Archiv der Kategorie: Psychologie

Geld macht doch glücklich

Geld macht doch glücklich
Autorenteam liefert Absage an Grundsätze der Glücksforschung
 
Geldscheine: besonderes Glück (Foto: pixelio.de/E. Roßmann)

Stuttgart (pte010/23.07.2012/11:15) – Es ist ein Trugschluss, dass mehr Geld nicht glücklicher macht. Das legen Joachim Weimann und Andreas Knabe von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg http://www.ovgu.de sowie Ronnie Schöb von der FU Berlin http://fu-berlin.de mit ihrem jüngsten Buch "Geld macht doch glücklich" dar. "Glück ist mehrdimensional und kann auch so gemessen werden", erklärt Weimann gegenüber pressetext. Von der Glücksforschung wurde bislang zu wenig und nur eindimensional gemessen wie auch der sogenannte Nettoaffekt "vergessen".

Reicher ist besser

"Wenn wir reicher sind, geht es uns auch besser", weiß der Wirtschaftswissenschafter und entkräftet die in seinen Augen negative Grundstimmung, wonach der Materialismus am Ende wäre. "Absolute Lohnzuwächse bringen auch eine höhere Lebenszufriedenheit", versichert Weimann. Zu berücksichtigen seien aber auch Faktoren wie Gesundheit, Ehe, Kontakte oder Freiheit, welche das Lebensglück entscheidend beeinflussen. "Und wenn man generell länger lebt, kann man auch länger zufrieden sein."

Zu den das Lebensglück beeinflussenden wirtschaftlichen Determinanten zählen die Buchautoren vor allem Arbeitslosigkeit, Inflationsrate, Einkommensgleichheit und Bildung. "Wir reden über ein Luxusproblem", manifestiert Weimann. Für Entwicklungsländer sei zum Beispiel unbestritten, dass Lohnsteigerungen mehr Zufriedenheit bringen. Das von den Experten kritisierte Easterlin-Paradoxon, nach dem mehr Einkommen keine höhere Lebenszufriedenheit schafft, gelte – wenn überhaupt – nur für reiche Gesellschaften. "So wie das BIP die gesamte Wirtschaftsleistung in nur einer Zahl darstellt, aggregiert die Glücksforschung die Lebenszufriedenheit", vergleicht Weimann.

Riesiges Messproblem

Die Glücksforschung tauge nicht zur Messung von gesellschaftlichem Fortschritt, behaupten die Buchautoren. "Es ist ein riesiges Messproblem, verschiedene Lebensabschnitte samt ihrer jeweiligen Lebenszufriedenheit miteinander zu vergleichen", meint Weimann. Zudem habe die Glücksforschung den sogenannten Nettoaffekt von Ereignissen bislang vernachlässigt, der die guten und schlechten Gefühle misst, die Menschen tatsächlich haben und der Befunde über die Lebenszufriedenheit mitunter ins Gegenteil verkehren kann. "Ein Arbeitsloser mag vielleicht insgesamt mit seinem Leben unzufrieden sein, kann andererseits aber dennoch über den Tag hinweg durchaus positive Stimmungen haben".

Geld sei keineswegs "alles" im Leben, unterstreicht der Professor. "Das war nie der Punkt. Es ging immer darum, damit Güter zu erwerben, von denen man annimmt, dass sie glücklich machen." Dabei sei der Nutzen, den ein Mensch empfindet, genauso wie seine Lebenszufriedenheit eine zutiefst subjektive Angelegenheit. Die Antwort auf die Frage, was Menschen glücklich macht, unterliege mitunter sogar dem Zeitgeist.

