Archiv der Kategorie: Landwirtschaft, Tier- Pflanzenwelt

Gärtnern ohne Gift

Die Natur ist der beste Pflanzenschutz

– Die „böse“ Landwirtschaft: versprüht Pflanzenschutzmittel und düngt
was das Zeug hält – so sieht es mancher Verbraucher. Doch im eigenen
Garten ist es dann vielfach mit dem Umweltbewusstsein vorbei. Der Griff
zur Spritze ist ja vermeintlich nicht so schlimm, wenn es nur ein
Rosenstrauch ist, der behandelt werden muss. Doch halt: Während es in
der Landwirtschaft um die Produktion von ausreichenden und
qualitätsvollen Lebensmitteln geht und beispielsweise baumhohe Unkräuter
die maschinelle Ernte behindern oder Schädlinge den Ertrag und die
Qualität mindern können, geht es im Garten eher um die Optik.

Es lohnt sich also, zu überdenken, ob jede Anwendung notwendig ist. So wie
es auch der Landwirt tut, schon alleine, weil Pflanzenschutz und
Düngung ein beträchtlicher Kostenfaktor sind. Im kleinräumigen,
überschaubaren Garten kann mechanischer und biologischer Pflanzenschutz
ideal zum Zuge kommen.

Unkraut auf Pflaster und Wegen, das sich bereits im zeitigen Frühjahr zeigt, kann im jungen Wachstumsstadium einfach und schnell mit einem Gas-Flämmgerät entfernt werden, bevor es überhand nimmt. Der Einsatz von Herbiziden ist hier ausdrücklich
verboten!

Sobald es wärmer wird, treiben Blattläuse regelmäßig ihr Unwesen und betätigen sich als Krankheitsüberträger. Auch eingeschleppte Zikaden können beispielsweise Pilzsporen übertragen. Deshalb: zeitig genug Fallen und Nützlinge ausbringen und somit die
Schädlinge auf natürlichem Wege aus dem Verkehr ziehen.

Gegen Blattläuse helfen im Garten beispielsweise Marienkäfer- und
Florfliegenlarven, die im Handel in praktischen Ausbringungsformen
erhältlich sind. Schonung, Förderung und Freilassung sind die drei
Säulen, auf denen der biologische Pflanzenschutz im Garten basiert. Bei
allem, was wir im Garten tun, sollten wir deshalb darauf achten,
vorhandene Nützlinge zu schonen. Dazu gehören der weitgehende Verzicht
auf breit wirksame chemische Pflanzenschutzmittel, die Schaffung von
Rückzugsräumen für Nützlinge (z. B. Hecken, Lockpflanzen, Nistkästen)
und zusätzlich Freilassen von gezüchteten „Helfern“. Im Nutzgarten
lassen sich Schädlinge, wie Minierfliegen, Motten oder Thripse, zudem
gut mechanisch durch Vliese oder Netze vergraulen. Hier ist eine
entsprechende Maschenweite zu beachten.

Im Sommer gedeihen Pilze gerne in feucht-warmem Klima, besonders also, wenn an warmen Tagen Beete mit dem Rasensprenger befeuchtet werden. Besser ist es, die
Sträucher und Pflanzen in Bodennähe zu wässern, ohne ständig das Laub zu
benetzen. Auch die Blüten werden es Ihnen danken, wenn sie nicht
permanent geflutet werden.

Im Herbst und im ausklingenden Winter ist es an der Zeit, Überreste von mit Pilzkrankheiten befallenen Blättern aufzuharken und zu entsorgen (nicht im Kompost!). Aus Rhododendren sollten verpilzte (schwarze) Blütenknospen entfernt werden.

