„Innovationen schaffen im Großen Lösungen für
gesellschaftliche Herausforderungen und können im Kleinen unser Leben
einfacher machen“, unterstreicht Professor Holger Hanselka, Präsident
des KIT. „Es freut mich besonders, dass hier das Know-how von
Mitarbeitern des KIT bei der Inklusion von Menschen mit einem Handycap
konkret hilft. Ich gratuliere Vincent Systems zu dem tollen Erfolg.“
„Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
KIT loten das Potenzial ihrer wissenschaftlichen und technologischen
Entwicklungen für Innovationen kontinuierlich aus“, erklärt Professor
Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales am KIT.
„Zu sehen, dass der Brückenschlag von der Forschung zu der Anwendung wie
bei Vincent Systems gelingt, und sich in Produkten für Gesellschaft und
Wirtschaft niederschlägt, macht mich stolz auf die Arbeit des KIT und
seiner Mitarbeiter.“
Jedes Jahr erhalten weltweit rund 10.000
Menschen eine elektronisch gesteuerte Prothese. Manchen Nutzergruppen
blieb ein solcher Handersatz verwehrt. Denn die verfügbaren
Hightech-Prothesen waren zu schwer und groß. Die Firma Vincent Systems
hat es geschafft ein Baukastensystem für künstliche Handprothesen mit
Tastsinn für nahezu alle Altersstufen und Verletzungsniveaus zu
entwickeln, und wurde dafür für den Deutschen Zukunftspreis des
Bundespräsidenten nominiert. Damit tritt sie ein in den „Kreis der
Besten“, der Gruppe von Innovatoren, die in den letzten 21 Jahren für
die jeweiligen Zukunftspreise nominiert waren.
„Unsere Entwicklung ist die leichteste und
beweglichste Handprothese der Welt“, erklärt Dr. Stefan Schulz, Gründer
und Geschäftsführer der Vincent Systems und bis 2009
Forschungsgruppenleiter am Institut für Angewandte Informatik des KIT.
„Sie kann im Gegensatz zu den aktuellen Standardlösungen jeden Finger
einzeln aktiv bewegen.“ Insbesondere Kinder und Jugendliche erhalten so
in einer wichtigen Lebensphase – voller Zukunftsplanung, beruflicher
Orientierung und Sport – mehr Möglichkeiten. Die modulare Technologie
ermöglicht auch Hilfe für Menschen, denen nur einzelne Finger, der
Daumen oder Teile der Hand fehlen. Erstmals ermöglicht serienmäßig ein
Tastsinn dem Prothesenträger, mit der künstlichen Hand sensibel und
sicher zuzugreifen. Elektrische Signale der Muskeln steuern alle
Funktionen der Prothesen. Die Prothesensteuerung ist intuitiv und
schnell zu erlernen, sie kommt dabei ohne jedes Hilfsmittel wie Taster
oder Smartphone aus.
Kern der Innovation ist die weltweit kleinste
Einzelfingerprothese mit miniaturisierten Antrieben. Die
unterschiedlich großen aktiven Finger und Daumen bilden zusammen mit
Rahmenelementen ein sehr flexibles modulares System, das sich an den
individuellen Teilhandstumpf jedes Nutzers anpassen lässt. Durch die
Verwendung von robusten Leichtbaumaterialien und einer
softwaregestützten Optimierung der Gestalt erreicht das neue System ein
geringeres Gewicht, ohne dadurch an Stabilität zu verlieren: Die
Handprothese wiegt etwa genauso viel wie eine menschliche Hand.
Neu ist auch der integrierte Tastsinn. Er
gibt dem Träger Rückmeldung über die ausgeübten Kräfte. Dazu wird die
Griffkraft in spürbare leichte Vibrationen übersetzt. Der künstliche
Tastsinn erlaubt es, die Prothese sehr sensibel zu verwenden und auch
ohne Sichtkontakt sicher zu greifen. Zudem kann er helfen, eventuell
bestehende Phantomschmerzen zu lindern. Zum Steuern der Prothesen dienen
elektrische Signale der Muskeln. Die Technologie ist bereits sehr
erfolgreich am Markt eingeführt. Derzeit werden orthopädische
Fachwerkstätten in Deutschland, Europa und den USA mit den
Vincent-Prothesen beliefert.
Der Deutsche Zukunftspreis – dotiert mit
250.000 Euro – ehrt herausragende technische, ingenieur- und
naturwissenschaftliche Leistungen, die zu anwendungsreifen Produkten
führen. Die Entscheidung, welches der nominierten Teams den Deutschen
Zukunftspreises 2017 erhält, fiel gestern Abend in einer feierlichen
Abendveranstaltung im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier in Berlin und wurde vom ZDF übertragen.
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