. Stefan Kaufmann stellt fest:

„Australien ist auf einem guten Weg, weltweit einer der bedeutendsten Produzenten von Grünem Wasserstoff zu werden. Die entscheidende Grundlage hierfür ist die rasche und breite Etablierung innovativer und effizienter grüner Wasserstofftechnologien. Deutschland hat diese Technologien und arbeitet daran, diese noch weiter zu verbessern. Die verstärkte Kooperation bietet daher deutschen und australischen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft großes Potenzial.

HyGATE bietet somit eine exzellente Chance für die Wissenschaft, direkt vor Ort anwendungsnah zu forschen. Und für die beteiligten Unternehmen eröffnet sich die Möglichkeit, maßgeschneiderte und effiziente grüne Wasserstofftechnologien ‚Made in Germany‘ zu entwickeln und deren Exzellenz direkt im Zusammenspiel mit dem Anwender unter Beweis zu stellen.“

Auch die australische Regierung wird bis zu 50 Millionen australische Dollar für diese weltweit führende Partnerschaft mit Deutschland zur Verfügung zu stellen, um ihre zukünftigen Wasserstoffindustrien voranzutreiben.

Minister Angus Taylor erklärt:

„Die Partnerschaft baut auf unseren jeweiligen Stärken auf, wobei Australien danach strebt Weltmarktführer bei sauberen Wasserstoff-Exporten zu werden, während Deutschland das Know-How in der Wasserstofftechnologie besitzt. Bis 2050 könnte eine zukünftige australische Wasserstoffindustrie 8.000 Arbeitsplätze und jährlich 11 Milliarden Dollar zum Bruttoinlandsprodukt generieren.

Das Erreichen einer Kostenangleichung neuer Energietechnologien wie Wasserstoff an die vorhandener Technologien, wird eine erhebliche Reduzierung der globalen Emissionen ermöglichen und gleichzeitig bestehende Industrien stärken sowie neue schaffen. In Australiens Roadmap für Technologie-Investitionen haben wir uns zum Ziel gesetzt, Wasserstoff für weniger als 2 australische Dollar pro Kilogramm – „H2 unter 2″ zu produzieren, dem Preis bei dem Wasserstoff im Vergleich zu höher emittierenden Alternativen wettbewerbsfähig wird.

Unsere Partnerschaft mit Deutschland wird einen wesentlichen Beitrag zu diesem Ziel leisten.“

Einfluss des Menschen auf das Ökosystem, eine KIT-Information bei You Tube-Kanal

(KIT) – Welche Spuren hinterlässt der Mensch auf seinem Planeten? Im Sommersemester 2021 befasst sich das Colloquium Fundamentale „Anthropozän. Die ökologische Frage und der Mensch, der sie stellt“ mit literarischen, künstlerischen und kulturellen Aspekten der ökologischen Debatte. Mit dem Vortrag „Natur – Mensch – Technik. Die Herausforderungen des Anthropozäns“ eröffnet die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Professorin Eva Horn die Vortragsreihe des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am Donnerstag, 6. Mai 2021 um 18:30 Uhr auf dem ZAK-YouTube-Kanal: http://www.youtube.de/ZAKVideoclips.

Die Erde ist fast 4,5 Milliarden Jahre alt. Im Vergleich dazu ist die Anwesenheit der Menschheit nur ein kurzer Wimpernschlag. Dennoch hat der Mensch spätestens seit der Industriellen Revolution so radikal in seine Umwelt eingegriffen, dass viele von einem neuen Erdzeitalter sprechen: dem Anthropozän. Dabei wird über die genaue Definition des Begriffs „Anthropozän“ noch diskutiert. Wie ist der geologische Wandel, den der Mensch auslöst, zu bewerten? Welche Konsequenzen hat der menschliche Einfluss für das globale Ökosystem und wie verändert sich dadurch unser Selbstverständnis?

Hier möchte das Colloquium Fundamentale ansetzen: Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen sprechen kontrovers über den Menschen als geologischem Faktor. Im Eröffnungsvortrag am Donnerstag, 6. Mai 2021, gibt Eva Horn, Professorin für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Germanistik an der Universität Wien einen Überblick über die Anthropozän-Debatte, neue Begrifflichkeiten und zukünftige Herausforderungen für die Menschen.

Das Colloquium Fundamentale findet an den unten genannten Terminen in der Regel um 18:00 Uhr statt. Aufgrund der Pandemiemaßnahmen werden die Vorträge online live gesendet über den YouTube-Kanal des ZAK gesendet:. Eine moderierte Diskussion mit dem Publikum über Chat und E-Mail schließt sich jeweils an. (am)

Programm:

Donnerstag, 6. Mai 2021, 18.30 Uhr: Natur – Mensch – Technik. Die Herausforderungen des Anthropozäns

Prof. Eva Horn, Professorin für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Germanistik, Universität Wien

Donnerstag, 20. Mai 2021, 18:00 Uhr: Politische Ikonografie der Landschaft im Anthropozän

Prof. Peter Krieger, Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler, Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM)

Donnerstag, 10. Juni 2021, 18:00 Uhr: Wie lässt sich vom Menschen als geologischem Faktor erzählen? Auf dem Weg zu einer Poetik des Anthropozän

Prof. Gabriele Dürbeck, Professorin für Literatur- und Kulturwissenschaften, Universität Vechta

Donnerstag, 17. Juni 2021, 18:00 Uhr: Die Provokation des Anthropozäns

Prof. Helmuth Trischler, Professor für Neuere Geschichte und Technikgeschichte, LMU München / Leitung des Bereichs Forschung am Deutschen Museum & Direktor des Rachel-Carson-Center for Environment and Society

(Im Rahmen des Wissenschaftsfestivals EFFEKTE Karlsruhe)

Donnerstag, 1. Juli 2021, 18:00 Uhr: Das Anthropozän-Konzept – Von der Umwelt zur Unswelt

Prof. Reinhold Leinfelder, Professor für Paläontologie und Geobiologie, Freie Universität Berlin

Methanol hilft Entwicklungsländer zu einer sozialverträglichen Industrialisierung und rettet das Klima – Ein Briefwechsel mit Bundesministerin Anja Karliczek

Wer hat eigentlich die Forderung aufgestellt, dass Deutschlands regenerative Energieversorgung der Zukunft ausschließlich vom eigenen Territorium aus erfolgen soll?

Diese Ansicht verhindert den Klimawandel. Aber wenn daran die übermäßig mit Sonnen-Energie überfluteten Entwicklungsländer an der Produktion der Zukunfts-Energie regeneratives Methanol mit großen Fotovoltaik-Felden  zur Wasserstoff-Produktion und anschließender Umsetzung in Methanol in grünes Methanol, welches sämtliche fossilen Energie-Träger ersetzen kann, beteiligt werden, hat die Klima-Rettung eine Chance.

