Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Tradition neurologischer Forschung in Skandinavien

Vom kopflosen Wikinger bis zum Nobelpreis: Tradition neurologischer Forschung in Skandinavien

Skandinavische Länder blicken auf 5.000 Jahre Tradition neurologischer Forschung zurück

Kopenhagen (pts007/29.05.2016/12:40) –

Ist das Bewusstsein sofort weg, wenn einem der Kopf abgeschlagen wird
oder erst ein wenig später? Diese Frage beschäftigte die Joms-Wikinger
so sehr, dass sie dazu sogar ein neurophysiologisches "Experiment"
durchführten: Einer altnordischen Saga zufolge bat ein Krieger seinen
Henker darum, während der Enthauptung ein Messer in der ausgestreckten
Hand halten zu dürfen. Dem Todeskandidaten wurde der Wunsch gewährt. Er
wurde geköpft und das Messer fiel sogleich zu Boden.

"Die Erforschung des Nervensystems und seiner
Erkrankungen hat im Norden Europas eine lange und sehr erfolgreiche
Tradition", sagte Prof. Ragnar Stien, norwegischer Neurologe und Autor,
beim 2. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Kopenhagen.
Prof. Stien gab beim EAN-Kongress einen Überblick über die Geschichte
der Neurologie im skandinavischen Kulturkreis – von den
vorgeschichtlichen Belegen bis zur nobelpreisgekrönten Forschung der
Gegenwart.

Schädelöffnungen vor 5.000 Jahren

"Prähistorische Funde belegen, dass in Skandinavien
schon vor 5.000 Jahren Schädel trepaniert, also zur Behandlung von
Erkrankungen des Gehirns oder zu kultischen Zwecken geöffnet wurden",
sagte Prof. Stien. Untersuchungen von Skeletten aus Wikinger-Gräbern
zeigen, dass den Menschen des europäischen Nordens bestimmte
neurologische Krankheiten bereits bewusst waren und sie diese auch zu
heilen versuchten. Auch zahlreiche Sagas erwähnen Erkrankungen des
Nervensystems und deren Behandlung.

Dänische Pioniere entdecken Geruchsnerv und Lymphsystem

In der frühen Neuzeit schrieb die berühmte dänische
Gelehrtenfamilie Bertelsen Bartholin neurologische Geschichte: Caspar
Berthelsen Bartholin (1585-1629) verfasste eines der damals meist
gelesenen Handbücher der Anatomie und war der Erste, der den Geruchsnerv
beschrieb. Sein Sohn Thomas Bartholin (1616-1680) galt als einer der
wichtigsten Anatomen seiner Zeit und entdeckte das Lymphsystem als
eigenständiges Organsystem. Einer seiner Schüler, der dänische Arzt,
Anatom und Naturforscher Nicolaus Stensen oder Nicolaus Steno
(1638-1686) verfasste 1665 in Paris einen "Diskurs über die Anatomie des
Gehirns" und regte damit neue Untersuchungen an.

"Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die moderne
Neurologie in den skandinavischen Ländern aus unterschiedlichen
medizinischen Fachrichtungen", schilderte Prof. Stien. In Schweden war
die Innere Medizin der Ausgangspunkt, in Norwegen die Elektrotherapie,
in Finnland die Pathologie und in Dänemark die Psychiatrie. Akademische
Lehrstühle für klinische Neurologie wurden 1887 in Schweden, 1893 in
Norwegen, 1918 in Finnland, 1934 in Dänemark und 1974 in Island
eingerichtet.

Berühmte Namensgeber für neurologische Krankheiten

Skandinavische Neurologen, Neurophysiologen und
Biochemiker beschrieben als Erste heute wohlbekannte neurologische
Erkrankungen und dienten als deren Namensgeber: Folling’s disease nach
dem Norweger Ivar Asbjørn Følling (1888-1973);
Wohlfart-Kugelberg-Welander Syndrom nach den schwedischen Forschern Erik
Klas Hendrik Kugelberg (1913-1983), Gunnar Wohlfart (1910-1961) und
Lisa Welander (1909-2001); das Refsum-Syndrom nach dem norwegischen
Neurologen Sigvald Refsum (1907-1991); Morbus Krabbe nach dem Dänen Knud
Haraldsen Krabbe (1885-1961).

