Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Solarium-Freaks unbelehrbar

Fehlende Einsicht, Verharmlosung und Unwissen weit verbreitet
 
Solarium: Jugendliche unterschätzen Gefahr (Foto: pixelio.de/Manwalk)

New York/Wien (pte004/25.06.2012/06:15) – Die häufige Benutzung von Solarien kann Hautkrebs auslösen. Jugendliche und junge Erwachsene wissen das in der Regel – und gehen trotzdem unter die künstliche Sonne. Warum sie die Warnung ignorieren und wie sie das rechtfertigen, haben nun Forscher vom New Yorker Memorial Sloan-Kettering Cancer Center http://mskcc.org erhoben. "Sechs von zehn jungen Erwachsenen geben an, dass Solarien zwar krank machen, dass aber heutzutage ohnehin alles Krebs auslöst", berichtet Studienleiterin Smita Banerjee.

Jugendliche Denkweise

600 Uni-Studenten wurden für die Erhebung befragt. Unter jenen mit Solarien-Erfahrung wussten immerhin 59 Prozent, dass dieses Tumor auslösen kann. 52 Prozent sagten, das künstliche Bräunen sei nicht gefährlicher als viele andere Alltagshandlungen. Zwölf Prozent sagten, der momentane Sonnen-Look sei für sie wichtiger als Sorgen über späteren Hautkrebs, und zehn Prozent stimmten der Aussage "Solarien können nicht so schlecht sein, da viele Benutzer alt werden" zu.

"Die typische Rechtfertigung von riskantem Verhalten ist, dass überall Gefahren lauern, denen man deshalb gar nicht ausweichen kann. Falsch ist dabei freilich die Annahme, dass von Risiken und realen Gefahren dieselbe Bedrohung ausgeht", erklärt Banerjee, deren Studie in der Zeitschrift "Archives of Dermatology" veröffentlicht wurde. Ihr Anliegen: Durch die Kenntnis der Denkweise Jugendlicher sollen Ärzte diese besser davon überzeugen können, gesundheitsschädliches Verhalten zu reduzieren. Bei unzutreffenden Aussagen wie "Alles macht Krebs" könnte man helfen, Prioritäten für die eigene Gesundheit zu reihen.

Alternativen fördern

"Gefahr besteht vor allem für jene Jugendliche, die süchtig nach dem Solarium sind. Sie zu bekehren ist genauso, wie wenn man Drogenabhängige vom Heroin abbringen will", erklärt ein Dermatologe im pressetext-Interview. Da die Abschreckung ähnlich wie beim Rauchen nur begrenzt wirke, könne man bei Wenig-Nutzern zumindest Alternativen anbieten. "Jugendliche wollen vor allem attraktiver werden. Dermatologisch gibt es bei Formen wie Airbrush-Tan oder Bräunung aus der Tube bisher keine Hinweise auf Schädigungen."

Gegen den Wohlfühl-Effekt des UV-Lichts könne man dabei allerdings nur schwer ankommen, sagt der Experte. Ein Lichtblick jedoch: Das Schönheitsideal ist heute deutlich heller als die tiefdunkle Bräunung in den 1990er-Jahren.

Immer mehr bestätigt sich: Unsere Gesundheit beginnt im Darm

Gemeinsame Pressemitteilung des Exzellenzclusters
PMI an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Charité –
Universitätsmedizin


Alles im Gleichgewicht –
Wie unser Immunsystem eine gesunde Mikrobiota im Darm aufrechterhält

Forschende des Exzellenzclusters Präzisionsmedizin
für chronische Entzündungskrankheiten und der Charité – Universitätsmedizin
Berlin haben einen Mechanismus entschlüsselt, der die Immunreaktion gegen
Mikroorganismen im Darm steuert. Die Ergebnisse der internationalen Studie
können zur Entwicklung neuer Therapien bei chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen beitragen. Sie wurden in der Fachzeitschrift Nature Immunology
veröffentlicht.

Das Immunsystem schützt davor, dass sich
krankmachende Keime im Darm ausbreiten. Gleichzeitig erlaubt es die Besiedelung
mit nützlichen Mikroorganismen. Die Zusammensetzung der Mikroorganismen im
Darm, der sogenannten Mikrobiota, hat umgekehrt aber auch einen Einfluss auf
die Qualität der Immunreaktion. Einen molekularen Mechanismus, der entscheidend
zu diesem Gleichgewicht beiträgt, hat eine internationale Forschungsgruppe
unter Leitung von Professor Alexander Scheffold von der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Exzellenzcluster
Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen nun im Tiermodell
aufgedeckt.

