WDR – Ein roter Teppich für … Jean Pütz

Moderation: Bettina Böttinger & Jürgen Becker

Offizielle Abschiedsgala vom Westdeutschen Rundfunk. Mit spannenden
Informationen, Rückblenden zum Schmunzeln und prominenten
Überraschungsgästen. Praktisch auf den Tag genau nach drei Jahrzehnten
und 345 Folgen "hobbythek" sage ich dem WDR Adieu …


Pressestimmen:

Köln – Eine gewisse Ähnlichkeit mit Albert Einstein lässt sich
angesichts des Wuschelhaarschopfs und Schnauzbarts nicht absprechen.
Und zumindest für den Wissenschaftsjournalismus im Fernsehen hat Jean
Pütz tatsächlich so etwas wie den Stein der Weisen gefunden:
Wissenschaftliche Themen allgemein verständlich darstellen, immer an
den Nutzwert für die Zuschauer denken und das ganze dann mit einem
Quäntchen Humor präsentieren. Das ist das Rezept für die "hobbythek",
die vor 30 Jahren, kurz vor Weihnachten 1974, erstmals im dritten
Fernsehprogramm des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ausgestrahlt wurde.
Zum Abschied rollt der WDR den roten Teppich aus, wenn er am 29.
Dezember um 20.15 Uhr die "Abschiedsgala für Jean Pütz" ausstrahlt.

Wer von der "hobbythek" nur als einer Heimwerkersendung im Fernsehen
spricht, liegt völlig falsch. Der Anspruch hinter der Sendung war
politisch, denn sie war als Aufklärungssendung gedacht: "In einer
Demokratie braucht man Menschen, die nicht einfach nur das machen, was
man ihnen sagt, sondern auch Dinge hinterfragen und Zusammenhänge
verstehen", sagt Pütz. Die "hobbythek" bezeichnet er daher auch als
"trojanisches Steckenpferd", mit der die Vermittlung von Wissen in eine
interessante, unterhaltsame Form verpackt war.

Mit diesem Anspruch sei er damals, in den siebziger Jahren, Außenseiter
gewesen, sagt Pütz rückblickend. Andererseits passte er, der sich als
bekennender 68er bezeichnet, mit der Sendung gut in die Zeit. Auf jeden
Fall spiegelt das Konzept auch seinen eigenen Werdegang wieder. "Mir
ist das alles nicht in die Wiege gelegt worden", sagt der gelernte
Elektromechaniker-Geselle heute. Er habe Zeit seines Lebens immer einen
großen Respekt vor der praktischen Vernunft der Handwerker gehabt. "Die
verstehen mehr von den Naturwissenschaften, als sie sich selber
eingestehen wollen."

Pütz wurde 1936 in Köln geboren, wuchs aber in der luxemburgischen
Moselstadt Remich auf. Es war ein langer Weg vom Elektriker zum
Ingenieur und Lehrer. Am Ende kam er aber doch als Journalist beim WDR
unter. Dort baute er in den siebziger Jahren die Fernseh-Redaktion
Naturwissenschaft und Technik auf, die er teilweise auch leitete.

"Der Erfolg der "hobbythek" liegt zu einem großen Teil bei Jean Pütz
selber", sagt seine ZDF-Kollegin Christiane Götz-Sobel, die die Sendung
"Abenteuer Wissen" betreut. Die Zuschauer hätten es gemerkt, dass er
immer Themen behandelt habe, die er mit Herz und Seele vertrat. "Und er
hat Dinge aufgegriffen, die in den Alltag der Menschen hineingingen",
betont die Journalistin. Gleich, ob es um das Selbermachen von
Kosmetika ging oder um Umweltschutzthemen: "Mit den Sendungen war er
dicht am Zuschauer dran und war damit auch Trendsetter für andere
Journalisten."

Heute nehme der Einfluss von Firmen und PR auf
Wissenschaftsjournalisten immer mehr zu, sagt Pütz. Die von ihm
mitgegründete Wissenschaftspressekonferenz (WPK), in der mehr als 170
Journalisten organisiert sind, hat zu diesem Thema in diesem Jahr eine
Umfrage unter ihren Mitgliedern gemacht. Das Ergebnis soll im nächsten
Frühjahr veröffentlicht werden. "Die Versuchung, PR und Journalismus
miteinander zu verquicken, hat aber zugenommen", sagt Volker Stollorz,
der wie Götz-Sobel zum Vorstand der WPK gehört.

Auch wenn Jean Pütz nicht mehr die "hobbythek" moderiert, wird er doch
auch in Zukunft noch im Fernsehen zu sehen sein. "Bei interessanten
Angeboten sage ich nicht nein, aber zum Hanswurst mache ich mich
nicht", betont Pütz, der zum Abschied von seiner Sendung das Buch
"hobbythek – Das goldene Buch" (vgs Verlagsgesellschaft) herausgebracht
hat. Was die "hobbythek" betrifft, so denkt man im WDR jedenfalls
darüber nach, die Sendung fortzusetzen. (Stuttgarter Zeitung online)