Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Hirn-Scan sagt Behandlungserfolg bei Depressionen vorher

Schwere Depression

Hirn-Scan sagt Behandlungserfolg vorher

Berlin – Eine nuklearmedizinische Untersuchung könnte Psychiatern künftig helfen, die richtige Entscheidung zur Behandlung einer schweren Depression zu treffen. Ob Medikamente oder eine Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) besser wirken, konnten US-Mediziner an der Aktivität in einer bestimmten Hirnregion vorhersagen. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler kürzlich in der Fachzeitschrift „JAMA Psych iatry“ veröffentlicht. Die Untersuchung könnte nach Ansicht des Berufsverbands Deutscher Nuklearmediziner e. V. (BDN) die Behandlung von Menschen mit Depressionen verbessern und das Verständnis der Erkrankung verändern.

Medikamente und Psychotherapie sind bei der Depression häufig konkurrierende Behandlungsmethoden. Beide Therapien führen auf Anhieb nur bei etwa 40 Prozent der Patienten zum Erfolg, und manchmal vergehen mehrere Monate, bis der Psychiater ein wirksames Mittel gefunden hat. „In den vergangenen Jahren wurden daher Anstrengungen unternommen, um anhand von Symptomen, Labortests oder der Bestimmung der Hirnströme den Therapieerfolg vorherzusagen“, berichtet Professor Dr. med. Detlef Moka, Vorsitzender des BDN. „Doch ein geeigneter Biomarker wurde b isher nicht gefunden.“

Mediziner der Emory Universität in Atlanta/Georgia scheinen jetzt mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung mehr Erfolg gehabt zu haben. Die Forscher nutzen die Möglichkeiten der Positronen-Emissions-Tomografie (PET), die den Glukoseverbrauch und damit die Aktivität in den einzelnen Hirnregionen misst. Den Patienten werden dabei schwach radioaktiv markierte Zuckermoleküle in die Vene gespritzt, deren Verteilung im Gehirn ein PET-Scanner erfasst. Die Untersuchung ist gefahrlos, die Strahlenbelastung in etwa so hoch wie bei einer Röntgenuntersuchung. Das radioaktive Kontrastmittel scheidet der Körper nach wenigen Stunden mit dem Urin und dem Stuhl wieder aus.

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Das US-Forscherteam um Helen Mayberg hatte nun die Idee, bei den Aufnahmen auf die Aktivität in der sogenannten Inselrinde oder Insellappen zu achten – einer Hirnregion, die über dem Ohr liegt. „Die Insula gehört zu den Schaltstellen des Gehirns, die das Gefühlsleben beeinflussen, und der vordere Abschnitt wurde schon länger mit der schweren Depression in Verbindung gebracht“, erläutert Detlef Moka. Ergebnis der US-Studie: Ein verminderter Glukoseverbrauch in der Insula im Vergleich zum restlichen Großhirn ist mit guten Behandlungschancen einer kognitiven Verhaltenstherapie verbunden. Patienten mit einem gesteigerten Glukoseverbrauch in der Insula sprechen dagegen eher auf eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva an.

Die Studie, die kürzlich in „JAMA Psychiatry“ veröffentlich wurde, war mit 67 Teilnehmern relativ klein. Sollten sich die Ergebnisse aber in weiteren Studien bestätigen, wären sie von großer Bedeutung nicht nur für die Therapie, sondern auch für das Verständnis der Depression. „Depressionen sind in Deutschland fast zu einer Volkskrankheit geworden. Die Verzögerungen, die sich aus der langwierigen Suche nach einer effektiven Therapie ergeben können, sind sehr belastend für die Betroffenen und zudem ein Kostenfaktor“, sagt Detlef Moka.

Die gegensätzliche Aktivierung der Insula könnte nach Ansicht des Experten auch darauf hinweisen, dass es zwei Varianten der schweren Depression gibt, die unterschiedlich behandelt werden müssen und denen möglicherweise auch verschiedene Ursachen zugrunde liegen. „Die PET-Technik könnte helfen, die Grundlagen der Erkrankung besser auszuleuchten“, so BDN-Vorsitzender Detlef Moka.

