Archiv der Kategorie: Computer, TV, Medien

Alles Bio: Zelltaschenrechner

System kann mehrere Signale gleichzeitig verarbeiten
 
Zellrechner: Bio-Computer mit großen Potenzial (Foto: Wikipedia/ethz.ch)

Zürich/Basel (pte022/05.06.2012/13:52) – Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) http://ethz.ch haben einen Taschenrechner aus Säugetierzellen entwickelt. Dieser beherrscht die binären Grundrechenarten und könnte in Zukunft verschiedenste, medzinische Anwendungen finden. Der Biocomputer könnte beispielsweise den Stoffwechsel von Diabetespatienten überwachen. Die Wissenschaftler haben ihre Erkenntnisse mittlerweile im Journal "Nature" veröffentlicht.

AND-Schalter lässt Zelle leuchten

Das vom Biotechnologen Martin Fussenegger geleitete Team hat ein künstliches Gen-Netzwerk auf Basis menschlicher Nierenzellen konstruiert, das als Ergebnis logischer Operationen nach der Boole’schen Logik mit vorgegebenen Stoffwechselvorgängen reagiert. Das System empfängt Inputsignale über das Apfelmolekül Phloretin und das Antibiotikum Erythromycin. "Die Nierenzellen sind für die Konstruktion genetischer Netzwerke besonders geeignet, da sie gut in der Lage sind, mehrere Komponenten aufzunehmen", erläutert dazu Simon Ausländer, Doktorand an der ETH und Ideengeber des Forschungsunterfangens, gegenüber pressetext.

Für die Durchführung der binären Rechenoperationen wurden sogenannte "logische Gatter" aus biologischen Bestandteilen erstellt, darunter etwa ein "AND"-Schalter, der sich bei der Erfüllung zweier Bedingungen umlegt – im konkreten Fall das Vorhandensein beider Stoffe. Als Ergebnis veranlasst das Gen-Netzwerk die Bildung eines fluoreszierenden Eiweißes, welches die Zelle zum Leuchten bringt.

Forschung noch im Frühstadium

Die Kombination mehrerer Gatter ermöglichte die Durchführung der verschiedenen Rechnungsarten. Der Zelltaschenrechner kann Binärzahlen aneinander addieren und voneinander abziehen. Binäre Logik liegt jedem Computersystem zugrunde, in ersten Testläufen lieferten die biologischen Rechenmaschinen stabile Ergebnisse. Im Gegensatz zu elektronischen Systemen kann der Bio-Computer mit zwei Input- und Output-Signalen gleichzeitig umgehen.

"Im Moment braucht der Rechner im Vergleich zu seinen elektronischen Pendants noch sehr lange, bis er ein Ergebnis liefert", schildert Ausländer. Das Potenzial des Ansatzes zeigen ähnliche Systeme, wie ein lichtinduzierter Blutzucker-Regulationsmechanismus, der bereits erfolgreich an Mäusen getestet wurde. Bei menschlichen Patienten würden laut dem Forscher geeignete Körperzellen entnommen, manipuliert und in enkapsulierter Form in den Körper geschleust werden.

In Form eines Zellimplantates könnte der Bio-Rechner den Metabolismus Zuckerkranker monitoren und gegebenenfalls mit Insulinausschüttung auf problematische Veränderungen reagieren. Bis die Entwicklung erstmals zum praktischen Einsatz kommt, werden laut Ausländer allerdings noch einge Jahre vergehen. Der nächste Forschungsschritt besteht in der Erweiterung der Komplexität des Netzwerkes, um etwa unterschiedliche Zellen untereinander kommunizieren zu lassen.

„Alle zwei Minuten eine bösartige App“

G Data: "Alle zwei Minuten eine bösartige App"
Alte Tricks profitieren von User-Leichtsinn bei Android
 
Eddy Willems: warnt vor unüberlegten Installationen (Foto: gdata.de)

Hannover (pte001/09.03.2013/06:00) – Warnungen vor Schadsoftware für das mobile Betriebssystem Android sind inzwischen allgegenwärtig. Doch wie genau die Risiken aussehen, ist für viele Nutzer undurchsichtig – so undurchsichtig, dass die User letztlich selbst Teil des Problems sind, wie Eddy Willems, Security Evangelist bei G Data http://www.gdata.de , im pressetext-Interview erklärt. Ralf Benzmüller, Leiter der G Data Security Labs, ergänzt in Beispielen, wie Android-Schädlinge immer raffinierter werden.

pressetext: 2012 kam es bei Android-Malware zum Dammbruch. Aber von einer Situation wie auf dem Desktop sind wir doch wohl noch weit entfernt?
Willems: Es ist grundsätzlich nicht ganz das Gleiche. Beim Desktop sprechen wir über Malware-Familien, unter Android über Apps. Bei Windows stoßen wir jede Sekunde auf einen Schädling, der aber zur gleichen Familie wie andere zählen kann. Bei Android finden wir alle zwei Minuten eine bösartige App. Das ist viel, viel mehr, als die meisten Leute glauben. Man braucht Schutz. Jetzt.

