(Xing) – Der Ton im Zwist um die Genehmigung für das deutsche Tesla-Werk wird rauer. Der E-Auto-Gigant hadert mit der deutschen Bürokratie, der Unmut beim US-Konzern wächst. Tesla will die schleppende Genehmigung für sein Werk in Brandenburg vorantreiben und hat deshalb einen Frust-Brief verfasst.
«Der deutsche Genehmigungsrahmen für Industrie- und Infrastrukturprojekte sowie für die Raumplanung steht in direktem Gegensatz zu der für die Bekämpfung des Klimawandels notwendigen Dringlichkeit der Planung und Realisierung solcher Projekte», kritisiert Tesla in dem am Donnerstag veröffentlichten Brandbrief und argumentiert, die Fabrik helfe durch Verbreitung von E-Mobilität im Kampf gegen die Erderwärmung.
Noch kein Zeitplan für endgültige Genehmigung
«Besonders irritierend» sei für Tesla, dass es 16 Monate nach dem Antrag noch keinen Zeitplan für die Erteilung einer endgültigen Genehmigung gebe. Das «eklatanteste Problem» sei, dass in aktuellen Verfahren und Gesetzen Projekte, die den Klimawandel bekämpften und solche, die ihn beschleunigten, gleich behandelt würden.
Tesla äußerte sich in einem Verfahren zwischen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Bundesrepublik vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Die DUH fordert, dass die Bundesregierung dazu verurteilt werde, ein Programm aufzustellen, um das nationale Klimaschutzziel 2030 zu erreichen. Tesla reichte die Stellungnahme als «Freund des Gerichts» ein, da es im Interesse des Verfahrens sei, die Erfahrungen zu teilen.
Umwelthilfe von Tesla-Vorstoß überrascht
Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch sagte, er sei von Teslas Vorstoß überrascht worden, begrüßte ihn aber. Der Brief sei «segensreich»: «Das Wesentliche ist, dass jetzt wieder Schwung in die Diskussion hineinkommt, wie wir diese Überbürokratisierung in Deutschland zurückfahren können, ohne dass die Mitwirkungsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft und der Umweltverbände geschliffen werden.»
Tesla will 500.000 Autos in Deutschland bauen – jährlich
Tesla will in seinem ersten europäischen Werk in Grünheide in Brandenburg im Sommer die Produktion aufnehmen und mit der Zeit 500 000 Autos pro Jahr fertigen. Der US-Konzern baut bisher mit vorläufigen Zulassungen. Die Arbeiten wurden wiederholt nach dem Vorgehen von Umweltverbänden unterbrochen. Unter anderem ging es dabei um die Umsiedlung von Tieren. Kritiker warnen auch vor Risiken für die Trinkwasser-Versorgung der Region. Langsam aber sicher gerät der Zeitplan in Gefahr.
Tesla schlägt Maßnahmenkatalog vor
Tesla schlug in der Stellungnahme zehn Maßnahmen vor, mit denen die Genehmigungsabläufe verbessert werden sollen. Dazu gehören beschleunigte Verfahren für nachhaltige Projekte sowie die Berücksichtigung auch indirekter Auswirkungen auf die Umwelt.
Aktuell könnten Hinweise auf relativ geringe lokale Folgen in größerem Maßstab positive Projekte verhindern, argumentierte der US-Konzern. Tesla kritisierte auch, dass bei der Beteiligung der Öffentlichkeit «einige der aktuellen Bestimmungen zu Missbrauch einladen». So belohnten große Anhörungen «Lautstärke statt Substanz».
Auch Brandenburgs Umweltministerium zeigte sich bei diesem Vorschlag skeptisch. Man halte zwar Verfahrensbeschleunigungen «an geeigneter Stelle» für sinnvoll. «Rechtlich kann es jedoch keine Unterscheidung zwischen scheinbar klimafreundlichen und eher klimabelastenden Investitionen geben, denn das Recht ist nicht teilbar.» (mit Material der dpa erstellt)
(Focus) – Ein erfahrener Ex-Daimler-Ingenieur unterschreibt einen Vertrag bei Tesla in Berlin. Doch noch bevor sein neuer Job richtig losgeht, ist er schon wieder vorbei.
Was Stefan Schwunk seinen Followern erst als Aprilscherz verkauft, stellt sich plötzlich als wahr heraus: Der ehemalige Daimler-Ingenieur, der im Dezember 2020 einen Vertrag für einen Job in der neuen Tesla-Fabrik bei Berlin unterschrieben hatte, ist genau diesen Job auch schon wieder los. Praktisch hatte er keinen einzigen Arbeitstag.
Schwunks Aussagen zufolge löste der Autokonzern von Elon Musk den Arbeitsvertrag auf, bevor er den Posten überhaupt offiziell angetreten hatte, wie er in dem Podcast „Moin Tesla“ erzählt hat und auch gegenüber FOCUS Online bestätigt hat. Als Grund für die Auflösung des Vetrags deutet der 43-Jährige an, dass er seine Tätigkeit als Youtuber nicht wie zuvor hätte weiterführen können.
Obwohl sein Kanal namens „Schwunkvoll“, in dem es um E-Mobilität und auch um eine kritische Auseinandersetzung mit der Industrie geht, beim Vorstellungsgespräch mit Tesla zunächst kein Problem gewesen sein soll, deutet Schwunk aber an, dass dem amerikanischen E-Auto-Konzern die Nebentätigkeit sowie ein angebliches Interview seines angehenden Mitarbeiters über den Job-Wechsel wohl doch nicht gefallen hatte.
Schwunk musste „ganz, ganz viele Verschwiegenheitserklärungen“ unterschreiben
Das merkte Schwunk offenbar in den ersten On-Boarding-Gesprächen, die er im Januar vor seinem offiziellen Jobantritt führte. Zu dem Zeitpunkt musste er schon „ganz, ganz viele Verschwiegenheitserklärungen“ unterschreiben, wie er im Podcast erzählt. Heißt: Er hätte öffentlich über seinen Job bei Tesla nicht sprechen dürfen.
In seinen Youtube-Videos also beispielsweise die Tesla-Gigafactory bei Berlin von innen zu zeigen, wie Schwunk es sich etwa ausgemalt hatte: völlig undenkbar. „Ich dachte, die wären da ein bisschen offener“, gibt Schwunk zu und erklärt, wie die Situation vor Jobbeginn bei ihm „schon ein bisschen Magengrummeln ausgelöst“ hätte. Hinzu kam nämlich, dass das Gehalt bei Tesla „natürlich nicht so wie ein Daimler-Gehalt“ sei. Seinen Youtube-Kanal als zweite Einnahmequelle zu nutzen, wäre also schwierig geworden.
Die Auflösung des Arbeitsvertrags scheint auch in Schwunks Sinne gewesen zu sein. „Da kam mir Tesla mit diesem Gespräch zuvor.“ Dann spielt er noch auf Tesla-Chef Musk an. „Ich glaube, da ist schon ziemlich viel dran, dass es bei Tesla einen Menschen gibt, der sozialmedientechnisch aktiv sein darf – und alle anderen nicht.“
Schwunk hat seit Mitte März einen neuen Job: bei einem Tochter-Unternehmen von VW, das unter anderem auf Lösungen für E-Mobility setzt.