Archiv der Kategorie: Landwirtschaft, Tier- Pflanzenwelt

Aufzeichnungspflicht für Pflanzenschutzmittel

(aid) – Am 13. März 2008 ist das Gesetz zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes in Kraft getreten. Die wichtigsten Regelungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind in § 6 geregelt. Neu sind Bestimmungen zur Aufzeichnungspflicht. Wer einen landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieb oder eine Betriebsgemeinschaft leitet, ist verpflichtet, elektronisch oder schriftlich Aufzeichnungen über die im Betrieb angewandten Pflanzenschutzmittel zu führen. Mindestens sind der Name des Anwenders, die jeweilige Anwendungsfläche, das Anwendungsdatum, das verwendete Pflanzenschutzmittel, die Aufwandmenge sowie das Anwendungsgebiet aufzuzeichnen. Die Aufzeichnungen sind für die Dauer von mindestens zwei Jahren, gerechnet ab dem Beginn des Jahres, das auf das Jahr des Entstehens der Aufzeichnung folgt, aufzubewahren. Die zuständige Behörde kann Einsicht in die Aufzeichnungen nehmen. Für die Anwender wichtige Änderungen betreffen außerdem die Aufbrauchsfrist und die Entsorgungspflicht . Pflanz
enschutzmittel müssen innerhalb von zwei Jahren ab dem Ende des Zulassungsablaufs aufgebraucht sein. Pflanzenschutzmittel, die endgültig ihre Zulassung verloren und keine Aufbrauchsfrist mehr haben, sind "unverzüglich" sachgerecht zu entsorgen.
aid, Renate Kessen

Weitere Informationen:
www.bvl.bund.de, Rubrik Pflanzenschutzmittel, Rechtliche Rahmenbedinungen, Nationale Regelungen

BAKTERIEN, TOTHOLZ UND DER KLIMAWANDEL

BAKTERIEN, TOTHOLZ UND DER KLIMAWANDEL

Wie sehr Waldböden als Kohlenstoffspeicher dienen und wie dabei
Bakterien mit Pilzen zusammenspielen, das untersucht eine internationale
Forschergruppe mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF – und stößt
auf höchst vielfältiges Leben in toter Umgebung.

"Die Fülle an Mikroorganismen im Totholz war überraschend", sagt
Mikrobiologin Judith Ascher-Jenull. Dass sie im Boden höchst zahlreich
vertreten sind, ist hinlänglich bekannt. Bei Holz freilich, bei jenem
abgestorbenen Holz, welches in den Wäldern liegt und langsam vor sich
hin morscht und modert, ging die Forschung bis dato in erster Linie von
Pilzen als den Treibern der Zersetzung aus.

Die Ergebnisse des vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts
"Klimagesteuerte Abbaudynamik von Totholz auf alpinen Böden" sprechen
indes eine andere Sprache. Was sich herauskristallisiert, ist ein
synergistisches Zusammenspiel zwischen Pilzen, Bakterien und auch
Archaeen. "Dieses Forschungsergebnis ist ein Grundstein für künftige
Studien über die Wechselwirkungen zwischen Pilzen und Bakterien im
Totholz und deren Auswirkungen auf die Bodenkohlenstoffbilanz und damit
auf die Produktivität der Wälder", erläutert Projektleiter Heribert
Insam vom Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck.

MIKROBIELLE GEMEINSCHAFTEN UNTERSUCHEN

Dass Wälder eine wichtige Rolle in der Speicherung von Kohlenstoff
spielen, also eine eminent wichtige Position im Zusammenhang mit dem
globalen Klimawandel einnehmen, ist Allgemeinwissen. Dabei speichern
nicht nur die Bäume Kohlenstoff, auch der Waldboden speichert ihn.
Dennoch sind viele Funktionsweisen des Kohlenstoff-Kreislaufs nach wie
vor weitgehend unbekannt.

"Uns geht es darum, das System zu verstehen", erklärt Insam. Das ist
wichtig, der Grund liegt auf der Hand: "Wälder zählen zu den globalen
Pools von Kohlenstoff, der entweder im Boden oder in der Biomasse
gebunden sein kann oder eben in der Atmosphäre zu finden ist. Die Frage,
die sich nun stellt, ist, wie beeinflusst das sich ändernde Klima den
Abbau?", führt der Mikrobiologe weiter aus.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben die Innsbrucker im Rahmen des internationalen DecAlp-Projekts (http://www.decalp.org/)
gemeinsam mit Geologen, Dendrochronologen (Holzalterbestimmung) und
Modellierern im Val di Rabbi gearbeitet. Dort, im italienischen
Trentino, auf zehn Forschungsflächen zwischen 1.200 und 2.400 Metern
Seehöhe und sowohl nord- wie südexponierten Hängen, wurden entlang
ausgewählter Klimasequenzen Struktur und Funktion mikrobieller
Gemeinschaften untersucht. Insam und seine Gruppe, bestehend aus Judith
Ascher-Jenull, María Gómez-Brandón und Tommaso Bardelli, setzen dabei
neueste Techniken und Technologien ein. "Totholzforschung ist seit
Jahrzehnten Thema. Was passiert im Holz? Was passiert unter dem Holz?
Aber erst durch molekulare Methoden zur Erfassung der Mikrobiota können
wir jetzt Vorgänge bakterieller Art charakterisieren", so Insam.

DIE TEMPERATUR ALS TREIBENDER FAKTOR

"Die Annahme war", führt Ascher-Jenull weiter aus, "dass Pilze beim
Abbau von Holz ‚a priori‘ einen Vorteil haben. Wir konnten nun
nachweisen, dass stickstofffixierende Bakterien im Totholz aktiv sind
und den Pilzen Stickstoff zuführen." Eine Verbindung, die auf den Abbau
des Holzes und die Speicherung von Kohlenstoff unmittelbar einwirkt. Es
sind die Bakterien, die die Pilze gleichsam zu Spitzenleistungen
antreiben.

"Wir konnten auch feststellen", führt Insam fort, "dass der Abbau auf
nordexponierten Hängen schneller vor sich geht als bei südexponierten."
Ein durchaus überraschendes Ergebnis, das die Bedeutung der Feuchtigkeit
über die der Temperatur hervorhebt. Und was bedeutet das im
Zusammenhang mit dem Klimawandel? Führen höhere Temperaturen mit der
verbundenen schlechteren Wasserverfügbarkeit "per se" zu einem
langsameren Abbau, zu weniger Kohlenstoffspeicherung im Boden? "Unsere
Studie ist ein Puzzlestein von vielen", schränkt Insam ein. Die
Versuchsanordnung wird nun auch im Apennin angewandt, mit anderen
Bäumen, Buchen statt Lärchen, in einem anderen Klima.

Schlüsse globalerer Natur wird erst eine Metastudie erlauben, in welche
die Ergebnisse aus dem Val di Rabbi, aus dem Apennin, aus anderen
Forschungsprojekten einfließen werden.

Fürs Erste bleibt die Erkenntnis, dass Totholz im Wald nicht alleine für
das Wohlergehen von Insekten essenziell ist, sondern wohl eine weitaus
prägnantere Rolle beim Aufbau von Waldböden und ihrer Funktion als
Speicher für Kohlenstoff spielt.

Zur Person

Heribert Insam (https://www.uibk.ac.at/microbiology/team/insam_heribert/index.html.de)
war an der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig sowie
an der University of Calgary tätig, bis er 1993 an das Institut für
Mikrobiologie (https://www.uibk.ac.at/microbiology/)
der Universität Innsbruck wechselte, das er seit 2011 leitet. Als
Projektleiter betreute er zwischen 2012 und 2016 im Rahmen der
internationalen Kooperation DecAlp (http://www.decalp.org/) das Projekt "Klimagesteuerte Abbaudynamik von Totholz auf alpinen Böden".