In den letzten hundert Jahren gab es bedeutende
Beiträge Skandinaviens zur Neurowissenschaft. Dänemark konzentrierte
seine Forschung auf den Gehirnkreislauf und Multiple Sklerose, in
Finnland standen Neurogenetik und Neuropathologie im Mittelpunkt, in
Island Neurogenetik und die "Slow-Virus-Infektion", in Norwegen
Neuroanatomie sowie Neurophysiologie und in Schweden Neuropharmakologie
und Bewegungsstörungen.

Skandinavische Nobelpreisträger

Der hohe Standard, den die Neurowissenschaft in den
skandinavischen Ländern erreicht hat, schlug sich in die Verleihung
mehrerer Medizin-Nobelpreise nieder: 1967 erhielt ihn der
finnisch-schwedische Forscher Ragnar Granit (1900-1991) für die
Untersuchung der physiologischen und chemischen Sehvorgänge im Auge.
2000 wurde der schwedische Pharmakologe Arvid Carlsson (geb. 1923) für
die Entdeckungen zu Signalübertragung im Nervensystem ausgezeichnet.
2014 ehrte das Nobelpreiskomitee das norwegische Ehepaar May-Britt (geb.
1963) und Edvard Moser (geb. 1962). Sie erhielten die Auszeichnung für
ihre Arbeiten zur räumlichen Orientierung und zum räumlichen Gedächtnis,
mit denen erstmals eine psychologische Funktion auf mechanistischem
Niveau auf die Funktion von (einzelnen) Neuronen zurückgeführt werden
konnte.

Quelle: EAN 2016 Abstract Stien R, A short introduction
to the history of Scandinavian neurology: from the sagas to the Nobel
prizes

Bildgebende Verfahren zeigen Heilung des Herzens nach Infarkt

Wiesbaden – Nach einem Infarkt können Therapien mit Zellen und Eingriffe auf Ebene kleinster Teilchen dazu beitragen, das Herz wieder zu heilen. Der Erfolg einer solchen Behandlung lässt sich jetzt mit Bildern des geschädigten Gewebes sichtbar machen. Diese neuartigen bildgebenden Verfahren auf Basis der Zell- und Molekularbiologie sind einer der Schwerpunkte der 114. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden.

Ursache einer Herzschwäche ist oft ein Herzinfarkt. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen ist Herzinsuffizienz bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die vierthäufigste Todesursache: Oft pumpt das Herz nach einem Infarkt nicht mehr kräftig genug, um den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten. „Deshalb ist es wichtig, die Heilung des Muskelgewebes nach dem Infarkt zu unterstützen“, sagt Kardiologe Professor Dr. med. Georg Ertl, Vorsitzender der DGIM aus Würzburg. Als Kongresspräsident hat er deshalb Bildgebung in der Inneren Medizin zum Thema des 114. Internistenkongresses gemacht.

Zellen aus dem Knochenmark tragen dazu bei, dass das Herz nach einem Infarkt heilt. Inwieweit eine solche Therapie erfolgreich ist, lässt sich mit Hilfe der Nuklearmedizin darstellen: Die sogenannte Positronenemissionstomographie (PET) zeigt auf dem Bildschirm stoffwechselaktive Zellen am Ort der Heilung an. Versuche mit radioaktiv markierten Stammzellen machen erkennbar, dass diese sich im geschädigten Gewebe des Herzens ansiedeln. „Das Verfahren ermöglicht es uns sogar, die Therapie unmittelbar zu verbessern“, sagt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Wolfgang Rudolf Bauer, Spezialist für kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) aus Würzburg im Vorfeld des Kongresses. Denn anhand der neuartigen Bilder ist für den Arzt nachvollziehbar, wie er eine Therapie anpassen muss, damit ein noch größerer Anteil heilender Zellen zum geschädigten Muskel gelangt.

Darüber hinaus haben Forscher Methoden entwickelt, die an der Wundheilung beteiligte Prozesse anzeigen: Damit sich eine feste Narbe bildet, ist zum Beispiel ein Stoff, der sogenannte Faktor XIII unerlässlich. Auch dieser lässt sich durch radioaktive Markierung abbilden. Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) – ein bildgebendes Verfahren, das weiche Gewebe gut abbildet – verfolgen die Forscher außerdem den „programmierten Zelltod“ nach dem Herzinfarkt. Dieser Vorgang beeinflusst eine Herzschwäche maßgeblich. Zur Abbildung im MRT konstruierten die Wissenschaftler eigens künstliche Moleküle, mit denen sich ein sichtbarer Kontrast erzeugen lässt.