Therapie bekämpft Spinnenphobie

Therapie bekämpft Spinnenphobie in zwei Stunden
Behandlung programmiert unterbewusst Angstzentrum im Gehirn um
 
Spinne: Angst häufig völlig unbegründet (Foto: pixelio.de, Huelsmann Fotografie)

Chicago/Graz (pte004/01.06.2012/06:15) – Gegen die Angststörung Arachnophobie, die Angst vor kleinen Krabbeltieren, haben US-Forscher nun eine zweistündige Therapie entwickelt, die nachhaltig helfen soll. Die Teilnehmer müssen die Spinnen anfassen und auf die Hand nehmen – alleine der Gedanke löst bei Phobikern kalten Angstschweiß aus. Die Studienleiterin Katherina Hauner von der Northwestern University in Chicago http://northwestern.edu und ihr Team untersuchten zunächt, wie sich diese Angst in der Gehirnaktivität widerspiegelt.

fMRT im Forschungseinsatz

Mittels der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) erfassten sie die typischen Nervenreize, wenn die Spinnenphobiker an ihr Angstobjekt erinnert wurden. Dabei zeigte ihr Gehirn starke Aktivität in Regionen, von denen man bereits weiß, dass sie eine Funktion im Rahmen von Angstreaktionen spielen. Nach der Therapie konnte anhand des fMRT gezeigt werden, dass die Teilnehmer ihre Angst verlernt hatten. Der Clou: Sie haben ihr Angstzentrum im Gehirn umprogrammiert.

Anne Schienle, Leiterin des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie an der Univesität Graz http://webpsy.uni-graz.at/klinische/en , hat 2006 eine ähnliche Studie durchgeführt, berichtet ihre Mitarbeiterin Verena Leutgeb gegenüber pressetext. "Es gab sowohl kurzfristige positive Effekte als auch positive Langzeiteffekte. Es kam nach der Therapie zu einer Erhöhung der Gehirnaktivierung im orbitofrontalen Kortex. Dies ist ein Zeichen für Neulernen und besseren Umgang mit Emotionen bzw. der Angstreaktion bei Konfrontation mit der Spinne", sagt Leutgeb.

Die Grazer Forscher schauten, ob sich die Gehirnaktivierung verändert – vor und nach einer Therapie. Dass diese Konfrontationstherapie sehr gut wirkt, weiß man schon lange – das Neue ist, dass die Therapie auch zu einer kurz- und langfristigen Veränderung der Gehirnaktivierung führt. Die US-Wissenschaftler um Hauner konfrontierten die Ängstlichen mit den Spinnen, sie klärten die Betroffen aber auch auf. Denn viele Menschen mit Spinnenangst haben unrealistische Vorstellungen über das Verhalten der Tiere, betonen die Forscher.

Bienen sehr viel gefährlicher

Dabei sind die meisten Spinnen – auch die großen – harmlos. Nach und nach lernten die Probanden dann, sich den Tieren zu nähern, bis sie in der Lage waren, das Glas des Terrariums zu berühren. Später konnten sie die Taranteln mit einem Pinsel streicheln und sie am Ende sogar anfassen oder auf die Hand nehmen. "Die Probanden erlebten dabei am eigenen Körper, dass die Bewegungen der Tiere vorhersehbar waren", sagt Hauner. Die Therapie war bei allen zwölf Teilnehmern erfolgreich.

Sie erfüllten anschließend nicht mehr die Kriterien für die Diagnose "Arachnophobie" und das mit nachhaltiger Wirkung. Sechs Monate nach der Therapie dokumentierte eine erneute Konfrontation mit Spinnen den bleibenden Erfolg. Diese Heilung spiegelte sich auch im Gehirn der Teilnehmer wider. Forscher der Universität Würzburg http://uni-wuerzburg.de konnten 2008 ermitteln, dass jede dritte Frau und jeder fünfte Mann weltweit unter Spinnenphobie leidet – obgleich Bienen und andere Insekten für Menschen eine viel realere Gefahr darstellen als Spinnen.

Mythos Mann im Management

Mythos Mann im Management – Kampf der Geschlechter?

In ihrem jüngsten Buch „The Triple M of Organizations: Man, Management and Myth“ ist Edeltraud Hanappi-Egger, Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien, den häufigsten Missverständnissen, Mythen und Klischees im Management auf der der Spur. Ihr Fazit:  Wer gängigen Geschlechterrollen nicht entspricht, riskiert es, ins Abseits gedrängt zu werden.

(Wien, 9. März 2011) Management sei rational, Organisationen seien geschlechtsneutral, Frauen verändern die Technik – das sind Aussagen, die Edeltraud Hanappi-Egger in ihrem jüngsten Buch „The Triple M of Organizations“ kritisch analysiert. Sie entlarvt geschlechtsspezifische Phänomene in Unternehmen als Strukturen der Machterhaltung, aus denen Frauen dann ausgeschlossen bleiben, wenn sie nicht männliche Verhaltensweisen annehmen.

