Stiftung Auge – Aktuellen Hochrechnungen zufolge wird die Zahl der augenärztlichen Behandlungsfälle bei den über 60-Jährigen bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Drittel steigen. Viele altersbedingte Augenerkrankungen können gut behandelt werden. Meist machen sie sich aber erst in einem späten Stadium bemerkbar, wenn ein Großteil der Sehkraft bereits unwiederbringlich verloren ist. Die Stiftung Auge empfiehlt deshalb, sich ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich augenärztlich untersuchen zu lassen. In der Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) gaben rund 50 Prozent der Bewohner den Transport als größte Hürde an, einen Augenarzt aufzusuchen. Die Stiftung Auge fordert deshalb, dass der Transport und die personelle Begleitung zum Augenarzt sichergestellt werden muss. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 29. Mai in Berlin erläutern Experten diese und weitere Forderungen zur Verbesserung der augenärztlichen Versorgung in Seniorenheimen.
Verbreitet ist vor allem der Graue Star (Katarakt) – eine starke Trübung der Augenlinse, bei der die Betroffenen wie durch einen Nebelschleier sehen. Um das Sehvermögen wiederherzustellen, kann der Augenarzt eine Kunstlinse ins Auge einsetzen. Über 800.000 Augen werden jedes Jahr mit diesem ambulanten Eingriff behandelt. Schwerwiegendere Volkskrankheiten sind das Glaukom (Grüner Star) – eine Erkrankung des Sehnervs, die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), bei der die Zellen der Netzhaut absterben oder die diabetische Retinopathie als Folge der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. „Das Fatale bei all diesen Erkrankungen ist, dass sie in der Regel unbemerkt beginnen und erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium spürbare Symptome verursachen“, sagt Dr. Peter Heinz, Vorstandsmitglied der Stiftung Auge.
Dabei könne die moderne Augenheilkunde diese Erkrankungen fast immer aufhalten oder den Verlauf zumindest verzögern, betont der Experte. „Voraussetzung ist aber eine frühzeitige Diagnose, bevor der Patient überhaupt eine Sehverschlechterung wahrnimmt.“ Wenn beim Glaukom Symptome auftreten, ist der Sehnerv meist schon irreparabel geschädigt; rechtzeitig erkannt lässt sich die Krankheit meist mit Tropfen behandeln. Die AMD behandeln Ärzte je nach Fall mit Spritzen in den Glaskörper oder Lasertherapie.
Seniorinnen und Senioren können mit ihrem Lebensstil – gesunde Ernährung, wenig Alkohol, keine Zigaretten – selbst etwas zu ihrer Augengesundheit beitragen. Vor allem aber sollten sie regelmäßig zum Augenarzt gehen. „Wir empfehlen allen Menschen ab dem 50. Lebensjahr einmal im Jahr zur Kontrolle die Praxis eines Augenarztes aufzusuchen, denn dort stehen die erforderlichen Untersuchungsgeräte zur Verfügung“, so Heinz.
Gerade für Bewohner der Senioren- und Pflegeheime ist der Zugang zur augenärztlichen Versorgung eine Hürde, was die Studie OVIS belegte. Der letzte Besuch beim Augenarzt lag hier durchschnittlich vier Jahre zurück, rund die Hälfte der untersuchten Heimbewohner hatten einen Grauen Star. Vor diesem Hintergrund hat die Stiftung Auge einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung dieser Versorgungssituation erarbeitet. Darin fordert die Stiftung unter anderem, dass der Transport der Bewohner zum Augenarzt gewährleistet sein muss. „Dazu gehört aus unserer Sicht auch die personelle Begleitung der Pflegebedürftigen, deren Finanzierung über die Krankenversicherung sichergestellt werden muss“, erläutert Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.