Lieber Christoph, liebes Kölner Dreigestirn, liebe Mitglieder des Festkomitees, liebe Präsidenten und Ehrenträger des Kölner Karnevals,
zunächst vorweg: Über die kleinen Aufmerksamkeiten, die das Festkomitee mir hat zukommen lassen, habe ich mich sehr gefreut. Übrigens unter uns, die zwei Zentner Karnevalsorden, die ich bisher in meiner Sammlung einen Ehrenplatz gefunden haben, sind mir genauso wichtig wie die Orden, die mir von der Politik überreicht wurde, inkl. des Luxemburger Ordens Pur le Merite.
Nun ja, Gott sei Dank birgt der Kölner und Düsseldorfer Karneval gelegentlich auch eine Mende Humor und artet nicht immer in kabarettistische Darbietungen aus. Das sage ich auch als stolzer Besitzer des ‚goldenen Narren‘ der rheinischen Karnevalsgesellschaften, den ich ein Jahr später, als unser berühmter Hans Süper ihn überreicht bekam, die Ehre hatte, für ihn die Laudatio zu halten. Kölner und Düsseldorfer habe ich versöhnt, weil ich bei meiner ‚karnevalistischen Reifeprüfung‘ der Düsseldorfer Weißfräcke eine Büttenrede halten konnte, in der ich mit der Fakenews auftrumpfte, dass die Schlacht von Worringen unentschieden ausgegangen sei, und wir keinen Grund mehr hätten, uns abzugrenzen.
Meine Verbundenheit zum Kölner Karneval wurde mir in die Wiege gelegt, denn mein Vater Josef war 1937 Jungfrau im Kölner Dreigestirn. So bin ich also im wahren Sinne des Wortes der Sohn einer Jungfrau. Ich habe ein wenig in der Geschichte gekramt und stellte fest, dass ich nicht der erste, sondern der zweite Sohn einer Jungfrau war. Kardinal Woelki, der leider für den Karneval nicht so geeignet ist, kann das bezeugen, der erste wurde in Betlehem geboren. Der Kölner Dom profitiert heute noch davon. Letztlich beteiligte ich mich als Präsident des Städtepartnerschaftsvereins Esch sur Alzette (Luxemburg) und Köln an einer Wallfahrt zu den Heiligen drei Königen, die ja angeblich in einem der schönsten Schreine nach langer historischer Irrfahrt ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Umso mehr bedaure ich und verfluche Corona und möchte das Festkomitee zu seiner Entscheidung beglückwünschen, den Karneval in dieser Saison auf Sparflamme zu halten. Begeistert bin ich aber vor allen Dingen deshalb, weil auf das Dreigestirn nicht verzichtet wurde. Ich finde es fantastisch, dass sich in dieser Kalamität drei Kölner Bürger bereit gefunden haben, die Tradition nicht zu unterbrechen. Das war ja nur während des schrecklichen zweiten Weltkriegs der Fall.
Ein Hoch auf die Jungfrau Gerdemie, den Bauer Gereon und den Prinzen Sven I. Ihr öffentlichen Meriten können sie erst im nächsten Jahr abholen. Dank auch an die ‚Altstädter‘.
Ich weiß, eins kann diese Pandemie uns Kölnern – aber auch den Düsseldorfer und das ganze Rheinland nicht nehmen, wir tragen den Karneval im Herzen
Kölle Alaaf und Düsseldorf Helau
Jean Pütz
(seit 40 Jahren Ehrenmitglied der Kölner Ehrengarde und seit zwei Jahren Ehrenmitglied der Düsseldorfer Weißfräcke)