Das Team um Dr. Christian Neumann
(Charité-Universitätsmedizin Berlin), Dr. Sascha Rutz (Genentech, San
Francisco), Professor Axel Kallies (Universität Melbourne und Walter and Eliza
Hall Institute of Medical Research, Melbourne) und Professor Scheffold
erforschte molekulare Regulatoren der Immun-Mikrobiota-Interaktion bei Mäusen.
Das Team konzentrierte sich auf sogenannte regulatorische T-Zellen. Das sind
Immunzellen, die verhindern, dass harmlose oder gar nützliche Mikroorganismen
im Darm vom Immunsystem attackiert werden. „Wir haben ein Molekül
identifiziert, c-Maf, das für die Entwicklung und Funktion von spezifischen
regulatorischen T-Zellen im Darm essentiell ist“, erklärt der Kieler Immunologe
Scheffold. C-Maf hindert das Immunsystem daran, die Mikrobiota anzugreifen.
„Fehlt dieses Molekül, kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems im Darm
und in der Folge zu einer deutlich veränderten Zusammensetzung der Mikrobiota“,
ergänzt Erstautor Dr. Christian Neumann vom Institut für Mikrobiologie und
Infektionsimmunologie der Charité. Diese veränderte Zusammensetzung erwies sich
als bemerkenswert stabil: Als die Forschenden die veränderte Mikrobiota auf
Mäuse mit intaktem c-Maf-Regelkreis übertrugen, entwickelten diese ebenfalls
eine Überreaktion des Immunsystems im Darm.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl das
Immunsystem als auch die Mikrobiota wechselseitig dazu beitragen, das
Gleichgewicht im Darm herzustellen und aufrecht zu erhalten“, betont der Kieler
Immunologe Scheffold. „Dies könnte erklären, wie ein mikrobielles
Ungleichgewicht zu chronisch entzündlichen Darmkrankheiten beitragen kann und
warum die Behandlung häufig fehlschlägt.“. Die Erkenntnisse könnten den
Grundstein für die Entwicklung neuer Therapieansätze legen, die etwa bei
chronisch entzündlichen Darmerkrankungen darauf abzielen, Immunantwort und
Mikrobiota gleichermaßen zu beeinflussen und wieder in Einklang zu bringen. In
Zukunft möchte das Forschungsteam daher untersuchen, wie ein etablierter
pathologischer Regelkreis zwischen Darmbakterien und dem Immunsystem bei
Patientinnen und Patienten gezielt destabilisiert und in den Ursprungszustand
zurückgesetzt werden kann.

Originalpublikation: 
Christian Neumann, …. Axel Kallies, Alexander
Scheffold, et al. c-Maf-dependent Treg cell control of intestinal TH17 cells
and IgA establishes host–microbiota homeostasis. Nature Immunology.
Published 18 February 2019.
https://doi.org/10.1038/s41590-019-0316-2

Alarmierend: Antibiotika in der Tiermedizin führen zu Keim-Resistenzen

pte20190110005 Forschung/Technologie, Umwelt/Energie

Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Hürde

Behandlungsverfahren wie Lagern oder Kompostieren haben kaum Einfluss auf die Wirkstoffe

Biogasanlage: Auch sie reduziert Resistenzen nicht (Foto: pixabay.de, ADMC)
Biogasanlage: Auch sie reduziert Resistenzen nicht (Foto: pixabay.de, ADMC)

Gießen
(pte005/10.01.2019/10:30) – Viele in der Tiermedizin verwendete
Antibiotika, die über Urin und Kot in die Gülle gelangen und somit zu
immer resistenteren Keimen führen, lassen sich selbst mit Biogasanlagen
nicht beseitigen. Das ist das Ergebnis eines Projektes der
Justus-Liebig-Universität Gießen http://uni-giessen.de , das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) http://dbu.de fachlich und finanziell mit rund 343.800 Euro gefördert hat.

Sulfonamide und Tetrazykline

"Rund ein Drittel der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika gehören
zu den antibakteriell wirkenden Sulfonamiden und Tetrazyklinen, die wir
untersucht haben", so Projektleiterin Astrid Spielmeyer von der
Universität Gießen. Der Wirkstoff Tetrazyklin werde bei Menschen und
Tieren als Breitbandantibiotikum verwendet. Er wirke demnach gegen eine
Vielzahl von Bakterien und komme insbesondere dann zum Einsatz, wenn
sich der Krankheitserreger nicht genau bestimmen lasse. Für die beiden
genannten Antibiotika-Gruppen sind bereits resistente Keime nachgewiesen
worden.

Der Antibiotika-Rückgang in Güllebehandlungsverfahren, wie Lagern oder
Kompostieren, war in mehreren Studien bereits beschrieben worden –
allerdings mit verschiedenen Ergebnissen. Im Projekt stellte sich
heraus, dass unterschiedliche Temperaturen, Säure- und Salzgehalte kaum
Einfluss auf die Wirkstoffe hatten. Bei Zusatz von einem Feststoff wie
Maissilage, der auch in Biogasanlagen erfolgt, sei es allerdings zu
einem Rückgang der Antibiotika-Konzentration gekommen. "Ein derartiger
Rückgang, wie er auch in vorherigen Studien festgestellt wurde, heißt
nicht unbedingt, dass die chemischen Strukturen zerstört und unwirksam
werden", erklärt Spielmeyer.