Zur Anwendung weiterer Maßnahmen, z. B. dem Anbringen von
Gelbtafeln, Klebfallen und Leimringen sei das aid-Heft „Biologischer
Pflanzenschutz“ empfohlen. (aid)

Tiergesundheit von Wiederkäuern

Auswirkungen einer verringerten Futteraufnahme

Eine verringerte beziehungsweise ausbleibende Futteraufnahme hat bereits nach ein bis zwei Tagen negative Folgen für den Pansenstoffwechsel und damit für die Gesundheit eines Wiederkäuers. Die Zeitschrift Der Praktische Tierarzt veröffentlichte einen Bericht der Klinik für Rinder der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover über Auswirkungen und mögliche Therapiemaßnahmen. Ursachen für eine verringerte Futteraufnahme des Wiederkäuers sind vielfältig: Operationen, systemische Erkrankungen, Transporte und Ausstellungen können das Verhalten des Tieres beeinflussen. Durch die daraus resultierende verringerte Aufnahme von Futter nimmt die Gasproduktion, die Konzentration der Mikroorganismen, die der flüchtigen Fettsäuren und die des Ammoniaks im Pansen deutlich ab. Der pH-Wert steigt an. Durch die Milieuveränderungen wird die Überlebensfähigkeit pathogener Mikroorganismen, zum Beispiel die von Salmonella spp. und E. coli , erhöht.

Darüber hinaus kann es nach dem Futterentzug zwischen 14 und 21 Tage dauern bis das Ausgangsniveau der Futteraufnahme wieder erreicht ist. Wichtig ist deshalb, eine Depression der Futteraufnahme frühzeitig zu erkennen und Therapiemaßnahmen einzuleiten. Um die Nahrungsaufnahme zu steigern, hat sich die Pansensaftübertragung von gesunden Tieren bewährt. Auch die Gabe von Hefen, pansenfermentationsfördernden Präparaten sowie appetitanregender Medikamente ist hilfreich. Als schmackhaftes und fermentationsstabilisierendes Futter sollte den Tieren zusätzlich qualitativ hochwertiges Heu zur Verfügung stehen.
Annalena Schraut, (aid)

Futter aus Abfällen

EU-Futtermittelhersteller schließen sich zusammen

Europäische Firmen, die aus Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie hochwertige Futtermittel herstellen, schließen sich zu einem Verbund zusammen. Am 1. Januar 2014 beginnt die „European Former Foodstuff Processors Association“, kurz EFFPA offiziell ihre Arbeit. Die EFFPA hat das Ziel, einen EU-Rechtsrahmen für den sicheren Einsatz von Nebenprodukten in der Futtermittelherstellung mit zu entwickeln und die Nahrungsmittelverschwendung zu reduzieren.

Bei der Herstellung von Lebensmitteln fallen z. B. wegen Produktionsfehlern Abfälle an, die nicht mehr vermarktet werden können. So können Lebensmittel in Form, Gewicht, Farbe oder Geschmack abweichen oder aber das Mindesthaltbarkeitsdatum ist überschritten. Zerbrochene Kekse, überwürzte Kartoffelchips und falsch verpackte Süßwaren sind Beispiele für Abfälle mit einem hohen Nährwert (Fett, Energie). Diese Lebensmittelreste können aber weiter zu Futtermitteln verarbeitet werden. Zu „Tafeln“ als Hilfe für sozial Schwache bestehe keine Konkurrenz, da 95 Prozent der verwendeten Produkte für den menschlichen Verzehr nicht geeignet seien, betont die EFFPA. Jedes Jahr werden in der EU schätzungsweise rund drei Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle für die Futtermittelherstellung genutzt.

Sieben Mitglieder haben die EFFPA gegründet, darunter das britische Unternehmen SugarRich, die niederländische Branchenvereinigung VIDO, die französische Organisation Valoria und für Deutschland der Bundesverband Futtermittel aus Nebenprodukten (BFaN). (aid)

Kanadische Robbenjagd vor dem Ende

Jubel der Umweltschützer: Nachfrage nach Robbenpelz eingebrochen

Ein Ende der Pelzjagd auf die Robben ist in Sicht (Foto: pixelio) 
 
London/Wien (pte/19.06.2009/12:04) – Kanadas groß angekündigte Robbenjagdsaison ist ziemlich erfolglos zu Ende gegangen. Die Quote wurde mit rund 273.000 Tieren von der Regierung in Ottawa festgesetzt, doch die Fischer in Neufundland und Labrador haben nur rund 70.000 Tiere getötet. Der Grund dafür liegt im Verfall der Preise für Robbenpelze sowie im EU-weiten Importverbot von Robbenprodukten, das im Oktober in Kraft treten wird. Einige der Fischer befürchten, dass die Jahrhunderte alte Tradition der Robbenjagd zu einem Ende kommen könnte.

