Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Darmbakterium produziert effektive Antibiotika

Darmbakterium produziert effektive Antibiotika

Bio-Produktion verspricht geringere Kosten und vermeidet Rückstände

Mix aus Tabletten: Bio statt Chemie als Ziel (Foto: Bernd Kasper, pixelio.de)
Mix aus Tabletten: Bio statt Chemie als Ziel (Foto: Bernd Kasper, pixelio.de)

Delft (pte003/28.06.2018/06:10) –

Antibiotika töten Bakterien, wenn diese nicht gerade resistent sind. Forscher an der Technischen Universität Delft http://tudelft.nl/en haben den Spieß jetzt umgedreht. Die Mikroorganismen, die ein Team um
Helena Shomar entwickelt hat, produzieren Antibiotika, die anderen
Bakterien den Garaus machen.

Erbinformationen isoliert

Konkret geht es um die Familie der Carbapeneme, die
unter anderem Imipenem, Ertapenem, Meropenem, Doripenem und Tebipenem
umfassen. Diese Antibiotika sind oft die letzte Rettung, wenn andere
Präparate versagen. "Dieser Wirkstoff zerstört die Zellwände der
Bakterien, sodass diese letztlich explodieren", so Shomar. Bisher werden
Carbapeneme synthetisch hergestellt, ein aufwendiger und damit teurer
Prozess, der zudem chemische Abfälle hinterlässt, die entsorgt werden
müssen. Eine Bio-Produktion verspricht geringere Kosten und vermeidet
Rückstände.

Zahlreiche Mikroorganismen produzieren Antibiotika, um
sich vor Bakterien zu schützen. Man findet sie überall, in jedem
Gartenboden beispielsweise. Nutzen lässt sich diese Fähigkeit nicht,
denn die Mikroorganismen lassen sich nicht in Fermentern züchten. Die
Delfter Wissenschaftler haben eine andere Lösung gefunden: Sie
isolierten Erbinformationen aus dem Bakterium Pectobacterium
carotovorum, das ein Antibiotikum erzeugt, und schleusten sie in
Escherichia coli (E. coli) ein – einem Bakterium, das unter anderem im
Darm von Säugetieren lebt. Dieses wird in manipulierter Form häufig als
Produzent von Wirkstoffen genutzt.

Bakterium persistent gemacht

Shomar und ihr Team haben das Bakterium so manipuliert,
dass es Car produziert, ein relativ einfaches Antibiotikum aus der
Familie der Carbapeneme. Anfangs war die Ausbeute gering. Ein Enzym, das
die Produktion in E. coli anregt, arbeitete nicht effektiv. Also
manipulierten sie das Bakterium erneut, sodass es ein Protein herstellen
konnte.

Das zweite Problem war, dass das produzierte
Antibiotikum den Produzenten schadete. Ab einer gewissen Konzentration
starben sie ab. Deshalb machten die Forscher das Bakterium persistent.
Das bedeutet, es wächst nicht mehr, schläft gewissermaßen und kann dem
selbst produzierten Antibiotikum länger standhalten. Mittlerweile
beträgt die Ausbeute 54 Milligramm pro Liter. Das sei ermutigend, aber
noch nicht genug. "Es sind noch einige Verbesserungen nötig und
möglich", sagt Gregory Bokinsky, der das nach ihm benannte Institut an
der TU Delft leitet.

Sonnenbrand schlägt in der Freizeit zu

Kopenhagen (pte/19.04.2005/15:54) – Jüngsten Untersuchungsergebnissen
zu Folge gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Risiko eines
Sonnenbrandes und den Faktoren Geschlecht, Alter, Hauttyp und
exzessivem Sonnenbaden. Vor allem jüngere Frauen sind eine
Risikogruppe, die sich unbedacht dem stundenlangen Sonnenbad hingibt.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der University of Copenhagen
http://www.ku.dk, die in der aktuellen Ausgabe der Archives of
Dermatology http://archderm.ama-assn.org publiziert wurde. "Trotz der
jährlichen Warnungen vor den Risiken der exzessiven Sonnenbestrahlung
setzten sich die Sonnenhungrigen weiterhin der Gefahr eines
Sonnenbrandes aus. Dieser ist nach wie vor der Hauptauslöser für
Hautkrebs", erklärte Studienleiterin Elisabeth Thieden.