pressetext: Stimmt es, dass der Großteil der heutigen Bedrohungen "Fake Apps", also gefälschte oder manipulierte Apps wie beispielsweise bekannte Spiele mit angehängtem Schadcode, sind?
Willems: Ja, und das wird zumindest dieses Jahr auch so bleiben. User denken bei mobilen Geräten noch nicht über Sicherheit nach und installieren keinen Schutz. Warum sollten Cyberkriminelle etwas ändern, solange das funktioniert? Aber es kommen neue Tricks, beispielsweise Social Engineering für schädliche Downloads.
Benzmüller: Es kann Kampagnen mit gefälschten E-Mails geben, die User auf ein angebliches App-Update beispielsweise für Facebook hinweisen. Viele werden darauf klicken und dem Download zustimmen.
Willems: Das passiert, ich habe gerade erst selbst eine solche E-Mail bekommen.

pressetext: Wenn das geht, sind dann auch Drive-by-Downloads für Android ein gängiger Trick?
Willems: Noch nicht, aber wir erwarten, dass es mehr wird. Wir haben schon Konzeptnachweise dafür gesehen.
Benzmüller: Man sollte das aber von einer vollautomatischen Drive-by-Infektion unter Windows unterscheiden. Hier muss man dem Download immer noch zustimmen.

pressetext: Sollte Usern nicht auffallen, dass da etwas faul ist?
Willems: Die Leute haben inzwischen vielleicht am PC ein gewisses Sicherheits-Bewusstsein, aber noch nicht bei Android. Ein Problem ist, dass sie sich nicht die Berechtigungen für Apps genauer ansehen, obwohl sie die Installation ablehnen könnten, wenn diese verdächtig erscheinen.

pressetext: Aber ist das im Prinzip nicht der gleiche Trick wie bei angeblichen Flash-Updates, die vor wenigen Jahren auf dem Desktop gängig waren?
Willems: Ja, aber der Clou ist, dass es jetzt auf dem Smartphone passiert. Da werden User glauben, dass es wirklich ein Update für ihre App ist und es installieren, vor allem, wenn es lokalisiert in ihrer Sprache angeboten wird.

pressetext: Gibt es denn schon viele lokalisierte Angriffe auf Smartphones?
Willems: Absolut. Beispielsweise unterscheiden sich bösartige Apps in Asien oft von denen in Europa, und nicht nur in der Sprache.
Benzmüller: Ein Beispiel ist, wenn beim Premium-SMS-Versand unterschiedliche Rufnummern je nach Land gewählt werden. Welche sie nutzen sollen, erfahren Schädlinge von Kontrollservern. Entscheidend bei Android-Malware ist aber nicht die Menge. Was mir wirklich Sorgen bereitet, ist die steigende Qualität, die Art der Payload. Das macht keiner zum Spaß, es geht um Profit. Neben Premium-SMS gibt es die Installation von Adware und das Stehlen von Kontaktdaten, um Spam-SMS zu versenden. Das sind drei Geschäftsmodelle, die sich halten werden.

pressetext: Inwieweit ist Android-Malware im Ansteigen, weil User ihre Geräte verstärkt wirklich als mobile Computer nutzen?
Willems: Das hilft natürlich. Aber vor allem ist es ein großer Markt. Nicht jeder hat einen PC, aber jeder hat ein Handy – und das sind immer häufiger Smartphones. Gerade Android-Modelle sind oft nicht sehr teuer. Das spricht Leute an, die solche Geräte kaufen und damit praktisch alle Möglichkeiten des Internets haben.

pressetext: Aber manche haben beispielsweise PC, Smartphone und Tablet. Werden solche User nicht zunehmend erwarten, dass sie Sicherheits-Einstellungen möglichst einfach quer über all ihre Geräte verwalten können?
Benzmüller: Im Privatbereich ist das ein schöner Wunschtraum, eine Anforderung, die das Leben leichter machen würde. Aber die Gerätelandschaft ist sehr heterogen, es ist schwierig, Lösungen zu bauen, die Qualitätsansprüchen genügen.

pressetext: Gibt es schon Ansätze, wie das ermöglicht werden kann?
Benzmüller: Gerade im Business-Bereich ist es wichtig, dass auch Android-Geräte von Sicherheits-Policies abgedeckt werden. Daher kommt dieses Jahr bei unseren unternehmenslösungen ein Android-Gerätemanagement.
Willems: Und je nachdem, wie sich der Markt entwickelt, werden wir weitere Geräte und Betriebssysteme berücksichtigen.

pressetext: Was ist die größte Veränderung in der Android-Bedrohungslandschaft, die G Data in nächster Zeit erwartet?
Benzmüller: Wir haben jüngst erste Android-Malware gesehen, die PCs angreift. Wenn der User Smartphone und Computer verbindet, wird dieser dann infiziert. Diese Art Cross-Device-Angriff wird wohl zunehmen.
Willems: Das dürfte für Unternehmen sehr relevant werden, als potenzielles Einfallstor in ihre Netze. Denn in der Arbeit verbinden User das Smartphone eher mit dem PC, weil sie ihren Tagesplan abgleichen.

pressetext: Wie wäre es zum Abschluss mit einer längerfristigen Prognose?
Willems: Die Malware wird immer intelligenter. Was kommen könnte, sind Überwachungstools – wir könnten von Staaten genutzte Spyware erleben.

pressetext: Vielen Dank für das Gespräch.