"Aufgrund der fallenden Nachfrage ist die Robbenjagd in Kanada zu einem vorzeitigen Ende gekommen", meint Axel Hein, Meeresexperte beim WWF-Österreich http://www.wwf.at/ im pressetext-Interview. "Das EU-Parlament hat das Verbot im Mai beschlossen. Wir rechnen damit, dass das Gesetz dann per Ende Juni in Kraft treten wird", so der Experte. Schon im Vorfeld waren 30 Länder gegen die brutale Jagd auf die Robben aufgetreten. Vom Argument, dass Robben die Fischerei beeinträchtigen, hält der Experte nichts. "Das eigentliche Problem sind die viel zu hohen Fangquoten für Kabeljau. Das ist der Grund, warum die Fischbestände in den vergangenen Jahren dramatisch eingebrochen sind." Robben habe es in der Region immer schon gegeben und diese waren nicht verantwortlich dafür, dass die Kabeljau-Bestände derart massiv zurückgegangen sind. Dieses Argument sei also nicht haltbar.

Die Robbenbestände sind in Kanada nicht gefährdet. "Allerdings ist die Art und Weise wie die kleinen Robben erschlagen werden und ihnen dann das Fell abgezogen wird, ethisch nicht vertretbar", so Hein. Zudem kritisieren die Umweltschützer, dass die Kadaver zumeist zurückgelassen werden. "Gegen eine Robbenjagd der Inuit gibt es keine Einwände, denn diese bildet eine Lebensgrundlage der Ureinwohner." Die Jagd der Inuit sei keineswegs mit der kommerziellen Jagd vergleichbar. "Für Umweltschützer ist das vorzeitige Ende der Robbenjagd eine gute Nachricht", meint Meeresexperte abschließend.

Der Marktpreis eines Robbenfelles liegt derzeit bei rund zwölf Dollar – vor wenigen Jahren lag er bei 100 Dollar. Allein der Preisverfall aufgrund der verringerten Nachfrage macht die Jagd auf Robben zu einem kaum mehr lukrativen Geschäft für die Fischer. Der schwache Rubel und das Wegbrechen der großen kanadischen Märkte für Robbenprodukte haben die Preise für Felle nach unten purzeln lassen. Auch die Nachfrage von Pelzen aus China, einem anderen Großkunden, hat nachgelassen. Der stärkste Druck auf die Produkte kommt allerdings ziemlich sicher aus Europa. Für die kanadischen Fischer, die seit Jahren mit immer geringeren Fischbeständen zu kämpfen haben, war die Robbenjagd ein willkommenes Zubrot. (Ende)

Auch am Gartenteich auf heimische Pflanzen achten

Invasive Pflanzenarten

Invasive Pflanzenarten sind nicht nur an Land zu finden. Auch in
Bächen, Flüssen und Seen kommen immer häufiger neue Arten vor, die
nicht zur heimischen Flora gehören. Sie stammen meist aus Übersee und werden
bei uns in Gartenteichen oder im Aquarium gepflanzt. Einige der
gebietsfremden Arten bereiten Probleme, da sie zum Beispiel heimische
Pflanzen und mit ihnen auf diese spezialisierte Tierarten verdrängen
oder aufgrund der Schädigung von Hochwasserschutz-Anlagen
wirtschaftliche Schäden verursachen.