Hanappi-Eggers Vorstellung vom Begriff Mythos folgt jener des französischen Philosophen Roland Barthes, der Mythen als intendierte Aussagen klassifizierte, die nicht mehr hinterfragt werden und als gesichertes Wissen gelten. Daraus leitet die Autorin unter anderem folgende Frage ab: Inwiefern basieren strukturelle Identifikationsangebote in Management-Jobs auf männlichen Vorstellungen und Verhaltensmustern, die unbewusst von Frauen übernommen werden (müssen)? Man denke an das interessante Phänomen, dass die Spezifikation von Qualifikation oft der Zuschreibung von persönlichen Charakteristiken weicht oder an eine Work-Life-Balance, die die „Work“ gegenüber dem „Life“ vorzieht. Und selbst die Absicht, Frauen verstärkt in Führungsebenen zu integrieren, unterliegt anhaltenden Konstruktionen von Maskulinität, die als Ausschließungsmechanismen wirken.

Edeltraud Hanappi-Egger ist Universitätsprofessorin für „Gender und Diversität in Organisationen“ an der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie studierte Informatik an der Technischen Universität Wien und hat sich in zahlreichen Publikationen mit dem Thema Gender und Technologie, Diversität und Organisationsstrukturen auseinandergesetzt. Edeltraud Hanappi-Egger forscht zur Zeit an der London School of Economics.

Kein Fernsehen für Kleinkinder!

Kinderärzte: Kein Fernsehen für Kleinkinder!
Schädigung der Entwicklung statt pädagogischer Effekt
 
Junge sieht fern: Verzögerte statt bessere Entwicklung (Foto: Flickr/Guisti)

Washington/München/Berlin (pte025/18.10.2011/15:30) – Fernsehen hemmt die Entwicklung von Kleinkindern statt sie zu fördern. Mit dieser Warnung lässt die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) http://www.aap.org aufhorchen. Ihre Analyse von 50 Studien zum Thema, die am heutigen Dienstag im Fachblatt "Pediatrics" veröffentlicht wurde, zeigt: Der Fernseher verzögert die Sprachentwicklung, lässt Kinder schlechter schlafen und behindert die Eltern-Kind-Kommunikation. Grund genug für die Experten, um bisherige Warnungen vor elektronischen Medien noch zu verschärfen.

Fernseher fehlt Feingefühl

"Je kleiner Kinder sind, umso schlechter wirkt Fernsehen auf sie", bestätigt Fabienne Becker-Stoll, Leiterin des Staatsinstituts für Frühpädagogik http://www.ifp.bayern.de , im pressetext-Interview. Extrem sei dies bei Säuglingen, die noch in der Babyschale vor den Fernseher gestellt werden und sich nicht selbst wegbewegen können. Statt Lerneffekte gebe es hier nur Schäden. "Das Gehirn eines Babys braucht sofortige Rückkoppelung. Damit es lernen kann, müssen Eltern nicht nur feinfühlig, sondern auch sofort auf das Kind eingehen, wenn es etwa schreit oder weint. Ein Fernseher reagiert jedoch nie", erklärt die Psychologin.

Doch selbst Babysendungen und -DVDs bieten keine Lerneffekte, konnte mittlerweile gezeigt werden. Vielmehr besitzen Kinder einen umso kleineren Wortschatz, je länger sie als Babys fern gesehen haben. "Kinder ab dem zweiten Lebensjahr sind zwar fasziniert von den schnell wechselnden Bildern, können diese bei schnellen Schnitte jedoch oft nicht verarbeiten und werden dadurch überreizt", so Becker-Stoll. Die US-Autoren betonen, dass eine Kindersendung nur dann Qualität bringt, wenn Kinder Inhalt und Kontext verstehen, was frühestens mit zwei Jahren gelingt.

Realität: TV ist Babysitter

Während die Kinderärzte zum TV-Verzicht unter zwei Jahren mahnen und den Fernseher aus dem Kinderzimmer verbannen wollen, sieht die Realität freilich anders aus. In US-Erhebungen gaben 90 Prozent der Eltern von Babys unter zwei Jahren an, dass sie ihre Kinder häufig vor das TV-Gerät setzen – Zweijährige durchschnittlich ein bis zwei Stunden pro Tag. Ab drei Jahren steht in jedem dritten US-Kinderzimmer ein Fernseher.

