Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Noch nie war Körperbewegung so wichtig wie heute

(KIT) – Körperliche Aktivität macht glücklich und ist wichtig, um auch psychisch gesund zu bleiben. Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim untersuchten, welche Hirnregionen dabei eine zentrale Rolle spielen. Die Ergebnisse zeigen, dass schon Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen einen deutlichen Nutzen für das Wohlbefinden haben, insbesondere auch bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind. Die aktuelle Studie ist in der Zeitschrift Science Advances erschienen (DOI: 10.1126/sciadv.aaz8934).

Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden. Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden. Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT und am Geoinformatischen Institut der Universität Heidelberg fokussierte in seiner Studie Alltagsaktivitäten, die den größten Anteil unserer täglichen Bewegung ausmachen. „Schon das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen und damit das Wohlbefinden zu steigern“, erläutern die beiden Erstautoren der Studie, Dr. Markus Reichert, der am ZI in Mannheim und am KIT forscht, und Dr. Urs Braun, Leiter der Arbeitsgruppe Komplexe Systeme in der Psychiatrie am ZI.

Besondere Relevanz haben die Forschungsergebnisse gerade in der derzeitigen Situation mit Corona-Beschränkungen und dem bevorstehenden Winter. „Aktuell leiden wir unter starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und unserer sozialen Kontakte, was sich auf unser Wohlbefinden niederschlagen kann“, so Professorin Heike Tost, Leiterin der Arbeitsgruppe Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie am ZI und eine der zentralen Autorinnen der Studie, „da kann es helfen, öfter mal Treppen zu steigen, um sich besser zu fühlen.“

Alltagsaktivitäten steigern „Wachheit“ und „Energiegeladenheit“
„Die Untersuchungen wurden durch eine neuartige Kombination verschiedener Forschungsmethoden im Alltag und im Labor möglich“, so Professor Ulrich Ebner-Priemer, Leiter der Arbeitsgruppe mHealth Methoden in der Psychiatrie am ZI Mannheim sowie stellvertretender Leiter des IfSS und Leiter des Mental mHealth Lab am KIT. Eingesetzt wurden Alltagserhebungsverfahren (sogenannte Ambulante Assessments) mit Bewegungssensoren und Smartphone-Abfragen zum Wohlbefinden, die anhand von Geolokalisationsdaten ausgelöst wurden, sobald sich die Studienteilnehmer bewegten.

Mit diesen Alltagserhebungsverfahren wurde bei 67 Personen der Einfluss der Alltagsaktivität auf die Wachheit und Energiegeladenheit über sieben Tage hinweg erfasst. Dabei zeigte sich, dass sie sich direkt nach alltäglicher Aktivität wacher und energiegeladener fühlten. Wachheit und Energiegeladenheit wiederum waren nachweislich wichtige Komponenten des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Gehirnareale für Alltagsbewegung und Wohlbefinden identifiziert
Kombiniert wurden diese Analysen bei einer weiteren Gruppe von 83 Personen mit Magnetresonanztomografie am ZI. Dabei wurde das Volumen der grauen Hirnsubstanz vermessen, um herauszufinden, welche Areale im Gehirn für diese Alltagsprozesse eine Rolle spielen. Wichtig für das Zusammenspiel von Alltagsbewegung und affektivem Wohlbefinden ist ein Bereich der Großhirnrinde, der subgenuale Anteil des Anterior Cingulären Cortex. Diese Hirnregion spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation von Emotionen und der Widerstandsfähigkeit gegenüber psychiatrischen Erkrankungen. Von den Autorinnen und Autoren der Studie wurde diese Hirnregion nun als ein entscheidendes neuronales Korrelat identifiziert, das den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und subjektiver Energiegeladenheit vermittelt. „Personen, die ein geringeres Volumen an grauer Hirnsubstanz in dieser Region aufwiesen und ein erhöhtes Risiko haben, an psychiatrischen Erkrankungen zu leiden, fühlten sich einerseits weniger energiegeladen, wenn sie körperlich inaktiv waren“, beschreibt Heike Tost die Ergebnisse, „aber andererseits nach alltäglicher Bewegung deutlich energiegeladener als Personen mit größerem Hirnvolumen.“

Spezifischer Nutzen von körperlicher Aktivität im Alltag
Professor Andreas Meyer-Lindenberg, Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, schlussfolgert, dass „die Ergebnisse damit auf einen spezifischen Nutzen von körperlicher Aktivität im Alltag für das Wohlbefinden hinweisen, insbesondere bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind.“ Zukünftig könnten die in der Studie gewonnen Ergebnisse im Alltag dazu führen, dass eine auf dem Smartphone installierte App bei sinkender Energie die Nutzer zu Bewegung stimulieren soll, um das Wohlbefinden zu steigern. „Langfristig ist in Studien zu klären, ob sich durch Alltagsbewegung kausal das Wohlbefinden und das Hirnvolumen verändern lassen und inwieweit diese Ergebnisse helfen könnten, psychiatrische Erkrankungen zu vermeiden und zu therapieren,“ so Urs Braun.