Körpereigene Abwehrmechanismen beschäftigen internationale Forscher

Spezialisten diskutieren Grundlagen an der Kieler Uni

Epithelien, Zellschichten, die die inneren und äußeren Oberflächen des Körpers auskleiden, sind permanent dem Angriff von Krankheitserregern ausgesetzt. Erstaunlicherweise kommt es aber an diesen natürlichen Barrieren nur selten zu Infektionen. Vom 30. August bis 1. September beleuchten über 20 Spezialis-ten während des internationalen Symposiums "Molecular Mechanisms of Epi-thelial Defense” (Molekulare Mechanismen der epithelialen Abwehr) in Kiel die Mechanismen der Abwehr von Krankheitserregern.

Die englischen Fachvorträge behandeln sowohl bereits publizierte wie auch neue Forschungsergebnisse und werden im Hörsaal der Kinderklinik des Uni-versitätsklinikums Schleswig-Holstein (UK-SH), Campus Kiel, gehalten. Die Tagung wird gemeinsam organisiert vom Sonderforschungsbereich (SFB) 617 und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Sie richtet sich an interessiertes, fachkundiges Publikum und ist kostenlos, weitere Informationen und Anmeldung unter www.uni-kiel.de/SFB617/.

Während des Symposiums werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Schweden und den USA über ihre Forschungsschwerpunkte referieren, von Immunität am Modell der wirbellosen Tiere bis zu entzündlichen Erkrankungen an Grenzflächen des Menschen.

Mit Sonderforschungsbereichen fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) langfristige Forschungsprojekte, die Wissenschaftler aus mehreren Ar-beitsgruppen und Disziplinen zusammenbringen, um neue Erkenntnisse zu einem Thema zu erlangen. Der SFB 617 ist seit 2002 an der Uni Kiel und am Forschungszentrum Borstel angesiedelt und beschäftigt sich mit der Rolle des Epithels als möglichen Teil des angeborenen Immunsystems.

Kontakt:
Prof. Dr. Jens-Michael Schröder
Sprecher des SFB 617
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Universitätsklinikum Kiel
Tel: 0431/597-1536
E-Mail: jschroeder@dermatology.uni-kiel.de
SFB-Sekretariat: drottmann@dermatology.uni-kiel.de

Krebspatienten oft mit genetischem Risiko

fzm – Jede zehnte bis zwanzigste Krebserkrankung ist erblich bedingt.
Die Menschen erkranken, weil ein oder mehrere Gene die Entstehung des
Tumors begünstigen. Häufig besteht dann die Gefahr weiterer Tumoren,
und auch enge Verwandte der Krebspatienten sind krebsgefährdet. Eine
humangenetische Untersuchung würde vielfach Klarheit verschaffen. Doch
nur wenige Betroffene nehmen die Dienste der Humangenetiker in
Anspruch, beklagt der Psychologe Gregor Weißflog von der Universität
Leipzig in einem Beitrag der DMW Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006).

Ein erster Hinweis auf eine erbliche Krebsform liegt laut Weißflog vor,
wenn zwei oder mehr enge Verwandte am gleichen Krebs erkranken. Ein
weiteres Kennzeichen ist ein ungewöhnlich junges Erkrankungsalter. Wenn
dann eine der etwa 25 verschiedenen Krebserkrankungen vorliegt, bei
denen eine Vererbung möglich ist, sollten die Patienten von einem
Humangenetiker untersucht werden. Dieser führt dann eine
Stammbaumanalyse durch. Häufig kann der Verdacht auch durch einen
Gentest bestätigt werden. Doch Beratungen sind die Ausnahme: "Unsere
Untersuchung hat gezeigt, dass nur zwölf Prozent der Patienten mit
Verdacht auf einen erblichen Tumor eine Beratung erhalten", berichtet
Weißflog. Der Psychologe vermutet, dass viele Ärzte die Patienten nicht
auf die Möglichkeit hinweisen. Warum dies nicht geschieht, darüber kann
Weißflog nur spekulieren. Vielleicht seien viele Ärzte unzureichend
informiert oder Zeitdruck und andere Hemmnisse halte sie davon ab, ihre
Patienten ausreichend zu befragen. An Fortbildungsmöglichkeiten oder
Nachschlag-Manualen fehle es jedenfalls nicht und auch die Richtlinien
der Bundesärztekammer würden die Beratung fordern. Wenn sie
unterbleibe, dann habe dies für die Patienten und für eventuell
betroffene Angehörige negative Auswirkungen. Weißflog: "Für einige
genetisch bedingte Krebserkrankungen konnte bereits nachgewiesen
werden, dass die Sterberate durch eine Früherkennung gesenkt werden
kann."

