Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Italien schützt erosionsgefährdete Küsten – Mit einem Vorwort von Jean Pütz

Das ist nicht nur für Italien interessant, sondern auch für die Nord- und Ostsee-Ufer und Inseln. Der Spruch: ‚Wie Sand am Meer‘ verliert immer mehr  Relevanz, denn er wird immer mehr zum knappen Gut – auch weil in den durch Öl reich gewordenen Golfstaaten daraus künstliche Inseln mit schlimmen Eingriffen auf das Gleichgewicht der Natur geschaffen werden.

Jean Pütz

(pte) – Mitarbeiter der italienischen Forschungsinstitute Ispra , Consiglio Nazionale delle Ricerche, Enea  und der Scuola Universitaria Superiore di Pavia haben ein Gemeinschaftsprogramm zur Entwicklung neuer Technologien zur Überwachung von Meeresküsten gestartet. Vorrangiges Ziel der Initiative ist die Bewahrung der italienischen Küsten vor neuen Brandungs- und Erosionsschäden.

Parco Nazionale del Circeo
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Naturschutzgebiet im Parco Nazionale del Circeo, das eine dichte und vor Wind schützende Vegetation aufweist. Die Dünen bieten zusammen mit dem Grünbewuchs eine natürliche Barriere gegen die Meeresbrandung, indem sie den sandigen Untergrund stabilisieren. Diese Tatsache ist von zunehmender Bedeutung, da der Küstensand zu einer immer selteneren und zugleich für die Freizeit der Anwohner immer kostbareren Ressouce wird.

Als technische Grundlage diente eine Kombination aus hochauflösenden Luftaufnahmen (Lidar), durch satellitengestützte Fernerkundung gewonnenes Datenmaterial und herkömmlichen Landvermessungen vor Ort. In Forscherkreisen ist diese Methode auch als „Field spectral libraries, airborne Hyperspectral images and Lidar altimetry“ (FHyL) bekannt. „Die Zusammensetzung der Vegetation und die aus den Verwehungen entstehenden Sanddünen zu überwachen, ist unabdingbare Voraussetzung, um das dazugehörige Ökosystem vor weiteren Schäden zu bewahren“, erklärt Projektleiterin Emiliana Valentini.

„Für Überwachung geeignet“
Italien gilt als eine der fortschrittlichsten Nationen in Sachen Fernerkundungs- und Überwachungstechniken, zu denen auch das kürzlich implementierte Satellitenprogramm Prisma http://www.telespazio.com zählt. „Unser Land ist für derartige Überwachungsmodelle besonders geeignet, da es angesichts seines fast 7.500 Kilometer langen Küstenstreifens über eine enorme Vielfalt an Naturräumen verfügt“, meint Valentini. Speziell im Naturschutzgebiet Circeo erfolgten in den vergangenen 30 Jahren umfangreiche Maßnahmen zum Schutz des Dünensandes vor Wind- und Wettereinwirkung.

In Hinblick auf den laufenden Klimawandel und die damit verbundene Anhebung des Meeresspiegels sind die dabei gewonnenen Erkenntnisse laut den Experten von universaler Bedeutung. „Die multidisziplinäre Studie soll nicht nur dem Schutz des Naturareals des Circeo, sondern auch dem Wirtschaftsleben von ganz Italien und auch anderer Länder zugute kommen.“ Einzelheiten sind in der Fachzeitschrift „Remote Sensing“ nachzulesen.

Unter welchen Bedingungen bleiben Störfälle in Kernkraftwerken beherrschbar ?

(Helmholtz) – Am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) analysieren Wissenschaftler*innen eine Vielzahl von Stör- und Unfallszenarien in Kernkraftwerken, um Handlungsempfehlungen für das Notfallmanagement abzuleiten. In einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal Nuclear Engineering and Design (DOI: 10.1016/j.nucengdes.2020.110663) stellen sie Strategien vor, die bei einem länger andauernden Stromausfall den Handelnden zusätzliche Zeit für wirksame Gegenmaßnahmen verschaffen sollen.

Die Reaktorhavarien im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi im Jahr 2011 haben in einigen Ländern zu einem beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie geführt, wie etwa in Deutschland. Darüber hinaus setzen sich die Sicherheitsexpert*innen seit diesem Ereignis wieder verstärkt mit den Risiken auseinander, die sich aus schweren Beschädigungen des Reaktorkerns ergeben könnten. Insbesondere werden nun auch bewusst unrealistische Szenarien in Betracht gezogen, deren Eintreten Fachleute für nahezu unmöglich halten.

„In unserer aktuellen Arbeit haben wir untersucht, wie wir den drohenden schwerwiegenden Folgen eines länger anhaltenden, totalen Stromausfalls begegnen können“, erklärt Dr. Sören Kliem vom Institut für Ressourcenökologie am HZDR. „Die Sicherheitssysteme von Kraftwerken sind mehrfach redundant ausgelegt. Für die Notstromversorgung sind beispielsweise mehrere identische, räumlich voneinander getrennte Dieselaggregate vorgesehen, jeweils vier in zwei unterschiedlichen Gebäuden. In unserem Szenario stehen alle acht Dieselaggregate nicht zur Verfügung, auch die aktiven Sicherheits- und Notkühlsysteme oder die Speisewasserversorgung für die Dampferzeuger werden als nicht einsatzfähig angenommen. Im realen Kernkraftwerksbetrieb ist eine solche Häufung von Ausfällen jedoch äußerst unwahrscheinlich.“ Diese Betrachtungen gehen somit weit über das für Genehmigungsverfahren wichtige Konzept des Auslegungsstörfalls hinaus. Darunter verstehen Kerntechniker*innen einen Störfall, der über die der bereits vorhandenen Sicherheitssysteme beherrscht werden kann.