„Zwar hat jede Methode auch ihre Schwächen, vor allem aber auch ganz spezifische Stärken“, so Professor Bauer. PET etwa ist hochempfindlich. MRT bildet die Lage im Körper besser ab. Gearbeitet werde daher daran, verschiedene Methoden zusammenzuführen. Diese „Fusionsbildgebung“ soll ein noch besseres Abbild ergeben. „Moderne bildgebende Verfahren in Kombination mit der molekularen Medizin sind entscheidend für den Nachweis der Effizienz einer Therapie“, fasst der Internist, Kardiologe und Physiker Professor Bauer zusammen. Neueste Methoden aus Molekularbiologie und Nuklearmedizin und ihren Beitrag zur Heilung des Herzmuskels wird Professor Bauer auf einem von ihm geleiteten Symposium am 31. März im Rahmen der 114. Jahrestagung der DGIM vorstellen.

Schmerzen: Schlüssel zur Resistenz gefunden

Ionenkanal macht Nacktmull unempfindlich gegen Säurekontakt
 
Afrikanische Nacktmulle: fühlen kaum Schmerzen (Foto: Petra Dahl/MDC)

Berlin (pte002/17.12.2011/06:05) – Forscher des Max-Delbrück-Centrums (MDC) http://mdc-berlin.de haben herausgefunden, weshalb der afrikanische Nacktmull, keinen Schmerz empfindet, wenn er mit Säure in Berührung kommt. Die Tiere haben einen veränderten Ionenkanal in ihren Schmerzrezeptoren. "Die Forscher sind guter Hoffnung, einen Weg gefunden zu haben, Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen zu heilen", sagt MDC-Sprecherin Barbara Bachtler gegenüber pressetext.

Blockierung entscheidend

Bei Menschen mit entzündlichen Erkrankungen ist dieser Ionenkanal ständig aktiviert. Nach Angaben von Gary Lewin ist die Pharmaindustrie bereits dabei, kleine Moleküle zu entwickeln, die diesen Ionenkanal blockieren. Die Erkenntnisse des Labors von Lewin könnten helfen, kleine Moleküle zu entwickeln, die ganz gezielt die veränderte Stelle des Ionenkanals blockieren. Bei den Nacktmullen ist der Ionenkanal durch Säure abgeschaltet. Das macht sie immun gegen diesen Schmerz.

Bei der Weiterleitung schmerzhafter Reize an das Gehirn spielt der Ionenkanal Nav1.7 eine Schlüsselrolle. Er löst in den sensorischen Nervenzellen einen Nervenimpuls aus, der an das Gehirn weitergeleitet wird und Schmerz signalisiert. Substanzen, die diesen Kanal blockieren, werden daher zum Beispiel zur lokalen Betäubung beim Zahnarzt eingesetzt. Menschen, bei denen dieser Ionenkanal aufgrund genetischer Mutationen beschädigt ist, fühlen keinen Schmerz. Was kein Vorteil ist. Denn Verletzungen oder Entzündungen bleiben so unbemerkt.

Wichtiger Überlebensvorteil

Anders ist dies beim afrikanischen Nacktmull. Für diese Tiere ist Schmerzunempfindlichkeit gegen Säure offenbar ein Überlebensvorteil. Sie leben in einer sehr stark mit CO2 angereicherten Atmosphäre. Menschen oder andere Säugetiere könnten in dieser Luft kaum überleben. Hohe CO2-Konzentrationen und Säure lösen bei allen Säugetieren und damit auch beim Menschen Entzündungen aus. Das Gewebe von Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen wie zum Beispiel Rheuma ist stark mit Säure angereichert.

Nacktmulle sind nicht komplett schmerzresistent. Die Forscher hatten zeigen können, dass Nacktmulle empfindlich auf Hitze und Druck reagieren. Säure macht den Tieren nichts aus. Dabei haben Nackmulle den Ionenkanal Nav1.7. Die Forscher verglichen die Funktion dieses Ionenkanals bei Nacktmullen und bei Mäusen. Schließlich verglichen Sie ihre Daten auch mit dem entsprechenden Ionenkanal beim Menschen. Ihnen fiel auf, dass der Ionenkanal NaV1.7 der Nacktmulle sich von dem der Maus und des Menschen in seinem Aufbau unterscheidet.

