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Verpasste Arztbesuche erhöhen Sterberisiko

pte20190111008 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Verpasste Arztbesuche erhöhen Sterberisiko

Psychische Erkrankungen spielen laut aktueller Studie aus Großbritannien eine wichtige Rolle

Arztbesuch: Einhaltung von Terminen ist wichtig (Foto: pixelio.de, Andrea Damm)
Arztbesuch: Einhaltung von Terminen ist wichtig (Foto: pixelio.de, Andrea Damm)

Glasgow
(pte008/11.01.2019/10:34) – Termine, die beim praktischen Arzt immer
wieder nicht wahrgenommen werden, sind laut einer Studie der
Universitäten Glasgow, http://gla.ac.uk , Aberdeen und Lancaster ein Risikomarker für die Gesamtmortalität.
Betroffen sind laut den in "BMC Medicine" veröffentlichten Ergebnissen
vor allem Patienten mit psychischen Erkrankungen. Praktische Ärzte und
Krankenversicherungen wie das UK National Health Service sollten daher
darüber nachdenken, wie am besten Kontakt mit dieser Patientengruppe
herzustellen ist, raten die Fachleute.

824.374 Datensätze untersucht

Je länger eine Erkrankung einer Person andauert, desto wahrscheinlicher
ist es laut der Studie auch, dass Arzttermine nicht eingehalten werden.
Von den 824.374 Patienten, deren Daten analysiert wurden, litten 59
Prozent an einer oder mehr langfristigen Erkrankungen. 13,3 Prozent
hatten vier oder mehr derartige Erkrankungen. Patienten ohne derartige
Leiden hielten ihre Arzttermine eher ein.

Von den 439.592 Patienten, die binnen drei Jahren keinen Arztbesucht
versäumten, litten 51,5 Prozent an keiner chronischen Krankheit, 41,6
litten an einer bis drei dieser Erkrankungen und sieben Prozent an vier.
Von den 59.340 Patienten, die drei oder mehr Arzttermine pro Jahr nicht
wahrnahmen, hatten 40,1 Prozent vier oder mehr langfristige
Erkrankungen, 50,1 Prozent eine bis drei und 9,8 Prozent waren davon
nicht betroffen.

Psychische Gesundheit elementar

Chronische Erkrankungen, die durch psychische Faktoren verursacht
wurden, standen mit einem höheren Risiko verpasster Arzttermine in
Verbindung als jene, die durch körperliche Leiden ausgelöst wurden. Eine
bis drei Komorbiditäten aufgrund psychischer Probleme standen mit einem
30 Prozent höheren Risiko, den Arztbesuch zu verpassen, in Verbindung.
Patienten mit vier oder mehr psychisch verursachten Langzeiterkrankungen
verfügten über eine doppelte so hohe Wahrscheinlichkeit eines nicht
eingehaltenen Termins. Patienten mit einer bis drei körperlichen
Erkrankungen verpassten die Termine um 16 Prozent eher als jene
Patienten ohne langfristige Erkrankungen. Personen mit vier oder mehr
körperlichen Langzeiterkrankungen verfügten über ein um 38 Prozent
höheres Risiko eines nicht eingehaltenen Termins.

Laut Studienautor Ross McQueenie tragen Patienten mit mehr verpassten
Terminen ein höheres Risiko, im folgenden Jahr zu sterben.
Langzeitpatienten, die zwei oder mehr Termine pro Jahr nicht einhielten,
verfügten über eine Verdreifachung der Gesamtmortalität. Patienten mit
nur psychischen Erkrankungen, die mehr als zwei Termine pro Jahr nicht
absolvierten, hatten eine um das Achtfache Erhöhung der
Gesamtmortalität. Patienten, bei denen langfristige psychische
Erkrankungen diagnostiziert wurden, die während des
Beobachtungszeitraums starben, schieden auch eher vorzeitig aus dem
Leben. Häufig waren dafür externe Faktoren wie etwa Suizid
verantwortlich.

Kognitive Beeinträchtigung schuld

Die Forscher werteten einen großen Datensatz zu Arztbesuchen in
Schottland aus. Diese Daten wurden zwischen 2013 und 2016 in 136
Arztpraxen gesammelt. Insgesamt handelte es sich um 11,5 Mio.
Arzttermine von 824.374 Patienten. Diese Daten wurden in der Folge mit
dem Sterberegister abgeglichen. Da es sich um eine reine
Beobachtungsstudie handelt, können die Forscher keine Schlussfolgerungen
über Ursache und Wirkung ziehen. Sie gehen jedoch davon aus, dass keine
direkte Kausalität vorliegt. Mitverantwortlich könnten jedoch
Erkrankungen sein, die mit einer kognitiven Beeinträchtigung in
Verbindung stehen, wie eine Demenz, Alkohol- und Drogenmissbrauch. Diese
Erkrankungen standen mit einem höheren Risiko nicht eingehaltener
Termine und einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung.