Fazit: Eine Win-Win-Situation von Ländern im Zustand technischer Entwicklung und den Industrie-Länder, die durch übermäßigen CO2-Ausstoß die Klimakatastrophe eingeläutet haben. Es ist notwendig, der Vernunft eine Chance zu geben und nicht  einfach auf plausible Lösungen zu pochen. Die vorhandenen Technologien, um Häuser mit Energie zu versorgen, ebenso wie die Industrie und den Verkehr, können in nur leicht modifizierter Form ohne Milliarden Investitionen in angeblich revolutionäre Infrastruktur beibehalten werden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Lesen Sie dazu meine Mail an die Bundesministerin Frau Anja Karliczek, der diese Idee präzisierte, ihre Antwort und anschließend meine durchaus hoffnungsgetragene Reaktion darauf.

Jean Pütz

Liebe Frau Karliczek,
bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie direkt anspreche und diese Mail auch Ihnen persönlich zugeleitet wird.

Nachdem ich erfahren habe, dass das Leibniz-Institut in Strahlsund bzw. Rostock die notwendige Technologie entwickelt hat, um aus solarem Wasserstoff regeneratives Methanol zu gewinnen, habe ich das zu einem Gesamt-Konzept entwickelt, die Entwicklungspolitik und unsere ureigenen Interessen, den Klimawandel zu begleiten, mit sinnvollen Maßnahmen zu verknüpfen. Bitte lesen Sie dazu unbedingt meinen an das Leibniz-Institut geschriebenen Beitrag. Sogar der Präsident, Prof. Kleiner hat mir darauf sehr positiv geantwortet. Bitte legen Sie es nicht ad acta als Beispiel eines Spinners, sondern betrachten Sie es als dringende Notwendigkeit, eine Sackgasse zu verhindern.

Ich hoffe, Sie werden auch nach den Wahlen weiterhin Ihren Posten behalten, ansonsten wäre es ein tolles Abschiedsgeschenk an die deutsche Gesellschaft. Es würde viele weitere Subventionen ersparen. Ich habe sämtliche meiner  Erkenntnisse in Sachen ehem. Dipl. Ing für Elektrotechnik, Physiker und Soziologe zusammengefasst, das ausufernde Spezialistentum wird immer mehr Probleme bereiten, in Ihrer vierjährigen Tätigkeit haben Sie bestimmt darunter gelitten. Vor lauter Bäumen verliert sich den Wald aus dem Blick.

Herzliche Grüße
Ihr Jean Pütz
Wissenschaftsjournalist

Klimarettung mit regenerativem Methanol – ein globales Konzept! Von Jean Pütz

Eine Mail an die Leibniz-Gemeinschaft zu einem Seminar zum Thema: ‚Wo steht heute die
Energiewende?‘
Auf diese Mail hat sogar schon der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Professor Kleiner,
geantwortet. Der Brief richtete sich zunächst an den Pressesprecher der Leibniz-Gemeinschaft, enthält aber das Gesamt-Konzept zur globalen Lösung zur CO2-neutralen Lösung der Klimaerwärmung – weitab vom Wunschdenken und beruhend auf einer genialen Entwicklung (Erfindung) des Leibniz-Instituts Stralsund.

Lieber Herr Herbort-von Loeper,
ich habe eine inständige Bitte: Auch wenn es in sämtlichen Mainstreamdiskussionen nicht
berücksichtigt wird und leider viele Institute, selbst Helmholtz, wegen der üppigen staatlichen Förderung auf political correctness geschaltet haben. Ich will mich auf das Wesentliche beschränken.
Es ist reines Wunschdenken, dass die Energieversorgung in Zukunft in Deutschland ausschließlich aus regenerativen Quellen durch einheimische Solarthermie, Fotovoltaik, Wind-Energie und Wasserkraft bedient werden könnte. Selbst für die elektrische Energie trifft das wegen des Widerstands gegen neue Hochspannungstrassen, Windparks und Anlegen neuer Pumpspeicherwerke nicht zu. Die Fotovoltaik kann zwar noch erweitert werden, aber Deutschland hat das Pech, sich in einem Klimabereich zu befinden, in dem die Sonne nur temporär, also nicht besonders intensiv aktiv ist.

Natürlich müssen alle Anstrengungen erfolgen, um das Maximum zu erreichen. Deswegen schlage ich ein weltumspannendes Ausgleichs-System vor. Zentrale Rolle spielt dabei der solare Wasserstoff. Hierzulande wird er nur diskutiert, um überschüssige Energie von Sonne und Wind, die temporär den Bedarf übersteigt, zu speichern. Aber auch da ist der Wunsch der Vater des Gedankens.
Uniformierten Bürgern wird weißgemacht, Die Energie des Wasserstoffs könnte man eins zu eins in Strom umwandeln, das wird auch noch geglaubt, weil das Wissen um den 2. Hauptsatz der Thermodynamik sehr wenig verbreitet ist. Für die meisten Schüler ist zum Beispiel Entropie ein Unwort, welches sie nicht begreifen.
Also ganz klar, um Wasserstoff in Strom zu verwandeln, entstehen große Verlust und auch die Brennstoffzelle ist diesen Gesetzen unterworfen und nicht besser als ein Verbrennungsmotor, insbesondere angetrieben durch Methanol. Doch das wird in der Mainstream-Diskussion unterdrückt.
Ganz klar, solarer Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft, aber schwer händelbar und nur unter Verflüssigung bei -252°C oder unter sehr hohem Druck speicherbar. Aber Physik und Chemie bieten eine Alternative. Wasserstoff kann unter Mitwirkung der Sonnenenergie und Kohlenstoff in Form von CO2 in Alkohole verwandelt werden. Bekanntlich ist Alkohol flüssig, besonders interessant ist das Methanol. Wenn Sie mich fragen, das ist der Energieträger, der alle fossilen Treibstoffe ersetzen kann.
Übrigens: Wegen seiner hohen Klopffestigkeit kann er bei wesentlich höheren Explosions-Temperaturen z. B. in Otto-Motoren in Bewegungs-Energie und über einen Generator in elektrischen Strom umgesetzt werden. Das bedeutet nach dem 2. Hauptsatz der Energie, dass mit ihm extrem hohe Wirkungsgrade erreicht werden, jedenfalls selbst in Otto-Motoren wesentlich mehr als der Diesel, das heißt über 50%. In Hochtemperatur-Brennstoffzellen ist dieser Wirkungsgrad schon spitze.