G. Weißflog et al.:

Bedeutung der Identifikation von hereditären Tumorerkrankungen in der onkologischen Routinediagnostik

Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (1/2): 26-28

Im Internet

Projekt Molekulargenetische Unter- und Überdiagnostik der Universität Leipzig

http://www.uni-leipzig.de/~sasm/projekte/weissflog01.htm

Parkinson: Mit kleinen Tricks von Schritt zu Schritt

fzm – Plötzlich scheinen die Füße am Boden festzukleben, und der nächste Schritt will einfach nicht gelingen – von diesem als "Freezing of Gait" bezeichneten Phänomen sind bis zu 60 Prozent der Parkinson-Patienten betroffen. Um schneller wieder in Gang zu kommen, können die Betroffenen auf externe Auslöser, so genannte Cues, zurückgreifen. Wie diese kleinen Tricks dazu beitragen, die motorische Blockade zu überwinden, beschreiben die Physiotherapeutinnen Frauke Schroeteler und Kerstin Ziegler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "physiopraxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009).

"Patienten, die unter Freezing of Gait leiden, sind erheblich in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt", betonen die Therapeutinnen, die sich am Neurologischen Krankenhaus München hauptsächlich der Behandlung von Patienten mit Parkinson-Syndromen widmen. Den Betroffenen kann es etwa passieren, dass sie vor der geöffneten U-Bahn-Tür stehen, es ihnen aber nicht gelingt, die Füße rechtzeitig vom Boden zu lösen um die Bahn zu betreten. Es ist daher sinnvoll, die Überwindung solcher Freezing-Blockaden im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung zu trainieren. Externe Signale sind dabei ein einfaches und effektives Hilfsmittel.

Je nach Art der motorischen Blockade und den Vorlieben des Patienten stehen unterschiedliche "Taktgeber" zur Verfügung, wie Frauke Schroeteler und Kerstin Ziegler schreiben. Oft haben die Betroffenen Probleme damit, nach längerem Sitzen oder Stehen den ersten Schritt zu tun – wie im U-Bahn-Beispiel. Dann helfen sogenannte One-off-Cues, Auslöser also, die einmalig angewendet werden, um den Bewegungsbeginn zu erleichtern. So kann etwa ein einfacher Laserpointer, der sich unauffällig in der Jackentasche verstauen lässt, als optischer Signalgeber dienen: Der Patient projiziert bei Bedarf einen Lichtpunkt dort vor sich auf den Boden, wohin er den Fuß setzen möchte. Manche Patienten profitieren auch von einem Anti-Freezing-Gehstock, der auf Knopfdruck eine kleine Leiste in Bodennähe ausklappt. Diese dient ebenfalls als visueller Cue für den nächsten Schritt.

Auch mithilfe akustischer Signale lässt sich die motorische Blockade überwinden, etwa indem der Patient in die Hände klatscht oder einzelne Wörter oder Zahlen ausspricht. Wenn die Freezing-Episoden gehäuft auch während des Laufens auftreten, können rhythmische Cues hilfreich sein. Rhythmusbetonte Musik, das regelmäßige Klicken eines Metronoms oder gedankliches Zählen können den Lauftakt vorgeben und dabei helfen, Unterbrechungen zu verhindern.