Stoppt die Gift-Soja

„Stoppt die Gift-Soja“
Warnung vor gentechnisch veränderter Soja mit einer Kombination von
möglicherweise krebserregenden Rückständen
23. Juli 2015 / Testbiotech warnt vor der EU-Zulassung einer neuen gentechnisch veränderten
Soja der Firma Monsanto. Die Soja MON 87708 × MON 89788 ist gleich gegen zwei
Spritzmittel resistent: Glyphosat und Dicamba. Beide Unkrautvernichtungsmittel
hinterlassen Rückstände in den Pflanzen, die möglicherweise krebserregend sind: Glyphosat
wurde jüngst von einer internationalen Arbeitsgruppe als „wahrscheinlich krebserregend“
eingestuft. Dicamba wird in den Pflanzen unter anderem zu Stoffen wie Formaldehyd
abgebaut, das bereits seit mehreren Jahren als krebserregend eingestuft wird. Es ist zu
befürchten, dass die Ernte der Soja regelmäßig eine spezielle Kombination giftiger
Rückstände enthalten wird, was zu einer permanenten Belastung der Nahrungskette führen
kann.
Es ist das erste Mal, dass die Spritzmittel auf diese Weise im Doppelpack beim Anbau von Soja
eingesetzt werden sollen. Unter der Bezeichnung „Roundup Ready® Xtend Crop System“ sollen
die Pflanzen in Regionen wie den USA angebaut werden, in denen es Schwierigkeiten mit
herbizidresistenten Unkräutern gibt. Die Ernte soll dann als Lebens- und Futtermittel in die EU
importiert werden. 30 bis 40 Millionen Tonnen Soja werden Jahr für Jahr von der EU importiert und
hauptsächlich an Nutztiere verfüttert.
„Die Agro-Gentechnik führt inzwischen zu einem regelrechten Wettrüsten auf dem Acker. Es sind
bereits weitere gentechnisch veränderte Pflanzen zur Zulassung angemeldet, die gegen vier
Herbizide gleichzeitig resistent gemacht wurden“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Dadurch
gelangen immer mehr Giftstoffe in die Nahrungskette und in die Umwelt.“
Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) hat die Gentechnik-Soja begutachtet, aber die
spezifische Mischung von Rückständen der Spritzmittel und deren mögliche gesundheitliche
Risiken nicht berücksichtigt. Die EFSA folgt in ihrer Risikobewertung vielmehr dem Grundsatz,
dass die Herbizide, die auf Gentechnik-Pflanzen versprüht werden, bereits im Rahmen der
Pestizidzulassung geprüft wurden. Dabei wird aber die spezifische Mischung der Rückstände in
diesen Pflanzen nicht berücksichtigt. Mit der Gentechnik-Soja wurden auch keine Fütterungsstudien
durchgeführt.
Testbiotech hat einen Aufruf an die EU-Kommission gestartet, damit diese die Gentechnik-Soja
nicht zulässt und spezielle Prüfverfahren für herbizidresistente, gentechnisch veränderte Pflanzen
und die möglichen Kombinationswirkungen festlegt.
Kontakt: Christoph Then, Tel: 0151 54638040, info@testbiotech.org
Zum Aufruf: www.testbiotech.org/node/1315
Die Bewertung der EFSA: www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4178.htm
Kurzgutachten von Testbiotech zur Bewertung der EFSA: www.testbiotech.org/node/1314

Ernährungs- und Agrarbildung auf der didacta

Einfach unterrichten

Wie ernähre ich mich gesund? Nach welchen Kriterien entscheide ich,
welche Lebensmittel ich kaufe? Und warum ist ein gesunder Boden wichtig
für meine Ernährung?

Das sind alles wichtige Fragen, die Schülerinnen und Schülern im Unterricht beantwortet werden sollten. Dabei unterstützen die Unterrichtsmaterialien des aid. Sie helfen, sich
thematisches Fachwissen, Methodenkompetenz und soziale Fähigkeiten einfach anzueignen und nachhaltig anzuwenden. Die praxiserprobten Medien mit methodisch-didaktischen Hinweisen liefern Lehrkräften Anregungen für einen kreativen und anschaulichen Unterricht. Sie sind so aufbereitet, dass die zentralen Botschaften auch ohne Fachausbildung in den Bereichen Ernährung oder Landwirtschaft vermittelt werden können.

Ein Beispiel dafür ist die Lehrerhandreichung „Schülerwarentest mit Lebensmitteln“. Mit über 30 bearbeitbaren Unterrichtshilfen zeigt es praxisnah, wie Lehrkräfte die Unterrichtsmethode Schülerwarentest für eine zukunftsfähige Verbraucherbildung einsetzen können. Das Motivierende an der Methode: Die Lernenden wählen selbst ihr
Testprodukt, hinterfragen es kritisch, diskutieren über dessen Qualität und arbeiten die Prüfpunkte heraus, die für sie wichtig sind. Dabei eignen sie sich das Fachwissen an, das sie für eine reflektierte qualitätsorientierte Kaufentscheidung brauchen.

Der aid infodienst bietet seit über 60 Jahren nicht nur ein vielfältiges
Informationsangebot rund um Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung,
sondern auch eine wissenschaftlich fundierte Orientierung für den Alltag
und didaktisch erprobte Medien für einen lebendigen Unterricht.

Der aid infodienst wurde 2016 aufgelöst . Ein Nachfolger ist das Bundeszentrum für Ernährung. Dort finden Sie viele nützliche Informationen.

Gen-Kartoffel aus den Anden verbannt

Heimat der Wildkartoffel muss genetisch sauber bleiben

Lima/London/Wien (pte/18.07.2007/11:46) – Morgen, Donnerstag, wird die Regierung von Cusco – eine Region in den peruanischen Anden – alle gentechnisch veränderten Kartoffelsorten verbieten, berichtet das Londoner International Institute for Environment and Development (IIED) http://www.iied.org. In dieser Region Südamerikas liegt die Urheimat der Kartoffel und immer noch werden dort zahlreiche Varietäten gezüchtet, die einzigartig sind.