Quantencomputer laufen mit kalten Molekülen

pte20140314001 Forschung/Technologie,
Computer/Telekommunikation

Quantencomputer laufen mit ultrakalten Molekülen

Minus
273 Grad Celsius vielversprechend für technischen Fortschritt
Molekül: Ultrakalte Moleküle sind anders (Foto: pixelio.de/Carsten Jünger)
Molekül: Ultrakalte
Moleküle sind anders (Foto: pixelio.de/Carsten
Jünger)

West Lafayette (pte001/14.03.2014/06:00) – Forscher der Purdue
University http://purdue.edu haben eine neue Art der ultrakalten Moleküle
kreiert, die in Quantencomputern eingesetzt werden könnte. Das Expertenteam hat
dabei zur Kühlung der Atome Laserstrahlen verwendet. "Es klingt paradox, aber
man kann Laser dazu verwenden, kinetische Energie zu entziehen, was zu radikaler
Abkühlung führt", erklärt Wissenschaftler Yong P. Chen.

Die Temperatur der Lithium- und Rubidium-Atome, die im Experiment
verwendet wurden, wurde dabei fast auf den absoluten Nullpunkt heruntergekühlt.
Dieser liegt bei null Kelvin, was minus 273 Grad Celsius entspricht. Bei dieser
Temperatur kommen die Atome beinahe zum Stillstand, was neue Arten von
chemischen Interaktionen hervorbringt, die vorwiegend quantenmechanischer Natur
sind.

Besondere
Eigenschaften

Der Kühlungsprozess wird in einer magneto-optischen Falle
durchgeführt, ein System, das mit Vakuumkammer, Magnetspulen und einer Reihe von
Lasern arbeitet, um die Atome einzufangen und zu kühlen. "In ultrakalter Chemie
bewegen sich die Moleküle wirklich langsam, dadurch haben sie lange Zeit, um
miteinander zu interagieren", erklärt Forscher Daniel S. Elliott.

Das Team um Chen und Elliott ist das erste seiner Art, das die
Alkalimetalle Lithium und Rubidium verwendet hat – bisher wurden stets andere
Alkalimetalle benutzt. Mit der Methode der Photoassoziation wurden die Atome zu
einem Molekül fusioniert. Durch die unterschiedliche Beschaffenheit der beiden
Atome kommt es zu einem Unterschied in der elektrischen Spannung innerhalb des
Moleküls – es handelt sich dabei um ein polares Molekül, das einen Dipolmoment
besitzt. Das Dipolmoment erlaubt die Interaktion zwischen Molekülen – je größer
dieses ist, desto höher ist die Interaktion.

Effiziente
Herstellung möglich

Aufgrund seines großen Dipolmoments ist das
Lithium-Rubidium-Molekül potenziell für Quantencomputer geeignet. "Bei
Quantencomputern ist es so, dass je größer das Dipolmoment ist, desto stärker
ist die Interaktion zwischen den Molekülen – und diese Interaktion braucht man",
so Elliott. Anders als bei herkömmlichen Computern existieren nicht nur die
Spannungszustände null und eins, sondern es kommt zur Überlagerung der Zustände
und schließlich zur Quantenverschränkung. Das wiederum ist nur durch die
Interaktion der Moleküle möglich.

Ein weiterer Vorteil: "Die Produktionsrate für
Lithium-Rubidium-Moleküle ist viel größer als für andere
Bi-Alkalimetall-Moleküle", berichtet Chen. "Das war eine erfreuliche
Überraschung. Es war bereits bekannt, dass sie das größte Dipolmoment unter den
Bi-Alkalimetall-Molekülen haben, aber niemand hat erwartet, dass es so effizient
hergestellt werden könnte."

Werbestopp für Burger vor 21 Uhr

Kinder zu dick: Werbestopp für Burger vor 21 Uhr

Weltweit 42 Mio. Heranwachsende unter fünf Jahren stark übergewichtig

Pommes und Schnitzel: Fast Food ist beliebt wie nie (Foto: Roßmann/pixelio.de)
Pommes und Schnitzel: Fast Food ist beliebt wie nie (Foto: Roßmann/pixelio.de)

London/Atlanta/Wien (pte020/15.04.2015/11:30) –

Der starke Anstieg von Personen mit Übergewicht hängt deutlich mit dem
hohen Anteil von Junk-Food-Werbung im TV zusammen, denn über 60 Prozent
der Spots zeigen ungesunde Kost. Eine Initiative der British Heart
Foundation http://bhf.org.uk fordert nun, dass erst nach 21 Uhr Werbung für Junk Food gezeigt werden darf.

"Die österreichische Werbewirtschaft hat sich mit einem
strengen Ethikkodex verpflichtet, mittels Selbstregulierung
gesellschaftlichen negativen Entwicklungen entgegenzuwirken. Das Thema
Über- und auch Untergewicht, der gefährliche Adipositas-Effekt, wird im
Rahmen der Aktivitäten des Werberats sehr ernst genommen und laufend
über Arbeitsgruppen auf Basis von nationaler und internationaler
Erfahrung in die Regularien des Judgings eingebaut", sagt Michael
Straberger, Präsident des Österreichischen Werberats http://werberat.at , gegenüber pressetext.

