Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Fairtrade wirkt!

Fairtrade wirkt!
Studie belegt positive Effekte auf ländliche Entwicklung

Köln, 12. Dezember: Welche Wirkung hat Fairtrade auf die ländliche Entwicklung in den Produktionsländern des globalen Südens? Was sind entscheidende Faktoren für einen optimalen Einfluss? Anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums hat TransFair e.V. gemeinsam mit der Max Havelaar-Stiftung Schweiz eine Studie in Auftrag gegeben, die die Wirkung von Fairtrade in verschiedenen Produktbereichen auf drei Kontinenten prüft. ?Die aktuellen Forschungsergebnisse belegen, dass Fairtrade bessere Einkommen schafft und zur Armutsbekämpfung in den ländlichen Regionen beiträgt?, erklärte Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair. ?In Fairtrade-starken Regionen, wie im Bananenanbau in Peru oder in der Rosenzucht in Kenia, ahmen konventionelle Anbieter sogar Fairtrade-Standards nach, wie zum Beispiel die Prämienzahlung oder verbesserte Arbeitsbedingungen.? Die Studie wurde vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Misereor und Brot für die Welt/EED mitfinanziert und von CEval aus Saarbrücken erarbeitet.

Erhebungen in sechs Produktbereichen in Afrika, Lateinamerika und Asien
Für die Studie wurde eine Vielzahl qualitativer und quantitativer Daten erhoben. In sechs Ländern wurden Bauern und abhängige Beschäftigte durch 32 Gruppendiskussionen und 128 Einzelinterviews befragt. 3750 Fragebögen sowie Primär- und Sekundärliteratur wurde ausgewertet. Die methodisch anspruchsvolle Umsetzung erlaubt eindeutige Aussagen zur Wirkung von Fairtrade auf ländliche Entwicklung. Untersucht wurden Fallstudien in den Produktbereichen Kaffee, Bananen, Tee, Baumwolle, Kakao und Blumen. Das CEval-Team verglich die Entwicklungen von Fairtrade-zertifizierten Kleinbauernkooperativen, Plantagen und Vertragsanbauern mit konventionellen Organisationen. Vergleichsgrößen waren unter anderem Bildung, Gesundheitsversorgung und Gender.

Sozio-ökonomische Situation verbessert
Die Studie weist nach, dass Kleinbauern und Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Kooperativen und Plantagen über leicht höhere und stabilere Einkommen verfügen: Rund 64 Prozent der Befragten gaben an, Geld sparen zu können, gegenüber 51 Prozent der Vergleichsgruppe. Zudem war die Produktivität der zertifizierten Organisationen in den meisten Fällen höher. Für 85 Prozent der Befragten im Baumwoll-Fallbeispiel hat sich durch Fairtrade der Kreditzugang verbessert. Fast 85 Prozent der Arbeiter der untersuchten Fairtrade-Blumenplantage haben einen festen Arbeitsvertrag, im Gegensatz zu unter 20 Prozent der Arbeiter der konventionellen Vergleichsplantagen. Eine große Auswirkung auf die ländlichen Gebiete haben die zum Teil massiven Investitionen in die lokale Infrastruktur, wie beispielsweise in den Ausbau von Straßen. Als indirekte Folge wurde eine allgemeine Verbesserung im Bildungs- und Gesundheitswesen festgestellt.

Die Bevölkerung ist in Entwicklungsaktivitäten eingebunden
CEval ermittelte, dass Fairtrade-Prämiengelder oftmals für Projekte verwendet werden, die Vorteile für die Bewohner einer ganzen Region bewirken. Dass Kleinbauern und Arbeiter die Möglichkeit haben, Entwicklungsprojekte selbstbestimmt umzusetzen führt dazu, dass diese Projekte von der breiten Bevölkerung akzeptiert und getragen werden. Durch die stärkere Organisation und Positionierung der Kleinbauern in Kooperativen können zum Teil sogar bestehende Machtverhältnisse durchbrochen werden. Auch im Plantagenbereich führt die selbständige Prämienverwaltung durch ein Gremium aus gewählten Arbeitervertretern und Management, den sogenannten Joint Body, zu einer einzigartigen Verantwortungsübernahme von Arbeitern in Entscheidungsprozessen.

Wirkung optimieren durch engagiertes Management und größere Marktzugänge
Die Wirkung von Fairtrade auf die ländliche Entwicklung hängt stark davon ab, wie hoch die Fairtrade-Absätze sind, wie gut die Produzenten und das Management informiert und organisiert sind und wie ernst ihr Engagement für Fairtrade ist. CEval empfiehlt, dass die gut funktionierenden Beispiele im Sinne eines ?Best Practice-Ansatzes? genutzt werden, um die Wirksamkeit innerhalb des Fairtrade-Systems zu erhöhen.

Erfolgreiches Jubiläumsjahr ? 34 Prozent Plus in drei Quartalen
Im 20. Jahr nach der Gründung setzte sich der Markterfolg von Fairtrade-Produkten am deutschen Markt fort. In den ersten drei Quartalen 2012 stieg der Absatz um rund 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf über 34.000 Tonnen. Die erfolgreichsten Fairtrade-Produkte am deutschen Markt sind Blumen, mit einem Wachstum von 229 Prozent, Bananen, mit 69 Prozent Steigerung und Kaffee mit einem Plus von acht Prozent, außerdem Süßigkeiten (+ 46 Prozent) und Fruchtsaft (+ 14 Prozent). Der Marktanteil von Fairtrade-Kaffee liegt bei zwei Prozent. Faire Rosen nähern sich einem Marktanteil von 20 Prozent. 20 Prozent der in Deutschland verkauften Bio-Bananen tragen das Fairtrade-Siegel.

