Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Typ-2-Diabetis und die Folgen

Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben die
Krankenkassen-Daten von über 300.000 Menschen mit Diabetes untersucht.
Im Fachjournal ‚Diabetes Care‘ schlüsseln sie auf, welche Kosten die
verschiedenen Folgeerkrankungen verursachen. Die Helmholtz Autorinnen
und Autoren sind Mitglieder des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung
(DZD).

Schätzungen zufolge sind rund sieben Millionen
Menschen in Deutschland von Typ-2-Diabetes betroffen. Bereits im frühen
Stadium können Schäden an Gefäßen und anderen Organen beginnen. Dazu
zählen beispielsweise Augenleiden, die bis zum Erblinden führen können,
Nierenschäden, die ein Nierenversagen zur Folge haben können,
Fußbeschwerden, die eine Amputation erfordern können oder schwere Herz-
und Kreislauferkrankungen wie ein Herzinfarkt oder chronische
Herzschwäche.

„Wir wollten wissen, wie hoch die dadurch
entstehenden Kosten sind, die von den Krankenkassen und somit von der
Gesellschaft getragen werden“, beschreibt Erstautorin Katharina Kähm den
Ansatz der Studie. Die Doktorandin und ihre Kollegen vom Institut für
Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) am
Helmholtz Zentrum München untersuchten dazu Daten von 316.220 Menschen
mit Typ-2-Diabetes aus den Jahren 2012 bis 2015.

Hohe Gesundheitskosten durch Komplikationen bei Typ-2-Diabetes

Anhand dieser Datengrundlage konnten die
Forscher die Kosten der Folgeerkrankungen detailliert ermitteln.
Typ-2-Diabetes macht sich in der Mehrzahl erst im höheren Alter
bemerkbar. Entsprechend stellen die Autoren eine Beispielrechnung auf,
die von einem Mann zwischen 60 und 69 Jahren ausgeht. Allein in dem
Quartal, in dem die entsprechende Folgeerkrankung eintritt, verursacht
das in dem Fall

  • bei einem Augenleiden (Retinopathie) rund 700 Euro
  • bei Erblinden etwa 3.000 Euro
  • bei Nierenschäden rund 3.400 Euro
  • bei (dialysepflichtigem) Nierenversagen rund 23.000 Euro
  • bei einem Diabetischen Fuß rund 1.300 Euro
  • bei einer Amputation über 14.000 Euro

„Zudem reichen die mittleren Kosten bei
Herz- Kreislauferkrankung von 2.700 für Angina pectoris bis 20.000 Euro
für tödliche ischämische Komplikationen“, ergänzt Michael Laxy,
Arbeitsgruppenleiter am IGM. „Auch in den Quartalen nach erstmaligem
Eintritt dieser Folgeerkrankungen bleiben die Kosten erhöht.“

Die Studie ist den Autoren zufolge die erste
in einer derartigen Größe und in diesem Detaillierungsgrad. Langfristig
soll sie zur Verbesserung der Vorsorgeprogramme führen: „Die Ergebnisse
zeigen klinischen und gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern die
erheblichen finanziellen Folgen von Diabetes-bedingten Komplikationen
auf“, so Prof. Dr. Rolf Holle. „Die Studie kann also die Planungen und
Priorisierung neuer Präventions- und Behandlungsprogramme im Management
von Typ-2-Diabetes unterstützen.“ Künftig wollen Michael Laxy und sein
Team untersuchen, welche ökonomischen Auswirkungen mehrere gleichzeitig
bestehende Erkrankungen haben.

 

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Folgeerkrankungen von Diabetes finden Sie beim Diabetesinformationsdienst.

Medizinisch gut versorgt im hohen Alter

Medizinisch gut versorgt im hohen Alter – Akademien fordern evidenzbasierte Therapien für betagte Menschen

Alte
Patienten unterscheiden sich häufig körperlich, geistig und in ihren
Lebensumständen von jüngeren Patienten. Insbesondere leiden sie oftmals
an mehreren Erkrankungen gleichzeitig. Medizinisch versorgt werden sie
jedoch meist mit Medikamenten und Therapien, die bei Patienten mittleren
Alters mit einer einzelnen Erkrankung erprobt sind. Dies führt zu einer
unangemessenen Versorgung, mitunter auch zu einer Gefährdung älterer
Patienten. Darauf weisen die Nationale Akademie der Wissenschaften
Leopoldina, acatech ─ Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und
die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in der heute
veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme „Medizinische Versorgung im
Alter – Welche Evidenz brauchen wir?“ hin. Die Akademien zeigen darin
Wege auf, wie eine bessere medizinische Versorgung alter Patienten
erreicht werden kann.

Sehr
alt zu werden ist in Deutschland keine Ausnahme mehr. Rund viereinhalb
Millionen Menschen in Deutschland sind 80 Jahre alt und älter. Dies ist
auch das Verdienst eines hohen medizinischen Standards. Für die älteste
Gruppen von Patienten fehlt aber belastbares wissenschaftliches Wissen
darüber, wie ältere Menschen mit Mehrfacherkrankungen optimal versorgt
werden können. Therapie und Behandlungsziele müssen zudem Unterschieden
innerhalb der Patientengruppe gerecht werden, die zum Beispiel
kulturell, wirtschaftlich oder biografisch bedingt sein können. Die
Akademien nennen in ihrer Stellungnahme drei Ansatzpunkte, um die
Versorgung zu verbessern: Forschung, Versorgungspraxis sowie Aus- und
Weiterbildung.