Ionenkanäle sind Proteine, die aus Aminosäuren aufgebaut sind und deren Bauanleitung in den Genen liegt. Bei dem speziellen Ionenkanal des Nacktmulls sind drei Aminosäurebausteine verändert. Diese drei veränderten Proteinbausteine führen dazu, dass der Ionenkanal des Nacktmulls von der Säure blockiert wird. Dieses Phänomen ist auch beim Ionenkanal Nav1.7 von Mäusen und Menschen zu beobachten. Es ist aber so schwach, dass die Weiterleitung von Schmerzsignalen kaum gestört ist.

Sex mit drei verschiedenen Partnern unter den 14-jährigen

London (pte/24.03.2005/15:55) – Jedes fünfte Mädchen hatte bereits vor
seinem 14. Lebensjahr mit drei verschiedenen Männern Sex. Davon haben
65 Prozent der Mädchen ungeschützten Sex, der in 45 Prozent der Fälle
mit einem One-Night-Stand passiert. Dabei ist das Thema Alkohol ein
entscheidender Faktor, denn 60 Prozent der Mädchen geben an während
ihres ersten Mals betrunken gewesen zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt
eine aktuelle Studie der britischen Lifestyle-Zeitschrift "Bliss
Magazine" http://www.blissmag.co.uk. "Die Ergebnisse der Studie sind
extrem beunruhigend und machen Konsequenzen erforderlich. Eine bessere
Aufklärung muss dafür sorgen, dass junge Menschen die Informationen
bekommen, die sie brauchen um gezielte Entscheidungen bezüglich Sex und
Partnerschaften treffen zu können", erklärte Lisa Smosarski, die
Leiterin der Studie.

Bliss Magazine befragte 2.000 Mädchen mit einem durchschnittlichen
Alter von 14,5 Jahren um deren Einstellungen zum Thema Sex und Liebe
und ihre sexuellen Erfahrungen zu eruieren. Die Befragung ergab, dass
22 Prozent der Mädchen bereits Sex hatten und mehr als die Hälfte (55
Prozent) hatte auch weiterhin regelmäßig mehr als einmal im Monat Sex.
Nur sechs Prozent hatten nach ihrer ersten Erfahrung keinen sexuellen
Kontakt mehr. Die Hälfte der befragten Mädchen gab an, die Erfahrung zu
bereuen.

Der noch zu leistende Aufklärungsbedarf ist jedoch sehr groß, denn 70
Prozent der Mädchen erklären, dass sie sich mehr Informationen
wünschen. Nur sieben Prozent gaben an, brauchbare Informationen von
ihren Lehrern bekommen zu haben. Weitere 57 Prozent konnten nicht mit
ihren Eltern über dieses Thema sprechen. Hauptinformationsquellen zum
Thema Sex für die Jugendlichen sind mit 44 Prozent Zeitschriften und
Magazine sowie Gespräche mit Freunden (33 Prozent). "Der Gruppendruck
von Freunden spielt ebenfalls eine große Rolle beim Thema Sex. Oft
wollen die Mädchen nicht die letzte Jungfrau in der Schule sein.
Gleichzeitig sind sie aber emotional noch nicht reif genug um mit der
Situation umzugehen", erklärte Smosarski.

Der Großteil der befragten Mädchen hatte sehr traditionelle Ansichten
zum Thema Heirat und Liebe. 94 Prozent der Jugendlichen erklärten Liebe
und Vertrauen sei wichtiger als Sex und dass sie bis zu ihrem 25.
Lebensjahr verheiratet sein wollen. Ihre zukünftigen Kinder sollten
auch erst nach der Heirat geboren werden (89 Prozent).

"Die Studie zeigt eine starke Dualität in der Gesinnung der
Jugendlichen auf. Einerseits entwickeln sie neue traditionelle Werte
und wollen erst heiraten und dann Kinder bekommen, doch andererseits
haben sie heute schon sehr früh und unter Alkoholeinfluss Sex. Darum
ist es wichtig, dass sie über die Risiken einer möglichen
Schwangerschaft und sexuell übertragbare Krankheiten aufgeklärt werden.
Dabei muss die Regierung eine größere Verantwortung übernehmen",
resümierte Jan Barlow, der Vorsitzende der Sexual Health Charity Brook
http://www.brook.org.uk .

