Theo Sommer beschreibt Donald Trump nach dem Capitol-Desaster

Der berühmte Zeit-Chefredakteur Theo Sommer definiert mit klaren Worten den amerikanischen Präsidenten Donald Trump.
Selten habe ich eine solche deutliche Beschreibung gefunden deswegen möchte ich sie Ihnen nicht vorenthalten.
Jean Pütz

(Theo Sommer) – Seit dem Herbst 2016 habe ich 39 Fünf-vor-Acht-Kolumnen mit Donald Trump und seiner Politik beschäftigt. Dies soll das letzte Mal sein. Es reicht. Soll er in den Fußnoten der Geschichte verschwinden, wo er hingehört.
Er war ein unmöglicher Präsident. Mein hartes Urteil über ihn habe ich einmal in einem Interview ungeschminkt formuliert: „Donald Trump halte ich für einen ungebildeten, unflätigen und unfähigen Lackaffen. Verlogen, selbstverliebt, ohne politische Urteilskraft, ohne menschlichen Anstand und ohne den Sprachglanz, den ein Staatsmann haben sollte. Ein dümmlicher, überheblicher Narziss.“
Ungerecht? Ungehörig? Ich finde nicht. Er hämte und hetzte, polterte, polemisierte und polarisierte. Innenpolitische Gegner verunglimpfte er auf Gossenniveau, außenpolitische Alliierte erklärte er zu Feinden. Meine seriösen amerikanischen Kollegen fällten viel härtere Urteile über ihn als ich. Sie nannten ihn einen blowhard – einen Prahlhans und Aufschneider; einen nitwit – einen Schwachkopf; einen buffoon – einen Hanswurst; einen bully, Rüpel oder Fiesling. Sie sahen in ihm einen Mann „ohne Überzeugungen und Rückgrat“, der „kein Thema gemeistert“ hat, „der alles aus dem Ärmel schüttelt“. Seicht, sprunghaft, impulsiv und erratisch, grobschlächtig wie er war konnte man ihm nicht vertrauen. Er verdrehte krankhaft die Wahrheit, verachtete Expertise und untergrub die nationalen wie die internationalen Institutionen.
Die US-Führungsrolle hat er teils verschmäht, teils verspielt. Sein Schlachtruf America First stürzte die Vereinigten Staaten in die Belanglosigkeit. Aus America First wurde America alone. Welche Umfragen-Ergebnisse man auch liest, PEW oder Gallup oder andere – sie sind sich alle darin einig, dass das US-Ansehen in der Welt dramatisch abgesackt ist. Rund zwei Drittel der in vielen Ländern Befragten haben in Donald Trumps Amtszeit ihr Vertrauen in die USA verloren. Er hat Amerika klein gemacht. Seine MAGA-Botschaft, so ironisch das klingt, muss jetzt zum Leitsatz Präsident Bidens werden: Make America Great Again.