Welcher externe Auslöser auch gewählt wird, immer gilt: Viel trainieren hilft viel. Schroeteler und Ziegler verweisen auf Studien, nach denen sich mit steigender Trainingsintensität die Dauer der Freezing-Episoden verkürzt. Demnach sollten auch alltägliche multiple-task-Situationen, in denen der Patient sich nicht völlig auf das Gehen konzentrieren kann, bereits in der Therapie trainiert werden. Dann, so die Münchener Therapeutinnen, kann der eingeübte Umgang mit den externen Cues letztlich leichter in den Alltag übertragen werden.

Training festigt Erinnerungen im Gehirn

Spezialtraining festigt Erinnerungen im Gehirn
Audio- und olfaktorischer Kontext begünstigt Konsolidierung
 
Schlaf: Übung festigt Erinnerung im Hirn (Foto: pixelio.de, C. Dumat)

Evanston/Salzburg (pte001/17.04.2013/06:00) – Das Trainieren, sich an bestimmte Ereignisse zu erinnern, kann deren Festigung im Gehirn begünstigen. Die Übung kann zudem wach oder im Schlaf durchgeführt werden, wie Forscher der Northwestern University http://northwestern.edu herausgefunden haben. Wenn eine Information einen hohen Stellenwert für eine Person hat, wie beispielsweise eine Form, mehr Geld zu verdienen, geht sie die Erinnerung wahrscheinlicher im Schlaf durch und erinnert sich folglich später daran.

Für die Studie mussten sich die Probanden an die Orte von Objekten auf einem Computerdisplay erinnern. Jedes Objekt repräsentierte eine bestimmte Geldsumme, die die Teilnehmer bekommen würden, wenn sie sich nach dem Schlafen an deren Ort erinnerten. Jedes Objekt wurde zudem mit einem bestimmten charakteristischen Sound vorgeführt. Während des Schlafens sowie der Wachheit wurden einige dieser Geräusche manipulativ gespielt, um die Teilnehmer an die wertlosen Objekte unbewusst zu erinnern.

Kontext entscheidend

"Je stärker der explizite Zugang ist, umso einfacher können sich Menschen Sachverhalte merken. Wir haben das beispielsweise mit Wortpaaren durchgeführt, wobei jeweils zwei unabhängige Wörter miteinander verknüpft wurden – zum Beispiel Hund und Keks. Wenn eine Person demnach einen Hund besitzt, der gerne Kekse isst, kann sie sich dies eher merken als andere Personen", schildert Kerstin Hödlmoser vom Institut der Psychologie an der Universität Salzburg http://uni-salzburg.at gegenüber pressetext.

Der Kontext – auch in Verknüpfung mit Gerüchen oder Geräuschen – sei für ein besseres Abrufen eines Ereignisses wesentlich. Das Manipulieren während des Schlafens hänge zudem von dem jeweiligen Schlafstadium ab – das heisst, eine Festigung funktioniere nur während bestimmten Oszillationen.

Bewusstes Vergessen im Schlaf

Der Wissenschaftlerin zufolge gibt es auch einige wenige psychologische Ansätze in umgekehrter Richtung – dass Menschen Ereignisse bewusst löschen können. "Die Versuchpersonen wurden dazu aufgefordert, einen Inhalt am Abend zu lernen. Sie wurden später aber angeleitet, alles wieder zu vergessen. Die Versuchspersonen im Schlaf konnten diese Anleitung besser befolgen als diejenigen, die schlecht geschlafen haben", erklärt die Expertin. Diese Richtung sei jedoch noch unzulänglich erforscht.