Brandbrief an „abgeordnetenwatch.de“ wegen eines eigenartigen Urteils des Bundesverwaltungsgerichts

Liebe Frau Boldebuck, lieber Herr Ebener, liebe Mitarbeiter der abgeordnetenwatch.de,

Ihren Missmut kann ich sehr gut verstehen, aber das reiht sich ein in eine Reihe von Fehlurteilen, die höchstrichterlich erlassen worden sind, z. B. die Zulassung von Demonstrationen der sogenannten ‚Querdenker‘-Initiative, wo zu erwarten war, dass sich rechtsradikale Partien anhängen würden, die alle diejenigen, die für Verschwörungstheorien empfänglich sind, einfangen möchte. Es ist nicht nur ein Angriff auf unsere demokratische Verfassung, indem sie den Staat lächerlich macht, sondern auch auf das Anrecht körperlicher Unversehrtheit der Bürger. Den Demonstranten gehen ja die bereits gesetzlich verankerten Auflagen für Corona-Schutz ab. Sie gefährden damit die Gesundheit anderer Bürger. Wer weiß wieviel Anteil diese Demonstrationen an der exponenziellen Ausbreitung verantwortlich sind.

Ich muss noch etwas Grundsätzliches erwähnen: Ich habe einen Sohn und eine Tochter, die meine Frau mit in die Ehe gebracht hat. Beide studieren Jura. Ich bin entsetzt, wie schmalspurig dieses Studium absolviert werden kann. Letztlich ist es der Repetitor mit seiner Paukmethode, der am Erfolg des 1. Staatsexamens wesentlich mitwirkt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn in Köln konnte man nur studieren, wenn man ein juristisches Vorexamen absolviert hat. Das lag daran, dass die Soziologen in die Volkswirtschaftliche Fakultät integriert waren. Dabei haben meine hervorragenden Lehrer René König und Erwin K. Scheuch gelitten, mit dem Vorteil, dass sie mehr empirische Soziologie hervorgehoben haben. Möglicherweise hat mich das vor der Kleinspurigkeit der Juristen gerettet. Meines Erachtens müsste die Richterausbildung  gezielter auf eine umfassendere psychologische und soziologische Grundbildung gerichtet werden. Vielleicht kann ‚ageordnetenwatch.de‘ das mit ihrem großen Netzwerk einmal eruieren. Gerne bin ich zur Mitarbeit bereit.

Mit freundlichen Grüßen
Jean Pütz

(abgeordnetenwatch.de) – Das Urteil aus Leipzig hat uns alle hart getroffen.
Sie erinnern sich: Im Juni hat das Bundesverwaltungsgericht unsere Parteispendenklage in letzter Instanz vollkommen überraschend abgewiesen. Dabei hatten wir zuvor vor zwei Gerichten in allen Punkten recht bekommen.

Jetzt gibt es in dieser Angelegenheit besorgniserregende Neuigkeiten.

Mit Verweis auf das Urteil hat die Bundestagsverwaltung nun gleich mehrere Auskunftsgesuche von abgeordnetenwatch.de verweigert.

Durch unsere Anfragen über das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) wollten wir Unterlagen öffentlich machen und unter anderem folgende Fälle ganz genau unter die Lupe nehmen:

  • Spenden vom Waffenhersteller Heckler & Koch an CDU und FDP
  • Die Vermarktung von Politikern durch die Firma NWMD in der „Rent-a-Sozi-Affäre“
  • Parteispenden an die CDU durch das aserbaidschanische Erdölunternehmen SOCAR
  • Den sogenannten „Goldverkauf“ der AfD zur Parteienfinanzierung

Doch wir – oder andere Journalist:innen – können bei der Bundestagsverwaltung zu diesen Fällen nun keine Herausgabe von Unterlagen mehr erwirken.

Damit zeigt sich jetzt, welch fatale Strahlkraft das Urteil aus Leipzig hat. Denn die Richterinnen und Richter haben sinngemäß geurteilt, dass bei Angelegenheiten der Parteienfinanzierung das Parteiengesetz gilt – ein Spezialgesetz, das Vorrang vor dem Informationsfreiheitsgesetz hat.

Laut dem Bundesverwaltungsgericht sorge das Parteiengesetz schon jetzt für ausreichend Transparenz.

Ein schlechter Scherz, wenn man sich klarmacht: Die Öffentlichkeit kann und wird nach dem Richterspruch nicht erfahren, ob und wie die Bundestagsverwaltung dubiosen Parteispenden und verdächtigen Vorgängen nachgeht.

Weil wir nicht bereit sind hinzunehmen, dass wichtige Dokumente zur Parteienfinanzierung zukünftig unter Verschluss bleiben, haben wir nach dem Urteil den Gang zum Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angetreten.

Mit unserer Verfassungsbeschwerde wollen wir das fatale Urteil des Bundesverwaltungsgerichts anfechten. Denn wenn selbst Journalist:innen keine Einsicht in Prüfunterlagen mehr bekommen, wird öffentliche Kontrolle ausgehebelt.

Doch ohne öffentliche Kontrolle geht es nicht! Immer wieder kommt es bei der Parteienfinanzierung zu groben Ungereimtheiten – deren Prüfung darf nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden!

Bitte geben Sie uns heute den Rückhalt, den wir bei unserer Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe brauchen – werden Sie abgeordnetenwatch.de-Förder:in (schon mit nur 5 Euro im Monat und steuerlich absetzbar).