Die Entscheidung zu diesem Schritt wurde von der Non-Profit Organisation ANDES http://www.andes.org.pe gemeinsam mit dem IIED unterstützt. Die Motive sind die Reinhaltung der nativen Kartoffel-Spezialitäten und auch die Unterstützung für die unterschiedlichen heimischen Knollen seitens der lokalen Hersteller. Alejandro Argumedo, Direktor von ANDES argumentiert, dass diese Region, in der nun dieses Verbot ausgesprochen wurde, natives "Kartoffelland" sei. "Es gibt große Bedenken, dass es im Zentrum des originären Anbaugebietes zu einer Kontamination mit genetisch veränderten Sorten kommt", meint Argumendo, der seit Jahren darum bemüht ist, Kartoffel-Varietäten, die lokal ausgestorben sind, wieder anzupflanzen. Dazu werden auch Samen des International Potato Center (CIP) in Lima verwendet. "Als die lokalen Kartoffelsorten wieder zurück kamen, kam auch unsere Kultur wieder zurück", so Argumendo. "Genetische und kulturelle Vielfalt sind eng miteinander verbunden."

Der Anbau von genetisch veränderten Pflanzen in Regionen, wo die genetische Vielfalt auch von kultureller Wichtigkeit ist, hat bereits mehrfach zu Kontroversen geführt. "Solange die Wissenschaftler zwar wissen, wie man synthetische Gene in Nutzpflanzen einschleust, allerdings keine Ahnung haben, wie man diese auch wieder herausbekommt, hat Gentechnologie in der Landwirtschaft nichts verloren", so Gentechnik-Experte Werner Müller von Global2000 http://www.global2000.at im pressetext-Interview. Das treffe natürlich auf die Kartoffel in Peru zu. "Das Einbringen gentechnisch veränderter Sorten macht ein natürliches System damit irreversibel kaputt", so Müller. Ein weiterer Punkt sei die Tatsache, dass die Wechselwirkungen zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen und der Umwelt weder kurzfristig noch langfristig hinreichend geklärt sei. Das heutige Wissen reiche bei weitem nicht aus, zu einem Urteil der Ungefährlichkeit zu kommen. "Die Folgen, die daraus entstehen, sind jedenfalls umumkehrbar", so Müller abschließend im pressetext-Interview.

Boden als Produktionsgrundlage erhalten

(aid) – Über "Strategien zum Bodenschutz – Sachstand und Handlungsbedarf" diskutierten Wissenschaftler, Berater und Praktiker anlässlich des Weltbodentages Anfang Dezember 2007 auf einer Fachveranstaltung des Institutes für Landwirtschaft und Umwelt (ilu) in Bonn. Es war mittlerweile die vierte Fachveranstaltung zum Themenkomplex "Boden".
Die Bodenschutzgesetzgebung hat in Deutschland ein hohes Niveau. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch die kommende EU-Bodenschutzrahmenrichtlinie ein deutlich höherer Verwaltungsaufwand auf alle Beteiligten zukommt. Die Werkzeugkiste der "Guten fachlichen Praxis" bietet für den Landwirt zahlreiche Möglichkeiten aktiven Bodenschutz zu betreiben. Hier wurde auch schon viel erreicht. Die Krumenbasis (Bereich der Pflugsohle) ist nach wie vor ein Problembereich, der noch mehr Aufmerksamkeit bedarf. Das Vorhandensein von "Biogenen Grobporen" (insbesondere Regenwurmgänge) ist für die Durchlüftung des Bodens und der Pflanzenwurzelentwicklung von großer Bedeutung. Bei immer größer werdenden Maschinen besteht die Gefahr den "Kontakt" zum Boden zu verlieren. Hier wurde angeregt, dass der Spaten obligatorisch zu jedem Bodenbearbeitungsgerät, jeder Erntemaschine und jedem Traktor als einfaches Hilfsmittel zur Beurteilung der Bodenstruktur dazu gehört. Eine Spatendiagnose zeigt anhand der Wurzelentwicklung der Kultur
pflanze sehr deutlich, ob diese sich optimal entwickeln konnte.
Die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) hat eine praxisreife Messtechnik zur Beurteilung von Belastungsgrenzen im Boden entwickelt. Die am Traktor angebauten Sensoren verwenden als Parameter die Spurtiefe, um Rückschlüsse auf die Belastungsgrenze des Bodens zu geben.
Weltweit gesehen wird die Landwirtschaft in den nächsten 25 Jahren die Produktion von Nahrungsmitteln um 50 Prozent steigern müssen, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Die Produktion muss deutlich intensiviert werden. Viele Böden sind aber schon heute stark degradiert. Ein weiteres Problem bei der Nahrungsmittelproduktion stellt der Klimawandel dar. Ganze Anbausysteme müssen neu überdacht werden.
Letztendlich bleibt als Fazit der Veranstaltung, dass jeder Landwirt darauf bedacht sein sollte das wertvolle "Gut Boden" als seine Produktionsgrundlage möglichst schonend und nachhaltig für noch viele Generationen zu erhalten.
aid, Wilfried Henke

