Kreislaufwirtschaft: Wieviel Wiederverwertung wollen wir? – Mit einem Vorwort von Jean Pütz

In dem Beitrag wird darüber berichtet, dass vor allen Dingen junge Leute – 29 und jünger – intensiv die Wiederverwertung von biologischem Abfall begrüßen und für die Endprodukte höhere Preise in Kauf nehmen würden. Aber ich denke, das geht nicht nur die jungen Menschen an, sondern auch die alten. Ich bin 83 Jahre alt und befürworte dies ganz intensiv und meine, dass auch Technologien entwickelt werden, die – wenn nicht schon vorhanden – eine ökonomische und ökologische Verwertung möglich machen. Vielleicht ist das noch viel zu wenig bekannt, dass es z. B. hervorragende Recyclinghöfe für biologischen Pflanzenabfällt gibt, im Internet unter dem Stichwort: Kompostierung und Recycling, ganz besonders die sogenannte Pflanzerde, bestehend aus Kompost, Sand und Muttererde. Das erspart auf jeden Fall teure Blumenerde aus den Garten-Centern, Super-  und Baumärkten. Für wenig Geld kann man dort seinen Garten auf Vordermann bringen. Natürlich lassen sich auch viele andere Abfälle zur Rohstoff-Gewinnung recyclen, insbesondere Energie.

Ihr Jean Pütz

(Wissenschaftsjahr) – 78,2 Prozent der deutschen Bevölkerung befürworten eine möglichst vollständige Wiederverwertung von Produkten, auch wenn diese dadurch teurer würden. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie durchgeführt hat. Besonders hoch ist die Zustimmung in der Altersgruppe der unter 29-Jährigen (85,1 Prozent). Eine Hürde zeichnet sich allerdings bei der Nutzung biologischer Abfälle für die Produktion von Gütern ab. Deren Potential ist aus Sicht der Bioökonomie besonders vielversprechend. Gerade hier sind die Befragten aber deutlich zurückhaltender: Fast die Hälfte (43,1 Prozent) stehen der Verwertung biologischer Abfälle unentschieden (17,2 Prozent) oder negativ (25,9 Prozent) entgegen – ein Spannungsfeld?

„Die Bioökonomie ist ein wichtiger Treiber, um unsere Wirtschaft widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten. Im Bereich der Wiederverwertung kann innovative Forschung diesen Prozess entscheidend unterstützen“, so Prof. Dr. Martin Kranert, Lehrstuhlinhaber für Abfallwirtschaft und Abluft an der Universität Stuttgart. „Ziel unseres Projekts ‚RUN‘ ist es beispielsweise, Stoffkreisläufe zwischen Stadt und Land zu schließen. Um derartige Projekte in die Praxis zu überführen, erfordert es aber auch Akzeptanz gegenüber neuen, auf den ersten Blick ungewöhnlichen Verfahren. Neben der Forschung ist daher auch der Dialog mit der Gesellschaft wichtig. Hier können Chancen aufgezeigt und Vorbehalte aufgeklärt werden.“

Themen wie Abwasser und Müll werden eher selten mit Innovationen in Verbindung gebracht. In der Bioökonomieforschung eröffnet sich hier aber ein weites Fachgebiet mit vielfältigen Ansätzen, die unseren Rohstoffverbrauch senken und unsere Wirtschaft unabhängiger von globalen Rohstoffströmen machen können.