Diabetes: Vorsicht bei blutzuckersenkenden Artikel

Bochum, 13. Juli 2015:

Im British Medical Journal (BMJ) erschien am 1. Juli 2015 eine Analyse aller
Publikationen von randomisiert- kontrollierten Studien (RCT´s) über
blutzuckersenkende Medikamente von 1993 bis 2013 (1). Von den 110 „Top“-Autoren,
die auf den Veröffentlichungen von 991 RCT´s erschienen, wurden pro Autor im
Durchschnitt 20 Arbeiten (4-47), von 11 unter ihnen sogar 42 Arbeiten (36-77)
publiziert. 48 der 110 Top-Autoren waren Angestellte pharmazeutischer
Unternehmen, von den 991 RCT´s waren 906 kommerziell gesponsert. Bei 704
Artikeln konnte ein Interessenskonflikt untersucht werden: Nur 6% (n=42) waren
völlig unabhängig. Schreibagenturen wurde in den Publikationen über die 991
RCT´s in 439 Fällen (44% ) gedankt.

Von 1993-2013 fanden sich in PubMed 3782 Artikel von 13 592 Autoren über neue
blutzuckersenkende Substanzen. Davon wurden die 110 „profiliertesten“ Autoren
ausgewählt, die 991 RCT´s veröffentlicht hatten. Namen von Personen werden in
der Publikation im British Medical Journal nicht genannt. Die meisten Teilnehmer
an internationalen Diabeteskongressen werden aber wohl zumindest einige von
ihnen schon gesehen und gehört haben. Die Namen kann man auch immer wieder in
den medizinischen Zeitschriften lesen. Eine Wertung dieser Tatsache bzw.
derartiger Publikationen von „Super-Trialisten“ wird im BMJ nicht vorgenommen,
wohl aber wird empfohlen, zukünftig den Anteil eines Autors bei der
Studienplanung, der Durchführung, der Auswertung, Analyse oder der
Manuskriptabfassung besser kenntlich zu machen. Ein Editorial des BMJ zu dieser
Analyse formuliert als Titel die Frage: „Are profilic authors too much for a
good thing?“ (2).

Kommentar

Das International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE) hat vier
Kriterien für eine Autorenschaft aufgestellt, die alle erfüllt sein müssen: 1.
Wesentlicher Beitrag zu Planung, Protokoll, Beschaffung, Analyse oder
Interpretation der Daten. 2. Manuskriptentwurf oder Revision des Artikels. 3.
Finale Approbation vor Veröffentlichung. 4. Verantwortlichkeit für die
Richtigkeit und Vollständigkeit. Dies betrifft jeden einzelnen der Autoren (3).
Eine retrospektive Analyse hatte nur bei 21% der Artikel ergeben, dass diese
Kriterien erfüllt waren. Es wurden weiterhin oft Namen von „honorary authors“
ohne wesentlichen Beitrag genannt, umgekehrt wurden Namen von „ghost authors“
weggelassen.

Auf internationalen Kongressen wie etwa dem Europäischen Diabeteskongress in
Wien 2014 wurden in manchen Plenarvorträgen zu neuen Antidiabetika jedoch
mitwirkende Schreibagenturen schon erwähnt.

Der Referent kennt aus seiner aktiven Zeit als Klinikdirektor Manuskripte für
Übersichtsartikel zu neuen Diabetesmedikamenten, die von Ghost-Writern verfasst
waren und renommierten Zeitschriften angeboten werden sollten. Die Texte wurden
ihm von Firmen mit der Bitte vorgelegt, sie durchzusehen und als Erstautor zu
fungieren. Er hat dies, und auch das angebotene Honorar, abgelehnt. Diese
Entwürfe der Schreibagenturen enthielten zwar keine Fehler oder nicht
zutreffende Aussagen, allerdings manche Auslassungen. Die Formulierungen waren
so gewählt, dass man ungünstige Befunde oder negative Tatsachen etwa über neue
Diabetesmedikamente beim üblichen Durchlesen kaum oder nicht bemerkte, wenn man
sie nicht schon vorher schon gekannt hatte.

