Endoprothesen nach Maß

Endoprothesen nach Maß:

Schablonen aus dem 3D-Drucker sorgen für genauere Passform von Kunstgelenken

Berlin
– Jedes Jahr erhalten rund 370.000 Deutsche ein neues Knie- oder
Hüftgelenk. Dank einer minimalinvasiven Technik erholen sich die
Patienten nach der Operation deutlich schneller als noch vor einigen
Jahren. Plastikschablonen aus dem 3D-Drucker helfen dabei, das Gelenk
korrekt zu positionieren, was die Funktion und Passgenauigkeit der
Endoprothese deutlich verbessert. Obwohl die Kunstgelenke keine
altersbedingten Erkrankungen heilen können, verhelfen sie Menschen mit
Gelenkschmerzen zu mehr Mobilität und Lebensqualität. Was die moderne
Endoprothetik ermöglicht, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im
Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie
(DKOU) 2017.

Endoprothesen
müssen an Körperaufbau und -funktion angepasst werden: Bei jeder
Bewegung bleiben der Oberschenkelknochen und der Schienbeinkopf in
Kontakt. Die Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder stabilisieren das
Kniegelenk. „Je genauer das Kunstgelenk an diese komplexe Anatomie
angepasst ist, desto besser funktioniert das Zusammenspiel mit Knochen
und Muskeln und desto länger hält das Implantat“, erklärt Professor Dr.
med. Alexander Beck, Kongresspräsident des DKOU 2017. Immer mehr
Kliniken fertigen deswegen individuelle Schnittschablonen für ihre
Patienten an, mit denen sie das Kunstgelenk genau positionieren können.
Bisher mussten Chirurgen dafür in den Markraum des Oberschenkelknochens
schneiden, um das Implantat anzupassen. Ein solcher Eingriff verlängert
den Heilungsprozess zusätzlich.

Für
die Plastikschablonen erstellen Orthopäden und Unfallchirurgen mithilfe
einer Computer- oder Magnetresonanztomographie eine dreidimensionale
Abbildung des betroffenen Beins und berechnen Ausrichtung, Position und
Größe des Kniegelenks. Anhand dieser Abbildung können Spezialisten im
3D-Drucker einen Schnittblock aus Kunststoff anfertigen. Dieser wird
während der Operation auf die Gelenkoberfläche gesetzt und zeigt dem
Operateur die Lage der anatomischen Strukturen an, die für die
Positionierung des Implantats wichtig sind. Da die Schablone genau auf
die Gelenkstruktur abgestimmt ist, müssen die Chirurgen weniger
natürliches Gewebe wegschneiden als bei standardisierten Endoprothesen.
Während des Eingriffs kann der Chirurg bei jedem Schritt die Position
des Gelenks kontrollieren. 

Dank
moderner Implantate können sich viele Patienten mit
Verschleißerkrankungen der Gelenke wieder schmerzfrei bewegen und einen
aktiven Lebensstil pflegen. Allerdings warnt Beck auch vor überzogenen
Erwartungen. „Die Implantation eines Kunstgelenks führt nicht dazu, dass
sich ein Siebzigjähriger wieder wie ein Zwanzigjähriger bewegt. Wir
müssen die Patienten ehrlich darüber aufklären, was mit dem Gelenkersatz
möglich ist. Das ist sehr viel, aber auch nicht alles.“ Neue Techniken
in der Endoprothetik sind auch Thema auf dem DKOU, der vom 24. bis 27.
Oktober 2017 in Berlin stattfindet.