Nachzerfallswärme und keine Kühlung: Die Zeit läuft
Im Havariefall können die Operator*innen eines Kernkraftwerks die energieliefernde Kernspaltung augenblicklich unterbinden, indem sie bei einer Reaktorschnellabschaltung Steuerstäbe in den Reaktor einfahren lassen, die stark Neutronen absorbieren. Das ist auch bei Stromausfall kein Problem: Die Steuerstäbe werden von Elektromagneten gehalten und fallen bei einem Zusammenbruch der Stromversorgung einfach in den Reaktorkern, die Kettenreaktion kommt zum Erliegen.

Die Reaktorschnellabschaltung unterbindet zwar die Kettenreaktion. Die Wärmefreisetzung im Reaktorkern sinkt damit aber nicht auf null. Denn die immer noch vorhandenen, kurzlebigen Spaltprodukte zerfallen weiter und erzeugen dabei große Wärmemengen, die ohne ausreichende Kühlung den Reaktorkern zum Schmelzen bringen können. Diese sogenannte Nachzerfallswärme ist auch der Grund, weshalb ausgediente Brennelemente über längere Zeiträume in Abklingbecken gekühlt werden müssen.

Was beim Wegfall der Kühlung aufgrund eines Stromausfalls im Detail droht, ist durch Störfälle der Kernenergiegeschichte hinlänglich bekannt. Diese Erkenntnisse nutzend, können die Forscher*innen heute sehr genau am Computer simulieren, was passiert, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird. „In unserem Szenario würde bereits nach zwei Stunden und 40 Minuten die Kernschmelze einsetzen. Keine weitere Stunde später käme es entsprechend den Rechenergebnissen zu strukturellen Schäden am Reaktordruckbehälter, der eigentlich den Kern mit den Brennstäben schützend ummanteln soll,“ beschreibt Kliem das zu erwartende Geschehen.

Die Wissenschaftler*innen haben deshalb ein Konzept entwickelt, wie sich ein Schaden am Kern weiter hinauszögern lässt, um wertvolle Zeit bis zur Wiederherstellung der Stromversorgung für die Pumpensysteme zu gewinnen. „Durch eine Kombination aus Druckentlastung und Einspeisung von Wasser in die Dampferzeuger können wir die Zeit ab Beginn des Störfalls bis zum Eintritt der Kernschmelze auf 24 Stunden dehnen“, erklärt Dr. Kai Kosowski, Störfallexperte bei der PreussenElektra GmbH und Co-Autor der Studie. Als besonders nützlich haben sich dabei mobile Pumpen erwiesen, die nach den Ereignissen in Fukushima in allen deutschen Kernkraftwerken ergänzt wurden und die mit geringem Aufwand an verschiedenen Stellen der Anlage eingesetzt werden können. Nehmen die mobilen Pumpen ihre Arbeit auf und gelingt es, den Dampferzeuger wieder mit Wasser aufzufüllen, setzt die Kühlung auch ohne Stromversorgung wieder ein.

Auch künftig gefragt: Expertise in der nuklearen Sicherheitsforschung
In den Simulationen greifen jahrzehntelange Erfahrungen aus Praxis und Forschung optimal ineinander. Seit 2007 kooperiert das HZDR in der Sicherheitsforschung mit dem Energieversorger PreussenElektra, der aktuell noch drei Kernkraftwerke in Deutschland betreibt (Isar 2, Grohnde und Brokdorf). Bei diesen Anlagen handelt es sich um sogenannte Druckwasserreaktoren. Die Eigenschaften dieses Reaktortyps liefern die Eckpunkte für die Simulationen der Rossendorfer Forscher*innen.

Zwar sind in Deutschland die Weichen für den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 gestellt, jedoch bleibt die nukleare Sicherheitsforschung auch weiterhin in der deutschen Forschungslandschaft verankert. Sie ist als strategisch wichtiges Thema Bestandteil des aktuellen Energieforschungsprogramms der Bundesregierung. „So können wir neben der Begleitung der Stilllegung der restlichen Kernkraftwerke unter anderem die Kompetenz zur Beurteilung und Weiterentwicklung der Sicherheit nuklearer Anlagen im Ausland sicherstellen,“ erläutert Kliem. Dabei geht es auch um die Bewertung neuer Reaktorkonzepte, die sich international in Entwicklung befinden und deren sicherheitstechnische Konzeption sich von den in Deutschland betriebenen Anlagen unterscheidet.

Treibhäuser sind oft unökologisch – Mit einer Bemerkung von Jean Pütz

Treibhäuser sind oft unökologisch – mit halbtransparenten Solarzellen kann das behoben werden. Solarstrom kommt nun auch aus dem Treibhaus

Meine persönliche Bemerkung:
Kohlenmonoxid ist ein absolutes Gift, weil es den überlebenswichtigen Sauerstoff aus den roten Blutzellen vertreibt. Diese sorgen normalerweise für den Transport des Lebensgases an die einzelnen Organe und Körperzellen. Schon wenige Prozent Kohlenmonoxid  in der Atemluft sind tödlich. Aber nun ist den Doping-Spezialisten aufgefallen, dass bei gerade noch nicht lebensgefährlichen Dosen die roten Blutkörperchen anschließend veranlasst,  vermehrt Sauerstoff aufzunehmen. Eine Körperfunktion, die die Natur zur Rettung des Lebens eingerichtet hat. Dies wird neuerdings immer mehr durch Doping-Berater pervertiert, weil das bei Sportlern – ähnlich wie EPO höhere Leistungen verspricht und damit einen fairen Wettkampf unmöglich macht. Das Problem ist, diese Form von Doping ist kaum nachweisbar.