TransFair e.V.:
Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel gibt es bundesweit in 36.000 Geschäften. Über 18.000 gastronomische Betriebe schenken Fairtrade-Kaffee und -Kakao aus. 200 Firmen bieten  rund 2000 Fairtrade-Produkte an.
www.fairtrade-deutschland.de

Meeresanstieg unter Beobachtung

Gletscherschmelze unter Beobachtung

AWI beteiligt sich mit zwei Millionen Euro an den Kosten für eine neue Satellitenmission

Start GRACE-FO-Mission am 22. Mai 2018 (12.47 Uhr Ortszeit PST; 21.47 Uhr deutsche Zeit)

Vor einigen Monaten verglühten die zwei Erdbeobachtungs-Satelliten der
GRACE-Mission in der Atmosphäre. Zwar war dieses Ende planmäßig, doch
riss es den Experten des Alfred-Wegener-Instituts eine Lücke in die
Erforschung der Eisverluste in der Antarktis und in Grönland. Nun
startet endlich die Nachfolge-Mission. Sie wird wesentlich dazu
beitragen, den künftigen Meeresspiegelanstieg besser abschätzen zu
können.

Eine der größten Gefahren des Klimawandels ist zweifellos der
fortschreitende Meeresspiegelanstieg, der umso größer ausfallen wird, je
stärker die mächtige Eisdecke auf Grönland und in der Antarktis
schmilzt. Um die Massenverluste dieser großen Eisschilde besser
einschätzen zu können, werten Wissenschaftler des
Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung (AWI), permanent Erdbeobachtungsdaten von Satelliten
aus. Eines der wichtigsten Raumfahrzeug-Duos waren für sie die
GRACE-Satelliten, die seit dem Jahr 2002 im Orbit kreisten, 2017 aber im
hohen Alter von 15 Jahren außer Dienst gestellt und Anfang dieses
Jahres zum Verglühen kontrolliert in die Erdatmosphäre gelenkt wurden.
Seitdem fehlte den AWI-Experten und der internationalen Forschergemeinde
eine wichtige Informationsquelle zum Zustand der großen Eisschilde.

Um nun die Lücke zu schließen, wird am 22. Mai 2018 vom Vandenberg
Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien (USA) der Nachfolger GRACE Follow-On
(GRACE-FO) in den Orbit geschossen. „Wir sind sehr froh darüber“, sagt
der AWI-Geophysiker Ingo Sasgen. „Die erste GRACE-Mission hat uns 15
Jahre lang eine einzigartige und hochinteressante Zeitreihe über die
Massenverluste der Eisschilde geliefert. Seit Juni 2017 ist die
Zeitreihe unterbrochen und wir haben zum Beispiel keine Daten zur
letzten Schmelzsaison in Grönland. Es ist gut, dass die Messungen jetzt
weitergehen.“

GRACE ist die Abkürzung für „Gravity Recovery And Climate Experiment“,
was man frei mit „Schwerefeld-Messung und Klimaexperiment“ übersetzen
kann. Wie der Name andeutet, haben die Satelliten die Aufgabe, das
Schwerefeld der Erde einmal pro Monat komplett zu vermessen. Diese
Schwerefelddaten werden von verschiedenen Experten zu ganz
unterschiedlichen Zwecken genutzt. Sie sind aber eben auch für die
AWI-Forscher besonders wichtig, denn die Eismassenveränderung in
Grönland und der Antarktis macht sich auch im Schwerefeld der Erde
deutlich bemerkbar. Geht mehr Eis durch Schmelzen und Gletscherkalben
verloren als durch Schneefall hinzukommt, nimmt das Gewicht der
Eisschilde ab und damit die Erdanziehungskraft vor Ort. Die
GRACE-Messungen verraten also, ob, wo und wie viel die Eisschilde in der
Summe wachsen oder schrumpfen.

Die beiden Satelliten fliegen in einem Abstand von etwa 220 Kilometern
hintereinander her und überprüfen mit einem Mikrowellenradar permanent
ihren Abstand zueinander. Überfliegt der erste Satellit einen Bereich
mit erhöhter Schwerkraft, wird er leicht angezogen und dadurch
beschleunigt. Der Abstand zum zweiten vergrößert sich. Diese Abweichung
verrät, wie stark die Schwerefeldänderung in einem Umkreis von etwa 400
km ist. Dabei ist die Messgenauigkeit des Mikrowellenradars erstaunlich.
Er misst den Abstand zwischen den beiden Satelliten auf einige
Mikrometer genau.

Auch bei der neuen GRACE-Mission kommt der Mikrowellenradar zum Einsatz.
„Man hat auf bewährte Technik gesetzt, um schnell eine zweite Mission
starten zu können und nicht zu viel Zeit zu verlieren und Datenlücken zu
riskieren“, erklärt Ingo Sasgen. „Zusätzlich ist aber noch ein
Lasermessgerät an Bord, das während dieser Mission getestet wird. Es ist
rund 25-mal genauer als der Mikrowellenradar und kann damit die Analyse
des Schwerefeldes noch verbessern.“

Die wissenschaftliche Betreuung der aktuellen GRACE-FO Mission liegt wie
beim Vorgänger beim Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) und bei der
NASA. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt führt im Auftrag des
GFZ den Missionsbetrieb durch. Das AWI wiederum bringt seine
Eis-Expertise ein und hat sich an den Kosten für die
Falcon-9-Trägerrakete von Space X mit zwei Millionen Euro beteiligt.

