Archiv der Kategorie: Politik Gesellschaft

Wenn Marktführer abstürzen: Diese bekannten Konzerne sind grandios gescheitert

(BusinessInsider) – Marktführer werden oft für ihre Stärke und Macht bewundert und beneidet. Doch ihre Größe birgt auch Nachteile. Denn das Unternehmen muss sowohl einen bestehenden Markt und seine Kunden bedienen, als auch neue Entwicklungen in seiner Branche richtig einschätzen und darauf reagieren.

Das muss gerade auch die deutsche Autoindustrie erfahren, die vor einem enormen Wandel hin zu umweltfreundlicheren Antrieben steht, während sie ihr Geld weiterhin hauptsächlich mit Verbrennungsmotoren verdient. So konnte Tesla vom Außenseiter der Autobranche zum Anführer der Elektromobilität heranwachsen.

Nokia
Der Fall von Finnlands einstigem Vorzeigeunternehmen ist ein Lehrbeispiel dafür, wie fatal es ist, neue technologische Entwicklungen falsch einzuschätzen. Zur Jahrtausendwende und in den 2000er Jahren war Nokia Marktführer bei Mobiltelefonen. Lange galten seine Geräte als technisch überlegen. Das Nokia 3310 war legendär. Doch dann kam das iPhone und das Zeitalter der Smartphones begann. Auf die Entwicklung reagierte das Unternehmen zu spät. 2011 überholte Samsung Nokia bei den Marktanteilen.

Der Niedergang von Nokia riss auch die finnische Volkswirtschaft mit sich. Zwischenzeitlich hatte der Handy-Gigant im Alleingang für vier Prozent der Wirtschaftsleistung in dem kleinen Land gesorgt.

Blackberry
Auch ein anderer Handyhersteller verschlief den Epochenwechsel seiner Branche. Das Blackberry mit seiner charakteristischen Tastatur war in den 2000er Jahren das Statussymbol für Geschäftsleute. Als frühes Smartphone machte es das Gerät möglich, auch von unterwegs E-Mails abzurufen und Termine zu vereinbaren.

Der Siegeszug der Touchscreens und des iPhones brachte das Blackberry in Vergessenheit.

Kodak
Auch Kodak wurde von einem Technologiewechsel überrollt. Dabei hat das Geschäftsmodell lange Zeit erfolgreich funktioniert: Der Konzern verkaufte sowohl günstige Kameras als auch die dazu gehörigen Filme und Dienstleistungen. Fotos und Kinofilme waren ohne Kodak kaum vorstellbar. In den 1970er Jahren besaß der Foto-Gigant in den USA einen Marktanteil von sagenhaften 80 Prozent.

Doch dann attackierten erst die billigeren Fuji-Filme den Riesen und schließlich setzte sich immer mehr die Digitalfotografie durch — in einem Tempo, mit dem der Konzern nicht Schritt halten konnte. Dabei hatte Kodak schon 1975 eine Digitalkamera entwickelt, die Technik aber wegen der hohen Erträge mit den Filmen links liegen lassen.

Commodore
In den wilden Anfangsjahren des Personalcomputers war Commodore eine feste Größe. Insbesondere mit dem C64 gelang dem Unternehmen in den 1980er Jahren ein Verkaufshit, der bis heute nostalgisch verehrt wird. Der Preiskampf auf dem Markt und strategische Fehler brachten Commodore jedoch in Turbulenzen. Im April 1994 wurde die Insolvenz verkündet.

Lehman Brothers
Lehman Brothers war einmal ganz bescheiden gestartet. 1844 eröffnete Henry Lehman, ein Einwanderer aus Deutschland, einen kleinen Laden in Alabama, in den später auch seine Brüder einstiegen. 1929 entstand daraus eine Investmentfirma.

Heute gilt der Name als Synonym für Gier, Zockerei und die Hybris einer ganzen Branche. Die Insolvenz der Investmentbank am 15. September 2008, ausgelöst durch das Platzen einer Immobilienblase und den Handel mit undurchsichtigen Finanzprodukten, war der Urknall einer weitreichenden und langanhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise, die mehrere Staaten an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Noch ein Jahr zuvor hatte sich Lehman Brothers für seine hohen Umsätze und Gewinne sowie das höchste Handelsvolumen an der Londoner Börse gefeiert.

Duale Ausbildung in der Corona-Krise verlässlich fortführen

(bmwi) – Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung vereinbaren Maßnahmen zur Stabilisierung der dualen Ausbildung

Die Spitzen der Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung haben heute Maßnahmen vereinbart, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die duale Ausbildung abzufedern. Die Vertreter der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit, der Länder, der Wirtschaftsverbände BDA, BFB, DIHK und ZDH und der Gewerkschaften haben heute unter Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Altmaier eine Gemeinsame Erklärung der Allianz für Aus- und Weiterbildung angesichts der Corona-Krise verabschiedet. Die Partner wollen dafür sorgen, dass Auszubildende trotz der derzeit schwierigen Situation ihre Ausbildung fortsetzen und ihre Prüfung ablegen können. Zudem verfolgen sie gemeinsam das Ziel, auch in den kommenden Ausbildungsjahren genügend Ausbildungsplätze anbieten zu können.

Bundesminister Peter Altmaier: „Verlässliche Rahmenbedingungen für die duale Ausbildung sind in der jetzigen Krise elementar, wenn wir unsere Fachkräftebasis von morgen weiterhin sichern wollen. Gerade jetzt brauchen Betriebe unsere Unterstützung, damit sie weiter qualifiziert ausbilden können. Mit einer Prämie für Betriebe, die Auszubildende aus insolventen Betrieben übernehmen, setzen wir einen wichtigen Impuls, damit Jugendliche eine bereits begonnene Ausbildung auch in der Corona-Krise erfolgreich zum Abschluss bringen können“.