Bleibt noch das Problem, dass CO2 bei der Produktion von regenerativem Methanol beteiligt werden muss. Theoretisch könnte das sogar aus der Atmosphäre gewonnen werden – eine Art CO2-Senke.
Praktisch lässt es sich aber auch aus unvermeidbaren Verbrennungsprozessen problemlos abscheiden, unter geringem Druck verflüssigen und in einer Art Kreislauf recyclen.
So, und nun meine Idee, die mir als engagierter Entwicklungs-Stratege gekommen ist: Oft ist es so, dass die Entwicklungsländer, insbesondere in Afrika, über viel mehr Sonnenergie verfügen, als die Industrieländer, die sich bekanntlich in den mittleren Breiten angesiedelt haben. Wie wäre es, wenn in diesen Ländern große, sozial-verträgliche Industriezweige etabliert würden, die dieses Methanol in großer Menge produzieren könnten. Auch die Industrie in unseren Breiten ist historisch dort entstanden, wo zunächst Wasserkraft genutzt werden konnte. Aber richtig ging es erst dort los, wo fossile Energieträger abgebaut werden konnten. Das gilt zumindest für Europa. Nun weiß ich als Soziologe, dass das einen langen Prozess nach sich zieht. Aber uns Europäern würde das schon
heute nutzen, denn das Manko, welches bei uns Mitteleuropäern besteht, ausreichend regenerative Energien zur Verfügung zu haben, könnte durch globalen Methanol-Handel ergänzt werden. Ich bin um so mehr von dieser Möglichkeit überzeugt, als die bisher Erdöl produzierenden Länder mit fliegen Fahnen ebenfalls diese Chance wahrnehmen würden. Die haben genügend Kapital, um bei der Finanzierung entscheidende Impulse zu setzen – eine Win-Win-Strategie im wahren Sinne des Wortes, denn Methanol kann ohne Änderung der Infrastruktur überall dort eingesetzt werden, wo heutzutage Milliarden an Investitionen notwendig würden, um die treibende Kraft der fossilen Treib-und Brennstoffe zu ersetzen. Das gilt sowohl für den Wärmemarkt, auf den z. B. unsere Gebäude zum Heizen und Kühlen angewiesen sind, als auch dem Verkehr, für den eine Industrie-mordende Revolution nicht nötig wird.
Übrigens, in Mecklenburg-Vorpommern gibt es kluge Ingenieure, die helfen werden, das alles von der Theorie in die Praxis zu führen. Es lohnt sich deshalb, den Inhalt des anliegende PDFs zu würdigen.

Lieber Herr Herbort-von Loeper,
bitte tun sie das nicht ab als die Idee eines Spinners. In meinem Vorleben war ich einmal Dipl. Ing. der Elektrotechnik, Oberstudienrat in Physik und Mathematik mit nebenbei abgeschlossenem Studium der Soziologie.
Ich weiß, die Themen solcher Veranstaltungen werden früh abgestimmt, aber vielleicht können Sie diese Idee noch dazwischen zu schieben. Wenn nicht, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir meine Denkfehler mitteilen würden.
Mit freundlichen Grüßen
Jean Pütz


Hier geht’s zum Antwortbrief von Bundesministerin Anja Karliczek


Liebe Frau Anja Karliczek,

über Ihren prompten Antwortbrief habe ich mich sehr gefreut, insbesondere, weil er so umfangreich war und viele meiner Wünsche und Hoffnungen abdeckt. Ich möchte nicht an Ihrer Stelle sein mit der Vielfalt Ihrer Aufgaben, denn die Forschung ist mittlerweile so umfangreich geworden, dass es sehr schwer fällt, Entscheidungen zu finden, die unsere Zukunft betreffen. Vielleicht sollte die Politik einmal überlegen, ob diese Aufgaben überhaupt von einem einzelnen Menschen verantwortungsvoll bewältigt werden kann. Seit ich vor über 50 Jahren verantwortlicher Wissenschaftsredakteur geworden bin, hat sich der Umfang der gesamten wissenschaftlich-technischen Erkenntnisse und Methoden um mindestens das Hundertfache vermehrt. Die Folge ist, dass selbst die Auswahl des Beratergremiums eine diffizile Sache geworden ist, auch, weil Sie so viele Spezial-Interessen von diversen staatlichen und Industrie-nahen  Forschungsinstituten, NGOs und Lobbyisten berücksichtigen müssen. Jeder Fachmann, vom Ministerium hinzu gezogen, versucht seine individuellen Erkenntnisse in Ihr Entscheidungsfeld einzubringen. Oft vertreten sie aber nur das Interesse ihres Spezial-Gebietes, so dass es außerordentlich schwer fällt, es jeweils in den richtigen Rahmen einzuordnen und den Überblick zu wahren. Der eigene Tellerrand ist die Grenze und dann kommt noch hinzu, dass die Schwarmintelligenz, von der Soziologie der Kleingruppen getrieben, das Pendel oft willkürlich  in die eine oder andere Richtung treibt. Dann gibt es ja auch noch das Prinzip des political correctnis, die diejenigen dazu verpflichtet, die oft einen so oder so gearteten Volkswillen – genannt Mainstream – zu entsprechen. Alle zerren sie an Ihren Rock, ehrlich gesagt, ich beneide Sie nicht.

Da besteht z. B., was die Klimawende anbelangt, die Forderung, die Energiewende zunächst ausschließlich aus Deutschland heraus als Vorbild zu initiieren. Dann pfuschen Ideologen noch in Ihr Metier, die nach dem Motto verfahren, was nicht sein darf, das nicht sein kann.

Vielleicht wissen Sie, dass ich mir selbst seit meinem Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus nicht nur die Aufgabe gesetzt habe, über wegweisende wissenschaftliche und technische Errungenschaft die Bürger zu informieren, unabhängig von ihrem Bildungsstand, sondern auch versuche – ähnlich wie Sie – Vorschläge zu machen, die eine Optimierung notwendiger >Maßnahmen zum Ziel haben – nach dem Motto des kleineren Übels. Das ist übrigens der Grund, weshalb ich nie radikaler Ideologe wurde, alles lässt sich verbessern. Wenn aber das Wunschdenken Verbesserungsvorschläge überdeckt, versuche ich selbst heute noch als ‚Rentner‘ auf diese Widersprüche aufmerksam zu machen.

Es ist wohl selten, dass ein Journalist eine solche Vorgeschichte hat wie ich. Als ehemaliger Handwerker in einem Eisenhüttenwerk, Dipl. Ing., Pädagoge bis hin zum Oberstudienrat für Mathematik und Physik und studierter Soziologe, kann ich auf Erfahrungen zurückgreifen, die Mondschlösser von der Realität unterscheiden. Als Fachmann auf dem Gebiet der Elektrotechnik kann ich Ihnen versichern, dass die Mär von der aus Deutschland heraus mit Ressourcen von Sonne, Wind und Wasserkraft aufbauenden  rein regenerativen Versorgung des Stromnetzes ins Leere greift. Insbesondere, weil der Abruf von elektrischer Energie durch immer mehr anfallenden Anforderungen, wie z. B. Elektromobilität und Wärmeversorgung von Gebäuden sich in nächster Zeit potenzieren wird. Das verkraftet nicht einmal der europäische Hochspannungs-Verbund, es sei denn, es wird wegen der Netzstabilität auf Atomstrom aus Frankreich oder Braunkohle-Strom aus Ost-Europa zugegriffen. Aber das ist ja nicht im Sinne der Erfinder.

Das Verbot von Verbrennungsmotoren ist so schwachsinnig, dass ich es nicht fassen kann, dass das deutsche Volk der Techniker, Erfinder und Denker das für notwendig erachtet und Gesetzes-Charakter bekommt.

Bisher hat mir noch kein Wissenschaftler erklären können, wie die tausende von Tera-Watt-Stunden gespeichert werden können, die nötig sind, um Flauten von Sonne, Wind und Wasserkraft zu überwinden. Der wohlfeile Rückgriff auf grünen Wasserstoff wird manchmal vorgehalten, aber die Energie des schwer zu händelnden Wasserstoffgases muss ja auch erst in elektrischen Strom umgewandelt werden. Das geschieht am wirtschaftlichsten mit Verbrennungsmaschinen, verbunden mit einem intelligenten Generator. Klar, auch Brennstoffzellen können dies ohne sichtbare Bewegung vollbringen, aber die sind auch dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik, das ist der mit der Entropie, unterworfen. Verbrennungsmaschinen haben es in hundertjähriger Entwicklung zur Perfektion gebracht, das mit den Brennstoffzellen liegt noch für den Massenstart im St. Nimmerleins-Land.