(1)Im Bereich Forschung empfehlen die Akademien, auch alte Menschen, die an mehreren
Krankheiten leiden, in Arzneimittelstudien einzubeziehen. Dabei sollten
auch neue Formate wissenschaftlicher Studien genutzt werden. Zum
Beispiel solche, die die Lebensumstände der Patienten einbeziehen, um
die Bedürfnisse älterer Menschen besser abzubilden. Die Behandlungsziele
Älterer sollten gezielt in den Blick genommen werden. So sind Hören,
Sehen und Mobilität als Voraussetzungen für den Erhalt von
Selbstständigkeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben oftmals
wichtige Ziele. Die Wechselwirkungen von parallel eingenommenen
Medikamenten sollten intensiver erforscht werden, ebenso wie Wege,
Medikamente wieder abzusetzen. Als weiteres Forschungsthema nennt die
Stellungnahme den Erhalt der Selbständigkeit durch technische
Hilfsmittel, Wohnraumanpassung und Telemedizin. Hier fehlen Studien mit
größeren Fallzahlen und Kontrollgruppen.

(2)Für die Versorgung empfehlen die Akademien unter anderem, Versorgungsmodelle gezielt für
chronisch kranke und mehrfacherkrankte ältere Menschen zu entwickeln.
Zudem wird Verbesserungsbedarf beim Überleitungsmanagement und dem
Informationsfluss, zum Beispiel zwischen Krankenhäusern und
Hausarztpraxen, gesehen. Um Über-, Unter- und Fehlversorgung zu
vermeiden, soll möglichst direkt bei der Aufnahme in ein Krankenhaus
eine Einschätzung der körperlichen, psychischen und sozialen Situation
(geriatrisches Assessment) vorgenommen werden. In Pflegeheimen sollten
Gesundheitsdienstleister und Bewohner sich frühzeitig über
Gesundheitsziele und die Gestaltung des letzten Lebensabschnittes
verständigen. Die Rückkehr in die häusliche Umgebung nach einem
zeitweiligen Heimaufenthalt sollte erleichtert werden und ein wichtiges
Ziel sein.

(3)In der Ausbildung und Weiterbildung befürworten die Akademien verpflichtende geriatrische Grundkenntnisse
in allen medizinischen Fachdisziplinen und Gesundheitsberufen. Um
evidenzbasierte Therapien und Versorgungskonzepte für ältere Patienten
zu entwickeln, sollte zudem die Methodenausbildung verbessert und an der
Weiterentwicklung von Studiendesigns gearbeitet werden. Hier empfehlen
die Akademien als ersten Schritt einen Lehrstuhl einzurichten, der
klinische, biostatistische und geriatrische Expertise miteinander
verbindet.

Medizinische
Versorgung im Alter – Welche Evidenz brauchen wir?, Stellungnahme der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der
Wissenschaften, der acatech – Deutsche Akademie der
Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der
Wissenschaften, 84 S., ISBN: 978-3-8047-3427-2

Joints lassen das Gehirn schrumpfen

Tägliche Joints lassen das Gehirn schrumpfen

Konsumenten spüren Folgen nicht, da sich Vernetzung stabilisiert

Joint: Täglicher Konsum verändert das Gehirn (Foto: pixelio.de, Petra Bork)
Joint: Täglicher Konsum verändert das Gehirn (Foto: pixelio.de, Petra Bork)

Dallas (pte016/11.11.2014/10:30) –

Regelmäßiger Cannabis-Konsum lässt das Gehirn schrumpfen, wie die University of Texas http://utdallas.edu ermittelt hat. Bis zu einem gewissen Maß wird der Verlust an
Gehirnvolumen durch ein Mehr an Verbindungen zwischen den Neuronen
ausgeglichen. Die Experten warnen jedoch davor, dass ein zu langer
Konsum wahrscheinlich zu Schädigungen des Gehirns führt. Die Studie gilt
als eine der ersten, die die neurologischen Langzeitfolgen untersucht
hat.

Orbitofrontaler Kortex betroffen

Das Forscherteam um Co-Autorin Sina Aslan drei
verschiedene Kernspinresonanz-Methoden, um unterschiedliche
Eigenschaften des Gehirns zu untersuchen. "Die Ergebnisse legen eine
Erhöhung der Konnektivität nahe, die strukturell und funktionell ist.
Sie könnte den Verlust der grauen Zellen ausgleichen. Langfristig kommt
es jedoch zu einer Verschlechterung der strukturellen Verbindungen",
hält Aslan fest.

48 erwachsene Cannabis-Konsumenten zwischen 20 und 36
Jahren wurden untersucht. Ihre Werte wurden mit jenen einer
Kontrollgruppe, die die Droge nicht konsumierte, verglichen. Die
Cannabis-Konsumenten griffen im Schnitt drei Mal am Tag nach der Droge.
Tests zeigten, dass die Mitglieder dieser Gruppe einen niedrigeren IQ
hatten. Das schien jedoch nicht mit Veränderungen im Gehirn in
Zusammenhang zu stehen.

