Hoch-intensiver fokussierter Ultraschall
Hoffnung im Kampf gegen primären Leberkrebs: Tumoren vielversprechend therapieren
Berlin
– Etwa 9000 Menschen erkranken hierzulande pro Jahr an primärem
Leberkrebs – und die Zahl der Betroffenen ist in den vergangenen Jahren
stark angestiegen. Häufig wird das sogenannte hepatozelluläre Karzinom
(HCC) eher spät erkannt und kann dann nicht mehr operativ entfernt
werden. Dann bietet der hoch-intensive fokussierte Ultraschall (HIFU)
eine effektive Möglichkeit, das Karzinom zu behandeln. Der Vorteil: HIFU
ist die gesundheitsschonendste Methode dafür und mit ihm können – im
Gegensatz zu anderen Verfahren – auch Tumoren in gefährlicher Nähe zu
Gefäßen behandelt werden. Wie HIFU funktioniert und welche Patienten
davon profitieren können, erläutern Experten der Deutschen Gesellschaft
für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) auf einer Pressekonferenz am
Mittwoch, den 5. Dezember in Berlin.
Der
primäre Leberkrebs entsteht in der Leber selbst, im Gegensatz zum
sekundären Leberkrebs (Metastasen), der seinen Ursprung in anderen
Organen hat. Da der primäre Leberkrebs im frühen Stadium nur selten
Symptome verursacht, wird er oft erst spät entdeckt. Doch dann ist der
Tumor häufig nicht mehr operabel. „Sofern das Karzinom nicht zu groß
ist, ist der fokussierte Ultraschall für Leberkrebs-Patienten eine
effektive Methode das Volumen gezielt zu verkleinern“, sagt
DEGUM-Experte Professor Dr. med. Holger Strunk, Oberarzt der
Radiologischen Universitätsklinik Bonn. „Ein großer Vorteil ist, dass
sehr genau gearbeitet werden kann und auch Tumoren in der Nähe von
Gefäßen behandelt werden können.“ Denn bei dem therapeutischen
Ultraschallverfahren müssen keine Nadeln, Sonden oder ähnliches
eingebracht werden. Daher besteht auch keine Gefahr einer Blutung oder
der Tumorzellverschleppung, wie sie bei anderen Maßnahmen durch den
Stichkanal vorkommen kann.
Im
Gegensatz zum diagnostischen Ultraschall werden beim HIFU viel höhere
Energien erzeugt. Die Ultraschallwellen sind hier gebündelt und können
exakt auf ein nur wenige millimetergroßes Gebiet fokussiert werden. „Es
entstehen Temperaturen von bis zu 80 Grad Celsius, wodurch Tumorzellen
effektiv abgetötet werden“, erläutert Strunk.
In
internationalen – etwa in chinesischen – Studien konnte der Nutzen des
HIFU-Verfahrens beim primären Leberkrebs bereits nachgewiesen werden.
Und die deutsche Gesundheitspolitik hat verstärkt einen Fokus darauf
gelegt: So hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ein
Bewertungsverfahren für den Einsatz des HIFU-Verfahrens zur gezielten
Behandlung des nicht-operablen hepatozellulären Leberzellkarzinoms
durchgeführt. Der G-BA kommt dabei zu dem Ergebnis, dass „der Nutzen
dieser Methode als noch nicht hinreichend belegt anzusehen“ ist, sie
aber „das Potenzial einer erforderlichen Behandlungsalternative“ bietet.
Die DEGUM begrüßt diese Erkenntnis. „Nun sollten hierzulande klinische
deutsche Studien durchgeführt werden, die den Nutzen der Methode auch
bei kaukasischen Patienten belegen“, meint Strunk.
Die
DEGUM fordert vom G-BA, den Stellenwert des HIFU-Verfahrens bei anderen
Erkrankungen – etwa bei Lebermetasen – weiter zu überprüfen. „Hier hat
der G-BA bisher noch keinen Nutzen erkannt – mit der Begründung, dass
dazu noch keine ausreichenden Studien vorliegen“, so der Experte. „Doch
nur weil derzeit dazu keine unseren Qualitätsstandards entsprechenden
Untersuchungen vorliegen, kann man diese doch nicht a priori
ausschließen.“ So habe die Praxis gezeigt, dass einige Patienten auch
bei der Behandlung von Lebermetastasen vom HIFU-Verfahren profitieren.
Wie entsteht Leberkrebs?
Ein
relevanter Risikofaktor für die Entstehung von primärem Leberkrebs ist
eine Leberzirrhose, die auch als „Schrumpfleber“ bekannt ist. Dabei
handelt es sich um eine schwere Leberschädigung, die häufig durch
jahrelangen Alkoholmissbrauch entsteht. Auch Personen, die an einer
dauerhaften Leberentzündung – also an einer Hepatitis-Erkrankung –
leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einem Leberkarzinom zu
erkranken. Ein weiterer relevanter Faktor ist die Fettleber, die etwa
durch erhöhten Alkoholkonsum, Diabetes mellitus und starkes Übergewicht
entstehen kann.
Quelle:
Beschluss des G-BA: https://www.g-ba.de/downloads/40-268-4254/2017-03-16_137h_BVh-16-002_USgHIFU-hepatozellulaeres-Karzinom_TrG.pdf