733 Tonnen Antibiotika vergeben

2017 wurden laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit http://bvl.bund.de in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben, der
Großteil davon wird in Nutztierställen eingesetzt. Da nicht alles von
den Tieren aufgenommen wird, gelangen Rückstände der Antibiotika und
ihrer Stoffwechselprodukte in die Gülle. Diese wird entweder direkt oder
nach der Vergärung in Biogasanlagen auf den Äckern verteilt.

Angst vor Zahnbehandlung

Angst vor
Zahnbehandlung:
durch
Verhaltenstherapie
in fünf Stunden
heilbar

Zahnbehandlungsangst
basiert meist auf
relevanten
ängstigenden
Erinnerungen und
kann zu
Behandlungsverweigerungen
mit verheerenden
Folgen führen. In
einem
verhaltenstherapeutischen
Therapieprogramm
sind Betroffene
erfolgreich
behandelbar und
nehmen relativ
entspannt auf dem
Zahnarztstuhl Platz.
Verhaltenstherapie
erweist sich in
diesem Zusammenhang
der Hypnose und der
Narkose deutlich
überlegen. Die
Arbeitsgruppe um
Jürgen Margraf
(Bochum) stellt das
Fünf-Stunden-Programm
in der aktuellen
Ausgabe von
"Verhaltenstherapie
und
Verhaltensmedizin"
detailliert vor.

  • Die erste Stunde
    besteht aus
    Kontaktaufnahme,
    Diagnostik,
    psychoedukativen
    Elementen und
    der Ableitung
    des

    Behandlungsrationals.

  • Hauptziele der
    zweiten Sitzung
    sind die
    Erläuterung des
    Drei-Schritte-Programms
    der Angewandten
    Entspannung
    sowie die
    Erarbeitung
    hilfreicher
    Gedanken für die
    Zahnbehandlung.
  • In der dritten
    Sitzung wird
    eine
    Video-Exposition
    vorgenommen und
    die
    Atementspannung
    als zweite
    körperliche
    Copingstrategie
    eingeführt.
    Außerdem wird
    per
    Geräuschexpositon
    (Zahnbehandlungsgeräusch)
    die Wirksamkeit
    der Atmung gegen
    körperliche
    Furchtsymptome
    geprüft.
  • Die Sitzungen
    vier und fünf
    bestehen im
    Wesentlichen aus
    In-sensu-Zahnbehandlungs-
    Expositionsübungen.
    Das Ziel besteht
    darin, kognitive
    und körperliche
    Furchtsymptome
    zu evozieren und
    anschließend mit
    den drei
    eingeübten
    Coping-Strategien
    – hilfreiche
    Gedanken,
    Angewandte
    Entspannung,
    Atmung – zu
    bewältigen. Die
    Zahnbehandlung
    wird dabei vom
    Therapeuten vom
    Moment der
    Ankunft des
    Patienten in der
    Praxis bis zum
    Verlassen der
    Praxis
    hinsichtlich der
    situativen
    Sinneseindrücke
    und der
    individuellen
    Furchtreaktionen
    möglichst
    detailreich
    dargestellt.
    Während der
    Übung liegt der
    Patient im
    Entspannungsstuhl
    und wird
    instruiert, sich
    die Szenen in
    der
    Zahnarzt-Praxis
    möglichst genau
    vorzustellen.

Die letzten Minuten
der fünften
Therapiesitzung
sollten darauf
verwendet werden,
mit den Patienten
Anzeichen und
Frühsymptome eines
drohenden Rückfalls
zu erarbeiten und
Strategien zu
entwickeln, wie
dieser verhindert
werden kann. Zu
einem erneuten
Aufleben der schon
überwunden
geglaubten Furcht
kann es besonders
nach längerer
Behandlungspause
oder nach einer
besonders
unangenehmen
Behandlung kommen.
Die bisherigen
Erfahrungen zeigen
allerdings, dass
Rückfälle auch nach
längerer Zeit
relativ selten sind.

 

Herzinfarkt und Schlaganfall bei Rheumapatienten häufiger

Herzinfarkt und Schlaganfall bei Rheumapatienten häufiger

Wiesbaden – Die etwa 800 000 Menschen mit entzündlichem Rheuma in Deutschland sind nicht nur von Schmerzen und Schäden ihrer Gelenke bedroht. Neue Studien zeigen, dass auch ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöht ist. Eine frühzeitige Behandlung des Rheumas könnte Betroffene auch vor den Gefäßschäden und ihren tödlichen Folgen schützen. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) setzt sich für wirksame Therapien ein und rät Patienten, zusätzliche Risiken wie etwa Zigarettenrauch unbedingt zu meiden. Systemische Entzündung ist ein Hauptthema des 119. Internistenkongresses, der vom 6. bis 9. April 2013 in Wiesbaden stattfindet.