Nötig: Mehr Wissen über Herzversagen

Nur drei Prozent erkennen die typischen Symptome

Rhoon (pte/31.08.2005/09:15) – Menschen könnten aufgrund eines massiven
Mangels an öffentlichem Bewusstsein ohne Notwendigkeit an einem
Herzversagen sterben. Zu diesem Ergebnis ist die internationale Studie
SHAPE (Study of Heart failure Awareness and Perception in Europe)
http://www.heartfailure-europe.com gekommen. Fast 90 Prozent der fast
8.000 Teilnehmer in neun europäischen Ländern hatten von Herzversagen
gehört. Nur drei Prozent erkannten diese Erkrankung aufgrund einer
Beschreibung der typischen Symptome wie Atemlosigkeit, Müdigkeit und
geschwollene Knöchel. Die Befragungen wurden in Großbritannien,
Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien,
Spanien und Schweden durchgeführt. Es wird geschätzt, dass von den
Folgen eines Herzversagens rund 14 Millionen Europäer betroffen sind.
Das Risiko einer Erkrankung liegt laut BBC bei eins zu fünf. Die
Ergebnisse der Studie wurden im European Heart Journal
http://www.eurheartj.org veröffentlicht.

SHAPE ergab, dass die Befragten viel eher die Symptome eines leichten
Schlaganfalls oder einer Angina pectoris erkennen konnten. Zusätzlich
wurden weit verbreitete falsche Vorstellungen über das Herzversagen
sichtbar. So glaubten zum Beispiel zwei Drittel, dass Patienten mit
einem Herzversagen länger lebten als Patienten mit Krebs oder HIV.
Tatsächlich sterben 40 Prozent der Betroffenen innerhalb einer Jahres
nach ihrem ersten Krankenhausaufenthalt. Ein Drittel ging davon aus,
dass das Versagen des Herzens eine normale Folge des Älterwerdens sei.
Fast ein Drittel nahm an, dass moderne Medikamente eine Erkrankung
nicht verhindern können. Tatsächlich können Medikamente wie ACE Hemmer
und Beta-Blocker sehr wirksam sein. Laut Studie werden sie aber zu
selten verschrieben.

Der leitende Wissenschafter Willem Remme vom Sticares Cardiovascular
Research Institute erklärte, dass das vorgefundene mangelnde
Bewusstsein schockierend sei und das Leben von Menschen gefährde. "Der
Mangel an Wissen über die Symptome sowie die Prävention und Behandlung
könnten zu einer unnötig schlechten Lebensqualität bei Zehntausenden
Patienten und zu Tausenden vorzeitigen Todesfällen führen. Zusätzlich
werden die Gesundheitssysteme schwer belastet." Die am SHAPE Projekt
teilnehmenden Wissenschafter planen derzeit ein Ausbildungsprogramm für
Ärzte und die Öffentlichkeit.

Diabetiker sind eine Infektionsrisikogruppe

Typ1 und Typ2 Diabetes macht für Atemwegs- und Harnwegsinfektionen anfällig

Utrecht (pte/24.06.2005/11:35) – Diabetes Typ1 oder Typ2 führt zu einem
erhöhten Infektionsrisiko. Patienten, die unter diesen Erkrankungen
leiden haben ein fast doppelt so hohes Risiko an Atemwegs-, Harnwegs-
und Hautinfektionen zu erkranken als gesunde Menschen. Das gaben die
Forscher des University Medical Center Utrecht
http://www.umcutrecht.nl/ heute, Freitag, auf der Homepage von Clinical
Infectious Diseases http://www.idsociety.org bekannt.

Die niederländischen Forscher haben in einer breit angelegten Studie
die Daten von mehr als 7.500 Diabetikern mit 19.000 gesunden Personen
verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass die Zahl herkömmlicher
Infektionserkrankungen sowohl bei Typ1 als auch bei Typ2 Diabetikern
signifikant höher als bei der Kontrollgruppe war. Zudem zeigte sich
auch deutlich, dass Diabetiker unter einem erhöhten Risiko von immer
wiederkehrenden Infektionen leiden. "Diabetiker werden beinahe doppelt
so häufig als gesunde Menschen von Infektionen der Haut, der Harnwege
oder der Schleimhäute heimgesucht. Betroffene Patienten sollten sich
dessen bewusst sein, um gegebenenfalls frühzeitig agieren zu können",
erklärte Studienleiterin Leonie Muller.

Mit Magnetismus Einblicke gewinnen in die intimsten Geheimnisse der Zellen

ein Forschungsteam unter Federführung
des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München
(TUM) hat in ‚Nature Communications‘ ein neues Modell vorgestellt, um
den Magnetsinn zu untersuchen. Ihre Studien an Fischen ermöglichten
sowohl die Messung von Gehirnaktivierung durch Magnetfeldstimulation als
auch den Nachweis, dass der Magnetsinn auch in Dunkelheit funktioniert.

Als Magnetsinn wird die Fähigkeit von Tieren
bezeichnet, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen und für die Navigation
zu nutzen. Wie das genau funktioniert, ist bisher aber nicht verstanden.
„Dabei könnte dieses Wissen abseits der neurowissenschaftlichen Neugier
zu neuen molekularen Methoden führen“, erklärt Prof. Dr. Gil Gregor
Westmeyer. Er ist der Leiter der aktuellen Forschungsarbeit an der
Schnittstelle von molekularer Bildgebung und Neurowissenschaften und ist
mit seiner Arbeitsgruppe sowohl an das Helmholtz Zentrum München als
auch an die TUM angebunden. „Wäre es möglich, den Mechanismus
nachzubauen, könnte man vermutlich Zellen durch magnetische Impulse
steuern und beispielsweise dazu bringen, bestimmte Botenstoffe
auszuschütten.“ Um an diesen Punkt zu gelangen, suchten Westmeyer und
sein Team nach einem Modell, um den Magnetsinn zu ergründen. 