Ingo Sasgen und seine Kollegen benötigen die Daten von GRACE-FO nicht
nur, um einen Eindruck zu bekommen, wie die großen Eisschilde auf die
fortschreitende globale Erwärmung schon jetzt reagieren. Sie füttern
damit auch mathematische Modelle, sogenannte numerische Klimamodelle, um
besser abzuschätzen, wie sich die Eisverluste künftig entwickeln
könnten. Obwohl GRACE-FO sehr genaue Schwerefeldmessungen durchführt,
kombinieren die AWI-Experten die Daten mit Messungen anderer Satelliten,
zum Beispiel mit denen von CryoSat-2. Dieser tastet die Erde mit
Radarstrahlen ab, um die Höhe der Eisbedeckung mit hoher Auflösung zu
bestimmen. So lässt sich mit CryoSat-2 zum Beispiel recht gut erkennen,
an welcher Stelle eines Gletschers viel Schnee niedergegangen ist.
GRACE-FO tastet ein Raster von 400 Kilometern ab, das ist recht grob.
CryoSat-2 hat mit typischerweise fünf Kilometern eine deutlich höhere
Auflösung. Doch auch CryoSat-2 hat seine Grenzen. Die Radarstrahlen
dringen ein wenig in Schnee und Eis ein, was die exakte Messung der
Schnee- oder Eishöhe schwierig macht, vor allem weil man die genauen
Bedingungen vor Ort nicht kennt. Das AWI führt deshalb zusätzlich
Kalibrationsmessungen mit seinen Forschungsflugzeugen durch. Eine
weitere Unsicherheit: Schnee sackt nach und nach unter seinem Gewicht in
sich zusammen. Auch das verfälscht die Höhenmessung. „Ob eine
Veränderung der Eis- und Schneehöhe durch eine solche Kompaktierung oder
durch Schmelze ausgelöst wurde, können wir allein mit CryoSat-2-Daten
nicht feststellen. Dazu brauchen wir wiederum GRACE Follow-On“, sagt
Ingo Sasgen. „Denn die Veränderung des Schwerefeldes zeigt uns, ob es
tatsächlich Eis- und Schneemassenverluste gibt.“ Die Daten der
verschiedenen Satelliten ergänzen sich also sehr gut, weil jeder seine
Stärken hat.

Mit dem Start von GRACE-FO schließt sich jetzt nach rund einem Jahr eine
Lücke im Feld der Wissenschafts-Satelliten. Wie beim Vorgänger ist die
Missionsdauer von GRACE-FO zunächst für fünf Jahre geplant. Ingo Sasgen
hofft, dass die zweite Generation genau wie die erste aber vielleicht
sogar 15 Jahre durchhält. „Dann hätten wir insgesamt eine Zeitreihe von
rund 30 Jahren. Für Klimamodelle wäre das eine wirklich aussagekräftige
Zeitspanne. Diese Daten dürften noch in Jahrzehnten für die
Klimaforschung von Bedeutung sein.“

Satire zu Stickstoff-Grenzwerten

Kathrin Spoerr

Der
Verein Deutsche Umwelthilfe will, dass ich saubere Luft atme. Auch
Deutschlands Richter sorgen sich um meine Gesundheit. Zusammen setzen
sie ein Fahrverbot nach dem anderen in Deutschland durch, zuletzt in
Bonn und Köln.

Vor
diesen Urteilen dachte ich, dass es Grenzwerte deshalb gibt, damit ich
gesund bleibe. Ich dachte, dass Schadstoffe Schadstoffe sind, unabhängig
von meinem Beruf und dem Ort, an dem ich lebe.

Das
war sehr naiv von mir. Richtern und Umwelthilfe ist meine Gesundheit
sehr wichtig. Allerdings nur, wenn ich als Fußgängerin unterwegs bin.

Wenn
ich meine Wohnung verlasse, um ins Büro zu gehen, werde ich ein
sensibles Wesen und darf nur 40 Mikrogramm Stickoxide einatmen. Alles,
was drüber ist, bringt mich um. Nur Fahrverbote retten mich.

Wenn
ich im Büro angekommen bin, werden Richter und Umwelthilfe-Aktivisten
plötzlich großzügig mit meiner Gesundheit. Im Büro gilt ein Grenzwert
von 60 Mikrogramm – ein Wert, der mich draußen töten würde. Und ich habe
noch Glück. Leute, die in Fabriken oder Werkhallen arbeiten, dürfen bei
der Arbeit 950 Mikrogramm einatmen, ohne dass sie sterben.

Doch
acht Stunden später, auf dem Heimweg, liegen wir alle, Büro- und
Fabrikarbeiter, den Umweltschützern noch mal kurz am Herzen. Wenn wir
die Dreckluft unserer Büros und Werkhallen verlassen haben, werden die
Stickoxide wieder gefährlich. 40 Mikrogramm, drüber droht der
Erstickungstod, und nur Fahrverbote sichern das Überleben.

Spinnennetze helfen bei Erdbebenprävention

pte20160909002 Forschung/Technologie, Produkte/Innovationen

Spinnennetze helfen bei Erdbebenprävention

Akustisches Metamaterial dämpft und absorbiert Vibrationen

Spinnennetz: ideale Vorlage für Forscher (Foto: pixelio.de, Johannes Westermann)
Spinnennetz: ideale Vorlage für Forscher (Foto: pixelio.de, Johannes Westermann)

Turin (pte002/09.09.2016/06:05) –

Forscher der Universität Turin http://unito.it haben ein akustisches Metamaterial entwickelt, das von der komplexen
Spinnennetz-Architektur der Seidenspinne inspiriert ist. Das Design
führt zu einer neuen Kategorie von Anwendungen, wie zum Beispiel
erdbebensicheren Brücken und Gebäuden oder Lärmreduktion beziehungsweise
Lärmschutz.

Hohe Heterogenität und Elastizität

"Wir haben entdeckt, dass es die
Spinnennetz-Architektur in Kombination mit der elastischen Spinnenseide
erlaubt, Vibrationen zu dämpfen und zu absorbieren – und zwar in weiten
Frequenzbereichen", erklärt Studienautor Federico Bosia. Die Forscher
konnten auch zeigen, dass das neue Design effizienter ist,
niederfrequente Klänge zu dämpfen. Zusätzlich kann das neue Material
leichter auf unterschiedliche Frequenzen ausgerichtet werden als andere
Klangkontrollmaterialien.