Querschnittslähmung und Tod durch Rheuma

fzm – Der Gelenkrheumatismus befällt keineswegs nur Hände und Beine,
wie die meisten Menschen annehmen. Gar nicht so selten ist auch das
Kopf-Halsgelenk erkrankt, was für die Rheuma-Patienten schwerwiegende
Folgen bis hin zu tödlichen Querschnittslähmungen haben kann. Diese
rheumatoide Arthritis (Fachwort für Gelenkrheuma) der Halswirbelsäule
sei ein von vielen Ärzten unterschätztes Problem, beklagt Dr. Michael
Schwarz-Eywill, Oldenburg, in der DMW Deutschen Medizinischen
Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005).

Am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg, wo der Rheumaspezialist Dr.
Schwarz-Eywill arbeitet, hat es innerhalb von zwei Jahren drei
Todesfälle von Rheuma-Patienten gegeben. Alle drei Patienten waren
bereits mit Lähmungserscheinungen in die Klinik eingewiesen worden und
bei allen stellten die Ärzte schwerste rheumatische Veränderungen der
Halswirbelsäule fest. Zu spät, denn die Verbindung zwischen erstem und
zweitem Wirbel hatte sich so weit gelockert, dass die Patienten wenig
später starben. Die Todesursache erläutert Schwarz-Eywill
folgendermaßen: Im Kopf-Halsgelenk dreht sich der erste Wirbel (Atlas)
um den Zahn (Dens) des zweiten Wirbel (Axis). Wenn die Rheumaerkrankung
auf das Kopf-Halsgelenk übergreift, können der Zahn, oder auch andere
Gelenkteile auf das Rückenmark drücken. Die Ärzte sprechen von einer
atlanto-axialen Dislokation, die auch bei den drei Patienten in
Oldenburg vorlag. Alle drei hätten möglicherweise gerettet werden
können, wenn die Hausärzte die richtige Diagnose gestellt hätten,
glaubt Dr. Schwarz-Eywill. Doch in keinem Fall sei eine Röntgenaufnahme
der Halswirbelsäule durchgeführt worden. Dabei seien die drei Patienten
keine Einzelfälle. Eine Röntgenuntersuchung von 214 Rheuma-Patienten,
die während zwei Jahren in der Oldenburger Klinik behandelt wurden,
ergab bei jedem sechsten (16,8 Prozent) einen krankhaften Befund am
Halskopf-Gelenk. Die Kernspintomographie zeigte den Ärzte dann, wie es
um die Patienten stand. Zwei mussten sofort operiert werden (und
überlebten), bei den anderen wurde die medikamentöse Therapie
verbessert, damit die Entzündung des Kopf-Hals-Gelenks nicht weiter
fortschreitet.

Dr. Schwarz-Eywill fordert in der DMW die Ärzte auf, bei allen
Rheuma-Patienten Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule anzufertigen. Und
zwar möglichst früh, denn das Kopf-Halsgelenk könne schon nach wenigen
Monaten betroffen sein. Dr. Schwarz-Eywill: "Bei einer Patientin war
das Rheuma erst seit 6 Monaten bekannt".

M. Schwarz-Eywill et al.:

Die rheumatoide Arthritis an der Halswirbelsäule: Ein unterschätztes Problem

Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (33): 1866-1870

Algorithmus schafft Früherkennung bei Blutvergiftung

Blutvergiftung: Algorithmus schafft Früherkennung

Bessere Prognose von Patienten durch Auswertung von Daten zum SIRS


Mannheim (pte017/16.12.2016/12:30) –

Forscher der Universitätsmedizin Mannheim http://umm.de haben einen Computeralgorithmus entwickelt, der die in der
elektronischen Patientenakte gespeicherten Daten zur individuellen
Abbildung des sogenannten "Systemischen Inflammatorischen Response
Syndroms" (SIRS), eines wichtigen Merkmals der Blutvergiftung
beziehungsweise einer Sepsis, nutzt. Damit ist eine Früherkennung
möglich, welche die Prognose der Betroffenen verbessert.

Kein zusätzlicher Testaufwand

Auf dem Algorithmus aufbauend haben die Wissenschaftler
zur Erfassung der Dynamik des SIRS intuitive Maße definiert – etwa den
Durchschnitt und die Änderung der Anzahl der SIRS-Kriterien über ein
Zeitfenster von 24 Stunden. Bei der praktischen Anwendung dieser
SIRS-Deskriptoren zeigte sich, dass diese der üblichen punktuellen
Erhebung des SIRS deutlich darin überlegen sind, eine Sepsis bei
schwerverletzten Unfallopfern (Polytrauma-Patienten) vorauszusagen.