Die Forscher ermittelten die Sonnengewohnheiten von 340 Probanden im
Alter von vier bis 64 Jahren anhand von UV-Dosimetern, die am
Handgelenk getragen werden. Zusätzlich wurden noch Details über die Art
des Sonnenbrandes, allgemeine Sonnengewohnheiten und der Ort des
Sonnenbads erfasst.

Dabei konnten die Wissenschafter feststellen, dass 90 Prozent der
Sonnenbrände in den Monaten Mai, Juni und Juli passieren. 91 Prozent
der Sonnenbrände geschehen an den freien Tagen der Probanden, an denen
sich die Sonnenhungrigen vor allem auf den Schultern (79 Prozent)
Verbrennungen zuziehen. An den Tagen, an denen sich die
Versuchspersonen den Sonnenbrand zuzogen, befanden sie sich
durchschnittlich 6,4 Stunden unter direkter Sonnenbestrahlung. Davon
waren sie durchschnittlich 2,8 Stunden der UV-intensivsten Strahlung
zwischen 12 Uhr Mittags und drei Uhr Nachmittags ausgesetzt.

Am häufigsten trugen exzessive Sonnenanbeter und Büroangestellte einen
Sonnenbrand davon. Kinder, Naturliebhaber, Golfer oder Gärtner hatten
nur selten einen Sonnenbrand. Besonders hervorgestochen aus dem
Untersuchungspanel sind sonnenhungrige Frauen in den Zwanzigern. Ihr
Sonnenbrandrisiko war doppelt so hoch wie das der männlichen Probanden,
obwohl sie im Gegensatz zu den Männern mehrmals täglich Sonnencreme
auftrugen. "Kampagnen gegen Sonnebrand sollten sich direkt an die
Risikogruppen – Heranwachsende, junge Frauen und Sonnenanbeter –
richten und vor allem darauf abzielen, die in der Sonne verbrachte Zeit
drastisch zu reduzieren", resümierte Thieden.

Akademiengruppe legt Studie zu Fertilität vor

Akademiengruppe legt Studie zu Fertilität und gesellschaftlicher Entwicklung
in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor

Mythen und Legenden rund um die Themen Geburtenraten und Fruchtbarkeit haben ausgedient: Die interdisziplinäre Akademiengruppe ?Zukunft mit Kindern ? Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung? hat ihre Ergebnisse veröffentlicht. Im demografischen Wandel stellt sich die Frage nach einer Zukunft mit Kindern dringlich ? aber die Wissenschaft hält nicht die Zahl der Kinder, sondern die Lebensqualität von Kindern und Eltern für entscheidend. Dies ist das Ergebnis einer fundierten Analyse der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die Jacobs Foundation ermöglichte das Forschungsprojekt durch eine Förderung mit 1,25 Mio Euro. Die Empfehlungen der Wissenschaftler zeigen auf, was sich in unserer Gesellschaft ändern muss, damit Eltern und Kinder sich wohl fühlen ? heute und zukünftig.

Warum entscheiden sich Menschen für Kinder? Und warum erfüllen sich nicht alle ihren Kinderwunsch? Fragen wie diese hat die fachübergreifende Akademiengruppe ?Zukunft mit Kindern ? Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung? systematisch untersucht. Dabei ging sie auch Mythen nach, die in der Öffentlichkeit kursieren, z. B.:
"    ?Niedrige Geburtenraten sind eine Folge weiblicher Erwerbstätigkeit.?
"    ?Bis Anfang/Mitte vierzig können Frauen problemlos schwanger werden.?
"    ?Die Samenqualität des Mannes hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verschlechtert.?

Solchen nicht belegbaren Aussagen stellt die nun publizierte Studie ?Zukunft mit Kindern ? Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung? wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse gegenüber. Zugleich geben die international hochrangigen Experten unserer Gesellschaft und politischen Entscheidungs-trägern Empfehlungen an die Hand, wie das Wohlbefinden von Eltern und Kindern gesteigert und gesichert werden kann.