Den Scans zufolge führte das tägliche Rauchen von
Joints zum Schrumpfen des orbitofrontalen Kortex, der bei der
Informationsverarbeitung und beim Treffen von Entscheidungen eine Rolle
spielt. Er ist auch an den Reaktionen auf Belohnung und Widrigkeiten
beteiligt. Eine starke Verbindung besteht auch zur Empathie.
Schädigungen des orbitofrontalen Kortex gelten als Mitauslöser für
manche Arten von Psychopathien.

Weitere Untersuchungen notwendig

Ein früherer Beginn des Cannabis-Konsums führte zu
einer größeren strukturellen und funktionellen Konnektivität. Die größte
Erhöhung zeigte sich zu Beginn des Drogenkonsums. Nach sechs bis acht
Jahren kontinuierlichen Konsums nahmen die strukturellen Verbindungen
ab. Diese Teilnehmer wiesen jedoch weiterhin eine stärkere Vernetzung
auf.

Damit könnte laut der in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" http://pnas.org veröffentlichten Studie auch erklärt sein, warum Langzeitkonsumenten
trotz einer Verkleinerung des orbitofrontalen Kortex keine Probleme zu
haben scheinen. Laut der Mit-Autorin Francesca Filbey hat die aktuelle
Studie nicht untersucht, ob diese Veränderungen des Gehirns eine direkte
Folge des Drogenkonsums sind.

Die Folgen legten jedoch nahe, dass der Zeitpunkt des
Beginns und die Dauer eine Rolle spielen. Zusätzlich dürften die grauen
Zellen empfindlicher auf die Auswirkungen von THC reagieren. Weitere
Studien seien nötig, um herauszufinden, ob eine Beendigung des Konsums
die Veränderungen im Gehirn wieder rückgängig machen kann und ob
ähnliche Auswirkungen auch bei gelegentlichen Konsumenten auftreten.

Leinen los für die Stadt von morgen

Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt: Bundesministerin Wanka eröffnet Mitmach-Ausstellung an Bord der MS Wissenschaft

Leinen los für die Stadt von morgen

Das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft startet am 15. April 2015 in Dresden seine
große Tour durch rund 40 Städte in Deutschland und Österreich. Die
Ausstellung „Zukunftsstadt“ auf dem 103 Meter langen Frachtschiff steckt
voller Ideen und Erkenntnisse aus der Forschung. Sie wird für Kinder
und Jugendliche ab 12 Jahren empfohlen. Der Eintritt ist frei.

Im
Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt dreht sich alles um die
nachhaltige Stadt: Vor welchen Herausforderungen stehen Städte? Wie
machen wir sie zukunftsfähig? Und was tun Forscherinnen und Forscher
dafür, dass die Stadt von morgen lebenswert ist? Auf der MS Wissenschaft
geht es deshalb dieses Jahr um Mobilität und Vernetzung, Energie und
Klima, aber auch um Natur in der Stadt, um neue Wohnformen und soziale
und wirtschaftliche Entwicklungen. Dabei ist an vielen
Ausstellungsexponaten die Kreativität der Besucherinnen und Besucher
gefragt: Sie können an Modellen ihr Haus oder ihre Stadt der Zukunft
selbst gestalten. Sie erfahren, wie Technik dabei hilft, einen
Verkehrsinfarkt zu vermeiden oder warum es ökologisch sinnvoll sein
kann, mitten in der Stadt neue Hochhäuser zu bauen. Und Kinder lernen
auf spielerische Weise, wie sich Fuchs, Hase und Co. dem Leben in der
Stadt anpassen.

Konzipiert und umgesetzt wurde die Ausstellung „Zukunftsstadt“ im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von Wissenschaft im Dialog (WiD).
Die Exponate werden von Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, der
Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz- Gemeinschaft und der
Max-Planck-Gesellschaft sowie von DFG-geförderten Projekten, Hochschulen
und weiteren Partnern zur Verfügung gestellt. Die Niederösterreichische
Landesregierung ermöglicht den Aufenthalt in Österreich.

Öffnungszeiten: Täglich 10–19 Uhr (15. April 2015 erst ab 15 Uhr)

Anmeldung für Schulklassen: Für Gruppen ab 10 Personen ist eine Anmeldung auf

www.ms-wissenschaft.de erforderlich. Termine für Schulklassen sind bereits ab 9 Uhr buchbar.

Pressefotos zur MS Wissenschaft finden Sie am 15. April 2015 ab 15.30 Uhr auf www.ms-wissenschaft.de/presse.

Quellenangabe zum angefügten Foto: Ilja Hendel/WiD

Footage für Online- und Fernsehjournalisten finden Sie ab Ende April an gleicher Stelle.

Weitere Informationen: www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de und www.ms-wissenschaft.de

Meet the Scientist“ auf dem Ausstellungsschiff in Dresden – Bürger treffen Forscher

Am
Mittwochnachmittag, 15. April, sind Dresdener Bürger zu einem Treffen
mit Forschern an Bord der MS Wissenschaft eingeladen. Sieben Expertinnen
und Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen erläutern in der
Ausstellung an ihren Exponaten, woran sie forschen und was sie im
Zusammenhang mit der Stadt der Zukunft bewegt. Mittwoch, 15. April 2015, 17–19 Uhr.

