Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Biomarker für Psoriasis-Arthritis entdeckt

Biomarker für Psoriasis-Arthritis entdeckt

Gen bestätigt Existenz der Krankheit – Hoffnung auf Therapie

Hand: Forscher ergründen Psoriasis-Arthritis (Foto: J. Sawluk/pixelio.de)
Hand: Forscher ergründen Psoriasis-Arthritis (Foto: J. Sawluk/pixelio.de)

Manchester (pte004/09.02.2015/06:15) –

Ein europäisches Forschungskonsortium an der University of Manchester http://manchester.ac.uk hat Biomarker für Psoriasis-Arthritis entdeckt. Der Durchbruch gelang
den Experten mit der Identifikation eines Genes, das ein erhöhtes Risiko
für die Entwicklung für diese entzündliche Form von Arthritis, nicht
aber für die von Schuppenflechte anzeigt.

"Psoriasis-Arthritis ist eine schwere Komplikationsform
der Psoriasis. Zu wissen, welche Patienten zur Risikogruppe für diese
Gelenkmanifestation der Krankheit gehören, ermöglicht eine frühzeitige
Behandlung und somit eine Linderung der Symptome", so André Reis
gegenüber pressetext, der mit einem seinem Team am Universitätsklinikum
Erlangen http://www.uk-erlangen.de am Projekt beteiligt ist.

Spezifische Medikamente

Die im Wissenschaftsmagazin "Nature Communications"
veröffentlichte Studie bietet erste Einblicke in die Eigenschaften der
Krankheit, die sich deutlich von denen der Schuppenflechte
unterscheidet. Behandlung und Medikamente können somit spezifisch auf
die Funktionsweise dieser Krankheit abgestimmt entwickelt werden.

In Zukunft, so Anne Barton, Leiterin einer weiteren
Forschungsgruppe im Projekt, steigt durch die Erkennung einer
Prädisposition die Möglichkeit zur Entwicklung von Behandlungsmethoden,
die schon das Entstehen einer Psoriasis-Arthritis verhindern. Reis
hingegen weist darauf hin, dass es bis dorthin noch ein langer Weg ist.

"Wir versuchen immer noch, den Unterschied zwischen
Psoriasis und Psoriasis-Arthritis zu verstehen. Wir haben nun
herausgefunden, dass ein bestimmter Typ weißer Blutkörperchen, genau
gesagt CD8 positive T-Zellen, maßgeblich an der Erkrankung beteiligt
ist. Dieser Marker bietet uns die Möglichkeit, die Krankheit besser zu
verstehen und neuen Formen der Behandlung näherzukommen."

Genetische Veranlagung festgestellt

Die Hautkrankheit Psoriasis ist erkennbar, bevor sich
Psoriasis-Arthritis entwickelt. Zehn Prozent bis ein Drittel der
geschätzten 125 Mio. Psoriasis-Patienten weltweit entwickeln im Laufe
ihres Lebens Psoriasis-Arthritis. Wer dazu gehören wird, konnte bisher
im Vorhinein nicht beurteilt werden.

Sowohl Psoriasis als auch Psoriasis-Arthritis sind
durch mehrere – gemeinsame – Biomarker gekennzeichnet. Bisher war jedoch
unklar, ob es sich bei Psoriasis-Arthritis um eine Krankheit handelt
oder nur ein gleichzeitiges Auftreten von Psoriasis und rheumatischer
Arthritis.

Psoriasis-Arthritis verursacht Schmerzen sowie steife
Gelenke und Sehnen. Fast alle Psoriasis-Arthritis-Patienten leiden auch
unter der Hautkrankheit Psoriasis – auch bekannt als Schuppenflechte
(Psoriasis Vulgaris). Umgekehrt leiden zehn bis 30 Prozent der an
Schuppenflechte Erkrankten an Psoriasis-Arthritis. Die Schätzungen
schwanken, da die Krankheit oft nicht diagnostiziert wird.

