Das dargestellte Kommunikationsprinzip (s.u.) kann ich 1000%ig bestätigen.
Während meines Soziologie-Studiums haben wir bereits 1965 unter der Leitung von Prof. René König und Prof. Erwin K. Scheuch und Prof. Alphons Silbermann im soziologischem Hauptseminar eine Studie durchgeführt, die zum gleichen Ergebnis kam. Wir nahmen dazu die Studentenzeitung als Kommunikationsträger und verbreiteten dort auf der ersten Seite eine Falschmeldung – heute heißt das: Fakenews. Unser Team untersuchte die Wirkung bei ca. 100 Lesern. Die falsche Nachricht wurde von etwa 80% der Probanden aufgenommen.
Beim nächsten Erscheinen – 14 Tage später – genauso prägnant an gleicher Stelle dementiert. Das Dementi wurde von mehr als der Hälfte der Studenten bewusst gelesen und im Gedächtnis abgelegt.
Wiederum 14 Tage später ergab eine weitere Befragung, dass nur noch ca. 20 % der Studenten von dem Dementi wussten, doch die erste, die ursprüngliche Falschmeldung, war bei ihnen viel präsenter als das Dementi.
Die Moral von der Geschicht‘: Es scheint eine soziologisch-psychologische Gesetzmäßigkeit zu sein, dass erste Falschmeldungen sich viel besser im Gedächtnis verankern, als der Widerruf der Nachricht. Leider wird dieses von Populisten immer wieder missbraucht. Das gilt sowohl in der allgemeinen Presse als auch im chaotischen Internet – im Gegenteil. Gerade dort wird diese Missinformation brutal ausgenutzt, um eigene, auch politische Ziele zu verfolgen. Diese Gesetzmäßigkeit stellt eine große Gefahr für die Demokratie dar. Die Ergebnisse der Wahlen von US-Präsident Trump ebenso wie die Begleitung des Brexit des britischen Demagogen Boris Johnson und auch die Machenschaften von Erdogan, von Präsiden Maduro von Venezuela und Präsident Bolsonaro von Brasilien wäre ohne diese Gesetzmäßigkeit nicht so verlaufen.
Dazu habe ich auch bei Facebook auf meiner offiziellen Seite einen mit dem Titel: „Bastelanleitung für Autokraten hinterlegt“:
https://www.facebook.com/jeanpuetzoffiziell/videos/1615745815189553/
(pte) – Wenn Menschen gefälschte Nachrichten konsumieren, neigen sie dazu, daraus auch falsche Erinnerungen abzuleiten, die sich auch dann in ihrem Gedächtnis festsetzen, wenn sie als Fake News entlarvt werden. Das gilt auch in solchen Fällen, in denen deren Inhalte mit den eigenen politischen Einstellungen übereinstimmen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des University College Cork (UCC) und der University of California, Irvine (UCI) nach einem Experiment, das sie 2018 im Zuge des Abtreibungs-Referendums in Irland durchgeführt haben.
Wähler merken sich Falsches
„Unser Experiment hat uns zum ersten Mal einen genaueren Blick auf den Zusammenhang zwischen Fehlinformationen, falschen Erinnerungen und einem echten Bürgerentscheid eröffnet“, sagt UCC-Studienleiterin Gillian Murphy. Die Ergebnisse seien allerdings nicht nur in Bezug auf die konkrete Volksabstimmung in Irland relevant, sondern hätten auch in anderen ähnlichen politischen Kontexten ihre Gültigkeit – etwa bei der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2020. „Die Wähler könnten sich an völlig falsche News-Meldungen erinnern“, befürchtet die Wissenschaftlerin.
„Es ist ungemein wichtig, dass wir die psychologischen Effekte von Fake News besser verstehen“, betont ihre Forschungskollegin Elizabeth Loftus von der UCI. Denn die entsprechenden Technologien, die es möglich machen, Nachrichtentexte, Fotos und mittlerweile sogar Videos zu fälschen, würden immer ausgefeilter. „Die Leute treffen Entscheidungen auf Basis von falschen Erinnerungen. Und oft ist es dann auch schwer, sie zu überzeugen, dass das gefälschte Nachrichten sind“, so Loftus.
3.140 wahlberechtige Personen
Für ihr Experiment hat das Team rund um Murphy und Loftus im Vorfeld des Referendums in Irland 3.140 wahlberechtige Personen rekrutiert. Diesen wurden jeweils sechs Nachrichtenmeldungen vorgesetzt, wovon zwei gefälscht waren und offensichtlich die Position entweder der Abtreibungsgegner oder -befürworter widerspiegelten. Nachdem sie alle Nachrichten gelesen hatten, konnten sie versuchen, selbst herauszufinden, welche die Fake News waren. Anschließend folgte ein kognitiver Test.
Das Resultat: Fast die Hälfte der Teilnehmer konnte sich noch sehr genau an mindestens eine der gefälschten Nachrichten erinnern. Bei denjenigen, die selbst für eine Legalisierung von Abtreibung stimmen wollten, war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie sich an Falschmeldungen erinnern konnten, die ihre eigene Position untermauerten. Umgekehrt galt das gleiche auch für die Gruppe der Abtreibungsgegner.