?Während zu den Risiken und Chancen des Alterns und der Langlebigkeit schon länger umfassende Akademien-Expertise vorliegt, fehlte für die Fertilitätsentwicklung bislang eine entsprechende wissenschaftliche Stellungnahme?, betont Prof. Dr. Günter Stock, Sprecher der Arbeitsgruppe und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Studie ?Zukunft mit Kindern? schließt diese Lücke aus interdisziplinärer Sicht. ?Die besondere Innovationskraft dieser Studie liegt darin, dass sie erstmals demographische, medizinisch-biologische, sozial- und verhaltenswissenschaftliche sowie familien- und gesellschaftspolitische Fakten und Analysen zukunftsweisend integriert?, so Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Wie sieht ein familienfreundlicher Alltag aus? Wie können Fürsorge-, Bildungs- und Erwerbszeiten innerhalb des Lebenslaufs auf neue Weise kombiniert werden? Mit innovativen Modellen zur Zeit-, Geld- und Infrastrukturpolitik setzt ?Zukunft mit Kindern? wichtige Impulse, wie insbesondere die Arbeitswelt verändert werden kann, um das Leben von und mit Kindern positiv zu gestalten. Dazu gehört z. B.

"    Familienzeit in Gestalt eines Familienzeitkredits über den ganzen Lebenslauf hinweg abzusichern;
"    eine Kindergrundsicherung zu gewähren, die transparent, unbürokratisch und verlässlich ist;
"    ein Familien-Mainstreaming einzuführen, d. h. gesetzliche Vorhaben sowie öffentliche Aufträge dem Grundsatz anzupassen, das Wohlbefinden von Kindern und Eltern zu fördern.

Einen weiteren Fokus legt die Akademiengruppe ?Zukunft mit Kindern? auf medizinische und gesundheitspolitische Empfehlungen. Dies schließt zentrale Maßnahmen zur Aufklärung von Kindern und Jugendlichen sowie zur Beratung von Paaren über künstliche Befruchtung und Pränatal-Diagnostik ein, aber auch die Überprüfung der Rechtslage in der Reproduktionsmedizin.

Die international zusammengesetzte Akademiengruppe ?Zukunft mit Kindern – Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung? arbeitet interdisziplinär und widmet sich vier Schwerpunkten:
"    Demografische Analyse der Fertititätsentwicklung (Leitung Alexia Fürnkranz-Prskawetz, Wien, Österreich)
"    Sozialwissenschaftliche Grundlagen der Fertilität (Leitung Martin Kohli, San Domenico di Fiesole, Italien)
"    Medizinische und biologische Aspekte der Fertilität (Leitung Wolfgang Holzgreve, Bonn)
"    Fertilität und Familienpolitik (Leitung Hans Bertram, Berlin)

"Ohne Kinder hat unsere Gesellschaft keine Zukunft. Wenn wir aber eine Zukunft mit Kindern wollen, so müssen wir die Lebenssituation von Kindern und Eltern bereits heute verbessern?, betont Dr. Joh. Christian Jacobs, Chairman der Jacobs Foundation. ?Vorschläge, wie dies gelingen kann, haben die beiden Akademien in den letzten drei Jahren, unterstützt von der Jacobs Foundation, erarbeitet. Ich hoffe, dass die Empfehlungen der Akademien möglichst schnell Eingang in die politische Praxis finden werden."

Gehirn: Entwicklung während Pubertät entscheidend

Gehirn: Entwicklung während Pubertät entscheidend

Teenagerzeit beeinflusst psychische Krankheiten wie Schizophrenie

Pubertät: Wichtige Zeit für die Entwicklung (Foto: Flickr.com/Petra Bensted)
Pubertät: Wichtige Zeit für die Entwicklung (Foto: Flickr.com/Petra Bensted)

Cambridge (pte001/29.07.2016/06:00) –

Während der Teenagerzeit finden im menschlichen Gehirn gravierende
Veränderungen statt, die auch einen gewichtigen Einfluss darauf haben
können, ob der Betreffende in späterer Folge mentale Leiden wie etwa
eine Schizophrenie entwickelt oder nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine
aktuelle Studie an der University of Cambridge http://cam.ac.uk , in deren Rahmen die Gehirne von insgesamt 300 Jugendlichen zwischen
14 und 24 Jahren genauer unter die Lupe genommen wurden. Dabei stellte
sich heraus, dass sich in der Pubertät vor allem jene Hirnareale
verändern, die mit Entscheidungsfindungsprozessen und komplexem
Verhalten in Verbindung stehen.