Da  bekannt ist, das Amateursportler solche leistungssteigernden Methoden nicht immer verabscheuen, kann ich nur davor warnen. Man sollte sich strikt an die Regel des Paracelsus halten, die er im Zusammenhang mit der Verwendung von giftigen Kräutern als Medizin empfohlen hat:

Auf die Dosis kommt es an.

Aber gerade darin besteht die Gefahr, die richtige Dosis zu finden, das können nur Fachleute. Jeder Organismus reagiert anders.

Dass das jetzt auch Sportmediziner als Methode aufgreifen, die natürlich die Mittel haben, diese individuell akzeptable Dosis mit Messgeräten festzustellen, sollten Sie selbst beurteilen. Aber generell das als Ersatz für Höhentraining zu akzeptieren, finde ich einen Skandal

Bitte lesen Sie dazu die wissenschaftliche Meldung der Universität Bayreuth:

Ihr Jean Pütz

(pte) – Das eigentlich für den Menschen giftige Gas Kohlenmonoxid hat laut Sportmedizinern der Universität Bayreuth in geringen Mengen eine leistungssteigernde Wirkung. Bei gesunden, gut trainierten Personen rief eine regelmäßige Inhalation von Kohlenmonoxid die gleiche Wirkung hervor wie der Aufenthalt in einem Höhentrainingslager. Details wurden in „Medicine & Science in Sports & Exercise“ publiziert.

Höhentraining-Alternative
„Eine gezielte Inhalation von Kohlenmonoxid in geringen Dosen könnte eine echte Alternative zu einem Höhentraining oder anderen Maßnahmen darstellen, die den Organismus einem kontrollierten Sauerstoffdefizit aussetzen. Bevor die Methode allerdings in die Praxis übernommen werden kann, müssen ethische Fragen geklärt und einige medizinische Aspekte noch genauer erforscht werden“, so Studienleiter Walter Schmidt.

Seiner Einschätzung nach hat Kohlenmonoxid sogar eine stärkere leistungssteigernde Wirkung als das Hormon EPO, welches von Leistungssportlern schon oft als illegales Doping-Mittel eingesetzt wurde. Eingeatmetes Kohlenmonoxid hindert Sauerstoff-Moleküle daran, sich mit Hämoglobin zu verbinden, das den Organismus normalerweise mit Sauerstoff versorgt. An den dadurch verursachten Sauerstoffmangel versucht sich der Organismus nun zu gewöhnen. Er reagiert mit ähnlichen Anpassungseffekten wie bei einem Höhentraining.

Tests über drei Wochen
Im Rahmen der Studie haben elf Versuchspersonen fünfmal täglich für drei Wochen eine geringe Menge Kohlenmonoxid inhaliert. Dadurch verringerte sich der Sauerstofftransport in der Blutbahn um rund fünf Prozent, was einem Aufenthalt in einer Höhe von etwa 2.500 Metern entspricht. Nach drei Wochen hatte sich die gesamte Hämoglobinmenge um fünf Prozent erhöht. Dieser Anstieg ging mit einer messbaren Steigerung der Ausdauerleistung einher. Er entsprach den Wirkungen eines gleich langen Höhentrainingslagers.

 

Energie von Flüssig-Erdgas effizienter nutzbar

(pte) – Forscher der Nanyang Technological University (NTU) und des staatlichen Beratungsunternehmens Surbana Jurong haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der Energieinhalt von flüssigem Erdgas effizienter verwerten lässt, sodass weniger CO2-Emissionen anfallen.

Prinzip Wärmetauscher
Flüssiges Erdgas, das eine Temperatur von weniger als minus 160 Grad Celsius hat, lässt sich zum Heizen nutzen. Dazu muss es erwärmt werden, um sich in Gas zurückzuverwandeln. Sowohl für die Verflüssigung als auch für die Vergasung ist Energie nötig, die die Umwelt zusätzlich belastet. Die Forscher aus Singapur wollen das zumindest teilweise verhindern.

Die Wissenschaftler leiten das Erdgas zunächst in einen Wärmetauscher. Hier gewinnen sie die Kälteenergie zurück und speichern sie in einem sogenannten Kryotank. Das Volumen von Erdgas vergrößert sich beim Übergang von flüssig auf fest um das 600-Fache. Das lässt sich in einer Turbine nutzen, die Strom erzeugt.

Gekoppelt ist sie mit einer zweiten Turbine, in der das Gas verbrannt wird. Die dabei frei werdenden Kräfte werden zusätzlich zur Stromerzeugung genutzt. Die elektrische Energie wird direkt verbraucht oder in einer Batterie gespeichert. Wenn die Abgase die Turbine verlassen, sind sie noch so heiß, dass sie genutzt werden können, um Gebäude zu beheizen und warmes Wasser zu erzeugen. Bei Überschussproduktion soll Wärme in einem Speicher zwischengelagert werden.