Fettleibigkeit nimmt zu

Weltweit sind derzeit etwa 42 Mio. Kinder unter fünf
Jahren übergewichtig. Laut einer Studie der British Heart Foundation
haben etwa zwei Drittel aller Eltern wöchentlich Streit mit ihren
Kindern wegen unzähliger Spots für Junk Food. Die Kinder verlangten
jedes Mal penetrant nach dem gezeigten Produkt und ließen sich sogar auf
einen heftigen Streit mit ihren Eltern ein.

Auch die Zahl der übergewichtigen Erwachsenen stetig.
Mittlerweile gibt es sogar 600 Mio. krankhaft Fettleibige.
Branchenkenner debattieren nun die Frage, ob man Werbung für ungesunde
Kost gänzlich aus dem TV-Programm nehmen sollte. Obwohl in
Großbritannien bereits eine Regulierung der Werbeinhalte herrscht, wird
dennoch öfter für ungesunde Lebensmittel geworben als für nahrhaftere
Kost.

Regulierung der Werbung

Sieben von zehn Elternpaaren würden sich laut der
Studie für eine striktere Regulierung von Junk-Food-Werbung aussprechen.
Die British Heart Foundation hat deshalb eine Petition gestartet, um
einen Regierungsbeschluss zu bewirken. Demnach soll Junk Food erst nach
21 Uhr im TV beworben werden dürfen. Auch das London Eye wird
kritisiert, denn der Sponsor Coca-Cola nutzt das viel fotografierte
Wahrzeichen als riesiges Werbeobjekt für seine Produkte.

"Die werbetreibende Wirtschaft und Medien sind sich
ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst, wie wohl auch ein Fokus auf die
redaktionelle, insbesonders bildliche Berichtgestaltung, fehlende
Sensibilität vermuten lässt. So ist neben der Selbstregulierung
Aufklärungs- und Informationspolitik gefragt. Verbote und überbordende
Regulierungen des Marktes sind im Sinne der Selbstbestimmung des
Individuums sowie der Verantwortung der Erziehungsberechtigten
kontraproduktiv und nicht akzeptabel", unterstreicht Straberger.

Facebook löst Homosexuellen-Debatte aus

Facebook löst Homosexuellen-Debatte aus
"Bareback"-Seite wurde nach 20.000 Likes gelöscht
 
Kondom: Credo der Aids-Hilfe ist "Safer Sex" (Foto: pixelio.de, Tomizak)

Palo Alto/Wien (pte026/14.02.2013/13:25) – Nachdem die Facebook-Seite "Bareback" 20.000 Likes bekommen hat, wurde sie von der Plattform wieder gelöscht. Das hat in der homosexuellen Community eine hitzige Debatte ausgelöst. Bareback beschreibt den ungeschützten Sex zwischen Männern und wurde in den späten 1990er-Jahren zu einem Trend, nachdem es der Medizin gelungen war, die Lebenserwartung von HIV-Infizierten zu steigern, ohne dass AIDS ausbricht.

Fragwürdiger Trend

Die Seite "Queerty" http://queerty.com war die erste, die über diesen Trend geposted hat und meint, dass viele Fans der Bareback-Seite sie als Singlebörse verwenden, um so Männer für ungeschützten Sex zu finden, was folglich zur Überlegung geführt hat, sie zu löschen. Nur einige Stunden später wurde der Gedanke in die Tat umgesetzt.

Facebooks Richtlinien verbieten unter anderem alles, was mit Nacktheit, minderjährigen pornografischen Inhalten oder Förderung von Selbstverletzung zu tun hat, was jedoch mit der homosexuellen Seite nicht direkt zusammenhängt. Die brisante Diskussion erreicht nun ihren Höhepunkt, denn unzählige Anhänger der nun gelöschten Seite fühlen sich diskriminiert. Viele Fans sehen "barebacking" als individuelle Entscheidung und HIV als eine nicht länger tödliche Krankheit und halten geschützten Sex somit auch nicht für notwendig.

Gefahr verschiedener Krankheiten

"Ursprünglich kommt der Begriff ‚barebacking‘ vom ‚Reiten ohne Sattel‘. Gegen ungeschützten Sex ist generell nichts einzuwenden, solange er unter sicheren Rahmenbedingungen stattfindet", so Philipp Dirnberger, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Wien http://www.aids.at , im Interview mit pressetext. In den USA würden diesbezüglich jedoch auch HIV-positive Männer barebacking betreiben, was Dirnberger strikt ablehnt.

Barebacking würde außerdem häufig nicht nur von zwei, sondern mehreren Personen gemacht, wobei viele andere Erkrankungen wie Syphilis übertragen werden können. "Da hilft es nicht zu wissen, HIV-negativ zu sein. Unser Credo ist demnach ‚Safer Sex’", so der Fachmann. Ob es legitim war, die Facebook-Seite zu löschen, ist für Dirnberger schwierig zu beurteilen. "Ich kenne die Seite nicht. Facebook hat aber ihre interne Policy und davon weiß jeder", sagt er.