In Deutschland werden entsprechende Daten zu dieser Altersgruppe erst in der laufenden Kiggs-Studie http://www.kiggs.de erhoben. Anlass dazu gab eine Untersuchung von Robert Schlack bei 10.000 Schulanfängern in Köln aus dem Jahr 2005. "Bei drei Stunden Fernsehkonsum pro Tag erhöht sich die Quote der Sprachstörungen bei Schuleintritt um 50 Prozent. Bei über vier Stunden verdoppeln sich die grobmotorischen Auffälligkeiten sowie auch die visumotorischen Probleme", berichtet Schlack, der am Robert-Koch-Institut http://rki.de tätig ist, gegenüber pressetext.

Selbstbeschäftigung muss gelernt werden

Eltern sind somit in einer Zwickmühle. "Keine Familie verzichtet auf den Fernseher, sobald Kinder kommen. Man muss deshalb den Schaden begrenzen", rät Becker-Stoll. Für die Expertin bedeutet das ein gemeinsames Fernsehen auf dem Schoß der Eltern mit Erklären des Gesehenen sowie die Auswahl eines Programms nach Kindgerechtigkeit. "Diese besteht nie, wenn 20-Minuten-Werbeblöcke bloß von wenigen Programmminuten unterbrochen werden, denn Kinderwerbung ist immer hochsuggestiv. Selbst Fünfjährigen sollte man deshalb nie die Fernbedienung überlassen."

Als weitaus bessere Alternative empfiehlt die Münchner Psychologin das Vorlesen, das sogar im Alter von wenigen Monaten bereits beginnen kann. Die US-Kindermediziner raten zum freien Spiel, bei dem Kinder auf eigene Faust lernen, kreativ zu denken, Probleme zu lösen, ihre Motorik zu entwickeln und sich selbst zu beschäftigen. "Kinder lernen am besten von Menschen, nicht von Bildschirmen", so ihr Resümee.

 

Faires Verhalten startet im Gehirn

Faires Verhalten startet im Gehirn
Therapeutischer Nutzen für psychiatrische Patienten

Zürich (pte021/07.10.2011/13:00) – Zivilisiertes Zusammenleben setzt voraus, dass sich Menschen an soziale Normen halten. Die Einhaltung dieser Normen stellen wir mit Sanktionierungen sicher. Häufig geschieht eine solche Bestrafung sogar auf eigene Kosten. Dieses Verhalten widerspricht dem ökonomischen Eigennutz des Bestrafenden und verlangt die Kontrolle egoistischer Impulse, so Forscher der Universitäten Zürich http://uzh.ch und Basel. "Es geht bei unserer Studie darum, dass wir in vielen Handlungen unseren Eigennutz unterdrücken müssen, um uns sozial und fair zu verhalten", so Thomas Baumgartner von der Universität Zürich gegenüber pressetext.

Dieser Prozess ist etwa zu finden beim Spenden von Geld, aber auch beim Sanktionieren von Normverletzungen. "Stellen sie sich dabei folgende Situation vor: Ein Interaktionspartner schlägt ihnen ein Geschäft vor, womit er und sie viel Geld verdienen könnten. Gleichzeitig würde es aber auch dazu führen, dass Sie damit eine Firma in den Konkurs reißen, wobei viele Arbeitsplätze verloren gingen. Machen sie dabei mit oder nicht?", fragt Baumgartner. Um nicht dabei mitzumachen, und sich sozial verträglich zu verhalten, müsste man in diesem Fall den persönlichen Eigennutzen unterdrücken – "etwas, das in gewissen Wirtschaftszweigen höchstwahrscheinlich zu selten geschieht".

Eigennutz unterdrücken

In der Untersuchung haben die Forscher ein Paradigma verwendet, was dieser Geschäftssituation nahe kommt und haben dabei herausgefunden, dass präfrontale Regionen im Gehirn bei erfolgreicher Selbstkontrolle des Eigennutzens eine sehr gewichtige Rolle spielen. Die neuen Erkenntnisse könnten auch zur therapeutischen Verwendung bei psychiatrischen, forensischen Patienten bedeutend sein. Patienten, die ein stark antisoziales Verhalten zeigen, weisen auch häufig eine reduzierte Aktivität im ventromedialen präfrontalen Kortex auf.