Kälteenergie verwenden
Ein Teil der Kälteenergie soll genutzt werden, um CO2 aus dem Rauchgas zu entfernen. Da es bei einer Temperatur von minus 57 Grad flüssig wird, reicht die Kälte des flüssigen Erdgases aus, um CO2 einzufangen. Es kann als Rohstoff in der Chemie genutzt oder in tiefen geologischen Formationen eingelagert werden.

Die Kälteenergie aus dem Kryotank soll genutzt werden, um Kühlhäuser zu versorgen, sodass sie weniger Strom verbrauchen. Sie ist auch für die Klimatisierung von Bürogebäuden, Wohnhäusern und vor allem für Rechenzentren geeignet, die 37 Prozent des Stroms nutzen, um Kälteenergie herzustellen. Das System ist darauf ausgelegt, die CO2-Emissionen des Stadtstaates bis zum Jahr 2030 wie geplant um 36 Prozent zu reduzieren. Referenzjahr ist 2005. Derzeit werden in Singapur pro Jahr rund 55 Mio. Tonnen CO2 frei.

HyperHybrid-Auto in Funktion – Die Zukunft der Elektromobilität – Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz

Antwort an Obrist, dem Produzenten der beiden Prototypen auf Basis von HyperHybrid, als ökologische Alternative zum reinen Elektroauto mit schwerlastigen und teuren Batterien:

Das Video habe ich mir angesehen. Als Redakteur und Filmemacher möchte ich Ihnen wirklich ein Kompliment machen. Leider fehlen ihm wesentliche Aussagen:

  • Zunächst einmal die Regeneration beim Bremsen, die die Reichweite auch wesentlich verlängert.
  • Der extrem geringe Verbrauch (2 Liter auf 100 Kilometer – und beim Zwischenladen auf längeren Strecken sogar noch weniger). Mit einer Tankfüllung von 30 Litern werden über 1000 Kilometer erreicht, ohne Zwischenstop
  • Die Möglichkeit z. B. mit regenerativem Methanol zu verwenden und dadurch wesentlich bessere Ökobilanz als jedes Elektroauto
  • Um den Innenraum zu heizen und zu kühlen, braucht man keinen kostbaren Batteriestrom
  • Der unschlagbare Preis – ein Kleinauto unter 15.000 € und ein Mittelklasseauto unter 25.000 €,

Für mich die wichtigste Eigenschaft:

  • Der deutschen Automobilindustrie werden Milliarden von Investitionen, die bei reiner Elektromobilität jeglichen Aufschwung nach Corona bremsen, Deutschland könnte seinen Vorsprung in der Motorentechnologie weltweit bewahren.

Das alles mit dem gleichen Komfort und Fahrgefühl wie beim reinen Elektroauto.

Meines Erachtens wurde auch der Unterschied zwischen einem üblichen Plug-in-Hybrid und dem HyperHybrid nicht so deutlich, wie es hätte sein können, herausgestellt. Frank Obrist wies zwar kurz darauf hin, aber leider war das nur so am Rande.

Hier geht’s zum Video

Kreislaufwirtschaft: Wieviel Wiederverwertung wollen wir? – Mit einem Vorwort von Jean Pütz

In dem Beitrag wird darüber berichtet, dass vor allen Dingen junge Leute – 29 und jünger – intensiv die Wiederverwertung von biologischem Abfall begrüßen und für die Endprodukte höhere Preise in Kauf nehmen würden. Aber ich denke, das geht nicht nur die jungen Menschen an, sondern auch die alten. Ich bin 83 Jahre alt und befürworte dies ganz intensiv und meine, dass auch Technologien entwickelt werden, die – wenn nicht schon vorhanden – eine ökonomische und ökologische Verwertung möglich machen. Vielleicht ist das noch viel zu wenig bekannt, dass es z. B. hervorragende Recyclinghöfe für biologischen Pflanzenabfällt gibt, im Internet unter dem Stichwort: Kompostierung und Recycling, ganz besonders die sogenannte Pflanzerde, bestehend aus Kompost, Sand und Muttererde. Das erspart auf jeden Fall teure Blumenerde aus den Garten-Centern, Super-  und Baumärkten. Für wenig Geld kann man dort seinen Garten auf Vordermann bringen. Natürlich lassen sich auch viele andere Abfälle zur Rohstoff-Gewinnung recyclen, insbesondere Energie.

Ihr Jean Pütz

(Wissenschaftsjahr) – 78,2 Prozent der deutschen Bevölkerung befürworten eine möglichst vollständige Wiederverwertung von Produkten, auch wenn diese dadurch teurer würden. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie durchgeführt hat. Besonders hoch ist die Zustimmung in der Altersgruppe der unter 29-Jährigen (85,1 Prozent). Eine Hürde zeichnet sich allerdings bei der Nutzung biologischer Abfälle für die Produktion von Gütern ab. Deren Potential ist aus Sicht der Bioökonomie besonders vielversprechend. Gerade hier sind die Befragten aber deutlich zurückhaltender: Fast die Hälfte (43,1 Prozent) stehen der Verwertung biologischer Abfälle unentschieden (17,2 Prozent) oder negativ (25,9 Prozent) entgegen – ein Spannungsfeld?