Selen und Vitamin E

Nahrungsergänzung nur bei Mangelzuständen

Männer sollten Nahrungsergänzungsmittel mit Selen und Vitamin E nur auf ärztlichen Rat einnehmen. Und zwar auch nur dann, wenn sie nachweislich einen Mangel haben. Denn eine Überversorgung kann das Risiko für Prostatakrebs erhöhen, lassen die Resultate einer US-amerikanischen Studie vermuten. In die Untersuchung gingen die Daten von mehr als 5.300 Männern über 50 Jahren ein, von denen 1.739 Männer Prostatakrebs, davon 489 ein Hochrisiko-Karzinom, entwickelt hatten. Während des Untersuchungszeitraums erhielten sie eine tägliche Nahrungsergänzung von 200 Mikrogramm Selen oder 400 Internationale Einheiten Vitamin E, beide Präparate oder ein Placebo.

Eine Nahrungsergänzung mit Selen  und Vitamin E schützte nicht vor einem Prostatakarzinom, wie zuvor vermutet worden war. Da die Behandlung keinen Nutzen zeigte, wurde die Studie drei Jahre vorgeplantem Ende abgebrochen. Männer mit hohen Selenspiegeln, die zusätzlich große Mengen des Spurenelements einnahmen, hatten sogar ein um 91 Prozent höheres Risiko für ein hochgradiges Prostatakarzinom als Teilnehmer mit niedrigen Spiegeln. Männer mit einem niedrigen Selenspiegel hatten ein um 111 Prozent höheres Risiko für hochgradige und ein um 46 Prozent höheres Risiko für weniger aggressive Prostatakarzinome, wenn sie Vitamin E- Präparate schluckten. Weitere Studien sollen zeigen, welche biologischen Mechanismen zu diesem höheren Krebsrisiko führen. Es wird vermutet, dass sowohl hohe als auch niedrige Selenkonzentrationen die Erbsubstanz in den Zellen des Prostatagewebes schädigen.

Vitamin E ist ein Zellschutz-Vitamin und kommt gehäuft in pflanzlichen Ölen vor. Selen ist unter anderem am Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone beteiligt und in Fisch, Meeresfrüchten, Milch und Gemüse enthalten. Generell wird der Körper durch eine ausgewogene Ernährung ausreichend mit Vitamin E und Selen versorgt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Männer ab 50 Jahren eine Zufuhr von 30 bis 70 Mikrogramm Selen und 13 mg-Äquivalent Vitamin E (Tocopherol) pro Tag. (aid)

Salmonellen im Kampf gegen Darmkrebs

Forscher wollen Mikroorganismen zur Krebstherapie nutzen

Braunschweig (pte/03.12.2007/11:27) – Ein Braunschweiger Forscherteam ist einer neuen Krebstherapie auf die Spur gekommen: In einem von der Deutschen Krebshilfe http://www.krebshilfe.de mit 155.000 Euro geförderten Forschungsprojekt untersucht Siegfried Weiß vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung http://www.helmholtz-hzi.de, wie die Bakterienart Salmonella typhimurium gegen bösartige Tumore im Darm eingesetzt werden kann. Seit langem ist bereits bekannt, dass Mikroorganismen Tumore gezielt besiedeln und zerstören können. Doch erst in den vergangenen zehn Jahren wird die Bakterien-vermittelte Krebstherapie systematisch erforscht.

"Manche Bakterien siedeln sich nach Verabreichung ins Blut gezielt im Krebsgewebe an, wodurch dieses zerstört wird", so Weiß. Ein Grund für die Anreichung dieser Mikroorganismen im Tumor ist vermutlich, dass sie sauerstoffarme Verhältnisse für ihr Wachstum benötigen. Und dieses Milieu ist in einem Tumor leichter zu finden als in gesundem Gewebe. "Die Erreger zerstören die Krebszellen zum einen bereits dadurch, indem sie sich im Tumor vermehren. Zum anderen vermuten wir, dass die Einzeller eine starke Immunreaktion auslösen, so dass die körpereigene Abwehr auch gegen den Tumor vorgeht", erklärt der Wissenschaftler. Ungeklärt ist allerdings weiterhin, wie die Bakterien den Weg zum Krebsgeschwür finden und auf welche Weise sie den Tumor tatsächlich bekämpfen.