Eine Abwanderung von Plattformen für schwule Sexualkontakte mit dem Angebot an Online-Beratung auf den Giganten Facebook ist verstärkt beobachtbar. "Facebook ist aber so riesig, dass der Überblick an Gruppen fehlt. Es ist verständlich, dass es diese Entwicklung gibt – mit der Online-Prävention haben wir dadurch jedoch verstärkt zu kämpfen", schließt Dirnberger ab.

Comeback der Schallplatte

White Stripes heizen EP-Verkäufe an

London (pte/18.07.2007/06:10) – In Großbritannien erlebt das Totgesagte Vinyl ein Comeback. Während sich die CD-Verkäufe international weiterhin im Sinkflug befinden, wurden in Großbritannien in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 13 Prozent mehr EPs verkauft. Den Zahlen der British Phonographic Industry (BPI) http://www.bpi.co.uk zufolge, hat sich das 7-Inch-Format über eine Mio. Mal verkauft, was einem Sprung im Vergleich zum Vorjahr gleichkommt.

Die britischen Plattenläden haben sich bereits angepasst und ihr Schallplattensortiment von alten Beatles- und Rolling-Stones-Klassikern mit Neuerscheinungen aufgefrischt. "Die Studenten scheinen die 7-Inch zu lieben", sagt Stuart Smith, Besitzer des Laden Seismic Records in Leamington Spa, Warwickshire. 300 bis 600 Schallplatten gehen bei ihm wöchentlich über den Ladentisch. Nationaler Bestseller ist "Icky Thump" von The White Stripes, das die höchsten wöchentlichen Verkaufszahlen seit 20 Jahren erreicht.

In Großbritannien kommen zwei Drittel aller Single-Auskopplungen im Vinylformat auf den Markt. Zu den Hochzeiten des Vinyls 1979 verkauften sich über 89 Mio. Exemplare, Art Garfunkels "Bright Eyes" erreichte allein eine Million. In Deutschland ist der Verkauf von LPs auf einen im Prozentbereich nicht mehr messbaren Anteil zurückgefallen, heißt es im Jahreswirtschaftsbericht 2006 der Phonoverbände http://www.ifpi.de.

Händler und Musikverlage sehen darin nur Liebhaberei. "Fans kaufen sich einen Download zum Anhören, werden sich aber auch die Schallplatte besorgen. Sie wird als Kunstwerk betrachtet", sagt der Musikjournalist Paul Williams im Guardian. Vor allem Indie-Bands hätten loyale Fans unter Teenagern und Studenten, so Gennaro Castalod von der Musikhandelskette HMV. "Labels haben erkannt, dass es cool ist, Musik auf Vinyl, vor allem Limited Editions, herauszugeben", so Castaldo.

WLAN warnt Autofahrer vor Fußgängern

General Motors will Handyträger für Autos sichtbar machen
 
Ungeschützt im Verkehr: Handy schützt (Foto: pixelio.de, U. Dreiucker)

Detroit (pte011/30.07.2012/13:45) – US-Autohersteller General Motors (GM) arbeitet an einer direkten Kommunikationsmöglichkeit für Autos mit Smartphones in der Umgebung. Durch eine ad-hoc-Verbindung, die direkt ohne Umweg über einen Knotenpunkt zustande kommt, könnten Autofahrer handytragende Fußgänger und Radfahrer in einem Umkreis von rund 183 Meter erkennen. Der WiFi-Direct-Standard ermöglicht Verbindungen, die schnell genug hergestellt werden, um brenzlige Situationen zu verhindern. Auf Smartphones muss für ein funktionierendes System allerdings eine entsprechende App installiert sein, die gerade von GM entwickelt wird.

Gefährdete Verkehrsteilnehmer

"In Österreich waren 2009 rund 19 Prozent der Verletzten im Straßenverkehr Fußgänger oder Radfahrer. Der Anteil an den Verkehrstoten beträgt sogar 22 Prozent. Gerade im innerstädtischen Bereich und im Ortsgebiet ist die Gefährdung für ungeschützte Verkehrsteilnehmer hoch. Auch im Bereich von Schutzwegen kommt es öfter zu Problemen. Systeme, die das Risiko für Fußgänger und Radfahrer senken können, sind zu begrüßen", sagt Florian Schneider vom Kuratorium für Verkehrssicherheit http://www.kfv.at gegenüber pressetext.

GM plant, das System mit bestehenden Technologien zum Erkennen von Gefahrenquellen zu kombinieren. "Es gibt im Bereich Fahrerassistenzprodukte schon Anbieter, die andere Ansätze verfolgen, um Gefahrenquellen im Nahbereich von Fahrzeugen zu erkennen", weiß Florian Schneider. Durch die Kombination mehrerer Systeme verspricht sich General Motors eine lückenlosere Überwachung der Fahrzeugumgebung. Durch den Einsatz von WLAN-Verbindungen können Handyträger sehr schnell und auch bei verdeckter Sicht erkannt werden.