Die ersten Stationen des Ausstellungsschiffs:

Dresden: 15. – 19. April: Nahe der Albertbrücke, Terrassenufer, Anleger 17

Dessau-Roßlau: 21. – 22. April: Liegestelle am Kornhaus

Magdeburg: 24. – 27. April: Am Petriförder, Weiße Flotte, Anleger 4

Schönebeck: 28. – 30. April: Anleger am Salzblumenplatz, Baderstraße

Brustkrebs: Experten sprechen neue Therapie-Empfehlungen aus

Wachwechsel in der adjuvanten Therapie – Anastrozol löst Tamoxifen ab


Wedel (pts, 01. Feb 2005 15:58) – Im Rahmen des 9. internationalen Brustkrebs-Symposiums von St. Gallen wurden Ende vergangener Woche Aromatasehemmer wie Arimidex® (Wirkstoff Anastrozol) in die Empfehlungen zur adjuvanten Therapie des frühen, hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms bei postmenopausalen Frauen aufgenommen. Damit ist der Goldstandard Tamoxifen nach über 30 Jahren abgelöst. Arimidex® wird Brustkrebspatientinnen empfohlen, die eine adjuvante Therapie beginnen oder bereits 2-3 Jahre Tamoxifen erhalten haben. Ein Aromatasehemmer sollte laut den Experten auf jeden Fall Bestandteil der fünfjährigen adjuvanten Standardtherapie nach einer Operation sein. Arimidex® ist derzeit der einzige Aromatasehemmer, der für die primäre adjuvante Therapie des frühen Mammakarzinoms zugelassen ist.


Arimidex® als initiale adjuvante Therapie am besten untersucht
Mit der Erfahrung aus mehr als einer Million Patientinnenjahren und der breitesten Datenbasis in der adjuvanten Therapie ist Arimidex® der am besten untersuchte Aromatasehemmer. Grundlage der Empfehlungen war die weltweit größte adjuvante Brustkrebsstudie ATAC (Arimidex Tamoxifen Alone or in Combination). In dieser Studie mit mehr als 9.300 Patientinnen hat der Aromatasehemmer seine Überlegenheit gegenüber Tamoxifen hinsichtlich der Effektivität und der Verträglichkeit in der Adjuvanz über einen Zeitraum von fünf Jahren eindrucksvoll belegt. Anastrozol reduzierte signifikant sowohl lokale Rezidive, kontralaterale neue Tumoren als auch Fernmetastasen. Auch das Risiko an Brustkrebs zu versterben war reduziert, auch wenn dieser Endpunkt noch nicht signifikant war. Schwere Nebenwirkungen wie Thrombosen und Endometriumkarzinome, die unter Tamoxifen bekannt sind, traten deutlich seltener auf. Kardiale Ereignisse unter Anastrozol waren nicht signifikant erhöht. Im Vergleich mit anderen Aromatasehemmern wie z.B. Letrozol weist Anastrozol insgesamt ein besseres Nebenwirkungsprofil auf:
Anastrozol verhält sich lipidneutral, wodurch auch das Risiko kardiovaskulärer Komplikationen geringer ist. In der in St. Gallen vorgestellten BIG-Studie wurden bereits nach 2 Jahren Follow-up Dauer unter Letrozol 43% Hypercholesterinämien berichtet, und die Rate an kardialen Todesfällen war doppelt so hoch im Vergleich zu Tamoxifen.


Bei allen Aromatasehemmern war das Risiko für Frakturen über die Behandlungszeit leicht erhöht. Dies Risiko ist jedoch vorhersehbar, gut therapierbar und betrifft nur Frauen, die aufgrund einer vorbestehenden Osteoporose sowieso behandelt werden müssten.


Auch Therapiewechsel empfohlen
Die Experten des St. Gallener Symposiums empfehlen eine Therapieumstellung nach 2-3 Jahren von Tamoxifen auf einen Aromatasehemmer. Mit den beiden Studien ABCSG Studie 8 und ARNO 95 liegen auch hier für Arimidex® aussagekräftige und sichere Daten vor. Beide Studien verglichen die Wirksamkeit von 2 Jahren Tamoxifen-Behandlung, gefolgt von der Umstellung auf Anastrozol mit einer reinen Tamoxifen-Therapie über 5 Jahre an insgesamt über 3.200 Patientinnen. Etwa die Hälfte von ihnen vollzog den Therapiewechsel zu Anastrozol nach zwei Jahren. Kürzlich veröffentlichte Ergebnisse nach median 28 Monaten zeigten, dass der Aromatasehemmer das Rezidivrisiko aller Formen (Lokalrezidive, kontraleterale Rezidive und Fernmetastasen) um 41% gegenüber Tamoxifen senkte, unabhängig vom Nodalstatus.


Aufgrund dieser positiven Daten diskutieren Experten bereits heute, dass der möglichst frühe Einsatz von Anastrozol im Rahmen der adjuvanten Hormontherapie sinnvoll ist, um den Patientinnen den größtmöglichen Benefit zukommen zu lassen.