Die Wissenschaftler konzentrierten ihre Arbeit
auf den Zebrafisch und dessen Verwandten den Medaka (Japanischer
Reisfisch). Beide sind genetisch gut erforscht und können mikroskopisch
gut analysiert werden.* In einer Testarena, in dem das Magnetfeld mit
Hilfe sogenannter Helmholtz-Spulen** verändert werden kann, untersuchten
die Forscher das Schwimmverhalten. Dabei fanden sie heraus, dass
ausgewachsene Fische beider Arten (bei ansonsten gleich bleibenden
Bedingungen) ihre Ausrichtung abhängig vom Magnetfeld änderten. Dieser
Effekt trat auch in Dunkelheit auf, sodass auch ein lichtunabhängiger
Mechanismus angenommen werden muss.

„In diesem Modell können wir nun nach den
bisher nicht identifizierten Magnetrezeptorzellen suchen, von denen
unsere Verhaltensexperimente gemäß der Theorie vorhersagen, dass sie
magnetisches Material beinhalten sollten“, erklärt Doktorandin Ahne
Myklatun, eine der Erstautorinnen der Arbeit.   

Darüber hinaus konnten die Forscher einen
ähnlichen Magnetfeld-abhängigen Effekt in jungen Fischen zeigen. „Das
ist ein entscheidender Vorteil, denn in ihren frühen Entwicklungsstadien
sind die Fische noch nahezu durchsichtig“, erklärt Postdoktorandin Dr.
Antonella Lauri, die andere Erstautorin der Arbeit. „Auf diese Weise
können wir mit bildgebenden Verfahren möglicherweise herausfinden,
welche Hirnregionen aktiv sind, während sie sich anhand des Magnetfeldes
orientieren.“ Eine Kandidatenregion für die Verarbeitung dieser
Prozesse im Gehirn konnten die Wissenschaftler bereits identifizieren –
eine Spur, die auch zu den unbekannten Magnetrezeptorzellen führen
könnte.

Gil Gregor Westmeyer, Leiter der vom
Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderten Studie fasst zusammen: „Der
Magnetsinn ist einer der wenigen noch unverstandenen Sinne auf der
Welt. Diese Art multidisziplinärer Arbeit wird letztendlich zum
Verständnis seines biophysikalischen Mechanismus und zu den ihm
zugrundeliegenden neuronalen Berechnungen beitragen. Die dabei
gewonnenen Erkenntnisse könnten auch interessante Lösungsansätze für
unsere Forschungsarbeit bieten, Systeme zur Fernsteuerung von
molekularen Prozessen mit Magnetfeldern zu entwickeln."

Weitere Informationen

* Kürzlich ist es Westmeyer und seinem Team
gelungen ein Open Source-Mikroskop zu entwickeln (NeuBtracker.org), das
es erstmals erlaubt, neuronale Aktivitäten des Modellorganismus
Zebrafisch zu beobachten, während dieser sich frei bewegt.

** Als Helmholtz-Spule bezeichnet man eine
besondere Spulenanordnung, die auf den deutschen Physiker Hermann von
Helmholtz (1821–1894) zurückgeht. Durch die Überlagerung mehrerer
Einzelmagnetfelder ergibt sich zwischen den Spulen nahe der Spulenachse
ein Bereich mit weitgehend homogenem Magnetfeld, das für Experimente
frei zugänglich ist.

Hintergrund:
Langfristig
möchte das Team die Erkenntnisse für neue Techniken der Magnetogenetik
einsetzen, ein innovatives Forschungsprogramm  das wohl auch im neuen Helmholtz Pioneer Campus (HPC) eine Rolle spielen könnte. Hier wollen Forscher verschiedener
Disziplinen miteinander an neuen Lösungen für medizinische
Fragestellungen arbeiten. „So wäre es beispielsweise im Diabetes-Kontext
denkbar, Zellen zu entwickeln, die durch einen Magneten dazu gebracht
werden, Insulin auszuschütten“, so Westmeyer.

An der Arbeit waren auch Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler der Universitäten Oldenburg und Hohenheim sowie der
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) beteiligt. Prof. Dr. Gil Gregor
Westmeyer ist Helmholtz-seitig an die Institute für Biologische und
Medizinische Bildgebung (IBMI) und Entwicklungsgenetik (IDG) angebunden.
Darüber hinaus arbeitet er an der Nuklearmedizinischen Klinik und
Munich School of Bioengineering (MSB) der Technischen Universität
München (TUM).

Original-Publikation:

Piercing und Ohrloch: Stechen für die Schönheit – wie riskant ist das?

Meist sind es kleine Mädchen, die sich sehnlichst Ohrringe wünschen. Später in der Pubertät gefällt vielen Jugend­lichen auch anderer Körper­schmuck: Piercings verzieren Nase, Augen­brauen oder Bauchnabel. Doch das Stechen der Löcher für den Schmuck ist mit Risiken verbunden. test.de erklärt, wie Entzündungen und Schmerzen vermieden werden können.