Kein Access Point

Durch den Verzicht auf Access-Points bei WiFi-Direct wird die Zeit, die für das Herstellen einer Verbindung notwendig ist, auf eine Sekunde reduziert. Auch die Latenz der Verbindungen soll geringer sein. Um die Systeme tauglich für den Einsatz im Alltag zu machen, müssen die Autohersteller ihre Fahrzeuge erst serienmäßig mit WLAN-fähigen Kommunikationssystemen ausstatten. Die US-Autoindustrie arbeitet mit Hochdruck an entsprechenden Technologien.

Mit Unterstützung der Regierung starten die großen US-Autohersteller nächsten Monat ein Pilotprogramm, um für die Automobilindustrie taugliche Kommunikationsnetzwerke zu testen. Die ersten Smartphone-erkennenden Systeme sollen schon bald im Straßenverkehr auftauchen.

"In vielleicht fünf Jahren, spätestens zum Ende der Dekade, wird es soweit sein", sagt Donald Grimm von der General Motors Forschungs- und Entwicklungsabteilung. "Eine Warnung für die Fahrer macht sicher Sinn. Verbesserte Technik hat einen Anteil an den sinkenden Unfallzahlen. Es ist aber schwer zu sagen, wie hoch er ist, da Infrastruktur, Bewusstseinsbildung und andere Faktoren ebenfalls Auswirkungen haben", so Schneider

Darknet-Kriminalität wirksam bekämpfen

Mit dem heutigen (24.01.2019) Start
der „Field Labs“ beginnt beim EU-Projekt TITANIUM die Praxisphase:
Mehrere Monate testen ausgewählte europäische Polizeibehörden neue
Software zur besseren Bekämpfung von Kriminalität im Darknet.
Ansatzpunkt sind die Kryptowährungen als das gängige Zahlungsmittel bei
anonymisierten illegalen Cyberaktivitäten. Zu den 15 Partnern des
Projekts gehört das Karlsruher Institut für Technologie (KIT); sein
Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) steht für die
Rechtskonformität der in TITANIUM entwickelten Instrumente.


Das Darknet – jener Teil des Internets, in
dem die Nutzer ihre Identität mittels spezieller Browser und Netzwerke
wirksam verschleiern – gilt als eine Zone des Zwielichts: Einerseits
kann es dort, wo öffentliche Debatten unterdrückt werden, ein Schutzraum
für die freie Meinungsäußerung sein. Andererseits bietet es nachgerade
ideale Bedingungen für schwerwiegende kriminelle Aktivitäten, etwa
Waffen- und Drogenhandel, Kinderpornografie und Auftragsstraftaten. Für
Polizei und Justiz ist die Aufdeckung solcher Taten eine enorme
Herausforderung.

Hier setzt das von der Europäischen
Kommission aufgelegte Forschungs- und Entwicklungsprojekt TITANIUM (kurz
für: Tools for the Investigation of Transactions in Underground
Markets) an. In TITANIUM, das vom Austrian Institute of Technology (AIT)
koordiniert wird, arbeiten 15 Forschungseinrichtungen, IT-Unternehmen
und Polizeibehörden aus sieben europäischen Ländern daran, neue
forensische Technologien zur Ermittlung und Erforschung von
Cyberkriminalität im Darknet zu entwickeln. Auf deutscher Seite wirken
das Bundeskriminalamt, das KIT sowie die dence GmbH mit. Ziel des im Mai
2017 gestarteten, dreijährigen Projekts ist die Entwicklung von
Software zur Unterstützung polizeilicher Ermittlungen im Darknet. Im
Fokus steht die Abwicklung krimineller Geschäfte mithilfe
blockchainbasierter Kryptowährungen wie Bitcoin, ZCash oder Monero. Hier
entwickeln die TITANIUM-Partner Software zur Unterstützung elementarer
Ermittlungsschritte, die es ermöglichen sollen, gerichtsfestes
Beweismaterial zu generieren. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der
Analyse von Darknet-Plattformen, die für illegale Aktivitäten genutzt
werden.

Im Zusammenhang von TITANIUM stellt das
Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) des KIT sicher, dass die
rechtlichen und ethischen Vorgaben eingehalten werden – sowohl im
Kontext von Forschung und Entwicklung als auch operativ, das heißt im
Einsatz bei den Polizeibehörden. „Bei der Entwicklung von Software
erweist es sich als zunehmend wichtig, komplexe rechtliche Vorgaben
frühzeitig auf technischer Ebene umzusetzen, etwa in Form der ‚Privacy
by Design‘. Datenschutzaspekte müssen dabei schon bei der
Grundkonzeption von Software bedacht und implementiert werden“, sagt
Professorin Franziska Boehm, Leiterin der ZAR-Forschungsgruppe
Informationsrecht für technische Systeme und Rechtsinformatik sowie
Bereichsleiterin Immaterialgüterrechte am FIZ Karlsruhe –
Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur. Dies erfordere eine
tiefgreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit, die neben rechtlichem
Fachwissen ein umfassendes technisches Verständnis und herausragende
Englischkenntnisse der juristischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
voraussetze. „Am ZAR werden diese Kompetenzen effektiv gebündelt, sodass
sie in wichtige internationale Projekte wie TITANIUM eingebracht werden
können“, so Boehm.     