„Die Bioökonomie ist ein wichtiger Treiber, um unsere Wirtschaft widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten. Im Bereich der Wiederverwertung kann innovative Forschung diesen Prozess entscheidend unterstützen“, so Prof. Dr. Martin Kranert, Lehrstuhlinhaber für Abfallwirtschaft und Abluft an der Universität Stuttgart. „Ziel unseres Projekts ‚RUN‘ ist es beispielsweise, Stoffkreisläufe zwischen Stadt und Land zu schließen. Um derartige Projekte in die Praxis zu überführen, erfordert es aber auch Akzeptanz gegenüber neuen, auf den ersten Blick ungewöhnlichen Verfahren. Neben der Forschung ist daher auch der Dialog mit der Gesellschaft wichtig. Hier können Chancen aufgezeigt und Vorbehalte aufgeklärt werden.“

Themen wie Abwasser und Müll werden eher selten mit Innovationen in Verbindung gebracht. In der Bioökonomieforschung eröffnet sich hier aber ein weites Fachgebiet mit vielfältigen Ansätzen, die unseren Rohstoffverbrauch senken und unsere Wirtschaft unabhängiger von globalen Rohstoffströmen machen können.

 

Energiewende 2030: Weg zur Klimaneutralität in Europa – Mit einer Bemerkung von Jean Pütz

Meine Bemerkung:
Ich begrüße sehr diese Vorschläge, aber sie sind leider so allgemein gehalten, dass der Teufel im Detail sitzt. Ich bin überzeugt, dass Europ irgendwann klimaneutral werden kann, das geht aber nicht – wie in Deutschland postuliert – mit dem kompletten Abschaffen des Verbrennungsmotors, der im übrigen auch sehr gut mit regenerativ gewonnenen Kraftstoff betrieben werden kann. Wobei ein reines Elektroauto ökologisch total kontraproduktiv ist. Der Aufwand für extreme Batteriekapazität ist unter diesem Paradigma nicht zu vertreten. Trotzdem kann die Elektromobilität in den Mittelpunkt gestellt werden mit der sogenannten HyperHybrid-Methode, unter Einsatz eines sparsamen Verbrennungsmotors und rein elektromotorischem Antrieb, mit einer nur auf 1/6 reduzierten Batteriekapazität (maximal 20 kWh). ein so konzipiertes Auto benötigt kein mechanisches Getriebe und ist wesentlich leichter als ein Elektroauto mit der schweren Batterie. Die Bremsenergie kann trotzdem weitgehend regeneriet werden. Verbräuche mit maximal 2 Liter auf 100 km sind möglich, die Investition in Millarden Euro zum Umbau der Automobilindustrie werden überflüssig. Die nötige Wärme und Kühlung entnimmt der Verbrennungsmotor über die Abwärme.

Gleiches gilt für den radikalen Abbau von Braunkohlekraftwerke. Es existieren bereits moderne Kraftwärme mit einem Wirkungsgrad von über 45%. Diese müssen zunächst die uneffizienten alten Kraftwerke ersetzen. Das entstehende Kohlendioxid kann aus den Abgasen rückgewonnen werdne und als Wertstoff und Recycling-Material für die Gewinnung von CO2-neutralem Treibstoff mit Hilfe der Sonnenenergie und Wasserstoff. Die problematische Speicherung von Wasserstoff kann so umwelt-neutral gewährleistet werden.

Eine Versorgung des europäischen Netzwerkes ausschließlich durch Solarstrom und Windenergie ist wegen der schwierigen Speicherung der Elektrizität nur mit Hilfe von Kraftwerken oder in Ländern mit hoher Gebirgstopologie möglich. Auch der Wasserstoff bietet da nur begrenzte Möglichkeiten wegen des hohen Energieverlustes bei seiner Gewinnung und der Umsetzung in elektrischen Strom. Braunkohle- oder Kernkraftwerke könnten die Phasen über Nacht und mangelnde regenerative Einspeisung durch Klimaeinflüsse ergänzen. Hier müssen nocht einige ideologische Grenzen überwunden werden, sonst bleibt die CO2-Neutralität Europas ein Traum.

Trotzdem Kompliment für konkreten Vorschläge der Akademien im Folgenden

Ihr Jean Pütz

(Leopoldina) – Mit dem European Green Deal hat die Europäische Union sich das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften. Ein wichtiger Baustein ist eine Energiewende, die weg von der Nutzung fossiler Energieträger und hin zur Gewinnung und Nutzung erneuerbarer Energien führt. Hierfür empfehlen die Wissenschaftsakademien „No-regret“-Maßnahmen, die Einführung eines sektorenübergreifenden CO₂-Preises inklusive Mindestpreis sowie einen umfassenden Infrastrukturumbau. Mit ihrer heute erschienenen Ad-hoc-Stellungnahme „Energiewende 2030: Europas Weg zur Klimaneutralität“ legen die Akademien eine Handreichung für den deutschen EU-Ratsvorsitz ab 1. Juli vor.

Die Autorinnen und Autoren betrachten die Herausforderungen der Klimaschutzpolitik vor dem Hintergrund der aktuell durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Krise. Um deren Folgen zu bewältigen, müssen Finanzmittel mobilisiert werden. Für den Klimaschutz wird es entscheidend sein, dass diese Mittel im Einklang mit dem Erreichen der Klimaschutzziele investiert werden. Die Arbeitsgruppe identifiziert hierfür politische, technologische und regulatorische Maßnahmen, die im Verbund eine Energiewende ermöglichen, ohne Wirtschaft und Gesellschaft zu überfordern.

