Wenn der Diabetes ins Auge geht
Millionen Menschen weltweit leiden an diabetischer Retinopathie
Berlin
– Die weltweite Diabetes-Epidemie betrifft mittlerweile 425 Millionen
Menschen; nach Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF)
werden es in 25 Jahren bereits 630 Millionen sein (1). Sie alle haben
nicht nur mit Diabetes selbst zu kämpfen, sondern auch mit einem
erhöhten Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen. So weist etwa
jeder dritte Diabetespatient schon erste Anzeichen einer diabetischen
Retinopathie auf, einer fortschreitenden Schädigung der Augennetzhaut.
Dass diese die weltweit häufigste Ursache für Erblindung ist – daran
erinnert der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in
Deutschland e.V. (VDBD) anlässlich des Weltdiabetestages am 14.
November. Angesichts der gravierenden Konsequenzen, die der Verlust der
Sehfähigkeit für den Patienten und die Gemeinschaft habe, müsse dringend
an einer Verbesserung der Versorgungsstrukturen gearbeitet werden.
Um
die Krankheitslast durch diabetische Retinopathie weltweit zu
verringern und die Zahl der schweren Sehbeeinträchtigungen möglichst
niedrig zu halten, seien Anstrengungen auf mehreren Ebenen nötig:
gesundheitspolitisch, auf der Ebene der Ärzte und auf Patientenebene, so
der Verband.
„Zahlreiche
Menschen mit Diabetes weltweit wissen nichts von ihrer Erkrankung“,
sagt Dr. rer. medic. Nicola Haller, Vorstandvorsitzende des VDBD. Ohne
Diagnose – und daher auch ohne Therapie – könnten Retinopathie und
andere Schäden ungebremst voranschreiten. Oft sei der Augenhintergrund
bereits deutlich geschädigt, wenn er zum ersten Mal untersucht werde.
Essentiell
im Kampf gegen die Erkrankung seien daher Screening-Programme, die
einen schnellen und für die Patienten möglichst kostenfreien Zugang zu
Untersuchungen des Augenhintergrundes ermöglichen. Diese sollten
mindestens einmal jährlich, bei ersten Anzeichen einer diabetischen
Retinopathie auch in kürzeren Abständen wiederholt werden. „Mit einem
solchen Screening konnte die Zahl der Erblindungen in Studien deutlich
gesenkt werden“, sagt Haller. Den Rahmen hierfür müssten die jeweiligen
nationalen Gesundheitssysteme schaffen.
In
vielen Ländern müssen auch die Ärzte verstärkt für das Thema
sensibilisiert werden – zunächst einmal, um einen beginnenden Diabetes
schneller zu erkennen, aber auch um bei Diabetes-Patienten verstärkt die
Netzhaut im Blick zu behalten. Außerdem sollten sie Leitlinien an die
Hand bekommen, welche therapeutischen Maßnahmen im Falle eines positiven
Befunds geboten sind. Denn auch wenn bereits entstandene Schäden an der
Netzhaut nicht rückgängig gemacht werden können: Mit einer frühzeitigen
Therapie lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung doch verlangsamen
oder stoppen.
Die
wichtigste Instanz ist jedoch der Patient selbst. „Dreh- und Angelpunkt
im Kampf gegen die diabetische Retinopathie und andere
Folgeerkrankungen des Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung“, so
Sabine Endrulat, Vorstandsmitglied des VDBD. Außerdem müsse auf eine
angepasste Ernährung geachtet und möglichst auf Schadstoffe wie Nikotin
und Alkohol verzichtet werden. Wurde bereits eine diabetische
Retinopathie festgestellt und eine medikamentöse Therapie verordnet,
muss der Patient auch diese konsequent einhalten. Therapietreue ist auch
in Bezug auf einen möglichen Bluthochdruck notwendig, denn eine
arterielle Hypertonie kann das Voranschreiten der Retinopathie
zusätzlich beschleunigen. „Bei der großen Aufgabe, zu einem guten
Krankheitsmanagement zu finden, kann ein Diabetesberater den Patienten
helfen“, sagt Endrulat. In speziellen Schulungen werde der Umgang mit
der komplexen Erkrankung erlernt, der Weg zu einer effektiven Therapie
geebnet und so dem Diabetes auch etwas von seinem Schrecken genommen.
Quellen:
http://diabetesatlas.org/IDF_Diabetes_Atlas_8e_interactive_EN/