Weitere Informationen:
Zum Thema Bodenschutz ist in Ausgabe 6/2007 der aid Fachzeitschrift "B&B Agrar – Die Zeitschrift für Bildung und Beratung" der Beitrag "Boden und Bodenschutz" erschienen. Er steht zum kostenlosen Download unter www.aid.de, Rubrik Fachzeitschriften/B&B Agrar/Online-Extras zur Verfügung.

Außerdem bietet der aid-Film "Die Haut der Erde" umfassende Informationen über die Produktionsgrundlage Boden.

Müllmenge in der arktischen Tiefsee steigt stark an

Müllmenge in der arktischen Tiefsee steigt stark an

Meereis könnte ein Transportmittel für Plastikmüll sein

Bremerhaven, 8. Februar 2017. Die Arktis hat ein Müllproblem. Innerhalb
von zehn Jahren ist die Verschmutzung an einem Messpunkt in der
arktischen Tiefsee um mehr als das 20-fache gestiegen. Dies ergab eine
Studie von Wissenschaftlerinnen des Alfred-Wegener-Instituts,
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Plastiktüten, Glasscherben und Fischernetze: Trotz der Lage fernab von
Ballungszentren nimmt die Müllmenge in der arktischen Tiefsee immer
weiter zu und stellt somit eine dauerhafte Gefahr für das sensible
Ökosystem dar. Seit 2002 dokumentieren AWI-Wissenschaftlerinnen den Müll
an zwei Messpunkten im sogenannten AWI-Hausgarten. Dabei handelt es
sich um ein Tiefsee-Observatorium des Alfred-Wegener-Instituts, das aus
21 Messstationen in der Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen
besteht. Die Ergebnisse der Langzeitstudie wurden nun in der
Fachzeitschrift Deep-Sea Research I veröffentlicht. „Unsere Messreihe
belegt, dass der Müll in der arktischen Tiefsee in den vergangenen
Jahren stark zugenommen hat“, sagt Erstautorin Mine Tekman.

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen haben an den beiden
Messpunkten den Meeresgrund in einer Tiefe von 2500 Metern beobachtet.
Dafür nutzten sie das ferngesteuerte Kamera-System OFOS (Ocean Floor
Observation System). Seit Beginn der Messung haben sie auf insgesamt
7058 Fotos 89 Müllteile entdeckt. Da sie mit den Kameras nur ein relativ
kleines Gebiet beobachten können, haben die Wissenschaftlerinnen die
Mülldichte auf eine größere Fläche hochgerechnet. So kommen sie in dem
Untersuchungszeitraum von 2002 bis 2014 auf einen Durchschnittswert von
3485 Müllteilen pro Quadratkilometer. Gerade in den letzten Jahren zeigt
die Mülldichte allerdings einen deutlichen Aufwärtstrend. Als die
Wissenschaftlerinnen für 2011 eine Verschmutzung von 4959 Müllteilen pro
Quadratkilometer ausgerechnet hatten, hofften sie noch, dass der hohe
Wert ein Ausreißer sei. Doch die Mülldichte ist seitdem noch weiter
angestiegen und erreichte im Jahr 2014 mit 6333 Müllstücken pro
Quadratkilometer einen neuen Höchstwert.

Besonders dramatisch ist die Situation an der nördlicheren Messstation
mit dem Namen N3. „Hier ist die Verschmutzung in den Jahren von 2004 bis
2014 um mehr als das 20-fache gestiegen“, sagt AWI-Biologin Mine
Tekman. Betrachtet man nur die Ergebnisse des nördlichen
Untersuchungsgebietes in der Eisrandzone, ergab die Messung im Jahr 2004
noch 346 Müllteile pro Quadratkilometer. Zehn Jahre später betrug die
Mülldichte 8082 Teile pro Quadratkilometer. Damit ist die Belastung an
dieser Stelle nahezu identisch mit der höchsten jemals gemessenen
Mülldichte im östlich der Iberischen Halbinsel gelegenen Cap de Creus
Canyon.