Diese Gehirnregion ist aber für eine nicht-invasive Gehirnstimulation nicht direkt erreichbar, weil sie zu tief im Gehirn verankert ist. Die Resultate der Studie weisen darauf hin, dass die Aktivität dieser Gehirnregion erhöht werden könnte, würde man mittels Gehirnstimulation die Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Kortex erhöhen. "Diese indirekt herbeigeführte Erhöhung der Aktivität der frontalen Gehirnregionen könnte dazu beitragen, das prosoziale und faire Verhalten bei solchen Patienten zu verbessern", schlussfolgert die Psychologin Daria Knoch.

Trauma-Folgen aus Kindheit werden weitervererbt

Zürich (pte/20.08.2010/06:00) – Ein Forscherteam der Universität Zürich und der ETH Zürich http://www.eth.ch hat nachgewiesen, dass Verhaltensauffälligkeiten, die bei einer Traumatisierung wie etwa Vernachlässigung, körperlicher Gewalt oder sexueller Missbrauch, auch an die folgenden Generationen vererbt werden können. Damit konnte die Theorie bestätigt werden, dass traumatische Erlebnisse während der Kindheit oder der Jugend auch an die Nachkommen weitergegeben werden.

"Wir haben bei traumatisierten Mäusen nachweisen können, dass diese Schädigungen bis in die dritte Nachfolge-Generation andauern können", so Studienleiterin Tamara Franklin gegenüber pressetext. Dies sei jedoch nicht auf eine Mutation der Erbsubstanz zurückzuführen. "Der Stress verändert das Methylierungs-Profil bestimmter Gene im Gehirn und in den Spermien männlicher Mäuse", berichten die Wissenschaftlerinnen im Fachmagazin Biological Psychiatry.

Schädigungen dauern bis zur dritten Nachfolge-Generation

"Wir konnten nachweisen, dass diese Schädigungen bis in die dritte Nachfolge-Generation andauern", so die Forscherin. Bisher konnten bei Mäusen fünf Gene identifiziert werden, die aufgrund früher Stresserlebnisse von einer Methylierungen betroffen sind. Dabei wird an bestimmten Genen eine Methylgruppe, die aus einem Kohlenstoff und drei Wasserstoff-Atomen besteht, angehängt.

Die DNA-Bausteine werden nicht verändert, die Aktivität der betroffenen Gene allerdings schon. Das wiederum hat Auswirkungen auf verschiedene Körperfunktionen. Es waren jedoch nicht alle gefundenen Gene gleich stark beeinflusst. "Es kommt sehr darauf an, wo und wie die Methylgruppen angebracht werden", meint Isabelle Mansuy, Leiterin der Arbeitsgruppe.

Trauma-Mäuse verhalten sich anders

"Es ist natürlich schwierig, genau zu sagen, was in einer Maus vor sich geht", meint Franklin. Doch haben die Studien an zwei Mäusegruppen gezeigt, was geschieht, wenn Jungtiere knapp nach der Geburt vom Muttertier getrennt werden. Dieses Tiermodell wird zur Nachahmung von Kindesvernachlässigung und traumatischer Kindheitserlebnisse verwendet.

"Die jungen Mäuse waren so stark gestresst, dass sie deutliche Verhaltensänderungen im Erwachsenenalter zeigten", so die Forscherin. Sie zeigten ähnliche Verhaltensmuster wie depressive Menschen, wurden unter bestimmten Umständen aggressiv oder apathisch und wiesen soziale Störungen auf. Zudem zeigten die traumatisierten Mäuse auch deutliche Unterschiede in der Impulskontrolle. Sie stürmen ohne Ziel los und kannten offenbar weder Angst noch Umsicht.