Im Rahmen des geförderten Forschungsprojekts will der Braunschweiger Wissenschaftler jetzt die Mechanismen auf Zellebene genauer aufklären. Sein Ziel ist es, das Einwandern und die Verbreitung der Bakterien im Tumor zu verbessern und damit auch das therapeutische Potenzial der Einzeller zu erhöhen. Dazu untersucht die Arbeitsgruppe um Weiß zunächst modellhaft, wie sich der Durchfall-Erreger Salmonella typhimurium in Mäusen mit Darmkrebs verhält und den Tumor zerstört. "Wir wollen eine Bakterien-vermittelte Krebstherapie entwickeln, die in Zukunft auch bei anderen Krebsarten als wirksame Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt werden kann", so der Forscher.

Zum Einsatz beim Menschen würden aber abgeschwächte Erreger angewendet werden, die für den Organismus ungefährlich sind. Wie die Mikroorganismen am besten dahin getrimmt werden können, um keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorzurufen, müssen die Wissenschaftler allerdings erst herausfinden.

 

Endoprothesen nach Maß

Endoprothesen nach Maß:

Schablonen aus dem 3D-Drucker sorgen für genauere Passform von Kunstgelenken

Berlin
– Jedes Jahr erhalten rund 370.000 Deutsche ein neues Knie- oder
Hüftgelenk. Dank einer minimalinvasiven Technik erholen sich die
Patienten nach der Operation deutlich schneller als noch vor einigen
Jahren. Plastikschablonen aus dem 3D-Drucker helfen dabei, das Gelenk
korrekt zu positionieren, was die Funktion und Passgenauigkeit der
Endoprothese deutlich verbessert. Obwohl die Kunstgelenke keine
altersbedingten Erkrankungen heilen können, verhelfen sie Menschen mit
Gelenkschmerzen zu mehr Mobilität und Lebensqualität. Was die moderne
Endoprothetik ermöglicht, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im
Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie
(DKOU) 2017.

Endoprothesen
müssen an Körperaufbau und -funktion angepasst werden: Bei jeder
Bewegung bleiben der Oberschenkelknochen und der Schienbeinkopf in
Kontakt. Die Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder stabilisieren das
Kniegelenk. „Je genauer das Kunstgelenk an diese komplexe Anatomie
angepasst ist, desto besser funktioniert das Zusammenspiel mit Knochen
und Muskeln und desto länger hält das Implantat“, erklärt Professor Dr.
med. Alexander Beck, Kongresspräsident des DKOU 2017. Immer mehr
Kliniken fertigen deswegen individuelle Schnittschablonen für ihre
Patienten an, mit denen sie das Kunstgelenk genau positionieren können.
Bisher mussten Chirurgen dafür in den Markraum des Oberschenkelknochens
schneiden, um das Implantat anzupassen. Ein solcher Eingriff verlängert
den Heilungsprozess zusätzlich.

Für
die Plastikschablonen erstellen Orthopäden und Unfallchirurgen mithilfe
einer Computer- oder Magnetresonanztomographie eine dreidimensionale
Abbildung des betroffenen Beins und berechnen Ausrichtung, Position und
Größe des Kniegelenks. Anhand dieser Abbildung können Spezialisten im
3D-Drucker einen Schnittblock aus Kunststoff anfertigen. Dieser wird
während der Operation auf die Gelenkoberfläche gesetzt und zeigt dem
Operateur die Lage der anatomischen Strukturen an, die für die
Positionierung des Implantats wichtig sind. Da die Schablone genau auf
die Gelenkstruktur abgestimmt ist, müssen die Chirurgen weniger
natürliches Gewebe wegschneiden als bei standardisierten Endoprothesen.
Während des Eingriffs kann der Chirurg bei jedem Schritt die Position
des Gelenks kontrollieren. 

Dank
moderner Implantate können sich viele Patienten mit
Verschleißerkrankungen der Gelenke wieder schmerzfrei bewegen und einen
aktiven Lebensstil pflegen. Allerdings warnt Beck auch vor überzogenen
Erwartungen. „Die Implantation eines Kunstgelenks führt nicht dazu, dass
sich ein Siebzigjähriger wieder wie ein Zwanzigjähriger bewegt. Wir
müssen die Patienten ehrlich darüber aufklären, was mit dem Gelenkersatz
möglich ist. Das ist sehr viel, aber auch nicht alles.“ Neue Techniken
in der Endoprothetik sind auch Thema auf dem DKOU, der vom 24. bis 27.
Oktober 2017 in Berlin stattfindet.