Mit einer Förderung sorgen Sie dafür, dass uns in Karlsruhe nicht die Puste ausgeht. Außerdem investieren Sie in neue investigative Recherchen von abgeordnetenwatch.de, mit denen wir Missstände aufdecken. Denn auch wenn uns die Bundestagsverwaltung nun Steine in den Weg legen will: Wir lassen uns nicht abschrecken und werden mit Ihrer Hilfe weitermachen!

Requiem auf das Corona-Jahr 2020 – Mit einem Vorwort von Jean Pütz

Dieses Requiem eines extrem erfolgreichen Wissenschaftlers und Managers, der auf der ganzen Welt zuhause ist, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Für mich ist es ein Zeitdokument, welches zwar aus einer sehr persönlichen Sicht entstanden ist, aber den Umbruch in der Wissenschaft exemplarisch dokumentiert. Es ist ein Beispiel dafür, dass dieses durch Corona verseuchte Jahr, mit den vielen Einschränkungen, bewältigbar ist. Auch wenn persönlich gefärbt, gibt es doch Mut für die Überlebenden.
Jean Pütz

Wie soll man dieses seltsame, nun ablaufende Jahr 2020 benennen? „Das Jahr ohne Begegnungen“? „Das Jahr ohne Reisen“? „Das Jahr des Home Office“? „Das Jahr der uns aufgezeigten Grenzen“? Alle diese ominösen Begriffe treffen zu.

Im Januar und Februar ging es bei mir noch einigermaßen normal zu. Wie gewohnt konnte ich einige Präsenzvorträge halten. In der ersten Januarhälfte feilten wir mit einer chinesischen Delegation in einem Zwei-Tages-Workshop am Konzept der Hermann Simon Business School in China, die am 23. Mai 2020 eingeweiht werden sollte. Diese Einweihung musste natürlich verschoben werden und lässt sich hoffentlich in 2021 nachholen. Am 28. Februar kurz vor dem Lockdown fand ein letztes öffentliches Event statt, die Feier anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft meines Heimatdorfes Hasborn/Eifel an Cäcilia und mich.

Dann kam der Lockdown. Bonn schien uns riskanter als Hasborn, so zogen wir uns mit Familie nach dort zurück. Zwar waren die Pro-Kopf-Zahlen der Covid 19-Fälle in Bonn und dem Landkreis Bernkastel-Wittlich ähnlich, aber pro Quadratkilometer Fläche war die Zahl in Bonn 37 Mal höher. Seit meiner Jugend habe ich nicht mehr so viel Zeit in der Eifel verbracht wie in diesem Jahr. Dafür war neben Covid 19 eine Knieoperation verantwortlich, der ein mehrwöchiger Reha-Aufenthalt in der Elfenmaarklinik Bad Bertrich – nur einen guten Steinwurf von Hasborn entfernt – folgte. Statt Globalia und große Welt hieß es also kleines Dorf und Eifel – ein echtes Kontrastprogramm.

Mit dem Beginn der Zwangspause im März ging mir Folgendes durch den Kopf: Endlich mal Ruhe, um nach zu denken, kreativ zu sein, neue Ideen zu entwickeln. Ich wollte die Arbeit an einem neuen Hidden Champions-Buch beginnen. Doch erwies sich die Frage „Was kann man angesichts Corona über Globalisierung schreiben?“ als ausgesprochen verstörend, ja hinderlich. So begann ich erst einige Monate später mit dem Schreiben und kümmerte mich beim Inhalt kaum um Corona, da ich zunehmend zu der Vermutung neige, dass Corona den mittel- und langfristigen Lauf der Welt und der Globalisierung nicht verändern wird. In diesen Tagen schließe ich das Manuskript zu „Hidden Champions – Aufstieg und Transformation“ ab. Die Zukunft wird zeigen, ob ich mit meiner Vermutung Recht behalte.

Die gewonnene Zeit nutzte ich darüber hinaus zu allerlei Schreibereien. Aus dem im Frühjahr erschienenen Buch „Am Gewinn ist noch keine Firma kaputt gegangen“ entwickelte ich eine internationale Version, die Springer Nature New York in 2021 unter dem Titel „True Profit! No Company ever Went Broke from Turning a Profit“ publizieren wird. Ähnlich verfuhr ich mit meiner Autobiografie, deren englischsprachige Version “Many Worlds, One Life – A Remarkable Journey from Farmhouse to Global Stage” im Januar erscheint. Die chinesische und die japanische Ausgabe folgen kurz darauf.

Meine Hoffnung auf eine besonders kreative Phase erwies sich allerdings als trügerisch. Wenn ich ansonsten von Reisen aus fernen Ländern zurückkehre, bringe ich einen Kopf voll neuer Eindrücke und Anregungen mit. Das fehlte einfach. Und so habe ich nicht den Eindruck, in den verflossenen Monaten besonders kreativ gewesen zu sein – eher im Gegenteil.

Interessant finde ich auch die Erfahrungen mit virtuellen Vorträgen und Interviews. Am Anfang war ich eher zögerlich, doch mittlerweile gehören die virtuellen Auftritte zur Alltagsroutine.

