Liebe Leserinnen und Leser,
als die ersten Gerüchte aufkamen, dass Bayer Monsanto kaufen wollte, habe ich mich persönlich an den Aufsichtsrat von Bayer gewendet und sie ausdrücklich vor den Risiken und möglichen Folgen gewarnt. Vor allen Dingen monierte ich, weil Bayer mit diesem Deal die globale Marktführerschaft für die industrielle Landwirtschaft übernehmen wollte. Ich wies darauf hin, welch katastrophale Folgen diese so konzipierte industrielle Landwirtschaft mit ihren gentechnisch veränderten Samenprodukten, aber insbesondere auch mit Glyphosat, auf die ansässigen Bauern z. B. in Afrika und Südamerika haben würde. Dort haben bereits die Chinesen große Ländereien aufgekauft. Man stelle sich die sozialen und die Gemeinschaft zerstörerischen Wirkungen vor.
Der Aufsichtsrat hat dabei seine Pflichten völlig missachtet, insbesondere weil er jetzt sogar in der Aktionärsversammlung dem Vorstand, besonders CEO Baumann, das Vertrauen ausgesprochen hat. Dies, obwohl der Vorstand nicht entlastet wurde und der Börsenwert von Bayer schon damals absehbar unter die Summe fallen würde, die für den Kauf von Monsanto bezahlt wurde – immerhin 63.000.000 Dollar. Bedacht hat der Aufsichtsrat auch nicht, dass der Verkauf außerhalb der USA bei Prozess-Interventionen, für die in USA Schöffengerichte zuständig sind, ein Art American-First-Mentalität á la Trump durch den Einfluss der Schöffen aus dem Volk zu erwarten war.
Ich bin selbst Aufsichtsratsmitglied in einer Security-Aktiengesellschaft und verlange deshalb gesetzliche Maßnahmen, wie solche Aufsichtsratsmitglieder zur Verantwortung gezogen werden können. Verwunderlich ist diese Entwicklung auch deshalb, weil die Gewerkschaften mit dem Betriebsrat im Bayer-Aufsichtsrat vertreten sind. Doch das scheint offenbar die Kumpanei untereinander nicht zu begrenzen.
Der Gesetzgeber sollte die soziologische Kleingruppen-Forschung zu rate ziehen, da wird eindeutig beschrieben, wie solche Prozesse ablaufen.
Ihr Jean Pütz