Über die gesamte Spanne des Projekts steuert
und evaluiert das ZAR-Team – in Zusammenarbeit mit dem
Bundeskriminalamt, Interpol, der Trilateral Research Ltd. sowie der
Universität Innsbruck – die rechtlich-ethische Dimension der neuen
Ermittlungssoftware. Da die Verarbeitung von Darknet-Daten regelmäßig
einen Eingriff in die Grundrechte der Betroffenen darstellt, ist es
entscheidend, dass ein solcher nur in begründeten Fällen und auf Basis
einer Rechtsgrundlage erfolgt, wie der Projektkoordinator am KIT Thilo
Gottschalk vom ZAR erläutert. „Die TITANIUM-Tools“, so Gottschalk,
„beinhalten vielfältige Schutzmaßnahmen, um eine angemessene und
rechtmäßige Datenverarbeitung zu garantieren.“ Neben der Analyse der
rechtlichen Vorgaben steht das KIT im Rahmen eines „Privacy Impact
Assessment Plus“ dabei auch in Kontakt mit unterschiedlichen
Interessengruppen um auch Außensichten auf Risiken und Bedenken effektiv
in die Entwicklung einzubeziehen.

Erste Versionen der TITANIUM-Software werden
den Polizeibehörden ab dem 24. Januar 2019 zu Testzwecken zur Verfügung
gestellt. In mehrmonatigen „Field Labs“ in Deutschland, Finnland,
Österreich und Spanien sollen rund 60 Cybercrime-Experten über die
Entwicklungen aus dem Projekt informiert und in den Umgang mit den neuen
Programmen eingeführt werden. Das Projektteam stellt dabei in rechtlich
kritischen Bereichen auch synthetische, das heißt künstlich generierte,
Daten zur Verfügung, sodass es keinesfalls zu ungerechtfertigten
Eingriffen in die Grundrechte der Betroffenen kommen kann. Von der
polizeilichen Erprobung erhoffen sich die TITANIUM-Partner wertvolle
Rückmeldungen zur Bedienbarkeit, Funktionalität und Effizienz der
Software. Eine zweite Field-Lab-Phase zur Erprobung weiterer Software
ist für Ende 2019 angesetzt. Auch in diese Praxisphasen ist das Team des
ZAR eingebunden, um die Einhaltung internationaler wie
länderspezifischer Rechtsvorgaben zu überwachen und auf technischer
Ebene festzuschreiben

Weiterführende Informationen zu TITANIUM:

https://titanium-project.eu/faq/index.html

KI in der Diskussion – Pro und kontra

  • Deutschland liegt im Rennen um künstliche Intelligenz hinter anderen Nationen zurück.
  • Investitionen von EU und Bundesregierung sind deshalb eine gute
    Idee. Deutschland sollte dabei aber nicht auf ethische Standards
    verzichten.
  • So könnte künstliche Intelligenz "Made in Germany" einen unerwarteten Wettbewerbsvorteil erlangen.
Gastbeitrag von Peter Buxmann

Am Thema künstliche Intelligenz (KI) scheiden sich die Geister. Die einen befürworten eine intensive
Nutzung von KI, darunter zum Beispiel der Facebook-Gründer Marc
Zuckerberg. Er propagiert neue gesellschaftlich wünschenswerte
Anwendungen wie etwa den Einsatz in der medizinischen Diagnose und
Therapie. Eine große Zahl von Beratungsfirmen baut KI-Abteilungen auf
und verdient damit viel Geld.

Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler
Erik Brynjolfsson vom Massachusetts Institute of Technology bezeichnet
künstliche Intelligenz als die bedeutendste "General Purpose Technology"
(Basistechnologie) unserer Zeit. Die unzähligen Möglichkeiten, KI im
Alltag oder branchenübergreifend in Unternehmen anzuwenden, scheinen ihm
recht zu geben. Hinzu kommt, dass die Algorithmen viele Jobs in der
Regel sehr gut erledigen: Sie analysieren auf Basis von CT-Bildern
Krankheiten, sagen Aktienkurse vorher, erkennen Gesichter oder
verhindern Cyberangriffe.


Auf der anderen Seite gibt es viele Kritiker, Tesla-Chef Elon
Musk etwa, und auch das verstorbene Physik-Genie Stephen Hawking gehörte
dazu. Die Befürchtung: KI könnte sich eines Tages selbst verbessern,
sodass in einem sich verstärkenden Kreislauf eine Superintelligenz
entsteht – ein Intellekt also, der dem Menschen in allen Bereichen
überlegen ist und ihn beherrscht. Zukunftsforscher Ray Kurzweil ist
angeblich sogar in der Lage, ein Datum zu nennen, wann dies passieren
wird: im Jahr 2045. Ob die Prognose seriös ist, darf bezweifelt werden.