Dass man vom heimischen Schreibtisch aus zu Leuten in aller Welt sprechen und mit ihnen diskutieren kann, finde ich jedes Mal wieder erstaunlich. Die Reichweiten sind allerdings nach Veranstalter und Land extrem unterschiedlich. Manchmal erreicht man nur 100 Leute, während in Indien bei einem Live-Interview 20.000 zugeschaltet waren. Den Rekord hält mit 20 Millionen Zuschauern ein Vortrag, den ich im Rahmen einer großen Digitalkonferenz hielt und der auf diversen Kanälen vom chinesischen Staatsfernsehen CCTV sowie von Tencent verteilt wurde. Ich habe viel dazu gelernt, zum Beispiel, dass kaum jemand einen längeren Vortrag digital anschaut. Deshalb stelle ich in den sozialen Medien heute eher kurze Statements von weniger als zwei Minuten Dauer ein. Ich benutze auch stets einen Kopfhörer mit Mikrofon, da die Tonqualität einfach besser ist. Dennoch bin ich nach wie vor ein unprofessioneller Amateur.

Eine Begleiterscheinung von Covid 19 ist, dass sich Entfernungen massiv vergrößert haben. Seit einigen Monaten haben wir einen Enkel in Berlin. Zu normalen Zeiten wären wir häufig zu ihm oder er wäre mit seinen Eltern zu uns geflogen. Die Flugzeit von Köln/Bonn nach Berlin beträgt weniger als eine Stunde. Im Sinne von LeCorbusiers Spruch „Eine Stadt ist eine Stunde“ sind die beiden Orte eine Stadt. Doch nicht mehr mit Covid 19. Und die Bahn meidet man genauso wie das Flugzeug.

Bei Simon-Kucher hat sich die Geschäftslage, nachdem es im Frühjahr nicht so gut aussah, im Laufe des Jahres deutlich gebessert. In Oslo haben wir sogar ein weiteres Büro, insgesamt unser 40., eröffnet. Beim Umsatz werden wir etwa auf dem Niveau des Vorjahres landen und sind damit sehr zufrieden. Unsere Leute arbeiten bei Themen wie künstliche Intelligenz und Machine Learning mit dem Fraunhofer-Institut in Birlinghoven zusammen.

Mit den neuen Impfstoffen zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. Ich bin stolz, dass zwei der derzeit relevanten Impfstoffe in Deutschland entwickelt wurden. Wir haben eben auch in neuen Bereichen Hidden Champions wie BioNTech oder Curevac.

Ich hoffe, dass wir uns im Neuen Jahr wiedersehen und verbleibe mit den besten Wünschen für zuvorderst Gesundheit, für gesegnete Weihnachtstage sowie für viel Glück im Neuen Jahr.

Verschwörungstheorien: Vor allem AfD-Wähler halten Corona für eine Erfindung

Diesen Artikel aus der ‚Welt ‚ möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, machen Sie sich Ihren eigenen Reim darauf
Ihr Jean Pütz

(WELT) – Trotz steigender Infektions- und Todeszahlen halten einige Deutsche Corona für eine Erfindung. Besonders weit verbreitet ist diese Auffassung unter AfD-Anhängern. Für die Pandemiebekämpfung ist das ein großes Problem.

Hier geht’s zum Video

Sprache der Pandemie

Der Autor, Professor Sigismund Kolbe, ist mittlerweile ein guter Freund von mir geworden. Wir bezeichnen uns als ‚Brüder im Geiste‘ und ich finde, sein Kommentar passt sehr gut auf meine Homepage unter dem Button: ‚Gedanken zur Zeit‘. Schön, dass es noch so freie Gedanken-Geister gibt.

Jean Pütz

Excellent-Universitäten entdecken neue Untaten des Coronas

(Uni Kiel) – Ein Forschungsteam mit Beteiligung des Exzellenzclusters PMI hat bestimmte Zelltypen im Blut identifiziert, die auf schwere Krankheitsverläufe bei COVID-19 hindeuten.

Bei schweren Verläufen einer COVID-19-Erkrankung spielen nicht nur die üblicherweise als Immunzellen bezeichneten Zelltypen eine Rolle. Insbesondere unreife Vorläuferzellen im Blut, die normalerweise nur im Knochenmark vorkommen und die dort erst durch Reifung zu Blutzellen werden, weisen auf einen besonders schweren Verlauf der Erkrankung hin und könnten zu vielen der klinischen Komplikationen bei COVID-19 beitragen, wie ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) zeigen konnte. Die neuen Erkenntnisse haben die Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des Universitätsklinikums Schleswig-Holsteins (UKSH) und der Universitäten Bonn, Köln, Lübeck, Tübingen und Nijmegen sowie des Forschungszentrums Borstel – Leibniz Lungenzentrum und des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des nationalen DFG Forschungsverbundes „Deutsche COVID-19 OMICS Initiative“ (DeCOI) am Donnerstag (26.11.2020) im renommierten Fachmagazin Immunity publiziert.

Auf der Suche nach einem Biomarker für einen schweren COVID-19-Verlauf
Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV2 nehmen sehr unterschiedliche klinische Verläufe. Während viele mild oder sogar symptomlos verlaufen, können sie insbesondere bei älteren Menschen auch lebensbedrohlich werden. In diesen schweren Formen, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen, können neben einer Lungenentzündung auch weitere Organe wie das Herz oder die Niere mitbetroffen sein. Hierbei spielt eine fehlgeleitete Entzündungsreaktion eine wichtige Rolle. Darüber hinaus deuten immer mehr Befunde darauf hin, dass Schäden an kleinen Blutgefäßen und eine zu starke Blutgerinnung entscheidende Faktoren für schwere Verläufe sind. So sind Blutgerinnsel in der Lunge eine der häufigsten direkten Todesursachen bei COVID-19.