Konsolidierung der Netzwerkknoten

"Während jene Bereiche des Gehirns, die mit
Basisfunktionen des Körpers wie dem Sehen, Hören oder Bewegen assoziiert
werden, schon bis zur Zeit der Pubertät voll entwickelt sind, verändern
sich die Areale, die mit komplexen Gedankengängen und der
Entscheidungsfindung verbunden sind, immer noch weiter", zitiert "BBC
News" Kristie Whitaker, Forscherin am Department of Psychiatry http://psychiatry.cam.ac.uk der University of Cambridge. Letztere Regionen seien Nervenzentren mit
einer Fülle von unterschiedlichen Verbindungen zu anderen
Schlüsselbereichen. "In der Pubertät wird dieses Netzwerk aus wichtigen
Knotenpunkten neu konsolidiert und gefestigt", erklärt die Forscherin.

Gemeinsam mit ihrem Team hat sie sich auch angeschaut,
welche Gene an dieser Konsolidierung der Netzwerkknoten im
pubertierenden Gehirn beteiligt sind. Dabei stellte sich heraus, dass es
sich um dieselben Erbfaktoren handelt, die auch mit vielen mentalen
Krankheiten wie etwa Schizophrenie in Verbindung gebracht werden.
"Dieses Ergebnis passt sehr gut zu der Beobachtung, dass viele
psychische Störungen während der Pubertät entstehen", so Whitaker.
Natürlich seien in diesem Zusammenhang aber auch andere Faktoren wie
beispielsweise die genetische Vererbung oder erhöhter Stress in der
Kindheit zu beachten, ergänzt die Expertin.

Erklärt auch rasche Gemütswechsel

Den Wissenschaftlern zufolge werfen die jüngsten
Untersuchungsergebnisse auch ein interessantes neues Licht auf die bei
Teenagern oft vorkommenden raschen Wechsel im Verhalten und der
Gemütslage. "Dass sich während dieser Zeit gerade jene Gehirnareale am
meisten verändern, die mit Entscheidungsfindungen und komplexem
Verhalten in Verbindung stehen, zeigt, dass der Mensch sich in dieser
Phase auf einer Reise in Richtung Erwachsenwerden befindet. Das ist ein
ungemein wichtiges Entwicklungsstadium, durch das jeder durchmuss, um
der denkbar beste und fähigste Erwachsene zu werden", meint Whitaker.

Mediziner: „Alkohol schädigt Gehirn nicht“

Experten sind sich über neue These nicht einig

Cairns (pte/12.07.2007/06:20) – Durch Alkoholgenuss sterben keine Gehirnzellen ab und höchstens vier Gläser Wein am Tag können sich sogar positiv auf den Körper auswirken. Mit dieser Erkenntnis sorgt der australische Wissenschaftler Perry Bartlett für Aufregung in der Fachwelt. Bei einem Kongress in Cairns, Australien diskutieren dieser Tage einige der weltbesten Neurologen über neue Forschungsergebnisse. Vor allem Untersuchungen, die zeigen sollen, dass Gehirnzellen lebenslang nachgebildet werden, sorgen für neue Denkanstöße.

Bartlett geht noch einen Schritt weiter: Gehirnzellen würden durch Alkoholgenuss keinen Schaden nehmen – "moderate" Mengen, konkret bis zu einem halben Liter Wein pro Tag, könnten sogar positive Effekte auf die Gesundheit haben. "Es gibt ausreichend Erkenntnisse, dass Alkohol die Gehirnzellen schädigt", widerspricht Robert Schlögel vom österreichischen Gesundheitsministerium auf Anfrage von pressetext. "Alkohol ist auch in geringen Mengen, insbesondere auf Dauer eingenommen, schädlich."

"Es war ein Mythos, dass man nach der Geburt nie wieder neue Gehirnzellen bilden könne", erklärte Bartlett gegenüber der Australian Broadcasting Corporation (ABC) http://www.abc.net.au. Neue Erkenntnisse zeigen, dass auch bei alten Menschen Gehirnzellen nachgebildet werden. Jüngsten Beweisen zu Folge sei die Entstehung neuer Zellen sehr wichtig für die Aufrechterhaltung der Gesundheit. Gemäßigter Alkoholkonsum beuge dabei Schlaganfällen und Herzkrankheiten vor – positive Effekte auf die Gesundheit des Gehirns seien gut möglich, erklärt der Neurologe.