Bundesminister Hubertus Heil: „Die duale Ausbildung ist ein Markenkern unseres Landes und unser Ticket in eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Deshalb müssen wir sie gerade in schwierigen Zeiten am Laufen halten. Mir ist wichtig, dass junge Menschen auch im Jahr 2020 eine Ausbildung beginnen oder abschließen können. Um das zu ermöglichen, haben wir heute verschiedene Hilfsmaßnahmen vereinbart. Wir kämpfen nicht nur um jeden Arbeits-, sondern auch um jeden Ausbildungsplatz.“

Bundesministerin Anja Karliczek: „Die Stärken der dualen Ausbildung zeigen sich gerade auch in der Krise. Sie ist ein wesentliches Fundament unserer Wirtschaftskraft. Wenn wir diese erhalten wollen, tun wir gut daran, auch in die Leistungsfähigkeit unseres dualen Ausbildungssystems zu investieren. Die heute in der Allianz für Aus- und Weiterbildung beschlossenen Maßnahmen werden dazu beitragen, dass auch in diesen Zeiten junge Leute eine Ausbildung erhalten. Wieder einmal bewährt sich die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, insbesondere der Sozialpartner, in unserem Land. Gemeinsam stellen wir sicher, dass Auszubildende ihre Ausbildung erfolgreich beenden können, wenn Prüfungen jetzt ausfallen oder verschoben werden müssen. Mit einem Sofortprogramm im Rahmen des DigitalPakts Schule investieren wir zudem in digitale Lehrformate und Endgeräte. Das kommt auch den Berufsschulen zugute, damit das Lernen unter den Einschränkungen der Corona-Krise weitergeht.“

Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz: „Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie treffen auch Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Geflüchtete besonders hart. Viele sind in der Hotel- und Gastronomiebranche beschäftigt oder in Ausbildung. Wir müssen alles daransetzen, dass die erreichten Erfolge bei der Arbeitsmarktintegration nicht zurückgeworfen werden. Die Integration in Ausbildung und Arbeitsmarkt wird deshalb ein Schwerpunkt im Nationalen Aktionsplan Integration der Bundesregierung sein.“

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig: „Die Berufliche Bildung und die Berufsschulen schaffen Zukunftschancen für junge Menschen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und tragen maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen bei. Mit ihren Öffnungskonzepten unter Einhaltung strenger hygienischer Kriterien beweist die Berufliche Bildung unter schwierigen Bedingungen erneut ihre große Leistungs- und Anpassungsfähigkeit. Es ist wichtig, dass Auszubildende ihren eingeschlagenen Weg jetzt fortsetzen können. Die Länder werden mit den Berufsschulen das Ihre dafür tun, dass den Auszubildenden wegen der Corona-Epidemie keine Nachteile entstehen.“

Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit Detlef Scheele: „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, einen „Ausbildungsjahrgang Corona“ zu verhindern. Die Bundesagentur für Arbeit trägt mit Beratung und verlässlichen Unterstützungsleistungen ihren Teil dazu bei, dass Betriebe und Bewerber auch in unsicheren Zeiten sicher zueinanderfinden können. Dabei setzen wir in diesem Jahr noch intensiver auf digitale Angebote für Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel mit unserem Online-Selbsterkundungstool Check U. Ausbildungsbetriebe sprechen wir verstärkt persönlich an und beraten zur Begründung und Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen. Wir stehen auch mit unseren arbeitsmarktpolitischen Instrumenten für Jugendliche und Betriebe bereit – die Kapazitäten dafür sind vorhanden.“

DIHK-Präsident Eric Schweitzer: „Wir beschließen heute erste Maßnahmen, die dabei helfen sollen, bestehende Ausbildungsverträge zu erhalten und neue Ausbildungsangebote zu ermöglichen. Wir werden den Ausbildungsmarkt genau beobachten und Unternehmen gezielt nach Region, Branche und Betriebsgröße dort unterstützen, wo Ausbildung ohne Hilfe von außen nicht mehr möglich ist. Vor allem für leistungsschwächere Bewerber ist in diesem Jahr die Chance einer Einstiegsqualifizierung wichtig, um schnell in einen Betrieb zu gelangen und möglichst rasch in ein Ausbildungsverhältnis zu wechseln. Die Kammern und Verbände werden z.B. virtuelle Speed Datings ausprobieren, die Kammern ihre Lehrstellenbörsen ausbauen und sich intensiv dafür einsetzen, dass Auszubildende trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihre Abschlussprüfungen ablegen können.“

Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende: „Die Allianz spannt heute einen Schutzschirm für Ausbildung auf. Mit allen Maßnahmen, die wir heute auf den Weg bringen, senden wir ein starkes Signal: Wir kämpfen um jeden Ausbildungsplatz. Übernahmeprämie, Verbund- und Auftragsausbildung und als letztes Auffangnetz die außerbetriebliche Ausbildung werden helfen, die Zukunftschancen der jungen Generation zu sichern. Damit sagen wir den Jugendlichen: Ihr werdet gebraucht. Bewerbt Euch um einen Ausbildungsplatz, geht auf die Betriebe zu, nutzt die vielen Ausbildungsplatzbörsen und Beratungsangebote. Wir sagen aber auch den Betrieben: Bilden Sie aus, kümmern Sie sich um Auszubildende, damit der Corona-Krise nicht die Fachkräfte-Krise folgt.“

Konkret verständigten sich die Partner der Allianz u.a. darauf, dass Firmen, die Auszubildende aus Insolvenzbetrieben übernehmen, zeitlich befristet eine Übernahmeprämie erhalten können. Zudem sollen Betriebe zur Stabilisierung des Ausbildungsjahres 2020/21 die Vorteile der Verbundausbildung und der Auftragsausbildung stärker nutzen können. Außerdem wollen die Allianzpartner Jugendliche und Betriebe – auch mit mehr digitalen Formaten – im kommenden Ausbildungsjahr noch gezielter beraten und vermitteln.

Die Allianzpartner werden die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie weiter verfolgen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Ausbildungsmarktes ergreifen.

Corona – Wann sind wir pleite?

(Zeit) – Die Rettungsprogramme in der Corona-Krise werden immer teurer. Doch was Deutschland sich leisten kann, hängt nicht nur von der Schuldensumme ab.

Die Unternehmen bekommen 200 Milliarden Euro, die Selbstständigen 50, die Kommunen 57 – die Corona-Krise reißt immer größere Löcher in den Staatshaushalt. Wachsen uns die Schulden über den Kopf? Geht Deutschland gar „pleite“, wie in der vergangenen Woche in der Bild-Zeitung zu lesen war? Die Antwort auf diese Fragen gibt das sogenannte Bewegungsgesetz der Staatsverschuldung, so eine Art Coca-Cola-Formel der Schuldenpolitik.

Die Grundidee ist schnell erklärt: Die meisten Ökonomen erwarten, dass die deutsche Schuldenquote – also der Schuldenstand im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung – Ende dieses Jahres bei rund 80 Prozent liegen wird und damit 20 Prozentpunkte höher als zu Beginn. Das ist hoch, aber erträglich. Wie sich diese Quote langfristig weiterentwickelt, hängt davon ab, was sich schneller vermehrt: die Schulden oder die Wirtschaftsleistung. Die Veränderung der Schulden wiederum wird bestimmt durch die Höhe des Zinses und der jährlich neu aufgenommenen Kredite. Die Veränderung der Wirtschaftsleistung durch das Wirtschaftswachstum.

Man kann sich das Gesetz an einem Zahlenbeispiel deutlich machen: Angenommen, es werden nach der kräftigen Ausweitung der Neuverschuldung in diesem Jahr vom kommenden Jahr an keine neuen Kredite mehr benötigt. Läge der Zins dann – wie derzeit in etwa – dauerhaft bei null Prozent und das Wachstum bei drei Prozent, dann ginge die Schuldenquote in den nächsten 50 Jahren auf 18 Prozent der Wirtschaftsleistung zurück. Pegelte sich der Zins hingegen bei drei Prozent ein und das Wachstum bei null Prozent, dann stiege die Schuldenquote auf 340 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Welche Größenordnungen aber sind realistisch? Und was heißt das für die staatlichen Schulden ?

Zins
Wenn Olaf Scholz im Moment beim Thema Geld großzügig sein kann, dann hat das vor allem einen Grund: Er muss für neue Kredite keine Zinsen bezahlen. Die Anleger geben ihm sogar etwas dafür, dass sie ihre Ersparnisse beim deutschen Staat parken können. Leiht sich der Bund heute einen Euro, dann muss er in zehn Jahren nach Abzug der zu erwartenden Inflation weniger als 90 Cent zurückerstatten.

Experten führen diese eigenartige Konstellation auf eine Reihe von Ursachen zurück. Die wichtigsten: Die Notenbanken fluten die Märkte mit Geld, die Unternehmen investieren weniger, eine alternde Bevölkerung spart mehr. Das zusätzliche Angebot an Kapital drückt dessen Preis – den Zins. Das hat unmittelbare Folgen für den Staatshaushalt, weil die Zinsausgaben sinken. Im vergangenen Jahr musste Scholz nur elf Milliarden Euro für die Bedienung alter Schulden aufwenden, zehn Jahre zuvor waren es noch knapp 40 Milliarden, obwohl die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten sich kaum veränderte.

Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben. Experten wie der Bonner Ökonom Carl Christian von Weizsäcker erwarten, dass die Krise das Zinsniveau noch einmal nach unten drücken wird, weil die Haushalte wegen der gestiegenen Unsicherheit noch mehr sparen. Wer schafft sich schon ein Auto an, wenn nicht klar ist, ob es den eigenen Arbeitsplatz morgen noch gibt. Hinzu komme, dass in Krisenzeiten finanziell solide Länder wie Deutschland besonders günstig Kapital erhielten, weil Investoren aus finanzschwachen Ländern ihr Erspartes in Sicherheit bringen wollten.

Andere Fachleute argumentieren hingegen, dass die riesigen Rettungsprogramme die Inflation steigen lassen. Darauf müssten dann die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren, um die Preise wieder unter Kontrolle zu bringen. Es gebe mit Blick auf die Zinsentwicklung ein „Umkehrrisiko“, heißt es beim Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Allerdings ist die Bundesregierung diesem Risiko nicht schutzlos ausgeliefert. So könnte der Bund längerfristige Schuldtitel ausgeben als bisher. Die maximale Laufzeit deutscher Staatsanleihen beträgt 30 Jahre, Österreich hat Anleihen mit einer Laufzeit von 100 Jahren ausgegeben. Damit ließe sich das derzeit niedrige Zinsniveau – wohl mit einem kleinen Aufschlag – für die nächsten Generationen sichern.

Wachstum
Wenn ein Virus die Wirtschaft infiziert, dann kommt konjunkturell normalerweise ein V heraus: Es geht zunächst steil abwärts, danach aber ebenso steil wieder aufwärts. So war das zum Beispiel, als vor fünfzehn Jahren in China die Lungenkrankheit Sars grassierte. Auch in den Schuldenprognosen der Bundesregierung ist unterstellt, dass das Wachstum schon kommendes Jahr wieder anzieht und dann die Werte von vor der Krise erreicht – unterstützt durch Konjunkturprogramme und Investitionspakete.

Dieses Szenario ist nicht komplett unrealistisch, schließlich ist die Krise für Deutschlands Unternehmen am Ende auch eine Chance. Sie wird Veränderungsprozesse wie die Digitalisierung oder den Ausbau von Gesundheitsdienstleistungen beschleunigen, was der Wirtschaft neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet. Es kann aber auch ganz anders kommen, was sehr viel mit der Schwere dieser Krise zu tun hat: Wenn die Verbraucher tatsächlich wegen der krisenbedingten Verunsicherung mehr sparen, dann könnten die Unternehmen weniger Waren und Dienstleistungen absetzen. Das Wirtschaftswachstum würde zurückgehen.

Hinzu kommt: Es zeichnet sich ab, dass die Pandemie die internationale Arbeitsteilung einschränkt. Wenn Grenzen stärker kontrolliert und weltweite Lieferketten aufgesprengt werden, dann trifft das vor allem eine Exportnation wie Deutschland hart. Die Wirtschaft wird sich zwar an die neuen Gegebenheiten anpassen – aber das ist ein mühsamer Prozess, der „die Wachstumskräfte negativ beeinflussen könnte“, wie es in einer Studie des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel heißt.

Das Institut erwartet deshalb, dass dem tiefen Einbruch eine schleppende Erholung folgt. Es gibt auch schon einen Namen für diesen Konjunkturverlauf: Swoosh-Recovery, nach dem so bezeichneten Logo der Sportartikelfirma Nike. Das Logo sieht aus wie ein verzerrtes V – es geht steil runter und dann viel flacher wieder nach oben. Für die Schuldendynamik wäre solch eine Wachstumskurve schlecht, zumal die Alterung der Bevölkerung zusätzlich die Wirtschaft zu bremsen droht. Die Mehrzahl der Ökonomen geht inzwischen davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland langfristig nicht mehr so hoch liegen wird wie früher, sondern irgendwo zwischen einem und zwei Prozent pro Jahr.

Etatsaldo
Die dritte Schlüsselgröße in der Schuldenpolitik kann die Politik anders als Zinsen und Wachstum direkt steuern: den jährlichen Etatsaldo. Wenn ein Staat einen Haushaltsüberschuss erwirtschaftet, dann kann er mit dem Geld Schulden abbauen. Der Schuldenstand sinkt. Bleibt am Ende eines Jahres ein Defizit übrig, dann muss der Fehlbetrag durch zusätzliche Kredite gedeckt werden. Der Schuldenstand steigt.

In der Praxis wird für die Berechnung der Schuldenentwicklung allerdings nicht der normale Haushaltssaldo herangezogen, sondern der sogenannte Primärsaldo, also das Haushaltsergebnis ohne Zinszahlungen. Dieser Primärsaldo wird dann wichtig, wenn eine Kombination aus niedrigem Wachstum und hohen Zinsen zu einem starken Anstieg der Verschuldung führen würde. In einem solchen Fall muss die Regierung gegensteuern, indem sie Überschüsse erwirtschaftet. In der Geschichte ist das immer wieder vorgekommen. Das britische Königreich beispielsweise hat seine nach den napoleonischen Kriegen ruinierten Staatsfinanzen im 19. Jahrhundert durch hohe Überschüsse saniert, wie der in Bonn lehrende Wirtschaftshistoriker Moritz Schularick gezeigt hat. Dagegen blieben solche Sparmaßnahmen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend aus: Die Konsolidierung gelang, weil das Wachstum hoch war und der Zins niedrig.

Und heute? Wenn das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren im Schnitt eineinhalb Prozent beträgt und die Zinsen bei null Prozent liegen, dann müsste die Regierung einen Primärüberschuss von einem Prozent erwirtschaften, damit die Schuldenquote in zehn Jahren wieder auf den Stand von Anfang 2020 fällt. Wenn für dieses Ziel 20 Jahre angesetzt werden, dann reicht sogar ein ausgeglichener Primärhaushalt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahrzehnt lag Deutschlands Überschuss immer bei über zwei Prozent.

Das bedeutet: Auch wenn das Staatsdefizit derzeit rasant ansteigt – falls die Wirtschaft nicht komplett abstürzt und falls die Zinsen nicht deutlich steigen, dürfte sich die Staatsverschuldung auch ohne einschneidende Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen wieder unter Kontrolle bringen lassen.

Wirtschaftsentwicklung in Corona-Zeiten – Stand Mitte Mai 2020

(Morning Briefing) – Mitten im Frühling hat der Schlussverkauf begonnen: Aber nicht der von T-Shirts, Turnschuhen und Bademoden, sondern der von Dax-Konzernen und familiengeführten Unternehmen des Mittelstandes. Die Nebenwirkungen der Pandemie-Bekämpfung haben die Preise für die deutschen Unternehmen radikal gesenkt.

► ThyssenKrupp ist nur noch ein Schatten seiner selbst. 4,93 Euro wurde zuletzt pro Aktie aufgerufen, das bedeutet eine Marktkapitalisierung von 3,1 Milliarden Euro. Im Januar 2018, als der Konzern seine höchste Marktkapitalisierung der vergangenen Jahre vorweisen konnte, war das Unternehmen noch das Sechsfache wert. Vergangenheit vergeht.

► Beim Düngemittelkonzern K+S sieht es nicht besser aus. Lag die Marktkapitalisierung im Juni 2015 noch bei 7,4 Milliarden Euro, sind es mit einem Wert von einer Milliarde Euro heute 85 Prozent weniger. Der Abstieg eines Superstars.

► Der Modekonzern Boss kam im August 2015 noch auf einen Marktwert von 7,7 Milliarden Euro, gestern waren es nur noch 1,7 Milliarden – ein Minus von 78 Prozent. Die Amerikaner würden von einem blowout sale sprechen: Alles muss raus.

Insgesamt haben die Dax-gelisteten 30 Unternehmen seit dem Höchststand am 19. Februar dieses Jahres 21,5 Prozent ihrer Performance verloren. Und das ist nur der Durchschnittswert, der durch erfolgreiche Unternehmen wie SAP und Linde nach oben frisiert wird. Übernahmekandidaten erkennt man daran, dass sie weit überdurchschnittlich verloren haben und heute oft weniger wert sind, als der Buchwert in der Bilanz ausweist:

► War Daimler am 21. Mai 2015 noch 96,7 Milliarden Euro wert, waren es mit Börsenschluss gestern Abend nur noch 33,1 Milliarden Euro – ein Wertverfall von rund 66 Prozent.

Überall da, wo kein starker Ankeraktionär vor feindlicher Übernahme schützt, wirken diese Schnäppchenpreise am Unternehmensmarkt wie ein Köder für ausländische Investoren. Dem aufmerksamen Chef des Kartellamtes sind die Begehrlichkeiten nicht entgangen. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagt Andreas Mundt:

„Es kann durchaus eine Übernahmewelle geben. Das wird kein Gang durch den Rosengarten. Denken sie an sogenannte Sanierungsfusionen, wenn Unternehmen in großer Not übernommen werden. Oder denken Sie an mögliche Übernahmen durch ausländische Großunternehmen, etwa durch chinesische Staatsunternehmen.“

 

Bevölkerungsentwicklung in westlichen Ländern, abhängig von der Geburtenhäufigkeit: Der Islam setzt da Maßstäbe

Liebe Freunde,
dieses Video (s.u.) fand ich auf meiner Cloud-Seite. Ich habe die Zeit genutzt, um in den IT-Wolken ein bisschen Ordnung zu schaffen. Vermutlich wird der Inhalt auch Sie interessieren!

Es handelt sich um ein heikles Thema. Doch ich denke, genau wie bei der Corona-Seuche die Statistik eine wichtige Rolle spielt, besonders die richtige Interpretation, ist das auch bei der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung der Fall. Es geht um die Verbreitung des Islam in westlichen Ländern. Ich erinnere mich da an den sogenannten ‚Kalifen von Köln‘, ein umstrittener Imam, der genau diese Gesetzmäßigkeit bewusst verwendet hat, um die türkischen Gläubigen um sich zu scharen. Er war sich dieser statistischen Gesetzmäßigkeit voll bewusst und erklärte frank und frei: Damals im 17. Jahrhundert misslang die Verbreitung des Islams über ganz Europa dadurch, weil das Osmanische Großreich der Türken durch die Niederlage in der Schlacht vor Wien scheiterte. Aber das sei heutzutage kein Problem mehr, denn das würde sich von selbst ganz friedlich einstellen, weil die Geburtenhäufigkeit der türkischen Familien um eine Größenordnung höher liege als die der Deutschen.