Narkotisiertes Fischöl bekämpft Brustkrebs

Bloomington (pte/09.06.2005/14:27) – Die Kombination von fettigem
Fischöl und einem in der Anästhesie verwendeten Narkotikum hat eine
außergewöhnliche Wirkung bei der Bekämpfung von Brustkrebstumoren
gezeigt. Ein Medikament auf der Basis von Omega-3 Fettsäuren und dem
Wirkstoff Propofol könnte laut jüngsten Untersuchungsergebnissen der
Indiana University http://www.indiana.edu eine effektive Methode bei
der Behandlung von Brustkrebs sein. Denn gemeinsam scheinen die beiden
Wirkstoffe das Wachstum von Brustkrebszellen zu reduzieren und ihnen
die Fähigkeit zu nehmen, sich weiter im Körper auszubreiten und
Sekundärtumore zu bilden. Die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie
sind in der aktuellen Ausgabe von Breast Cancer Research
http://breast-cancer-research.com erschienen.

Das Forscherteam untersuchte die Effekte von zwei Wirkstoffen der
Omega-3-Fettsäure – docosahexaenoic-Säure (DHA) und
eicosapentaenoic-Säure (EPA) – die beide alleine für sich nur minimale
Auswirkungen auf Krebszellen haben. In Kombination mit Propofol
hingegen – einem Wirkstoff, dessen hemmende Wirkung bei der Migration
von Krebszellen bereits bekannt ist – konnten signifikante Ergebnisse
erzielt werden. Sowohl die Kombination von Propofol-DHA als auch
Propofol in Verbindung mit EPA blockierte die Migration der Krebszellen
und deren Fähigkeit, an potenziellen, neuen Tumorzellen anzudocken.
Darüber hinaus brachte die Kombination manche Zellen sogar dazu, sich
selbst zu zerstören.

"Wir denken, dass die Fettsäure unterstützend bei der Absorption von
Propofol wirkt und dadurch die Krebszellen viel effektiver blockiert
werden können", erklärte Studienleiter Rafat Siddiqui. Der Experte
hofft nun auf die Entwicklung eines Medikament oder einer Heilsalbe auf
der Basis dieser Wirkstoffkombination.

Omega-3-Fettsäure ist vor allem in fetthaltigen Fischsorten wie Lachs,
Thunfisch, Heringen, Makrelen oder Sardinen enthalten. Dem Wirkstoff
wird eine breite gesundheitsfördernde Wirkung attestiert. Vor allem im
Bereich des Erhalts eines gesunden Herzens, als Cholesterinsenker und
bei der Linderung von Asthma- und Arthritisbeschwerden sind die
positiven Effekte wissenschaftlich belegt.

Dekubitalgeschwüre: Wie häufig sie wirklich auftreten

fzm – Dass Patienten sich in einer Klinik wund liegen, sollte nicht
vorkommen. Dekubitalgeschwüre gelten als Pflegefehler, sie können sogar
Gegenstand von Schadenersatzprozessen sein. Die Krankenkassen verlangen
mittlerweile, dass die Kliniken die gute Qualität ihrer Krankenpflege
durch möglichst niedrige Zahlen von "Dekubituspatienten" auf den
Stationen belegen. Dazu werden in der Regel Stichproben durchgeführt.
Sie geben jedoch ein "verzerrtes" Bild, kritisiert Privatdozent Jürgen
Stausberg von Universität Essen in der DMW Deutschen Medizinischen
Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005). Der
Medizin-Informatiker stellt in der DMW die Ergebnisse des
"Interdisziplinären Dekubitus-Projekts" vor, das am Beispiel der
Uniklinik Essen erstmals für Deutschland eine realistische Schätzung
der Dekubitalhäufigkeit ermöglicht.

Auch in Essen wurde die Häufigkeit des Dekubitalleidens mittels
Stichproben ermittelt. An zufällig ausgewählten Tagen untersuchte ein
Team jeweils alle Patienten einer Station. Dies ergab eine
"Punktprävalenz" von 5,4 Prozent. Sie bedeutet jedoch keineswegs, dass
etwa jeder zwanzigste Patienten damit rechnen muss, im Verlauf seines
Klinikaufenthaltes an einem Dekubitus zu erkranken.

