Grüner Tee bei Alzheimer

Die Substanz EGCG (Epigallocatechin-3-gallate) in grünem Tee kann
offenbar den tödlichen Prozess der Plaquebildung bei Parkinson und
Alzheimer umkehren. Statt der giftigen Eiweißablagerungen bilden sich
durch EGCG ungiftige und damit für die Nervenzellen harmlose, kugelige
Eiweißaggregate. Das haben Forscher des Max-Delbrück-Centrums für
Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch in Versuchen im Reagenzglas und
in Nervenzellmodellen festgestellt. Die Arbeit von Dr. Dagmar
Ehrnhöfer und Dr. Jan Bieschke aus der Forschungsgruppe von Prof.
Erich Wanker hat die Fachzeitschrift Nature Structural and Molecular
Biology*(http://dx.doi.org/10.1038/nsmb.1437) jetzt veröffentlicht.

Die Substanz EGCG bindet in einer sehr frühen Phase direkt an die noch
ungefalteten Eiweiße und verhindert damit, dass sich durch Fehlfaltung
giftige, unlösliche Aggregate entwickeln können. EGCG unterbricht auf
diese Weise die gefährliche Kaskade der Proteinfehlfaltung.

Zwar bilden sich dennoch Eiweißablagerungen, jedoch über einen anderen
Mechanismus. "Sie sind aber harmlos", betonte Dr. Bieschke. Das habe
ein Test mit einem Antikörper ergeben, der toxische Aggregate erkennt.
Er bindet jedoch nicht an die unstrukturierten kugelförmigen Gebilde,
die nach der EGCG-Behandlung auftreten.

Jetzt wollen die MDC-Forscher in Zusammenarbeit mit Forschern des
nahegelegenen Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) und
der NMR-Spektroskopie klären, wie genau EGCG mit den schädlichen
Aggregatvorstufen der Alzheimer Krankheit wechselwirkt. Auch wollen
sie herausfinden, wie die "gutartigen" Kugeln aufgebaut sind.

Proteinfehlfaltung führt in einem mehrstufigen Vorgang über die
Ansammlung verschiedener Vorstufen letztlich zu gefährlichen
Eiweißablagerungen. Sie sind für die Nervenzellen giftig und
verursachen ihren Untergang. Proteinfehlfaltung gilt als Auslöser von
Parkinson sowie der Alzheimer Krankheit und auch von Chorea
Huntington.

Da EGCG an mehrere Proteine bindet, die ursächlich für verschiedene
Proteinfehlfaltungserkrankungen sind, vermuten die MDC-Forscher, dass
EGCG und ähnliche Substanzen für die Entwicklung von Medikamenten
gegen degenerative Nervenerkrankungen sowie andere Krankheiten, bei
denen sich Eiweißablagerungen bilden (Amyloidosen) geeignet sind. Erst
2006 hatte Dagmar Ehrnhöfer zeigen können, dass EGCG in einem
Taufliegenmodell für Chorea Huntington die Toxizität der tödlichen
Ablagerungen verringern kann.