Trotz allem sollte uns die Religionsfreiheit wichtig sein, allerdings unter der Maßgabe, dass der Islam unser Grundgesetzt respektiert und nicht versucht, auf lange Sicht Gesetze wie beispielsweise die Scharia durch die Hintertür einzuführen. Das bedeutet, dass der Begriff des Ungläubigen aus dem Koran neutralisiert wird, mit dem man keine Verträge einhalten muss. Die religiöse Toleranz, die die Moslems hier genießen, sollte Ihnen für Andersgläubige genauso heilig sein. Das darf nie zu einem Staat im Staate führen, angeleitet durch den autoritären Herrscher Erdogan. Genau darüber müssen wir in Deutschland nachdenken und nicht wie der Vogel Strauß, den Kopf in den Sand stecken.

Alles das hat auch etwas mit der Flüchtlingsproblematik zu tun. Es erstaunt schon,  dass fast nur Islam-Gläubige diesen gefährlichen Weg antreten, und zwar zu 95%.

Übrigens ich werde demnächst auch noch einen Beitrag posten, der belegt, dass nicht im Mittelmeer die meisten Menschen Opfer werden, sondern vor allen Dingen in der Sahara, wo mehr als drei- bis viermal so viele Afrikaner auf der Flucht umkommen. Die Gefahren durch rücksichtlose Verbrecher, die nicht nur die gutgläubigen Flüchtlinge abzocken und ausbeuten, teilweise indem sie die Männer und ganze Familien inkl. Kinder umbringen oder verkaufen, sowie Frauen und Mädchen vergewaltigen und zu Sexsklaven machen. Darüber findet man selten in unseren Hauptnachrichten authentische Berichte.

Gestern, Sonntag, 10. Mai, 11:00 Uhr (s. WDR-Audiothek),  habe ich im WDR-Hörfunk ein erschütterndes Feature gehört, in dem die schrecklichen Verhältnisse in Lybischen Flüchtlingslagern geschildert wurden. Leider vergisst man dann immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir alle Energie verwenden sollten zu verhindern, dass sich Menschen diesen extremen tödlichen Gefahren aussetzen, um ins gelobte Land Europa zu gelangen. Dazu gehört vor allen Dingen, dass alle Medien in den Ländern südlich der Sahara entsprechend mithelfen zu verbreiten, dass den Bürgern diese Gefahren bewusst werden, inkl. Einer Ansprache von Angela Merkel, die dort einen hohen Respekt genießt. Parallel dazu gehören natürlich Entwicklungshilfen, die weit über das bisherige Maß hinausgehen und tatsächlich bei den Einwohnern ankommen.

Nachdenklich sollte uns auch stimmen, dass nicht nur das Elend wie Hunger und Krankheit die Menschen zur Flucht animiert, sondern sie werden auch bewusst durch die fundamentaristischen islamischen Terroristen wie boko haram und al qaida vertrieben. Die wollen, wie schon im Vormittelalter, in Zentral-Afrika den Islam mit dem Schwert verbreiten. Unsere Vorstellungen von Menschenrechte spielen da keine Rolle. Diese zerstörerischen Terroristengruppen zu bekämpfen ist meines Erachtens auch eine wichtige Aufgabe des europäischen Militärs. England und Frankreich und zum Teil auch Deutschland haben mit ihrem Kolonialismus und der Auflösung der damaligen Gemeinschaft der Eingeborenen zu dem Elend beigetragen. Daher unterstütze ich die militärischen Maßnahmen der Bundeswehr.

Ich hoffe, dass mir jetzt nicht Zustimmung von der falschen Seite kommt, insbesondere von den Anhänger der AFD, sondern es soll vor allen Dingen ein Diskussionsbeitrag sein. In der Demokratie haben wir das Recht, auch über unangenehme und fast schon mathematische Gesetzmäßigkeiten informiert zu werden. Nichts für ungut

Ihr Jean Pütz

Wolfgang Schäuble zur Corona-Krise: Schutz von Leben nicht alles unterordnen

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat angesichts der Einschränkungen vieler Grundrechte davor gewarnt, dem Schutz von Leben in der Corona-Krise alles unterzuordnen.

„Wenn ich höre, „alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig“, sagte der CDU-Politiker in einem Interview des „Tagesspiegel“.

„Wenn es überhaupt einen absoluten Wert in unserem Grundgesetz gibt, dann ist das die Würde des Menschen. Die ist unantastbar. Aber sie schließt nicht aus, dass wir sterben müssen“, betonte Schäuble. „Der Staat muss für alle die bestmögliche gesundheitliche Versorgung gewährleisten.

Aber Menschen werden weiter auch an Corona sterben“, sagte er. „Mit allen Vorbelastungen und bei meinem Alter bin ich Hochrisikogruppe. Meine Angst ist aber begrenzt. Wir sterben alle. Und ich finde, Jüngere haben eigentlich ein viel größeres Risiko als ich. Mein natürliches Lebensende ist nämlich ein bisschen näher.“

Schäuble warnte, bald könnte ein Kipppunkt bei der Stimmung in der Bevölkerung erreicht sein. „Es wird schwieriger, je länger es dauert.“ Gesundheitsminister Jens Spahn habe recht, wenn er sage, alle hätten miteinander noch viel zu lernen. „Wir alle wissen nicht, was unser Handeln für Auswirkungen hat, aber die Politik muss trotzdem handeln“.

Öffnet die Museen sofort! – Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz

Lieber Helmut Maternus Bien,

Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen und gleichzeitig meine hundert prozentige Zustimmung. Ihr nachdenklich stimmender Text hat alle Probleme und Notwendigkeiten angesprochen, die in der Corona-Zeit unser Leben beeinflusst. Dass dabei leider die Kultur, die Kunst und die Geschichte hinten runter fällt, ist der Tatsache geschuldet, dass Politiker selten über ihren Tellerrand hinausschauen wollen oder dazu nicht in der Lage sind. Hervorragend finde ich Ihren Hinweis auf vergangene Seuchen und deren Fähigkeit, Kreativität und Fortschritt auszulösen. Für mich ist die Kunst der Sensor und eine Art Brennglas für die Probleme unserer Zeit. Wenn sie vernachlässigt wird, sind die Nebenwirkungen und Risiken nicht mehr überschaubar. Trotzdem möchte ich eine kleine Kritik anmelden. 1970 hatte ich die Chance, im WDR-Fernsehen die Redaktion Naturwissenschaft und Technik zu gründen. Auch dieser Bereich ist ein wichtiger Hort gewesen, menschlicher, insbesondere europäischer Kreativität. Auch das ist eine Art Kunst, die jedermann zugänglich gemacht werden sollte. Deshalb habe ich u. a. die Hobbythek als ‚trojanisches Steckenpferd‘ initiiert. In diesem Zusammenhang unterstütze ich ganz intensiv auch das Deutsche Museum München, welches die Jugend und neugierige Erwachsene in unnachahmlicher Weise motiviert, die verschlungenen Gedanken unserer Vorfahren bzgl. den Naturgesetzen nachzufolgen.  Auch das Deutsche Museum leidet ganz besonders in München und auch in seiner Dependance in Bonn unter dem, was Sie so treffend dargestellt haben.