Unter den invasiven Wasserpflanzen ist die Kanadische Wasserpest ( Elodea canadensis ) die in Deutschland bekannteste Art. Sie hat vor allem Anfang bis Mitte des
20. Jahrhunderts große Probleme in unseren Gewässern bereitet. Mit
ihren dicht beblätterten und bis zu drei Meter langen Sprossen breitet sie
sich rasch in fließendem Wasser, mit dem Schiffsverkehr oder über
Wasservögel aus. Die ebenfalls aus Nordamerika stammende
Schmalblättrige Wasserpest ( Elodea nuttallii ) ist zurzeit die bei uns am weitesten
verbreitete Art und sorgt mit ihren Massenbeständen für große Probleme.
Auch sie wächst komplett untergetaucht und breitet sich schnell durch
vegetative Vermehrung aus.

Auch der Große Wassernabel ( Hydrocotyle ranunculoides ) gehört er zu den europaweit problematischen Wasserpflanzen. Seine Bestände können so dicht wachsen, dass sie das
Wasser vollständig beschatten und auf diese Weise die heimische Flora
und Fauna massiv beeinträchtigen. Ähnliche Eigenschaften haben auch die
aus Mittel- und Südamerika stammenden Heusenkräuter, zum Beispiel
Ludwigia grandiflora und Ludwigia peploides. Sie beeinträchtigen das
Angeln, das Schwimmen oder den Bootsverkehr.

Auch wenn gebietsfremde Arten häufig dekorativ aussehen, heimische Fische und
Krebspflanzen können sie meist nicht als Futterquelle oder
Laichpflanzen nutzen. Daher ist es insbesondere für Gartenteiche sinnvoll, auf
heimische Wasserpflanzen zurückzugreifen. Sie bieten Lebensraum für
eine Vielzahl von Lebewesen und sind zudem meist anspruchsloser und
widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Invasive
Wasserpflanzen sollten grundsätzlich nicht neu angepflanzt werden.
Vorhandene Arten entfernt man am besten komplett aus dem Gartenteich,
inklusive Wurzelrückstände und Samen, da diese auch nach Jahren wieder
austreiben können. Das Pflanzenmaterial sollte komplett über den
Hausmüll entsorgt werden und darf nicht in die freie Natur gelangen –
das Ausbringen von gebietsfremden Pflanzen in der freien Natur ist nach
dem Bundesnaturschutzgesetz grundsätzlich genehmigungspflichtig. (aid)

Tiergerechte Haltung am Tier erkennen

Tiergerechte Haltung am Tier erkennen
Indikatoren für tierbezogene Prämienzahlung in der Milchviehhaltung
***********************************************************
(aid) – 93 Prozent der Verbraucher wünschen sich eine möglichst artgerechte Haltung von Nutztieren. Die Richtlinien des ökologischen Landbaus und aktuelle Fördermaßnahmen, die solche Haltungsformen unterstützen sollen, sind zurzeit ausschließlich handlungsorientiert. Das heißt, es gibt konkrete Vorgaben, etwa zu Weidegang, Einstreu oder Boxengröße, die Landwirte umsetzen müssen, um in den Genuss von Prämien zu kommen oder als Biobetrieb anerkannt zu werden. Bei Betriebskontrollen wird nur die Einhaltung dieser Vorgaben geprüft, die Tiere selbst bleiben jedoch unberücksichtigt.

Ein aktuelles Forschungsprojekt des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) untersucht, inwieweit sich Kontrollen direkt am Tier orientieren können. Ein solcher tierbezogener bzw. ergebnisorientierter Ansatz könnte in Zukunft die bisherige Form der Kontrollen ergänzen. Wissenschaftler des Thünen-Instituts in Braunschweig haben dazu für den Bereich Milchviehhaltung die wichtigsten tierbezogenen Indikatoren herausgearbeitet, die eine verbindliche Einschätzung einer tiergerechten Haltung ermöglichen sollen.