"Die lebenslange Nachbildung der Gehirnzellen erfolgt in einem derart geringen Ausmaß, dass sie sich weder bei chronischem Alkoholkonsum noch bei Schlaganfällen oder sonstigen traumatischen Veränderungen auf das Gehirn auswirkt", gibt Schlögel zu bedenken. Jene Substanz in Rotwein, die Schlaganfall- und das Herzinfarktrisiko senke, sei in gleichem Ausmaß in unvergorenem Traubensaft enthalten, meint der Experte aus dem Gesundheitsministerium.

Schenkelhalsbrüche bei älteren Patienten

Schenkelhalsbrüche bei älteren Patienten: Nicht nur unfallchirurgisch versorgen, sondern anschließend unbedingt auf Osteoporose prüfen – und ggf. behandeln!

Vermehrte Verwendung von Alendronat assoziiert mit Rückgang von Knochenbrüchen

Bochum, 14. Juli 2016:
Am 4. Juli 2016 erschien eine Arbeit von Samuel Hawley et al., die zeigte, dass in England und Wales bei 10.800 Patienten mit stattgehabtem Schenkelhalsbruch die gestiegene Verwendung von Alendronat (zur Sekundärprävention) nach der Empfehlung des NICE (National Institute for Health and Care Excellence) aus dem Jahre 2005 und der etwa zeitgleichen Verfügbarkeit preiswerter Generika für Alendronat mit einem signifikanten Absinken der Rate erneuter Knochenbrüche assoziiert war (1). Die retrospektive Analyse beruhte auf den Zahlen des Clinical Practice Research Data Link von 1999 bis 2013.
Der absolute Anstieg der Verschreibungsfrequenz von Alendronat betrug 17% innerhalb eines Jahres nach Hüftfraktur, der relative im Vergleich zur Vorperiode 79%. In der Vorperiode betrug der Prozentsatz nachfolgender Major-Frakturen 6.3%, (definiert als Brüche von Schenkelhals, Becken, proximalem Humerus, Rippen, Wirbelkörper oder Unterarm/Handgelenk). Nach 2005 fand sich eine signifikante Reduktion um -0.19 % pro 6 Monate (p=0.01), insgesamt ein relativer Rückgang von 14% in 3 Jahren. Ähnlich sahen die Zahlen für den Schenkelhalsbruch aus: Vorperiode stabil 3.8%, nach 2005 Rückgang -0.17% pro 6 Monate und 22% in 3 Jahren.
Kommentar
Diese Zahlen unterstreichen die Wichtigkeit einer gezielten Osteoporosediagnostik und gegebenenfalls einer konsequenten Sekundärprophylaxe nach Knochenbrüchen, insbesondere auch nach Schenkelhalsfrakturen. Während seiner Tätigkeit an der Medizinischen Universitätsklinik Bergmannsheil Bochum überwies der damalige Unfallchirurg jeden Patienten, der an seiner Klinik versorgt worden war, an uns zur Osteoporosediagnostik (ausgenommen die jungen Menschen und Unfallopfer mit adäquatem Trauma). Damals war dies in der unfallchirurgischen Landschaft Deutschlands keineswegs üblich. Oft wurden die Brüche auch bei Älteren und Alten osteosynthetisch oder mit einem Kunstgelenk versorgt und dann entlassen, ohne auf Osteoporose zu testen. Mittlerweise hat sich dies wohl, so ist zu hoffen, geändert, wenn dem Referenten auch keine genauen Zahlen dazu bekannt sind.
Helmut Schatz

Schilddrüse: Ultraschall-basierte Methode verbessert die Diagnostik deutlich

Ultraschall-basierte Methode verbessert die Diagnostik deutlich

Berlin
– Etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat Knoten in der
Schilddrüse. Doch sind diese bösartig oder gutartig? Das zu
unterscheiden ist nicht einfach. Die diagnostische Differenzierung ist
jedoch maßgeblich für die Therapiewahl – noch immer werden dafür viele
Schilddrüsenknoten operiert. Eine Multicenter-Studie der Deutschen
Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) macht Hoffnung auf
eine differenziertere, operationsfreie Diagnose. Sie zeigt, dass
Ultraschall als bildgebendes Verfahren gemeinsam mit einer
Ultraschall-basierten Messung der Gewebeelastizität, der Strain
Elastografie (SE), die differenziertere Unterscheidung zwischen gut- und
bösartigen Knoten deutlich verbessert.

