Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Kampf gegen HIV

Kampf gegen HIV: Neuer Ansatz für Impfung geplant

DNA bei Affen erfolgreich verändert – Versuche beim Menschen ab 2016

Aids-Schleife: Hoffnung auf völlig neuen Impfstoff (Foto: pixelio.de, Rike)
Aids-Schleife: Hoffnung auf völlig neuen Impfstoff (Foto: pixelio.de, Rike)

La Jolla (pte007/19.02.2015/10:36) –

Ein radikal neuer Ansatz bei Impfungen schützt Affen laut einer Studie des Scripps Research Institute http://scripps.edu vollständig vor HIV. Impfstoffe sind normalerweise darauf ausgerichtet,
das Immunsystem bei der Bekämpfung einer Infektion zu unterstützen. Das
Team um Michael Farzan hat jedoch die DNA der Tiere verändert, um den
Zellen Eigenschaften zu verleihen, die ihnen einen Kampf gegen das Virus
ermöglichen.

DNA-Sektion in Muskelzellen

Die Forscher sind von diesem Forschungsansatz überzeugt
und hoffen, bald mit Tests an Patienten beginnen zu können. Laut
Experten wie Nancy Haigwood von der Oregon Health & Science
University http://www.ohsu.edu/xd ist dieser Ansatz eine ernsthafte Überlegung wert. Für das Verfahren
wird Gentherapie eingesetzt, um eine neue DNA-Sektion in gesunde
Muskelzellen einzubringen.

Diese Sektion enthält die Informationen für die
Produktion von Hilfsmitteln zur Neutralisierung von HIV, die dann
permanent ins Blut abgegeben werden. Experimente mit Affen haben
ergeben, dass die Tiere mindestens 34 Wochen lang vor allen Arten von
HIV geschützt waren, wie "Nature" http://nature.com berichtet.

Da auch ein Schutz gegen sehr große Virusmengen gegeben
war, die jenen entsprechen, die bei chronisch infizierten Patienten
auftreten, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass auch eine
Behandlung bei HIV-Patienten sinnvoll sein könnte. Farzan zufolge sind
die Forscher damit näher an einem umfassenden Schutz als bisher jeder
andere Ansatz.

Langzeitfolgen nicht abschätzbar

HIV-Impfstoffe waren bislang immer wieder
Schwierigkeiten ausgesetzt, da sich das Virus so rasch verändert. Der
neue Impfstoff zielt jedoch auf Bereiche ab, die HIV nur schwer
verändern kann. Laut Farzan besteht der Hauptvorteil des neuen Ansatzes
darin, dass er wirksamer als jeder Antikörper ist. Es gibt jedoch
Sicherheitsbedenken. Nach einer normalen Impfung reagiert das
Immunsystem nur nach einer Bedrohung.

Die Gentherapie verwandelt die Zellen in Fabriken, die
permanent künstliche Substanzen zur HIV-Abtötung produzieren. Die
Langzeitwirkungen dieses Eingriffes sind derzeit nicht bekannt. Die
Wissenschaftler planen innerhalb des nächsten Jahres erste Tests mit
Patienten, die mit HIV infiziert sind, aber nicht mit konventionellen
Medikamenten behandelt werden können.

Giftige Metall-Partikel in Luft und Wasser greifen das Herz an

Herz-Kreislauf-Risiko: Giftige Metalle oft vernachlässigt

Umfassende Meta-Analyse britischer Wissenschaftler wertet Daten von 350.000 Personen aus

Blutdruckmessung: Gifitge Metalle belasten Körper (Foto: pixelio.de, B. Kasper)
Blutdruckmessung: Gifitge Metalle belasten Körper (Foto: pixelio.de, B. Kasper)

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Cambridge
(pte001/31.08.2018/06:00) – Die Belastung durch Arsen, Blei, Kupfer und
Cadmium steht laut einer Analyse von Forschern der University of
Cambridge http://cam.ac.uk mit einem erhöhten Risiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und koronaren
Herzkrankheiten in Verbindung. In einem begleitenden Editorial in "BMJ"
weist Ana Navas-Acien von der Columbia Mailman School of Public Health http://mailman.columbia.edu zusätzlich auf Metalle als wichtige, aber vernachlässigte Ursache für das Herz-Kreislauf-Risiko hin.

Arsen, Blei, Cadmium und Kupfer

Trotz der weiten Verbreitung von Verunreinigungen durch giftige Metalle,
werden technische Berichte von Umwelt- und Gesundheitsbehörden immer
wieder trotz sich häufender Beweise für dieses Risiko nicht
berücksichtigt, beklagen die Experten. Die Belastung durch Metall würde
auch von Organisationen vernachlässigt, die Richtlinien zur
kardiovaskulären Prävention erstellen. Die aktuellen Ergebnisse seien
von großer Bedeutung, da diese Metalle bereits in relativ geringen
Mengen mit einem erhöhten Risiko in Verbindung stehen.

Für die Meta-Analyse haben die Forscher Daten von 37 Studien mit fast
350.000 Teilnehmern ausgewertet. In diesen Studien wurden insgesamt
13.033 koronare Herzerkrankungen, 4.205 Schlaganfälle und 15.274
kardiovaskuläre Ergebnisse verzeichnet. Die Wissenschaftler kommen zu
dem Ergebnis, dass die Belastung durch Arsen, Blei, Cadmium und Kupfer
mit einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Tod in
Zusammenhang steht.

Gesundheitspolitik stärker gefordert

Im Editorial werden Untersuchungen zitiert, die einen deutlichen
Rückgang bei der Belastung durch Blei und Cadmium dokumentieren. Diese
beiden Metalle wurden am längsten von der Forschung beobachtet. Laut den
Forschern ist dafür großteils die öffentliche Gesundheitspolitik in den
Bereichen Tabak, die Verringerung der Luftverschmutzung, Sanierung bei
Sondermüll, die Renovierung der Wasserversorgung und das Verbot von Blei
in Kraftstoffen verantwortlich. Damit einhergehend verringerte sich die
kardiovaskuläre Mortalität um 43 Prozent. Fast ein Drittel dieses
Rückgangs ist auf eine geringere Belastung durch Blei und Cadmium
zurückzuführen.