Rheumatoide Arthritis, auch Gelenkrheuma genannt, gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen die körpereigene Abwehr eigenes gesundes Gewebe angreift. Die Attacke ist zwar in erster Linie gegen die Knochen gerichtet. Es begleitet sie jedoch eine Entzündungsreaktion im gesamten Körper, die auch die Blutgefäße in Mitleidenschaft zieht. „Herzinfarkte und Schlaganfälle treten deshalb bei Rheumakranken doppelt so häufig auf wie in der übrigen Bevölkerung“, sagt Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Chefarzt an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Das Herzinfarktrisiko von Rheumapatienten ist genauso hoch wie von Diabetikern.

„Schon in den ersten Erkrankungsjahren einer entzündlichen Gelenkerkrankung lassen sich mit kardiologischen Funktionstests Veränderungen in den Arterien nachweisen“, berichtet Müller-Ladner im Vorfeld des 119. Internistenkongresses. Langfristig hätten Rheumapatienten deshalb unbehandelt ein deutlich erhöhtes Sterberisiko. Aber nicht nur bei aktivem Rheuma droht ein Herzinfarkt, so der Experte: „Auch beschwerdefreie Menschen mit positivem Rheumafaktor oder erhöhten rheumaspezifischen Autoantikörpern im Blut, sogenannten ACPA, haben bereits ein erhöhtes Atheroskleroserisiko.“ Diese Antikörper sind ein Zeichen eines überaktiven Immunsystems. Sei eine drohende entzündliche Gelenkerkrankung zu vermuten, sollten Betroffene einen interni stischen Rheumatologen aufsuchen.

Die von Rheuma ausgehenden Risiken für den Körper sind ein weiterer Grund für eine konsequente Therapie, betont DGIM Kongresspräsidentin Professor Dr. med. Elisabeth Märker-Herman, Klinikdirektorin in Wiesbaden. Hilfreich seien neuere Medikamente, die die Signale der Entzündungsreaktion ausschalten. „Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass diese Biologika die Patienten auch vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen“, sagt die Rheumaexpertin. Die Erfahrungen aus rheumatologischen Patientenregistern und epidemiologische Untersuchungen lassen hoffen, dass die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Rheumapatienten unter frühzeitiger Therapie sinkt.

Ähnlich wie bei Diabetikern ist es für Menschen mit Rheuma wichtig, dass Blutdruck, Blutzucker und Blutfette stimmen. „Angesichts des hohen Risikos sollten Ärzte etwa bei der Verschreibung von Cholesterinsenkern konsequent sein“, fordert DGIM Vorsitzende Professor Märker-Hermann. Kein Rheumapatient könne sich jedoch auf Medikamente allein verlassen. Auch wenn dies oft verwundert: Bewegung hilft. Ganz entscheidend ist bei Rheuma zudem, auf Zigaretten zu verzichten. Denn Tabakrauch wirkt hier zweifach negativ: Er fördert die Entzündung der Gelenke und setzt die Wirksamkeit der Medikamente herab.

Tipp:

Über die Zusammenhänge von Rheuma und Herz spricht Professor Müller-Ladner auch in ei nem Podcast auf der Homepage des 119. Internistenkongresses unter www.dgim2013.de.

Vorsicht bei Hustenstillern

Vorsicht bei Hustenstillern: Lebensgefährliche Nebenwirkungen durch Codein

fzm, Stuttgart, Juli 2015 – Eltern sollten
ihren Kindern keine Hustensäfte mit dem Wirkstoff Codein geben. Seit
kurzem sind die Mittel für Kinder unter 12 Jahren verboten und auch für
ältere Kinder rät das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) von der Gabe des Hustenstillers ab. Auch für
Erwachsene ist Vorsicht geboten. In der Fachzeitschrift „DMW Deutsche
Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2015)
erklären Mitarbeiter der Behörde die Gründe.

Nach Auskunft der BfArM-Vizepräsidentin, Professor Julia
Stingl, starben mehrere Kinder, darunter eines in Deutschland, an einem
plötzlichen Atemstillstand, nachdem sie codeinhaltige Tropfen gegen
ihren Husten bekommen hatten. In einem Fall erkrankte sogar ein Baby,
dessen Mutter Codein zur Schmerzstillung erhalten hatte. Daher hat sich
das BfArM zu den Einschränkungen für Kinder entschieden.