Ärzte
setzen zur Diagnose von Verwachsungen in der Schilddrüse den
medizinischen Ultraschall als bildgebendes Verfahren ein. Um Patienten
für einen möglicherweise darauf folgenden chirurgischen Eingriff besser
zu selektieren, werden nicht-invasive diagnostische Verfahren – wie die
ultraschallbasierte Strain Elastografie – immer weiter optimiert. Mit
der neuen Studie wollten die Ultraschall-Experten herausfinden, welchen
Stellenwert diese Methode bei der Differenzierung von Schilddrüsenknoten
hat. Das Ergebnis: In der Untersuchung wurden 90 Prozent der Knoten
korrekt als gutartig erkannt, wenn Ultraschall und Elastografie
gemeinsam angewendet wurden. „Die Studie zeigt, dass die Strain
Elastografie als zusätzliche Ultraschallfunktion die Diagnostik der
Schilddrüse deutlich verbessert“, sagt Professor Dr. med. Jörg Bojunga,
Leiter der Schwerpunkte Diabetologie/Endokrinologie und
Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt. „Damit könnte die
Zahl der diagnostischen Operationen zukünftig reduziert werden.“
Bösartiges Tumorgewebe sei weniger elastisch als gutartiges, daher könne
mit Hilfe der Elastografie besser differenziert werden, um welche
Gewebeart es sich genau handele, so Bojunga. Damit ist es auch gezielter
möglich, Patienten zu identifizieren, die einer weiteren Diagnostik wie
der Feinnadelpunktion zugeführt werden müssen. Bojunga hat die Studie
unter anderem in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Mireen Friedrich-Rust,
DEGUM-Expertin und Oberärztin am Zentrum für Innere Medizin am
Universitätsklinikum Frankfurt am Main, herausgebracht.

Für
die Studie wurden 602 Patienten mit 657 Schilddrüsenknoten (567 davon
gutartig, 90 bösartig) an sieben deutschen Zentren für Innere Medizin
untersucht. Die Knoten der Erkrankten waren jeweils größer als fünf
Millimeter. Die Teilnehmer der Studie erhielten zusätzlich zu einer
Ultraschall-Untersuchung inklusive Farbduplex-Ultraschall auch eine
Strain Elastografie. Die Untersuchungen wurden von Medizinern
durchgeführt und ausgewertet, die viele Erfahrungen mit beiden Methoden
haben.

Ein
Gefühl wie bei einem Kloß im Hals, ein Druckgefühl, Heiserkeit oder
Räusperzwang – große Schilddrüsenknoten können sich auf unterschiedliche
Art bemerkbar machen. Wer solche Beschwerden spürt, sollte sich von
einem Facharzt für Schilddrüsenerkrankungen – einem Endokrinologen –
untersuchen lassen. Die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, dass die
Knoten bösartig sind, ist gering. Schilddrüsenkrebs ist in Deutschland
eine seltene Tumorerkrankung. Und wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt
wird, gelten die Heilungschancen als sehr gut. „Menschen mit gutartig
diagnostizierten Schilddrüsenknoten sollten einmal jährlich zur
Kontrolluntersuchung gehen“, empfiehlt Experte Bojunga.

Keuchhusten bei Erwachsenen – heute keine Seltenheit!

Keuchhusten bei Erwachsenen – heute keine Seltenheit!

Fehlender Impfschutz ist der Auslöser

Keuchhusten bei Erwachsenen
Keuchhusten bei Erwachsenen
[ Foto ]

Schwalbach (pts007/12.10.2015/09:30) – Keuchhusten gilt
schon lange nicht mehr nur als Kinderkrankheit. Hierzulande ist das
Durchschnittsalter aller an Keuchhusten Erkrankten innerhalb von 18
Jahren von 15 auf 42 Jahre angestiegen. Der Grund für diese Entwicklung
ist fehlender oder lückenhafter Impfschutz.