Um dieses Risiko zu benennen, muss, wie Dr. Stausberg erläutert, die
Periodenprävalenz bestimmt werden. Das ist die Zahl der Patienten, die
während eines Zeitraums, etwa der Liegezeit in der Klinik, an einem
Dekubitus erkrankt ist. Patienten mit Dekubitus sind aber "Langlieger",
wie Dr. Stausberg erläutert: Ihr stationärer Aufenthalt war an der
Universitätsklinik Essen doppelt so lang wie bei anderen Patienten.
Ihre Chance in einer Stichprobe erfasst zu werden, ist deshalb
künstlich erhöht. Das bedeutet: Die Periodenprävalenz und damit das
Risiko des einzelnen Patienten war niedriger als die Punktprävalenz in
der Stichprobe.

Die Bestimmung der Periodenprävalenz ist aufwändig. Im Idealfall
müssten täglich die Patienten täglich untersucht und gezählt werden.
Bei fast 50.000 Patienten, die pro Jahr an der Universitätsklinik Essen
behandelt werden, ist dies nicht möglich. Das Team verließ sich deshalb
auf die Angaben der Schwestern und Pfleger, die ihre Tätigkeiten
täglich in elektronischen Krankenakten am Computer dokumentieren.
Aufgrund dieser Angaben kommt Stausberg auf eine Periodenprävalenz von
1,4 Prozent. Diesen Wert hält Dr. Stausberg allerdings für zu niedrig.
Denn bei den Stichproben kam heraus, dass – aus welchem Grund auch
immer – fast die Hälfte der Druckgeschwüre vom Pflegepersonal nicht in
die Krankenakten eingetragen wurde. Dr. Stausberg beziffert die
Periodenprävalenz an der Universität Essen mit 2,3 Prozent.

Dr. Stausberg schlägt vor, dass die Kliniken die Häufigkeit von
Dekubitalgeschwüren kontinuierlich über eine Auswertung der
Pflegedokumentation erfassen. Da die dortigen Angaben jedoch nicht
immer korrekt sind, müssten sie durch gelegentliche Inspektionen
überprüft werden.

J. Stausberg et al.:

Häufigkeit des Dekubitus in einem Universitätsklinikum

Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (41): 2311-2315

Wie ein Enzym die Abschrift unserer Gene reguliert

Ein Wissenschaftlerteam des Helmholtz Zentrums München hat
gemeinsamen mit Kollegen der Ludwig-Maximilians-Universität München und
einer Forschergruppe der Universität Montpellier, Frankreich, die
Strukturen der RNA Polymerase II identifiziert, die für die Termination
der Transkription (das Beenden der Abschrift eines Genabschnittes)
benötigt werden. Die hierzu durchgeführte genetische Analyse wurde jetzt
im Fachjournal ‚Molecular Cell‘ publiziert.

Das Enzym RNA Polymerase II, kurz Pol II, ist
verantwortlich für die Transkription (Abschrift eines Genabschnittes).
Die Inhalte in unserem Erbgut sind eigentlich stumm (das heißt inaktiv)
und müssen erst mit Hilfe des Enzyms Pol II in RNA übersetzt werden.
Damit das Enzym nicht zufällig arbeitet, ist der Beginn und das Beenden
der Transkription streng reguliert. Diese Regulation passiert durch die
dynamische Modifikation der Pol II an ihrer carboxy-terminalen Domäne
(CTD). Die CTD enthält unter anderem 52 Tyrosin-Reste, die während der
Transkription phosphoryliert werden können.

"Mit Hilfe von
Mutanten konnten wir jetzt zeigen, dass nur ganz bestimmte Tyrosin-Reste
der CTD die Termination der Pol II kontrollieren", erklärt Prof. Dirk
Eick, Koordinator der Studie und Leiter der Abteilung Molekulare
Epigenetik am Helmholtz Zentrum München. Gemeinsam mit Kollegen des
Biomedizinischen Zentrums und Genzentrums der
Ludwig-Maximilians-Universität München sowie des Instituts für Genetik
der Universität Montpellier, Frankreich, haben er und sein Team nun die
wichtige Funktion von bestimmten Tyrosin-Resten für die Termination der
Transkription beschreiben können.

"Wichtig war eine Kombination
von genetischen und massenspektrometrischen* Methoden", erklärt
Erstautor Dr. Nilay Shah. "Hierdurch konnten wir zeigen, dass zwei
wichtige zelluläre Komplexe, der Mediator und Integrator **, nach
Veränderung bestimmter Tyrosin-Reste nicht mehr an die Pol II binden".