Etwa 30 Berater, Praktiker und weitere Experten aus dem Bereich Milchviehhaltung haben diese Indikatoren in einem Workshop Mitte Mai 2013 auf ihre Aussagekraft und Anwendbarkeit hin diskutiert und eine vorläufige Liste geeigneter Kriterien erarbeitet. Dabei kristallisierten sich vor allem die Bereiche Eutergesundheit (Zellzahlen und Mastitishäufigkeit) und Stoffwechsel (Fett/Eiweiß-Quotient) heraus. Nach Meinung der Experten haben diese Indikatoren auch den Vorteil, dass sie ohnehin auf fast allen Betrieben vorliegen, da sie Teil der monatlichen Milchleistungsprüfung sind. Als weitere zentrale Kriterien wurden die Häufigkeit von Lahmheiten und Gelenkveränderungen sowie äußere Verletzungen an Flanke, Rücken, Nacken und Hinterbein gesehen. Auch das Liegeverhalten (Cow-Comfort-Index) und die Nutzungsdauer der Tiere sahen die Teilnehmer als aussagekräftige Indikatoren an.

Die Experten waren sich einig, dass für alle Kriterien konkrete Ziel- bzw. Grenzwerte definiert und Mindestanforderungen festgelegt werden müssen, um praxistaugliche Kontrollstandards zu schaffen. Im weiteren Verlauf der BÖLN-Studie sollen u. a. diese Ziel- und Grenzwerte gemeinsam mit Wissenschaftlern und Praktikern erarbeitet und anschließend auf etwa 150 Praxisbetrieben getestet werden. Für Dr. Jan Brinkmann, Mitglied des Projektteams am Thünen-Institut für Ökologischen Landbau, ist das Projekt ein erster Schritt zu einer ergebnisorientierten Honorierung von Tierschutzleistungen. "Wir betreten mit diesem Ansatz, der sich direkt am Wohlbefinden der Tiere orientiert, absolutes Neuland. Bis zur praktischen Anwendbarkeit in der Kontrolle wird es deshalb sicherlich noch einige Jahre dauern".

Klimawandel lässt Wälder schneller wachsen

Positive Folgen des Klimawandels entdeckten Forscher des Institut für Waldressourcen- und Umweltwissenschaften der Michigan Technological University http://forest.mtu.edu/. Aufgrund des Anstiegs von Temperatur und Stickstoffgehalt wachsen die Wälder schneller, so das Ergebnis einer bereits über 20 Jahre dauernden Langzeitstudie. Dass die Wachstumsperioden auch in Mitteleuropa immer länger dauern, bestätigt Manfred Lexer vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien http://www.wabo.boku.ac.at/ . "Der Klimawandel ist jedoch nur einer von mehreren Faktoren für das zunehmende Waldwachstum im Alpenraum", relativiert der Wiener Klimaforscher die Studie im pressetext-Interview.

US-Studienleiter Andrew Burton registrierte in vier Waldgebieten des US-Bundesstaates Michigan Veränderungen in der Temperatur, Feuchtigkeit sowie beim Stickstoffgehalt, der auf sauren Regen oder auf experimentelle Verabreichung zurückzuführen ist. Er fand heraus, dass die Bäume bei höheren Temperaturen schneller wachsen und bei größerer Stickstoffkonzentration mehr Kohlenstoff erzeugen, falls sie über ausreichend Feuchtigkeit verfügen. "Es ist durchaus denkbar, dass für die Wälder Temperaturanstieg und nitrogenhältige Niederschläge bis zu einem gewissen Punkt positiv sind", sagte Burton. Die jährliche Wachstumsperiode sei dadurch seit 1987 um elf Tage gestiegen, was Burton als bedeutenden Anstieg bewertet.