Der Keuchhusten wird meist mit lang anhaltendem, häufig
schwerem, anfallartigem Husten in Verbindung gebracht – wie er bei
Kindern auftritt. Bei Erwachsenen fehlen diese typischen Beschwerden
oft. Die Diagnose lautet dann meist eher Bronchitis oder hartnäckiger
Erkältungshusten. Es gibt aber neben dem Husten weitere Anzeichen für
einen Keuchhusten wie beispielsweise Gewichtsverlust, Atempausen,
Erbrechen bis hin zu Schlafstörungen oder gar Rippenbrüchen.

Ansteckungsquelle für Kleinkinder

Erwachsene gelten als häufigste Ansteckungsquelle für
noch ungeimpfte Babys und Kleinkinder, bei denen eine Infektion zu
lebensbedrohlichem Atemstillstand führen kann. Die STIKO – Ständige
Impfkommission am Robert Koch-Institut – empfiehlt daher allen
Erwachsenen eine einmalige Auffrischungs-Impfung mit einem
Dreifach-Impfstoff, der auch gegen Tetanus und Diphtherie schützt. Mit
dieser Empfehlung und den Auffrischungen zwischen dem 5. und 6. sowie
dem 9. und 17. Lebensjahr soll eine hohe Durchimpfungsrate –
Herdenimmunität – erreicht werden.

Jugendliche setzen sich in ihrer Freizeit zu viel Lärm aus

Jugendliche setzen sich in ihrer Freizeit zu viel Lärm aus

fzm, Stuttgart, Juni 2017: Unterwegs nutzen
viele Jugendliche ihr Smartphone oder einen MP3-Player zum Musikhören,
zu Hause die Stereoanlage. Abends gehen sie oft in Diskos oder auf
Konzerte. Die permanente „Beschallung“ birgt jedoch Risiken für das
Gehör junger Menschen. Die Schalldruckpegel liegen häufig über 100
Dezibel (dB) und damit weit im bedenklichen Bereich. Um herauszufinden,
wie sich die Schallbelastung auf das Hörvermögen auswirkt und in welchem
Alter welche Schallquelle den größten Einfluss hat, führten Experten
des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
(LGL) die sogenannte OHRKAN-Studie durch. „Die Studie verfolgt unter
anderem die Ziele, Hörschwellenverschiebungen bei Jugendlichen zu
erfassen und Risikogruppen zu identifizieren“, erklärt Dr. Andreas Zapf,
Präsident des LGL. Erste Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift
„Das Gesundheitswesen“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2017)
vorgestellt.

Im Rahmen der Studie befragten die Münchener Wissenschaftler
rund 1700 Schüler der Jahrgangsstufe neun zu lärmrelevanten
Freizeitaktivitäten wie Musikhören, Musizieren, Heimwerken oder dem
Besuch großer Sportveranstaltungen. Aus den Angaben der 14- bis
15-jährigen Schüler, wie viel Zeit sie mit den einzelnen Geräuschquellen
verbrachten, und der geschätzten durchschnittlichen Lautstärke,
errechneten LGL-Experten unter der Projektleitung von Dr. Doris Gerstner
dann den Beitrag der einzelnen Quellen zur Gesamtlärmbelastung. Dabei
zeigte sich, dass mit 54 Prozent der weitaus größte Anteil auf tragbare
Musikabspielgeräte entfällt. Mit 16 Prozent liegen Stereoanlagen mit
Kopfhörern an zweiter Stelle, gefolgt von zehn Prozent Lärmbelastung,
die aus Diskobesuchen resultiert.

Zum zweiten Befragungszeitpunkt – die Probanden waren
inzwischen 17 bis 18 Jahre alt – hatte der Beitrag der Diskobesuche an
der Gesamtlärmbelastung deutlich zugenommen. Er lag nun mit 35 Prozent
nahezu gleichauf mit den tragbaren Musikgeräten (36 Prozent). Diese
beobachteten altersabhängigen Verschiebungen in den lärmintensiven
Freizeitaktivitäten unterstreichen die Ergebnisse anderer Studien,
wonach die Nutzungsspitze von MP3-Playern & Co. im Teenageralter
liegt, die Spitze für Diskobesuche aber kurz nach Erreichen der
Volljährigkeit. Die weitere Entwicklung des Freizeitverhaltens wird die
nächste OHRKAN-Erhebung zeigen. Bei den dann 20- bis 21-Jährigen ist der
Höhepunkt der Lärmexposition durch Diskobesuche dann womöglich bereits
überschritten.