Seit fast 20 Jahren, nach meiner Pensionierung als Redakteur für Wissenschaft in ARD und WDR unterhalte ich als Abschluss meines Lebenswerks eine wissenschaftliche Homepage   www.jean-puetz.net

Mit einer täglich aktualisierten Web-Seite. Als noch lebender Zeit-Zeuge der explosionsartigen Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik der letzten 70 Jahre fühlte ich mich verpflichtet, dies insbesondere meinen Nachfahren zu hinterlassen, nach dem Motto, welches mich auch als Mitbegründer der Wissenschaftspressekonferenz getrieben hat: Wissen darf niemals nur Herrschaftswissen sein.

Meine Web-Seite ist eine Art ‚Wikipedia‘ geworden mit Suchfunktion. Ganz besonders empfehle ich meinen Besuchern die Rubriken: ‚Gedanken zur Zeit‘ und ‚Wissenschaft soeben eingetroffen‘. Ich bitte Sie mir zu erlauben, Ihren Text, den Sie mir als Mail zukommen ließen, in der ersten Kategorie zu veröffentlichen.

Nochmals ein großes Kompliment. Ich hoffe, dass Ihre Initiative auf fruchtbaren politischen Boden trifft. Allerdings hege ich eine gewisse Skepsis, ob das nach oben vordringt, denn bei Facebook unterhalte ich als Querdenker eine auf dem ersten Blick äußerst erfolgreiche offizielle Seite mit immerhin über 76.000 Abonnenten, um der Vernunft eine Chance zu eröffnen, mit einer Reichweite von manchmal 900.000, ist das aber bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, obwohl – wie Sie wissen – fast ausschließlich Querdenker den Lauf der Geschichte und Kunst entscheidend geprägt haben.

Hier eine meiner derzeit letzten Initiative, die sich mit der Herstellung von schützenden Nase-Mund-Masken befassen, aber auch weitere Hintergründe der Corona-Epidemie und ihre notwendigen  Maßnahmen befasst.

Wenn Sie wollen, kann ich evtl. dazu auch Facebook nutzen, um Sie zu unterstützen.

Viel Erfolg
Ihr Jean Pütz

(westermann-kommunikation) – Der #Shutdown, diese Vollbremsung des Alltagslebens, war nötig. Auch die Letzten müssen begreifen, dass es in der Krise auf alle ankommt. Besonders in Gesellschaften, in denen man zuerst an sich selbst denkt, geht es nur so. Das Soziale kann sich kaum anders als durch Regeln effizient zur Geltung bringen. Das war auch schon 1973 bei den autofreien Sonntagen inmitten der Ölkrise so. Seit diesen Tagen hat uns die Energiefrage nie wieder verlassen. Dass jetzt und künftig die persönliche Gesundheit auf dem Spiel steht, haben alle kapiert. Auch diese Sorge wird nicht wieder verschwinden wie eine Grippe. Das ahnen wir. Und weiter?

Wir sehen, dass die Politik ‚auf Sicht’ durch die Krise navigiert, dass selbst die beratenden Experten vor allem wissen, dass sie zu wenig wissen oder sich sogar wechselseitig Unwissen vorwerfen. Alle, die Entscheidungen für sich und andere treffen müssen, brauchen Zugang zu den Wissensspeichern der Gesellschaft. Deshalb war es eine kontraproduktive Entscheidung, die Museen zu schließen. Dieser Fehler muss umgehend korrigiert werden. Öffnet sofort die Museen! Dort findet sich all das, was wir bisher an Wissen gesammelt haben über den Umgang mit Krisen und Seuchen, ihren Folgen und zu ihrer Bewältigung.

Geschichte ist die beste Zukunftswissenschaft, die wir haben. Weil wir im Rückblick auf die Vergangenheit sehen können welche Zukunftsoptionen, Szenarien und Entwicklungspfade wir wählen können, wollen oder sollen. Der Kulturhistoriker Egon Friedell hat seine ‚Geschichte der Neuzeit’ 1348 mit der Pest in Florenz beginnen lassen und die Seuche als einen Treiber für Literatur, Philosophie und Technologie identifiziert, aber auch als Anlass für Hexenverfolgung und Antisemitismus. Die Muster und Mechanismen haben sich viel weniger geändert als uns lieb wäre. In der Geschichte sehen wir welcher Weg wohin geführt hat. Aus dieser Erfahrung ergibt sich keine Zwangsläufigkeit für das Heute aber zumindest eine Warnung zu Risiken und Nebenwirkungen.

Das betrifft auch die Kunstgeschichte, die Beispiele zeigt, welche Strategien Künstler gewählt haben, um heil durch Krisen zu kommen. Claude Monet malte seine Seerosenbilder in Giverny, um mit der Verzweiflung über den ersten Maschinenkrieg 1914 – 1918 fertig zu werden. Das sind Geschichten der Krisenerfahrung, die nur die Museen im Angesicht ihrer Exponate erzählen können. Natürlich sind dabei auch digitale Wahrnehmungshilfen dienlich, aber immer auch ein wenig fahl und flau gegenüber den analogen Objekten. Deshalb öffnet die Museen und zeigt in den Sammlungen Objekte, die verstehen helfen. Beschäftigt Künstler nicht dafür, dass sie nichts tun sondern beispielweise Führungen machen, in denen sie ihre Sichtweisen und Strategien veranschaulichen. In der großen Depression in den USA gab es ein Künstlerprogramm, das Photographen beauftragte das Leben in der Krise zu dokumentieren. Aus diesem Programm gingen künftige Weltstars wie Walker Evans hervor, es entstand überhaupt erst etwas, das man als amerikanische Kultur bezeichnen konnte.

Öffnet auch die archäologischen Sammlungen und zeigt die Cloaca Maxima der Römer, ohne die eine Millionenstadt wie Rom niemals möglich gewesen wäre. Denn diese Cloaca schuf die Voraussetzung für die ungeheuere Verdichtung von Menschen an einem Ort. In Hamburg brauchte es erst einen Robert Koch, der 1892 zur Bekämpfung der Cholera in der Stadt engagiert wurde und den Zusammenhang von Seuche und fehlender (Abwasser)Infrastruktur aufdeckte.