Zur Vorsicht bei der Beurteilung des Sauren Regens mahnt der Wiener Klima- und Waldexperte Lexer: "Im Sauren Regen wird nicht nur Stickstoff transportiert, sondern auch Schwefeldioxid oder Ozon." Einträge von Stickstoff könnten rasch wieder als Nitrat mit dem Niederschlagswasser aus den Böden ausgewaschen werden, was sich nachteilig auf das Grundwasser auswirke. Da sich die Waldgrenze in immer höhere Regionen verschiebe, habe sich im Alpenraum die von Wald bedeckte Fläche in den letzten Jahren vergrößert. "Der Hauptgrund dafür liegt jedoch in der Aufgabe der Almwirtschaft", so Lexer. Der Klimawandel bringe auch zahlreiche Probleme für den Wald: "Die Niederschläge verlagern sich zunehmend in die Wintermonate und geschehen somit außerhalb der Wachstumsphase." Für die nächsten Jahre erwartet Lexer insgesamt keine großen Änderungen im Waldbestand Mitteleuropas.

Die US-Forscher werden bis 2012 weitere Messungen über das Baumwachstum und über die Entstehung der organischen Substanz im Erdreich vornehmen. Sie wollen herausfinden, ob die Zunahme am jährlichen Wachstum vom Waldsterben ausgeglichen wird. So soll auch erforscht werden, ob die Holzablagerungen am Waldboden sich langsamer zersetzen, da durch steigende Stickstoffkonzentration die Fähigkeit des Ökosystems, Kohlenstoff zu speichern, erhöht wird. Überprüft werden müsse außerdem, ab welchen Werten steigender Stickstoffgehalt die Wälder mehr schädigt als ihr Wachstum zu fördern.

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, kein Problem ?

(aid) – Pestizidrückstände in Mandarinen, Weintrauben oder Paprika – fast wöchentlich werden Verbraucher durch derartige Meldungen aufgeschreckt. So wichtig solche Informationen sind, es wäre fatal, wenn die Verbraucher daraufhin ihren Gemüse- und Obstverzehr einschränken würden. Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) überwiegt der gesundheitliche Nutzen von Gemüse und Obst das mögliche Risiko durch Pflanzenschutzmittelrückstände.
Jedes Pflanzenschutzmittel wird vor seiner Zulassung umfangreichen toxikologischen Tests unterzogen. Bei der Festlegung der Höchstmengen sorgt ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor (meistens 100) dafür, dass keine unerwünschten Wirkungen auftreten. Wer einmal oder gelegentlich ein Produkt isst, das höher belastet ist als die gesetzlichen Höchstmengen es zulassen, muss in der Regel nicht mit gesundheitlichen Gefahren rechnen. Höchstmengenüberschreitungen kamen in den vergangenen Jahren bei etwa zehn Prozent aller Gemüse- und Obstproben vor, die von staatlichen Lebensmittelkontrolleuren untersucht wurden. Bioware kann hingegen als weitgehend rückstandsfrei bezeichnet werden, berichtet das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart nach vier Jahren Ökomonitoring. Wer keine Bioware einkaufen kann, sollte auf die Herkunft achten. Denn Produkte aus konventioneller Erzeugung sind meist am geringsten belastet, wenn sie aus der Region stammen und entsprechend der Saison angeboten werden. Die Rückstandsgehalte las
sen sich weiter verringern, wenn Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich gewaschen wird. Da sich die meisten wertvollen Inhaltsstoffe in den Randschichten befinden, empfiehlt die DGE die Schale von Obst und Gemüse – soweit diese verzehrsfähig ist – mitzuessen.
Es ist nicht möglich, sich vollkommen schadstofffrei zu ernähren. Schadstoffe in der Nahrung spielen nach derzeitiger Einschätzung aber für die Gesundheit eine viel geringere Rolle als vielfach angenommen. Gemüse und Obst liefern dagegen viele wertvolle Nährstoffe und gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Ein reichlicher Verzehr hilft, Übergewicht zu vermeiden und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck sowie bestimmte Krebserkrankungen zu senken. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Vielzahl von Langzeituntersuchungen, in denen konventionelles Gemüse und Obst gegessen wurde.
aid, Dr. Maike Groeneveld

