Meine persönliche Bemerkung:
Vor etwa 30 Jahren war ich in Costa Rica und besuchte die kleinen Kaffebauern, die von den großen Kaffekonzernen – mit Verlaub gesagt – regelrecht beschissen wurden. die waren teilweise so in Not, dass sie ihre prall gefüllten Säche mit Kaffekirschen und Kaffebohnen an die Einkäufer, die mit Dollarnoten winkten, für einen Hungerlohn abgaben.
Ein Versuch war, Kooperativen zu gründen. Aber auch das führte teilweise nicht zum Ziel. Meine Sendung kam gerade richtig, denn Dieter Overath in Köln war im Begriff, die Organisation ‚Fairer Handel‘ zu gründen und mit Kaffe als Starprodukt zu beginnen. Das gab es zwar damals schon, aber die GEPA verkaufte Kaffe, bei dem man zweimal leidern musste: Er schmeckte nicht und war trotzdem teurer. Das hat die Hobbythek nicht ruhen lassen und wir haben einen der besten Kafferöster aus Holland gewonnen, dem abzuhelfen und ein Spitzenprodukt unter dem Namen ‚Forestal‘ anzubieten. Übrigens: 50 Dollar-Cent wurde abgezweigt, um dafür den Urwald aufzuforsten. Natürlich unterstützen wir auch den fairen Kaffee und mir gelang es sogar, Willy Millowitsch für die Kampagne zu gewinnen. Im Studio bewies er, dass er 100%ig hinter unser Projekt stand.
Dass es heute immer noch einer solchen Initiative bedarf – 30 Jahre später – beweist der folgende Bericht.
Jean Pütz
Kaffeesteuer für fairen Kaffee abschaffen und fairen Konsum fördern
• Kaffeeanbau in der Krise: fairer Handel muss mehr werden
• Jetzt ist Olaf Scholz gefragt: Kaffeesteuer weg für fairen Kaffee
• Hier das braune Gold – in den Anbauländern Krise
(Fairtrade) – Zum internationalen Tag des Kaffees am 1. Oktober appelliert TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) erneut an das Finanzministerium, die Kaffeesteuer für fairen Kaffee abzuschaffen. „Die Menschen im Kaffeeanbau stecken in einer mehrfachen Krise: Neben einer Preiskrise mit exterm schwankenden Kaffeepreisen sind sie von der Klimakrise und jetzt auch noch Corona extrem betroffen“, sagte Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland Dieter Overath. „Wenn wir fairen Kaffeekonsum fördern, tragen wir dazu bei, eine ganze Branche zukunftsfähgier zu machen. Die Abschaffung der Kaffeesteuer für fairen Kaffee ist kein Selbstzweck sondern sichert langfristig Lieferketten.“ Bislang macht der faire Handel in Deutschland rund fünf Prozent des gesamten Kaffeehandels aus.
Finanzministerium soll Kaffeesteuer für fairen Kaffee abschaffen
Ursprünglich als Luxussteuer eingeführt, ist Kaffee längst wortwörtlich in aller Munde. Doch die Steuer blieb. 2,19 Euro pro Kilogramm Kaffee zahlen Verbraucher an den Fiskus. „Steuerpolitik ist ein Hebel, um gesellschaftliche Veränderung voran zu treiben. In der Pandemie wurde die Mehrwertsteuer pauschal gesenkt. Warum sollte man Steuern nicht gezielt einsetzen, um nachhaltigen Konsum zu fördern? Genau das würde die Abschaffung der Kaffeesteuer für fairen Kaffee bewirken“, so Overath. Das Entwicklungsministerium unterstützt das Vorhaben, im Finanzministerium sträubt man sich dagegen hartnäckig. „Als Erster Bürgermeister Hamburgs hatte Olaf Scholz die Kaffeesteuer-Abschaffung unterstützt, wir erinnern ihn in seiner Funktion als Finanzminister gern nochmal daran.“
Auch die Nichtregierungsorganisation One, bekannt durch deren prominenten Mitbegründer U2 Sänger Bono, fordert in einer aktuellen Petition die Abschaffung der Kaffeesteuer für fairen Kaffee.
Klimawandel, Niedrigpreise, Corona – Kaffeeanbau in der Krise
Nicht erst seit der Pandemie ist die Situation für die Menschen im Kaffeeanbau prekär. Die Weltmarktpreise waren bis vor kurzem auf historischem Tiefstand und erholen sich nur langsam. Die Klimakrise bringt Wetterextreme und neue Schädlinge. Und jetzt Corona. Noch vor einem Jahr, im September 2019 war Olga Alvarado aus Honduras zu Gast in Deutschland. Das Leben der Kaffeebäuerin ist geprägt von der aktuellen Krise: „Es gibt keinen Unterricht für meine Kindern seit die Pandemie angefangen hat, weil die Schulen geschlossen sind.“ Der nächsten Erntezeit blickt sie mit Sorge entgegen: „Wegen des Social Distancing können wir keine Sammler für die Kaffeebohnen beschäftigen“, berichtet Sie. „Die einzige Unterstütztung kommt von meinem Mann. Ich hoffe sehr, dass dieses Jahr wenigstens die Preise für die Ernte höher sind.“
Mobilitätseinschränkungen erschweren es den Kleinbauernorganisationen in abgelegenen Regionen, ihre Ernte zum Hafen zu bringen, wenn sie überhaupt genug helfende Hände finden, um die Kaffeekirschen zu ernten.
Fairtrade bietet mehr Stabilität und Unterstützung: Feste Mindestpreise, die die Produktionskosten decken, eine zusätzliche Prämie für Gemeinschaftsprojekte und dass sich die Bäuerinnen und Bauern in Genossenschaften professionalisieren trägt dazu bei, Krisen besser bewältigen zu können.