(pte) – Diabetes-1-Patienten können künftig Langerhans-Inseln, die Insulin produzieren, von beliebigen Spendern, selbst von Tieren, transplantiert werden. Auch Immunsuppressiva sollen überflüssig sein, weil die Immunabwehr des Körpers gegen die fremden Zellen nichts ausrichten kann. Denn sie sind mit einem Hydrogel umhüllt, das Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) entwickelt haben.
Gute Barriere für Immunzellen
Das neue Gel lässt Sauerstoff und andere Moleküle passieren, sodass die Inseln versorgt werden und überleben können. Es lässt auch das lebenswichtige Insulin passieren, wehrt jedoch Immunzellen und Antikörper ab, die körperfremdes Gewebe und Zellen normalerweise rigoros zerstören. Das Gel besteht aus wasserlöslichen Kunststoffpartikeln und Natriumalginat, das aus den Zellwänden der Braunalge gewonnen wird.
Weltweit wird seit einiger Zeit nach Möglichkeiten gesucht, transplantierte Inseln vor den Angriffen der Immunabwehr zu schützen, ohne deren Angriffslust durch Medikamente zu lähmen. Derartige Immunrepressiva können fatale Wirkungen haben, weil sie in diesem Stadium auch andere Krankheitserreger weitgehend gewähren lassen. Das Team um Sandrine Gerber hat das mit dem Hydrogel geschafft, indem es weitere Wirkstoffe hinzufügte, darunter den Entzündungshemmer Ketoprofen.
Kein Warten auf Organe und Zellen
Getestet wurde das Gel von auf Inseltransplantation spezialisierten Medizinern des Universitätsklinikums Genf (HUG) und der Diabetes-Forschungsgruppe InsuLéman . Das HUG gehört zu weltweit zehn Zentren, in denen auch tierische Zellen transplantiert werden.
Die Lizenz, das Gel zu produzieren, erhielt das Genfer Jungunternehmen Cell-Caps, dem auch Gerber angehört. „Wir müssen noch Tests machen, um die Langzeitwirkung des Gels zu prüfen“, so die Forscherin. „Außerdem brauchen wir eine zuverlässige Quelle für Inselzellen.“ Es könne noch einige Jahre dauern, bis das Gel routinemäßig eingesetzt wird. Die Hülltechnik hat das Potenzial, auch bei anderen Transplantationen zu helfen. Dadurch würde die oft endlose Wartezeit auf passende Organe und Zellen drastisch verkürzt.