„Die
Regulation der Transkription von Genen durch Pol II ist ein elementarer
Prozess des Lebens und jedwede Abweichungen in der Genregulation sind
Grundlagen vieler menschlicher Erkrankungen“, erklärt Studienleiter
Eick. „Die Erforschung der Pol II Funktionen während des
Transkriptionszyklus (Ablesephase der Gene) ist daher eine
Voraussetzung, um in Zukunft einen besseren Einblick in die
grundlegendenden Mechanismen der Genregulation auf Transkriptionsebene
zu entwickeln.“

Weitere Informationen
Original-Publikation: 
Shah et al. (2018)

Mit Gift gegen Leukämie

fzm – Arsen, das wohl berüchtigtste Mordgift der Kriminalgeschichte, kann – in der richtigen Dosierung – Krebszellen im Blut abtöten. Seit einigen Jahren setzen Ärzte es zur Behandlung einer bestimmten Form der Leukämie ein. Es ist dort der herkömmlichen Chemotherapie überlegen, wie Krebsforscher in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) berichten.
Die Idee zum Einsatz von Arsentrioxid in der Krebstherapie kommt aus China, schreibt Privatdozentin Dr. Eva Lengfelder, Universität Mannheim. Arsenverbindungen würden dort seit mehr als 2000 Jahren zur Behandlung von bösartigen und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Auch in Europa war Ärzten Ende des 19. Jahrhunderts aufgefallen, dass das Gift gegen Blutkrebs wirkt. Doch als Medikament kam es erst 2002 auf den Markt. Studien hatten zuvor belegt, dass es bei der Akuten Promyelozytenleukämie (APL) wirksam ist. Die APL ist eine seltene Unterart des Blutkrebses, die unbehandelt tödlich verläuft. Mit den "normalen" Zytostatika können heute 70 Prozent der Patienten geheilt werden. Arsen kommt erst zum Einsatz bei einem Rückfall (Rezidiv). Hier ist es heute "Mittel der Wahl" berichtet Frau Lengfelder.

Mehr als drei Viertel der Patienten erreichen unter Arsentrioxid noch einmal eine Remission: Die Krebszellen sind dann aus dem Blut verschwunden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die APL besiegt wurde. Die Patienten werden deshalb weiter mit Arsen oder anderen Zytostatika behandelt. Wenn möglich streben die Ärzte eine Stammzelltransplantation an. Aber auch mit alleiniger Arsentherapie bleiben einige Patienten über Jahre ohne Rückfall. Ob Arsentrioxid die Patienten heilen könne, sei jedoch noch nicht bekannt, fügt Expertin einschränkend hinzu. Laufende Studien sollen dies herausfinden. Die Erfahrungen seien aber so gut, dass in Frankreich und USA schon untersucht werde, ob Arsen auch zur Ersttherapie, also gleich nach der Diagnose, eingesetzt werden könne.

Natürlich darf man von einem Gift wie Arsen nicht erwarten, dass es frei von Nebenwirkungen ist. Gefürchtet sind Herzrhythmusstörungen, eine starke Vermehrung von gesunden weißen Blutzellen (Leukozytose) und ein so genanntes APL-Differenzierungssyndrom. Dabei erkranken die Patienten an Fieber, Atemnot und Gliederschmerzen und lagern Wasser im Gewebe ein, ein tödliches Risiko, das in vielen Fällen aber mit Kortison beherrscht werden könne, so die Expertin.

E. Lengfelder: Arsentrioxid: "ein erfolgreiches Gift" bei Patienten mit akuter Promyelozytenleukämie
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (7): S. 330-336

Übergewicht: Schlafmangel verhindert Traumfigur

Übergewicht: Schlafmangel verhindert Traumfigur
Weniger als sechs Stunden Ruhe bringen Chaos in Energiehaushalt
 
Müde Frau: genügend Schlaf bringt Traumfigur (Foto: pixeliol.de, K. Gastmann)

Philadelphia/Leipzig (pte021/29.10.2012/13:55) – Wer zu wenig schläft, bringt seinen Energiehaushalt aus dem Gleichgewicht, was zur Gewichtszunahme führt. "Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass sich auch partieller Schlafentzug auf das Körpergewicht auswirkt", so Sharon M. Nickols-Richardson von der Pennsylvania State University http://huck.psu.edu. Menschen, die abnehmen möchten, sollten daher auf ausreichend Schlaf achten. In den USA sind mehr als 35 Prozent der Erwachsenen übergewichtig und 30 Prozent schlafen weniger als sechs Stunden pro Nacht.