Das Team um Navas-Acien zeigt jedoch auch wesentliche Belastungsquellen
auf: Die weit verbreitete Bodenkontamination, das Fortbestehen von
Belastungen durch frühere Nutzung durch Fassadenfarben und
Sanitäreinrichtungen mit Blei. Dazu kommen noch der fortgesetzte
industrielle Einsatz von Plastik und Batterien, die Belastung in Tabak
und Tabakrauch, in Trinkwasser und der Umgebungsluft sowie durch den
Staub bei Industriestandorten und Mülldeponien.

Vor allem in Ländern mit geringeren und mittleren Einkommen, wie vielen
Ländern in Afrika und Asien, besteht durch die hohe Belastung mit Arsen
und Blei eine ernste Gefahr für die Gesundheit. Sie erfordert laut den
Studienautoren dringend entsprechende Maßnahmen. Eine neue
Belastungsquelle sind heute elektronische Zigaretten. Die Belastung
scheint hier durch die Heizspirale hervorgerufen zu werden. Von dort
gelangen die Metalle in das eingeatmete Aerosol und damit in den Körper.

Durchfall bei Kleinkindern und alten Menschen ist nicht banal

Durchfall bei Kleinkindern und alten Menschen ist nicht banal und lässt sich verhindern

Gesellschaft für Virologie rät zur Impfung gegen Rotaviren

Ulm – Die Infektion mit Rotaviren ist die häufigste meldepflichtige Infektionskrankheit und eine der häufigsten Ursachen für Durchfallerkrankungen bei Kindern in den ersten fünf Lebensjahren. Etwa jedes zweite Kind mit labordiagnostis ch gesicherter Rotavirusinfektion muss stationär im Krankenhaus behandelt werden: Eine Gastroenteritis kann vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern bis zwei Jahren und alten Menschen zu einer gefährlichen Austrocknung führen. Im neu  erschienenen Impfkalender empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut nun erstmals eine Immunisierung von Babys unter sechs Monaten. Auch die Gesellschaft für Virologie (GfV) empfiehlt Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen. Voraussichtlich berät der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) noch dieses Jahr darüber, ob die Krankenkassen die Impfung übernehmen müssen. Von einer Zustimmung ist auszugehen.

Etwa 90 Prozent aller Kinder infizieren sich bis zum dritten Lebensjahr mit Rotaviren. Diese Infektion verursacht Erbrechen, starken Durchfall und Bauchschmerzen, auch Fieber kann hinzukommen. In den Jahren 2001 bis 2008 wurden im Durchschnitt in Deutschland 40 000 gesicherte Fälle pro Jahr bei unter Fünfjährigen registriert. „Die routinemäßige Impfung kann also jährlich fast 20 000 Kindern dieser Altersgruppe einen Krankenhausaufenthalt ersparen“, sagt der Präsident der GfV, Professor Dr. med. Thomas Mertens, der selbst Mitglied der STIKO ist.

Die Schluckimpfung, die je nach Impfstoff in zwei oder drei Dosen verabreicht wird, ist Studien zufolge hochwirksam: Sie verhindert schwere Krankheitsverläufe und Klinikeinweisungen in mehr als 90 Prozent der Fälle. Mertens, Virologe am Universitätsklinikum Ulm, geht allerdings von einer aktuell niedrigen Impfquote in Deutschland aus, da die Immunisierung bisher vielfach aus eigener Tasche bezahlt werden musste: Nur wenige Krankenkassen übernehmen die Kosten in Höhe von etwa 135 Euro. Nach Veröffentlichung der Empfehlung der STIKO entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), ob die Leistung in den Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird. „Wir gehen davon aus, dass der G-BA zustimmt, sodass der Impfstoff nicht mehr nur Besserverdienenden zugute kommt“, so der GfV-Präsident.

Profitieren könnten bei einer routinemäßigen I mpfung mit dem Lebendimpfstoff auch Personen aus dem Umfeld immunisierter Kinder. Denn das Rotavirus ist hochansteckend – bereits wenige Erreger lösen eine Infektion aus. So kann die Immunisierung auch Nicht-Geimpfte schützen. Die Übertragung erfolgt meist über Schmierinfektionen, aber auch über verunreinigtes Wasser oder bei Erbrechen auch über die Luft. Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr bei Gemeinschaftstoiletten.

Da Rotaviren sehr umwelt- und desinfektionsmittelresistent sind bedarf es einer sehr gründlichen Hygiene, um einer Erkrankung vorzubeugen. Dazu gehört vor allem intensives Händewaschen nach jedem Toilettenbesuch mit Seife. In öffentlichen Einrichtungen sollten Einmalhandtücher verwendet werden. Angehörige eines erkrankten Kindes sollten nicht aus dessen Tasse trinken oder dessen Besteck benutzen. Auch Waschlappen und Handtücher müssen strikt getrennt verwendet werden. Die Infektionsgefahr endet etwa eine Woche nach Erkrankungsbeginn.

Weitere Informationen unter: http://www.g-f-v.org/

So funktionieren Zellen: Genetisches Programm entschlüsselt

So funktionieren Zellen: Genetisches Programm entschlüsselt
Weltweit größte Studie mit RNA-Sequenzierungen mit deutscher Beteiligung 
 
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa, darunter auch Forschungsgruppen aus Kiel und Berlin, haben in einer umfassenden Studie das genetische Programm entschlüsselt, nach dem Zellen funktionieren. In der weltweit bislang größten RNA-Sequenzieranalyse bringen sie über 450 ganze Genomsequenzen mit deren Übersetzung in RNA, der Genaktivität, in einen Zusammenhang. Die Ergebnisse der Studie wurden heute, 15. September, in zwei Publikationen in den Fachzeitschriften Nature und Nature Biotechnology veröffentlicht.
 