Die Wissenschaftlerinnen konnten unter den fotografierten Müllteilen vor
allem Plastik und Glas ausmachen. Glas driftet nicht über größere
Distanzen, sondern sinkt sofort an Ort und Stelle auf den Meeresgrund.
Die Messreihe zeigt entsprechend, dass die Mülldichte in der arktischen
Tiefsee mit der Intensivität der Schifffahrt in der Region zunimmt. Über
die genaue Herkunft des Plastikmülls lässt sich dagegen kaum etwas
sagen. Denn meist hat das Plastik schon eine weite Reise hinter sich,
bevor es den tiefen Meeresgrund erreicht. Allein mit Fotos können die
Wissenschaftlerinnen in den meisten Fällen nicht den Ursprung bestimmen.
Unbestritten ist der Einfluss des Golfstroms auf die Verbreitung von
Plastikmüll in der Arktis, der diese Teile aus den südlichen
Atlantikregionen in die Framstraße transportiert. Allerdings haben die
Autorinnen und Autoren des Artikels auch eine neue Theorie, wie das
Plastik dorthin gekommen sein könnte. Ihre Beobachtungen zeigen einen
Zusammenhang zwischen der Mülldichte und der Meereis-Ausdehnung im
Sommer. „Das Meereis könnte demnach ein Transportmittel für Müll sein
und diesen während der Schmelzperiode im untersuchten Gebiet freigeben“,
sagt Tiefseebiologin Dr. Melanie Bergmann, Koautorin der
Veröffentlichung. „Bislang haben wir das Gegenteil erwartet, da wir das
Eis eher als eine Barriere gegen die Verschmutzung betrachteten.“

Die Wissenschaftlerinnen stehen noch vor einem Rätsel, wann und wie sich
der Plastikmüll auf dem Weg in die Tiefsee verändert. Im Laufe der Zeit
beobachteten sie immer mehr kleine Plastikteile, was die Fragmentierung
größerer Teile und eine zunehmende Belastung mit Mikroplastik nahelegt.
Das ist verwunderlich, weil Plastikmüll in der dunklen Tiefsee nicht
etwa durch UV-Licht zersetzt werden kann und auch die niedrigen
Temperaturen einen Zerfall nicht begünstigen. Im Sommer 2016 haben die
Wissenschaftlerinnen einen bereits zwei Jahre zuvor gesichteten
Plastikfetzen wiederentdeckt. In dieser Zeit hat er sich nicht erkennbar
verändert. Melanie Bergmann meint: „Diese zweimalige Begegnung zeigt
eindrücklich, dass die arktische Tiefsee ein Endlager für Plastikmüll zu
werden droht. Die Ablagerung in der schwer zugänglichen Tiefsee könnte
zum Teil auch erklären, warum wir über den Verbleib von 99 Prozent des
Plastikmülls derzeit nichts wissen.“

Hintergrund zum AWI-Hausgarten und zum OFOS-Kamera-System:

Der AWI-Hausgarten ist das Tiefsee-Observatorium des
Alfred-Wegener-Instituts in der Framstraße. Es besteht zurzeit aus 21
Stationen, die Wassertiefen von 250 bis 5500 Meter umfassen. Seit dem
Jahr 1999 werden an diesen Stationen alljährlich in den Sommermonaten
Probennahmen durchgeführt. Der ganzjährige Einsatz von Verankerungen und
Freifallgeräten, die als Observationsplattformen am Meeresboden dienen,
ermöglicht es, saisonale Veränderungen zu erfassen. Unter Einsatz eines
ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs (Remotely Operated Vehicle, ROV)
werden in regelmäßigen Zeitabständen gezielte Probennahmen vorgenommen,
autonom messende Instrumente positioniert oder betreut, und in situ
Experimente durchgeführt. Der AWI-Hausgarten repräsentiert eine der
Schlüsselregionen im Europäischen Network of Excellence ESONET (European
Seas Observatory Network) und ist Teil des deutschen Long Term
Ecological Research-Netzwerks (LTER-D).

Die Tiefsee-Forscher am Alfred-Wegener-Institut setzen bei
Polarstern-Expeditionen zum AWI-Hausgarten regelmäßig ihr
ferngesteuertes Kamera-System OFOS (Ocean Floor Observation System) ein.
An zwei Messpunkten schwebt es dort in einer Wassertiefe von 2500
Metern etwa 1,5 Meter über dem Meeresboden und macht alle 30 Sekunden
ein Foto. Diese Aufnahmen dienen den Tiefseebiologen vor allem dazu,
Veränderungen in der Artenvielfalt von größeren Tiefseebewohnern wie
Seegurken, Seelilien, Schwämmen, Fischen und Garnelen zu dokumentieren.