Die Gründe wurden erst in den letzten Jahren ermittelt. Sie
hängen mit dem Wirkungsmechanismus von Codein zusammen. Codein ist ein
Pro-Drug. Die Wirkung tritt erst ein, wenn das körpereigene Enzym CYP2D6
Codein in der Leber in Morphin verstoffwechselt hat. Morphin ist ein
starkes Schmerzmittel, das auch den Hustenreiz lindert. Wie aktiv CYP2D6
ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, erklärt Professor
Stingl. Bei etwa sieben Prozent der Deutschen fehle das Enzym komplett:
Bei ihnen werde kein Morphin gebildet und es trete keine
schmerzstillende Wirkung ein. Im Gegensatz dazu verstoffwechseln etwa
drei Prozent der Bevölkerung ultraschnell. Diese Menschen haben mehrere
Kopien des CYP2D6-Gens. Bei einer Familie in Schweden lag es laut
Professor Stingl sogar in 13-facher Ausführung vor. Bei diesen
sogenannten Ultraschnell-Metabolisierern steigen die
Morphin-Konzentrationen rasch an und bereits nach einmaliger Einnahme
von Codein könne es zu einer Überdosierung kommen. Morphin stoppt den
Atemantrieb im Gehirn und die Patienten ersticken. Bei Kindern kommt
hinzu, dass die Ausscheidung von Morphin über die Nieren verlangsamt
ist. Die „Atemdepression“ bei kleinen Kindern, vor allem wenn sie nachts
auftritt, ist schwer zu erkennen und daher lebensgefährlich.

Das Enzym CYP2D6 ist nicht nur in der Leber aktiv. Es wurde
auch in Hirnzellen nachgewiesen. Welche Funktion es dort hat, ist
Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes, das das BfARM zusammen
mit dem Karolinska Institut Stockholm und der Universität Toronto
durchführt. Bisherige Studien zeigen, dass depressive Patienten, die zu
den Ultraschnell-Metabolisierern gehören, eine erhöhte Neigung zum
Suizid haben – wahrscheinlich weil sie Antidepressiva zu schnell
verstoffwechseln. Auch bei essgestörten Patienten konnte man eine höhere
Neigung zu suizidalen Gedanken oder Handlungen beobachten. Eine
mögliche Erklärung wäre, dass CYP2D6 in den Stoffwechsel von
Botenstoffen im Gehirn eingreift und so zu impulsgesteuerten Handlungen
führen könnte.

Im Forschungsprojekt des BfARM wird außerdem untersucht, ob
andere Medikamente die Aktivität von CYP2D6 verändern. Eine Verstärkung
der Wirkung ist für andere Leberenzyme bekannt, schreibt Professor
Stingl. Dies würde dann die Wirkung und die Risiken von Codein noch
einmal erhöhen, vor allem bei Ultraschnell-Metabolisierern. Rauchen und
Alkohol stehen derzeit im Verdacht, eine solche Wirkung zu erzielen.
Professor Stingl rät deshalb auch Erwachsenen zur Vorsicht bei dem
Wirkstoff Codein, der zwar seit über hundert Jahren in der Medizin
eingesetzt wird, über dessen Wirkung und Wechselwirkungen aber noch
längst nicht alles bekannt ist.

Kinder: Starke Fettleibigkeit gefährdet Herz

Kinder: Starke Fettleibigkeit gefährdet Herz
Hoher Blutdruck schon im Grundschulalter weit verbreitet
 
Fettsucht: Zu viele Kalorien schaden schon Kinderherzen (pixelio.de/Weiss)

Amsterdam (pte010/24.07.2012/10:35) – Schwer übergewichtige Kinder gefährden ihr Herz bereits im Grundschulalter. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des VU University Medical Centre http://www.vumc.com/patientcare gekommen. Erkrankungen des Herzens werden normalerweise mit den mittleren Lebensjahren in Zusammenhang gebracht. Erste Anzeichen erkannten die Forscher jetzt bereits bei Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren. Zwei Drittel der 307 Teilnehmer verfügten zumindest über ein frühes Symptom wie hohen Blutdruck. Details der Studie wurden in den Archives of Disease in Childhood http://adc.bmj.com veröffentlicht.

Kinder mit Risikofaktoren

Fettsucht gilt heute als ein weltweites Problem. Immer mehr Menschen sind davon immer früher betroffen. Zweijährige mit einem BMI von mehr als 20,5 gelten als schwer fettsüchtig. Mit 18 Jahren gilt das für einen BMI von 35. Für die aktuelle Studie nutzten die Wissenschaftler Daten der Dutch Paediatric Surveillance Unit aus den Jahren von 2005 bis 2007. Sie konzentrierten sich auf erste Anzeichen einer Herzerkrankung bei schwer übergewichtigen Kindern.

Die Forscher kommem zu dem Schluss, dass 62 Prozent der schwer fettsüchtigen Kinder unter zwölf Jahren bereits von einem oder mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren betroffen waren. Mehr als die Hälfte litt unter hohem Blutdruck, bei manchen waren die Werte des "guten" Cholesterin niedrig, dafür aber der Blutzucker hoch. Die Folge davon kann Typ-2-Diabetes sein. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass daraus auch Erkrankungen des Herzens in einem jungen Alter resultieren können.