Die EU-Klimaschutzziele lassen sich nur durch eine gemeinsame klima- und energiepolitische Strategie erreichen, die die unterschiedlichen Voraussetzungen der Mitgliedsstaaten berücksichtigt. Technologieoffenheit sei grundsätzlich wünschenswert, solle aber nicht dazu führen, dass notwendige Investitionen aus einer abwartenden Haltung heraus verzögert werden. Einige Technologien betrachten die Forscherinnen und Forscher als unverzichtbar, um die Klimaziele 2030 und 2050 zu erreichen. Zu solchen „No-regret“-Maßnahmen zählen sie den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik, Netzausbau sowie den Ausbau von Elektromobilität und Wärmepumpentechnologie. Wasserstoff werde als erster Grundstoff in der Kette von elektrischer Energie zu stofflichen Energieträgern eine wesentliche Rolle einnehmen. Daher seien Investitionen in diesen Energieträger und entsprechende Pilotanlagen notwendig.

Regulatorische Maßnahmen in Form von Anreizsystemen trügen dazu bei, die Transformation möglichst kosteneffizient zu gestalten. Wenn Europa zeige, dass eine umfassende Transformation des Energiesystems gelingen kann, ohne die Volkswirtschaft zu überfordern, könne das auch für Drittländer ein wichtiger Impuls für eine klimafreundliche Politik und den Umbau zu neuen Energiesystemen sein, heißt es in der Stellungnahme. Die Autorinnen und Autoren sehen einen sektorenübergreifenden, EU-weit einheitlichen CO₂-Preis als Leitinstrument für den Klimaschutz – auch und gerade in Zeiten von Corona. Im Zuge der durch die Corona-Krise ausgelösten Rezession sei zu befürchten, dass die Unsicherheiten über die langfristige Preisentwicklung anstiegen. Ein wirksamer CO₂-Mindestpreis sei daher mehr denn je notwendig, um Planungssicherheit zu schaffen und dauerhafte Anreize für nachhaltige Klimaschutzinvestitionen zu setzen. Es sei wichtig, perspektivisch in allen Sektoren die Treibhausgase zu bepreisen – am besten durch eine Ausweitung des europäischen Emissionshandels.

Zudem sei eine enge Koordination notwendig, damit ein einheitliches europäisches Energiesystem entstehen kann. Wichtig sei dabei die richtige Balance zwischen den erforderlichen Weichenstellungen für die Infrastrukturentwicklung und offenen, marktwirtschaftlichen Ansätzen. Zudem sollte bedacht werden, dass auch in Zukunft Energie nach Europa importiert werden wird. Die dafür notwendigen Technologien müssten in den Markt gebracht und die globalen Lieferketten entwickelt werden. Die Politik müsse deshalb den Aufbau von Lieferketten für grüne Energieträger unterstützen.

Die Ad-hoc-Stellungnahme ist ein gemeinsamer Beitrag der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech ‒ Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Die Akademien unterstützen Politik und Gesellschaft unabhängig und wissenschaftsbasiert bei der Beantwortung von Zukunftsfragen zu aktuellen Themen. Ihre Mitglieder und weitere Experten sind hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland. Im Energiebereich leisten die Wissenschaftsakademien seit 2013 im Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) wissenschaftsbasierte Politikberatung.

Zukünftige Ziele für Artenschutz!

(KIT) – Der in der internationalen Biodiversitätskonvention beschlossene Zehnjahresplan für den Erhalt der biologischen Vielfalt hat seine Ziele zum Jahr 2020 verfehlt. Ein Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) setzt sich deshalb für eine übergeordnete politische Vorgabe ein, um den Diskussionen zum Artenschutz mehr Kraft zu verleihen: Zusammen mit einer Gruppe von Expertinnen und Experten anderer Forschungseinrichtungen engagiert er sich dafür, das Artensterben auf 20 verschwundene Spezies pro Jahr zu begrenzen. Darüber berichten sie aktuell in der Zeitschrift Science. (DOI: 10.1126/science.aba6592).

Das Zwei-Grad-Ziel des Übereinkommens von Paris dient der Klimapolitik als Fokus für notwendige Maßnahmen, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch auch für den Artenschutz besteht dringender Handlungsbedarf. „Die Menschheit ist von der Biodiversität abhängig“, sagt Professor Mark Rounsevell, Leiter der Forschungsgruppe Landnutzungsänderung und Klima am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung des KIT. „Ohne die Dienstleistungen unserer Ökosysteme, wie etwa das Bestäuben von Nutzpflanzen durch verschiedene Insekten, fehlt uns die Lebensgrundlage. Die Politik braucht daher ein klares Ziel, um die biologische Vielfalt zu erhalten.“ Ihre Forderung, das Aussterben von Spezies langfristig auf 20 pro Jahr zu begrenzen, ist nach Ansicht von Rounsevell und einer Gruppe weiterer Forscherinnen und Forscher ein sowohl leicht zu vermittelndes als auch messbares Ziel. Die Wissenschaftler wollen erreichen, dass die Vorgabe in die im kommenden Jahr stattfindenden Neuverhandlungen zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt mit einfließt. Die zuletzt von den Vertragsstaaten des Biodiversitätsabkommens beschlossenen sogenannten Aichi-Ziele enthielten 20 Kernziele unter anderem zum weltweiten Schutz von Ökosystemen und zur Förderung von Nachhaltigkeit.