„Trotz zahlreicher Studien wissen wir immer noch relativ wenig darüber, was den Krankheitsverlauf und die Schwere der Erkrankung beeinflusst. Welche Zelltypen spielen hier wann eine wichtige Rolle? Und können wir auf diese Weise bestimmte molekulare Fingerabdrücke im Blut identifizieren, die schon früh auf einen schweren Verlauf hinweisen? Das waren Fragen, die wir uns am Anfang gestellt haben. Letztlich haben uns genau diese Serienaufnahmen der Krankheit zu vorher unbeachteten Zelltypen geführt, die charakteristisch für eine schwere COVID-19-Erkrankung sind“, erklärt einer der federführenden Autoren der Studie, Professor Philip Rosenstiel, Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie (IKMB) der CAU und des UKSH und Vorstandsmitglied im Exzellenzcluster PMI.

Zwei unreife Blutzelltypen charakteristisch für schweren Verlauf
Untersucht hat das Team dazu Blutproben von Patientinnen und Patienten, die an den Universitätskliniken in Kiel, Bonn, Köln und Nijmegen wegen einer COVID-19-Erkrankung stationär behandelt wurden. Bei einer Gruppe von 14 Erkrankten wurden die im Blut vorkommenden Zellen in einer Zeitserie, also zu verschiedenen Zeitpunkten während der Erkrankung, analysiert. Als Vergleichsgröße dienten Blutproben gesunder Personen. „Das Besondere ist, dass wir mithilfe der sogenannten Einzelzellgenomik Hunderttausende Zellen durch Sequenzierung parallel analysiert haben und damit auch seltenere Zelltypen identifizieren konnten“, erklärt Dr. Joana Pimenta Bernardes, Nachwuchswissenschaftlerin des Exzellenzclusters PMI und Postdoc am IKMB, die gemeinsam mit den anderen beiden jungen Forschenden Dr. Florian Tran, Clinician Scientist des Exzellenzclusters PMI, und Dr. Neha Mishra Erstautorin der Studie ist. Mishra, die als Postdoc ebenfalls am IKMB forscht, erklärt weiter: „Zusammen mit anderen Daten wie klinischen Laborwerten und Messungen von Entzündungsbotenstoffen konnten wir eine Art Fingerabdruck, eine Signatur, der veränderten Funktionsweise dieser Zellen, erstellen und über die Zeit verfolgen.“

Signaturen von zwei unreifen Zelltypen sind demnach für die COVID-19-Erkrankung besonders charakteristisch: von Vorläuferzellen von Blutplättchen, sogenannten Megakaryozyten, und von unreifen roten Blutkörperchen. „Das ist vor allem überraschend, weil diese Vorläuferzellen sich normalerweise nicht im Blut, sondern im Knochenmark befinden“, erklärt Tran. „Wir kennen solche Ausschwemmungen von Vorläuferzellen ins Blut von schwerkranken Patientinnen und Patienten, etwa bei einer bakteriellen Sepsis (Blutvergiftung). Für COVID-19 ist dies bisher so nicht beschrieben worden“, so Tran weiter.

„Mithilfe unserer Analysen konnten wir ein sehr detailliertes Bild von den zellulären Veränderungen während des gesamten Krankheitsverlaufs zeichnen. Während bisher vor allem die Immunzellen Beachtung fanden, konnten wir mit den Vorläuferzellen nun auch Zelltypen finden, die bisher übersehen worden sind“, sagt einer der Senior-Autoren Joachim Schultze, Professor an der Universität Bonn und Direktor für Systemmedizin am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Mögliche Erklärung für Gerinnungsprobleme bei COVID-19 gefunden
Besondere Einblicke bekamen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch eine Gruppe von 39 COVID-19-Patientinnen und -Patienten, die in Nijmegen auf der Intensivstation behandelt worden waren, also besonders schwere Verläufe hatten. Auffällig war hier, dass bei den Personen, die an der Erkrankung verstarben, während des Krankheitsverlaufs die Signatur der Megakaryozyten und der Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen deutlich stärker ausfiel, als bei den Personen, die die Intensivstation später wieder verlassen konnten. „Die Megakaryozyten spiegeln ein bekanntes COVID-19-Problem wieder: Blutplättchen sind zuständig für die Blutgerinnung und eine der häufigsten direkten Todesursachen bei COVID-19 sind Gerinnungsprobleme. Die aktivierten Megakaryozyten im Blut bringen möglicherweise Blutplättchen hervor, die leichter aggregieren und damit zu den Gerinnungsproblemen führen“, sagt Rosenstiel. Die Zunahme der Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen deutet auf einen Sauerstoffmangel hin und ist als Notfallreaktion bei schweren Lungenerkrankungen bekannt.

Gemeinsam zum Erfolg
Die Studie wurde durch das bundesweite Konsortium, der „Deutschen COVID-19 OMICS Initiative“ (DeCOI), ermöglicht und entstand unter Mitwirkung von Partnern aus dem „Human Cell Atlas“, einem internationalen Konsortium zur Einzelzellanalyse. „Nur durch diese Teamarbeit konnten die komplexen Analysen und die Interpretation der Daten überhaupt in der kurzen Zeit bewältigt werden“, sagt Schultze, der auch Koordinator von DeCOI ist.