Ihre Trennschärfe bei der Diagnose der Sepsis im
Intensivverlauf reichte sogar an jene von derzeitigen Sepsis-Biomarkern
heran, ohne den zusätzlichen Testaufwand zu erfordern. Das Konzept der
elektronisch gestützten Intensivüberwachung und der dort vorgestellte
Ansatz zur frühen Erkennung von Zustandsverschlechterungen bei Patienten
mit Sepsis, wird von Experten als wegweisend erachtet. Das Team führt
unter anderem klinisch-epidemiologische Studien zum besseren Verständnis
des Krankheitsverlaufs bei Intensivpatienten mit systemischer
Entzündung, Sepsis und Organversagen durch.

Regengeräusche steigern Konzentrationsfähigkeit

Regengeräusche steigern Konzentrationsfähigkeit

Individuelle Performance jedoch vom jeweiligen Charaktertyp abhängig

Regentropfen: Sound gut für die Konzentration (Foto: dreimirk30, pixelio.de)
Regentropfen: Sound gut für die Konzentration (Foto: dreimirk30, pixelio.de)

Mailand (pte001/19.03.2018/06:00) –

Begleitende Musik oder leichte Regengeräusche bewirken vor allem bei
extrovertierten Menschen eine signifikante Verbesserung des
Konzentrationsvermögens. Zu diesem Schluss kommen Forscher des
Dipartimento di Psicologia an der Università di Milano-Bicocca http://www.unimib.it . Auf die Kopfhörer von Testpersonen eingespielt wurden verschiedene
musikalische Rythmen und das Geräusch von Regentropfen oder
Meeresbrandung. Dabei wurden die Ergebnisse mit denen bei absoluter
Stille verglichen.

Hintergrund-Sound förderlich

Getestet wurden 25 männliche und 25 weibliche
Universitätsstudenten, von denen je die Hälfte als introvertiert und
extrovertiert galt. Den Teilnehmern wurden auf einem Bildschirm im
Drei-Sekunden-Rythmus insgesamt 180 Rechenoperationen zur Aufgabe
gestellt. Dabei handelte es sich um die in verschiedenen
Schwierigkeitsgraden abgefragten Grundrechenarten Addition,
Substraktion, Division und Multiplikation.

"Wir haben festgestellt, dass die Zahl der richtigen
Antworten auf schwierige Mathematikaufgaben bei völliger Stille generell
niedriger war als bei musikalischen und natürlichen
Hintergrundgeräuschen", so Projektleiterin Alice Mado Proverbio. Dabei
habe sich gezeigt, dass die Positivwirkung nicht von der Art der
Geräusche abhängt, sondern die akustische Begleitung als solche eine
stimulierende Wirkung auf Hirntätigkeit und Aufmerksamkeit ausübt.

Zerebrale Erregungsschwellen

Bei der Lösung von Mathe-Aufgaben waren die
Introvertierten sowohl mit als auch ohne Geräuschkulisse schneller als
die Extrovertierten. Unterschiedlich hoch war hingegen die
Leistungsverbesserung bei steigendem Schwierigkeitsgrad der Aufgaben.
"Während bei einfachen mathematischen Problemstellungen das
Hintergrundgeräusch bei den Extrovertierten keinerlei Einfluss hatte,
war bei den schwierigeren Aufgabenstellungen eine spürbare
Leistungssteigerung festzustellen", sagt Mado Proverbio. Bei den
Introvertierten fiel die Leistungsdifferenz zwischen Aufgabenlösungen
unter Geräuschbegleitung und absoluter Stille niedriger aus.

Eine Erklärung fanden die Wissenschaftler in dem
Umstand, dass Introvertierte im Vergleich zu den Extrovertierten eine
höhere zerebrale Erregungsschwelle und ein besseres sensorisches
Reaktionsvermögen haben, weshalb sie weniger Vorteile als Extrovertierte
aus der Begleitung durch Hintergrundgeräusche ziehen. Einzelheiten der
Untersuchung sind in der "Fachzeitschrift Plos One" unter dem Titel
"When listening to rain sounds boosts arithmetic ability" publiziert.

