Klimaänderung feuert tropische Wirbelstürme an

Experten bewerten US-Studie kritisch

Boulder/Potsdam (pte/30.07.2007/13:59) – Forscher des US National Center for Atmospheric Research NCAR http://www.ncar.ucar.edu in Boulder haben in einer Studie festgestellt, dass die Klimaveränderung auf die Entwicklung von tropischen Stürmen einen gewaltigen Einfluss hat. Die Wissenschaftler konnten nämlich insgesamt drei eklatante Steigerungswellen im 20. Jahrhundert ausmachen, in denen sich die Anzahl der Stürme im Nordatlantik dramatisch verändert hat, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe http://www.newscientist.com.

Der erste dieser Wechsel war demnach 1905 und leitete eine 25-Jahre dauernde Periode ein, in der es jährlich durchschnittlich sechs tropische Wirbelstürme – von denen vier zu Hurrikans wurden – gab. 1931 begann eine weitere Periode mit jährlich durchschnittlich 9,4 Stürmen – davon fünf Hurrikans. Bis 1994 blieb die Zahl der Stürme konstant. In der Periode von 1995 bis 2005 stieg die Zahl der Wirbelstürme auf jährlich durchschnittlich 14,8. Daraus entstanden rund acht Hurrikans. Mit nur neun Stürmen war 2006 ein verhältnismäßig ruhiges Jahr. Greg Holland vom NCAR meint, dass diese Zahl einem durchschnittlichen Jahr vor ein paar Dekaden entspreche.

"Die Serie an Häufungen in den gesammelten Daten ist allerdings klar", so Holland. Die Perioden, in denen es zu einer Zunahme von Stürmen gekommen ist, weisen deutliche höhere Oberflächentemperaturen auf. Daraus folge der Schluss, dass globale Erwärmung der Auslöser für die tropischen Stürme ist. In früheren Untersuchungen hatten Forscher festgestellt, dass die Zahl der Wirbelstürme im 30- bis 40-Jahresrhythmus stieg und wieder fiel. Eine lang anhaltende Änderung dieser Phasen konnten die Forscher hingegen nicht ausmachen. "Das war allerdings immer ein sehr schwacher Anhaltspunkt", meint Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology MIT.

Holland sieht zwar eine kleine periodische Variation in der Oberflächentemperatur. Er meint jedoch, dass diese wesentlich kleiner sei als der langzeitliche Anstieg durch die Klimaerwärmung. "Die Proportion der Stürme, die sich zu Hurrikans entwickeln, variiert zyklisch und hat im vergangenen Jahrhundert keinen eindeutigen Trend gezeigt", so Holland. Die schlechte Nachricht aber sei, dass der Zyklus sowohl zur Zunahme von Hurrikans als auch von tropischen Stürmen führt. "Mit einer Sturmfrequenz, die über jener der historischen Daten von mehr als 150 Jahren liegt, bewegen wir uns in ein Terrain, das wir nicht verstehen", argumentiert Holland.

Holland sieht in der Auswertung der Daten allerdings eine Tatsache als erwiesen an: "Rund 60 Prozent, wahrscheinlich sogar 70 Prozent dessen, was wir in der vergangenen Dekade gesehen haben, geht auf Kosten der globalen Erwärmung." Experten rechnen damit, dass die kommende Hurrikan-Saison – die Spitze ist der Zeitraum von Mitte August bis Mitte Oktober – sehr aktiv sein wird. Sie rechnen mit neun Hurrikans, von denen fünf sehr stark sein werden.

"Die Erwärmung des Meeres und damit eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Entstehung von Wirbelstürmen ist evident", so die Ozeanographin Eva Bauer vom Potsdam Institut für Klimaforschung http://www.pik-potsdam.de im pressetext-Interview. "Die Entstehung von derart starken Ereignissen wie etwa Hurrikans hängt aber auch mit der vertikalen Temperaturverteilung der Atmosphäre zusammen. Diese wiederum wird von den atmosphärischen Vorgängen mitbestimmt", erklärt die Forscherin. "Daher ist die Entstehung von Hurrikans auch von der Windscherung abhängig." Die Aussage, dass die Klimaerwärmung zu einem Anstieg der Wirbelstürme führt, sei schwer zu quantifizieren, so die Forscherin abschließend im pressetext-Interview.