Hormonhaushalt beeinträchtigt

Nickols-Richardson und ihr Team haben anhand einer Analyse von Patientendaten ermittelt, dass Schlafentzug den Hormonhaushalt beeinträchtigt. Das appetitanregende Ghrelin und das appetitzügelnde Leptin sind dann nicht mehr in der Balance. "Mangelnder Schlaf beeinflusst die Appetitregulation", bestätigt Hubertus Himmerich, Projektleiter beim Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für Adipositas-Erkrankungen http://ifb-adipositas.de/ifb in Leipzig, gegenüber pressetext.

Dem Experten nach haben Menschen, die nur vier oder fünf Stunden schlafen, weniger Leptin im Blut. Das Hormon, das die Energiezufuhr reguliert, wird vermindert gebildet. Der Gegenspieler Ghrelin wird dann möglicherweise zuviel gebildet. "Wenn man zu wenig schläft, wird der Appetit angestachelt", sagt Himmerich. Ob das bei einmaligem Schlafentzug relevant ist, weiß man allerdings noch nicht, so Himmerich. Menschen, die regelmäßig zu kurz schlafen, neigen hingegen zu Übergewicht, haben die Forscher in den USA nun belegt.

Zu viel Schlaf ebenfall schlecht

"Für einen Erwachesenen in unserem Kulturkreis sind sieben Stunden Schlaf normal – je weniger man schläft, desto höher ist das Risiko Übergewicht zu bekommen", erklärt Himmerich. Vor 50 Jahren haben die Deutschen im Schnitt mehr geschlafen. Inzwischen wird im TV mehr Unterhaltung geboten. "Man erschöpft sich auch nicht mehr durch körperliche Arbeit. Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass man heute vermindert schläft – diese Entwicklung kann auch mit ein Grund dafür sein, dass es mehr Übergewichtige gibt als noch vor 50 Jahren."

Aber auch zu viel Schlaf kann zu Übergewicht führen. Wer neun oder zehn Stunden täglich schläft, verbringt viel Zeit im Bett und bewegt sich wenig. Bei zu kurzem Schlaf spielen auch nicht nur die Hormone eine Rolle. Denn eine müde Person ist auch nicht motiviert, sich viel zu bewegen. "Müdigkeit führt dazu, dass man sich schlapp fühlt und sich zu wenig bewegt. Dadurch baut man auch weniger Energie ab", weiß Himmerich. Der Mediziner rät dazu, Sport zu treiben. Denn mit Sport könne man auch Stress abbauen. Wenn wir gestresst sind, produzieren wir widerum Hormone, die dazu führen, dass man nicht schlafen kann. Menschen, die unter Dauerstress leiden, haben Schlafstörungen.

Nervenschrittmacher als neue Therapie

Nervenschrittmacher als neue Therapie: Fernbedienung stellt Cluster-Kopfschmerz ab

Erfurt/Bonn
– Der Cluster-Kopfschmerz, eine der schwersten und am schwierigsten zu
behandelnden Kopfschmerzformen, kann durch einen Nerven-schrittmacher
gelindert werden. Erste Ergebnisse der neuen Behandlungsmethode stellt
ein Experte auf der 88. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) in
Erfurt im Rahmen der Pressekonferenz und eines Vortrags vor.

Etwa
einer von 500 Menschen – Männer dreimal häufiger als Frauen – leidet
unter Cluster-Kopfschmerzen. Sie treten oft unvermittelt sowie ohne
erkennbare Auslöser auf und sind durch eine tageszeitliche Rhythmik
gekennzeichnet: So finden Attacken häufig während des Schlafs statt und
dauern zwischen 15 und 180 Minuten. „Der Hauptschmerz sitzt meist
einseitig um das Auge herum oder hinter dem Auge und wechselt praktisch
nie die Seite“, erläutert Professor Dr. med. Dr. h. c. Thomas Klenzner,
Stellvertretender Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum
Düsseldorf. „Er wird als unerträglich heftig, reißend, bohrend, manchmal
auch als brennend geschildert.“ Perioden mit starker Häufung (engl.
cluster) der Kopfschmerzattacken wechseln sich dabei mit unterschiedlich
langen, beschwerdefreien Intervallen ab.