Ich freue mich, dass die Forschung in Deutschland – wie Sie mir in Ihrem Brief ausführlich berichtet haben – so vielfältig ist, dass über den grünen Wasserstoff mittlerweile die Technologie entwickelt wurde, in der zweiten Stufe Methanol zu produzieren. Aber bisher lag der Schwerpunkt stets nur auf der Verwertung von regenerativem Strom aus Deutschland. Die soeben in Betrieb genommene Hochspannungs-Gleichstromleitung von 55 Kilovolt im Austausch mit Norwegen, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. OK, auch das scheint notwendig zu sein, bringt aber keineswegs die rettende Stabilität des Netzes, hat also mehr wirtschaftliche Ursachen und reicht bei weitem nicht aus, die regenerative Versorgung Deutschlands zu gewährleisten

Während meines Studiums habe ich mich sehr in der Entwicklungshilfe engagiert und z. B. als Vorsitzender des Internationalen Studentenbundes Arbeits- und Studienaufenthalte in Entwicklungsländern für Studenten organisiert. Aber nicht nur deshalb schätze ich z. B. unseren Bundes-Entwicklungshilfe-Minister Gerhard Müller und habe ihn in seiner wertvollen Arbeit immer unterstützt. Sollten Sie mit ihm Kontakt haben, sprechen Sie ihm bitte mein höchstes Kompliment aus. Leider zieht er sich aus der Politik zurück.

Ich bin sicher, dass er meine folgende Idee begrüßen wird. Den Frieden auf der Welt können wir letztlich nur erreichen, wenn die Entwicklungsländer schon aus sozialen Gründen, in unserem eigenen Interesse, in die Bemühungen um den Klimawandel intensiv einbezogen werden. Am deutschen Wesen allein wird die Welt nicht genesen.

Die übermäßig mit Sonne überfluteten Länder der sogenannten 3. Welt können auf diese Weise an eine nachhaltige Industrialisierung heran geführt werden. Nirgendwo stehen so viel Flächen zur Verfügung, um mit Fotovoltaik grenzenlos Strom zur Wasserstoffproduktion an Ort und Stelle zu erzeugen und in der zweiten Stufe das regenerative Methanol. Zwar ist dazu auch CO2 als Wertstoff erforderlich, aber theoretisch kann der aus der Atmosphäre gewonnen werden oder – viel wirtschaftlicher – aus recyceltem Kohlendioxid. Dieses Kohlendioxid, welches in vielen von notwendigen Verbrennungsprozessen anfällt, lässt sich leicht abfangen.  CO2 abzuscheiden stellt kein technisches Problem dar und ist schon bei geringem Druck verflüssig- und transportierbar.

Die Entwicklungsländer, ebenso wie die Industrieländer, die seit über 100 Jahren für die Klima-Misere verantwortlich sind, könnten sich zu einer idealen Win-Win-Situation zusammenfinden, auf Augenhöhe und sozialverträglich. Methanol ist in der Lage, sämtliche Fossilenergieträger wie Kohle, Erdöl, Erdgas zu substituieren. Auch die meisten Raffinerien werden überflüssig, denn es ist im flüssigen Zustand sowohl in der Chemie als auch als intelligenter Brennstoff in Gebäuden, im Verkehr und in Kraftwerken ohne hohe staatliche Subventionen und Investitionen in revolutionäre Umbauten einsetzbar. So nebenbei erwähnt als Physiker: Methanol besitzt eine sehr hohe Klopffestigkeit, so dass in den Kolben von Motoren höhere Verbrennungstemperaturen möglich sind. als bei Benzin oder Diesel. Damit verbunden bisher unerreichte  thermische Wirkungsgrade von über 50%.

Im HyperHybrid-Lademotor eingesetzt,  fördert es somit auch die erschwingliche Elektromobilität für jedermann mit maximal 2-3 Liter auf 100 Kilometer eines Mittelklasse-Wagens. Die Prototypen existieren – alles garantiert CO2-neutral.

Liebe Frau Bundesministerin Anja Karliczek, zum ersten Mal habe ich Hoffnung, dass in dieser Konstellation mit dem Super-Energie-Träger Methanol – weltweit akzeptiert – die Klimawende gelingen kann. Hoffentlich springen die bisherigen Mainstream-Ideologen über ihren eigenen Schatten und lassen sich darauf ein. Gerne bin ich bereit, mit jedem, der mir einen Gedankenfehler nachweisen kann, zu diskutieren.

Im Moment versucht die CDU, das Wahlprogramm für die Bundestagswahl unter dem wichtigen Aspekt der sozialverträglichen Klimawende und unter Erhaltung der Arbeitsplätze zu entwickeln. Nur mit grünem Methanol ist das möglich, glauben Sie mir. Ihr CDU-Vorsitzender kennt mich sehr gut. Er war auch verantwortlich dafür, dass mir das Bundesverdienstkreuz überreicht wurde. Wie wäre es, wenn Sie ihn dazu bringen würden, in sein Konzept einzubringen. Deutschland kann Industrieland bleiben und die grünen Ideologen würden von ihrem hohen Ross bzw. von ihrem Bau von Mondschlössern heruntergeholt

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Jean Pütz

Offener Brief ‚Kritik an Ethik-Kommission Kernkraft-Moratorium nach Fukushima‘

Zehn Jahre zu spät und trotzdem aktuell: Offener Brief an Matthias Kleiner und die Professoren der Ethikkommission Atomkraft

André D. Thess      Mai 2021

Sehr geehrter Herr Kollege Kleiner,

„Wir haben unsere Arbeit in diesen zwei Monaten in aller Unabhängigkeit getan […] das möchte ich zu Beginn deutlich hervorheben und an dieser Stelle auch meinen Dank insbesondere für diese Unabhängigkeit, die wir genossen haben, an die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin sagen.“ Diese Worte[1] sprachen Sie am 30. Mai 2011 auf der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichts „Deutschlands Energiewende – Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft“.

In Ihrer damaligen Funktion als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) repräsentierten Sie als einer von acht Professoren die Stimme der Wissenschaft in dem siebzehnköpfigen Gremium. Auf der Grundlage Ihres Berichts beschloss der Deutsche Bundestag am 30. Juni 2011 den Atomausstieg.

Am zehnten Jahrestag der Veröffentlichung Ihres Berichts wende ich mich als Fachkollege an Sie.

Im weiteren Sinne richtet sich dieser offene Brief an das gesamte Professorenkollegium der Ethikkommission: Neben dem Umformtechniker Matthias Kleiner von der TU Dortmund  an den Soziologen Ulrich Beck von der LMU München, an den Mikrobiologen Jörg Hacker von der Universität Würzburg, an den Forst- und Bodenwissenschaftler Reinhard Hüttl von der BTU Cottbus, an die Philosophin Weyma Lübbe von der Universität Regensburg, an die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin Lucia Reisch von der Copenhagen Business School, an den Soziologen und Risikoforscher Ortwin Renn von der Universität Stuttgart sowie an die Politikwissenschaftlerin Miranda Schreurs von der TU München.