Der Vorschlag von Rounsevell und der weiteren Experten basiert unter anderem auf Studien zur Belastungsgrenze des Planeten. Neben der Versauerung der Meere, der Luftverschmutzung oder dem Verbrauch von Süßwasser ist der Verlust von Biodiversität ein wesentlicher Parameter, welcher die Stabilität der weltweiten Ökosysteme unwiderruflich gefährden könnte. Beim Überschreiten eines bestimmten Schwellenwerts rechnen Forschende mit langfristigen negativen Folgen für die Umwelt. Um dies zu verhindern, sollte der Artenschwund aktuellen Erkenntnissen zufolge nicht mehr als das Zehnfache seines natürlichen Werts betragen. „Bei momentan rund zwei Millionen beschriebenen Spezies sind das rund 20 aussterbende Arten pro Jahr“, sagt Rounsevell. „Dabei schließen wir alle Pilz-, Pflanzen-, wirbellose sowie Wirbeltierarten mit ein, welche an Land, in Süß- oder in Salzwasserhabitaten leben.“

Notwendige Maßnahmen verbessern Gesamtzustand
Da die Geschwindigkeit des Artenschwunds bis heute immer weiter zunimmt, wären weitreichende umweltpolitische Maßnahmen erforderlich, um das Ziel der Biodiversitätsforscher umzusetzen. Damit würde sich die Vorgabe auch insgesamt positiv auf den Zustand der Ökosysteme auswirken. Analog dazu funktioniert das Zwei-Grad-Ziel im Klimaschutz: Obwohl die Temperatur nur einer von vielen Faktoren des komplexen Klimasystems ist, verbessern die für das Erreichen des Ziels notwendigen Maßnahmen den Klimaschutz insgesamt. Ein geringerer Temperaturanstieg wirkt sich indirekt etwa auch auf den Anstieg des Meeresspiegels oder das Auftreten von Wetterextremen wie Stürmen oder starken Regenfällen aus.

Als mögliche Handlungsoptionen schlagen Rounsevell und die Forschungsgruppe auf Grundlage der Empfehlungen des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) etwa vor, Naturschutzgebiete auszuweiten, den Artenschutz stärker finanziell zu fördern, Öko-Labels weiterzuentwickeln oder den Handel mit Wildtieren strafrechtlich konsequent zu verfolgen. Da Biodiversität auf regionaler Ebene unterschiedliche Formen annimmt, ist es nach Rounsevell notwendig, politische Maßnahmen auf lokale und regionale Gegebenheiten anzupassen. „Jedes Land muss einen eigenen Maßnahmenkatalog ausarbeiten und damit selbst Verantwortung übernehmen, um das Ziel zu erreichen“, sagt der Umweltforscher. Ob der neue Ansatz für den Artenschutz erfolgreich ist, solle kontinuierlich überprüft werden. „Um festzustellen, wie sich die Geschwindigkeit des Artensterbens entwickelt, sind umfangreiche Monitoringprojekte notwendig“, erklärt Rounsevell. Sind die Anstrengungen zum Schutz der Biodiversität erfolgreich, könne der Grenzwert für die Zahl pro Jahr verschwundener Spezies später weiter nach unten korrigiert werden.

Insektensterben: nicht pauschal, sondern einmal differenziert gesehen

(iDiv) – Eine Analyse weltweiter Langzeitstudien zeigt, dass dieZahl landlebender Insekten zurückgeht. Sie sank im Schnitt um 0,92 %pro Jahr, was einem Rückgang von 24 % über 30 Jahre entspricht.Gleichzeitig stieg die Zahl der an Süßwasser gebundenen Insektenwie Libellen und Köcherfliegen um 1,08 % pro Jahr. Dies könntedie Folge von Gewässerschutzmaßnahmen sein. 
Diesen durchschnittlichen, globalen Trends stehen sehrunterschiedliche Entwicklungen vor Ort gegenüber. Dabei scheinenmenschliche Einflüsse die Trends zu verstärken. Zu diesenErgebnissen kommt die bislang umfassendste Meta-Analyse vonInsektenbeständen an 1676 Orten weltweit. Die Studie wurde vonForschern des Deutschen Zentrums für integrativeBiodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig (UL) undder Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) geleitet und istin der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Scienceerschienen. Sie schließt wichtige Wissenslücken im Kontext desviel diskutierten „Insektensterbens“. 

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien veröffentlicht, dieeinen dramatischen Insekten-Rückgang zeigen. Besonders vielAufmerksamkeit erhielt eine Studie aus Naturschutzgebieten im Raum Krefeld.Diese fand einen Rückgang der Biomasse fliegender Insekten von mehrals 75 % über 27 Jahre. Die 2017 veröffentlichte Studie befeuerteDiskussionen über das Phänomen des„Insektensterbens“. Seitdem wurden weitere Studien zurEntwicklung von Insektenbeständen an verschiedenen Orten weltweitveröffentlicht. Die meisten zeigten starke, andere leichteRückgänge, und einige sogar leichte Zunahmen. Doch bislang wurdendie weltweit verfügbaren Daten nicht zusammengefügt umfestzustellen, wie verbreitet und wie stark der Rückgang der Insektentatsächlich ist. Bis jetzt.