„Durch die vorliegende Arbeit haben wir eine Grundlage für diagnostische Testverfahren geschaffen, die anhand von Blutproben bereits früh einen schweren Krankheitsverlauf erkennen. Damit könnte die Versorgung besonders schwer betroffener Patientinnen und Patienten gezielt verbessert werden“, betont einer der Senior-Autoren Professor Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, UKSH, Campus Kiel, Direktor am IKMB, Sprecher des Exzellenzclusters PMI. „Besonders freut es mich, dass drei Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler des Exzellenzclusters PMI als Erstautorinnen und -autoren maßgeblich an dieser Arbeit beteiligt waren, darunter auch einer unserer Clinician Scientists. Das zeigt, wie gerade die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der nächsten Generation exzellente Forschung mit Relevanz für die Gesellschaft leisten.“

Über DeCOI
DeCOI ist ein nationales Netzwerk zahlreicher Genomforschenden von mehr als 45 Institutionen, die in dem Konsortium ihre Expertise und Sequenzierinfrastruktur bündeln, um einen wissenschaftlichen Beitrag zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie zu leisten. DeCOI basiert auf dem von der DFG geförderten Netzwerk von Next-Generation-Sequencing (NGS)-Kompetenzzentren, das Expertise in der Sequenzierung und NGS-Datengenerierung zusammenführt. Das Deutsche Humangenomphänomen-Archiv (GHGA) und das NFDI4Microbiota-Konsortium sind die anderen großen Gründungskonsortien von DeCOI, die erweiterte Expertise in Datenmanagement und Datenanalyse anbieten.

Kaum zu glauben: Radio Maria in Italien mit Verschwörungstheorien – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Dass Italien wieder extrem von der Corona-Pandemie erwischt worden ist, geht auch auf einen Ordensbruder zurück, der Corona als Strafe Gottes bezeichnet und jedem, der reinen Herzens ist verspricht, er brauche sich nicht dagegen zu schützen.
Der faschistische ehemalige Minister Matteo Salvini unterstützt den Sender ebenso wie tausende katholischer Christen, die das alles glauben. Das ist in Deutschland vergleichbar mit der eigenartigen Querdenker-Bewegung, die sich offenbar – mit Rückgriff auf das Mittelalter – ähnlich gebärdet wie früher Verschwörungsmeister in den Religionen. Es handelt sich hier um einen Rundfunk-Kommentar des WDR, der hörenswert ist.

Ihr Jean Pütz

Corona einmal lustig und historisch gesehen – Mit einem Vorwort von Jean Pütz

Der Autor, Professor Dr. Helmut Schatz, ist ein persönlicher Freund von mir. Er ist Internist an der Universitätsklinikum Bochum und Endokrinologe, das heißt Fachmann für die Steuerung des menschlichen Körpers durch Hormone und Drüsen und Organe, die diese produzieren.  Regelmäßig steigt er von seinem Elfenbeinturm herunter und schreibt interessante Artikel verständlich für jedermann in der Fachzeitschrift für Endokrinologie. Auf meiner Homepage profitiere ich davon.

Dass er auch eine gute Portion Humor besitzt, beweist er in folgendem Artikel.

Viel Spaß, Ihr Jean Pütz

Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert mit COVID-19 die „Corona Virus Disease 2019“.  Wussten Sie, dass in der 37. Ausgabe von ASTERIX in Frankreich (2017) im Comic-Heft „Asterix in Italien“ der Bösewicht „Coronavirus“ hieß? Coronavirus war als Kontrahent von Asterix und Obelix ein unbeliebter Wagenlenker, als die Gallier nach Italien einfielen.

Die frühchristliche Märtyrerin St. Corona wird im deutschen Sprachraum in mehreren Kirchen verehrt: In Niederösterreich in St. Corona am Wechsel, in St. Corona am Schöpfl, dem höchsten Berg des Wienerwaldes, und in Niederbayern liegt im Ortsteil Staudach der Gemeinde Massing die Wallfahrtskirche St. Corona. Die Heilige Corona ist Schutzpatronin auch gegen Seuchen.

Der Referent bastelte aus aktuellem Anlass ein „Marterl“, wie man in seiner österreichischen Heimat ein Votiv- oder Heiligenbild in freier Natur nennt, und hängte es neben seine Haustür in Bochum, wo heute so gut wie auf jeder Seite der Zeitungen und in allen Nachrichtensendungen „Corona“ vorkommt.  Die 16-jährige christliche Märtyrerin wurde im Jahre 177 n.Chr. in Syrien wegen ihres Glaubens an zwei niedergebeugte Palmen gekettet und beim Emporschnellen der Bäume in der Luft zerrissen. Ihre Reliquien liegen heute im Dom zu Aachen.