In diesem Brief geht es nicht darum, ob der Atomausstieg „richtig“ oder „falsch“ war. Ich stelle vielmehr die Frage: Haben die acht Professoren – wie in Ihrer Presseerklärung gesagt – unabhängig votiert und sind damit dem Vertrauen gerecht geworden, welches die Gesellschaft beamteten Hochschullehrern auf Lebenszeit schenkt?

Obwohl Ihr Bericht schon zehn Jahre alt ist, halte ich diese Frage gerade jetzt für zeitgemäß. Viele Deutsche äußern angesichts der gegenwärtigen Pandemie- und Klimapolitik Zweifel an der Unabhängigkeit der Wissenschaft.

An einem solchen Zeitpunkt gilt es deshalb, aufmerksam in die Vergangenheit zu blicken und aus ihr zu lernen. Aus diesem Anlass habe ich die 115 Seiten Ihres Berichts mit zehnjährigem Abstand studiert. Dabei habe ich speziell die Frage beleuchtet, wie Sie bei Ihrer Arbeit in der Kommission den Leitlinien guter wissenschaftlicher Praxis Ihrer eigenen Organisation sowie den von den Kommissionsmitgliedern Hüttl und Renn mitgestalteten Leitlinien Politikberatung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gefolgt sind. Diese Grundsätze betrachte ich bei meiner politischen Beratungstätigkeit stets als Geschäftsgrundlage.

Die Ergebnisse meiner Überlegungen möchte ich zu sechs Thesen verdichten.

  1. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium verfügte nicht über hinreichende Fachkompetenz, um die Risiken eines Verbleibs in der Kernenergie gegenüber denen eines Ausstiegs umfassend und sachgerecht abzuwägen.Im Kollegium befand sich kein Kraftwerkstechniker, kein Elektro­techniker und keine renommierte Ökonomin. Bei der DFG wäre es undenkbar, etwa einen Sonder­forschungsbereich zu Pandemien von einer Gutachtergruppe ohne Virologen zu begutachten. Wie soll ein Gremium ohne spezifisches Fachwissen über Gefahrenanalysen von Kernkraftwerken, über die Stabilität von Stromnetzen sowie über materielle und immaterielle Kosten von Wind- und Kernenergie Risikoabwägungen zur Energieversorgung einer Industrienation vornehmen? Unabhängigkeit der Wissenschaft hätte nach meiner Meinung eine Ablehnung der Mitarbeit in einem Gremium mit ungenügender Interdisziplinarität erfordert.
  2. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat eine Aufgabenstellung mit politisch vorgegebenem Untersuchungsergebnis anscheinend widerspruchslos entgegengenommen.Dem Kapitel 2 „Anlass und Mandat“ fehlt eine professionell formulierte Aufgabenstellung. Es enthält lediglich den dürftigen Satz: „Die Bundesregierung hat die Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung berufen, um die verantwortungsethischen Entscheidungsgrundlagen und ihre Schlussfolgerungen ganzheitlich zu betrachten.“ Unmissverständlich wird die Aufgabe hingegen im „Pressestatement[2]von Bundeskanzlerin Merkel, Bundeswirtschaftsminister Brüderle und Bundesumweltminister Röttgen zur Nutzung der Kernenergie in Deutschland“ vom 22. März 2011 formuliert: „Wie kann ich den Ausstieg mit Augenmaß so vollziehen, dass der Übergang in das Zeitalter der erneuerbaren Energien ein praktikabler ist, ein vernünftiger ist, und wie kann ich vermeiden, dass zum Beispiel durch den Import von Kernenergie nach Deutschland Risiken eingegangen werden, die vielleicht höher zu bewerten sind als die Risiken bei der Produktion von Kernenergie-Strom im Lande?“ Diese Aufgabenstellung macht klar, dass Ihre Kommission nicht das „Ob“, sondern lediglich das „Wie“ eines Kernenergie­ausstiegs zu beantworten hatte. Die im Raum stehende Risikoabwägung war damit anscheinend gegenstandslos. Wäre in meiner achtjährigen Amtszeit als gewählter Fachkollegiat bei einem Fördergesuch an die DFG eine Forschungshypothese in solch alternativ­loser Form vorgetragen worden, so hätte ich eine Ablehnung des Projektantrages empfohlen. Die Unabhängigkeit der Professoren der Ethikkommission hätte meines Erachtens durch Widerspruch zu dieser Aufgabenstellung glaubhaft gemacht werden können.
  3. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die politische Vorgabe durch ein Sondervotum zu einer ergebnisoffenen Aufgabe auszuweiten und die Risiken von Kernenergieausstieg versus Kernenergieverbleib aus ganzheitlicher Perspektive fachgerecht abzuwägen.Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis gelten nicht nur für den Forschungs­­betrieb. Sie werden von vielen Kollegen auch als Leitlinien für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft angesehen. Hierzu gehört die Maxime, lege artis– nach den Regeln der Kunst – zu arbeiten. Deren Berücksichtigung hätte erfordert, für jede der beiden Alternativen die Risiken systematisch zusammenzutragen und in einer Gesamtschau zu bewerten. In Ihrem Dokument fehlt hingegen die Abwägung zwischen dem Risiko eines schnelleren Klimawandels ohne Kernenergie und dem Risiko eines langsameren Klimawandels mit Kernenergie. Aber gerade diese Abwägung wäre für eine solche Analyse konstitutiv gewesen! Gute wissenschaftliche Praxis umfasst übrigens auch eine neutrale Darstellung gegensätzlicher Positionen in Wissenschaft und Gesellschaft. Mit den Worten „Hier stehen sich eine kategorisch ablehnende und eine relativierend abwägende Position gegenüber“ stellen Sie den Diskussionsstand einseitig zugunsten der Kernenergiegegner dar. Eine neutrale Formulierung hätte gelautet: „Hier stehen sich eine ablehnende und eine befürwortende Position gegenüber.“ Unabhängige Wissenschaft hätte einen politischen Beratungsauftrag vervollständigt und das gesellschaftliche Meinungsbild unparteiisch dargestellt.
  4. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat den internationalen Stand der Wissenschaft unberücksichtigt gelassen und dadurch einem nationalen Alleingang Deutschlands Vorschub geleistet. Wissenschaft ist international. Zu den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis gehört die umfassende Würdigung sämtlicher weltweit vorliegenden Forschungsergebnisse, auch wenn diese zu eigenen wissenschaftlichen Ansichten im Widerspruch stehen. Dem Dokument fehlt vor diesem Hintergrund eine Einordnung in die internationale Forschung zur Ethik der Kernenergienutzung. Der Bericht erweckt konkret den Eindruck, es gäbe außerhalb Deutschlands keine ethischen Abwägungen zur Atomenergie. Sie sind der Öffentlichkeit eine Begründung schuldig geblieben, in welcher Hinsicht sich die ethischen Maßstäbe einer deutschen Professoren­gruppe etwa von denen einer französischen unterscheiden. Unabhängige Wissenschaft hätte gegenüber der Öffentlichkeit eine sachliche Begründung für eine deutsche Sonderperspektive gegeben und das Abweichen vom Grundsatz europäischer Einheit erklärt.
  5. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat anscheinend versäumt, bei der Formulierung des Abschlussberichts eine klare Trennung von Fakten und Meinungen durchzusetzen.Die Leser des Berichts haben das Recht zu erkennen, welche Aussagen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und wann es sich um persönliche Werturteile handelt. Die Vermengung von Fakten und Meinungen wird an folgendem Kernsatz des Berichts besonders deutlich: „Für die Kernenergie mit ihrem besonders hohen Katastrophenpotenzial ist es ethisch nicht hinnehmbar, die außerhalb dieser (gesetzten) Grenzen befindlichen und durch Fukushima belegten Ereignisabläufe der Havarie und Havarie-Folgen als ‚Restrisiko‘ abzutun.“ Würde es sich bei dieser Aussage um eine wissenschaftliche Erkenntnis handeln, so müsste daraus folgen, dass der Rest der Welt unethisch denkt und handelt. Glaubhafte Unabhängigkeit der Wissenschaft hätte erfordert, auf eine klare Kennzeichnung von Meinungen zu dringen.
  6. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat einem Dokument zugestimmt, dessen Präsentationsform den Grundsätzen wissenschaftlichen Politikberatung nicht gerecht wird. Die Leitlinien Politikberatung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2008 besagen: „Werden Handlungsempfehlungen gegeben, so sind sie vom wissenschaftlichen Untersuchungsergebnis möglichst klar abzugrenzen.“ Dies ist im Bericht nicht geschehen. Anstatt strukturell zwischen Fragestellung, Voraussetzungen, Methoden, Ergebnissen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen zu differenzieren, nimmt das Kapitel 3 „Gemeinschaftswerk Energiezukunft Deutschlands“ wesentliche Aussagen wie „Die Energiewende muss […] gestaltet werden“ vorweg. Dies passiert, bevor in Kapitel 4 „Ethische Positionen“ die Analyse erfolgt. Die Gliederung wird weder wissenschaftlichen Standards gerecht, noch besitzt sie einen für Außenstehende nachvollziehbaren roten Faden. Unabhängige Wissenschaft hätte auf eine klare und stringente Darstellungsform gedrungen.