Eventuell geht dann auch die gesamte Lärmexposition wieder
etwas zurück. Diese war zu beiden bisherigen Messzeitpunkten
beunruhigend hoch: Bereits bei der ersten Befragung überschritten rund
drei Viertel der Jugendlichen den für die Arbeitssicherheit relevanten
Lärmexpositionswert von 80 dB (A). Bei der zweiten Befragung waren es
sogar 92 Prozent der Teilnehmer.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass es für Aussagen zu
tatsächlichen Hörschäden noch zu früh ist. Als Längsschnittstudie soll
OHRKAN das Schülerkollektiv zunächst noch über mehrere Messzeitpunkte
hinweg beobachten und diese Langzeitdaten dann mit dem Hörvermögen in
Bezug setzen. Doch bereits jetzt empfehlen die Studienautoren, möglichen
Hörschäden vorzubeugen. Eine Pilotstudie der Münchner Forschungsgruppe
zeigt, dass es sinnvoll ist, die Risiken lauter Musik für das Gehör
schon in der fünften bis sechsten Klasse zu thematisieren.

Wie man 100 Jahre alt wird

Wie man 100 Jahre alt wird
Nicht nur Gene, auch die Lebensführung fördert das gesunde Altern
 
Alter Mann: Auf der Suche nach dem Altersgenen (Foto: FlickrCC/Thomas Leuthard)

Kiel (pte004/09.06.2011/06:20) – In Deutschland leben etwa 10.000 Hundertjährige, die Tendenz ist steigend. Forscher haben das sogenannte "Methusalem-Gen" bereits entdeckt und suchen nun nach weiteren Genvarianten, die bei Hundertjährigen zu finden sind. "Wir vermuten, dass es noch mehr solcher Gene gibt", sagt Almut Nebel, die wissenschaftliche Leiterin der "Forschungsgruppe Gesundes Altern" am Universitätsklinikum in Kiel, im Gespräch mit pressetext.

Die zwei Gene, die bisher bekannt sind, trägt jeder Mensch. Aber die Über-Hundertjährigen verfügen über eine bestimmte Variante des Gens. "Gene haben jedoch nur zu etwa 30 Prozent Einfluss auf unsere Lebenserwartung", sagt Nebel. 70 Prozent bestimmt die Lebensweise. Die erforschten Hundertjährigen geben den Forschern auch Einblick über ihre Lebensgewohnheiten und zu den Umweltbedingungen, in denen sie so alt geworden sind.

Lebenserwartung steigt stetig

Die Bedingungen und Gewohnheiten, die ein hohes Alter bringen, sind Sport und gesunde Ernährung. Sind aber bestimmte Genvariationen vorhanden, ist die Chance größer, besonders alt zu werden. "Wenn wir die Effekte einzelner, bereits verdächtiger Gene kennen, werden wir den Alterungsprozess des menschlichen Körpers besser verstehen", sagt Nebel. Das Ziel der Forscher ist es, auch im hohen Alter gesund leben zu können.

Die Lebenserwartung in den Industrienationen steigt ohnehin kontinuierlich an. Das Durchschnittsalter liegt derzeit bei 82 Jahren und sechs Monaten für Frauen sowie bei 77 Jahren und vier Monaten für Männer. Das Statistische Bundesamt geht von einem Anstieg der Lebenserwartung um weitere vier bis fünf Jahre bis zum Jahr 2050 aus. Neben Ernährung, Bewegung und Lebensstandard spielen auch Gene eine wichtige Rolle.

3.000 Erbgutproben zur Verfügung

Seit über zehn Jahren arbeiten Molekularbiologen, Ärzte, Bioinformatiker und Laboranten dem Ziel, die Langlebigkeit zu erforschen. Im Mittelpunkt stehen die Identifizierung und Charakterisierung von genetischen Faktoren, die es Menschen erlauben, vital alt zu bleiben. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf rüstige Hochbetagte ab 98 Jahren. Der Forschungsgruppe stehen durch die Biobank "Popgen" rund 3.000 Erbgutproben von Männern und Frauen über 90 Jahren zur Verfügung.