Verpasste Arztbesuche erhöhen Sterberisiko

pte20190111008 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Verpasste Arztbesuche erhöhen Sterberisiko

Psychische Erkrankungen spielen laut aktueller Studie aus Großbritannien eine wichtige Rolle

Arztbesuch: Einhaltung von Terminen ist wichtig (Foto: pixelio.de, Andrea Damm)
Arztbesuch: Einhaltung von Terminen ist wichtig (Foto: pixelio.de, Andrea Damm)

Glasgow
(pte008/11.01.2019/10:34) – Termine, die beim praktischen Arzt immer
wieder nicht wahrgenommen werden, sind laut einer Studie der
Universitäten Glasgow, http://gla.ac.uk , Aberdeen und Lancaster ein Risikomarker für die Gesamtmortalität.
Betroffen sind laut den in "BMC Medicine" veröffentlichten Ergebnissen
vor allem Patienten mit psychischen Erkrankungen. Praktische Ärzte und
Krankenversicherungen wie das UK National Health Service sollten daher
darüber nachdenken, wie am besten Kontakt mit dieser Patientengruppe
herzustellen ist, raten die Fachleute.

824.374 Datensätze untersucht

Je länger eine Erkrankung einer Person andauert, desto wahrscheinlicher
ist es laut der Studie auch, dass Arzttermine nicht eingehalten werden.
Von den 824.374 Patienten, deren Daten analysiert wurden, litten 59
Prozent an einer oder mehr langfristigen Erkrankungen. 13,3 Prozent
hatten vier oder mehr derartige Erkrankungen. Patienten ohne derartige
Leiden hielten ihre Arzttermine eher ein.

Von den 439.592 Patienten, die binnen drei Jahren keinen Arztbesucht
versäumten, litten 51,5 Prozent an keiner chronischen Krankheit, 41,6
litten an einer bis drei dieser Erkrankungen und sieben Prozent an vier.
Von den 59.340 Patienten, die drei oder mehr Arzttermine pro Jahr nicht
wahrnahmen, hatten 40,1 Prozent vier oder mehr langfristige
Erkrankungen, 50,1 Prozent eine bis drei und 9,8 Prozent waren davon
nicht betroffen.

Psychische Gesundheit elementar

Chronische Erkrankungen, die durch psychische Faktoren verursacht
wurden, standen mit einem höheren Risiko verpasster Arzttermine in
Verbindung als jene, die durch körperliche Leiden ausgelöst wurden. Eine
bis drei Komorbiditäten aufgrund psychischer Probleme standen mit einem
30 Prozent höheren Risiko, den Arztbesuch zu verpassen, in Verbindung.
Patienten mit vier oder mehr psychisch verursachten Langzeiterkrankungen
verfügten über eine doppelte so hohe Wahrscheinlichkeit eines nicht
eingehaltenen Termins. Patienten mit einer bis drei körperlichen
Erkrankungen verpassten die Termine um 16 Prozent eher als jene
Patienten ohne langfristige Erkrankungen. Personen mit vier oder mehr
körperlichen Langzeiterkrankungen verfügten über ein um 38 Prozent
höheres Risiko eines nicht eingehaltenen Termins.

Laut Studienautor Ross McQueenie tragen Patienten mit mehr verpassten
Terminen ein höheres Risiko, im folgenden Jahr zu sterben.
Langzeitpatienten, die zwei oder mehr Termine pro Jahr nicht einhielten,
verfügten über eine Verdreifachung der Gesamtmortalität. Patienten mit
nur psychischen Erkrankungen, die mehr als zwei Termine pro Jahr nicht
absolvierten, hatten eine um das Achtfache Erhöhung der
Gesamtmortalität. Patienten, bei denen langfristige psychische
Erkrankungen diagnostiziert wurden, die während des
Beobachtungszeitraums starben, schieden auch eher vorzeitig aus dem
Leben. Häufig waren dafür externe Faktoren wie etwa Suizid
verantwortlich.

Kognitive Beeinträchtigung schuld

Die Forscher werteten einen großen Datensatz zu Arztbesuchen in
Schottland aus. Diese Daten wurden zwischen 2013 und 2016 in 136
Arztpraxen gesammelt. Insgesamt handelte es sich um 11,5 Mio.
Arzttermine von 824.374 Patienten. Diese Daten wurden in der Folge mit
dem Sterberegister abgeglichen. Da es sich um eine reine
Beobachtungsstudie handelt, können die Forscher keine Schlussfolgerungen
über Ursache und Wirkung ziehen. Sie gehen jedoch davon aus, dass keine
direkte Kausalität vorliegt. Mitverantwortlich könnten jedoch
Erkrankungen sein, die mit einer kognitiven Beeinträchtigung in
Verbindung stehen, wie eine Demenz, Alkohol- und Drogenmissbrauch. Diese
Erkrankungen standen mit einem höheren Risiko nicht eingehaltener
Termine und einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung.