Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Hürde
Behandlungsverfahren wie Lagern oder Kompostieren haben kaum Einfluss auf die Wirkstoffe
Biogasanlage: Auch sie reduziert Resistenzen nicht (Foto: pixabay.de, ADMC)
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Gießen
(pte005/10.01.2019/10:30) – Viele in der Tiermedizin verwendete
Antibiotika, die über Urin und Kot in die Gülle gelangen und somit zu
immer resistenteren Keimen führen, lassen sich selbst mit Biogasanlagen
nicht beseitigen. Das ist das Ergebnis eines Projektes der
Justus-Liebig-Universität Gießen http://uni-giessen.de , das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) http://dbu.de fachlich und finanziell mit rund 343.800 Euro gefördert hat.
Sulfonamide und Tetrazykline
"Rund ein Drittel der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika gehören
zu den antibakteriell wirkenden Sulfonamiden und Tetrazyklinen, die wir
untersucht haben", so Projektleiterin Astrid Spielmeyer von der
Universität Gießen. Der Wirkstoff Tetrazyklin werde bei Menschen und
Tieren als Breitbandantibiotikum verwendet. Er wirke demnach gegen eine
Vielzahl von Bakterien und komme insbesondere dann zum Einsatz, wenn
sich der Krankheitserreger nicht genau bestimmen lasse. Für die beiden
genannten Antibiotika-Gruppen sind bereits resistente Keime nachgewiesen
worden.
Der Antibiotika-Rückgang in Güllebehandlungsverfahren, wie Lagern oder
Kompostieren, war in mehreren Studien bereits beschrieben worden –
allerdings mit verschiedenen Ergebnissen. Im Projekt stellte sich
heraus, dass unterschiedliche Temperaturen, Säure- und Salzgehalte kaum
Einfluss auf die Wirkstoffe hatten. Bei Zusatz von einem Feststoff wie
Maissilage, der auch in Biogasanlagen erfolgt, sei es allerdings zu
einem Rückgang der Antibiotika-Konzentration gekommen. "Ein derartiger
Rückgang, wie er auch in vorherigen Studien festgestellt wurde, heißt
nicht unbedingt, dass die chemischen Strukturen zerstört und unwirksam
werden", erklärt Spielmeyer.
733 Tonnen Antibiotika vergeben
2017 wurden laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit http://bvl.bund.de in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben, der
Großteil davon wird in Nutztierställen eingesetzt. Da nicht alles von
den Tieren aufgenommen wird, gelangen Rückstände der Antibiotika und
ihrer Stoffwechselprodukte in die Gülle. Diese wird entweder direkt oder
nach der Vergärung in Biogasanlagen auf den Äckern verteilt.