Neue Methoden haben in den letzten Jahren rasante Fortschritte der Erbgutanalyse des Menschen ermöglicht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können innerhalb weniger Tage ein komplettes menschliches Genom, also die Buchstabenabfolge der DNA, auslesen. In den letzten Jahren haben sie durch zahlreiche Großprojekte, wie zum Beispiel dem „1000 Genome Projekt“, zahlreiche Karten der DNA-Varianten, Veränderungen bei einzelnen Bausteinen, in unterschiedlichen Populationen des Menschen erstellt. Dieses Wissen ist nötig, um genetische Veränderungen zu beschreiben, die das Risiko für Krankheiten erhöhen. Weitgehend unverstanden ist jedoch, wie diese genetische Variation in unterschiedliche Funktionen in Zellen übersetzt wird. So liegen viele der Krankheitsvarianten in Regionen, die nicht direkt einen Einfluss auf die Genprodukte haben. Sie befinden sich aber in regulatorischen Bereichen, die bestimmen, welche Gene wann aktiv oder inaktiv sind. In dieser Studie wurde dieser Zusammenhang erstmals umfassend an einer großen Zahl von Individuen untersucht.
 
Für die im Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie haben rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht europäischen Institutionen, darunter in Deutschland die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (MPIMG), Berlin, sowie das Helmholtz Zentrum München, die Genaktivität (RNA) in Zellen gemessen. Unter Leitung von Professor Emmanouil Dermitzakis von der Genfer Universität hat das Team die RNA, eine Kopie der Erbinformation, die für die Funktion der Gene in der Zelle zuständig ist, von 462 Individuen sequenziert. Die begleitende Veröffentlichung in Nature Biotechnology beschreibt neue Standards für die Produktion von großen Datensätzen aus RNA-Sequenzierungen.
 
Die Vielfalt genetischer Variationen, die die Regulation der meisten unserer Gene beeinflusst, habe die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überrascht, sagte Dr. Tuuli Lappalainen, ehemals Genf, jetzt Stanford University, Erstautorin der Studie. In der Auswertung verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten der RNA-Sequenzierungen mit den Genomsequenzen der gleichen Personen, die bereits als Teil des 1000 Genome Projektes analysiert wurden.
 
„Wir wissen jetzt nicht nur, wie unterschiedlich das Buch der Gene aussehen kann, sondern auch, wie es gelesen wird“, sagt Professor Philip Rosenstiel, Direktor am Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB) der CAU und UKSH. Teile der Sequenzierungen und der Datenauswertung wurden in seiner Arbeitsgruppe am IKMB durchgeführt. Diese Ergebnisse mitgestaltet zu haben, sei ein echter Erfolg, sagte Rosenstiel. Es zeige aber auch, dass so große Studien nur durch die Zusammenarbeit vieler internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entstehen könnten. 
 
„Das Verständnis von genetischen Varianten, die die unterschiedliche Aktivität von Genen in verschiedenen Personen verursachen, kann uns Anhaltspunkte liefern, warum bei einigen Patienten Medikamente wirken, bei anderen dagegen keine positiven Verbesserungen erkennbar sind. Dies kann uns Hinweise für die Entwicklung einer verbesserten, auf den einzelnen Patienten abgestimmten Therapie geben“, erklärt Prof. Hans Lehrach, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin. Und Ralf Sudbrak, ein früherer Mitarbeiter des MPIMG, der inzwischen bei der Firma Alacris Theranostics GmbH beschäftigt ist, ergänzt: „Die Beteiligung an der Entschlüsselung der funktionellen genetischen Unterschiede in verschiedenen menschlichen Populationen war eine logische Fortführung des 1000 Genome Projekts, an dem das MPIMG ebenfalls beteiligt ist. Die Datensätze dieser Studie zusammen mit den Daten des 1000 Genome Projekts bilden eine gemeinsame Referenz der Variation und Funktion des menschlichen Genoms.“
 
Das Verständnis der Bandbreite von Erbgutvarianten, die die zellulären Programme individuell beeinflussen, liefere nicht nur Hinweise für die Grundlagenwissenschaft, sondern auch für mögliche Biomarker und therapeutische Ziele für eine ganze Reihe von Erkrankungen. „Gerade der Einblick in die zellulären Programme gibt dem Kliniker die Erklärung dafür, wie Umwelteinflüsse und Lebensstil zu chronischen Erkrankungen führen können“, sagt Stefan Schreiber, Professor an der Medizinischen Fakultät der CAU, Direktor der Klinik für Innere Medizin I und ebenfalls Autor der Studie. „Wir erwarten, dass sich daraus ganz konkrete Ansatzpunkte für personalisierte Therapien und vor allem auch gesundheitserhaltende Präventivverfahren ergeben.“
 

Hintergrundinformationen:
Die Studie ist ein Projekt des Konsortiums Genetic European Variation in Disease (GEUVADIS, www.geuvadis.org). GEUVADIS vereinigt 17 Institutionen aus sieben verschiedenen Ländern. Ihr Ziel ist es, durch Sequenzierungen und den Austausch der Daten untereinander neue Erkenntnisse über das menschliche Genom und seine Rolle bei Erkrankungen zu erlangen.   
 
Das Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB) der CAU und des UKSH in Kiel legt einen Fokus auf translationale Forschung und klinische Umsetzung von molekularbiologischen Forschungsansätzen im Bereich von Erkrankungen der Barriereorgane wie Lunge und Darm. International sichtbare Beiträge wurden in den letzten Jahren in der Beschreibung der genetischen und funktionellen Risikokarten sowie der Aufdeckung eines gestörten Gleichgewichtes zwischen menschlichem Immunsystem und der intestinalen Mikroflora als Ursache dieser Krankheiten geleistet.
 
Das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (MPIMG) in Berlin ist eine der führenden Genomforschungseinrichungen in Europa. Es umfaßt vier Abteilungen, eine unabhängige Forschungsgruppe sowie eine Reihe von ebenfalls unabhängigen Nachwuchsforschungsgruppen („Otto-Warburg“Laboratorium“). Die Forschung am MPIMG konzentriert sich auf die Analyse des Genoms des Menschen und anderer Organismen. Damit leistet es einen Beitrag zu einem umfassenden Verständnis biologischer Abläufe im Organismus und zur Aufklärung der molekularen Ursachen vieler menschlicher Erkrankungen. Ziel der gemeinsamen Anstrengungen aller Gruppen des MPIMG ist es, auf molekularem Niveau neue Einblicke in die Entstehung von Krankheiten zu gewinnen, um so zu einer Entwicklung ursachengerechter Behandlungsmethoden beizutragen.
 