Die
Schmerzattacken werden heute mit Migräne-Mitteln, sogenannten
Triptanen, behandelt. Diese werden zur schnellen Wirkung unter die Haut
gespritzt oder als Nasenspray angewendet. Auch die Inhalation von
100-prozentigem Sauerstoff über eine Gesichtsmaske könne den Schmerz
lindern, sagt Professor Klenzner. Beide Therapien sind umständlich in
der Anwendung und sie erzielen nicht bei allen Patienten die erhoffte
Wirkung. Hilfe könnte in solchen Fällen ein neues Therapieverfahren
bringen: Die Implantation eines Nervenschrittmachers.

Grundlage
der neuen Behandlung ist die Erkenntnis, dass der Trigeminus-Nerv an
der Schmerzentstehung beteiligt ist. Dieser Gesichtsnerv besitzt eine
Umschaltstation, einen Nervenknoten, der als Ganglion sphenopalatinum
(SPG) bezeichnet wird. Das SPG befindet sich unter der Schädelbasis
hinter dem Oberkieferknochen in einer Knochengrube. „Seit längerem ist
bekannt, dass eine Betäubung des Ganglions den Cluster-Kopfschmerz
lindern kann“, berichtet Professor Klenzner. Früher sei dies durch
Injektionen von Kokain oder Alkohol geschehen, die schwierig und riskant
waren. Sie seien nur selten durchgeführt worden.

Eine
ähnliche Wirkung, die zudem vom Patienten gesteuert werden kann, bietet
nun ein Nervenstimulator. Ärzte befestigen das Implantat von der Größe
eines Fingernagels in einer Operation durch eine Wand der Mundhöhle
hindurch in der Nähe des SPG. Der Impulsgeber ist mit einem
Elektrodedraht versehen, der über mehrere Kontakte das SPG elektrisch
stimuliert. „Der Patient kann dann nach der Operation den SPG-Stimulator
mit einer Fernbedienung an der Wange aktivieren und damit den
Cluster-Kopfschmerz abschwächen“, erklärt Professor Klenzner.

In
der Studie „Pathway CH-1“ hat die SPG-Stimulationstherapie den Schmerz
bei zwei Dritteln der Patienten beseitigt oder die Attacken verkürzt und
auch die Zahl der Schmerzattacken vermindert. Langzeitbeobachtungen
zeigen, dass die Behandlung nachhaltig ist. Weltweit sind laut Professor
Klenzner bereits 400 Patienten operiert worden, darunter zehn Patienten
in Düsseldorf. Dort führt ein Team aus HNO-Ärzten und funktionellen
Neurochirurgen die Operation durch. „Das operative und technische
Procedere ist anspruchsvoll und erfordert eine umfangreiche Vorbereitung
und Training“, betont der Experte. Für jeden Patienten werde anhand
eines virtuellen 3D-Modells des Schädels das passende Modell ausgewählt.
Während der Operation erfolge dann eine Probestimulation. Die
Erfahrungen in Düsseldorf sind gut. Alle Patienten haben die
Implantation laut Professor Klenzner im Wesentlichen gut toleriert:
„Vier Wochen nach der Operation berichteten die Patienten über einen
Rückgang der Anfallshäufigkeit und der Schmerzstärke.“ Der Experte ist
sich sicher: „Die SPG-Stimulation wird ihren Platz in der klinischen
Versorgung finden.“

Über
seine Erfahrungen mit dem neuen, operativen Therapieverfahren bei
Cluster-Kopfschmerz und dessen Voraussetzungen spricht Professor
Klenzner auf der Pressekonferenz am 23. Mai anlässlich der 88.
Jahresversammlung der DGHNO KHC in Erfurt sowie in seinem Vortrag
„Neuromodulation des Ganglion Sphenopalatinum zur Behandlung des
Cluster-Kopfschmerzes: technische Aspekte und kurzfristiges Outcome“
(Samstag, 27. Mai 2017, Panoramasaal, Congress Center der Messe Erfurt).