Öffnet die Museum! Schöne Idee, aber wie soll das praktisch gelingen? Für den kommerziellen Raum gibt es die Regel, dass 1 Kunde auf 10 qm zulässig sein soll. Eine übliche Sonderausstellungsfläche im Museum hat 800 qm und damit Platz für 80 Besucher gleichzeitig. Für die meisten Museen in Deutschland dürfte das nicht wenig sein. Mundschutz-Benutzung und Hygienekonzept lassen sich leichter umsetzen als in jedem Geschäft. Sanitäre Anlagen werden sowieso penibel gewartet. An der Kasse lassen sich Plexiglashauben installieren wie an der Supermarktkasse. Selbst Führungen über Headphones sind machbar, weil die Zuhörer nicht dicht gedrängt um einen Guide herum stehen müssen.

Blockbuster-Ausstellungen arbeiten mit einem digitalen Ticketsystem, das online Karten verkauft und Zeitslots für den Besuch zuweist, damit nicht unnötig Warteschlangen entstehen. In kleineren Häusern ließe sich leicht eine Rezeption einrichten, die man telefonisch kontaktieren kann, um Karten und Besuchszeiten je nach Kapazität zu buchen. Jedes Restaurant macht es so mit seinen Reservierungen.

In Krisenzeiten erweist sich was Sonntagsreden wert sind. Systemrelevanz und Unverzichtbarkeit sind da wohlfeil, um dann in der Krise die Kultureinrichtungen sofort und reflexartig dichtzumachen und den hilfesuchenden Künstlern Einmal-Zahlungen anzubieten mit der impliziten Empfehlung, sich ein anderes Geschäftsmodell zu suchen.

Es wäre gut, wenn die Kulturverwaltungen eher Arbeit organisieren würden als Unterstützungsbedürftige zu betreuen. Niemals zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kultur wichtiger als im Augenblick. Die Bedeutung der Kultur wird genau in dem Augenblick unterschätzt (übrigens auch von vielen Künstlern) wo die Gesellschaft dringend auf sie angewiesen wäre.

Die phantasievollen Streaming-Aktivitäten im Internet sind nur dann eine nachhaltige Lösung, wenn sie mit Bezahlmodellen verknüpft sind und nicht weitere Selbstausbeutungsinstrumente der Künstler, denen bei der nächsten Vertragsverhandlung nach der Krise vorgehalten wird, sie wären ja auch damals für umsonst aufgetreten.

Lasst die Museen vorangehen, sie sind für das #PersonalDistancing bestens geeignet im Unterschied zu den darstellenden Künste, die ihr Publikum in Raum und Zeit konzentrieren. Lasst 2020 zum Museumsjahr werden!

Helmut Maternus Bien
Ausstellungsmacher, Festival-Kurator, Museumsberater

Abschied von Ludwig Erhards Ideen der sozialen Marktwirtschaft ?

(Morning Briefing) – Die großen Verlierer der Coronakrise sind Ludwig Erhard und die von ihm formulierten Grundsätze der Ordnungspolitik. Die Idee, dass der Staat in der Wirtschaft als Schiedsrichter, nicht aber als Sturmspitze auftritt, wurde ohne Aussprache suspendiert. Tabus werden gebrochen, geradezu lustvoll, wie es scheint. Das Mastermind hinter der Pandemiebekämpfung ist nicht Erhard, sondern Kevin Kühnert.

► Seit 2014 hielt die Große Koalition am Kurs der Schwarzen Null fest – einem Haushalt ohne Neuverschuldung. Dann kam die Coronakrise – und das abrupte Ende der Schuldenbremse aus Artikel 109 des Grundgesetzes. Addiert man alle jetzt frei gezeichneten Ausgaben zusammen, geht Bundesfinanzminister Olaf Scholz ein zusätzliches Risiko in Höhe von rund 750 Milliarden ein – das entspricht mehr als 200 Prozent des bisherigen Haushaltsbudgets.

► Die sogenannte No-Bail-Out-Klausel (Nichtbeistandsklausel) im Artikel 125 des EU-Vertrags besagt, dass ein EU-Mitgliedstaat nicht für einen anderen Staat finanziell haften darf. Doch das wird in der Stunde der europäischen Not negiert. Die südeuropäischen Schuldenstaaten brauchen jetzt keine Eurobonds, denn sie haben den mehrfach aufgestockten Euro-Rettungsschirm ESM. Dieser hat nach Angaben seines Chefs Klaus Regling noch 410 Milliarden Euro an Kreditlinien zur Verfügung.

► Die Europäische Zentralbank wollte sich schrittweise aus der Staatsfinanzierung und dem Marktgeschehen zurückziehen – in ihren Büchern befinden sich mittlerweile Staatsanleihen und Aktien im Wert von bald 2,8 Billionen Euro. Doch dank Corona gehts jetzt erst richtig los. Eben hat die Zentralbank ein Notkaufprogramm für weitere 750 Milliarden Euro beschlossen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde:

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln.“

► Der Unternehmer trägt das Risiko seines Handelns, sagt Erhard, denn Risiko und Verantwortung dürfen nicht entkoppelt werden. Dieser Grundsatz gilt nun nicht mehr. Der Staat bürgt, bezuschusst und kreditiert auf Teufel komm raus: 100 Milliarden Euro für Kapitalmaßnahmen, 400 Milliarden Euro für Bürgschaften, weitere 100 Milliarden Euro für Staatsbeteiligungen, 50 Milliarden Soforthilfen für Soloselbstständige und Kleinunternehmen stehen zur Verfügung. Die neue Hemmungslosigkeit begründet Olaf Scholz so:

Es gibt keine Grenze nach oben.“

► Die Gewerbefreiheit, ein Essential der Marktwirtschaft, wurde aufgehoben. Firmen müssen Zwangspausen einlegen. Die Mode in den Lagern der Textilbranche ist aus dem Trend, bevor die Saison überhaupt angefangen hat. Vom Café um die Ecke über Einzelhändler bis hin zum familienbetriebenen Mittelstand wird um die Existenz gekämpft. Der erhabene Satz des Ludwig Erhard gilt nicht mehr:

Der Markt ist der einzige demokratische Richter, den es überhaupt in der modernen Wirtschaft gibt.“

► Die Vertragsfreiheit der Arbeitnehmer ist außer Kraft gesetzt. Statt am Fließband, im Büro oder Verkauf zu stehen, sitzen sie nun zu Hause. Der Staat zahlt ihnen Kurzarbeitergeld – im März gingen mit bald einer halben Million Anträgen so viele Ersuche wie in den vergangenen zwölf Jahren zusammen ein. Gegen ihren Willen wird das bedingungslose Grundeinkommen für viele Menschen zur Wirklichkeit.