Die Empfehlungen von St. Gallen im Überblick
Für die Empfehlungen von St. Gallen 2005 zur adjuvanten Behandlung des frühen hormonsensitiven Mammakarzinoms bei postmenopausalen Frauen wurden alle derzeit vorliegenden Daten adjuvanter Studien aller Aromatasehemmer berücksichtigt. Die Empfehlungen lauten:


– Die adjuvante Therapie sollte mit Tamoxifen, Anastrozol oder Letrozol begonnen werden
– Nach 2-3 Jahren Tamoxifen-Behandlung wird eine Umstellung auf Anastrozol oder Exemestan empfohlen
– Nach einer fünfjährigen Tamoxifen-Therapie sollte bei hohem Risiko auf Letrozol umgestellt werden


Die aktuellen St. Gallener Empfehlungen stellen international anerkannte Richtlinien für die Therapie des frühen Mammakarzinoms dar. Mit Arimidex® steht erstmals eine effektivere und über den gesamten Behandlungszeitraum verträglichere Behandlungsoption zur Verfügung, die jetzt mehr Patientinnen die Chance auf Heilung gibt.


Weitere Informationen zu Arimidex® finden Sie unter: http://www.mammakarzinom-info.de

Tattoos einmal positiv gesehen – zum Beispiel bei Diabetes

Berlin
–Tätowierungen sind eine zunehmend beliebter werdende Mode: War der
Körperschmuck früher eher in gesellschaftlichen Randgruppen zu finden,
hat inzwischen jeder Fünfte hierzulande mindestens ein Tattoo, wie eine
Studie der Universität Leipzig zeigte. Dazu zählen auch fast die Hälfte
aller Frauen und Männer zwischen 25 und 34 Jahren in Deutschland.
Drückten die Körperzeichnungen vor Jahrzehnten noch meist eine rituelle
oder soziale Zugehörigkeit aus, stehen
Tattoos
heutzutage häufig für eine persönliche Geschichte oder eine
individuelle Aussage des Trägers, etwa als Erinnerung oder Statement.
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe sieht auch bei Menschen mit
Diabetes und Angehörigen einen Trend, sich Tattoos mit Bezug zu der
Stoffwechselerkrankung stechen zu lassen. Sie spiegeln zum Beispiel
Solidarität mit Betroffenen oder Akzeptanz des lebenslang notwendigen
Selbstmanagements wider.

Tattoos
verdanken ihre wachsende Beliebtheit unter anderem ihrer Präsenz in der
Popkultur: Viele prominente Sänger, Schauspieler, Models und Sportler
tragen den Körperschmuck. Auch FC-Bayern-Spieler
Arturo
Vidal hat zahlreiche Tätowierungen, eine davon zeigt eine Insulinpumpe.
Er hat sich das Motiv aus Solidarität mit seinem an Diabetes Typ 1
erkrankten Sohn stechen lassen. Betroffene selbst geben
unterschiedlichste Gründe für ein Tattoo mit Diabetesbezug, wie etwa den
blauen Kreis oder einen prägnanten Schriftzug, an. Sei es in Erinnerung
an die Diagnose, als Gedächtnisstütze zur kontinuierlich notwendigen
Selbsttherapie mit Blutzuckermessen und Insulinspritzen oder zur
Akzeptanz der Erkrankung. Sie begleitet jeden Menschen mit Diabetes wie
ein Tattoo lebenslang.

Auch Iris Schmidt trägt ein „Diatattoo“:
„Ich habe mir den Schriftzug ‚I choose to live‘ tätowieren lassen. Diese
Idee kam mir, als ich 2013 in Melbourne viele Diabetiker aus anderen
Ländern kennenlernen durfte. Es bedeutet ‚Ich habe mich dafür
entschieden, zu leben.‘ Dies hat für mich eine große Bedeutung – denn
ich hatte zu meiner Manifestation sehr große Schwierigkeiten, mit dem
Diabetes umzugehen und ihn zu akzeptieren. Ich fühlte mich einfach
allein und überfordert. Das Tattoo symbolisiert für mich den Moment, in
dem ich mich entschieden habe zu leben, die Krankheit anzunehmen, mit
ihr zu leben, mich aber nicht von ihr beherrschen zu lassen. Der Moment,
in dem sich alles änderte. Denn heute wäre ich nicht der gleiche
Mensch, der ich jetzt bin, wenn ich keinen Diabetes bekommen hätte.
Meine Freunde, mein Job, meine ehrenamtliche Arbeit, haben größtenteils
einen Bezug zum Diabetes. Und ich bin heute sehr dankbar, dass ich dort
stehe, wo ich gerade bin. Und wenn ich doch mal einen Tag habe, an dem
ich den Diabetes am liebsten in hohem Flug aus dem Fenster befördern
will und mich wieder frage, warum genau ich diese Krankheit habe, dann
sehe ich das Tattoo an und erinnere mich wieder daran, wie viel
Positives mir so etwas negatives wie diese Krankheit gebracht hat.“