Kombiniert mit der Heterogenität der Spinnenseide
lassen sich neue Anwendungen zur Kontrolle von Vibrationen bauen. Das
Geheimnis der akustischen Vorteile des Spinnennetzes liegt – zumindest
teilweise – in den konzentrischen Kreisen des Spinnennetzes. Diese Netze
hallen bei Vibration mit einer bestimmten Frequenz nach. Mit dem Design
kann man auch vibrationsisolierende und erdbebensichere Brücken bauen.
In kleineren Einheiten könnte ein solches Design auch für
Lärmschutzwände an Straßen und Bahnen Verwendung finden.

Norderney – Glühbirnenfrei

Nordseeinsel auf dem Weg zur ersten deutschen Insel ohne Glühbirnen

Die ostfriesische Nordseeinsel Norderney hat heute das Ziel angekündigt, bis zum Jahresende die erste Insel Deutschlands zu werden, die umfassend auf Glühbirnen verzichtet. Durch anschauliche Informationen über Alternativprodukte zur Glühbirne und zu Einsparmöglichkeiten bei der Beleuchtung sollen für die Norderneyer Haushalte Anreize geschaffen werden, möglichst zügig auf effizientere Leuchtmittel umzusteigen.

„Norderney ist bereits heute Vorreiter wenn es darum geht, Ressourcen zu schonen und das Leben von Mensch und Umwelt in Einklang zu bringen. Durch ‚Norderney-Glühbirnenfrei’ wollen wir unsere Mitbürger motivieren, einen weiteren Beitrag zur Schonung der Umwelt zu leisten und damit das grüne Image der Insel weiter zu fördern“, so Norderneys Bürgermeister Ludwig Salverius. „Die gute Nachricht dabei ist, dass dieser Umweltbeitrag sich für unsere Bürger auch finanziell rechnet, denn wer auf energiesparende Lampen umrüstet, spart letztendlich bei der Stromrechnung Kosten ein.“

Symbol für den jetzt erfolgten Start der Aktionsmonate ist die Illumination des historischen Wasserturms von Norderney. Seit gestern Abend wird er durch – höchst energieeffiziente – Philips LED-Strahler nachts grün angeleuchtet. Nach erfolgter Beleuchtungsumstellung der Haushalte wird voraussichtlich im kommenden Winter zu blau, der Farbe der Insel, gewechselt.

Im weiteren Verlauf des Jahres wird das glühbirnenfreie Ziel regelmäßig auf die Tagesordnung gebracht. Ständige Informationsmöglichkeiten und Informations­veranstaltungen, bei denen Glühbirnenalternativen direkt demonstriert werden, stehen dabei auf dem Programm. Ergänzt werden diese Veranstaltungen durch symbolträchtige energieeffiziente Lichtumrüstungen einzelner Bauwerke.

Unterstützung bei seinem Energiesparziel erhält Norderney von verschiedenen Seiten: Das lokale Elektrohandwerk steht bereit, um Privathaushalte und Gewerbetreibende über energieeffiziente Beleuchtung zu beraten, der lokale Energie- und Wasserversorger Wirtschaftsbetriebe Norderney bietet ebenfalls Informationen und Produktdemonstra­tionen. Der Elektrogroßhändler Sonepar und Philips liefern vergünstigte Energiespar­lampen nach Norderney und das Inselmarketing Staatsbad Norderney unterstützt bei der Kommunikation.

„Wir freuen uns sehr, dass wir auf Norderney die Gelegenheit haben anschaulich zu demonstrieren, wie einfach der Wechsel zu energieeffizienter Beleuchtung ist. Außerdem wollen wir deutlich machen, dass es verschiedene qualitativ hochwertige Alternativen zur veralteten Glühbirne gibt. Neben der Energiesparlampe sind es Halogen- und LED-Lösungen mit denen wir zeigen, dass der Wechsel keinen Verzicht, sondern einen Gewinn an Qualität bei gleichzeitiger Einsparung von Ressourcen und auch Stromkosten bedeutet“, so Robert Pfarrwaller, Geschäftsführer der Philips GmbH.

Insgesamt wird kalkuliert, dass die Norderneyer nach erfolgter Umrüstung jährlich mehr als 150.000 Euro Stromkosten sparen. Pro Haushalt liegt die Kostenentlastung bei der Stromrechnung bei kalkulierten 40 Euro pro Jahr.

„Wir appellieren bei unseren Norderneyer Mitbürgern also nicht nur an ihr ‚grünes Gewissen’ und ihren Inselstolz, wenn wir sie motivieren wollen, Norderney zur ersten glühbirnenfreien Insel zu machen. Gleichzeitig zeigen wir ihnen konkrete Sparmöglich­keiten auf“, so Bürgermeister Ludwig Salverius.

 

Kamera-Gummiball erkundet gefährliches Terrain

Kamera-Gummiball erkundet gefährliches Terrain
US-Start-up entwickelt Prototypen – Erste Tests im Januar
 
Kamera-Ball: zur gefahrlosen Erkundung (Foto: screenshot, bounceimaging.com)

Boston (pte020/29.10.2012/13:40) – Das Bostoner Start-up Bounce Imaging http://bounceimaging.com hat eine tennisballgroße Gummikugel entwickelt, die mit modernsten Kameras und Sensoren ausgerüstet ist. Wird das Hightech-Gerät geworfen, schießen sechs integrierte Kameras jeweils zwei Bilder pro Sekunde. Die Daten werden drahtlos an einen Computer gesendet, der aus den Aufnahmen eine 360-Grad-Panorama der Umgebung des Gummiballs errechnet. Das System soll Ersthelfern bei Katastropheneinsätzen, der Polizei oder auch Soldaten bei der Erkundung gefährlicher Räumlichkeiten helfen, wie der New Scientist berichtet

System aufrüstbar

Die Kameras im Gummiball sind in der Lage, Licht aus dem Nah-Infrarot-Bereich zu verwerten. Durch in der Kugel verbaute Infrarot-LEDs können somit auch bei sehr schlechten Lichtverhältnissen brauchbare Bilder geschossen werden. Das Zusammenfügen der einzelnen Aufnahmen zu einem Panoramabild kann auch von einem Smartphone mit entsprechender Software übernommen werden. Dem Gründer von Bounce Imaging, Francisco Aguilar, ist die Idee für die Gummiball-Sonde nach dem schweren Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 gekommen.