Verschönern oder verstümmeln?

Ein blitzender Stern, ein bunter Stein als Schmuck am Ohr – vielen kleinen Mädchen gefällt das. In einigen Kultur­kreisen, etwa in Indien oder im arabischen Raum, werden bereits Babys die Ohrläpp­chen durch­stochen. Bei uns sieht das ein Teil der Eltern kritisch. Ohrlöcher seien „eine nie wieder gutzumachende Verstümmelung“, schreibt etwa eine Mutter in einem Internet-Forum. Was aber sagen Experten dazu?

Ohrlöcher frühestens ab dem Schul­alter

Ab wann Kindern Ohrlöcher gestochen werden dürfen, ist nicht gesetzlich geregelt. Auch unter Kinder- und Jugend­ärzten besteht hierzu keine Einig­keit. „Je jünger das Kind ist, desto zurück­haltender sollten Eltern sein“, rät Dr. Hermann Josef Kahl, Bundes­presse­sprecher des Berufs­verbands der Kinder- und Jugend­ärzte. „Ohrlöcher sind immerhin richtige Verletzungen, die dem Körper bewusst zugefügt werden.“ Etwa im Schul­alter seien die meisten Kinder dazu in der Lage, den Wunsch nach Ohrlöchern selb­ständig zu äußern und auch mit dem damit verbundenen Schmerz umzu­gehen.

Steriles Werk­zeug ist ein Muss

Der eng­lische Begriff „to pierce“ bedeutet über­setzt durch­stechen oder durch­bohren. Ob im Nasenflügel, in der Zunge, im Bauchnabel oder sogar im Intim­bereich – an vielen Stellen des Körpers lassen sich vor allem junge Leute metallenen Schmuck anbringen. Auch hierfür gibt es keine gesetzliche Alters­regelung. Viele Anbieter piercen Jugend­liche erst ab Voll­endung des 14. Lebens­jahrs und nur mit schriftlicher Einwilligung der Eltern oder Erziehungs­berechtigten. Die Haut wird dabei mit einer Hohlnadel, einer Kanüle, durch­stochen. „Dabei ist auf maximale Hygiene zu achten, auf sterile Nadeln und möglichst auch sterile Piercings“, sagt Professor Hans Behr­bohm, Chef­arzt der Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenheil­kunde und Plastische Operationen an der Park-Klinik Weißensee, einem akademischen Lehr­kranken­haus der Charité Berlin. „Man darf nicht vergessen: Bei Piercings handelt sich letzt­endlich um Implantate im medizi­nischen Sinne.“

Keine geregelte Ausbildung

Mediziner wie Behr­bohm weisen darauf hin, dass die hygie­nischen Bedingungen und das tech­nisches Niveau in den Piercing-Studios sehr unterschiedlich sind und zum Teil keine optimalen Bedingungen herrschten. Der Beruf des Piercers ist zudem keine geschützte Bezeichnung, eine anerkannte Ausbildung gibt es nicht. Wer ein Piercing-Studio aufmachen möchte, braucht einen Gewer­beschein. Über­wacht werden die Läden von den zuständigen Kontroll­behörden, etwa den Gesund­heits­ämtern.

Frisch gestochene Ohrlöcher und Piercings beob­achten

Auch wenn das Loch in Ohrläpp­chen, Bauchnabel oder Nasenflügel nur klein ist, braucht die Wundheilung Zeit. Bei Kindern sollten Mütter und Väter acht­sam bleiben. „Eltern sollten frisch gestochene Ohrlöcher etwa zwei Wochen lang aufmerk­sam beob­achten und täglich kontrollieren, dass die Wunde trocken und sauber ist“, sagt Hermann Josef Kahl. Sobald sich eine Entzündung abzeichne, sei es notwendig, ein Desinfektions­mittel aufzutragen. „Dabei sollten die Ohrringe aber nicht entfernt werden.“ Damit die Löcher nicht gleich wieder zuwachsen, muss der Schmuck vier bis sechs Wochen im Ohr verbleiben. Baden und Haare waschen ist in dieser Zeit aber kein Problem.

Nicht ständig befingern

Auch bei Piercings bleibt gründliche Sauber­keit zunächst weiter oberste Pflicht der Jugend­lichen. Auf Sauna- und Schwimm­badbesuche sollte aus hygie­nischen Gründen in der ersten Zeit verzichtet werden. Ein neues Piercing kann sich unge­wohnt anfühlen. Dennoch dürfen Finger und Zunge nicht ständig daran drehen oder spielen: Die Wunde ist empfindlich, sie sollte möglichst frei von Schmutz, Viren und Bakterien bleiben.