► Das Recht auf Eigentum, in Artikel 14 des Grundgesetzes geregelt, gilt noch – aber mit Einschränkungen. Die Zweitwohnung und das Ferienhaus dürfen derzeit nicht betreten werden. Auch die Verfügungsgewalt über Gaststätten, Theater, Sportstätten und Einzelhandelsgeschäften ist massiv durch die Notverordnungen eingeschränkt. Der Kapitalist ohne die Möglichkeit der Kapitalakkumulation hört nach Karl Marx auf, ein Kapitalist zu sein.

► Der direkte Eingriff in privatwirtschaftlich geführte Unternehmen, wie einst von Kevin Kühnert angeregt, ist jetzt groß in Mode: Mit der Lufthansa wird derzeit intensiv über eine Staatsbeteiligung verhandelt, um die Airline vor dem unverschuldeten Absturz zu bewahren. Weitere Firmen dürften folgen, die der Staat aufrichtet, nachdem er sie in die Knie gezwungen hat.

Fazit: Was wir jetzt Rettung nennen, werden wir bald als Verwerfung erleben. Die neue Normalität einer staatlich gezauberten Wohlstandskulisse ist eine Normalität auf Abruf. Der Preis für die Rettung der Marktwirtschaft ist womöglich ihre Zerstörung.

Gabor Steingart

Wo kommen all die Milliarden her (und hin) ?

(Spiegel) – Die schwarze Null war gestern, im Kampf gegen die Coronakrise mobilisiert der Staat plötzlich gewaltige Summen. Was passiert mit dem Geld – und was bedeutet das für Deutschlands Schulden?

Noch keine Woche ist es her, dass im Kabinett die Haushaltsplanung für die kommenden vier Jahre beschlossen wurde. Neue Schulden sind darin nicht vorgesehen, Finanzminister Olaf Scholz (SPD) plante weiter mit einer schwarzen Null. Die Auswirkungen der Coronakrise würden „mit Sicherheit nicht unerheblich sein“, sagte ein hochrangiger Scholz-Mitarbeiter. Mit dem Beschluss wolle man aber „auch die positiven Signale, die Normalität durchaus zum Ausdruck bringen“.

Die Ökonomik des Ausnahmezustandes – was jetzt zu tun ist

Was tun, wenn die Wirtschaft unkontrolliert zusammenbricht?
Was die richtigen Maßnahmen sind, hängt zunächst von der Ursache des Zusammenbruchs ab. Anders als in Zeiten von Finanzkrisen infolge von Übertreibungen und Panik handelt es sich beim Coronavirus um einen massiven und abrupten Rückgang der realwirtschaftlichen Aktivität. Es findet plötzlich und unerwartet, also ohne Übergang bis drastisch weniger Wertschöpfung statt. Infolgedessen werden weniger und andere Güter und Dienstleistungen produziert und verbraucht. Konjunkturprogramme helfen hier deutlich weniger als in anderen Krisen, da es sich weniger um eine Nachfragekrise als vielmehr um einen massiven Angebotsschock handelt, der zum Teil die Wirtschaft allgemein, zum Teil jedoch asymmetrisch trifft, bestimmte Branchen also härter als andere.

Versorgungsengpässe auflösen
Die Notlage bezieht sich vor allem auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung. Die Übernachfrage kann dazu führen, die Versorgung nicht mehr über Preise, sondern durch Rationierung, also Zuteilung zu lösen. Das bedeutet, mikroökonomische Marktprozesse vorübergehend außer Kraft zu setzen. Hierfür ist zwingend staatliches Handeln erforderlich. Es geht um die Sicherstellung einer autarken und sozialfriedlichen Versorgung der Bevölkerung. Im Falle des Coronavirus ist die Übernachfrage ein globales Phänomen, so dass die Versorgungsengpässe zu Exportstopps und massiven Unterbrechungen von Lieferketten führen, was insbesondere die Autarkie der Versorgung erforderlich macht.

„Einfrieren“ der Wirtschaft
Für die „normale“ Ökonomie bedeutet ein solcher Zustand eine existenzielle Bedrohung, denn die Marktgleichgewichte sind stark gestört. Vielen Menschen und Unternehmen brechen die Einnahmen bei weiterlaufenden Kosten weg, obgleich den Kosten keine entsprechende Wertschöpfung mehr entspricht. Es geht darum, die Wirtschaft gewissermaßen „einzufrieren“ beziehungsweise herunter zu skalieren, bis die Notlage überstanden ist. Das erfordert ein Maß an Koordination, das nicht mehr über Märkte hergestellt werden kann. Das wiederum bedeutet, dass kurzfristig fixe Kosten wie Gehälter und Mieten nicht nur über Liquiditätshilfen aufrechtzuerhalten sind, sondern quasi monetarisiert werden müssen. Das kann bei beschränktem Angebot zu inflationären Tendenzen führen, die jedoch über Rationierung überwunden werden können und müssen.

Koordiniertes Handeln
Dieses „Einfrieren“ der Wirtschaft ist letztlich nötig, damit die erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung ergriffen werden können, die im Wesentlichen eine Internalisierung bedeuten: Die sozialen Kosten einer Pandemie werden durch individuelle Vorsorgemaßnahmen nicht hinreichend reflektiert. Das Herunterfahren des sozialen Lebens („social distancing“) geht notwendig mit einer deutlichen Beschränkung der Wertschöpfung einher, so dass umfangreiche und durchaus zentralistische ökonomische Schutzmaßnahmen erforderlich sind, die drastischer und kurzfristiger sein müssen, als es vielleicht unmittelbar den Anschein hat. Pandemien sind exponentielle Dynamiken, die schnellstmöglich und sehr rigoros eingedämmt werden müssen. Es muss jetzt konsequent gehandelt werden, und zwar mit dem richtigen Paket an Maßnahmen. Das ist der Unterschied zwischen Aktionismus und koordiniertem Handeln. Reiner Aktionismus führt am Ende nicht zu mehr Vertrauen und Stabilität, sondern zu mehr Chaos. Es droht ein Präventionsparadoxon: Je aktionistischer und dadurch dem Anschein nach drastischer die Maßnahmen, desto größer werden die Verwerfungen, was noch drastischere Maßnahmen notwendig macht.