Nur bedingt auf Menschen übertragbar

"Da die Versuche mit den Mäusen in engen, abgeschlossenen System durchgeführt wurden und zusätzliche positive Effekte kaum greifbar waren, sind die Erkenntnisse nur bedingt auf den Menschen übertragbar", erklärt Franklin. In weiteren Versuchen mit anderen Genen, die epigenetisch gesteuert werden und mit Verhaltensstörungen in Verbindung stehen, konnten die Forscher allerdings ähnliche Symptome, wie sie auch bei Borderline- und Depressions-Patienten sehr prominent vorhanden sind, ausmachen.

Die Forscherin denkt nun daran, die Untersuchung dieses epigenetischen Phänomens auf Menschen auszudehnen. Dazu braucht sie Gewebeproben von Personen und ihren Nachkommen. Bereits im Vorfeld gehen die Forscher davon aus, dass auch in den menschlichen Genen solche Methylierungen festzustellen sind.

Suchtrisiko bei sexuellen Minoritäten

Psychische Belastungen und Suchtrisiko bei sexuellen Minoritäten

fzm, Stuttgart, November 2018 – Rund fünf
Prozent aller Menschen in Deutschland gehören einer sexuellen Minderheit
an – sie definieren sich also nicht als heterosexuell, sondern als
homo- beziehungsweise bisexuell oder als Transgender*Personen. In
Studien weisen sie eine stärkere Belastung infolge von Diskriminierung
und Stigmatisierung auf. Daher entwickeln sie mit höherer
Wahrscheinlichkeit eine psychische Störung, so dass ein vermehrter
Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung für diese Gruppen
angenommen werden kann. Hierzulande mangelt es jedoch an spezifischen
Behandlungsangeboten. Die Fachzeitschrift „Suchttherapie“ (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart. 2018) widmet sich dem Thema in mehreren
Fachbeiträgen. Experten und Expertinnen weisen darauf hin, dass sexuelle
Minoritäten häufiger unter Ängsten und Depressionen leiden. Sie haben
zudem ein erhöhtes Risiko, eine Suchterkrankung zu entwickeln, was
Auswirkungen auf eine Psychotherapie haben kann.

Professorin Dr. phil. Irmgard Vogt hat das Schwerpunktthema
koordiniert und selbst einen Übersichtsartikel verfasst. „In der
deutschen Sozial- und Suchtforschung spielt die sexuelle Identität
bislang leider kaum eine Rolle“, sagt die Psychologin, die bis 2009 an
der Frankfurt University of Applied Sciences gelehrt hat. Daher greift
sie hauptsächlich auf Studien aus dem anglo-amerikanischen Raum zurück.
Hier wurden und werden deutlich häufiger auch die sexuelle Identität,
sexuelle Präferenzen und das Sexualverhalten abgefragt und in Bezug zu
psychische Störungen und der Entwicklung von Suchterkrankungen sowie
entsprechender Behandlungsangebote gesetzt.

Eine Reihe von Studien zeigt, dass psychische Belastungen bei
sexuellen Minderheiten – pauschal – betrachtet häufiger auftreten als
bei Heterosexuellen. Sie leiden vermehrt unter Substanzkonsumstörungen.
Dazu zählen ein exzessiver beziehungsweise abhängiger Konsum von
Alkohol, Tabak und anderen psychoaktiven Stoffen. Aber auch
Depressionen, Ängsten und Persönlichkeitsstörungen treten
vergleichsweise oft auf. „Im Vergleich mit heterosexuellen und
homosexuellen Männern und Frauen leiden bisexuelle Frauen besonders
häufig unter diesen psychischen Störungen“, resümiert Vogt. Sie litten
bis zu viermal so häufig unter psychischen Problemen wie heterosexuelle
Frauen. Auch über Suizidversuche berichten bisexuelle Frauen häufiger
als Homosexuelle beider Geschlechter.

Das Wissen um die besonderen Bedürfnisse und Belastungen
sexueller Minderheiten sollte auch in Deutschland deutlich mehr
berücksichtigt werden. Das gelte für Forschungen zum
Gesundheitsverhalten und die Psychotherapieforschung gleichermaßen.
Darüber hinaus sollten in der Suchthilfe und allgemein in der
Psychotherapie die spezifischen Belastungen und Bedürfnisse der
sexuellen Minderheiten eine größere Rolle spielen als bisher, so Vogt.
Während in den USA knapp jede fünfte Anlaufstelle für Suchtkranke auch
spezielle Angebote für sexuelle Minoritäten bereithalte, sei dies
hierzulande nur sehr selten der Fall. Wichtig seien unter anderem
affirmative Therapiestrategien, die das Selbstwertgefühl stärken,
Schuldgefühle verringern und zu einem offenen Umgang mit der eigenen
sexuellen Identität ermutigen.