Bei Komplikationen immer zum Arzt

„Rötungen, Schwel­lungen und auch Schmerzen beim Bewegen des Piercings sind Zeichen einer Infektion. Dann sollte die Stich­stelle mit einem Desinfektions­mittel gereinigt werden“, rät Professor Hans Behr­bohm. Genau wie bei Ohrlöchern sollte der Schmuck dabei in der ersten Zeit jedoch nicht entfernt werden. „Der Stich­kanal muss epithelisieren, das heißt, es wächst Haut ein, die den Stich­kanal auskleidet.“ Je nach Körper­stelle dauere dies seine Zeit – bei einem tiefsitzenden Zungenpiercing beispiels­weise etwa drei Wochen. Ein weit oben am Ohr durch­stochener Knorpel kann sogar bis zu sechs Monate brauchen, um voll­ständig abzu­heilen. Grund­sätzlich gilt bei Ohrlöchern und Piercings immer: Bei Komplikationen, etwa nässende Wunden oder Schwel­lungen, ist ein Arzt­besuch notwendig – lieber früher als zu spät.

Tipps

Hygiene. Achten Sie bei der Wahl des Piercing-Studios auf unmittel­bar sicht­bare Anzeichen für Sauber­keit: Auch zum Selbst­schutz vor Infektionen sollte der Piercer Einmalhand­schuhe und einen Mund­schutz tragen. Arbeits­utensilien wie Nadeln müssen steril sein, Einwegmaterial sollte erst kurz vor der Benut­zung ausgepackt werden. Vor dem Piercen muss die Haut desinfiziert werden.
Material. Wählen Sie Ohrstecker und Piercing­schmuck aus echtem Gold oder Titan. Preis­werter Mode­schmuck kann Nickel enthalten, das besonders häufig Allergien auslöst, sowie Blei, das schon in geringen Mengen giftig ist.
Sicherheit. Aus Sicher­heits­gründen eignen sich für Kinder Ohrstecker besser als Ohrringe. Beim Sport kleben Sie die Stecker am besten mit Pflastern ab.
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Warum manche Zellen alles können

Eine neue Studie im Fachmagazin
‚Nature Genetics‘ beschreibt eine Gruppe von embryonalen Stammzellen,
die sich zu totipotenten Alleskönnern umprogrammieren lassen. Die
Autoren vom Münchner Helmholtz Zentrum und der
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) konnten zudem den Mechanismus
aufklären, wie es dazu kommt.

Der Begriff Totipotenz
(von lateinisch totus „ganz“ und potentia „Vermögen, Kraft“) beschreibt
die Fähigkeit von Zellen, sich in alle anderen Zelltypen des Körpers zu
entwickeln. Das beste Beispiel für so einen Alleskönner ist die
befruchtete Eizelle, aus der sich alle weiteren Zellen des entstehenden
Lebens bilden. Aber auch noch nach der ersten Teilung im 2-Zell-Stadium
bleibt diese Totipotenz erhalten. Die Stammzellen des späteren Embryos
hingegen sind lediglich pluripotent, können also viele Zelltypen bilden,
aber eben nicht alle.

Hält man allerdings solche embryonalen
Stammzellen in Kultur, so entwickelt ein winziger Teil (rund ein
Prozent) davon eine Totipotenz, wie sie dem 2-Zell-Stadium entspricht.
Im englischen werden diese Zellen 2CLCs (2-cell-like cells) genannt.
Herauszufinden was hinter diesem Phänomen steckt, war die Motivation des
Teams um Prof. Dr. Maria Elena Torres-Padilla. Sie ist Direktorin des
Instituts für Epigenetik und Stammzellen (IES) am Helmholtz Zentrum
München und Professorin für Stammzellbiologie an der LMU. 

Embryonale Stammzellen mit Farbspiel-Trick abgetrennt

Dazu wollten die Forscher zunächst die aktiven
Gene zwischen embryonalen Stammzellen und 2CLCs vergleichen und
benutzten dafür einen Trick: Wenn Zellen im 2CLC-Stadium ankommen, wird
sehr oft das Gen MERVL abgelesen. Die Forscher fusionierten nun das
MERVL-Gen mit dem Gen für ein grün leuchtendes Protein. Anschließend
konnten sie die grün leuchtenden 2CL-Zellen von den nicht leuchtenden
„normalen“ embryonalen Stammzellen abtrennen.

Der anschließende Vergleich der beiden Gruppen
ergab, dass vor allem das Gen Zscan4 während des Übergangs zur
Totipotenz aktiv war. Wie beim Trick zuvor, fusionierte das Team das
Zscan4-Gen mit dem Gen für ein rotes Protein. Beobachteten sie die
Zellen unter dem Mikroskop, färbten sich die betreffenden Zellen
zunächst rot und dann grün. „Diese Beobachtungen zeigten uns, dass
Zellen offensichtlich durch eine Übergangsphase müssen, bevor sie im
2CLC-Stadium ankommen“, erklärt Torres-Padilla. „Als nächstes wollten
wir den treibenden Mechanismus dahinter aufdecken.“

Dazu wählte das Team einen sogenannten siRNA
Screen: Mit dieser Methode ist es möglich, mehr als 1000 Gene gezielt zu
beeinträchtigen, um zu sehen wie sich das auf die Entwicklung von
2CL-Zellen auswirkt. “Die Ergebnisse waren außergewöhnlich”, beschreibt
IES-Wissenschaftler Dr. Xavier Gaume, gemeinsam mit Diego
Rodriguez-Terrones, Erstautor der Studie. „Wir konnten zahlreiche
Proteine identifizieren, die die Entstehung von 2CLCs regulieren.“
Besonders häufig entstanden 2CLCs, je seltener der Proteinkomplex
Ep400/Tip60 vorlag.