Ergebnisse unethischer Medikamenten-Studien dürfen nicht verwendet werden

Bundesregierung: Ergebnisse unethischer Medikamenten-Studien dürfen nicht verwendet werden

 

Die Bundesregierung hat heute die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei zu unethischen Pharma-Studien veröffentlicht. Wörtlich heißt es in der Anfrage: ?Pharmakonzerne lassen derzeit alleine in Indien etwa 1 900 Studien mit circa 150 000 Probanden durchführen. Die Anzahl der Todesfälle bei klinischen Studien ist in den vergangenen Jahren beständig gewachsen. Eine Aufstellung des Drugs Controller General of India für 2011 zeigt, dass allein bei Pharmatests von Novartis 57 Testpersonen starben. Auf der Liste folgen Bayer und Pfizer mit je 20 Todesfällen und Bristol-Myers Squibb mit 19 (vgl. www.cbgnetwork.org/4590.html).?

 

In ihrer Antwort führt die Bundesregierung aus, dass die Vorschriften für klinische Prüfungen im deutschen Arzneimittelgesetz und im Gemeinschaftsrecht der EU festgelegt seien. Demnach müssten Antragsteller einer arzneimittelrechtlichen Zulassung versichern, dass außerhalb der EU durchgeführte Studien unter gleichwertigen ethischen Bedingungen wie in der EU durchgeführt worden seien. Verstöße hiergegen würden dazu führen, dass die gewonnenen Daten im Rahmen eines arzneimittelrechtlichen Zulassungsverfahrens nicht akzeptiert werden.

 

Recherchen von NGOs und Journalisten haben jedoch immer wieder gezeigt, dass solche ethischen Mindest-Standards nicht eingehalten werden. Beispielsweise wussten Teilnehmer indischer Studien zumeist nicht, dass sie an Medikamenten-Tests teilnahmen. Die Ethik-Kommissionen bestanden meist nur auf dem Papier und nahmen keinerlei Prüfung der Studien und der getesteten Medikamente vor. Den Ethik-Kommissionen waren häufig nicht einmal die Namen der untersuchten Personen bekannt.

 

Die Kleine Anfrage der Linkspartei war in Kooperation mit der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) erstellt worden. Die CBG fordert seit langem, dass im Ausland durchgeführte Studien konsequent überprüft werden. Bei Verstößen gegen die in der Deklaration von Helsinki formulierten Standards müssten Konsequenzen gezogen werden und die entsprechenden Studien auch nachträglich aus den Zulassungsverfahren verbannt werden. Notfalls müssten auch Zulassungen entzogen werden.

 

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: ?Pharma-Studien in Ländern des Südens müssen nach denselben Sicherheitsstandards durchgeführt werden wie in Europa oder den USA. Geschädigte und Hinterbliebene müssen die gleichen Entschädigungen erhalten ? nur dann werden gefährliche Billig-Studien unattraktiv?. Im Zeitraum von 2007 bis 2011 waren allein in Indien bei Tests von BAYER 158 Menschen ums Leben gekommen, allein vier Personen starben an Nebenwirkungen des umstrittenen Gerinnungshemmers Xarelto. BAYER zahlte den Hinterbliebenen Entschädigungen von lediglich 5.250 Dollar.

Grippe wirksam bekämpfen

DASA-Ausstellung informiert über Hygiene


Dortmund (pts/18.03.2005/15:46) – Nicht nur Pollen von Frühblühern schwirren jetzt durch die Luft, auch Grippeviren sind noch aktiv. Schutz vor einer Erkrankung kann eine Grippeschutzimpfung und das Einhalten von bekannten Hygienemaßnahmen bieten, rät Dr. Regina Jäckel von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) http://www.baua.de.


Personen über 60 Jahren sowie Jüngeren mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie z.B. Diabetes oder anderen Stoffwechselkrankheiten, wird eine jährliche Impfung im Herbst empfohlen. Wichtig ist aber auch, die Verbreitung der Erreger zu verhindern. Der einfache Hygienetipp der BAuA-Expertin: Beim Niesen und Husten die Hand vor Nase oder Mund halten und die Hände regelmäßig waschen.


Zum Thema Hygiene und deren Geschichte in den vergangenen 200 Jahren zeigt die DASA der Bundesanstalt noch bis zum 1. Mai 2005 die Sonderausstellung „Sauber oder rein“. Sieben spannende Themenfelder, unter anderem „Körperhygiene und Privatspähre“ oder „Der Kampf gegen die Keime“, werden mit musealen und ausstellungstechnischen Möglichkeiten spannend in Szene gesetzt.


Unter der Internetadresse www.dasa-dortmund.de sowie http://www.baua.de/presse/ finden Sie weitere Fotos zum Herunterladen.
Weitere Informationen können Sie unter http://www.baua.de/dasa/i_sauber_rein.htm oder über das Service-Telefon 0180/321 4 321 (00,9 € je Minute aus dem nationalen Festnetz der Deutschen Telekom AG) der BAuA erfragen.

Schlaganfall, Demenz, Parkinson, Multible Sklerose: Gemeinsamen Nenner

Neurologie-Kongress in Lissabon zum Schwerpunkt Neurogenetik

38 Prozent mehr Todesfälle durch neurologische Erkrankungen: Versorgungslücken schließen

Lissabon (pts017/15.06.2018/11:45) – "Neurologische
Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz, Kopfschmerz, Multiple Sklerose
oder Parkinson sind in Europa Ursache Nummer eins für Behinderungen und
Ursache Nummer zwei für Todesfälle. Was das menschlich aber auch
ökonomisch bedeutet – von verlorenen Lebensjahren bis hin zu den
direkten und indirekten Kosten – sollte nicht nur die Forschung
beschäftigen, sondern vor allem die Politik", sagte Prof. Dr. Günther
Deuschl, Präsident der European Acadamy of Neurology (EAN) zum Auftakt
des 4. EAN-Kongresses in Lissabon.