Helmut Schatz

Antibakterieller Stoff nutzt Algen statt Silber

pte20141001004 Forschung/Technologie, Medizin/Wellness

Antibakterieller Stoff nutzt Algen statt Silber

Potenzial als Staphylokokken-Killer ohne Gesundheitsrisiken

(pte004/01.10.2014/06:10) – Antibakterielle Gewebe nutzen bislang oft
Silberionen, die selbst als potenziell gesundheitsschädlich gelten.
Daher setzen Forscher an der schwedischen Königlichen Technischen
Hochschule (KTH) http://kth.se nun auf die in Rotalgen vorkommende Substanz Lanosol als sicherere Alternative.

Einsatz in Spitälern

Das Team hat ultradünne Kunststoff-Fäden gefertigt, die gleichmäßig von
dieser Verbindung durchsetzt sind. Gewebe aus diesem Material könnten
beispielsweise für Spitäler interessant sein. Denn Lanosol ist wirksam
gegen Staphylokokken, die für viele Krankenhausinfektionen
verantwortlich sind.

Silberionen sind für ihre antibakterielle Wirkung bekannt und haben
daher selbst schon in Smartphone-Glas Einzug gehalten (pressetext
berichtete: http://pte.com/news/20140107001 ). Allerdings ist der Einsatz von Silber umstritten, beispielsweise hat
in Schweden eine nationale Behörde das Edelmetall selbst als
Gesundheitsrisiko eingestuft. Doch antibakterielle Stoffe sind
beispielsweise für die Prävention von Krankenhausinfektionen sinnvoll.
Hier kommen die neuen KTH-Fäden mit dem Naturprodukt Lanosol als
mögliche Silber-Alternative ins Spiel.

Dünner als ein Haar

Das Team um den KTH-Polymerforscher Mikael Hedenqvist hat ein Verfahren
namens "Electrospinnen" genutzt, um einen biokompatiblen Kunststoff und
Lanosol zu verarbeiten. "Das produziert sehr dünne Fäden, mit einer
Dicke von etwa einem Hundertstel der eines menschlichen Haares", so
Hedenqvist.

Das hat den Vorteil, dass ein Gewebe aus dem Faden eine große Wirkfläche
hat, dank der es effektiver Bakterien abtötet. Zudem verteilt sich die
Substanz gleichmäßig, während silberhältige Partikel oft Klumpen bilden.
Daher hat der Faden auch gute mechanische Eigenschaften. Er ist für
gewobene wie ungeordnete Materialien geeignet.

Hedenqvist zufolge könnten die neuen Fäden in Zukunft beispielsweise für
Luftfilter oder in Textilien in Krankenhäusern zum Einsatz kommen. Denn
Untersuchungen zufolge tötet die aktive Substanz 99,99 Prozent aller
Bakterien vom Typ Staphylococcus aureus ab. Diese Spezies ist einer der
häufigsten Auslöser von Krankenhausinfektionen, zudem treten zunehmend
Antibiotika-Multiresistente Stämme auf. Entsprechend groß ist der
potenzielle Nutzen von antimikrobiellen Stoffen, die eine Ausbreitung
dieser Bakterien verhindern.

Reisedurchfall ist Risikofaktor

Das Einhalten einfacher Verhaltensregeln schützt vor Montezumas Rache

Aachen (pte/27.06.2005/15:30) – Der Reisedurchfall ist die häufigste
Erkrankung im Urlaub. Jeder zweite Urlauber leidet während seiner
Ferien an Reisediarrhö, wobei das Risiko erheblich vom Reiseziel und
dem individuellen Reisestil abhängt. Durch das Einhalten von einfachen
Verhaltensregeln lässt sich diese Erkrankung jedoch verhindern. "Neben
vernünftiger Hygiene gilt die alte englische Kolonialweisheit "Boil it,
cook it, peel it or leave it!" als Faustformel. Also: Wasser immer
abkochen, die Nahrungsmittel ausreichend erhitzen, Obst und Gemüse
großzügig schälen oder darauf verzichten", berichtet Diplom
Oecotrophologin Ann-Margret Heyenga von der Gesellschaft für
Ernährungsmedizin und Diätetik (GfED) http://www.ernaehrungsmed.de.