Der Kamera-Gummiball hätte die Erkundung der eingestürzten Häuser damals wesentlich vereinfachen können. Auch für Polizisten, die sich in Gebäuden begeben müssen, in denen bewaffnete Verbrecher warten, wäre die Technologie nützlich. Der Ball ist robust, weshalb Sorgen um die Kamera-Ausrüstung kein Faktor mehr sind. Ausgerüstet mit zusätzlichen Sensoren, etwa für die Ermittlung von Temperatur oder Sauerstoffgehalt, kann der Hightech-Gummiball auch für die Feuerwehr von Nutzen sein. Ein eingebauter Geigerzähler könnte für Einsätze in Atomkraftwerken interessant sein.

Fortschritt im Katastrophenschutz

Derzeit gibt es von dem Gerät lediglich Prototypen. Allerdings soll der Kamera-Ball bereits im Januar 2013 von SWAT-Teams und der Polizei von Massachusetts getestet werden.

"Neue Technologien sind grundsätzlich immer interessant für Katastropheneinsätze. Wir haben beispielsweise 2011 bei einer Übung erstmals den Einsatz von Drohnen getestet, die den Einsatzort überfliegen und Luftaufnahmen liefern. Das hat im Test gut funktioniert, der Einsatz im Alltag lässt noch auf sich warten. Wenn diese Bälle Ähnliches für geschlossene Räumlichkeiten leisten können, kann das durchaus Sinn machen. Allerdings müsste das Gerät zuerst ausführlich getestet werden", sagt Georg Tazoll, Katastrophenhilfebeauftragter des Roten Kreuzes http://www.roteskreuz.at in Kärnten, gegenüber pressetext.

80 Prozent der Deutschen gegen Atomkraft

Ipsos-Studie belegt: Fukushima hat in vielen Ländern zum Umdenken geführt
 
Große Mehrheiten weltweit gegen Atomkraft (Foto: Fotolia)
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Hamburg (pts015/20.06.2011/12:30) – Knapp 80 Prozent der Deutschen sprechen sich gegen die Energiegewinnung durch Atomkraft aus, 51 Prozent davon sind sogar "sehr dagegen". Nur fünf Prozent der Deutschen sind "sehr", 16 Prozent "etwas überzeugt" von Atomenergie.

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat sich die Einstellung zu Atomstrom nicht nur in Deutschland verändert. In einer von Ipsos für Reuters News durchgeführten Umfrage in 24 Ländern, gaben 62 Prozent der Befragten an, nukleare Energiegewinnung abzulehnen, davon lehnt jeder Dritte (34%) sie sogar stark ab. Ein Viertel (26%) der Atomkraftgegner weltweit gab an, die Katastrophe in Fukushima habe bei ihnen diese Einstellung ausgelöst. In Deutschland gaben allerdings nur 16 Prozent an, dass die Ereignisse in Japan ihre Meinung maßgeblich beeinflusst hätten, mehr als drei Viertel (77%) der Gegner waren schon vor Fukushima gegen Atomenergie.

Italien neben Deutschland und Mexiko größter Atomkraftgegner
Die Italiener haben laut Umfrageergebnissen weltweit die größte Abneigung gegen Atomkraft. Denn von den 81 Prozent Ablehnern sind 61 Prozent "starke" Ablehner. Dabei geben 80 Prozent der AKW-Verneiner an, nicht erst seit Fukushima zu dieser Gruppe zu gehören. In Mexiko sind 81 Prozent der Befragten Atomkraft gegenüber abgeneigt (davon 52% stark).

Unterstützer in Indien, Polen und USA
Mehrheitliche Unterstützung findet die Nuklearenergie in Indien (61%), Polen (57%), den USA (52%), aber auch Schweden (50%) und Großbritannien (48%) weisen hohe Befürworteranteile auf. In Japan sind immerhin noch 36 Prozent der Befragten eher für Atomkraft, auch wenn nur fünf Prozent starke Unterstützer sind. Über die Hälfte der 58 Prozent japanischen Atomkraftgegner sind erst aufgrund des Reaktordesasters in ihrem Land zu AKW-Gegnern geworden.

Fast drei Viertel der weltweit Befragten sehen Atomkraft nicht als Langzeitlösung
73 Prozent der Befragten weltweit glauben, dass atomare Energiegewinnung begrenzt ist und bald überflüssig wird. Nur 27 Prozent halten sie für eine adäquate Langzeitlösung. In Russland (57%) und Saudi Arabien (54%) hingegen glauben die Befragten mehrheitlich, dass Nuklearenergie auch in Zukunft unverzichtbar sei. Indien (50%) und selbst Japan (45%) haben ebenfalls hohe Anteile an Vertretern dieser Meinung. In den Ländern mit den bisher schwersten atomaren Vorfällen, Russland und Japan wird die Modernisierung der Atomenergiegewinnung am stärksten unterstützt (73% und 71%). Aber auch in Deutschland würden 46 Prozent die Modernisierung der nuklearen Energiegewinnung vorantreiben wollen.

Bau neuer Atomkraftwerke mehrheitlich abgelehnt
70 Prozent der Befragten weltweit wollen keinen Bau von neuen Atomkraftwerken. Nur in Polen würde mehr als die Hälfte den Neubau unterstützen. Auch in Indien (49%), den USA (44%), Großbritannien (43%) und Schweden (43%) würden neugebaute Atomkraftwerke Unterstützer finden. In Brasilien (89%), Mexiko (87%), Deutschland (85%) und Italien (83%) hingegen, sprachen sich die Befragten für einen Baustopp aus.

Trotz der erwähnten Sympathiebekundungen findet nukleare Energiegewinnung gegenüber alternativen Modellen weltweit wenig Anhänger. Nur 38 Prozent der Befragten hält Atomkraft für eine gute Methode zur Energiegewinnung. Solar- (97%), Wind- (93%) und Wasserkraft findet dagegen großen Anklang.