Eine internationale Recherchegruppe hat in der "Global
Burden of Disease Study" dargelegt, wie verbreitet neurologische
Erkrankungen sind: 2015 wurden aufgrund neurologischer Erkrankungen
weltweit 250,7 Millionen DALYs (disability-adjusted life years)
verzeichnet, also gesunde Lebensjahre, die durch Krankheit
beeinträchtigt sind oder durch frühzeitiges Ableben verloren gehen. Das
sind mehr als zehn Prozent aller DALYs insgesamt. Störungen des
zentralen Nervensystems haben im selben Jahr zu 9,4 Millionen
Todesfällen geführt, das heißt zu fast 17 Prozent aller Todesfälle
weltweit.

Schlaganfall und Demenz Hauptursache für Tod oder Behinderung

Die Studie ermittelte auch, inwieweit neurologische
Erkrankungen in den letzten 25 Jahren zugenommen haben. Sie kam bei den
Todesfällen auf einen weltweiten Anstieg von 36,7 Prozent zwischen 1990
und 2015, und das, obwohl die Sterberaten bei Schlaganfall oder
übertragbaren neurologischen Erkrankungen deutlich zurückgegangen sind.
Auch die Zahl der DALYs ging im gleichen Zeitraum um 7,4 Prozent hinauf.
"Ein Ende dieses Trends, der hauptsächlich dem Bevölkerungswachstum und
demografischen Wandel geschuldet ist, lässt sich nicht absehen.
Haupttreiber für diese Entwicklung sind vor allem Schlaganfall und
demenzielle Erkrankungen", betont Prof. Deuschl.

Schlaganfall verursacht global betrachtet die meisten
DALYs (47,3 Prozent) von allen neurologischen Erkrankungen und auch die
meisten Todesfälle (67,3 Prozent). Alzheimer und andere Demenzformen
liegen bei den Behinderungen auf Platz vier, bei den Todesfällen auf
Platz 2. "Die neue Studie beweist eindringlich, dass sich neurologische
Erkrankungen von einer vielfach unterschätzten, oft unterbehandelten
Krankheitsgruppe zu einer massiven Herausforderung für die Gesundheits-
und Sozialpolitik entwickeln", so Prof. Deuschl.

EAN fordert mehr Ressourcen für Forschung und Prävention

Die European Academy of Neurology ist gerade dabei,
detailliertere Daten zur Verbreitung neurologischer Krankheiten in
Europa auszuwerten. "Wir möchten weitere Zahlen und Fakten erarbeiten
und diese den nationalen Fachgesellschaften und der Politik zur
Verfügung stellen", sagte EAN-Vizepräsident Prof. Dr. Franz Fazekas.
"Die EU-Staaten müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie
jetzt Geld in die Hand nehmen wollen, damit sich künftig neurologische
Krankheiten verhindern, hintanhalten oder heilen lassen. Oder ob sie
dieses Geld künftig ohnehin ausgeben müssen, weil die Zahl der Patienten
immer mehr zunimmt." Die European Academy of Neurology fordert daher
mehr Präventionsmaßnahmen und abgestufte Versorgungsstrukturen für die
wichtigsten neurologischen Erkrankungen.

Wie Prof. Fazekas betont, tragen die wissenschaftlichen
und politischen Anstrengungen jetzt schon erste Früchte, etwa bei
Schlaganfall, wo die Sterbe- und Behinderungsraten immer mehr
zurückgehen. "Die bessere Vorbeugung oder die Einführung von Stroke
Units beginnen sich auszuwirken. Es gibt aber immer noch gewaltige
Unterschiede innerhalb Europas, oft sogar innerhalb einzelner Länder."

Das bestätigt auch "Value of Treatment", eine
umfangreiche Arbeit des European Brain Councils: In Europa erhalten von
zehn Patienten mit einer Erkrankung des Zentralnervensystems bis zu acht
keine oder nur unzulängliche Behandlungen, obwohl es effektive
Therapien gäbe. Dabei scheitert es oft auch am Fehlen von definierten
Behandlungspfaden oder Spezialeinrichtungen, an verabsäumter
Rehabilitation oder an nicht vorhandener psychosozialer Unterstützung
der Betroffenen und ihres Umfelds. "Die Studie benennt nicht nur die
Versorgungslücken, sondern gibt auch anhand von Best-Practice-Beispielen
evidenzbasierte Empfehlungen, wie die Versorgung kosteneffizient
optimiert werden könnte. Es liegt nun an der Politik, diese wertvollen
Informationen zu nutzen", so Prof. Fazekas.

Essentiell sei jedenfalls auch, die
grenzüberschreitende Forschung ausreichend zu dotieren und zu
intensivieren, um die Belastungen durch neurologische Erkrankungen
besser in den Griff zu bekommen. "Wir hoffen, dass die vorliegenden
Fakten Politiker und Entscheidungsträger überzeugen werden, in die
Zukunft unserer Gesellschaft zu investieren und spezifische
Forschungsprogramme in diesem Bereich ins Leben zu rufen", sagt Prof.
Fazekas.

Neurogenetik als Kongressschwerpunkt

Der 4. EAN-Kongress in Lissabon hat sich heuer das
Schwerpunktthema Neurogenetik vorgenommen, denn es gibt immer mehr
Einsichten über die genetische Komponente vieler neurologischer
Erkrankungen. Und was die Thematik noch relevanter macht – die
Gentherapie scheint nun in der Praxis anzukommen. "Beim Kongress geht es
uns um konkrete Beispiele, was Neurogenetik bereits leisten kann, in
welche Richtung sich diese Disziplin gerade entwickelt und wo Ansätze
der Zukunft, aber auch mögliche ethische Grenzen liegen", so
EAN-Präsident Prof. Deuschl. "Neurogenetik ist zwar auch nicht der Stein
der Weisen, der alle Probleme löst. Sie hilft aber, Krankheiten oder
Krankheitsgruppen neu einzuordnen und ist vielversprechend, wenn es um
neue Behandlungsansätze geht."

Neurogenetik ist auch ein wichtiger Schlüssel, um viele
seltene Erkrankungen zu identifizieren, die neurologische Symptome
verursachen und häufig lange Zeit nicht erkannt werden – mit der Folge,
dass betroffene Patienten keine Gewissheit über ihre Erkrankung haben.
Das ist umso relevanter, als es für eine Reihe dieser Erkrankungen
bereits therapeutische Optionen gibt, etwa Enzymersatztherapien,
zielgerichtete medikamentöse Therapien oder spezifische Diäten. Es gibt
beispielsweise eine spezielle Form der Mikroangiopathie – einer
Erkrankung der kleinen Blutgefäße -, die man über bestimmte
Genmutationen feststellen kann. Diese Diagnose hat Konsequenzen für die
humangenetische Beratung der Betroffenen und deren Angehörige.