Biomarker für Psoriasis-Arthritis

Biomarker für Psoriasis-Arthritis entdeckt

Gen bestätigt Existenz der Krankheit – Hoffnung auf Therapie

Hand: Forscher ergründen Psoriasis-Arthritis (Foto: J. Sawluk/pixelio.de)
Hand: Forscher ergründen Psoriasis-Arthritis (Foto: J. Sawluk/pixelio.de)

Manchester (pte004/09.02.2015/06:15) –

Ein europäisches Forschungskonsortium an der University of Manchester http://manchester.ac.uk hat Biomarker für Psoriasis-Arthritis entdeckt. Der Durchbruch gelang
den Experten mit der Identifikation eines Genes, das ein erhöhtes Risiko
für die Entwicklung für diese entzündliche Form von Arthritis, nicht
aber für die von Schuppenflechte anzeigt.

"Psoriasis-Arthritis ist eine schwere Komplikationsform
der Psoriasis. Zu wissen, welche Patienten zur Risikogruppe für diese
Gelenkmanifestation der Krankheit gehören, ermöglicht eine frühzeitige
Behandlung und somit eine Linderung der Symptome", so André Reis
gegenüber pressetext, der mit einem seinem Team am Universitätsklinikum
Erlangen http://www.uk-erlangen.de am Projekt beteiligt ist.

Spezifische Medikamente

Die im Wissenschaftsmagazin "Nature Communications"
veröffentlichte Studie bietet erste Einblicke in die Eigenschaften der
Krankheit, die sich deutlich von denen der Schuppenflechte
unterscheidet. Behandlung und Medikamente können somit spezifisch auf
die Funktionsweise dieser Krankheit abgestimmt entwickelt werden.

In Zukunft, so Anne Barton, Leiterin einer weiteren
Forschungsgruppe im Projekt, steigt durch die Erkennung einer
Prädisposition die Möglichkeit zur Entwicklung von Behandlungsmethoden,
die schon das Entstehen einer Psoriasis-Arthritis verhindern. Reis
hingegen weist darauf hin, dass es bis dorthin noch ein langer Weg ist.

"Wir versuchen immer noch, den Unterschied zwischen
Psoriasis und Psoriasis-Arthritis zu verstehen. Wir haben nun
herausgefunden, dass ein bestimmter Typ weißer Blutkörperchen, genau
gesagt CD8 positive T-Zellen, maßgeblich an der Erkrankung beteiligt
ist. Dieser Marker bietet uns die Möglichkeit, die Krankheit besser zu
verstehen und neuen Formen der Behandlung näherzukommen."

Genetische Veranlagung festgestellt

Die Hautkrankheit Psoriasis ist erkennbar, bevor sich
Psoriasis-Arthritis entwickelt. Zehn Prozent bis ein Drittel der
geschätzten 125 Mio. Psoriasis-Patienten weltweit entwickeln im Laufe
ihres Lebens Psoriasis-Arthritis. Wer dazu gehören wird, konnte bisher
im Vorhinein nicht beurteilt werden.

Sowohl Psoriasis als auch Psoriasis-Arthritis sind
durch mehrere – gemeinsame – Biomarker gekennzeichnet. Bisher war jedoch
unklar, ob es sich bei Psoriasis-Arthritis um eine Krankheit handelt
oder nur ein gleichzeitiges Auftreten von Psoriasis und rheumatischer
Arthritis.

Psoriasis-Arthritis verursacht Schmerzen sowie steife
Gelenke und Sehnen. Fast alle Psoriasis-Arthritis-Patienten leiden auch
unter der Hautkrankheit Psoriasis – auch bekannt als Schuppenflechte
(Psoriasis Vulgaris). Umgekehrt leiden zehn bis 30 Prozent der an
Schuppenflechte Erkrankten an Psoriasis-Arthritis. Die Schätzungen
schwanken, da die Krankheit oft nicht diagnostiziert wird.

Vorsicht bei Pilzbehandlung von Schwangeren mit Fluconazol

pte20190219014 Forschung/Technologie, Medizin/Wellness

Pilzbehandlung bei Schwangeren gefährlich

Fluconazol erhöht laut neuen Studienergebnissen aus Kanada das Risiko einer Fehlgeburt stark

(pte014/19.02.2019/10:30) – Fluconazol, ein Medikament, das häufig
zur Behandlung von vaginalen Pilzinfektionen eingesetzt wird, steht laut
einer Studie der Université de Montréal http://umontreal.ca mit einer höheren Anzahl von Fehlgeburten in Verbindung. Eine
Lokaltherapie wird normalerweise bei derartigen Erkrankungen eingesetzt.
Fluconazol wird jedoch häufig während der Schwangerschaft oral
verabreicht.