Bislang umfassendste Datensammlung
Ein internationales Forscherteam stellte Daten aus 166 Langzeitstudienan weltweit 1676 Orten zusammen, um Veränderungen der Insektenzahlen(Individuen, nicht Arten) zu untersuchen. Diese Daten wurden im Zeitraumzwischen 1925 und 2018 erhoben. Die komplexe Analyse offenbarte großeUnterschiede in den lokalen Trends – selbst zwischen nahe gelegenenOrten. So gab es in Ländern mit vielen Langzeitstudien wieDeutschland, Großbritannien oder den USA sowohl Orte mitRückgängen als auch Orte mit wenig Veränderungen oder sogarZunahmen.
Im globalen Durchschnitt gingen landlebende Insektenwie Schmetterlinge, Heuschrecken oder Ameisen um 0,92 % pro Jahrzurück.

Insekten verschwinden leise
Erstautor Dr. Roel van Klink, der bei iDiv und der UL forscht, sagt:“0,92 Prozent klingt vielleicht nicht nach viel, aber es bedeutet 24Prozent weniger Insekten über 30 Jahre und sogar eine Halbierungüber 75 Jahre. Der Rückzug der Insekten findet leise statt– in nur einem Jahr bemerken wir das nicht. Es ist wie wenn man anden Ort zurückkehrt, wo man aufgewachsen ist. Nur wenn man jahrelangnicht dort war, bemerkt man, wie viel sich tatsächlich veränderthat – leider oft zum Schlechteren.”

Die Insekten-Rückgänge waren in Teilen der USA sowie inEuropa, insbesondere in Deutschland, am stärksten. In Europaverstärkten sich die negativen Trends in den letzten Jahren –die größten Rückgänge wurden seit 2005beobachtet.

Weniger Insekten in der Luft
Beim Thema “Insektensterben” wird oft angeführt, dassheute weniger tote Insekten an Auto-Windschutzscheiben kleben als noch vorzehn oder zwanzig Jahren. Letztautor Prof. Jonathan Chase, Wissenschaftlerbei iDiv und der MLU, sagt dazu: “Viele Insekten fliegen – dassind dann die, die von Windschutzscheiben und Kühlergrills erschlagenwerden. Wir konnten zeigen, dass fliegende Insekten im Schnitttatsächlich weniger geworden sind. Aber die meisten Insekten sindnicht augenfällig und leben im Verborgenen – im Boden, inBaumwipfeln oder im Wasser.“

Für die neue Studie untersuchten die Forscher auch Daten zu vielendieser verborgenen Lebensräume. Es stellte sich heraus, dass heuteweniger Insekten in Bodennähe leben als früher –ähnlich wie in der Luft. Im Gegensatz dazu blieb die Zahl derInsekten, die in Bäumen leben, im Schnitt unverändert.

Erholung bei Süßwasserinsekten
Gleichzeitig stieg die Zahl der Insekten, die ihr Leben zeitweise imWasser verbringen wie Libellen, Wasserläufer und Köcherfliegen,im Durchschnitt um 1,08 % pro Jahr. Das entspricht 38 % über einenZeitraum von 30 Jahren. Jonathan Chase hält das für ein gutesZeichen: „Die Zahlen zeigen, dass wir die negativen Trends umkehrenkönnen. In den letzten 50 Jahren wurde weltweit viel getan, umverschmutze Flüsse und Seen wieder zu säubern. Dadurch haben sichmöglicherweise viele Populationen von Süßwasserinsektenerholt. Das stimmt zuversichtlich, dass wir die Trends auch beiPopulationen umkehren können, die momentanzurückgehen.“

Roel van Klink fügt hinzu: “Insektenpopulationen sind wieHolzscheite, die unter Wasser gedrückt werden. Sie streben nach oben,während wir sie immer weiter nach unten drücken. Aber wirkönnen den Druck reduzieren, so dass sie wieder auftauchen. DieSüßwasserinsekten haben gezeigt, dass das möglich ist. Esist allerdings nicht immer leicht, die Ursachen für dieRückgänge und somit die effektivsten Gegenmaßnahmenauszumachen. Diese können auch von Ort zu Ort andersaussehen.”

Keine einfachen Lösungen
Ann Swengel, Co-Autorin der Studie, erforscht seit 34 Jahren dieSchmetterlingspopulationen an Hunderten Orten in den USA. Sie betont, wiekomplex die beobachteten Trends sind: „Wir verzeichnen starkeRückgänge, auch an vielen geschützten Orten. Aber wir habenauch beobachtet, dass es Schmetterlingen an einigen Standorten gut geht. Esbraucht Jahre und viele Daten um sowohl die Erfolge als auch dieMisserfolge zu verstehen, Art für Art und Ort für Ort. Vielesliegt außerhalb des Einflussbereiches eines Einzelnen, aber eszählt wirklich jede Entscheidung, die wir für jeden Standorttreffen.“

Lebensraumzerstörung wahrscheinlicher Grund fürRückgänge
Obwohl die Forscher nicht mit Sicherheit die Ursachen für dieverschiedenen Trends – positive wie negative – benennenkönnen, fanden Sie in den Daten doch entsprechende Hinweise.Insbesondere scheint die Zerstörung natürlicher Lebensräume– vor allem durch Verstädterung – landlebende Insektenzurückzudrängen. Andere Berichte, wie das „GlobaleAssessment“ des Weltbiodiversitätsrates IPBES§,weisen ebenfalls darauf hin, dass die veränderte Landnutzung und dieZerstörung von Lebensräumen Hauptursachen sind für weltweiteVeränderungen der biologischen Vielfalt.

Die neue Studie ist die aktuell umfassendste ihrer Art –ermöglicht durch iDiv’s Synthesezentrum sDiv. Sie gibt Einblickein die weltweite Situation der Insekten und zeigt, wo ihr Schutz amdringendsten ist.