Bei häufigen neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie,
Alzheimer oder Parkinson gibt es familiäre Formen, die man nun erkennen
und so Betroffene beraten kann, welche Risiken mit der Erkrankung
verbunden sein können und was das für Nachkommen bedeuten kann. Es sind
auch schon Gen-Ersatztherapien am Horizont, die erstmals Heilung für
schwere, ständig fortschreitende Erkrankungen wie die spinale
Muskelatrophie (SMA) oder die Friedreich-Ataxie bringen könnten.

"Wir möchten, dass möglichst viele Menschen in Europa
von den neuesten Erkenntnissen profitieren, dafür ist unser Kongress
eine wertvolle Informationsdrehscheibe, wo die Besten von den Besten
lernen können", schloss Prof. Fazekas.

Quellen: GBD 2015 Neurological Disorders Collaborator Group: Global, regional,
and national burden of neurological disorders during 1990-2015: a
systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2015, Lancet
Neurol 2017; 16: 877-97, https://goo.gl/8PtZqU ; European Brain Council: The Value of Treatment: http://www.braincouncil.eu/activities/projects/the-value-of-treatment

Vorsicht bei billigem Modeschmuck – lieber echten Schmuck schenken

Blei und Cadmium in Modeschmuck

BVL stellt Ergebnisse der bundesweiten Überwachung von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen in 2015 vor

Erneut gerieten preiswerte Modeschmuckartikel ins Visier der
Überwachungsbehörden. Nachdem das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) im vergangenen Jahr auf die erhöhten
Nickelgehalte in den untersuchten Proben hingewiesen hatte, kritisierte
das Bundesamt auf seiner Pressekonferenz am 30.11.2016 in Berlin die
Funde von Blei und Cadmium oberhalb der geltenden Grenzwerte.
BVL-Präsident Helmut Tschiersky stellte dazu fest: „Die Hersteller und
Importeure von Modeschmuck müssen eindeutig mehr tun, um
Gesundheitsrisiken zu vermeiden.“

Nach mehreren Einzelfunden von preiswertem Modeschmuck mit erhöhten
Blei- und Cadmiumgehalten ist die Produktgruppe im Jahr 2015 verstärkt
durch die amtliche Überwachung kontrolliert worden. Von den 262 durch
die Kontrolleure genommenen Proben wiesen 32 Proben (12 Prozent)
Bleiwerte oberhalb des geltenden Höchstgehalts von 500 mg/kg auf. Bei
einer untersuchten Kette waren die beiden Karabinerhaken sogar
vollständig aus Blei gefertigt. Bei 26 Proben (10 Prozent) überschritt
der Cadmiumgehalt den Grenzwert von 100 mg/kg.

Die längerfristige Aufnahme hoher Mengen von Schwermetallen kann zu
ernsthaften Erkrankungen führen. Blei kann u. a. das Nervensystem
schädigen und zu Unfruchtbarkeit führen. Cadmium kann Nieren und Knochen
schädigen.

Die diesjährige Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft
Verbraucherschutz (LAV), Juliane Becker, empfiehlt daher: „Die
Ergebnisse der amtlichen Überwachung von Bedarfsgegenständen zeigen,
dass billiger Modeschmuck häufig problematisch ist. Die Gefahr entsteht
vor allem, wenn der Schmuck, z.B. ein Ring oder Anhänger, verschluckt
werden kann. Dann sind schwerwiegende, sogar tödliche Vergiftungen
möglich.“

Kräuter überschreiten häufig Grenzwerte

Pflanzliche Lebensmittel werden im Rahmen des bundesweiten
Monitorings regelmäßig auf Rückstände von Pflanzenschutz- und
Schädlingsbekämpfungsmitteln untersucht. 2015 wurden dabei erstmalig
auch die Kräuter Rosmarin, Dill, Oregano und Schnittlauch
berücksichtigt. Die gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalte für
Pflanzenschutzmittel wurden von 9 Prozent der Rosmarin-Proben, 7,6
Prozent der Dill-Proben und 6,5 Prozent der Oregano-Proben
überschritten.

Dies bestätigt die Ergebnisse der vom BVL jährlich veröffentlichten
Nationalen Berichte zu Pflanzenschutzmittelrückständen. Kräuter-Proben
wiesen in den vergangenen Jahren regelmäßig Rückstände oberhalb der
Grenzwerte auf (2014: 6,4 Prozent, 2013: 8,1 Prozent, 2012: 11,4
Prozent). Besonders häufig überschritten Kräuter aus Nicht-EU-Staaten
die geltenden Rückstandshöchstgehalte.

Für die vier im Monitoring betrachteten Kräuter konnten zudem in über
90 Prozent der genommenen Proben Aluminiumrückstände bestimmt werden.
Der typische Aluminiumgehalt bei unbehandelten Lebensmitteln liegt laut
der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei weniger
als 5 mg/kg. Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Proben von Dill,
Oregano und Rosmarin lag der Aluminiumgehalt oberhalb dieses Werts.
Ursache hierfür könnte eine Aluminium-Anreicherung aus den Böden der
Anbaugebiete oder die Verwendung von aluminiumhaltigen
Pflanzenschutzmitteln sein.

Da Kräuter im Allgemeinen nur in geringen Mengen verzehrt werden,
stellen die ermittelten Pflanzenschutzmittelrückstände ebenso wie die
relativ hohen Aluminiumgehalte kein unmittelbares Risiko für die
Verbraucher dar. Dennoch sieht BVL-Präsident Tschiersky die
Kräutererzeuger in der Pflicht: „Auch wenn durch diese Produktkategorie
kein akutes Risiko für die Verbraucher besteht, müssen die gesetzlichen
Vorgaben eingehalten werden.“

Allergene in Wasch- und Reinigungsmitteln

Isothiazolinone werden als Konservierungsstoffe in Wasch- und
Reinigungsmitteln eingesetzt, um eine längere Haltbarkeit der Produkte
zu erreichen. Da es sich dabei um Kontaktallergene handelt, kann eine
erhöhte Konzentration eine allergische Reaktion bei empfindlichen
Bevölkerungsgruppen auslösen.