Da der Faktor an der Verpackung von Chromatin*
beteiligt ist, wollen die Forscher nun herausfinden, ob eine Öffnung
des Chromatins grundsätzlich mit einer Totipotenz in Verbindung steht.

Weitere Informationen

* Chromatin bezeichnet das Erbgut (DNA) und die Proteine, die es
verpacken und organisieren. Je nachdem wie dicht sich das Chromatin
gepackt ist, können bestimmte Gene abgelesen werden oder eben nicht.

Hintergrund:
Erst kürzlich konnten die Forscher ebenfalls in ‚Nature Genetics‘ zeigen, dass sogenannte Retrotransposons eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Embryos spielen. Auch hier ist die Öffnung des Chromatins ein Thema. 

Original-Publikation:
Rodriguez-Terrones, D. & Gaume, X. et al. (2017): A molecular roadmap for the emergence of early-embryonic-like cells in culture. Nature Genetics, DOI: 10.1038/s41588-017-0016-5

Gesundheits-Apps: Experten streiten über Nutzen

Gesundheits-Apps: Experten streiten über Nutzen
Nur 40 Prozent von mehr als 40.000 Anwendungen weltweit brauchbar

Parsippany/Frankfurt am Main (pte017/03.04.2014/13:59) – Unter den rund 40.000 Gesundheits-Apps in den App Stores sind nur etwa 40 Prozent tatsächlich in Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen zu bringen und patientenorientiert. Das hat eine Analyse des IMS Institute for Healthcare Informatics http://imshealth.com gezeigt. Davon bieten wiederum nur zwei Drittel dem Patienten seriöse medizinische Informationen.

"Patienten nicht zu empfehlen"

Laut der U.S. Food and Drug Administration (FDA) http://www.fda.gov werden 2015 bereits 500 Mio. Menschen weltweit Gesundheits-Apps nutzen. Jedoch schreibt der Arzt Kevin Pho in USA Today: "Obwohl die Apps vielversprechend sind, bin ich nicht dazu bereit, sie meinen Patienten zu empfehlen." In Amerika reguliert die FDA zwar Apps, die der Definition eines medizinischen Geräts entsprechen – zum Beispiel, wenn das Handy als EKG-Gerät verwendet werden kann. Aber sehr viele Apps fallen nicht in diese Kategorie.

"Den Generalverdacht gegenüber Apps im Gesundheitsbereich halte ich für nicht sachgerecht – die Potenziale, die diesbezüglich in Smartphones stecken, sind groß", sagt hingegen Stephan H. Schug, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitstelematik e.V. http://dgg-info.de , gegenüber pressetext. Besonders im Bereich der Gesundheitsförderung lägen Potenziale: "Mit Games for Health kann man Menschen spielerisch zu gesünderem Verhalten erziehen."

Krebserkennungs-Apps nutzlos

Pho berichtet, dass die Gefahr für falsche Diagnosen hoch ist. So lagen drei von vier Apps bei der Diagnose von Melanomen in 30 Prozent der Fälle daneben – und ließen ein Melanom als Muttermal durchgehen. Hierzu meint Schug: "Die Grundidee, ein Foto von seiner Haut zu machen, mag misslungen sein, denn die Intelligenz hinter dem Programm reicht für die Analyse nicht aus. Aber es gibt auch sehr seriöse Anwendungen, wo etwa das Foto an einen Hautarzt geschickt wird." Dieser kann wiederum zu einer genaueren Untersuchung auffordern.

Zudem arbeiten viele Apps nicht mit wissenschaftlichen Daten – bei mit Krebs in Verbindung stehenden Apps war das bei der Hälfte der Fall. Zudem zeigt eine Studie, dass nur 13 von 49 Apps zum Umgang mit einer bestimmten Gefäßkrankheit tatsächlich einen Mediziner bei der App-Entwicklung herangezogen hatten.

Letztlich sind auch Datenschutzrechte ein Thema bei Gesundheits-Apps. Pho nennt eine Untersuchung von Privacy Rights Clearinghouse http://privacyrights.org , die ergeben hat, dass 72 Prozent der Gesundheits-Apps in Bezug auf Datenschutz und Wahrung der Privatsphäre bedenklich sind.

Blasse Hautfarbe deutet auf zu wenig Vitamin D

Zusätzliche Verabreichung bei Bleichen und Krebspatienten sinnvoll
 

Leeds (pte027/04.10.2011/13:40) – Menschen mit bleichem Gesicht haben sehr wahrscheinlich zu wenig Vitamin D. Das berichten britische Forscher in der Zeitschrift "Cancer Causes and Control". Bei extremer Blässe sind Menschen gar nicht fähig, lange genug Vitamin D in der Sonne zu tanken, ohne sich dabei einen Sonnenbrand einzuhandeln, argumentieren die Wissenschaftler. Auch Krebspatienten haben in der Regel zu wenig von dem "Sonnenhormon", das erheblich zur Gesundheit beiträgt.