Verursacher des Reisedurchfalls sind in den meisten Fällen
Mikroorganismen, die der Urlauber über Trinkwasser oder Lebensmittel
aufnimmt. Wenn der Kreislauf und das Abwehrsystem zudem durch
ungewohnte Klimaverhältnisse, Jetlag und fremde Essgewohnheiten
geschwächt sind, haben die Krankheitserreger leichtes Spiel. Jede
Durchfallerkrankung geht mit einem hohen Verlust an Flüssigkeit und
lebenswichtigen Mineralstoffen einher, was vor allem bei Kindern und
älteren Menschen zu schneller Austrocknung und Kreislaufstörungen
führen kann.

Während und nach dem Durchfall muss der Betroffene auf eine
ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Zu empfehlen sind stilles
Wasser, Kamillen- oder Fencheltee oder eine kräftigende Bouillon. Cola
ist nicht zum Flüssigkeitsersatz bei Durchfall geeignet, da neben dem
hohen Kaloriengehalt das enthaltene Koffein und der hohe Zuckergehalt
den Darm reizen und die Symptomatik dadurch verstärken. Bereits vor
Reiseantritt sollten Informationen beim Arzt oder Apotheker eingeholt
und die wichtigsten Medikamente für den Urlaub besorgt werden. In jede
Reiseapotheke gehören Elektrolytersatz-Präparate, Mittel gegen Übelkeit
und gegen Durchfall, betont Heyenga. Bei schweren
Durchfall-Erkrankungen oder wenn der Durchfall länger als zwei Tage
andauert, sollte man allerdings auf eine Selbstmedikation verzichten
und einen Arzt aufsuchen.

Zu den riskanten Lebensmittelgruppen im Urlaub zählen eisgekühlte
Getränke (Eiswürfel), rohe Salate und Salatsoßen, ungekochtes Wasser
(Leitungswasser), Getränke ohne Versiegelung, ungeschältes Gemüse und
Obst, rohes Fleisch, roher Fisch und Meeresfrüchte, Sahneeis, Softeis,
Mayonnaise und Milch.

Cholesterin Das populäre Unbekannte

Cholesterin Das populäre Unbekannte

Fast die Hälfte aller Deutschen schätzt einen zu hohen Cholesterinwert als gesundheitliches Risiko ein. Doch nur ein geringer Teil berücksichtigt den Cholesteringehalt bei der Auswahl seiner Lebensmittel. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftsjahres Gesundheitsforschung anlässlich des bundesweiten Aktions-Tags des Cholesterins am 17. Juni 2011.

Den meisten Deutschen ist Cholesterin allerdings ein Begriff. So haben fast drei Viertel der Befragten ihre eigenen Werte schon einmal beim Arzt bestimmen lassen. Allerdings wissen die Befragten wenig darüber, in welchen Lebensmitteln Cholesterin eigentlich enthalten ist: So nennt zum Beispiel jeder Dritte Nüsse als cholesterinhaltiges Lebensmittel. Cholesterin befindet sich aber nur in Lebensmitteln tierischer Herkunft. Butter und Eier wurden immerhin von der Hälfte der Befragten als cholesterinrelevant eingestuft. Doch auch welche Rolle Cholesterin für den eigenen Körper und seine Gesundheit spielt, ist weniger bekannt. Dabei ist ein erhöhter Cholesterinwert ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen noch immer eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.

Eine hohe Zufuhr von Nahrungscholestrol erhöht nur bei einigen Menschen direkt den Cholesterinspiegel im Blut. Viele Studien belegen jedoch, dass eine ausgewogene energiearme Ernährung mit vielen ballaststoffreichen Getreideprodukten und einem hohen Anteil an pflanzlichen Ölen bei der Fettzufuhr sich bei vielen Menschen günstig auf den Cholesterinspiegel auswirken, sagt Prof. Dr. Heiner Boing, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die Umfrage zeigt deutlich, dass aber immer noch Aufklärungsbedarf besteht.