Wie ein antarktischer Krake in der Kälte überlebt

Blaues Blut im Eis – Wie ein antarktischer Krake in der Kälte überlebt

Bremerhaven,
den 11. März 2015. Eine antarktische Kraken-Art nutzt eine einmalige
Strategie, um im eiskalten Wasser zu überleben. Dies zeigt eine aktuelle
Studie von Forschern des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum
für Polar- und Meeresforschung (AWI), die jetzt im Open Access
Fachmagazin „Frontiers in Zoology“ erscheint. Die spezialisierten
Blutpigmente des Kraken helfen laut der Studie dabei, dass die Art
widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel ist als antarktische Fische
oder andere antarktische Kraken.

Im Antarktischen Ozean gibt es
trotz unwirtlicher Temperaturen eine artenreiche und diverse Tierwelt.
Die kalte Umgebung führt zwar dazu, dass Sauerstoff aufgrund langsamer
Diffusion nur schwer in die Gewebe transportiert werden kann, allerdings
enthält eiskaltes Wasser große Mengen physikalisch gelösten
Sauerstoffs. Antarktische Fische haben daher einen geringen Bedarf an
aktiven, Sauerstoff transportierenden Pigmenten wie Hämoglobin. Bisher
war jedoch wenig darüber bekannt, wie blaublütige Kraken ihre
Sauerstoffversorgung der kalten Umgebung angepasst haben.

Der
Erstautor Michael Oellermann vom AWI sagt: „Dies ist die erste Studie,
die klare Hinweise darauf liefert, dass funktionelle Änderungen des
blauen Blutpigments der Kraken (Hämocyanin) für eine bessere
Sauerstoffversorgung der Gewebe bei Temperaturen unter 0 °C sorgen. Dies
ist wichtig, weil es eine ganz andere Antwort auf die kalte Umgebung
des Südozeans im Vergleich zu antarktischen Fischen offenbart. Unsere
Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass die untersuchten Kraken
mittels einer besseren Sauerstoffversorgung durch Hämocyanin bei höheren
Temperaturen besser ausgestattet sind als die antarktischen Fische, um
sich an eine Klimaerwärmung anzupassen.

Kraken haben drei Herzen
und kontraktile Gefäße, die die Hämolymphe durch den Körper pumpen.
Diese Blutflüssigkeit enthält das blaue Hämocyanin, das dem roten
Blutfarbstoff Hämoglobin der Wirbeltiere entspricht. Um herauszufinden,
wodurch das Hämocyanin der antarktischen Krake so gut an kaltes Wasser
angepasst ist, sammelten und untersuchten die Forscher Hämolymphe der in
der Antarktis verbreiteten Art Pareledone charcoti sowie die zweier
Krakenarten aus wärmeren Gewässern: des südostaustralischen Octopus
pallidus und von Eledone moschata aus dem Mittelmeer.

Die
antarktische Krake Pareledone charcoti hatte die höchste Konzentration
von Hämocyanin im Blut. Mit mindestens 40 % mehr als die beiden
Vergleichsarten bedeutet dies eine der höchsten je bei Kraken gefundenen
Konzentration. Die hohe Konzentration an Blutpigmenten kompensiert die
geringe Fähigkeit des Hämocyanins, bei geringen Temperaturen Sauerstoff
abzugeben, berichten die Autoren. So werden die Gewebe ausreichend mit
Sauerstoff versorgt.

Außerdem funktionierte der
Sauerstoffaustausch zwischen Kiemen und Gewebe über das Hämocyanin der
antarktischen Krake bei 10 °C viel besser als bei 0 °C. Das Hämocyanin
dieser Tiere hatte bei 10 °C das Potential, mit 76,7 % viel mehr
Sauerstoff abzugeben, als die Blutpigmente der Warmwasserarten Octopus
pallidus mit 33,0 % und Eledone moschata mit 29,8 %. Zusätzlich zur
Kälteanpassung könnte dieser Mechanismus dafür nützlich sein, dass
Pareledone charcoti höhere Temperaturen tolerieren kann – ein möglicher
Link zur Lebensweise dieser Art, die auch in wärmerem Flachwasser und
Gezeitentümpeln vorkommt.

In Anbetracht der starken Erwärmung
rund um die Antarktische Halbinsel könnte Pareledone charcoti von der
Kapazität profitieren, die Sauerstoffversorgung im Blut besser an
variierende Temperarturbedingen anpassen zu können als andere Arten wie
antarktische Fische.

Diese neuen Ergebnisse zeigen, wie das
Blutpigment Hämocyanin die Sauerstoffversorgung sowohl in warmer als
auch in eiskalter Umgebung gewährleistet. Diese Fähigkeit könnte ein
Grund dafür sein, warum Kraken ein so weites Spektrum von Lebensräumen
besiedeln.