Und jeder spricht von „Quarantäne“. Ich befragte viele Bekannte in meiner Umgebung – man glaubt es nicht: Kaum einer konnte mir Auskunft geben, woher der Ausdruck stammt. Dabei ist der Wortstamm recht klar. Quaranta Giorni – vierzig Tage. Präventive Isolierung von Menschen, Tieren und Pflanzen gab es schon lange seit der galloromanischen Zeit. Heimkehrende Schiffe auch der venezianischen Flotte aus Gebieten mit Pest, Fleckfieber und anderen Seuchen durften nicht in die Häfen einfahren, erstmals wohl nicht nach Ragusa, seit 1374 nach einem Erlass des Dogen auch nicht in den venezianischen Hafen. Die Mitglieder der Besatzung und Passagiere mussten in Seuchenhäusern in Dubrovnik oder in Venedig auf der Insel Lazzaretto Vecchio in der Lagune vierzig Tage ausharren, bevor sie in die Stadt gelassen wurden.

Ein Zeitraum von 40 Tagen in Abgeschiedenheit findet sich übrigens schon in der Bibel. Vergleichsweise ist bei Verdacht auf die Möglichkeit einer Infektion die 14-tägige Quarantänezeit jetzt bei uns für COVID-19 recht gering.

Helmut Schatz

Wie breiten sich Corona-Viren über die Luft aus ?

(IUTA) – Dass Viren sich über Aerosolpartikel ausbreiten können, zeigen inzwischen viele wissenschaftliche Studien. Aber was genau ist eigentlich ein Aerosol? Als Aerosol bezeichnet man ein Gemisch aus Luft mit festen oder flüssigen Partikeln. Und es ist wendig, verändert sich ständig, ist kaum in den Griff zu bekommen. Besonders als Transporteur von Coronaviren sind Aerosolpartikel in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Aber wie geht man mit diesem Wissen um und wie soll man sich verhalten? Die Gesellschaft für Aerosolforschung, in der sich das JRF-Institut IUTA – Institut für Energie- und Umwelttechnik engagiert, hat nun mit Unterstützung von mehr als 185 internationalen Expertinnen und Experten den aktuellen Wissensstand und Empfehlungen zum Schutz vor dem Virus zusammengetragen:

  • Keine Maßnahme kann für sich alleine funktionieren! Das Zusammenspiel der verschiedensten Maßnahmen ist nach derzeitigem Wissensstand der beste Weg zur Minimierung des Infektionsrisikos.
  • Abstand halten ist wichtig, denn mit zunehmendem Abstand werden direkt ausgeatmete Viren verdünnt, und die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken sinkt. Zudem gibt man großen Tropfen die Möglichkeit, zu Boden zu sinken. Der vielfach vorgeschriebene Mindestabstand kann als Anhaltspunkt dienen, sollte aber insbesondere bei längeren Zusammenkünften und auch in Innenräumen mit verringerter Luftbewegung vergrößert und durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.
  • Masken helfen, einen Teil der exhalierten Partikel (und Viren) zu filtern. Dadurch sinkt die Konzentration der exhalierten Partikel (und Viren) in einem Raum und damit das Infektionsrisiko. Hierbei ist zu beachten, dass die ausgeatmeten Aerosolpartikel durch anhaftende Feuchtigkeit relativ groß sind und somit auch von einfachen Masken effizient zurückgehalten werden können. Da diese Partikel aber mit längerer Verweilzeit in der Raumluft schrumpfen, sind einfache Mund-Nasen-Bedeckungen für den Selbstschutz weniger effizient. Hierfür sind Atemschutzmasken erforderlich, die auch für feine Partikel eine hohe Abscheidung zeigen, z. B. der Klassen FFP2, N95 oder KN95. Diese sind sowohl für den Selbst- als auch den Fremdschutz effizient, sofern sie über kein Ausatemventil verfügen. Masken mit Ausatemventil dienen hingegen nur dem Selbstschutz und widersprechen daher dem Solidaritätskonzept, dass Mitmenschen durch kollektives Maskentragen geschützt werden.
  • Gesichtsvisiere, die ohne zusätzliche Verwendung von Masken eingesetzt werden, sind hinsichtlich Aerosolpartikeln weitgehend nutzlos, da die Luft mit Partikeln (und Viren) ungefiltert um die Visiere herumströmt. Gesichtsvisiere werden im klinischen Alltag zusätzlich zu Masken getragen, um Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute der Augen zu verhindern. Ebenfalls weitgehend unwirksam gegen die Aerosolverbreitung in Innenräumen sind mobile oder fest installierte Plexiglasbarrieren. Diese können nur kurzfristig die kleinräumige Ausbreitung eines Aerosols, z. B. im Kassenbereich eines Supermarkts, verhindern, bieten aber längerfristig keinen Schutz. Gesichtsvisiere und Plexiglasscheiben dienen im Wesentlichen als Spuck- und Spritzschutz gegenüber großen Tröpfchen.
  • Im Freien finden so gut wie keine Infektionen über das Aerosol statt. In geschlossenen Räumen ist Lüften unerlässlich, um die ausgeatmete Luft in einem Raum durch frische Luft von draußen zu ersetzen. Stoß- und Querlüften sind dabei vergleichbar effektiv wie dauernd das Fenster vollständig geöffnet zu lassen. Aus energetischer Sicht ist Stoß- oder Quer-lüften insbesondere im Winter allerdings effizienter. CO2-Monitore können bei der Überwachung der Luftqualität in Innenräumen helfen. Sie zeigen beim Lüften an, wann gelüftet werden sollte und wann die Luft in einem Raum während des Lüftens ausreichend gewechselt ist. Sie können jedoch nur als Indikator verwendet werden und verhindern selbst bei Einhaltung der vorgeschlagenen CO2-Grenzkonzentrationen keine direkte Infektion durch unmittelbar benachbarte Personen.
  • Luftreiniger können einen sinnvollen Beitrag leisten, um die Partikel- und Virenkonzentration in einem Raum zu reduzieren. Bei der Beschaffung von Luftreinigern muss darauf geachtet werden, dass diese für den angedachten Raum aus-reichend dimensioniert sind, um die Partikel- und Virenlast auch wirklich signifikant zu verringern. Der Luftdurchsatz des Gerätes ist hier wichtiger als die Effizienz des Filters. Fest verbaute Lüftungsanlagen können ebenso sinnvoll sein, sofern sie die Luft filtern, um die Partikel- und Virenlast in einem Raum zu verringern, wenn sie mit 100 % Frischluftzufuhr betrieben werden.

