Harnstein: Schnelltest erkennt Wiederholungsrisiko

Harnstein: Schnelltest erkennt Wiederholungsrisiko

fzm, Stuttgart, September 2014 – Wissenschaftler der
Universität Bonn haben eine Methode zur Harnsteinrisiko-Bestimmung, die
bisher nur in größeren Labors möglich war, vereinfacht. Sie stellen
ihren „BRI-On-Chip“, der in der ärztlichen Praxis oder sogar zuhause
beim Patienten durchgeführt werden kann, jetzt in der Fachzeitschrift
„DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2014) vor.

Etwa vier bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter
Harnsteinen, die sich aus normalen Bestandteilen des Urins bilden. Wenn
die Konkremente die Harnwege verlegen, kommt es zu schmerzhaften
Koliken. Die Harnsteine können zwar in den meisten Fällen beseitigt
werden. Doch die Neigung zur Harnsteinbildung bleibt nach der Behandlung
bestehen. Jeder zweite Patient wird mindestens einen Rückfall erleiden,
jeder Vierte gar drei oder mehr, berichtet Privatdozent Norbert Laube
vom Deutschen Harnsteinzentrum an der Universität Bonn. Der Urologe hat
vor Jahren mit dem „BONN-Risk-Index“ eine Methode entwickelt, die einen
drohenden Rückfall vorhersagen kann. Es ist nicht der erste Test. Doch
während frühere Ansätze die Konzentration einzelner Substanzen im Urin
bestimmen und dann mit einer komplizierten Formel das Risiko berechnen,
ahmt der Bonner Test die Bildung der Harnsteine nach. In einem Röhrchen
wird die Neigung des Urins bestimmt, kleine Calciumoxalatkristalle zu
bilden. Der Test berücksichtigt damit sämtliche Urinbestandteile, auch
die nicht messbaren, erläutert Dr. Laube. Calciumoxalat ist der
häufigste Bestandteil von Harnsteinen. Das Salz der Oxalsäure ist in
mehr als 75 Prozent aller Harnsteine vorhanden.

Der BONN-Risk-Index ist inzwischen weltweit anerkannt und
wird von vielen Labors eingesetzt. Der „Urolizer“ ist allerdings ein
recht großes Gerät, das sich die meisten Arztpraxen nicht leisten
können. Laube hatte deshalb angestrebt, das Verfahren zu verkleinern und
ein für Arztpraxen taugliches Gerät herzustellen. Dieses ist jetzt mit
dem „BRI-On-Chip“ gelungen. Der Urinschnelltest ist bereits zum Patent
angemeldet. Am Beispiel einer jungen Frau mit erhöhtem Harnsteinrisiko
demonstriert Dr. Laube, dass das Gerät die gleiche Genauigkeit erzielt
wie sein „großer Bruder“, der „Urolizer“.

Der „BRI-On-Chip“ wurde speziell für die Arztpraxis
entwickelt. Er ist so einfach und schnell zu bedienen, so dass ihn auch
die Patienten zu Hause anwenden könnten. Da die Neigung zur
Harnsteinbildung durch die Ernährung beeinflusst wird – Rhabarber und
Spinat enthalten beispielsweise viel Oxalsäure – können die Patienten
ihn auch zu Hause einsetzen, um zu prüfen, ob ihre Ernährungsumstellung
ihr persönliches Harnsteinrisiko verändert hat.

N. Laube:
Neues Harn-Diagnostikverfahren zur individuellen Überwachung des Harnsteinrisikos und anderer Stoffwechselerkrankungen
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (34/35); S.1721-1725