Zu wenige Männer gehen zur
Früherkennung:
Ultraschall kann bei
Diagnose und Therapie von Prostatakrebs
helfen
Bonn/ Berlin – Im Jahr 2010 erkrankten in Deutschland nach
Angaben des Robert Koch-Instituts mehr als 65 800 Männer neu an einem
Prostatakarzinom, fast 12 700 starben daran. Prostatakrebs ist damit die
häufigste bösartige Tumorart und die dritthäufigste Krebstodesursache
bei Männern in Deutschland. Experten der Deutschen Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin (DEGUM) sind davon überzeugt, dass die Zahl
der Sterbefälle sinken könnte, wenn mehr Männer eine Früherkennung auf
Basis des Prostataspezifischen Antigens (PSA) durchführen lassen würden.
Auf einer Pressekonferenz am 9. April in Berlin diskutieren Vertreter
der Fachgesellschaft über Vor- und auch Nachteile des PSA-Tests und
erklären, wie moderne Ultraschalltechniken bei Prostatakrebs zur
Diagnosesicherheit beitragen und so Patienten einer stadiengerechteren
Therapie zuführen können.
„Leider
befassen sich in Deutschland viel zu wenige Männer mit dem Thema
Prostatakrebs-Früherkennung“, bemängeln die Experten der DEGUM im
Vorfeld der Veranstaltung. Wie bei jeder Krebserkrankung verbessert auch
bei bösartigem Prostatakrebs eine frühe Diagnose die Heilungschancen der
Patienten. „Ein generelles Screening zur Früherkennung von Prostatakrebs
kann die Sterblichkeit senken“, erklärt Professor Dr. med. Tillmann
Loch, Chefarzt der Urologischen Klinik am Universitätslehrkrankenhaus
DIAKO in Flensburg und Leiter der DEGUM Sektion Urologie. Allerdings
müssen Ärzte nach den Daten der "European Randomized Study of Screening
for Prostate Cancer" (ERSPC) sehr viele Patienten untersuchen, um ein
Menschenleben zu retten. „Doch je weiter der Nachbeobachtungszeitraum
der Studie dauert, desto niedriger, also besser, wird diese Zahl“,
erklärt Loch.
Die Studie
zeigt einen deutlichen Nutzen des PSA-Screenings: Es senkt die
Sterblichkeit durch Prostatakrebs um 21 Prozent. „Diese Fakten sollten
Patienten, die sich für oder gegen einen PSA-Test entscheiden, kennen“,
sagt Professor Dr. med. Thomas Enzmann, Chefarzt der Klinik für Urologie
und Kinderurologie am Städtischen Klinikum Brandenburg. Der
stellvertretende Vorsitzende der DEGUM Sektion Urologie empfiehlt,
Patienten mit sehr frühen Tumoren unter bestimmten Voraussetzungen
in sogenannten „Active Surveillance“ Programmen engmaschig zu
kontrollieren und nur bei erkennbarem Fortschreiten der Erkrankung zu
behandeln. Entscheidend sei es, diese Fälle – durch eine verbesserte
Abschätzung der Tumoraggressivität – sicher zu identifizieren. Parallel
dazu müsse aber auch über eine Ausweitung des PSA-Screenings diskutiert
werden, so Enzmann.
Doch liefert
die Untersuchung der Gewebeproben, die Ärzte bei Patienten mit
Krebsverdacht aus der Prostata entnehmen, nicht immer verlässliche
Ergebnisse. In 25 bis 30 Prozent der Fälle, auch dies zeigt die ERSCP
-Studie, unterschätzen Pathologen die Aggressivität eines Tumors. „Um
Patienten vor einer überflüssigen Therapie zu schützen, oder sie auch –
im Falle eines aggressiven Tumors – schnell einer effektiven Therapie
zuzuführen, ist es entscheidend, dass wir über den Differenzierungsgrad
der Krebszellen so genau wie möglich Bescheid wissen“, sagt Loch. Der
DEGUM-Experte ist überzeugt, dass die Diagnosesicherheit mit der
Anwendung eines speziellen Ultraschallverfahrens, „ANNA/ C-TRUS“
genannt, deutlich erhöht werden könnte: Denn diese Sonografiemethode
hilft, den Tumor bei der Entnahme der Gewebeproben an der Stelle seiner
größten Ausdehnung und höchsten Aggressivität zu treffen. „Patienten mit
einem positiven PSA-Test sollten einen Urologen mit
Ultraschallqualifikationen aufsuchen, wenn sie die Treffsicherheit der
Biopsie und damit die Richtigkeit der Diagnose nicht dem Zufall
überlassen wollen“, argumentiert Loch