Japaner verurteilen die Informationspolitik ihrer Regierung zu Fukushima
Die Kommunikation der japanischen Regierung zu den Ereignissen in Fukushima wird weltweit sehr unterschiedlich beurteilt. Südkorea, Japan und Deutschland gehören zu den schärfsten Kritikern. Nur 17, 23 und 36 Prozent in diesen Ländern fanden, dass die Informationen rechtzeitig und ehrlich (17%,25%,28%) veröffentlicht wurden. Weltweit sieht die Unterstützung da anders aus. 54 Prozent der Befragten hielten die Informationspolitik demnach für ehrlich und 56 Prozent für rechtzeitig.

Steckbrief:
Diese Ergebnisse stammen aus einer Ipsos-Umfrage, die zwischen dem 6. und 21. April 2011 in 24 Ländern im Auftrag von Thompson Reuters News Service durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Länder sind aus den obigen Charts ersichtlich. Für die Studie wurde eine internationale Stichprobe von Erwachsenen in den USA und Kanada und zwischen 16 und 64 Jahren, in allen anderen Ländern zwischen 18 und 64 Jahren, gezogen. Die ungewichtete Basis der Befragten betrug 18.787 Personen. Etwa 1000 Personen wurden pro Land befragt, mit Ausnahme von Argentinien, Indonesien, Mexiko, Polen, Saudi Arabien, Südafrika, Südkorea, Schweden, Russland und der Türkei, in der die Stichproben etwa bei 500 lagen.

Über Ipsos:
Die Ipsos GmbH ist ein unabhängiges und weltweit tätiges Marktforschungsunternehmen und ein führender Anbieter auf dem Gebiet der umfragegestützten Forschung und Beratung. Durch ausgefeilte Forschungsmethoden, engagierte Forscher und eine weltweit vernetzte Organisation untersuchen wir die Wirklichkeit von heute, um die Realität von morgen vorauszusehen. So bestimmen wir Marktpotenziale, zeigen Markttrends, testen Produkte und Werbung, erforschen die Wirkung von Medien und geben der öffentlichen Meinung eine Stimme. Mit präzisen Daten und konkretem Know-how bringen wir die Projekte unserer Kunden zum Erfolg. "Nobody’s unpredictable" ist weltweit das Leitmotiv von Ipsos.

Japanische Forscher entdecken 15 neue Planeten

Japanische Forscher entdecken 15 neue Planeten

Merkmale der Himmelskörper ähneln denen unseres Sonnensystems

Kepler-Weltraumteleskop: Suche nach erdähnlichen Planeten (Foto: nasa.gov)
Kepler-Weltraumteleskop: Suche nach erdähnlichen Planeten (Foto: nasa.gov)

Tokio (pte015/12.03.2018/13:52) –

Forscher des Tokyo Institute of Technology’s Department of Earth and Planetary Sciences http://educ.titech.ac.jp haben 15 neue Planeten entdeckt. Unter diesen "Roten Zwergen" befindet
sich eine sogenannte "Supererde", auf der Vorkommen von flüssigem Wasser
vermutet werden. Die Erkenntnisse entstammen Daten der zweiten Mission
des Kepler-Weltraumteleskops und Beobachtungen von bodengestützten
Teleskopen auf Hawaii und Teneriffa.

Wasser und nicht zu heiß

"Auch für uns ist die Erforschung weiterer Exoplaneten
sehr interessant. Es handelt sich ein Stück weit um Grundlagenforschung,
um herauszufinden, wie unser Sonnensystem funktioniert", verdeutlicht
Philipp Eigmüller, Experte vom Institut für Planetenforschung am
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt http://dlr.de , gegenüber pressetext.

Laut dem Forscher-Team unter der Leitung von Teruyuki
Hirano ist der hellste nun gefundene Rote Zwerg, K2-155, rund 200
Lichtjahre von der Erde entfernt. Dieser wiederum wird von drei
Supererden umkreist. Die äußerste dieser Supererden, K2-155d, könnte
sich nahe genug seines Wirtssternes befinden, was darauf schließen
lässt, dass die vorzufindenden Temperaturen nicht zu heiß und nicht zu
kalt für Wasservorkommen sind, er also bewohnbar wäre. K2-155d
übersteigt in seiner Größe die Erde um das 1,6-Fache.

Rote Zwerge zeichnen sich durch ihre geringe Größe und
eine Oberflächentemperatur von unter 3.700 Grad Celsius aus. Sie sind
für die Forschung von großem Interesse, da sie Aufschluss über die
Entwicklung von Planetensystemen geben. Es handelt sich um Exoplaneten,
die sich außerhalb des gravitativen Einflusses der Sonne, jedoch
innerhalb des Einflusses eines anderen Sterns befinden. Sie leuchten so
lichtschwach, dass kein einziger von ihnen mit bloßem Auge von der Erde
aus zu sehen ist. Etwa drei Viertel aller Sterne gehören zu dieser
Sternklasse.

Weitere Studien notwendig

"In unseren Simulationen sind wir davon ausgegangen,
dass die Atmosphäre und die Zusammensetzung der Planeten erdähnlich
sind. Es gibt jedoch keine Garantie, dass dies auch so ist", gibt sich
Hirano zurückhaltend. Um verlässliche Aussagen über den Radius und
vorherrschende Temperaturen zu machen, seien weitere Studien nötig.
Ohnehin sind die Roten Zwerge Hirano nach bislang noch nicht ausgiebig
genug erforscht worden und würden "spannende Erkenntnisse in der
Forschung über Exoplaneten" beherbergen.