Dass es für den Therapieerfolg entscheidend sein kann, auf
sexuelle Besonderheiten Rücksicht zu nehmen, wird bei der Suchttherapie
von Trans-Männern und -Frauen besonders deutlich. Wie Forscher des
Interdisziplinären Transgender Versorgungscentrums am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in ihrem Beitrag darlegen, kann
die Hormonbehandlung, die die Geschlechtsangleichung oft begleitet, die
Dynamik einer Suchterkrankung sowohl abschwächen, als auch verstärken.
Es sei daher wichtig, die Patienten auf mögliche Begleitumstände
vorzubereiten und bereits vor Beginn der Hormontherapie effektive
Strategien zum Umgang mit Suchtdruck und Substanzkonsum zu entwickeln.
Zudem hat die Hormontherapie immer auch einen Effekt auf die Stimmung:
So können Östrogene und Anti-Androgene (feminisierende Hormone) und
Androgene (maskulinisierende Hormone) einen positiven oder negativen
Einfluss auf bereits vorhandene affektive Störungen und somit
Auswirkungen auf die Psychotherapie haben.

I. Vogt:
Sexuelle Identität, der Konsum von Alkohol und anderen Drogen,
gesundheitliche Probleme und Behandlungsansätze: Ein unsystematischer
Forschungsüberblick
Suchttherapie 2018; 19 (4); S. 168–175

Viagra als Ersatz für Zärtlichkeit

Mögliche Wirkung des Potenzmittels auf Hormonhaushalt

Madison (pte/27.08.2007/12:14) – Das Potenzmittel Viagra kann nicht nur die Erektionsfähigkeit steigern, sondern möglicherweise auch die Ausschüttung des sogenannten "Treuehormons" Oxytocin fördern. Zu diesem Schluss kommen amerikanische Forscher der Universität Wisconsin-Madison http://www.wisc.edu. Sie testeten die Wirkung von Viagra auf den Hormonhaushalt von Ratten und beobachteten einen Anstieg des Oxytocin-Spiegels. "Ich vermute, dass die Steigerung des Oxytocin lediglich eine Folge der erhöhten sexuellen Aktivität ist", zweifelt Sexualmediziner Georg Pfau im Gespräch mit pressetext an den Ergebnissen der Studie.

"Oxytocin wird bei jeder Form der Zärtlichkeit ausgeschüttet – sowohl zwischen Mutter und Kind als auch in der Partnerschaft", erklärt Pfau. "Das Hormon fördert die Bindung zum Partner und ist ein Mittel der sexuellen Kommunikation. Ein Mangel an Oxytocin zeigt sich im Gefühl der Einsamkeit." Ein Medikament, dass die Ausschüttung des Hormons fördert, hält Pfau für nicht sinnvoll. "Der Mann soll das Oxytocin seiner Partnerin steigern und nicht sein eigenes."

"Die Ergebnisse sind ein Teil eines Puzzles, in dem noch viele Teile fehlen", räumt Meyer Jackson, Autor der Studie, ein. "Aber sie zeigen auf, dass Potenzmittel nicht nur die Erektionsfähigkeit eines Mannes beeinflussen." Im Rahmen der Studie war die Ausschüttung von Oxytocin bei Ratten beobachtet worden, denen zuvor Viagra verabreicht worden war. Auf den Menschen hätte das Medikament vermutlich dieselbe Wirkung, so Jackson.

"Viagra steigert die Erektionsfähigkeit und nicht die Libido", ist sich Pfau sicher. "90 Prozent der Erektionsstörungen sind psychisch bedingt – die wenigsten haben organische Ursachen." Oft würde die Paardimension von sexuellen Problemen vernachlässigt. "Die eindimensionale Wirkung von Viagra ist für Sexualmediziner zu wenig. Wir sehen Sexualität als kommunikative Dimension der Partnerschaft und fragen nach den Ursachen der Probleme", so Pfau abschließend gegenüber pressetext.