Im Jahr 2015 wurden 262 Proben von Waschmitteln und
Haushaltsreinigern auf Isothiazolinone untersucht. Bei 43 Proben (16
Prozent) wurde dabei eine Konzentration überschritten, ab der auf dem
Produkt der Warnhinweis „Enthält (Name des sensibilisierenden Stoffes).
Kann allergische Reaktionen hervorrufen.“ angebracht werden muss.

„Isothiazolinone können für empfindliche Menschen zum Problem
werden“, weiß auch Gerd Fricke, Abteilungsleiter des BVL: „Es lohnt sich
daher, vor der Anwendung genau auf die Packungsangaben zu schauen.“
Neben dem allgemeinen Allergen-Hinweis bieten auch die so genannten
INCI-Bezeichnungen auf der Rückseite der Packung Hilfestellung.
Methylchloroisothiazolinone, Methylisothiazolinone, Benzisothiazolinone
und Octylisothiazolinone sind die gebräuchlichen Bezeichnungen für
Isothiazolinone und sollten von Menschen mit sensibler Haut gemieden
werden.

Anders als in Wasch- und Reinigungsmitteln werden Isothiazolinone in
Kosmetikartikeln für Kinder, wie Duschzeug und Shampoo, nur selten als
Konservierungsstoffe verwendet. Lediglich in etwa 4 Prozent der 536
untersuchten Proben wurden im vergangenen Jahr Isothiazolinone gefunden.

Vermehrt Kennzeichnungsmängel

Im Jahr 2015 wurden von den Überwachungsbehörden in den Bundesländern
verstärkt Mängel bei der Kennzeichnung und Aufmachung festgestellt.
Nachdem die Zahl der Beanstandungen in diesem Bereich in den
vorangegangenen Jahren relativ konstant geblieben war, kam es 2015 zu
einer deutlichen Zunahme.

Bei den Betriebskontrollen stieg die Beanstandungsquote von 17,9
Prozent im Vorjahr auf 26,1 Prozent in 2015 (plus 8,2 Prozent). Bei den
durchgeführten Untersuchungen wurden 58,6 Prozent der Proben aufgrund
einer mangelhaften Kennzeichnung und Aufmachung beanstandet. Dies
entspricht einer Zunahme von 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2014:
52,0 Prozent).

Die erhöhten Beanstandungsquoten bei der Kennzeichnung und Aufmachung
sind auf das Inkrafttreten der Lebensmittelinformationsverordnung
(LMIV) im Dezember 2014 zurückzuführen. Seitdem müssen bestimmte
Angaben, insbesondere zu Zutaten, die Allergien und Unverträglichkeiten
beim Verbraucher auslösen können, besser kenntlich gemacht werden.

Die Lebensmittelüberwachung hat dementsprechend 2015 ein verstärktes
Augenmerk auf die Einhaltung der neuen Bestimmungen gelegt. Insbesondere
kleinere Hersteller (z. B. Bäckereien, Metzgereien und Eisdielen) und
gastronomische Betriebe fielen dabei durch eine ungenügende
Allergenkennzeichnung auf. Die Kontrolle der ordnungsgemäßen
Kennzeichnung und Aufmachung wird auch künftig einen Schwerpunkt der
Überwachungstätigkeit vor Ort bilden.

Weiterführende Informationen

– Hintergrundinformation „Häufiger Mängel bei der Lebensmittelkennzeichnung“ (www.bvl.bund.de/lebensmittelueberwachung2015)

– Präsentation „Lebensmittelsicherheit 2015 in Deutschland“ (www.bvl.bund.de/lebensmittelueberwachung2015_praesentation)

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Wenn der Diabetes ins Auge geht

Wenn der Diabetes ins Auge geht

Millionen Menschen weltweit leiden an diabetischer Retinopathie

Berlin
– Die weltweite Diabetes-Epidemie betrifft mittlerweile 425 Millionen
Menschen; nach Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF)
werden es in 25 Jahren bereits 630 Millionen sein (1). Sie alle haben
nicht nur mit Diabetes selbst zu kämpfen, sondern auch mit einem
erhöhten Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen. So weist etwa
jeder dritte Diabetespatient schon erste Anzeichen einer diabetischen
Retinopathie auf, einer fortschreitenden Schädigung der Augennetzhaut.
Dass diese die weltweit häufigste Ursache für Erblindung ist – daran
erinnert der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in
Deutschland e.V. (VDBD) anlässlich des Weltdiabetestages am 14.
November. Angesichts der gravierenden Konsequenzen, die der Verlust der
Sehfähigkeit für den Patienten und die Gemeinschaft habe, müsse dringend
an einer Verbesserung der Versorgungsstrukturen gearbeitet werden.

Um
die Krankheitslast durch diabetische Retinopathie weltweit zu
verringern und die Zahl der schweren Sehbeeinträchtigungen möglichst
niedrig zu halten, seien Anstrengungen auf mehreren Ebenen nötig:
gesundheitspolitisch, auf der Ebene der Ärzte und auf Patientenebene, so
der Verband.

„Zahlreiche
Menschen mit Diabetes weltweit wissen nichts von ihrer Erkrankung“,
sagt Dr. rer. medic. Nicola Haller, Vorstandvorsitzende des VDBD. Ohne
Diagnose – und daher auch ohne Therapie – könnten Retinopathie und
andere Schäden ungebremst voranschreiten. Oft sei der Augenhintergrund
bereits deutlich geschädigt, wenn er zum ersten Mal untersucht werde.

Essentiell
im Kampf gegen die Erkrankung seien daher Screening-Programme, die
einen schnellen und für die Patienten möglichst kostenfreien Zugang zu
Untersuchungen des Augenhintergrundes ermöglichen. Diese sollten
mindestens einmal jährlich, bei ersten Anzeichen einer diabetischen
Retinopathie auch in kürzeren Abständen wiederholt werden. „Mit einem
solchen Screening konnte die Zahl der Erblindungen in Studien deutlich
gesenkt werden“, sagt Haller. Den Rahmen hierfür müssten die jeweiligen
nationalen Gesundheitssysteme schaffen.