Mehr Prävention nötig

Doireann Maddock von der British Heart Foundation http://www.bhf.org.uk betont gegenüber der BBC, dass diese Studienergebnisse trotz der geringen Anzahl an Teilnehmern ein schlechtes Gefühl hinterlassen. "Es ist ein großes Problem, dass so viele fettsüchtige Kinder bereits zumindest einen Risikofaktor aufweisen. Diese Situation kann sich nur dadurch bessern, wenn verhindert werden kann, dass junge Menschen überhaupt übergewichtig oder fettsüchtig werden."

Acht-Stunden-Schlaf muss kein Standard sein

Acht-Stunden-Schlaf muss kein Standard sein
Dauer fluktuiert auf natürliche Weise und hängt vom Individuum ab
 
Schlafende Frau: Rhythmus verläuft in Sinus-Kurve (Foto: pixelio.de, S. Blatt)

Sydney/Hörgas (pte007/01.02.2013/10:44) – Der als ideal geltende Acht-Stunden-Schlaf ist kein Standard, wie die University of Sydney http://sydney.edu.au herausgefunden hat. Demnach fluktuiert die Schlafdauer auf natürliche Weise innerhalb einiger Tage. Dieses Auf und Ab hat den Wissenschaftlern zufolge jedoch nichts mit dem Lebensstil, der Dauer des Einschlafens und Aufwachens sowie sozialen Faktoren zu tun. Der Schlafbedarf richtet sich vielmehr nach dem eigenen Zyklus. Sobald ein Mangel aufkommt, signalisiert dies der Körper und holt sich Extra-Stunden zum Nachholen. Je länger der Schlaf dauert, umso länger wird auch der Wachheitszustand. Je länger jemand wach ist, umso größer wird auch wieder der Schlafbedarf.

Bedarf verschieden

Die Untersuchung hat ergeben, dass die Schlafdauer der Probanden in einer Sinus-Kurve verlief, was so erstmalig beobachtet wurde. Die Forscher gehen davon aus, dass Schlafrhythmus-Mechanismen den Bedarf regeln und beruhigen, dass das Nicht-Erreichen des Acht-Stunden-Schlafes kein Grund zur Panik ist.

"Die Dauer von acht Stunden ist der Schnitt – der Bedarf ist jedoch individuell verschieden", so Wolfgang Schreiber, Lungenfacharzt und Schlafexperte des LKH Hörgas-Enzenbach http://lkh-hoergas.at , im pressetext-Interview. Bei einer regelmäßigen geringen Schlafdauer von unter fünf bis sechs Stunden, wird von einer Hyposomnie gesprochen. Umgekehrt können tägliche zwölf oder mehr Stunden zu einer Hypersomnie führen.

Großer Defizit hat Folgen

Bei markantem Defizit können kardiorespiratorische Probleme die Folge sein. "Der Blutdruck kann sich dahingehend erhöhen und sich irgendwann fixieren", so der Fachmann. Das aliquote Nachholen der verlorenen Stunden beispielsweise eines durchzechten Wochenendes ist jedoch nicht möglich. "Weder das Vorschlafen noch das Nachschlafen ist umsetzbar", führt der Arzt aus.

Bei einer kontinuierlichen fluktuierenden Dauer treten laut dem Fachmann jedoch keine markanten Folgen auf, solange sich die Stunden in Summe auf sechs bis acht Stunden belaufen. "Chronischer Schlafmangel kann jedoch unter anderem Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen verursachen", so Schreiber.

Ab wann die Alarmglocken für eine Schlafstörung schrillen, hängt jedoch vom Individuum selbst ab. "Während für die einen der tägliche Sechs-Stunden-Schlaf ausreicht, machen sich bei anderen bei dieser Dauer genau diese Symptome bemerkbar", schließt er ab.

Gesundheitsforschung: Ohne Statistik keine Fortschritte

Leibniz-Einrichtungen in Karlsruhe, Bremen, Dortmund/Berlin und Erkner evaluiert

Die
Förderung von drei Leibniz-Forschungsinstituten und einem
Leibniz-Fachinformationszentrum soll fortgeführt werden. Das hat der
Senat der Leibniz-Gemeinschaft heute nach Abschluss der regelmäßigen
wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Bei allen vier Einrichtungen
soll die erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen nach dem
Regelturnus von sieben Jahren erfolgen, so die Empfehlung des
Leibniz-Senats an Bund und Länder.

Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:

·FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

·Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH, Bremen

·Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS e.V., Dortmund/Berlin

·Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung e.V., Erkner

Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:

1)FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

FIZ
Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur bietet
Informationsdienstleistungen für Wissenschaft und Forschung in
öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen an. Der Senat der
Leibniz-Gemeinschaft hat das Institut nun turnusgemäß evaluiert und hält
in der in der heute veröffentlichten Stellungnahme hervor, dass sich
das Institut in den vergangenen Jahren sehr gut weiterentwickelt habe.

Unter
den zahlreichen, stark genutzten Angeboten des Instituts seien der
international hoch anerkannte Patentinformationsdienst „STN
International“, außerdem auch Online-Zeitschriften und Datenbanken für
die Mathematik und die Chemie hervorzuheben. Der Senat begrüßt, dass FIZ
Karlsruhe seit einiger Zeit auch digitale Dienste z. B. zur
Erschließung von Sammlungen und Beständen für Bibliotheken, Archive und
Museen, insbesondere die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft,
entwickelt. Dieses neue Geschäftsfeld sei zukunftsweisend und
ausbaufähig. Es wird begrüßt, dass FIZ Karlsruhe Forschung und
Entwicklung seit der letzten Evaluierung erheblich ausgebaut hat.
Angesichts der hohen Bedeutung ausgezeichneter
Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft würdigt der Senat, dass
sich FIZ Karlsruhe diesbezüglich intensiv in der Beratung der Politik
auf nationaler und europäischer Ebene engagiere.

Der Senat unterstützt die Überlegungen von FIZ Karlsruhe, künftig auch entgeltfreie Open-Access-Dienste
für die Wissenschaft anzubieten. Er weist in diesem Zusammenhang darauf
hin, dass sich digitale Informationsangebote außergewöhnlich dynamisch
entwickeln, und begrüßt, wie erfolgreich sich FIZ Karlsruhe in den
vergangenen Jahren mit klaren strategischen Entscheidungen auf diesen
Wandel eingestellt habe. Der Senat empfiehlt dem Institut und seinen
Gremien, auf diesem Weg weiter voranzuschreiten. Man müsse sich bereits
frühzeitig mit etwaigen Auswirkungen von Innovationen in der Künstlichen
Intelligenz auf die Dienste und Produkte von FIZ Karlsruhe befassen.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung von FIZ Karlsruhe fortzusetzen.

2)Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH, Bremen

Das
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in
Bremen untersucht, welchen Einfluss biologische, soziale und
individuelle Faktoren auf die Entstehung von chronischen,
nichtübertragbaren Erkrankungen wie etwa
Krebs, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Das BIPS wurde 2013 nach einer positiven Beurteilung durch den
Wissenschaftsrat in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung im Rahmen der
Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Nun wurde das Institut erstmals durch
den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert.

In
der heute beschlossenen Stellungnahme hält der Senat fest, dass sich
das BIPS in den vergangenen Jahren äußerst erfolgreich entwickelt habe.
Auf der Grundlage umfangreicher, vor allem auch selbst erhobener
Datensätze erbringe das Institut, das Disziplinen von der Biostatistik
bis zur Medizin zusammenführe, hochwertige Forschungsleistungen. Das
BIPS entwickle im Anschluss an neue Erkenntnisse wichtige Maßnahmen zur
Prävention und berate intensiv Akteure aus der Praxis und der Politik.

Das
BIPS spiele in der nationalen und internationalen epidemiologischen
Forschung eine bedeutende Rolle, so der Leibniz-Senat. Es habe in Bremen
gemeinsam mit der dortigen Universität einen epidemiologischen
Schwerpunkt geschaffen und sei intensiv in die deutschlandweite NAKO Gesundheitsstudie eingebunden, einer langfristig angelegten Kohortenstudie zur
Erforschung von Volkskrankheiten. Auf europäischer Ebene habe das BIPS
mit Förderung der EU umfangreiche Daten erhoben in Bezug auf die
Gesundheit von Kindern. Sehr zu begrüßen sei außerdem, dass BIPS  2016
zu einem Kooperationspartner der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
ernannt worden sei.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des BIPS fortzuführen.

3)Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS e.V., Dortmund/Berlin

Das
Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) hat sich das
anspruchsvolle Ziel gesetzt, neue und verbesserte analytische Verfahren,
Methoden und Geräte für eine auf den Menschen zugeschnittene
Präzisionsmedizin zu entwickeln. Ursprünglich, so der Senat in seiner
heute veröffentlichten Stellungnahme, habe das Arbeitsgebiet des
Instituts im Bereich der analytischen Chemie gelegen. Seit der
Jahrtausendwende seien die Arbeiten jedoch zunehmend auf die
Lebenswissenschaften und die Bioanalytik ausgeweitet worden.

