fzm – Plötzlich scheinen die Füße am Boden festzukleben, und der nächste Schritt will einfach nicht gelingen – von diesem als "Freezing of Gait" bezeichneten Phänomen sind bis zu 60 Prozent der Parkinson-Patienten betroffen. Um schneller wieder in Gang zu kommen, können die Betroffenen auf externe Auslöser, so genannte Cues, zurückgreifen. Wie diese kleinen Tricks dazu beitragen, die motorische Blockade zu überwinden, beschreiben die Physiotherapeutinnen Frauke Schroeteler und Kerstin Ziegler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "physiopraxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009).
"Patienten, die unter Freezing of Gait leiden, sind erheblich in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt", betonen die Therapeutinnen, die sich am Neurologischen Krankenhaus München hauptsächlich der Behandlung von Patienten mit Parkinson-Syndromen widmen. Den Betroffenen kann es etwa passieren, dass sie vor der geöffneten U-Bahn-Tür stehen, es ihnen aber nicht gelingt, die Füße rechtzeitig vom Boden zu lösen um die Bahn zu betreten. Es ist daher sinnvoll, die Überwindung solcher Freezing-Blockaden im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung zu trainieren. Externe Signale sind dabei ein einfaches und effektives Hilfsmittel.
Je nach Art der motorischen Blockade und den Vorlieben des Patienten stehen unterschiedliche "Taktgeber" zur Verfügung, wie Frauke Schroeteler und Kerstin Ziegler schreiben. Oft haben die Betroffenen Probleme damit, nach längerem Sitzen oder Stehen den ersten Schritt zu tun – wie im U-Bahn-Beispiel. Dann helfen sogenannte One-off-Cues, Auslöser also, die einmalig angewendet werden, um den Bewegungsbeginn zu erleichtern. So kann etwa ein einfacher Laserpointer, der sich unauffällig in der Jackentasche verstauen lässt, als optischer Signalgeber dienen: Der Patient projiziert bei Bedarf einen Lichtpunkt dort vor sich auf den Boden, wohin er den Fuß setzen möchte. Manche Patienten profitieren auch von einem Anti-Freezing-Gehstock, der auf Knopfdruck eine kleine Leiste in Bodennähe ausklappt. Diese dient ebenfalls als visueller Cue für den nächsten Schritt.
Auch mithilfe akustischer Signale lässt sich die motorische Blockade überwinden, etwa indem der Patient in die Hände klatscht oder einzelne Wörter oder Zahlen ausspricht. Wenn die Freezing-Episoden gehäuft auch während des Laufens auftreten, können rhythmische Cues hilfreich sein. Rhythmusbetonte Musik, das regelmäßige Klicken eines Metronoms oder gedankliches Zählen können den Lauftakt vorgeben und dabei helfen, Unterbrechungen zu verhindern.
Welcher externe Auslöser auch gewählt wird, immer gilt: Viel trainieren hilft viel. Schroeteler und Ziegler verweisen auf Studien, nach denen sich mit steigender Trainingsintensität die Dauer der Freezing-Episoden verkürzt. Demnach sollten auch alltägliche multiple-task-Situationen, in denen der Patient sich nicht völlig auf das Gehen konzentrieren kann, bereits in der Therapie trainiert werden. Dann, so die Münchener Therapeutinnen, kann der eingeübte Umgang mit den externen Cues letztlich leichter in den Alltag übertragen werden.