Mit diesem Papier möchte die GAeF einen Beitrag dazu leisten, den momentan so häufig anzutreffenden Begriff „Aerosol“ sowie die relevanten Aerosolprozesse anschaulich darzustellen und zu erläutern. Dabei wird im Rahmen dieses Papiers nur auf die wesentlichen Grundlagen eingegangen.

Wir werden immer älter – was folgt daraus?

(Leopoldina) – Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Mit dieser Entwicklung sind neue Herausforderungen verbunden. So gilt es, die hohe Lebensqualität, Produktivität und Innovationsfähigkeit in einer Gesellschaft des längeren Lebens zu erhalten. Mit diesen Herausforderungen befasst sich die Alterns- und Lebensverlaufsforschung. Insbesondere sollte in Deutschland die Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen gestärkt werden. Gegenwärtig bleibt das Forschungsfeld noch hinter seinen Möglichkeiten zurück, schreiben Expertinnen und Experten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina im heute erschienenen Zukunftsreport Wissenschaft „Forschung für die gewonnenen Jahre: Zukunft der Alterns- und Lebensverlaufsforschung“.

Bislang wurden in der Alterns- und Lebensverlaufsforschung vor allem jene Projekte gefördert, die sich mit der Entstehung und Behandlung von vorwiegend im Alter auftretenden Krankheiten beschäftigen. Diese Ausrichtung muss überdacht werden, so die Autorinnen und Autoren des Reports. Förderanreize sollten künftig neben biomedizinischen Aspekten auch sozial- und verhaltenswissenschaftliche Perspektiven einbeziehen. Eine breit aufgestellte, interdisziplinäre Alterns- und Lebensverlaufsforschung kann Antworten darauf geben, wie ein längeres Leben für einzelne und die Gesellschaft als Ganzes besser gestaltet werden kann. Der Zukunftsreport zeigt auf, wie Forschungspotenzial erschlossen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden kann:

  • Disziplinäre Alternsforschung stärken: Disziplinen, die bisher in der Alterns- und Lebensverlaufsforschung unterrepräsentiert sind, sollten gezielt gefördert werden. Dazu gehören die Sozial-, Verhaltens- und Geisteswissenschaften, aber auch bestimmte Bereiche der Lebenswissenschaften. Für alle Disziplinen gilt, dass mit der Forschungsförderung ein breiteres thematisches Spektrum als bisher abgedeckt werden sollte.
  • Förderprogramme auf Interdisziplinarität ausrichten: Um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, sollten gesonderte Förderformate Anreize für interdisziplinäre Kooperationen schaffen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf Förderinstrumente mit längeren Zeithorizonten und einem Portfolio verschiedener Vorhaben gelegt werden.
  • Ausbildung und Training ausbauen: Nach der Promotion sollte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in diesem Forschungsfeld arbeiten, ein Training in interdisziplinärer Forschung angeboten werden, das auf die Alterns- und Lebensverlaufsforschung zugeschnitten ist.
  • Modelle und Qualitätskriterien erarbeiten: Um die Datenerhebung zu vereinheitlichen und die Begutachtung interdisziplinärer Projekte zu erleichtern, sollten Qualitätskriterien entwickelt werden. Dafür werden neue Modelle benötigt, welche die komplexen Phänomene im Themenfeld der Alternsforschung beschreiben.
  • Datenerhebungen und -auswertungen ausweiten: Die langfristige Förderung von Kohortenstudien birgt Innovationspotenzial. So sollte beispielsweise die Erwachsenenkohorte des Nationalen Bildungspanels bis ins hohe Alter fortgesetzt werden. Für kohortenvergleichende Längsschnittstudien empfiehlt sich die Einrichtung eines nationalen Verbunds. Dieser würde neben der gemeinsamen Datenauswertung auch die Kompetenzentwicklung von Forscherinnen und Forschern fördern.
  • Nutzen anwendungsorientierter Forschung nachweisen und zugänglich machen: Um Politik evidenzbasiert zu gestalten, sollten gewonnene Erkenntnisse der Forschung systematisch aufbereitet, bewertet und öffentlich zugänglich gemacht werden.

Der Zukunftsreport Wissenschaft wird von den Autorinnen und Autoren heute in einer Online-Präsentation vorgestellt. Im Rahmen der Veranstaltung werden ebenfalls Herausforderungen thematisiert, die sich aus der Coronavirus-Pandemie für die Alterns‐ und Lebensverlaufsforschung ergeben.