„Dieser
Trend zeigt, dass Menschen mit Diabetes heute selbstbewusster und
selbstbestimmter mit ihrer Erkrankung umgehen als früher“, sagt Nicole
Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche
Diabetes-Hilfe. „Immer mehr Betroffene und Angehörige sehen den Diabetes
nicht mehr als Stigma, dass es zu verstecken gilt, sondern gehen ganz
offen und selbstverständlich mit ihrer Krankheit um. Mit dem Tattoo
setzen sie ein zusätzliches Statement und können so schnell als
Communitymitglied identifiziert werden.“

Ende 2016 befragte die Universität Leipzig bundesweit 2.510 Menschen im Alter zwischen 14 und 94 Jahren zur Verbreitung von Tätowierungen, Piercing und Körperhaarentfernung in Deutschland und verglich die Ergebnisse mit Umfragen aus den Jahren 2003 und 2009: Demnach
trägt jeder Fünfte in Deutschland ein Tattoo, darunter 44 Prozent der
Frauen und 41,5 Prozent der Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren. 10,2
Prozent der Männer und 8,8 Prozent der Frauen tragen mehr als ein
Tattoo. In der Altersspanne von 25 bis 54 Jahren habe die Zahl der
tätowierten Männer und Frauen 2016 deutlich zugenommen, nachdem es
bereits von 2003 zu 2009 bei den Frauen zu einem starken Anstieg
gekommen war.

Fettsucht: Langsamer Stoffwechsel eine Ursache

Fettsucht: Langsamer Stoffwechsel eine Ursache
Laut Forschern ist weniger als ein Prozent von Genmutation betroffen
 
Speckrolle: Hoffnung auf neuen Behandlungsansatz (Foto: pixelio.de, D. Schütz)

Cambridge (pte015/25.10.2013/11:58) – Die immer wieder belächelte Aussage, dass ein Mensch einfach mit einem langsamen Stoffwechsel auf die Welt gekommen ist und daher unter Fettsucht leidet, dürfte bei manchen Menschen tatsächlich richtig sein. Forscher der University of Cambridge http://cam.ac.uk haben den ersten Beweis dafür gefunden, dass eine mutierte DNA tatsächlich den Stoffwechsel verlangsamt.

Gen KSR2 spielt wichtige Rolle

Von der landläufig bekannten Phänomen ist laut dem Team um Sadaf Farooqi weniger als einer von 100 Menschen betroffen. Sie sind häufig bereits in der frühen Kindheit schwer fettsüchtig. Die in dem Fachmagazin Cell http://cell.com veröffentlichten Forschungsergebnisse könnten zu neuen Behandlungsansätzen bei Menschen führen, die nicht über diese Mutation verfügen.

Forscher des Institute of Metabolic Science http://www.ims.cam.ac.uk in Cambridge wussten bereits davon, dass Mäuse, die ohne einen bestimmten DNA-Abschnitt – ein Gen mit der Bezeichnung KSR2 – geboren wurden, leichter an Gewicht zunahmen. Unbekannt war allerdings, welche Auswirkungen das beim Menschen haben könnte. Das Team analysierte daher die DNA von 2.101 schwer fettsüchtigen Patienten.

Ein Teil der Mäuse verfügte über mutierte Versionen von KSR2. Damit verbunden war ein doppelter Effekt. Der Appetit nahm zu und der Stoffwechsel verlangsamte sich. Laut Farooqi bedeutet das, dass ein Mensch hungrig ist und viel essen möchte, aber gleichzeitig aufgrund des langsamen Stoffwechsels keine Lust hat, sich viel zu bewegen. Wahrscheinlich sei, dass die Betroffenen früh an Typ-2-Diabetes erkranken.

Hoffnung auf neue Therapien

KSR2 ist im Gehirn am aktivsten und beeinflusst die Art und Weise, in der einzelne Zellen Signale wie zum Beispiel Insulin aus dem Blut interpretieren. In der Folge wird dadurch beeinflusst, wie der Körper Kalorien verbrennen kann. Farooqi zufolge wurde das "Stoffwechsel-Argument" von Medizinern und auch von der Allgemeinheit immer wieder verspottet. Verantwortlich dafür sei der Mangel an Beweisen.

Studien haben bereits gezeigt, dass fettsüchtige Patienten in vielen Fällen über einen erhöhten Stoffwechsel verfügen, um den Anforderungen eines höheren Körpergewichts zu entsprechen. Dem Experten nach verfügt weniger als ein Prozent der Menschen über eine mutierte Version des Gens. Manche würden sogar über ein normales Gewicht verfügen.

Rund zwei Prozent der im Alter von fünf Jahren fettsüchtigen Kinder verfügten über Mutationen des Gens KSR2. Könnten Medikamente entwickelt werden, die auf Probleme mit KSR2 abzielen, dann wäre denkbar, dass sie allen helfen, die zu viel wiegen. "Bei anderen genetisch bedingten Krankheiten wie hohem Blutdruck hat sich gezeigt, dass auch bei normalen Genen eine Behandlung dieses Signalwegs helfen kann."