Die Forscher vermuten, dass Planeten, die Rote Zwerge
umkreisen, auffällig ähnliche Charakteristika wie Planeten unseres
Sonnensystems aufweisen. Die Experten heben hervor, dass sich große
Planeten vor allem um Sterne mit hohem Metallgehalt drehen. "Wir konnten
nachweisen, dass dies auch bei den entdeckten Roten Zwergen der Fall
ist", gibt Hirano bekannt. Gleichzeitig gibt er sich optimistisch. Im
April dieses Jahres soll der NASA-Satellit TESS in den Weltraum
befördert werden. "Dies wird die Nachbeobachtung von Exoplaneten
erheblich erleichtern, einschließlich der Untersuchung von Atmosphären
und der Bestimmung der genauen Umlaufbahn", erläutert Hirano. Und auch
Eigmüller heißt den Start des Satelliten willkommen: "Wir freuen uns
darauf, TESS wird sehr aufschlussreiche Daten liefern."

Neuentdeckung am Meeresgrund

Bremerhaven, 19. Juni 2014. Seit heute
erscheinen auf den Seekarten des Südatlantiks und des Weddellmeers die
Namen zweier zuvor unbekannter Unterwasserberge: „Madiba Seamount“ und
„Nachtigaller Shoal“. Bei der Namenswahl folgte das Sub-Committee on
Undersea Feature Names (SCUFN) auf seiner diesjährigen Tagung in Monaco
den Vorschlägen von zwei Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts,
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Diese hatten die Berge
vergangenes Jahr auf Polarstern-Expeditionen in die Antarktis entdeckt.
Mit der Benennung ist nun ein weiteres Stück des Meeresbodens offiziell
erschlossen worden.

„Bis heute sind weniger als zehn Prozent der
Unterwasserlandschaften unserer Meere erkundet und mit einem Namen
versehen worden. Wenn man abseits der normalen Seerouten fährt, kann man
deshalb durchaus noch Neuentdeckungen machen“, sagt Jan Erik Arndt vom
Alfred-Wegener-Institut.

Während einer Expedition in den
südlichen Indischen Ozean hatte der Bathymetriker vergangenen November
das Glück, einen bisher unbekannten Unterwasserberg zu entdecken. Auf
seinem Weg von Kapstadt in das Südpolarmeer passierte der
AWI-Forschungseisbrecher Polarstern die Spitze eines Unterwasserberges.
„Hätte das Fächerecholot nur den Rand des Berges gestreift, wäre er
unter Umständen unentdeckt geblieben“, erzählt Jan Erik Arndt. Dabei
hebt sich der Gipfel 1920 Meter über den Meeresboden und ist in seiner
Höhe somit vergleichbar mit Bergen der Alpen – allerdings liegt sein
höchster Punkt auch knapp 3500 Meter unter dem Meeresspiegel.

Um
einen geeigneten Namen für den Unterwasserberg zu finden, stellte Jan
Erik Arndt eine Box auf der Polarstern auf. Jeder Expeditionsteilnehmer
konnte so anonym seinen Namensvorschlag einreichen. „Nelson Mandela ist
in dem Zeitraum unserer Expedition verstorben und als sein Clan- und
Spitzname, Madiba, als Vorschlag einging, waren wir uns schnell einig,
ihn mit dieser Neuentdeckung zu ehren. Schließlich startete und endete
unsere Expedition auch in Südafrika“, erklärt der
Bathymetriker.

Bereits im Februar des vergangenen Jahres hatte
Boris Dorschel, Leiter der Bathymetrie am Alfred-Wegener-Institut, auf
einer Polarstern-Expedition in das antarktische Weddellmeer einen bis
dahin unbekannten Unterwasserberg erkundet, der bis dicht unter die
Meeresoberfläche reichte. „An seiner flachsten Stelle lag der Berg nur
16 Meter unter dem Meeresspiegel und damit knapp fünf Meter unter dem
Kiel der Polarstern. Wäre die Erhebung in einer Seekarte eingezeichnet
gewesen, hätten wir diese Untiefe gemieden“, sagt Boris Dorschel. Umso
wichtiger war es, die Neuentdeckung zu kartieren und zu
benennen.

„Auf Grund der Eisbedeckung mussten wir während der
Erkundung immer wieder den Kurs ändern. Dadurch ist eine Aufzeichnung
entstanden, die mich an die Romanfigur Prof. Dr. Abdul Nachtigaller aus
den 13½ Leben des Käpt’n Blaubär erinnert hat“, erzählt Boris Dorschel.
Sehr schnell setzte sich deshalb der Arbeitstitel „Nachtigaller Hill“
durch. „Der Name erschien uns als sehr passend, da Prof. Dr.
Nachtigaller sein Leben der Erforschung ungeklärter Mysterien widmet und
dafür in die entlegensten Gebiete auf unserer Erde reist – vor allem an
dunkle und lebensfeindliche Orte“, erklärte Boris Dorschel mit einem
Augenzwinkern und reichte seinen Namensvorschlag ein.

Davor
hatte er „Käpt’n Blaubär“-Autor Walter Moers allerdings kontaktiert.
„Ich wollte sichergehen, dass er nichts dagegen hat, dass wir einen
Seeberg in der Antarktis nach einer seiner Romanfiguren benennen
wollen“, sagt der Bathymetriker. Zunächst hielt der Autor die Anfrage
für einen Scherz. Von der Ernsthaftigkeit des Vorschlags überzeugt,
gefiel dem Autor die Idee dann aber immer besser und er stimmte ihr zu.
„Ich hatte ja keine Ahnung, dass heutzutage noch ganze Berge unentdeckt
sein können. Dass die Entdeckung im Dunkel antarktischer Gewässer
stattgefunden hat, dürfte Nachtigaller, den zamonischen Pionier der
Dunkelheitsforschung, besonders freuen“, sagt Walter Moers.