Aufklärung darüber zum Beispiel, dass Cholesterin nichts Schlechtes ist. Denn es gehört zur Gruppe der Fette und ist lebensnotwendig. Es wird nicht nur über die Nahrung aufgenommen, sondern vor allem auch körpereigen produziert als Bestandteil der Zellmembrane und Vorstufe vieler wichtiger Substanzen im menschlichen Körper. Aus der Leber gelangt es über die Blutbahn zu den Zellen, die es dann über Rezeptoren aufnehmen. Da Cholesterin nur schlecht wasserlöslich ist, muss es im Blut transportiert werden. Das erledigen die Lipoproteine LDL und HDL.

Während HDL überschüssiges Cholesterin zur Leber zurückbringt und sogar Ablagerungen von den Gefäßwänden entfernen kann, gibt LDL das überschüssige Cholesterin, zum Beispiel durch die Aufnahme zu vieler tierischer Fette, das die Zellen nicht aufnehmen können, einfach ins Blut ab. So kommt es zu einer hohen Cholesterinkonzentration im Blut. Das kann wiederum zur Arterienverkalkung führen mit den bekannten Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Eine falsche Ernährung ist aber nicht der einzige mögliche Grund für einen erhöhten Cholesterinspiegel. In seltenen Fällen kann dieser auch erblich bedingt sein. Bei Betroffenen kann das Cholesterin wegen veränderter Rezeptoren nicht in die Zellen aufgenommen werden und verbleibt deshalb länger in der Blutbahn der Cholesterinspiegel steigt.

Wiederholungs-Operationen vermeiden

Verbesserte Techniken ersparen Patienten weitere operative Eingriffe

Berlin – Trotz aller Fortschritte in der Chirurgie sind sogenannte „Wiederholungseingriffe“ oft nicht vermeidbar: Ein wiederholter Eingriff ist notwendig, wenn es nach einer Operation Komplikationen gibt oder die ursprüngliche Erkrankung erneut auftritt. Welche Verfahren und Maßnahmen das Risiko von Komplikationen und Rückfällen senken ist Schwerpunktthema des 125. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) vom 22. bis zum 25. April 2008 in Berlin.

Bei operativen Eingriffen im Bauchraum können die Schnittöffnungen sehr groß werden. Mit der Größe des Bauchschnittes wächst das Risiko, dass die verschlossene Wunde später wieder aufbricht. „Ein besonders hohes Risiko für einen Narbenbruch weisen Patienten mit Übergewicht oder nach großen Eingriffen an den Bauchgefäßen auf“, sagt Professor Dr. med. Köckerling, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (DGVC), Berlin. Mit welchen Verfahren Ärzte auch große Bauchschnitte sicher verschließen, hat das Studienzentrum der DGCH in Heidelberg (SDGC) in einer groß angelegten Vergleichsstudie untersucht. Erste Ergebnisse und zukünftige Projekte stellen Experten auf dem 125. Chirurgenkongress in Berlin vor.

Muss im Bauchraum erneut operiert werden, erfordert dies vom Chirurgen viel Erfahrung. Denn Narben und Veränderungen des bereits operierten Gewebes erschweren den Wiederholungseingriff. Deutsche Qualitätssicherungsstudien zeigen, dass zwölf bis 15 Prozent der Leistenbrüche und zehn bis 15 Prozent der Refluxoperationen bei ausgeprägtem Sodbrennen erneut operiert werden müssen. „Für diese Fälle gibt es Maßnahmen, wie beispielsweise die Verwendung von Netzen“, erläutert Professor Köckerling.

Die Deutsche Gesellschaft für Viszeralchirurgie wird im Rahmen des Chirurgenkongresses in mehreren Sitzungen über die neuesten Techniken bei Wiederholungseingriffen im Bauchraum informieren. Auf einer Pressekonferenz der DGCH am 22. April 2008, zeigt DGVC-Präsident Professor Köckerling, wo es neue Erkenntnisse gibt und wie diese zukünftig zum Wohle der Patienten eingesetzt werden können.