Sonne genügt nicht

Die Forscher um Julia Newton-Bishop von der Universität Leeds http://www.leeds.ac.uk untersuchten 1.200 Briten auf ihre Vitamin D-Konzentration im Blut. Bei 730 von ihnen lag der Spiegel unter dem Referenzwert von 60 nmol/l, ab dem Vitamin D erst einen Schutzeffekt für Herzerkrankungen oder für das Überleben bei Brustkrebs zeigt. Deutlich niedriger war der vorgefundene Wert im Schnitt bei jenen Untersuchten, die eine blasse Hautfarbe besitzen.

"Blasse Menschen entwickeln bei Sonnenstrahlung rasch einen Sonnenbrand und schaffen es auf diesem Weg gar nicht, genug Vitamin D aufzunehmen. Viel deutet darauf, dass sie auf zusätzliche Vitamin-D-Gaben angewiesen sind", so die Studienleiterin. Betroffen sind vor allem Menschen, die in der gemäßigten oder kühlen Klimazone leben. Auch Melanom-Patienten sollten laut den Forschern das Vitamin als Tropfen einnehmen. Die Forscher geben allerdings zu bedenken, dass neben Sonnenlicht, Ernährung und Ergänzungsmittel auch die Vererbung die Verarbeitung von Vitamin D regelt.

Mangel bei Tumor

Dass Krebs und Vitamin-D-Mangel in enger Verbindung stehen, verdeutlicht eine weitere Studie. Drei von vier Krebspatienten haben zu wenig Vitamin D, wobei der Mangel umso deutlicher ausfällt, je fortgeschrittener der Tumor ist, berichtet Thomas Churilla vom Commonwealth Medical College http://www.thecommonwealthmedical.com . Von den 160 untersuchten Patienten mit Brust-, Prostata-, Lunge-, Schilddrüsen- und Darmkrebs zeigten 77 Prozent Vitamin-D-Defizite von weniger als 20 nmol/l oder schlechte Werte von 20 bis 30 nmol/l.

Zu wenig Vitamin D gibt es jedoch nicht nur bei Blässe. Auch fast alle Menschen dunkler Hautfarbe sind betroffen, sobald sie in kühlere Regionen ziehen. Im Zuge der Globalisierung tritt dieses Problem immer häufiger auf (pressetext berichtete:

 

iPod-Generation von Gehörverlust bedroht

Nutzer, die mehr als eine Stunde pro Tag bei hoher Lautstärke Musik über ihren portablen MP3-Player hören, riskieren nach fünf Jahren einen permanenten Gehörverlust. Dies trifft auf rund 2,5 bis zehn Mio. Menschen zu, das sind fünf bis zehn Prozent der insgesamt 50 bis 100 Mio. Europäer, die ein derartiges Gerät verwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks http://ec.europa.eu/health, die im Auftrag der EU durchgeführt worden ist. Vor allem bei den jüngeren Nutzern, der sogenannten "MP3-Generation" sei mit schweren Beeinträchtigungen der Hörfähigkeit im späteren Leben zu rechen, warnen die Wissenschaftler in einem Bericht, der heute, Montag, der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.

"Wer nur fünf Stunden pro Woche bei hoher Lautstärke auf seinem MP3-Player Musik hört, setzt sich selbst einer größeren Lärmbelastung aus als sie je in einer Fabrik am Arbeitsplatz entstehen könnte", stellen die EU-Forscher laut International Herald Tribune in ihrem Bericht fest. Die maximale Lautstärke, die an vielen Geräten einstellbar sei, generiere in etwa sogar gleich viel Lärm wie ein Flugzeug, das in unmittelbarer Nähe startet. Insbesondere die jüngere Generation sei sich der potenziellen Gesundheitsrisiken einer solchen Belastung nur sehr selten bewusst. "Im Normalfall hat das Hören von Musik auf portablen Playern bei hoher Lautstärke in jungem Alter keine direkt bemerkbaren Auswirkungen auf das Hörvermögen der Betroffenen. Im späteren Leben ist ein Verlust des Gehörs in diesen Fällen aber sehr wahrscheinlich", heißt es in dem Bericht.

"Die Jugend hört übermäßig laut und viel Musik, auch auf portablen Playern. Das Auftauchen von Hörschäden ist in diesem Zusammenhang keine Seltenheit", erklärt Bernhard Kurz, Professor für Arbeitswissenschaften an der Hochschule München, gegenüber pressetext. Um die Jugend möglichst frühzeitig zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem eigenen Hörvermögen zu motivieren, habe man deshalb im April 2008 gemeinsam mit dem bayerischen Gesundheitsministerium das Projekt "earaction" http://www.earaction.de/ gestartet. "Ausgegangen ist dabei alles von Studenten. In einer meiner Vorlesungen haben wir festgestellt, dass jeder Dritte bereits an Hörschäden leidet", schildert Kurz. In Anbetracht der bereits verbreiteten Schädigungen müsse die Jugend dringend über diese Problematik aufgeklärt werden. "Unserer Auffassung nach ist es sinnvoller, die Betroffenen schon im Vorhinein zu warnen und nicht erst, wenn die Konsequenzen schön spürbar sind", betont Kurz.