Der
Senat hält fest, dass das ISAS seit der letzten Evaluierung
weiterführende strategische Entscheidungen getroffen habe. Die
Bioanalytik habe dabei erheblich an Bedeutung gewonnen. Auch sei am
Institut mit der Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein
interessantes neues Thema etabliert worden. Planungen für die nächsten
Jahre, die das ISAS mit seinen Ressourcen vorsieht, beurteilt der Senat
positiv. Die zur Begutachtung vorgelegten weitergehenden, nur mit
zusätzlichen Mittel realisierungsfähigen Planungen werden jedoch als
nicht ausgereift angesehen.

Insgesamt,
so der Senat, verfüge das ISAS über eine große disziplinäre Expertise
und ein beeindruckendes Portfolio modernster analytischer Methoden. An
seinen beiden Standorten in Dortmund und Berlin erbringe es sehr
überzeugende wissenschaftliche Leistungen, die zukünftig noch stärker im
Rahmen der vier fachübergreifenden Forschungsprogramme zusammengeführt
werden sollten.

Der
Senat würdigt auch den Einsatz des Instituts im Technologietransfer und
bei der Translation neuer Ergebnisse in die klinische Anwendung.
Abschließend hebt der Senat hervor, dass die ambitionierten Ziele des
Instituts sowohl wissenschaftlich interessant als auch
gesundheitspolitisch ausgesprochen relevant seien.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des ISAS fortzuführen.

4)Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung e.V., Erkner

Das
Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner
untersucht die Wechselwirkungen zwischen räumlicher und
gesellschaftlicher Entwicklung von Städten und Regionen.

In
seiner heutigen Stellungnahme würdigt der Senat, dass das IRS sein
Gesamtkonzept seit der letzten Evaluierung weiterentwickelt habe. Mit
der im Jahr 2016 erfolgten Umbenennung sei die sozialwissenschaftliche
Perspektive des Instituts sichtbarer geworden. Das IRS solle nun ein
prägnantes Mission Statement für das gesamte Institut
formulieren. Die Publikationsleistung des Instituts sei insgesamt
überzeugend, könne in einzelnen Abteilungen aber noch gesteigert werden.
Das IRS erbringe erfolgreich wissenschafts­basierte Beratungsleistungen
für Politik und Verwaltung.

Das
IRS unterhält ein Archiv mit Materialien und Unterlagen zur Bau- und
Planungsgeschichte der DDR und betreibt auf dieser Grundlage eigene
historische Forschung. Der Senat hält fest, dass das Institut diese
einzigartigen Sammlungsbestände empfehlungsgemäß stärker in den Fokus
gerückt habe, und befürwortet Planungen für deren weitergehende
Erschließung.

Insgesamt,
so der Senat, bündele das IRS die Breite sozialwissenschaftlicher
Disziplinen mit Raumbezug. Es bearbeite gesellschaftlich relevante
Themen aus grundlagen- und anwendungsbezogener Perspektive und
entwickele seine Sammlungen kontinuierlich und nachhaltig weiter.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IRS fortzusetzen.

Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/

Hintergrund:

Jede
Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle
sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige, die durch
schriftliche Unterlagen und bei einem Evaluierungsbesuch informiert
werden, bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung. Die
Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht
festgehalten, zu dem das evaluierte Institut Stellung nehmen kann. Auf
dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine
wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur
weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält. Diese
Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von
Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen.
Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und
Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der
Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf
der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der
Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit
Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.

Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland

Inzidenz und Mortalität des Mammakarzinoms stellen eine gesundheitspolitische Herausforderung dar, der nur mit einem nationalen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm für Frauen begegnet werden kann. Da primäre Prävention (Krankheitsverhinderung) zur Zeit ausschließlich über Handlungsempfehlungen zur Umstellung  von Lebensgestaltung und Lebensgewohnheiten („Lifestyle“) möglich ist, kommt der sekundären Prävention (Früherkennung) eine Vorreiterfunktion zu. Sie ist derzeit die aussichtsreichste Möglichkeit, betroffenen Frauen die Chance auf ein Überleben mit besser Überlebensqualität, durch optimierte Behandlungsverfahren, zu geben.

Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) und die Deutsche Krebshilfe (DKH) legen als Träger im Schulterschluss mit 29 Fachgesellschaften, Berufsverbänden, Frauengesundheits- und Selbsthilfeorganisationen die Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland 1. Aktualisierung 2008 vor. 87 Experten aus den Fachgebieten Chirurgie, Epidemiologie, Frauenheilkunde, Onkologie, Pathologie, Public Health, Psychosomatik und -onkologie, Radiologie und Sozialwissenschaften haben den aktuellen internationalen medizinischen Kenntnisstand für eine Verbesserung der Früherkennung von Brustkrebs zusammengetragen. Mit einem Konsensus von 92% unter Beteiligung aller 31 Organisationen konnten die neuen evidenz- und konsensbasierten Empfehlungen, einschließlich der Empfehlungen für eine nationale Qualitätssicherung und deren Messbarkeit über Qualitätsindikatoren der Versorgung, verabschiedet werden.