Zusammenfassend komme ich zu dem Schluss, dass die drei Professorinnen und fünf Professoren der Ethikkommission dem Leitbild unabhängiger Wissenschaft nicht gerecht geworden sind. Sie haben sich allem Anschein nach vereinnahmen lassen und das politisch erwartete Ergebnis geliefert. Um das in der heutigen Zeit beschädigte Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft wiederzuerlangen, sollten sich alle Professoren auf die intellektuelle Freiheit besinnen, die der Staat ihnen durch den Beamtenstatus ermöglicht.

Mit freundlichen Grüßen,

André D. Thess

Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart

DFG-Fachkollegiat von 2008 bis 2016

Offener Brief zum Kernkraftausstiegsbeschluss 2011 – Mit einem Brief von Jean Pütz

Sehr geehrter Herr Professor Thess,

soeben habe ich mit großen persönlichen Emotionen Ihren ‚Offenen Brief‘ an Professor Kleiner, den derzeitigen Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft und ehemaligen Präsidenten der DFG, gelesen. Sie bestätigen darin alles, was ich seit 50 Jahren als Wissenschaftsjournalist beobachtet habe. Mit ging es immer um die Unabhängigkeit der Wissenschaft, die sozusagen das Rückgrat unserer technischen Kultur darstellen muss. Das waren immer meine ethischen Vorgaben. Jetzt, im hohen Alter von 84 Jahren, bemühe ich mich immer noch, der Öffentlichkeit die Notwendigkeit und die Prägnanz von Wissenschaft zu vermitteln – insbesondere weil wir einen wissenschaftlichen Turmbau zu Babel gebaut haben, der durch die Schwachstellen, die Sie so treffend in Ihrem Brief offenbart haben, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen kann.

Vielen Dank, dass Sie den Mut hatten, den Mainstream zu widersprechen. Ich habe zwar als Wissenschaftsjournalist seit den 1960er Jahren die Wissenschaftsberichterstattung der ARD vom WDR ausgehend mitbestimmen können – stets mit hohem Anspruch an Glaubwürdigkeit und Quellenseriosität. Aber seit etwa 30 Jahren fühle ich mich als einsamer Rufer in der Wüste. Meinem Currikulum entsprechend war ich Elektromechaniker, wurde Dipl. Ing. der Elektrotechnik, studierte für für das Lehramt mit zwei Staatsexamen, wurde Oberstudienrat in Physik und Mathematik. Parallel studierte ich acht Jahre lang Soziologie bei René König und Erwin K Scheuch. Letzterer hat mich durch die Setzung empirischer Schwerpunkte geprägt.

Als Quereinsteiger mit der mir vom WDR gewährten Chance, eine Naturwissenschaft und Technik-Redaktion nach meinem Gusto zu gründen, legte ich großen Wert auf Vermittlung von Wissenschaft und Technik für jedermann. Im Vordergrund stand bei mir immer, Zusammenhänge darzustellen gegen die Tendenz der Spezialisierung. So wurde ich auch Mitbegründer der Wissenschaftspressekonferenz WPK.org und war 14 Jahre ihr erster Vorsitzender. Dabei fiel mir immer mehr auf, dass die Politik starken Einfluss auf die Wissenschaft verübte. Der einzige Forschungsminister, der seinerzeit Ahnung hatte, war Professor Riesenhuber, dem ich auch heute noch hohen Respekt zolle. Das kulminiert heutzutage in einer völlig ahnungslosen Ministerin im  BMBF, Frau Karliczek, die völlig auf die Einflüsterungen ihrer Ratgeber angewiesen ist, doch Milliarden an Förderungen veranlasst, die immer mehr die Unabhängigkeit nicht nur der bundeseigenen Institute in wissenschaftlicher Hinsicht beeinflussen. Noch mehr gilt das für die Inkompetenz von Frau Svenja Schulze im Bundesumweltministerium. Beide sind für Entwicklung verantwortlich, die die Konkurrenzfähigkeit in Industrie und Technologie völlig infrage stellt.