Jede Dosierung folgenreich

Die Forscher haben die Daten von 441.949 Schwangerschaften der Quebec
Pregnancy Cohort für den Zeitraum von 1998 bis 2015 analysiert. Sie
wurden mit den bei den Versicherungen eingereichten Rezepten
abgeglichen. Ergebnis: Die Einnahme dieses Medikaments steht mit
negativen Folgen in Zusammenhang. Laut Forschungsleiterin korreliert
jede Dosierung von Fluconazol in der Schwangerschaft mit einem höheren
Risiko einer Fehlgeburt. "Höhere Dosierungen über 150 Milligramm zu
Beginn der Schwangerschaft können die Wahrscheinlichkeit eines
Herzfehlers beim Neugeborenen erhöhen", so die Expertin.

Die in "CMAJ" veröffentlichten Ergebnisse entsprechen jenen anderer
Studien. Laut den Forschern sind jedoch weitere nötig, da die
Studiengrößen immer noch relativ gering ausfallen. In einem Kommentar
betonen Vanessa Paquette und Chelsea Elwood vom British Columbia Women’s
Hospital and Health Centre, dass diese Ergebnisse die Notwendigkeit
betonten, während der Schwangerschaft bei der Verschreibung von
Medikamenten vor allem auf die Sicherheit zu achten. Dazu gehöre die
Bestätigung der richtigen Diagnose und dann die Auswahl der sichersten
Medikation in der geringsten möglichen Dosis.

Sport im Alter verlängert das Leben um fünf Jahre

pte20150515009 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Sport im Alter verlängert das Leben um fünf Jahre

5.700 Menschen untersucht – Drei Stunden Aktivität pro Woche reichen

(pte009/15.05.2015/10:30) – Regelmäßige Bewegung im höheren Alter hat
auf die Lebenserwartung genauso starke Auswirkungen wie ein Rauchstopp.
Die Analyse der Daten von rund 5.700 älteren Norwegern hat ergeben,
dass drei Stunden körperliche Aktivität pro Woche die Lebenserwartung um
fünf Jahre erhöhen konnten, wie das Oslo University Hospital http://oslo-universitetssykehus.no berichtet.

Bedarf ab 65 Jahren

Die Forscher fordern im "British Journal of Sports Medicine" http://bjsm.bmj.com zu mehr Fitness im Alter auf. Gleichzeitig warnt die British Heart Foundation http://bhf.org.uk , dass die Menschen sich einfach zu wenig bewegen. Offizielle
Empfehlungen raten Menschen über 65 Jahren in Großbritannien zu 150
Minuten moderaten körperlichen Aktivitäten pro Woche.

Laut der Studie erhöhten sowohl leichte als auch anstrengende sportliche
Aktivitäten die Lebenserwartung. Die Analyse der Daten der Teilnehmer
zwischen 68 und 77 Jahren hat gezeigt, dass weniger als eine Stunde
leichter Aktivitäten pro Woche keine Auswirkungen hatte. Jene, die
hingegen sechs Mal für eine halbe Stunde lang Sport betrieben, egal wie
intensiv, lebten mit 40-prozentiger Wahrscheinlichkeit länger.

Holländer am aktivsten

"Auch bei einem Durchschnittsalter von 73 Jahren zu Beginn der Studie,
erhöhte sich die Lebenserwartung von aktiven Personen um fünf Jahre",
heißt es in dem Manuskript. Körperliche Aktivität wirkte sich wie der
Verzicht von Zigaretten auf die Anzahl der Todesfälle aus. Die British
Heart Foundation warnt in einer aktuellen Studie, dass Menschen zu wenig
Sport betreiben.

69 Prozent der Erwachsenen in Portugal betreiben nicht einmal leichten
Sport. 44 Prozent der Briten gehören ebenfalls in diese Gruppe. Mit nur
26 Prozent scheinen die Deutschen sportlicher zu sein. Am besten
schneiden mit 14 Prozent jedoch die Niederlande ab. Laut Julie Ward
zeigen die Statistiken, dass fast die Hälfte der Briten überhaupt keinen
Sport betreibt. Dieser Wert sei höher als in den meisten EU-Ländern.