Brustschmerzen bei Minusgraden können Warnzeichen für Herzinfarkt sein
Berlin
– Wer bei klirrender Kälte vor die Tür tritt und beim Einatmen
Schmerzen oder ein Brennen im Brustkorb spürt, sollte besser einen Arzt
aufsuchen. Denn es könnte sich dabei um einen Anfall von Kälteangina
handeln, ein Zeichen für eine ernste Herzerkrankung. Wie groß die Gefahr
eines Herzinfarktes ist und ob ein vorbeugender Eingriff erfolgen muss,
klärt eine Myokardszintigraphie. Die nuklearmedizinische Untersuchung
kann einen Herzinfarkt mit 99-prozentiger Sicherheit ausschließen und
unnötige Herzkatheter-Untersuchungen verhindern. Darauf weist der
Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) hin.
Winterkälte
setzt dem Herzen zu. Die Minustemperaturen verengen die Gefäße, und das
Herz muss das Blut gegen einen erhöhten Widerstand pumpen. „Sind die
Gefäße schon vorgeschädigt, kann das zu einer Durchblutungsstörung
führen“, erklärt Professor Dr. med. Detlef Moka, Vorsitzender des BDN.
„Ein daraus resultierender Sauerstoffmangel äußert sich mit plötzlicher
Atemnot, Brennen, Schmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb.“
Ob
tatsächlich Grund zur Sorge besteht, klärt eine Myokardszintigrafie.
Die Untersuchung kann ambulant erfolgen und macht sichtbar, ob und wie
stark die Nährstoffversorgung des Herzmuskels eingeschränkt ist. Dazu
erhält der Patient ein schwach radioaktiv markiertes Medikament in die
Vene gespritzt, das sich vorübergehend im Herzmuskel anreichert und die
Sauerstoffsättigung widerspiegelt. „So können wir das Ausmaß der
Durchblutungsstörung bestimmen“, erläutert Moka. Zugleich erkennen die
Ärzte, ob Lebensstiländerung, Herzmedikamente, eine Gefäßerweiterung
oder Bypass-Operation als Therapie in Frage kommen.
Zu
den Pluspunkten der Untersuchung zählt ihre Prognosesicherheit. „Findet
der Nuklearmediziner keine Durchblutungsstörung des Herzens, ist die
Gefahr eines Infarktes selbst bei Patienten mit verengten
Herzkranzgefäßen mit fast 99-prozentiger Sicherheit ausgeschlossen“,
betont der BDN-Vorsitzende. Darüber hinaus verhindert die
Myokardszintigraphie invasive Herzkatheter-Untersuchungen. Wie die
britische CE-MARC2-Studie mit insgesamt 1202 Teilnehmern zeigte,
reduziert die Myokardszintigraphie die Rate unnötiger
Herzkatheter-Untersuchungen um den Faktor vier. „Damit kann vielen
Patienten eine Koronarangiographie erspart werden, ohne ein Risiko
einzugehen“, so Moka.
Wer
bereits weiß, dass er an verengten Herzkranzgefäßen leidet, sollte
körperliche Anstrengungen bei Kälteeinbrüchen vermeiden. „Sport nur in
Innenräumen treiben und das Schneeschippen anderen überlassen“, rät
Moka. Etwa eine Million Menschen leiden in Deutschland an verengten
Herzkranzgefäßen, an einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Dass im Winter
mehr Menschen an einem Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod sterben,
bestätigen inzwischen Studien aus den USA, Kanada und Holland.
Die
Myokardszintigrafie ist eine Kassenleistung. Ihre Strahlenbelastung
entspricht einer CT-Untersuchung des Oberkörpers. Das radioaktive
Kontrastmittel scheidet der Körper nach wenigen Stunden mit dem Urin und
Stuhl wieder aus.
Quellen:
John P. Greenwood et al.: