Krieg oder Frieden, das ist die Schicksalsfrage Europas

Nicht nur der russische Dichter Lew Tolstoi hat seinen berühmten Roman diesem Thema gewidmet, auch unsere Großväter, Väter und meine Generation als Jugendliche haben die konkreten Folgen von Kriegen erleben müssen, wenn sie überhaupt überlebt haben. Mein deutscher Großvater ist z. B. im Ersten Weltkrieg an der Somme gefallen, eine unangebrachte Bezeichnung für eine spezielle Art von Hinrichtung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, den ich persönlich mit allen Schrecken erleben musste, haben wir nie für möglich gehalten, dass der Kriegt jemals in Europa wieder als Mittel der Politik eingesetzt würde. 75 Jahre Frieden – soll das jetzt vorbei sein? Die Vereinigung Europas hat das bisher möglich gemacht.
Diesen Kommentar verfasse ich heute aus der Europa-Stadt Straßburg. Das Video ist deshalb leider technisch nicht so ganz perfekt, doch ich fühlte mich dazu veranlasst, weil diese Stadt ein Symbol für Frieden und Überwindung einer Erbfeindschaft zwischen Franzosen und Deutschen darstellt. So etwas ist auch mit Russland möglich. Ich weiß nicht, ob Politiker so vergesslich sind, aber offenbar sind ihnen Ideologien wichtiger, als dass Menschen in Frieden leben können. Es ist nicht zu leugnen, dass derzeit große Gefahr besteht, in eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine hineingezogen zu werden.
Auch die Ukraine ist kein Musterknabe was Demokratie und Einhaltung von Verhandlungsergebnissen anbelangt. Frieden oder wenigstens eine Art Waffenstillstand kann nur entstehen, wenn man beiderlei Interessen miteinander vergleicht und zu einem Ausgleich kommt. Putin, als vom Westen und der NATO deklarierter Kriegstreiber, hat legitime Interessen, die er jetzt gerade In Moskau ganz deutlich gegenüber dem französischen Präsidenten, Emmanuel Macron, artikuliert hat. Der Westen, insbesondere die USA und die NATO, täten gut daran, wenn sie diese Interessen berücksichtigen würden. Der berühmte SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi, hat heute, am 09. Februar im Deutschlandfunk ein Interview gegeben, in dem deutlich zum Vorschein, dass die NATO-Erweiterung bis an die Grenzen Russlands ein historisch großer Fehler war. Verantwortlich dafür wären besonders die Politik der USA und in deren Gefolge die der NATO-Staaten.
Hier der Link zu diesem Hörfunkkommentar:
Ich hoffe, dass diese klugen Aspekte in zukünftigen Verhandlungen wesentlich mit prägen. Sollte ein Krieg tatsächlich entstehen, würden die angedrohten Sanktionen nur Deutschland schaden – Stichwort: Ostsee-Pipeline. China steht bereit, Russland die dadurch entstehenden Nachteile umgehend zu kompensieren. Ist die Ukraine, in der vorwiegend Oligarchen das Sagen haben, das Wert?
Als unverschämt und anmaßend empfinde ich, was der ukrainische Botschafter, Andrij Melnyk in Berlin im Presseinterview verkündet hat. Er beschimpft die Deutschen, dass sie der Ukraine keine Waffen liefern. Hoffentlich bleibt die Regierung der Ampelkoalition bei der Ablehnung und erträgt das Drängen auch mancher NATO-Staaten, die die BRD als wenig solidarisch bezeichnen.
Frieden ist wichtiger als alles und ein Krieg ist niemals durch Lieferung von Waffen verhindert worden. Nur kluge Diplomatie hilft weiter. Die russischen Bürger sind keine Erbfeinde.
Folge 249 Der Vernunft eine Chance