Me to-Debatte: Wohlwollender Sexismus erfolgreicher als almentieren

pte20180731001 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

"Wohlwollender Sexismus" beeindruckt Damenwelt

Viele solche Männer kommen sowohl beruflich als auch privat besser an

Paar: Sexismus wirkt manchmal anziehend (Foto: pixelio.de, Oliver Thaler)
Paar: Sexismus wirkt manchmal anziehend (Foto: pixelio.de, Oliver Thaler)

Ames/Canterbury/Wien (pte001/31.07.2018/06:00) –

Frauen wissen "wohlwollenden Sexismus" zu schätzen, wie Forscher der Iowa State University http://iastate.edu in Zusammenarbeit mit Kollegen der University of Kent https://kent.ac.uk ermittelt haben. Zudem sind sich viele Frauen des negativen Einflusses,
den diese Gesten mitunter mit sich bringen können, nicht bewusst. Für
die Erhebung sollten Frauen die Profile verschiedener Männer mit und
ohne derartigen Ausprägungen anhand verschiedener Kategorien bewerten.

Frau sollte entscheiden dürfen

"So wie bei jedem Verhalten zwischen zwei Menschen
sollte ihnen nicht vorgeschrieben werden, wie sie sich fühlen und wie
sie das Verhalten bewerten sollen. Ich glaube, dass jede Frau für sich
selbst entscheiden kann, ob sie einen ‚Gentleman‘ oder einen Mann haben
will, der ihr eben nicht in den Mantel hilft, die Autotür aufmacht oder
die Rechnung bezahlt. Die Entscheidung, wie eine Frau ihre Beziehung zu
einem Mann gestalten will, kann jede Frau für sich selbst treffen",
erklärt Psychologe Dominik Rosenauer http://dominikrosenauer.com auf Nachfrage von pressetext.

"Wir haben Frauen gefunden, die sich der herabsetzenden
Wirkung von Sexismus durchaus bewusst waren. Dennoch haben sie Männer
mit einer derartigen Beschreibung als attraktiver eingestuft, da diese
Verhaltensweisen ein Signal für die Bereitschaft darstellen, die Frau zu
beschützen, zu versorgen und sich dieser zu verpflichten", erklärt
Pelin Gul von der Iowa State University. Vergangene Studien hätten
bereits deutlich gezeigt, dass Frauen Partner präferieren, die
investieren, indem sie Ressourcen bereitstellen.

Auch Feministinnen sind anfällig

Die Profile der Männer mit und ohne sexistischen
Haltungen sollten von den Versuchspersonen hinsichtlich der Kriterien
Attraktivität, Wärme, Bereitschaft zu beschützen, zu versorgen, sich zu
verpflichten sowie herablassenden Verhaltensweisen eingestuft werden.
Gemessen wurde ebenfalls, wie die Probanden wohlwollende Gesten
gegenüber dem weiblichen Geschlecht in professionellem und privatem
Kontext aufnehmen. Gegenüber dem in der Studie häufig verwendeten
Begriff des Sexismus sei Vorsicht angebracht.

"Die Bezeichnung dieses Verhaltens als ‚Sexismus‘ finde
ich unglücklich, weil damit eine Diskriminierung eines Geschlechts
aufgrund des Geschlechts gemeint ist. Während dies bei Einschränkungen
des Wahlrechts oder Benachteiligung bei der Bezahlung oder von
Aufstiegschancen sinnvoll ist, ist es eine Aufweichung des Begriffs,
wenn damit alles und jedes gemeint wird", erläutert Rosenauer hierzu.

Laut Gul zeigen die Resultate, dass sich Frauen sowohl
im beruflichen als auch privaten Umfeld mehr zu Männern, die einen
wohlwollenden Sexismus zeigen, hingezogen fühlen. Besonders stark war
dieser Effekt im Bereich des Datings. Auch interessant: Sowohl Frauen,
die sich als feministisch beschreiben, als auch jene, die sich nicht so
einordnen würden, haben sich von den sexistischen Männern mehr
hingezogen gefühlt. Diese haben das Verhalten zwar als herablassend
beschrieben, die positiven Eigenschaften jedoch stärker gewichtet.