Bluthochdruck: „Lebensalter plus 100“ ist überholt

Bluthochdruck: „Lebensalter  plus 100“ ist
überholt

Gesunder Lebensstil allein reicht
nicht immer aus

Heidelberg – Gesund
zu leben ist die beste Therapie gegen Bluthochdruck, so lautet der Rat
vieler Mediziner. Doch Experten der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention warnen vor
voreiligen Schlüssen: Normalgewicht, ausgewogene Ernährung und
regelmäßige Bewegung seien zwar ein Grundpfeiler der Behandlung von
Bluthochdruck. Lebensstiländerungen allein ersetzen die Einnahme von
blutdrucksenkenden Medikamenten aber nicht immer. Messen Betroffene
wiederholt und längerfristig Blutdruckwerte von über 140 zu 90
Millimeter auf der Quecksilbersäule (mmHg), drohen Organschäden. Wichtig
sei deshalb, so die Experten der DHL®, die Werte regelmäßig zu
kontrollieren und wenn nötig ärztlich verordnet Medikamente
einzunehmen.

Mit fettarmer Ernährung, täglichen
Spaziergängen und höchstens einem Glas Bier am Tag bekommen viele
Menschen mit Bluthochdruck ihre Werte in den Griff. „Bei mäßiger
Hypertonie von bis zu 159 zu 99 sollten Ärzte zunächst immer eine
Umstellung der Lebensgewohnheiten empfehlen“, erläutert Professor Dr.
med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga
e.V. DHL®  aus Karlsruhe. Dazu gehören eine ausgewogene, salzarme
Ernährung, Sport und das Ziel, Risiken so gering wie möglich zu halten:
Übergewicht, Rauchen und Alkohol. Doch das reicht nicht immer aus. „Wenn
die Werte trotz intensiver Bemühungen des Patienten auch nach mehreren
Monaten nicht sinken, ist eine Behandlung mit Blutdruck-Medikamenten
notwendig“, so Professor Hausberg, „und maßgeblich für seine
Gesundheit“.

Dasselbe gelte, wenn der Blutdruck die 159/99
mmHg überschreitet oder wenn ein erhöhtes Risiko durch andere
Erkrankungen der Nieren, des Herzkreislaufsystems oder Diabetes melltius
besteht. „In diesen Fällen wäre es nahezu verantwortungslos, keine
Medikamente zu verschreiben“, betont der Experte. Denn je länger der
hohe Blutdruck anhält, desto größer die Gefahr, dass er das gesamte
Gefäßsystem und Organe wie Herz, Hirn oder Nieren
schädigt.

Wie wichtig Aufklärung ist, zeigen die Zahlen:
Jeder zweite Deutsche ist übergewichtig, jeder vierte raucht – das
treibt den Blutdruck in die Höhe. Dennoch weiß nur jeder zweite
Betroffene von seinem Bluthochdruck. Das bedeutet aber für viele nicht,
etwas dagegen zu unternehmen: Nur die Hälfte lassen sich auf eine
Behandlung ein. „Viele verdrängen das Problem Bluthochdruck, da es
anfangs keine spürbaren Beschwerden verursacht“, sagt Experte
Hausberg.

Ältere Menschen empfinden leicht erhöhte Werte
zudem oft nicht als gefährdend. Lebensalter plus 100 – nach dieser
veralteten Faustregel zur Bestimmung der Höchstwerte richten sich immer
noch zu viele Patienten und auch Ärzte. Danach wäre für einen
60-Jährigen  ein Blutdruck von bis zu 160 mmHg noch akzeptabel.
„Diese Regel führt in die Irre“, warnt Professor Hausberg,
„Langzeitstudien zeigen eindeutig, dass ein Wert über 140 mmHg auf
längere Zeit in jedem Alter gesundheitsgefährdend ist  und das
Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall signifikant erhöht.“ Ein
gesunder Lebensstil bliebe zwar der erste Schritt, dagegen vorzugehen.
Denn auch Medikamente könnten ungesunde Gewohnheiten nicht kompensieren.
Doch wenn das nicht wirke, müssten Ärzte blutdrucksenkende Mittel
verordnen.

Quelle: 2013 ESH/ESC Guidelines for the management of arterial
hypertension, European Heart Journal doi:10.1093/eurheartj/eht151 

Spermien können doch nicht riechen

Spermien können doch nicht riechen
Wenig wählerischer Spermien-Kanal lockte Forscher auf falsche Fährte
 
Spermium am Ziel: Hormon ist wichtigster Wegweiser (Foto: Wikimedia)

Bonn/Jülich (pte022/24.02.2012/13:56) – Spermien besitzen keine Riechvorrichtung, um Duftmarken der Eizellen im Eileiter aufzuspüren und somit ihren Weg zu finden. Der entscheidende Wegweiser auf ihrem Ziel dürfte das Sexualhormon Progesteron sein, berichten Forscher der Wissenschafts-Stiftung caesar http://caesar.de im Fachblatt EMBO. "Dank elektrophysischen Methoden konnten wir die Wirkung von Progesteron auf Spermien endlich klären. Es scheint, als ob es für die Steuerung der Spermien zuständig ist", berichtet Studienleiter Timo Strünker im pressetext-Interview.

Maiglöckchen, ade!