Algorithmen sind bisher nur sehr beschränkt einsetzbar

Algorithmen oder Roboter, die der Menschheit überlegen sind, sind
seit Jahrzehnten ein beliebtes Thema und Gegenstand von Dystopien oder
Science-Fiction-Filmen wie "Alien", "Blade Runner" oder "Terminator".
Herbert A. Simon, einer der Väter der KI, sagte schon 1965 voraus, dass es nur noch zwanzig Jahre dauern werde, bis Maschinen in
der Lage seien, jede Arbeit zu erledigen, die bislang Menschen
vorbehalten war. Der Status quo der KI-Anwendung sieht dagegen so aus:
Algorithmen sind darauf spezialisiert, bestimmte Probleme zu lösen;
darin sind sie kaum zu schlagen, aber kein Algorithmus würde auf die
Idee kommen, sein Anwendungsgebiet zu erweitern. Es gibt auch keine
erfolgversprechenden Ansätze, die in der Lage wären, eine solche
Superintelligenz mit eigenem Bewusstsein zu entwickeln.

Ist also alles in bester Ordnung? Können wir sorglos in eine Zukunft
blicken, in der KI uns bei vielen Tätigkeiten und Entscheidungen
unterstützt und unsere Gesellschaft dadurch verbessert? So einfach ist
es leider nicht. Wir müssen beachten, dass es sich bei den meisten
KI-Algorithmen um "Black Boxes" handelt. Sie geben häufig nicht preis,
warum sie wie entschieden haben. Das mag in manchen Fällen
unproblematisch sein, in vielen anderen ist es das aber nicht.

In einigen Unternehmen sind heute schon KI-Lösungen bei der
Auswahl von Personal im Einsatz. Arbeitet der Algorithmus nach dem
Black-Box-Prinzip, können wir die Auswahlentscheidung nicht erklären.
Zudem wissen wir nicht, ob der Algorithmus Parameter wie Geschlecht,
Hautfarbe oder Religion in seine Entscheidung einbezogen hat. Wollen wir
solche Algorithmen? Die Antwort muss heißen: nein.

Demokratie in der Digital-Welt

"Erklärung zu den Bedingungen der Demokratie in der Digital-Welt"

Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, VDW e. V. wendet sich mit einer „Erklärung zu den Bedingungen  der Demokratie in der Digital-Welt“ an die Öffentlichkeit, in der sie die Sorge der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die weitere Entwicklung unseres demokratischen Gemeinwesens ausdrückt. Darin fordert die VDW einen nationalen Gipfel unter Beteiligung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft und die Einrichtung von Enquetekommissionen des Bundestages und des Europäischen Parlaments.

Edward Snowden, dem am 30. August der Whistleblower-Preis verliehen wird, hat mit seinen Enthüllungen den Blick auf die neue Realität der Digital-Welt für uns alle freigegeben. Aus diesem Anlass erklärt Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Vorsitzender der VDW:  „In einer monströsen Melange von ökonomischer Logik, militärischem Sicherheitsdenken und politischer Naivität lösen sich die Grundlagen unseres freiheitlichen liberalen Demokratieverständnisses nahezu unbemerkt und schmerzfrei auf. Als süßes Gift verabreichen wir uns täglich selbst die schleichend wirksame Dosis. Unsere freie Kommunikation durch die elektronischen Medien ist unbestreitbare Grundlage der modernen politischen und wirtschaftlichen Gemeinwesen. Zugleich ist die rechtliche Verfassung, die unsere Freiheit als Grundordnung bewahrt, offensichtlich für die neue Realität der Digital-Welt nicht mehr wirksam.

Uns beunruhigt zutiefst die neue Art von „Apokalypse-Blindheit“, die uns umgibt. Mit dieser Umschreibung hatte Günther Anders vor Jahrzehnten die beängstigende Naivität der Öffentlichkeit gegenüber den großen existentiellen Fragestellungen des Atomzeitalters bezeichnet. Unsere Sorge ist nicht minder fundamental.“ 

Die Unterzeichnenden sehen ein demokratisches Gemeinwesen als nötige Basis zur Lösung unserer existentiellen Fragestellungen. Dessen Fundamente werden aktuell staatsgefährdend unterhöhlt.

In der Erklärung heißt es u.a.:

„Als Expertinnen und Experten für die wissenschaftliche Analyse der sozialen und natürlichen Lebensbedingungen unserer modernen Gesellschaft wissen wir, dass die rechtlich verfasste soziale Demokratie ein zerbrechliches Gebilde ist. Sie muss täglich verteidigt und immer wieder neu erkämpft werden. Wenn die Menschen- und Bürgerrechte unter den Händen der Geheimdienste zerrieben werden, sind Freiheit und Verantwortung als die Grundlagen unseres Zusammenlebens in Gefahr. Die Demokratie wird nicht nur von außen bedroht, sie stellt sich auf diesem Wege selbst in Frage.“

Die VDW steht in der Tradition der „Göttinger Erklärung“ zu den Gefahren einer atomaren Bewaffnung von 1957. Geschäftsführer Reiner Braun: „Es ist dringend nötig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt Gehör und Aufmerksamkeit mit ihrer Sorge um die Zukunft unserer Demokratie finden. Es ist unsere Pflicht, dass wir uns an dieser Stelle melden.“

Die VDW wird in Berlin ab Oktober mit interessierten Kooperationspartnern ein Diskurs-Forum einrichten, das über die grundlegenden Fragestellungen für eine Enquete-Kommission „Zum Schutz der Privatsphäre und der bürgerlichen Freiheiten“ berät.