Beide
Namensvorschläge, „Madiba Seamount“ und „Nachtigaller Hill“, legten die
AWI-Wissenschaftler dem internationalen SCUFN-Komitee (Sub-Committee on
Undersea Feature Names) zur Abstimmung vor. Das Komitee tagt einmal
jährlich, um neuentdeckte geografische Strukturen am Meeresboden
offiziell zu benennen. Vom 16. bis zum 20. Juni diskutieren die
Mitglieder dieses Jahr in Monaco über 102 vorgeschlagene Namen.
Besonderes Augenmerk legen die Mitglieder darauf, ob die
Namensvorschläge angebracht sind und die Unterwasserstrukturen
tatsächlich noch unbekannt und unbenannt sind. Auf diese Weise reduziert
SCUFN möglichen Wildwuchs bei der Benennung von Strukturen am
Meeresboden.

„In der Vergangenheit ist es häufiger vorgekommen,
dass zwei Unterwasserberge denselben Namen tragen, oder dass ein
Tiefseegraben zwei verschiedene Bezeichnungen hat. Vor allem in
wissenschaftlichen Publikationen kann es verwirren, wenn zwei Studien
über dieselbe Struktur sprechen, dies aber aufgrund der
unterschiedlichen Benennungen nicht sofort klar wird“, erklärt Prof. Dr.
Hans Werner Schenke, Geowissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut und
SCUFN-Vorsitzender.

Schnell entschied sich das Komitee heute
Vormittag für den Namensvorschlag Madiba Seamount und begrüßte dabei vor
allem, dass mit der Wahl des Clannamen nicht nur Nelson Mandela selbst,
sondern auch der Stamm geehrt wird. Für Diskussionen dagegen sorgte die
terminologische Einordnung des Nachtigaller Hill als „Hill“. „Da dieser
Unterwasserberg dicht unter der Meeresoberfläche liegt, haben wir uns
entschieden, ihn als ‚Shoal’ einzuordnen. Also als eine Untiefe, die
eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellt“, erklärt Prof. Dr. Hans
Werner Schenke.

Damit reihen sich beide Unterwasserberge,
„Madiba Seamount“ und „Nachtigaller Shoal“, in eine Liste von
geografischen Bezeichnungen ein, die Wissenschaftler des
Alfred-Wegener-Instituts auf ihren Forschungsreisen bereits geprägt
haben, wie das „Polarstern-Plateau“ und den
„Alfred-Wegener-Canyon“.

Glossar:

Bathymetrie: In
der Bathymetrie vermessen Wissenschaftler die topografische Gestalt des
Meeresbodens. Mit der Hilfe ihrer gewonnen Daten können beispielsweise
Tiefenprofile für Seekarten erstellt werden.

Seamount: Als
„Seamount“ bezeichnet man eine eindeutige Erhebung, die sich mehr als
1000 Meter von dem umliegenden Relief abhebt. Dabei sollte sie in alle
Richtungen ungefähr dieselben Maße und Dimensionen haben.

Hill:
Als „Hill“ bezeichnet man eine eindeutige Erhebung, die sich weniger als
1000 Meter von dem umliegenden Relief abhebt. Dabei fällt die Form in
der Regel unregelmäßig aus.

Shoal: „Shoal“ bedeutet auf Englisch
eine Untiefe. Spricht man bei einem Unterwasserberg von einem „Shoal“,
dann bezeichnet man damit eine oberflächennahe Erhebung, die eine Gefahr
für den Schiffsverkehr darstellen kann.

Treibhausgase erwärmen die Ozeane

Industrie setzt zu viel Kohlendioxid frei

Washington (pte, 18. Feb 2005 12:01) – Wissenschaftler haben konkrete
Beweise dafür, dass die Erwärmung der Ozeane mit der industriellen
Freisetzung von Kohlendioxid zusammenhängt. Die Weltmeere haben sich in
den vergangenen 40 Jahren kontinuierlich erwärmt. Forscher aus den USA
haben Prognosen von Klimamodellen mit der Erwärmung der Ozeane
verglichen und dabei festgestellt, dass der Mensch die größte Schuld an
der Erwärmung trägt, berichtet BBC http://news.bbc.co.uk.

Dem Urteil der Forscher nach wird die Erwärmung in den kommenden
Jahrzehnten einen dramatischen Einfluss auf die regionale Wasserzufuhr
nehmen. Die Details der Studie wurden beim jährlichen Treffen der
American Association for the Advancement of Science (AAAS)
http://www.aaas.org bekannt gegeben. Die Wissenschaftler hatten auf dem
Computer verschiedene Szenarios inszeniert, um die Beobachtung der
Ozeane zu erklären. Dabei wurden auch klimatische Schwankungen,
Sonnenwärmeeinstrahlung und vulkanische Emission in Betracht gezogen,
aber die Einflüsse waren zu klein. Als Ausschlag gebend konnte nur die
Treibhauserwärmung ausgemacht werden. „Wenn man diese Daten mit den
Ergebnissen früherer Studien vergleicht, kann nicht länger bestritten
werden, dass es eine globale Erwärmung gibt“, so Tim Barnett von der
Scripps Institution of Oceanography. Das Modell, das zu 95 Prozent mit
der Wirklichkeit übereinstimmt, reproduzierte die beobachteten
Temperaturveränderungen der Ozeane. Die Forscher sind sich sicher, dass
die Menschen an der globalen Erwärmung schuld sind.

In den nächsten Jahrzehnten wird der Klimawandel einen dramatischen
Einfluss auf die regionalen Wasserzufuhren nehmen, so das Forscherteam.
Der Westen der USA hat jetzt schon mit Wasserknappheit zu kämpfen und
in den nächsten 20 Jahren werde sich diese Region in einer ernsthaften
Wasserkrise befinden. Auch in den südamerikanischen Anden und in
Westchina haben die Menschen im Sommer Wasserprobleme – die Gletscher
schmelzen zu früh. Barnett: „Wenn die Menschen das Schmelzwasser im
Frühling nicht auffangen können, so wird das Wasser im Sommer knapp.“
Die Forscher fordern Politiker auf, endlich etwas gegen das globale
Desaster zu tun. „Hoffentlich können wir die USA in diese Richtung
lenken“, so Barnett.