Bei der menschlichen Befruchtung erreichen von den Mio. ausgesandten Spermien nur wenige die Eizelle. Damit ihr weiter Weg gelingt, sendet die Eizelle chemische Lockstoffe aus, die den Kalziumhaushalt der Spermien verändern und somit die Schwimmbewegung steuern, was als "Chemotaxis" bezeichnet wird. Seit einer "Science"-Publikation 2003 spekulierte man, dass hier Bourgeonal, ein Bestandteil des Maiglöckchenduftes, als Lockstoff eine Rolle spielt, zumal Spermien nachweislich auf ihn reagierten.

Das "Maiglöckchen-Phänomen" ist jedoch zu phantastisch, um wahr zu sein, konnten die Bonner und Jülicher Forscher nun zeigen. Vielmehr dürfte das weibliches Sexualhormon Progesteron die Spermien anlocken. "Dies gelingt dem Botenstoff durch eine molekulare Schleuse in den Spermien, der sogenannte CatSper-Ionenkanal, den es auf direkte Weise öffnet und dadurch Kalzium in die Spermienzelle fließen lässt", berichtet Strünker. Männer mit CatSper-Gendefekten sind unfruchtbar, konnte der Forscher schon im Vorjahr beweisen.

Jeder Wegweiser willkommen

Zwar imitiert auch der Maiglöckchenduft Bourgeonal die Progesteronwirkung und öffnet ebenfalls die CatSper-Kanäle, dies geschieht jedoch direkt statt über Umwege über Rezeptoren von Riechzellen, wurde nun deutlich. "Bourgeonal und viele andere Duftstoffe wie sogar Menthol wirken zwar, jedoch erst bei Überdosis von Konzentrationen ab 1.000 Mal über jener des Progesterons. Spermien besitzen gar keinen Riech-Signalweg, zudem wurde im weiblichen Genitaltrakt noch kein einziger Duftstoff gefunden", betont Strünker.

Interessant ist aber trotzdem, warum die CatSper-Kanäle kaum wählerisch sind und auf verschiedene von der Eizelle ausgestoßene Substanzen – neben Progesteron auch Prostaglandine – reagieren. Vermutlich entscheidet die promiskuitive Eigenschaft über die Fortpflanzung, mutmaßen die Forscher. "Auf ihrer beschwerlichen Reise prüfen die Spermien immer wieder durch Wegweiser, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Indem die CatSper-Kanäle das chemische Milieu im Eileiter auslesen, können sie die Eizelle aufspüren."

Abstract des Originalartikels unter http://www.nature.com/emboj/journal/vaop/ncurrent/full/emboj201230a.html

Früherkennung des Herzinfarktes greifbar nah

Molekulare Bilder vom Herzen zeigen gefährdete Gefäße

Wiesbaden – Nahezu 65 000 Menschen starben im Jahr 2006 in Deutschland an einem Herzinfarkt. Das sind knapp acht Prozent aller Verstorbenen. Ursache eines Herzinfarktes sind meist Blutgerinnsel in den Herzkranzgefäßen. Künftig könnten molekular- und zellbiologische Verfahren in Kombination mit Bildern von den Arterien am Herzen die gefährdeten Blutgefäße frühzeitig ausfindig machen und damit einem Infarkt vorbeugen. Die kardiovaskuläre molekulare Bildgebung ist daher ein Thema der 114. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden.

Ein Herzinfarkt entsteht in Folge eines Einrisses der Innenhaut – dem sogenannten Endothel – der Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen. Die Verletzung des Endothels entsteht meist dort, wo das Gewebe entzündet, verhärtet und unelastisch ist: im Bereich sogenannter ‚arteriosklerotischer Plaques’. Entsteht an dieser Stelle ein Blutgerinnsel, kann dieser das Gefäß verschließen und einen Herzinfarkt verursachen. „Das Problem ist, instabile Plaques zu identifizieren, da sie meist keine Symptome zeigen und diagnostisch unauffällig sind“, sagt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Wolfgang Rudolf Bauer, Spezialist für kardiale Magnetresonanztomograhie (MRT) am Universitätsklinikum Würzburg, im Vorfeld des 114. Internistenkongresses.

Hier setze die molekulare Bildgebung an, so der Internist, Kardiologe und Physiker: An den entzündlichen arteriosklerotischen Prozessen sind bestimmte weiße Blutkörperchen beteiligt – sogenannte Makrophagen. Untersuchungen an Plaques der Halsschlagader haben gezeigt, dass diese aktiven Entzündungszellen feinste eisenhaltige Teilchen aufnehmen. Diese Nanopartikel lassen sich mit dem bildgebenden Verfahren der MRT sichtbar machen. „Sogar sehr frühe Formen der Arteriosklerose lassen sich molekularbiologisch aufdecken“, sagt Professor Bauer: Das Anheftungsmolekül VCAM-1 (vascular cell adhesion molecule-1) zum Beispiel ist schon im frühen Stadium einer Arteriosklerose an der Innenwand der Blutgefäße nachweisbar. Experimentell lasse sich VCAM-1 mit Kontrastmitteln im MRT sichtbar machen. „Für die klinischen Anwendung am Patienten gilt es jedoch, das Verfahren noch weiter zu entwickeln“, erläutert Professor Bauer.