Wann ist der richtige Schnittzeitpunkt für Grassilage?

Nicht zu früh, nicht zu spät
Wann ist der richtige Schnittzeitpunkt für Grassilage?
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(aid) – Für die Fütterung von Hochleistungskühen ist eine qualitativ hochwertige Grassilage mit hoher Energiedichte (> 6 MJ NEL/kg TS) unerlässlich. Neben vielen anderen Einflussfaktoren entscheidet beim ersten Aufwuchs vor allem die Wahl des richtigen Schnittzeitpunktes über die Qualität der Silage. Orientierung bietet dabei der durchschnittliche Rohfasergehalt der Gräser. Denn die höchsten Energiegehalte erreicht der Aufwuchs bei maximal 22 bis 23 Prozent Rohfaser in der Trockenmasse. Auch die Silierfähigkeit ist bei diesen Gehalten sehr günstig, da die Gräser hohe Zuckergehalte aufweisen und sich im Silo gut verdichten lassen. Praktiker erkennen den optimalen Schnittzeitpunkt am Wachstumsstadium des Grasbestandes.

Als Faustregel gilt: Es sollte gemäht werden, wenn die bestandsbildenden Gräser mit dem Schieben der Ähren bzw. Rispen beginnen. Doch die Spanne für diese ideale Phase ist sehr kurz und umfasst beim ersten Aufwuchs nur drei bis maximal fünf Erntetage. Untersuchungen zur Reife bei Grasbeständen haben gezeigt, dass der Rohfasergehalt in der Trockenmasse je nach Witterung im Mai täglich um 0,3 bis 0,5 Prozent ansteigt. Ab einem Rohfasergehalt von 24 Prozent sinken mit jeder Verzögerung die Verdaulichkeit und der Energiegehalt der Silage. Hinzu kommt, dass sich bei verspätetem erstem Schnitt auch der Folgeaufwuchs verzögert, was wiederum Ertrag kostet. Deshalb sollten Landwirte einen zu späten Schnitt unbedingt vermeiden, soweit dies nicht witterungsbedingt notwendig ist. Auch eine zu frühe Mahd hat Nachteile, da Gesamtertrag verschenkt wird und die angestrebten maximalen Energiegehalte im Gras noch nicht erreicht sind.

Bei den späteren Schnitten im Jahr ist die Spanne für den optimalen Schnittzeitpunkt dagegen größer. Das gilt auch für leguminosenreiche Bestände wie Kleegras oder Luzerne.
Jürgen Beckhoff, www.aid.de

Weitere Informationen:

aid-Heft "Qualitäts-Grassilage – vom Feld bis in den Trog", Bestell-Nr. 61-1563, Preis: 4,50 Euro. http://www.aid-medienshop.de

Wie ausgerechnet Pinguine uns das Fliegen lehren

(aid) – Biologische Vielfalt spielt sich nicht nur im Mikrokosmos der kleineren Lebewesen ab, sondern betrifft auch vergleichsweise große Arten. Von Menschenhand wurden schon unzählige Großlebewesen ausgerottet und mit ihnen wertvolle Ideen der Natur. Inzwischen hat jedoch ein Umdenken eingesetzt und der Mensch weiß, dass es klug ist, die Natur ganz genau zu beobachten und deren intelligente Prinzipien zu nutzen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ausgerechnet der watschelnde Pinguin für uns einmal Lehrmeister einer besonders energieeffizienten Fortbewegungsweise sein würde? Wissenschaftler fanden heraus, dass Pinguine unter Wasser hohe Geschwindigkeiten erreichen und dafür wenig Energie verbrauchen. Mit umgerechnet einem Liter Benzin kommt das schwarz-weiße Geschoss unter Wasser 1.500 Kilometer weit. Besonders spannend für die Forschung war die Tatsache, dass der Vogel dabei nicht seinen Rumpf bewegt, um Schubkraft zu erzeugen. Dies erledigen die Flügel. Beim Bau von U-Booten oder Zeppelinen, die ebenfall
s mit einem starren Rumpf auskommen müssen, versuchte man daher die Körperform der Pinguine zu imitieren. Denn schließlich wurde der Pinguin im Laufe der Evolution optimal geformt. Anhand des lebenden Vorbildes wurden Modell-Strömungskörper gebaut, die als Vorlagen für weitere technische Entwicklungen dienen. "Fliegen wie ein Pinguin" klingt paradox, aber manchmal steckt in der Natur eben erst auf den zweiten Blick ein Wunder, das es zu erforschen gilt.
aid, Friederike Eversheim