Geld macht doch glücklich
Autorenteam liefert Absage an Grundsätze der Glücksforschung
Geldscheine: besonderes Glück (Foto: pixelio.de/E. Roßmann)
Stuttgart (pte010/23.07.2012/11:15) – Es ist ein Trugschluss, dass mehr Geld nicht glücklicher macht. Das legen Joachim Weimann und Andreas Knabe von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg http://www.ovgu.de sowie Ronnie Schöb von der FU Berlin http://fu-berlin.de mit ihrem jüngsten Buch "Geld macht doch glücklich" dar. "Glück ist mehrdimensional und kann auch so gemessen werden", erklärt Weimann gegenüber pressetext. Von der Glücksforschung wurde bislang zu wenig und nur eindimensional gemessen wie auch der sogenannte Nettoaffekt "vergessen".
Reicher ist besser
"Wenn wir reicher sind, geht es uns auch besser", weiß der Wirtschaftswissenschafter und entkräftet die in seinen Augen negative Grundstimmung, wonach der Materialismus am Ende wäre. "Absolute Lohnzuwächse bringen auch eine höhere Lebenszufriedenheit", versichert Weimann. Zu berücksichtigen seien aber auch Faktoren wie Gesundheit, Ehe, Kontakte oder Freiheit, welche das Lebensglück entscheidend beeinflussen. "Und wenn man generell länger lebt, kann man auch länger zufrieden sein."
Zu den das Lebensglück beeinflussenden wirtschaftlichen Determinanten zählen die Buchautoren vor allem Arbeitslosigkeit, Inflationsrate, Einkommensgleichheit und Bildung. "Wir reden über ein Luxusproblem", manifestiert Weimann. Für Entwicklungsländer sei zum Beispiel unbestritten, dass Lohnsteigerungen mehr Zufriedenheit bringen. Das von den Experten kritisierte Easterlin-Paradoxon, nach dem mehr Einkommen keine höhere Lebenszufriedenheit schafft, gelte – wenn überhaupt – nur für reiche Gesellschaften. "So wie das BIP die gesamte Wirtschaftsleistung in nur einer Zahl darstellt, aggregiert die Glücksforschung die Lebenszufriedenheit", vergleicht Weimann.
Riesiges Messproblem
Die Glücksforschung tauge nicht zur Messung von gesellschaftlichem Fortschritt, behaupten die Buchautoren. "Es ist ein riesiges Messproblem, verschiedene Lebensabschnitte samt ihrer jeweiligen Lebenszufriedenheit miteinander zu vergleichen", meint Weimann. Zudem habe die Glücksforschung den sogenannten Nettoaffekt von Ereignissen bislang vernachlässigt, der die guten und schlechten Gefühle misst, die Menschen tatsächlich haben und der Befunde über die Lebenszufriedenheit mitunter ins Gegenteil verkehren kann. "Ein Arbeitsloser mag vielleicht insgesamt mit seinem Leben unzufrieden sein, kann andererseits aber dennoch über den Tag hinweg durchaus positive Stimmungen haben".
Geld sei keineswegs "alles" im Leben, unterstreicht der Professor. "Das war nie der Punkt. Es ging immer darum, damit Güter zu erwerben, von denen man annimmt, dass sie glücklich machen." Dabei sei der Nutzen, den ein Mensch empfindet, genauso wie seine Lebenszufriedenheit eine zutiefst subjektive Angelegenheit. Die Antwort auf die Frage, was Menschen glücklich macht, unterliege mitunter sogar dem Zeitgeist.