So, nun komme ich zu meinem eigenem Problem:

Als ehemaliger Ingenieur für Energietechnik habe ich die Entwicklung und zunehmende Abstinenz von der Kernenergie mit Unbehagen beobachtet. Als Soziologe musste ich akzeptieren, dass eine kleine Gruppe von irrationalen Kernkraftgegnern die deutsche Öffentlichkeit so manipulierte, dass sie zu ‚verbrannten Erde‘ wurde. Schön, dass Sie mir jetzt klar gemacht haben, dass Frau Merkel sich von diesem völlig abwegigen Vergleich mit Fukushima zum Moratorium der Kernenergie sich veranlasst fühlte. Nun weiß ich, dass es der Ethik-Rat war, wie Sie das so treffend beschrieben. Doch Frau Merkel als Physikerin hätte es besser wissen müssen, denn die Probleme, die unserer Versorgung mit elektrischer Energie drohen, hätte sie voraussehen können. Ich habe zum Beispiel dem Fraunhofer-Institut für Energiesysteme in Kassel vorgeworfen, dass sie meine Kollegen irreführten, in dem sie behaupteten, die regenerative Versorgung mit elektrischer Energie sei möglich. Offenbar ist das auch die Meinung der Politiker. Gleiches gilt für das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg, die durch ihren Pressesprecher in einer Radiosendung das Wunschdenken nährte, das sei durch Photovoltaik möglich. Offenbar fühlen sich viele Wissenschaftler und leider auch meine Kollegen in der Öffentlichkeit der Manie des political corectness verpflichtet – wes Brot ich ess, des Lied ich sing. So sehe ich das auch insbesondere heutzutage, wo die Milliarden von Geldern zur Förderung und Subventionierung die Wissenschaft regelrecht korrumpiert. In Ihrem Offenen Brief haben Sie mir das bewiesen. Eine einzige von mir bewusst naiv gestellte Frage wurde nie beantwortet: Wie lässt sich elektrische Energie in tausenden von Terawatt-Stunden zum jeder zeitigen Abruf wirtschaftlich und mit geringen Verlusten speichern. Dem ungebildeten Bürger wird populistisch, dafür haben wir ja Batterien – damit beruhigt er sich. Das ist die Rattenfänger-Methode der Grünen-Ideologie, Aber das Wunschdenken geht natürlich weiter.

Nun führen Sie ja Institutsleiter an der Universität zu Stuttgart für Energiespeicherung. Ich habe gute Beziehungen zum KIT, doch auch von dort bekomme ich keine Antwort auf diese Frage. Aber Sie können mir bestimmt eine Antwort zu geben, denn Sie scheinen unabhängig zu sein. Wie soll die Netzstabilität aufrecht erhalten werden mit sehr variablen regenerativen Einspeisungen – ab 2045 ja komplett – ohne Kernenergie aus Franzosen und Braunkohle-Strom aus Osteuropa. Ich habe ein Gesamt-Energie-Konzept entwickelt, welches aber heute mit dem Mainstream-Lösungen nicht vereinbar ist. Gerne würde ich einmal mit Fachleuten aus Ihrem offenbar unabhängigen Institut diskutieren. Im Mittelpunkt steht das regenerative Methanol, welches für mich die Zukunftsenergie darstellt.

Hier ein Link, in dem ich einen Brandbrief an die Leibniz-Gemeinschaft gesendet habe. Übrigens, der von Ihnen so gebrandmarkte Professor Kleiner hat mir persönlich geantwortet. Das wäre doch ein Ansatz.

Und hier der Link von meiner Homepage

Ihren Offenen Brief werde ich sowohl auf meiner wissenschaftlichen Homepage und als Link auf meinem Facebook-Kanal veröffentlichen

Mit freundlichen Grüßen
Jean Pütz

 

 

Sehr geehrter Herr Kollege Kleiner,

„wir haben unsere Arbeit in diesen zwei Monaten in aller Unabhängigkeit getan […] das möchte ich zu Beginn deutlich hervorheben und an dieser Stelle auch meinen Dank insbesondere für diese Unabhängigkeit, die wir genossen haben, an die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin sagen.“ Diese Worte[1] sprachen Sie am 30. Mai 2011 auf der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichts „Deutschlands Energiewende – Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft“.

In Ihrer damaligen Funktion als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) repräsentierten Sie als einer von acht Professoren die Stimme der Wissenschaft in dem siebzehnköpfigen Gremium. Auf der Grundlage Ihres Berichts beschloss der Deutsche Bundestag am 30. Juni 2011 den Atomausstieg.

Am zehnten Jahrestag der Veröffentlichung Ihres Berichts wende ich mich als Fachkollege an Sie.

Im weiteren Sinne richtet sich dieser offene Brief an das gesamte Professorenkollegium der Ethikkommission: Neben dem Umformtechniker Matthias Kleiner von der TU Dortmund  an den Soziologen Ulrich Beck von der LMU München, an den Mikrobiologen Jörg Hacker von der Universität Würzburg, an den Forst- und Bodenwissenschaftler Reinhard Hüttl von der BTU Cottbus, an die Philosophin Weyma Lübbe von der Universität Regensburg, an die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin Lucia Reisch von der Copenhagen Business School, an den Soziologen und Risikoforscher Ortwin Renn von der Universität Stuttgart sowie an die Politikwissenschaftlerin Miranda Schreurs von der TU München.

In diesem Brief geht es nicht darum, ob der Atomausstieg „richtig“ oder „falsch“ war. Ich stelle vielmehr die Frage: Haben die acht Professoren – wie in Ihrer Presseerklärung gesagt – unabhängig votiert und sind damit dem Vertrauen gerecht geworden, welches die Gesellschaft beamteten Hochschullehrern auf Lebenszeit schenkt?

Obwohl Ihr Bericht schon zehn Jahre alt ist, halte ich diese Frage gerade jetzt für zeitgemäß. Viele Deutsche äußern angesichts der gegenwärtigen Pandemie- und Klimapolitik Zweifel an der Unabhängigkeit der Wissenschaft.

An einem solchen Zeitpunkt gilt es deshalb, aufmerksam in die Vergangenheit zu blicken und aus ihr zu lernen. Aus diesem Anlass habe ich die 115 Seiten Ihres Berichts mit zehnjährigem Abstand studiert. Dabei habe ich speziell die Frage beleuchtet, wie Sie bei Ihrer Arbeit in der Kommission den Leitlinien guter wissenschaftlicher Praxis Ihrer eigenen Organisation sowie den von den Kommissionsmitgliedern Hüttl und Renn mitgestalteten Leitlinien Politikberatung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gefolgt sind. Diese Grundsätze betrachte ich bei meiner politischen Beratungstätigkeit stets als Geschäftsgrundlage.

Die Ergebnisse meiner Überlegungen möchte ich zu sechs Thesen verdichten.