Die EU habe die maximale Player-Lautstärke zwar auf 100 Dezibel beschränkt. "Irreparable Hörschäden können aber schon ab einem Lautstärkepegel von 85 Dezibel auftreten", warnt Kurz. In der Praxis sei dieser Wert etwa dann erreicht, wenn man sich während des Musikhörens über einen Meter Entfernung nur mehr mittels Schreien untereinander verständigen könnte. "Wenn man diesen Wert als Richtmaß annimmt, dürften die Jugendlichen lediglich rund 15 Minuten pro Tag Musik hören, ohne später mit Beeinträchtigungen rechnen zu müssen", rechnet Kurz vor. Jedes Erhöhen der Lautstärke um drei Dezibel erhöhe das Schädigungsrisiko um das Zehnfache. "Bei portablen Playern ist das aufgrund der verwendeten Ohrstöpsel-Kopfhörer noch gefährlicher", merkt Kurz an. Einige Hersteller hätten zwar eine optionale Pegelbegrenzung in ihren Geräten eingebaut. "Die Firmen nehmen sich hier aber leicht aus der Verpflichtung, indem sie das Lautstärkelimit nur auf die mitgelieferten Kopfhörer beziehen. Stöpselt man aber andere Kopfhörer in seinen MP3-Player, können durchaus viel höhere Lautstärkepegel erreicht werden", so Kurz abschließend.

Yoga hilft bei unterschiedlichen Krankheitsbildern

Wissenschaftlich belegt: Yoga hilft bei unterschiedlichen Krankheitsbildern

fzm, Stuttgart, Dezember 2017 – Ist Yoga ein
Trendsport oder eine gesundheitsfördernde Maßnahme? Wissenschaftler
haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien angestoßen, in denen sie
das therapeutische Potenzial von Yoga bei chronischen Schmerzen,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychischen Belastungen untersuchten.
In der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg
Thieme Verlag, Stuttgart. 2017) fasst Diplom-Psychologe PD Dr. rer.
medic. Holger Cramer die wissenschaftliche Datenlage zusammen und zieht
eine positive Bilanz.

Die Beliebtheit der altindischen Bewegungs- und Geisteslehre
ist seit Jahrzehnten ungebrochen hoch. „Zurzeit praktizieren knapp 16
Millionen Menschen in Deutschland Yoga oder möchten gerne damit
anfangen“, erklärt PD Dr. Holger Cramer. Der Forschungsleiter an der
Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte,
Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, promovierte 2012
zur Wirksamkeit von Yoga bei chronischen Nackenschmerzen. Im Yoga einen
bloßen Modetrend zu sehen, greife zu kurz, ist der Psychologe überzeugt.
Meist seien es gesundheitliche Gründe, die die Menschen zum Yoga
brächten, so Cramer. Auch einige Krankenkassen stuften Yoga inzwischen
als wirksamen Therapie- und Präventionsansatz ein.

Dafür gibt es offenbar gute Gründe: In den über 300
randomisierten Studien, die Cramer in seine Auswertung einbezogen hat,
wirkte sich Yoga nachweislich positiv auf unterschiedliche Beschwerden
aus. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Schmerzen
profitierten ebenso von der indischen Lehre wie Menschen mit
psychischen Problemen.

„Dabei ist Yoga nicht gleich Yoga“, betont Cramer. Während
Laien Yoga meist mit dem Einnehmen teils skurriler Haltungen
gleichsetzten, umfasse die ursprüngliche Lehre noch eine Vielzahl
weiterer Aspekte. „Dazu zählen auch Übungen zur Konzentration und
Meditation, zu Selbstdisziplin und Atemkontrolle“, erläutert er.
Entsprechend gebe es auch eine große Bandbreite von Yoga-Stilen und
-Übungen. Die Art der Übungen sei dabei mit entscheidend für den
therapeutischen Erfolg. Gegen Bluthochdruck etwa haben sich Yoga-Übungen
als besonders wirksam erwiesen, die sich auf die Atmung konzentrieren.
Offenbar setzen diese als Pranayama bezeichneten Übungen körpereigene
Mechanismen in Gang, die die Auswirkungen von chronischem Stress
mildern.

Der meditative Aspekt des Yoga wiederum scheint Patienten mit
leichten Depressionen gut zu tun. Die angestrebte „Beruhigung der
Gedankenwellen des Geistes“ kann den Betroffenen helfen, aus dem
belastenden Grübeln auszubrechen. „Bildgebungsstudien konnten zeigen,
dass Yoga in den Stoffwechsel der hierfür verantwortlichen Botenstoffe
eingreift“, so Cramer.

Für Schmerzpatienten dagegen sind die speziellen
Haltungsübungen hilfreich, die sogenannten Asanas. Die isometrischen
Übungen, bei denen Muskeln angespannt werden, aber nicht ihre Länge
ändern, verlangen eine hohe Konzentration auf Gelenkstellung und
Muskeltonus. So brechen sie eingeschliffene Bewegungsmuster auf, fördern
die Körperwahrnehmung und führen außerdem zu einer besseren
Schmerzakzeptanz.

Die positiven Effekte lassen sich oft noch ein Jahr nach Ende
des Kurses nachweisen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die
Teilnehmer zu Hause selbstständig weiterüben. „Schließlich geht es beim
Yoga nicht darum, sich behandeln zu lassen, sondern selbst aktiv zu
werden“, fasst Cramer zusammen.

H. Cramer:
Wo und wie wirkt Yoga? – Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2017; 142 (25); S.1925–1929