In
vielen Ländern müssen auch die Ärzte verstärkt für das Thema
sensibilisiert werden – zunächst einmal, um einen beginnenden Diabetes
schneller zu erkennen, aber auch um bei Diabetes-Patienten verstärkt die
Netzhaut im Blick zu behalten. Außerdem sollten sie Leitlinien an die
Hand bekommen, welche therapeutischen Maßnahmen im Falle eines positiven
Befunds geboten sind. Denn auch wenn bereits entstandene Schäden an der
Netzhaut nicht rückgängig gemacht werden können: Mit einer frühzeitigen
Therapie lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung doch verlangsamen
oder stoppen.

Die
wichtigste Instanz ist jedoch der Patient selbst. „Dreh- und Angelpunkt
im Kampf gegen die diabetische Retinopathie und andere
Folgeerkrankungen des Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung“, so
Sabine Endrulat, Vorstandsmitglied des VDBD. Außerdem müsse auf eine
angepasste Ernährung geachtet und möglichst auf Schadstoffe wie Nikotin
und Alkohol verzichtet werden. Wurde bereits eine diabetische
Retinopathie festgestellt und eine medikamentöse Therapie verordnet,
muss der Patient auch diese konsequent einhalten. Therapietreue ist auch
in Bezug auf einen möglichen Bluthochdruck notwendig, denn eine
arterielle Hypertonie kann das Voranschreiten der Retinopathie
zusätzlich beschleunigen. „Bei der großen Aufgabe, zu einem guten
Krankheitsmanagement zu finden, kann ein Diabetesberater den Patienten
helfen“, sagt Endrulat. In speziellen Schulungen werde der Umgang mit
der komplexen Erkrankung erlernt, der Weg zu einer effektiven Therapie
geebnet und so dem Diabetes auch etwas von seinem Schrecken genommen.

Quellen:

http://diabetesatlas.org/IDF_Diabetes_Atlas_8e_interactive_EN/

Darmspiegelung schützt vor Krebs

Erstmals bevölkerungsweit belegt: Darmspiegelung schützt vor Krebs – möglicherweise auch kleine Darmspiegelung von großem Nutzen
Bei Personen, die sich innerhalb der letzten zehn Jahre einer Darmspiegelung unterzogen haben, finden sich viel seltener fortgeschrittene Vorstufen von Darmkrebs. Insbesondere im linken Bereich des Darms ist das Risiko für Darmkrebs und seine Vorstufen drastisch vermindert, wie Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum ermittelten. Die Ergebnisse unterstreichen das große Potenzial der Darmspiegelung für die Verhütung von Darmkrebs.

Was bringt die Teilnahme an einer Darmspiegelung? Lässt sich die Anzahl der gefährlichen fortgeschrittenen Krebsvorstufen reduzieren? Gilt dies gleichermaßen für alle anatomischen Bereiche des Dickdarms? Daten dazu lagen bisher allein aus klinischen Studien vor. Wissenschaftler um Professor Hermann Brenner aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten diese Fragen nun erstmals an einem breiten Bevölkerungsquerschnitt. In die Studie waren rund 3300 Saarländer eingeschlossen, die an einer Darmspiegelung (Koloskopie) im Rahmen des gesetzlichen Programms zur Krebsfrüherkennung ("Screening") teilgenommen hatten. Alle Teilnehmer wurden befragt, ob sie sich innerhalb der letzten zehn Jahre vor der Screening-Koloskopie bereits einer Darmspiegelung unterzogen hatten.

Die Forscher fanden bei Personen, die bereits eine vorangegangene Koloskopie hinter sich hatten, deutlich seltener fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei Studienteilnehmern, die sich erstmalig einer Darmspiegelung unterzogen (6,1 % gegenüber 11,4 %). Um zu überprüfen, ob das verringerte Auftreten von Krebsvorstufen gleichermaßen für alle Darmabschnitte gilt, werteten die Forscher die Daten für einzelne anatomische Bereiche des Dickdarms getrennt aus. Dabei zeigte sich eine stark ausgeprägte Risikoreduktion im so genannten linken ("absteigenden") Teil des Darms, der direkt in den Enddarm übergeht und in dem Krebs am häufigsten auftritt. Hier entdeckte man bei Teilnehmern mit vorangegangener Koloskopie zwei Drittel weniger fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei den Teilnehmern ohne vorangegangene Darmspiegelung.

Die Ergebnisse unterstreichen somit das große Potenzial der Darmspiegelung für die Verhütung von Darmkrebs. Angesichts der besonders starken Risikoreduktion im linken Teil des Darms könnte neben der Koloskopie, der Spiegelung des gesamten Dickdarms, auch der "kleinen" Darmspiegelung, der so genannten Sigmoidoskopie, für die Krebsprävention eine große Bedeutung zukommen. Diese Untersuchung ist für die Teilnehmer mit wesentlich weniger Unannehmlichkeiten verbunden, da die aufwändige Reinigung des Darms am Vortag entfällt. Entsprechend leichter könnte es den Menschen fallen, sich zu einer Teilnahme zu entschließen. "Wir sollten daher auch in Deutschland in Erwägung ziehen, das gesetzliche Früherkennungsprogramm um die Sigmoidoskopie zu ergänzen", schlägt Hermann Brenner vor. "Ein solches Angebot würde wahrscheinlich auch von vielen Menschen angenommen, die eine Koloskopie nicht durchführen lassen wollen. So ließen sich noch deutlich mehr Krebsfälle vermeiden – das ist doch schließlich unser Ziel!"

Ein Bild steht zur Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2010/images/Darmkrebs.tif

Legende: Gewebeschnitt eines Dickdarmkarzinoms. Die Zellkontaktstellen (Desmosomen) sind rot markiert.

Fotograf: Dr. Lutz Langbein, Deutsches Krebsforschungszentrum

Hermann Brenner, Michael Hoffmeister, Volker Arndt, Christa Stegmaier, Lutz Altenhofen und Ulrike Haug: Protection from Right- and Left-Sided Colorectal Neoplasms after Colonoscopy: Population-Based Study. Journal of the National Cancer Institute 2009, DOI: 10.1093/jnci/djp436

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Über 2.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 850 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.