  1. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium verfügte nicht über hinreichende Fachkompetenz, um die Risiken eines Verbleibs in der Kernenergie gegenüber denen eines Ausstiegs umfassend und sachgerecht abzuwägen. Im Kollegium befand sich kein Kraftwerkstechniker, kein Elektro­techniker und keine renommierte Ökonomin. Bei der DFG wäre es undenkbar, etwa einen Sonder­forschungsbereich zu Pandemien von einer Gutachtergruppe ohne Virologen zu begutachten. Wie soll ein Gremium ohne spezifisches Fachwissen über Gefahrenanalysen von Kernkraftwerken, über die Stabilität von Stromnetzen sowie über materielle und immaterielle Kosten von Wind- und Kernenergie Risikoabwägungen zur Energieversorgung einer Industrienation vornehmen? Unabhängigkeit der Wissenschaft hätte nach meiner Meinung eine Ablehnung der Mitarbeit in einem Gremium mit ungenügender Interdisziplinarität erfordert.
  2. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat eine Aufgabenstellung mit politisch vorgegebenem Untersuchungsergebnis anscheinend widerspruchslos entgegengenommen. Dem Kapitel 2 „Anlass und Mandat“ fehlt eine professionell formulierte Aufgabenstellung. Es enthält lediglich den dürftigen Satz: „Die Bundesregierung hat die Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung berufen, um die verantwortungsethischen Entscheidungsgrundlagen und ihre Schlussfolgerungen ganzheitlich zu betrachten.“ Unmissverständlich wird die Aufgabe hingegen im „Pressestatement[2] von Bundeskanzlerin Merkel, Bundeswirtschaftsminister Brüderle und Bundesumweltminister Röttgen zur Nutzung der Kernenergie in Deutschland“ vom 22. März 2011 formuliert: „Wie kann ich den Ausstieg mit Augenmaß so vollziehen, dass der Übergang in das Zeitalter der erneuerbaren Energien ein praktikabler ist, ein vernünftiger ist, und wie kann ich vermeiden, dass zum Beispiel durch den Import von Kernenergie nach Deutschland Risiken eingegangen werden, die vielleicht höher zu bewerten sind als die Risiken bei der Produktion von Kernenergie-Strom im Lande?“ Diese Aufgabenstellung macht klar, dass Ihre Kommission nicht das „Ob“, sondern lediglich das „Wie“ eines Kernenergie­ausstiegs zu beantworten hatte. Die im Raum stehende Risikoabwägung war damit anscheinend gegenstandslos. Wäre in meiner achtjährigen Amtszeit als gewählter Fachkollegiat bei einem Fördergesuch an die DFG eine Forschungshypothese in solch alternativ­loser Form vorgetragen worden, so hätte ich eine Ablehnung des Projektantrages empfohlen. Die Unabhängigkeit der Professoren der Ethikkommission hätte meines Erachtens durch Widerspruch zu dieser Aufgabenstellung glaubhaft gemacht werden können.
  3. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die politische Vorgabe durch ein Sondervotum zu einer ergebnisoffenen Aufgabe auszuweiten und die Risiken von Kernenergieausstieg versus Kernenergieverbleib aus ganzheitlicher Perspektive fachgerecht abzuwägen. Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis gelten nicht nur für den Forschungs­­betrieb. Sie werden von vielen Kollegen auch als Leitlinien für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft angesehen. Hierzu gehört die Maxime, lege artis – nach den Regeln der Kunst – zu arbeiten. Deren Berücksichtigung hätte erfordert, für jede der beiden Alternativen die Risiken systematisch zusammenzutragen und in einer Gesamtschau zu bewerten. In Ihrem Dokument fehlt hingegen die Abwägung zwischen dem Risiko eines schnelleren Klimawandels ohne Kernenergie und dem Risiko eines langsameren Klimawandels mit Kernenergie. Aber gerade diese Abwägung wäre für eine solche Analyse konstitutiv gewesen! Gute wissenschaftliche Praxis umfasst übrigens auch eine neutrale Darstellung gegensätzlicher Positionen in Wissenschaft und Gesellschaft. Mit den Worten „Hier stehen sich eine kategorisch ablehnende und eine relativierend abwägende Position gegenüber“ stellen Sie den Diskussionsstand einseitig zugunsten der Kernenergiegegner dar. Eine neutrale Formulierung hätte gelautet: „Hier stehen sich eine ablehnende und eine befürwortende Position gegenüber.“ Unabhängige Wissenschaft hätte einen politischen Beratungsauftrag vervollständigt und das gesellschaftliche Meinungsbild unparteiisch dargestellt.
  4. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat den internationalen Stand der Wissenschaft unberücksichtigt gelassen und dadurch einem nationalen Alleingang Deutschlands Vorschub geleistet. Wissenschaft ist international. Zu den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis gehört die umfassende Würdigung sämtlicher weltweit vorliegenden Forschungsergebnisse, auch wenn diese zu eigenen wissenschaftlichen Ansichten im Widerspruch stehen. Dem Dokument fehlt vor diesem Hintergrund eine Einordnung in die internationale Forschung zur Ethik der Kernenergienutzung. Der Bericht erweckt konkret den Eindruck, es gäbe außerhalb Deutschlands keine ethischen Abwägungen zur Atomenergie. Sie sind der Öffentlichkeit eine Begründung schuldig geblieben, in welcher Hinsicht sich die ethischen Maßstäbe einer deutschen Professoren­gruppe etwa von denen einer französischen unterscheiden. Unabhängige Wissenschaft hätte gegenüber der Öffentlichkeit eine sachliche Begründung für eine deutsche Sonderperspektive gegeben und das Abweichen vom Grundsatz europäischer Einheit erklärt.
  5. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat anscheinend versäumt, bei der Formulierung des Abschlussberichts eine klare Trennung von Fakten und Meinungen durchzusetzen. Die Leser des Berichts haben das Recht zu erkennen, welche Aussagen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und wann es sich um persönliche Werturteile handelt. Die Vermengung von Fakten und Meinungen wird an folgendem Kernsatz des Berichts besonders deutlich: „Für die Kernenergie mit ihrem besonders hohen Katastrophenpotenzial ist es ethisch nicht hinnehmbar, die außerhalb dieser (gesetzten) Grenzen befindlichen und durch Fukushima belegten Ereignisabläufe der Havarie und Havarie-Folgen als ‚Restrisiko‘ abzutun.“ Würde es sich bei dieser Aussage um eine wissenschaftliche Erkenntnis handeln, so müsste daraus folgen, dass der Rest der Welt unethisch denkt und handelt. Glaubhafte Unabhängigkeit der Wissenschaft hätte erfordert, auf eine klare Kennzeichnung von Meinungen zu dringen.
  6. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat einem Dokument zugestimmt, dessen Präsentationsform den Grundsätzen wissenschaftlichen Politikberatung nicht gerecht wird. Die Leitlinien Politikberatung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2008 besagen: „Werden Handlungsempfehlungen gegeben, so sind sie vom wissenschaftlichen Untersuchungsergebnis möglichst klar abzugrenzen.“ Dies ist im Bericht nicht geschehen. Anstatt strukturell zwischen Fragestellung, Voraussetzungen, Methoden, Ergebnissen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen zu differenzieren, nimmt das Kapitel 3 „Gemeinschaftswerk Energiezukunft Deutschlands“ wesentliche Aussagen wie „Die Energiewende muss […] gestaltet werden“ vorweg. Dies passiert, bevor in Kapitel 4 „Ethische Positionen“ die Analyse erfolgt. Die Gliederung wird weder wissenschaftlichen Standards gerecht, noch besitzt sie einen für Außenstehende nachvollziehbaren roten Faden. Unabhängige Wissenschaft hätte auf eine klare und stringente Darstellungsform gedrungen.

Zusammenfassend komme ich zu dem Schluss, dass die drei Professorinnen und fünf Professoren der Ethikkommission dem Leitbild unabhängiger Wissenschaft nicht gerecht geworden sind. Sie haben sich allem Anschein nach vereinnahmen lassen und das politisch erwartete Ergebnis geliefert. Um das in der heutigen Zeit beschädigte Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft wiederzuerlangen, sollten sich alle Professoren auf die intellektuelle Freiheit besinnen, die der Staat ihnen durch den Beamtenstatus ermöglicht.

Mit freundlichen Grüßen,

André D. Thess

Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart

Artikel der NZZ zum Thema: Energiewende