Weitere Informationen: aid-Internetspecial zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln unter
http://pflanzenschutzmittelrueckstaende.aid.de

Medizin aus der Wurzel

Gewinnung sekundärer Pflanzenstoffe vereinfacht

(aid) – Sekundäre Pflanzenstoffe haben eigentlich die Aufgabe, Schädlinge abzuwehren oder durch ihr Aroma pollenverbreitende Insekten anzulocken. Im menschlichen Körper entfalten Sie dagegen eine gesundheitsfördernde Wirkung, die von der Stimulation des Immunsystems bis hin zu Krebs vorbeugenden Eigenschaften reicht. Als besonders wirksam gilt die Gruppe der Glucosinolate, die zum Beispiel in Brokkoli, verschiedenen Kohlsorten und in Rüben vorkommen. Um für medizinische Zwecke größere Glucosinolatmengen zu gewinnen, müssen die Pflanzen in einem aufwändigen Prozess zerkleinert, enzymatisch aufgeschlossen und gereinigt werden. Das Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Erfurt (IGZ) hat gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin ein neues Verfahren für Teltower Rüben entwickelt, das den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Gewinnung deutlich verringert. Die Wissenschaftler nutzen dabei aus, dass Pflanzen Glucosinolate auch über die Wurzeln abgeben. Deshalb lassen sie die Rüben in so genannten aeroponischen Systemen wachsen, in denen sich die Wurzeln nicht im Boden, sondern freihängend in Gefäßen mit hoher Luftfeuchte entwickeln. So können die wertvollen Glucosinolate direkt aus den Wurzeln isoliert und anschließend gereinigt werden. Der Vorteil des Verfahrens: weniger Arbeitsaufwand und längere Nutzungsdauer der Pflanzen. Durch die Zugabe von Signalmolekülen wie Salicylsäure konnten die Wissenschaftler den Glucosinolatertrag sogar um bis zu 70 Prozent steigern. Eine weitere unerwartete Erkenntnis war, dass die Signalmoleküle die Glucosinolatbildung auch in den Blättern anregen. Offenbar lösen die Substanzen in allen Pflanzenteilen eine Abwehrreaktion aus, die sich in der Bildung sekundärer Stoffe äußert. Langfristig möchten die Forscher das bereits patentierte System dazu nutzen, die gewonnenen Extrakte als Rohstoff für so genannte Pharmaceuticals oder Nutraceuticals zu produzieren.
aid, Jürgen Beckhoff

Schweinehaltungs-Verordnung

Europäischer Gerichtshof verurteilt Deutschland

(aid) – Deutschland hat gegen die Verpflichtungen aus der EU-Richtlinie
über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen verstoßen, weil
es die Richtlinien 2001/88/EG und 2001/93/EG nicht rechtzeitig bis Ende
2002 in nationales Recht umgesetzt hat. Das entschied der Europäische
Gerichtshof am 8. September 2005. Bundesministerin Renate Künast macht
dafür die Bundesländer verantwortlich, weil diese mit einer
"unakzeptablen Verknüpfung von Schweinehaltung und Legehennenhaltung"
die rechtzeitige Umsetzung der Richtlinien durch entsprechende
Verordnungen verhindert hätten. Der Deutsche Bauernverband (DBV)
dagegen sieht die Verantwortung dafür beim
Bundeslandwirtschaftsministerium, weil weit über die in der
EU-Richtlinie hinausgehende Anforderungen national festgeschrieben
werden sollten. Beispielsweise fordert die EU-Richtlinie 2001/88/EG für
jedes Schwein über 110 kg Lebendmasse eine Mindestfläche von 1 qm, die
nationale Verordnung sah in ihrem vom Bundesrat abgelehnten Entwurf
1,20 qm pro Schwein ab Gruppengrößen über 10 Schweinen vor. Um
drohenden Strafzahlungen zu entgehen, sei eine rasche Umsetzung der
Richtlinien dringend notwendig, so der DBV und so auch die Absicht des
Bundesministeriums.

aid, Renate Kessen