Thermische Großspeicher retten nicht unser Stromnetz – Ein Brief an das KIT

Diese Pressemitteilung ist mir aufgefallen, habe aber einige entscheidende und zeitweisende Einsprüche dagegen, die ich Ihnen unter dem Motto ‚Gedanken zur Zeit‘ nicht vorenthalten möchte:

Lieber Herr XXX (Pressesprecher mit Weiterleitung an die Wissenschaftler)

Ihre Forschungen unterstütze ich intensiv und finde diese neuen thermischen Speicher ganz hervorragend, obwohl die Idee ja schon lange bekannt ist und viel eher genutzt werden können. Aber es geschieht wieder etwas, was zeigt, dass auch Ihr Institut political correctness übt. Sie behaupten großspurig, das würde auch der Speicherung von elektrischer Energie Vorschub leisten, wissen aber ganz genau, dass zunächst die Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme hervorragenden Wirkungsgrad bringt, wobei man da ja auch die direkt gewonnene Thermosolar-Energie z. B. über Solar-Kollektoren sogar noch effektiver nutzen könnte.

Den zweiten Schritt aber, Wärme wieder in Elektrische Energie umzuwandeln, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn etwas den grün-orientierten Politikern nicht bewusst ist, dann ist es der 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Mag sein, dass dieses Unwissen Ihnen viel Subventionen beschert, aber sie verschweigen, dass die Umwandlung von Wärme in elektrischen Strom diesem Gesetz unterworfen ist, und dass logischerweise ein ausgesprochen geringer Wirkungsgrad herauskommt, der niemals ausreicht, den Gau des elektrischen Netzes zu verhindern. Viel effizienter wäre, den nicht abzusetzenden Strom in überbordenden Sonne- oder Wind-Phasen in die Zukunftsenergie Wasserstoff umzusetzen. Aber ich sehe, Sie haben wieder viel Subventionen eingeheimst, ohne die Ministerin, die keine Ahnung hat, aufgeklärt zu haben. Sie hat das bestimmt nur deswegen prioritär begünstigt, weil sie diese Zusammenhänge nicht kennt. Abgesehen davon ist natürlich die Thermospeicherung eine tolle Sache. Nicht nur für Großgebäude, sondern in Eigenheimen könnte das enorm an der Energie sparen, die sowieso ursächlich für den CO2-Ausstoß verantwortlich ist, nämlich der gesamte Gebäude-Sektor mit fast 40-50% an CO2-Gesamtaufkommen beteiligt ist. Aber der Schwerpunkt liegt natürlich auf den 6-8%, den unsere persönlichen Automobile verpulvern. Sie schüren damit die Mär, dass es irgendwann einmal möglich ist, unseren gesamten elektrischen Energieverbrauch auf regenerative Energie umzustellen. Als Sachverständiger wissen Sie, dass das nie möglich sein kann, insbesondere, wenn jetzt durch E-Autos ein enormer elektrischer Energie-Anteil hinzu kommt. Der naturwissenschaftlich und elektrotechnisch nicht vorgebildete Bürger ist natürlich beeindruckt von der Meldung, dass es mittlerweile schon mögliche ist, 50-60% des Gesamtverbrauchs an elektrischer Energie durch regenerative Quellen zur Verfügung zu stellen. Dabei wird verschwiegen, dass elektrische Energie nicht einfach so hin und her geschoben werden kann. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen dazu ganz präzise Berechnungen liefern. Sie tun so, als das in Zukunft u. a. durch thermische Speicher ermöglicht würde, das ist grob fahrlässig und Bürgerbeschiss. Die einzige effektive rationelle Möglichkeit ist, Pumpspeicherwerke zu errichten, die aber in Deutschland auf Grund der Topographie und Bürgereinsprüchen nicht mehr möglich sind.

Das Ganze hefte ich stets ab unter dem Titel: Korruption der Wissenschaft durch Subventionen. Leider ist die CO2-Vermeidung nicht das einzige Beispiel. Wir brauchen Forschungsminister wie z. B. den ehemaligen Prof. Riesenhuber, mit dem ich früher sehr intensiven Kontakt hatte, der diesen Irrglauben verhindert hätte. Aber Frau Karliczek, die ich politisch schätze, ist damit völlig überfordert.

Ich erlaube mir, eine Kopie dieser Mail dem BMFT zukommen zu lassen. Fazit: Es gibt Bürger, die sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen, aber die naturwissenschaftliche Schwarmintelligenz der Deutschen ist so abgesunken, dass nur noch populistische und plakative Politik eine Chance hat – das postfaktische Zeitalter ist eingetreten.

Lieber Heidelberger,
bitte leiten Sie diese Mail unbedingt an die zuständigen Wissenschaftler weiter. Ich hoffe, jemand antwortet mir wider meiner Erfahrung, aber meist ist Schweigen die Folge, wer hat schon die Fähigkeit, das zu überprüfen!

Nichts für Ungut

Ihr Jean Pütz

(KIT) – Windparks und Solaranlagen erzeugen in Deutschland jedes Jahr tausende Gigawattstunden Strom, der im Moment der Erzeugung nicht genutzt werden kann und abgeregelt wird. In anderen Momenten wiederum werden fehlende Kapazitäten mit Energie aus fossilen Quellen ersetzt. Ein Teil der Lösung könnten große elektrothermische Speicher sein, die zur Netzstabilität beitragen. Die Grundidee besteht darin, Strom in Wärme zu wandeln, diese Wärme in vergleichsweise preiswerten Speichern zu puffern und bei Bedarf wieder in Elektrizität umzuwandeln. „Durch Verwendung von Medien wie Salzschmelzen und flüssigen Metallen als Speicher- und Wärmetransportmedien können sehr hohe Temperaturen erreicht werden“, sagt Professor Thomas Wetzel, der am Institut für Thermische Energietechnik und Sicherheit (ITES) sowie am Institut für Thermische Verfahrenstechnik des KIT forscht. „Das erschließt neue Einsatzfelder für thermische Speicher in der Industrie und schafft ökologisch und ökonomisch nachhaltige Optionen für den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung.“

Wärmespeicher im industriellen Maßstab kommen bereits heute zum Einsatz: In der konzentrierenden Solarthermie wird Wärme in Salzschmelzen gespeichert und in Dampfkraftwerken in Strom umgewandelt. Im Verbundprojekt LIMELISA (steht für: Liquid Metal and Liquid Salt Heat Storage System) unterstützen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT nun die Entwicklung thermischer Speicher der nächsten Generation, die speziell für den Strom-Wärme-Strom-Prozess ausgelegt werden. Sie konzentrieren sich dabei auf Flüssigmetalltechnologien, während am DLR mit Salzschmelzen gearbeitet wird. Koordiniert und ergänzt wird die Forschung vom Industriepartner KSB, einem international agierenden Hersteller von Pumpen und Armaturen, der schon seit den 1960er-Jahren Erfahrungen mit Flüssigmetallkreisläufen gesammelt hat.

Werkstoffe und Komponenten für hocheffiziente Energiespeicher

Konventionelle elektrothermische Speichersysteme arbeiten etwa auf Basis von Nitratsalz. Sie können unter anderem aufgrund der verwendeten Werkstoffe und Komponenten wie Pumpen und Ventile aber bislang nur bei Temperaturen von bis zu maximal 560 Grad Celsius betrieben werden. „Für die Rückverstromung mit konventionellen Dampfkraftwerken sind deutlich höhere Temperaturen notwendig“, sagt Projektleiterin Dr. Klarissa Niedermeier vom ITES. „Am KIT werden wir Schlüsselkomponenten in einem bis zu 700 Grad heißen Bleikreislauf testen.“ Der direkte Kontakt mit dem Flüssigmetall macht dabei spezielle Werkstoffe notwendig, die ebenfalls am KIT entwickelt und getestet werden. Am Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik arbeitet Dr. Alfons Weisenburger an diesen speziellen Stahlmischungen. „Konventionelle Methoden für den Korrosionsschutz reichen bei solchen Temperaturen nicht mehr aus“, erklärt er. „Wir nutzen unter anderem Aluminiumoxid als eine Art Schutzschild, um Pumpen und Armaturen zu schützen.“

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten auch in der Industrie

Ein großer Vorteil von thermischen Speicherlösungen sind ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten, auch im Dienste der Sektorenkopplung. Neben dem im Projekt LIMELISA verfolgten Strom-Wärme-Strom-Prozess können die dabei entwickelten Technologien auch dazu verwendet werden, Wärmenetze mit erneuerbarem Strom zu versorgen. In der Industrie wiederum können sie effizient Hochtemperatur-Prozesswärme liefern, wie sie in der Chemie- und Baustoffindustrie oder bei der Metallverarbeitung benötigt wird. „Aktuell wird dieser Hochtemperatur-Wärmebedarf überwiegend mit fossilen Energieträgern gedeckt“, sagt Dr. Walter Tromm, der Leiter des ITES. „Hochtemperatur-Wärmespeicher wären hier eine elegante Option, die zugleich die Nutzung regenerativer Energie für industrielle Schlüsselprozesse erschließt und das Problem der fluktuierenden Verfügbarkeit regenerativer Energiequellen löst“.